Titel: | O. Lodge, über Blitzableiter für Telegraphen und Kabel. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 517 |
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O. Lodge, über Blitzableiter für Telegraphen und
Kabel.
Mit Abbildungen auf Tafel
27.
Lodge, über Blitzableiter für Telegraphen und Kabel.
In der Institution of Electrical Engineers in London
folgte am 8. Mai 1890 die Aussprache über einen von Dr. Oliver Lodge am 25. April gehaltenen Vortrag (Journal of the Institution, Bd. 19 * S. 346 und * 882.; vgl. auch Industries, 1890 * S.
473). Aus dem inhaltreichen Vortrage mögen hier nur einige Bemerkungen gegeben
werden.
Erfahrungsgemäſs ist fast jeder Blitzableiter besser als keiner. Die Blitzableiter
bieten keinen vollkommenen Schutz, die Fälle aber, in denen sie theilweise versagen,
sind nicht zahlreich. Die Erkenntniſs der Wirkungsweise führt zu vollkommenerem
Schütze ohne wesentliche Mehrkosten. Eine Anzahl verborgener und unerklärter Fehler,
welche in der Guttapercha der Kabel auftreten, mag z. Th. von in die Seele
eintretender hochgespannter Elektricität herrühren, welche die Guttapercha an
schwachen Stellen durchbohrt. Zeigt der Blitzableiter selbst eine Beschädigung, so
beweist dies nicht, daſs er das Kabel vollständig geschützt hat, sondern nur, daſs
er sein Bestes zum Schütze des gefährdeten Kabels gethan hat.
Lodge empfiehlt nun, dem vom Blitzableiter abflieſsenden
Elektricitätsüberschusse einen zweiten Blitzableiter darzubieten, dem Ueberschusse
des zweiten einen dritten u.s.f., zugleich soll der Ueberschuſs von jedem
Blitzableiter durch Einschaltung von Selbstinductionsrollen zufolge der
elektromagnetischen Trägheit derselben möglichst vermindert werden. Für Blitzplatten zeigt
Fig. 15
die Anordnung: Lodge schlägt wegen der bequemen
Einstellung und leichten Ueberwachung derselben die Anwendung einfacher Messingstäbe
mit Luftzwischenraum vor, in so groſser Entfernung, daſs thermoelektrische oder
sonstige Wirkungen der etwa überspringenden Funken nicht zu befürchten sind; am
besten wird der Nutzstrom nahe an den einander gegenüberstehenden Enden abgeführt,
wie in Fig.
16. A und B sind
die Platten oder Klemmen für Leitung L und Erde E, C und D die geschützten
Klemmen. Die Gröſse der Luftzwischenräume wird zwischen der Dicke von Pappe und von
Seidenpapier gewählt.
Dr. Alex. Muirhead hat hiernach auch einen Blitzableiter
angefertigt, bei dem nur die Rollen zwischen A und C vorhanden sind und im Kreise um eine mit der Erde
verbundene Säule stehen. Für Wechselströme und Entladungen von unvorherzusehender
Richtung ist die symmetrische Anordnung nach Fig. 15 und 16
vorzuziehen.
Die reihenweise Verbindung der Luftzwischenräume oder Entladungsstellen und der
aufhaltenden Verzögerungsmittel ist wesentlich. Die Selbstinduction der Rollen wird
aber, aus Rücksicht auf die Geschwindigkeit des Telegraphirens, klein genommen; 3,6
bis 4m,4 Draht Nr. 16 reicht aus.
Daſs die Unterseekabel eine starke Metallhülle besitzen, macht ihre Beschützung gegen
Blitzschläge leicht und vollständig. Gefahr ist indessen vorhanden, wo ein Kabel mit
einer Landlinie verbunden wird. Wenn beide an denselben Umschalter geführt werden,
so kann ein in die Landlinie an einer entfernten Stelle schlagender Blitz an den
Klemmen einen Zweig in das Kabel und die Kabelinstrumente überführen. In jedem Amte
sollten daher zwei Blitzableiter aufgestellt werden, ein gröberer an der
Eintrittsstelle der Landlinie zum Schutz gegen gröſsere Gewalt und ein feinerer an
der Kabeleinmündung zur Aufnahme der letzten Spuren gefährlicher Störungen. Fig. 17 zeigt
die Schaltung eines Lodge'schen Blitzableiters bei
einem Kabel, dessen Schutzhülle allein als Erde benutzt wird; Fig. 18 bei Anwendung
einer örtlichen oder Hilfserdleitung E; der Draht d führt nach dem Umschalter oder der Linie. Ohne
Hilfserdleitung darf nur die Schaltung nach Fig. 17 angewendet
werden, damit Blitzschläge in die Linie leicht zur Kabelhülle abgeführt werden, und
Strömungen aus der Kabelhülle, z.B. wenn der Blitz in das Küstenwasser schlägt, in
die Linie.
Die Telegraphenapparate lassen sich vollkommen schützen, wenn man sie in eine
Erweiterung der Schutzhülle verlegt, z.B. in ein Eisenhaus, mit welchem die Hülle
verbunden wird, während die Seele ins Innere des Hauses geführt wird, oder auch in
ein von einem Drahtnetz umgebenes Amt. Man verläſst sich gewöhnlich auf eine
Kurzschlieſsung vom Kabel nach der Hülle; ist aber der Schlieſsungsdraht
einigermaſsen lang, so verzweigt sich ein ihn treffender Blitz und strömt z. Th. auch in das Kabel.
Einem solchen eisernen Kabelhause wird am besten auch noch eine örtliche Erdleitung
gegeben, damit die Kabelhülle nicht etwa einmal einen so heftigen Blitz fortleiten
muſs, daſs er sie übermäſsig erhitzt. Gasröhren, Wasserröhren u. dgl. dürfen zwar in
das Haus eingeführt werden, aber sie müssen unbedingt wirksam mit ihm verbunden
werden und zwar an ihrer Eintrittsstelle. Da kein isolirter Leiter die Wände
durchdringen darf, so darf auch keine Landlinie in das Kabelhaus münden. Das
Landlinienamt muſs in einem besonderen Zimmer, drahtsicher gegen das Kabelzimmer,
untergebracht und die Telegramme müssen auf nicht elektrische Weise von einem Zimmer
zum andern gegeben werden:
Man pflegt die Seekabel in eine Strandhütte einzuführen, um die Meſsinstrumente ihm
möglichst nahe aufstellen zu können. Es ist dies ungefährlich, wenn die Hütte
selbst, oder eine Umfriedigung (etwa eine Büchse, wie in Fig. 19) in ihr aus Eisen
ist, auch Kabel und Strandleitung mit ihrer Schutzhülle in gute Verbindung mit den
Wänden gesetzt sind.
Gegen Erdströme schützt ein solches Kabelhaus nicht; ebenso wenig gegen allmähliche
atmosphärische Strömungen; beide sind indessen zwar störend beim Telegraphiren, aber
nicht gefährlich.
Bei der Aussprache über den Vortrag Lodge's erwähnt H. A. C. Saunders, daſs er auf den
Malta-Alexandriakabeln seinen Blitzableiter 1864 zuerst angewendet habe und seitdem
auf allen Kabeln der Eastern Telegraph Company benutze;
derselbe besteht aus einer Messingröhre von 450mm
Länge, mit einem Draht von 0mm,0675 Durchmesser
und 45 Ohm Widerstand; der feine Draht ist oft geschmolzen worden, nie aber ein
Kabel oder ein Instrument beschädigt. Sodann weist W. H.
Preece darauf hin, daſs die zur Zeit bei der englischen Verwaltung
benutzten Blitzableiter für Telegraphen und Kabel ihren Zweck vollständig erfüllten
und auch nicht zu theuer seien. Unter den Apparaten der englischen Verwaltung seien
600 besonders werthvolle Apparate; jeder derselben hat seinen Blitzableiter und von
ihnen allen sei 1889 nicht ein einziger beschädigt worden. Die englische Verwaltung
habe etwa 30000 bis 40000 Apparate und nur 10991 Blitzableiter: viele Apparate seien
also nicht geschützt, namentlich viele in Irland, wo wenig Gewitter seien, und die
Telephone erhielten überhaupt keine Blitzableiter. Unter seiner Aufsicht stünden 117
Kabel von durchschnittlich 21km; alle sind roit
Blitzableitern versehen, und es werden dazu 351 Blitzableiter verwendet. Es sind
Plattenableiter, welche den Spitzenableitern vorgezogen werden, weil sie seltener
zusammenschmelzen als letztere. Zwischen den Platten liegt eine durchlöcherte
Glimmerscheibe (von 0mm,025 Dicke). Hinter dem
Blitzableiter folgt eine mit der Erde verbundene Messingspule mit einer Schicht
Windungen aus einem isolirten Kupferdraht von 7mils Dicke, darauf ein feiner
Platindraht von 5mils Durchmesser und 75mm Länge und dann erst
das. Kabel. Nie ist ein Kabel beschädigt worden. Hieran reihten sich noch eine
ziemliche Anzahl von Bemerkungen (z. Th. auch historische), welche von Verschiedenen
gemacht wurden. Schlieſslich hebt Lodge hervor, daſs
man bei den nicht seltenen Beschädigungen der Blitzableiter auch anderweite
Beschädigungen annehmen müsse, ohne daſs jedoch dieselben immer sichtbar sein
müſsten.