Titel: | Neues Tachymeter von Charnot. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 508 |
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Neues Tachymeter von Charnot.
Mit Abbildung.
Neues Tachymeter von Charnot.
Sehr oft tritt an den praktischen Ingenieur die Nothwendigkeit der Ausarbeitung eines
Vorprojektes für eine Straſse, eine Eisenbahn u.s.w. heran und die hierzu
erforderlichen Vermessungen werden in der Regel am zweckmäſsigsten nach der sogen.
tachymetrischen Methode ausgeführt. Hierfür sind zahlreiche in ihren speciellen
Einrichtungen vielfach sehr verschiedene Instrumente im Gebrauche, welche im
Wesentlichen entweder der Tendenz, die Arbeit auf dem Felde möglichst einfach zu
gestalten und möglichst abzukürzen, während dann durch entsprechende Berechnungen zu
Hause die Aufnahme zu Ende geführt wird, ihre Einrichtung verdanken – oder derart
gebaut sind, daſs die Arbeit selbst so viel als möglich am Felde schon völlig zu
Ende geführt wird und weitere Rechnungen im Bureau überflüssig werden. Die meisten
der diesen Zwecken dienenden Instrumente haben nach der Meinung Charnot's, von dem das hier zu besprechende Instrument
herrührt, an dem Uebelstande zu leiden, daſs bei ihrer Anwendung nicht nur mehr oder
weniger delicate Ablesungen am Instrumente selbst gemacht werden müssen, sondern
nach den beobachteten Daten noch Rechnungen zu machen sind, welche selbst der
geschickte Beobachter auf dem Felde nur unvollkommen auszuführen vermag.
Textabbildung Bd. 278, S. 508Charnot hat diese Unzukömmlichkeiten zu beseitigen
versucht, indem er ein Tachymeter construirte (Le Génie
civil, 1889 S. 128), das auch auf der allgemeinen Ausstellung in Paris 1889
zu sehen war, welches auſser daſs es, wie fast alle Tachymeter, nicht nur zur
Messung der Horizontal- und Vertikalwinkel und zur Ausführung genauer Nivellements
verwendet werden kann, auch noch andere besondere Einrichtungen hat, so daſs man
direkt, d.h. ohne besondere Rechnung, die wagerechte Entfernung eines Punktes, oder
die Neigung irgend einer Strecke o. dgl. angeben kann. Nachstehend mag die Abbildung
dieses Instrumentes und die Beschreibung seiner hauptsächlichsten und
charakteristischen Bestandtheile folgen. Zunächst ist das Fernrohr L (siehe Figur) mit fester oder umsetzbarer Libelle im
Lager 4, das in Ringen endet, sowohl um seine Längsachse drehbar, als auch in den Lagerringen umlegbar.
Das Fernrohrlager und damit auch die Visur ist um eine wagerechte Achse beweglich
und kann diese Bewegung durch die Klemmschraube S
aufgehoben werden. Sodann ist der Arm BB1 hervorzuheben, welcher aus zwei Hauptstücken
besteht: der Coulisse B und dem Schieber B1; der erstere Theil
ist mit seinem oberen Ende am Drehzapfen des Fernrohrlagers fest, und zwar senkrecht
zur Richtung der Visur. Der zweite Theil, der Schieber B1, ist mit seinem unteren Ende mit dem
Zapfen eines Läufers K verbunden, und gleitet dieser
Schieber mit sanfter Reibung in der oben genannten Coulisse. Diese Einrichtung gibt
dem zur Visirlinie senkrechten Arme BB1 die Möglichkeit, sich nach Bedarf zu verlängern
oder zu verkürzen und läſst sich die Länge jederzeit mit Hilfe eines auf dem Theile
B1 befindlichen
Nonius auf der auf B angebrachten Theilung ablesen. Der
genannte Läufer K ist gezwungen, sich wagerecht auf
einem Lineale R zu bewegen und wird bei der Drehung des
Fernrohres in senkrechter Ebene vom Arme BB1 mitgenommen. Der Läufer ist mit einem Nonius
versehen und wird mit ihm die Neigung auf der am Lineale R angebrachten Scala abgelesen. Diese Regel R
ist einerseits parallel der senkrechten Visirebene, andererseits in bestimmtem
Abstande von der wagerechten Fernrohrdrehungsachse am Horizontalkreise befestigt.
Endlich sind noch die zwei Schräubchen P und P1 zu erwähnen, welche
dazu dienen, den Weg des Läufers K auf dem Lineale R nach Wunsch zu begrenzen. Der Beobachter regulirt
nach seinem Ermessen den Weg des Läufers, entweder mit der einen Schraube auf 1/10 oder mit der
anderen auf 1/50
des Abstandes des wagerechten Lineales von der Fernrohrdrehungsachse. Wird das
Fernrohr auf die in einem Punkte aufgestellte Latte gerichtet und dann die eine oder
die andere der beiden Schrauben P, P1 angezogen und das Fernrohr so weit gedreht als
dieses in Folge der Fixirung des Endpunktes des Weges des Läufers möglich ist, so
werden in dem einen Falle je 10cm, im anderen je
2cm des zwischen beiden Visuren befindlichen
Lattenintervalles 1m der wagerechten Entfernung
geben, wie eine einfach anzustellende Betrachtung ergibt.
R.