Titel: | Neuere Stahlhalter. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 76 |
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Neuere Stahlhalter.
Mit Abbildungen.
Neuere Stahlhalter.
Die Verwendung kurzer Schneidwerkzeuge aus Stahlstäben vorzüglicher Beschaffenheit
gewährt grosse wirtschaftliche Vortheile, sobald die hierzu erforderlichen
Stahlhalter bei einfacher Bauweise den Erfordernissen der Arbeit entsprechen.
Bequeme Einspannung, Sicherheit der Lage, richtige Einstellung in Bezug auf das
Werkstück (Schneidwinkel) und Leichtigkeit des Nachschleifens der Stähle bedingen
mehr oder weniger den Verwendungswerth dieser Stahlhalter.
Es ist das richtige Nachschleifen namentlich kurzer Schneidwerkzeuge aus freier Hand
ohne den zugehörigen Halter stets mit Ungenauigkeiten verknüpft, welche nur dadurch
zu umgehen sind, dass man den Stahlhalter auch beim Schleifen mitverwendet oder
entsprechende Einspannvorrichtungen am Schleifsteintroge vorsieht.
Immerhin ist man aber bei gleichartiger Arbeit in der Lage, einen grösseren Vorrath
geschliffener Stahlwerkzeuge zu halten und so die durch das Schleifen bedingten
Aufenthalte während der Bearbeitung abzukürzen.
F. L. B. Rider's Stahlhalter (Fig. 1).
Der aus gewöhnlichem Stahlmaterial gefertigte Halter besitzt einen Haken, an dessen
Stirnfläche der Schneidstahl sich anlegt, während eine, mit einer Spannschraube
angezogene Bügelöse denselben anpresst und festhält. Der Schneidstahl besteht aus
einem vierkantigen Stab von rhombischem Querschnitt, welcher in der Wirkung dem
sogen. englischen Messer (diamond point tool)
nahekommt. (American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 7 * S.
4.)
Textabbildung Bd. 279, S. 76
Rider's Stahlhalter (Fig. 1). Gegabelter Stahlhalter (Fig. 2 bis 5).
Aehnlich ist der in Fig.
2 bis 5
dargestellte, der Revue industrielle, 1889 vom 6. Juli
* S. 269, entnommene Halter. Der Halterstab ist gegabelt, in seiner Stirnfläche
sind schrägstehende bezieh. sich kreuzende Rinnen eingehobelt, in welche der
Schneidstahl eingelegt werden kann. Dieser wird durch eine Oese b gezogen, welche im Gabelschlitz des Stahlhalters
liegt und die vermöge einer Schraubenmutter angespannt ist, wobei der Schneidstahl
als Querstück wirkt.
Hierbei können ebensowohl Rund-, als auch Kantstähle in Anwendung kommen, wobei, wie
aus Fig. 5 zu ersehen,
derselbe Stahlhalter gleich gut zum Rechts- sowie Linksschnitt zu gebrauchen
ist.
Fr. H. Coloin's Stahlhalter (Fig. 6 und 7).
Zum Schneiden von Hohlgewinde ist der in Fig. 6 bezieh. Fig. 7 (nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 19 * S. 6)
gezeichnete Stahlhalter geeignet, den wir hier erwähnen, obwohl derselbe bei uns in
vielen Werkstätten im Gebrauch sich vorfindet.
Textabbildung Bd. 279, S. 76
Coloin's Stahlharter.
Der entsprechend stark geformte Halter hat am Stirnende einen Klemmschlitz mit
Spannschraube, wodurch der in die Bohrung eingelegte Schneidzahn festzuhalten ist.
Der cylindrische Schaft dieses Schneidzahnes erleichtert ganz wesentlich die
Einstellung in der, durch die Gewindsteigung bedingten Schräglage.
Der Kopf der Klemmschraube ist ferner in den Halter versenkt, wodurch an
Bewegungsfähigkeit, bezieh. an Arbeitsraum gewonnen wird.
Die Bearbeitung von Bodenansätzen und Böden in geschlossenen Cylindern wird durch den
abgeänderten Stahlhalter Fig.
7 erleichtert, wobei durch Schräglage der Bohrung der Schneidzahn
möglichst freigelegt wird.
Berger-André's Doppelstahlhalter (Fig. 8 und 9).
Unter der Voraussetzung, dass die Arbeitsmaschine verhältnissmässig stark gebaut oder
das Werkstück sehr schwer, demgemäss unempfindlich gegen die biegenden,
verspannenden oder schütternden Schnittkräfte sei, kann dieser doppelte Stahlhalter
auch gleichzeitig zum Schroppen und Schlichten benutzt werden. Es sind in diesem
Halter daher auch zwei Stähle neben einander angeordnet, von welcher der etwas
weiter vorstehende zum Abnehmen des Hautspanes, der zweite zum Abrichten der
Arbeitsfläche dienen soll.
Textabbildung Bd. 279, S. 76
Berger-André's Stahlhalter (Fig. 8 und 9).Demoor's Werkzeughalter (Fig.
10).
Berger's Stahlhalter (D. R. P. Nr. 53233 vom 15. Februar
1890) besteht
wie gewöhnlich aus einer quadratischen Stange, in deren kopfartigen Erweiterung zwei
schräggerichtete vierkantige Löcher eingearbeitet sind.
Der Boden jedes dieser Löcher ist mit einer stählernen Riffelplatte belegt, deren
Aussenbord in der Druckrichtung sich an den Kopf anlegt und überdies durch zwei
Schräubchen gehalten wird.
In diese Plattenriffen legen sich die Zähne des Schneidwerkzeuges passend ein,
welches, mittels je zweier Druckschrauben gehalten, gegen jede Verschiebung
gesichert ist. Der Stahlhalter Fig. 8 dient hauptsächlich für den Gebrauch an Stossmaschinen, während
der Halter Fig. 9
ebensowohl zum Hobeln wie zu glatter Drehbanksarbeit Verwendung finden kann. (Armengaud, Publication industrielle, Bd. 18 * S. 646,
bezieh. Revue industrielle, 1890 * S. 186, bezieh. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1890 Bd.
34 Nr. 38 * S. 990.)
J. M. Demoor's Werkzeughalter (Fig. 10).
Nach Revue industrielle, 1889 vom 6. Juli S. 267,
besteht der für Stossmaschinen bestimmte Stahlhalter Fig. 10 aus einem an den
Enden abgedrehten Quadratstab, der mit einer Kegelbohrung versehen ist, in welche
die eigentlichen Halter für die Stosszähne passen, die je nach Bedarf für Rund- oder
Hohlarbeit eingerichtet sind.
In den unteren Rand des Stabhalters sind in gleicher Eintheilung Zacken
eingearbeitet, in welche ein am Stosszahnträger angeschraubter Lappen einsetzt,
wodurch sehr leicht die Lage des Stosszahnes zum Stösselschlitten bezieh. zum
Werkstück abgeändert und die bequemste Winkelstellung ausgewählt werden kann.
Mittels einer durch die Stabachse gelegten Druckschraube ist die Lösung des
Stosszahnträgers rasch durchführbar und der Wechsel erleichtert. Nach der
Beschreibung zu urtheilen, scheint zwischen Einsatz und Stangenbohrung noch eine
Spiraldrahtfeder zu dem Zwecke eingeschlossen zu sein, um dadurch die
Stosszahnschneide während des Rücklaufes zu schonen.
Pr.