Titel: | Neue Druckluft-Kraftmaschinen. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 337 |
Download: | XML |
Neue Druckluft-Kraftmaschinen.
Patentklasse 46. Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Neue Druckluft-Kraftmaschinen.
Die Stellungnahme der Elektrotechniker gegen die Druckluftvertheilung hat die
günstige Entwickelung der Einzelheiten für die Anwendung des Druckluftsystems nicht
zu hemmen vermocht. Es liegen nunmehr namentlich Kraftmaschinen für den Betrieb
durch Druckluft vor, welche gegenüber den in Paris in Anwendung befindlichen
Ausführungen ganz wesentliche Fortschritte aufweisen. Eine Beschreibung einiger
neuer Maschinen dieser Art ist in folgendem beabsichtigt. Als springender Punkt
einzelner Ausführungen ist die Verlegung der Beheizung in das Innere des
Druckluftcylinders zu bezeichnen, bezieh. der Ersatz der äuſseren Heizvorrichtung
durch innen stattfindende Gasexplosionen.
Fig. 1 und 2 erläutern
eine rotirende Maschine für Preſsluft von S. Scharfberg
und E.
Fränkel in Paris (* D. R. P. Nr. 52959 vom 19. September
1889).
Die Maschine zeigt die Ausbildung einer älteren rotirenden Maschine (* D. R. P. Nr.
27474). Führungsstangen u1u2u3 u.s.w. und auf
Leitschienen abcd gleitende Kolben K1K2K3 sind vorhanden. Die
Kolben treten beim Aufsteigen des rotirenden Theiles aus diesem heraus und werden
beim Niedergang in denselben zurückgezogen. Die Maschine ist oben abgeschlossen und
übt in Folge dessen auch die treibende Kraft ihre Wirkung im oberen Theil der
Maschine aus. Der Körper A des Motors ist auf dem
ganzen Umfang seiner hervorstehenden Theile mit Rinnen oder Einschnitten versehen,
in welche Gummiringe von entsprechendem Querschnitt eingelegt sind. Der obere Theil
des Motors ist durch ein endloses, auf der Innenseite mit Kautschuk belegtes
Stahlband abgeschlossen, welches ebenso breit ist wie der bewegliche Körper des
Motors, und welches unterhalb des Motors über eine bewegliche Rolle läuft, welche
vermittels Stellschraube höher oder tiefer gestellt werden kann, um das endlose
Stahlband M mehr oder weniger fest gegen den
Motorkörper bezieh. gegen die Gummiringe anziehen zu können. Das endlose Stahlband
M folgt der Bewegung des drehenden Theiles A und bewirkt einen hermetischen Abschluſs des oberen
Theiles der Kanäle G und H, welche auf den beiden Seiten durch die Platten m und n abgeschlossen sind.
Die vom Behälter L kommende Druckluft tritt durch das
Rohr o in den kleineren Kanal G und wirkt mit voller Kraft auf den gerade auflegenden Kolben, welcher an
der Platte m vorbeigegangen ist und durch die
Leitschiene a in den Kanal getrieben worden ist.
Wenn der Kolben K seinen Lauf auf der concentrischen
Leitschiene b beendet hat, wird er von der
excentrischen Leitschiene c in den Motorkörper A zurückgezogen, bevor er an der Platte n anlangt; die Druckluft tritt dann durch das Rohr p aus, welches sie auf der entgegengesetzten Seite in
den Kanal H einführt. Hier wirkt dieselbe von Neuem auf
den gerade aufsteigenden Kolben, bis sie auf der entgegengesetzten Seite wieder
austritt. Da sich die Druckluft nicht condensirt, wie der Dampf, so können statt
zweier Kanäle G und H
mehrere Kanäle angeordnet werden, in welche die Luft der Reihe nach von einer Seite
eintritt und auf der anderen wieder austritt, um von Neuem in den nächstfolgenden
Kanal eingeführt zu werden.
Da die Reibung der Kolben auf den Leitschienen eine rollende und auf dem Stahlband
M eine elastische ist, so kann der Motor stets
vollständig dicht gehalten werden, da die eventuelle Abnutzung bezieh. die
Entstellungen in der natürlichen Form des Stahlbandes durch Anziehen der Stellrolle
O geregelt werden können.
Bei der in Fig.
3 dargestellten Maschine von E. Josse und J.
Rosing in Aachen (* D. R. P. Nr. 53899 vom 30. Januar
1890) soll die Eisbildung verhindert und die Verminderung des
Luftverbrauchs herbeigeführt werden durch eine mit Hilfe der arbeitenden Druckluft
bewirkte Verbrennung von Gas.
Diese Wärmezuführung wird dadurch bewirkt, daſs bei jedem Hub die Expansionsperiode
der bereits zur Kühlung des Verbrennungsraumes benutzten Druckluft durch eine
Periode der Druck- und Temperatursteigerung unterbrochen wird, welche die Druckluft
zu einer zweiten Expansion ohne Eisbildung befähigt. Diese Druck- und
Temperatur-Steigerung geschieht durch Verbrennung eines luftarmen Gasgemisches,
welche durch die im Cylinder befindliche Druckluftmenge bewirkt wird, so daſs eine
Vermischung der Verbrennungsproducte mit der nicht durch die Verbrennung verzehrten
Druckluft eintritt.
Der Vorgang wird durch das Diagramm Fig. 4 dargestellt, ab bedeutet die Zuströmungsperiode der Druckluft, die
aus einer Leitung von der Verdichtungsstelle entnommen wird, bc die erste Expansionsperiode, cd eine
Periode, in der die Druck- und Temperatursteigerung erfolgt, de die zweite Expansionsperiode.
Die Ausführung dieses Vorganges wird bewirkt durch die dargestellte Einrichtung des
Steuerungsmechanismus. Derselbe besteht aus zwei Schiebern, welche auſser der
Vertheilung der Druckluft und der Zuführung des Gases auch die Entzündung desselben
bewirken und die Druck- und Temperatursteigerung dadurch einleiten, daſs sie das
expandirende Druckluftquantum mit der entzündeten Gasmenge in Verbindung bringen,
wodurch dieselbe zur vollständigen Verbrennung gelangt.
Die zwei Schieber I und II
werden durch die Deckplatte A mittels des Druckes der
comprimirten Luft auf einander gepreſst und abgedichtet.
Die Druckluft gelangt direkt aus der Leitung durch den Stutzen B in die hohle Deckplatte A und von da durch die Kanäle C und D an den Wänden des Verbrennungsraumes vorbei in den Cylinder.
Der Abschluſs der Admission erfolgt durch den Steg a
des Schiebers I, welcher den Kanal so lange geschlossen
hält, bis die gewünschte Expansion erreicht ist. In diesem Augenblick kommt der Raum
D und damit der Cylinderinhalt in Verbindung mit
der Verbrennungskammer E, In derselben befindet sich
ein entzündetes luftarmes Gasgemisch, das durch Hinzuströmen von Luft aus dem
Cylinder vollständig verbrennt. Die Füllung der Kammer E mit diesem Gasgemisch geschieht dadurch, daſs die Oeffnung g der Kammer E mit dem
Schlitz f in der Schieberdeckplatte A in Verbindung steht, wodurch Gas (Leuchtgas), mit
etwas Luft gemischt, unter Druck mittels einer Pumpe oder eines Strahlgebläses
zugebracht wird. Zu derselben Zeit steht der Zündraum Z
mittels des Kanals h und der Schlitze i und k mit der
Verbrennungskammer E in Verbindung und füllt sich
dadurch ebenfalls mit dem zugeführten Gasgemisch. Beim Weiterbewegen der Schieber
wird die Verbindung von Z und E unterbrochen und der Inhalt des Zündraumes Z an der Zündflamme entzündet, indem die Mündung m den Schlitz l passirt. Nachdem die obere
Oeffnung m des Zündraumes Z wieder geschlossen ist, kommt der glühende Inhalt desselben durch die
Mulde h mit dem Raum E in
Verbindung. Hierdurch wird das in demselben befindliche Gasgemisch entzündet, so
daſs es, wie vorhin erklärt, bei Hinzutreten der Luft aus dem Cylinder vollständig
verbrennt.
Beim Rückgange der Schieber wird der Raum D1 mit der Verbrennungskammer E1 in Verbindung gebracht, und
functioniren in derselben Weise die Zündkammer Z1 mit den Oeffnungen mund k1 des
Schiebers I, der Kanal h1 mit dem Schlitz i1 des Schiebers II und der Schlitz g1 mit dem Schlitz f1, der seinerseits in
Verbindung steht mit der Zuleitung R1 des Gasgemisches in der Deckplatte A.
Besonders hervorragende Ausführungen stammen von Dr. R.
Pröll in Dresden her. Die in Fig. 5 dargestellte
Maschine bezweckt die Möglichkeit einer Arbeit der Luft durch Volldruck und durch
Expansion (* D. R. P. Nr. 53581 vom 1. Januar 1890). Die Wärmezufuhr erfolgt durch
äuſsere Beheizung der Maschine mittels einer Gasflamme.
Der Motor hat an tiefster Stelle, und zwar unter dem Boden B des gröſseren Cylinders, in welchem die Kältebildung hauptsächlich vor
sich geht, eine Heizquelle H, bestehend in einer
Gasflamme oder der Flamme eines flüssigen Brennmaterials, in welche eventuell zur
Erzeugung gröſster Heizkraft Luft von atmosphärischem oder höherem Drucke eingeführt
wird.
Der Boden des Cylinders ist nach Fig. 5 eingestülpt oder
mit geraden oder kreisförmigen Rippen versehen, welche in entsprechende Aussparungen
im Kolbenkörper treten, um der im groſsen Cylinder hauptsächlich durch Expansion
wirkenden Luft während derselben in möglichst intensiver Weise Wärme zuzuführen.
Um den Heizherd läuft ein Kanal a, den die Druckluft
durchströmt, bevor sie in den oberen kleineren Cylinder tritt. Sie nimmt dabei ein
gewisses Quantum Wärme auf, welches gestattet, sie bereits im kleinen Cylinder durch
frühzeitigen Abschluſs expandiren zu lassen, worauf sie dann durch den Kanal b in den groſsen Cylinder tritt, um hier weiter zu
expandiren.
Ein Regulator H verstellt ein Regulirorgan v, welches die Druckluft passiren muſs, ehe sie in den
kleinen Cylinder A gelangt, und beherrscht dadurch den
Gang des Motors.
Auſserdem verstellt der Regulator gebotenen Falls noch ein Regulirungsorgan r im Gaszuleitungsrohre oder dem Zuführungsrohre für
flüssiges Brennmaterial.
Bei Einführung von Druckluft in die Flamme erfolgt dieselbe aus dem Schieberkasten.
Sie strömt dabei durch ein Ventil oder Hahn u, wodurch
sie entsprechend abgedrosselt werden kann. Die Regulirung der Admissionsluft durch
das Regulirorgan v bestimmt auch die Spannung der
Heizluft, so daſs durch die beschriebene Construction der Heizeffect abnimmt, wenn
der Motor weniger Kraft entwickelt, und umgekehrt.
Fig. 6 zeigt
eine Ausführung des genannten Constructeurs, welche nach Art der Kleinkraftmaschinen
die Maschine C und Ofen O,
überhaupt sämmtliche für den Betrieb erforderlichen Stücke auf einer Grundplatte
vereinigt enthält.
Der Ofen enthält ein doppelspiralförmig gewundenes Heizrohr K, welches von der Druckluft in der durch Pfeile angedeuteten Richtung
durchströmt wird. Die Heizgase steigen in dem durch die Heizschlange gebildeten
Cylinder in die Höhe und ziehen dann auſsen auf spiralförmig gewundenem Wege G um denselben herum nach der Esse; hierbei gerathen
sie durch eingesetzte Rippen r in Wirbelungen, wodurch
sie genöthigt werden, in kräftigerer Weise, als es ohne diese der Fall wäre, ihre
Wärme an die Heizfläche abzugeben.
F ist der Feuerraum, in welchem das Brennmaterial
brennt, und D1D2 sind
Regulirvorrichtungen zur Zulassung von Luft. W ist die
Welle des Motors. Das Luftrohr L führt die kalte
Druckluft in die Heizschlange des Ofens, während die erwärmte Luft durch das Ventil
v und Rohr R dem Motor
zuströmt. Die Abluft vom Motor geht durch das Rohr R1 in die Esse und facht hier wie das Blasrohr der
Locomotive den Zug an. Die Anfachung ist desto stärker, je mehr Luft verbraucht
wird, also auch abbläst. In Folge dessen wird auch mehr Wärme im Ofen gebildet und
umgekehrt. Es entsteht also auf diese Weise eine selbsthätige Regulirung.
Als Motor ist eine Maschine mit Schwungradregulator und Hahnsteuerung nach dem
patentirten System Doerfel-Proell in Aussicht genommen.
Dieselbe arbeitet bereits in zahlreichen Exemplaren höchst ökonomisch mit gröſserer
Geschwindigkeit (200 bis 300 Umgänge in der Minute) und zeichnet sich durch groſse
Einfachheit in allen ihren Theilen aus. Die dem System eigenthümliche groſse
Oekonomie, Ruhe des Ganges und genaue Regulirung ist eine Folge der unmittelbaren
Verstellung der Expansion durch den Regulator und Bildung sehr starker Compression,
wodurch der Einfluſs des schädlichen Raumes fast vollständig ausgeglichen wird.
Dieselbe würde bei Verwendung des Systems für Luftmaschinen insofern noch sehr
nützlich sein, als die dadurch erzeugte Wärme nicht verloren gehen, sondern bei der
darauf folgenden Luftfüllung und Expansion entsprechende Verwerthung finden würde.
Aus diesen Gründen darf bei angemessener Vorwärmung und Wassereinspritzung der
Luftverbrauch bei Maschinen dieses Systems zu etwa 10 bis 12cbm für die indicirte Pferdekraft und Stunde
angenommen werden.
Nach der Idee des Betriebsingenieurs Fischinger der
Firma Kummer und Co. in Dresden hat Pröll die in Fig. 7 und 8 abgebildete vereinigte
Gas- und Druckluftmaschine entworfen.
Während bei der Gasmaschine in Folge der im Cylinder stattfindenden Gasexplosion eine
groſse Verbrennungswärme frei wird, welche durch kräftige Kühlung des Cylinders
beseitigt werden muſs, macht die Kältebildung bei der Expansion der Druckluft eine
Vorwärmung derselben nöthig. Durch die Vereinigung beider Maschinenarten und eine
entsprechende Leitung der Druckluft bezieh. Verwendung der Verbrennungsproducte der
Gasmaschine kann der gröſste Theil der jetzt bei der Gasmaschine verloren gehenden
Wärmemenge für den Arbeitsprozeſs der Druckluftmaschine nutzbar gemacht werden.
Durch die Construction wird die Vorwärmung der Luft in die Maschine verlegt. Es
bedarf also keiner Heizanlage, und die damit verbundenen Uebelstände kommen
vollständig in Wegfall.
Es ist A der Cylinder einer Gasmaschine, G der Cylinder einer Luftmaschine, welcher in irgend
einer Weise wie der Cylinder einer Dampfmaschine gesteuert wird, z.B. durch
zwangläufig gesteuerte Ventile. Die Vortheile dieses Steuerungssystems sind
unmittelbar auf Luftmaschinen übertragbar. Sie bestehen bekanntlich in einer
selbsthätigen Verstellung der Expansion durch den Regulator und der zwangläufigen
Bewegung der Ventile auch während der Schluſsperiode.
Für den Gasmotor ist das System Benz gewählt, weil
dasselbe im Zweitakt arbeitet und auſserdem die hierzu erforderliche Druckluft
unmittelbar zur Verfügung gestellt werden kann. Die Arbeit im Zweitakte verleiht der
Maschine auch eine gröſsere Gleichförmigkeit im Gange.
Die Druckluft tritt aus der Rohrleitung am hintersten Ende bei a in den Mantel r des
Gascylinders, nimmt unter gleichzeitiger Kühlung des Cylinders die Wärme des
letzteren auf und gelangt, durch die Steuerung vertheilt, vorgewärmt in den Cylinder G der Luftmaschine, in demselben durch Expansion
wirkend.
Die parallel der Achse beider Cylinder befindliche und von der Schwungradwelle der
Maschine mit gleicher Geschwindigkeit angetriebene Steuerwelle w1 betreibt sowohl die
Steuerung des Luftcylinders als Gascylinders.
Für ersteren geht die Bewegung durch die conischen Räder r3r4 auf die kleine Hilfswelle w über, welche in einem Gehäuse, das den Ständer des Federregulators R (Patent Proell) trägt,
wagerecht und senkrecht zur Maschinenachse gelagert ist. Auf dieser Welle befindet
sich ein Excentermechanismus E mit prismatischer
Führung c, auf welcher eine Hülse verschoben werden
kann, von der die Ventilbewegung abgeleitet ist. Letztere und die Verstellung der
Coulisse durch den Regulator erfolgt durch das aus Fig. 7 ersichtliche
Hebelwerk. Die Ventile r1r2 werden
durch dasselbe unter Aufwand der geringsten Zahl von Gelenken gehoben und gesenkt,
und zwar gelangen sie, abhängig von dem Stande des Regulators, früher oder später
zum Schlusse, während ihre Voreröffnung constant ist. Es ist dies eine wichtige
Eigenschaft dieser patentirten Steuerung. Der Auslaſs wird durch Corliſshähne von
der Hilfswelle w aus gesteuert.
Bei der gezeichneten Stellung des Kolbens, der sich nach links bewegt, erfolgt durch
elektrische Zündung bei z eine Explosion des im
Cylinder enthaltenen Gasgemisches. In Verbindung mit dem Drucke der Druckluft auf
die ringförmige Fläche des Kolbens im Luftcylinder (zwischen diesem und dem
Gascylinder) erfolgt eine Arbeitsübertragung auf die Kurbel der Maschine. Gegen Ende
des Kolbenhubes öffnen sich die Ventile c1c2. Durch ersteres tritt Druckluft von geringerer
Spannung, zu deren Ansammlung der Behälter B im Fuſse
des Gascylinders dient (die Luft wird der Ummantelung r
entnommen und strömt auf ihrem Wege nach B durch das
Reductionsventil m), in den Cylinder und treibt die
hier angesammelten Verbrennungsproducte durch das Ventil c2, Kanal k,
Verbindungsrohr f in den Behälter C. Bei etwa halbem Kolbenhube schlieſst sich das Ventil
c1, dann das Ventil
c2, es tritt eine
Verdichtung der Luft ein, worauf schlieſslich, aber noch vor Beendigung des
Kolbenhubes, durch das Ventil e0 etwas Gas (soviel als zur Bildung eines
explosibeln Gemenges erforderlich ist) in den Cylinder hineingelassen wird. Im
Todtpunkte erfolgt die Zündung mittels eines elektrischen Funkens, der durch einen
Ruhmkorf-Apparat und Dynamomaschine im gegebenen
Moment erzeugt wird. Diese Zündung hat sich bei den Benz'schen Motoren als eine zuverlässige bewährt.
Aus der Zeichnung ist unmittelbar ersichtlich, wie die Steuerung der Ventile am
Gascylinder erfolgt. Auf der Steuerwelle w1 (Fig. 8) sitzt ein Excenter
e1 mit kuglig
abgedrehter Fläche zwischen Scheibe und Excenterring. so daſs dasselbe mittels eines
Kugelzapfens die Welle bin oscillirende Drehung
versetzen kann. Ein auf derselben befindlicher Daumen öffnet und schlieſst mittels
des Hebels d die Ventile c1 und c2. Die Eröffnung des Gasventils erfolgt durch ein
besonderes Excenter e2.
Eine am Ende der Welle w1 von der Kurbel g betriebene Gaspumpe preſst
continuirlich Gas in einen Behälter C, aus dem dann
dasselbe in den Arbeitscylinder A strömt. Der Druck
wird so regulirt, daſs derselbe im Behälter C etwas
gröſser ist als der zuletzt durch Verdichtung der eingeschlossenen Luft im
Arbeitscylinder entstandene. Um auch bei variabler Arbeitsleistung der Maschine
stets diejenige Luft- und Gasmenge zur Speisung des Cylinders zu erhalten, welche
der erforderlichen Explosionsarbeit entspricht, sind sowohl in die Luft- als
Gasleitung nach den Ventilen c1 und c2 Drosselventile bezieh. Hähne eingesetzt, welche
durch Gestänge mit dem Regulator verbunden sind und von diesem entsprechend
verstellt werden.
In den Raum, der von Druckluft erfüllt ist, kann Wasser eingespritzt werden, um die
in den Auspuffgasen enthaltene Wärme zu binden. Der durch die Hitze der Auspuffgase
erzeugte Wasserdampf mischt sich mit der Arbeitsluft und kommt der Wirkung der Luft
bei ihrer Expansion im Luftcylinder zu Gute. Erstere treten durch das Rohr m in die Ummantelung des Luftcylinders und geben hier
noch den Rest ihrer Wärme an die Cylinderwände, welche von innen durch die
expandirende Luft stets abgekühlt werden, ab. Auf diese Weise ist ein fast
vollkommener Wärmeaustausch erreicht. Nebenbei wird aber noch, was sehr wichtig ist,
die im Gase steckende Explosionsarbeit im Prozesse gewonnen. –
Gröſsere Druckluftanlagen sind beabsichtigt in Rixdorf-Berlin, Dresden und Görlitz,
in Süddeutschland ferner in Würzburg, Bamberg, Fürth und Offenbach. Die Stadt
Würzburg, welche etwa 500000 M. zur Subvention eines Floſshafens bewilligt hatte,
aber den Antrag im bayerischen Abgeordnetenhause abgelehnt sah, wünscht den einmal
bewilligten Kredit als Beitrag zu einer Druckluftanlage und zwar in Selbstbetrieb zu
verwenden. In Folge dessen würde, falls, wie wahrscheinlich ist, ein Vertrag zu
Stande käme, die Gesellschaft Riedinger die Ausführung
erhalten und, da natürlich 500000 M. für eine solche Anlage nicht ausreichen, auch
einen groſsen Theil der Kosten mit übernehmen und dann an dem Gewinn theilnehmen.
Bereits hat sich in Würzburg ein Privatcomité gebildet, das eine rührige Thätigkeit
entfaltet und sogar gröſsere Geldmittel aufbringen will. Der Bedarf hat bis jetzt
schon auf 400 festgestellt werden können. – Auch in Bamberg finden
Unterhandlungen statt. Die Nachfrage hat bis jetzt ein Bedürfniſs für 600
Druckluft ergeben. – In Fürth ist der Vertrag bereits unterzeichnet, und zwar am 6.
Mai vom Magistrat und am 13. vom Gemeindecollegium. Nach diesem Vertrag hat die
Firma Riedinger die Concession für den Betrieb einer
von ihr zu erbauenden Druckluftanlage auf 40 Jahre und zwar als Monopol erhalten.
Als Maximalpreis ist ein
Satz von 1,20 Pf. für 1cbm Luft vorgesehen. Nach
Abzug einer Jahresabgabe von 1 M. für 100m
Rohrlänge ist die Stadt am Gewinne des Unternehmens betheiligt, sobald die
Verzinsung des herangezogenen Kapitals 6 Proc. übersteigt. Vom elften Jahre an kann
die Stadt die Anlage für den 16fachen Betrag der reinen Durchschnittsrente käuflich
erwerben, wobei dieser Preis jedoch niemals unter 15 Proc. über die Anlagekosten
betragen darf. Angemeldet sind dort schon 2300 Druckluft. Fürth, ¼ Stunde
Bahnfahrt von Nürnberg entfernt, gehört zu den wichtigsten und bevölkertsten
Industrieorten Deutschlands. Ganze Branchen, wie z.B. Goldschlägerei, Bronzefarben-
und Spiegelfabrikation, werden fast nur in Fürth gepflegt. Die dort vorhandene
Pferdekraft, auf den Kopf berechnet, ist neben Mülhausen die höchste in
Süddeutschland. Die Anlage muſs spätestens in zwei Jahren beendet sein, und so wird
diejenige Stadt, welche einst die erste Eisenbahn in Deutschland hatte, auch in den
Besitz der ersten Druckluftanlage kommen. – In Offenbach steht mit geringen
Unterschieden derselbe Vertrag vor der Unterzeichnung. Es wird dort mehr Werth auf
die elektrische Beleuchtung gelegt als in Fürth; auſserdem hat die Stadt im
Gegensatz zu anderen Städten bei einer Verzinsung über 10 Proc. ihren ganzen
Luftdruckbedarf frei haben wollen, allein die Gesellschaft ist nur auf 1½ Millionen
K.-M. jährlich eingegangen. Angemeldet an Druckluft sind dort schon 1000 .
Die Ausführung der Anlage ist ebenfalls auf höchstens zwei Jahre bemessen, allein
man wünscht damit bereits bis zum nächsten Sommer fertig zu werden, um so den
Besuchern der elektrischen Ausstellung in Frankfurt Gelegenheit zur Besichtigung zu
geben. Inzwischen hat die Gesellschaft Riedinger auch
wegen Sachsenhausen Schritte gethan, zunächst bei der Berliner
Druckluftgesellschaft, zu deren Rayon (ehemaliger Norddeutscher Bund) Sachsenhausen
gehört, und als ihr sodann der Ort wirklich überlassen wurde, auch beim Frankfurter
Magistrat. An diesen hat die Augsburger Gesellschaft das Ersuchen gestellt, in ihr
Offenbacher Rohrnetz auch Sachsenhausen einbeziehen zu dürfen, da die dortige
Industrie dem Anlagesystem geneigt sei und weder technische Bedenken
entgegenständen, noch voraussichtlich, soweit die Erkundigungen bis jetzt ergeben
hätten, irgend ein staatlicher Einspruch. Die Entschlieſsung steht also nunmehr bei
Frankfurt, dessen Trennung von Sachsenhausen in diesem Falle, angesichts der höheren
Lage Sachsenhausens, nicht ungünstig wirken würde. Für letzteren Ort aber, wo,
abgesehen von anderen bedeutenden Industrien, allein 7 groſse Brauereien betrieben
werden, braucht die Wichtigkeit einer Druckluftanlage nicht weiter erörtert zu
werden. – Aus Paris wird gleichzeitig gemeldet, daſs die angestellten officiellen
Versuche der neuen groſsen Compressorenanlage (2000 ) sehr gute Resultate
ergeben haben. Erstens ist der Kohlenverbrauch geringer gewesen, als in dem
„Lastenheft“ vorgeschrieben, und zweitens ergaben die Maschinen einen groſsen
mechanischen Nutzeffect (0,856), wie er bisher noch nicht erreicht wurde. Es sind
dies die Compressoren, welche die Société Cockerill,
Seraing, geliefert hat, von denen einer auf der vorjährigen Ausstellung in Betrieb
war und von der internationalen Jury mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde.