Titel: | Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen; von F. H. Haase. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 204 |
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Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen; von
F. H. Haase.
Mit Abbildungen.
Haase, Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen.
1. Zimmeröfen.
In Frankreich findet man bekanntlich auch heute noch vielfach die alten Cheminées
vertreten, an deren strahlende Wärme und hellen Feuerschein Viele noch so sehr
gewöhnt sind, daſs sie sich nur ungern davon trennen und lieber eine groſse
Brennmaterialienverschwendung in Kauf nehmen, als zur Aufstellung unserer modernen
zierlosen, aber weit wirthschaftlicheren Zimmeröfen verstehen würden, wenn sie nicht
die Annehmlichkeiten der Cheminées bei anderen Heizungseinrichtungen (Oefen) wieder
gefunden hätten, welche, ohne die erstere Eigenschaft – mangelhafte
Erwärmungsfähigkeit für gröſsere Räume – zu besitzen, als sehr sparsam bezeichnet
werden können, da ihr Brennmaterialverbrauch in der That ein verhältniſsmäſsig sehr
geringer ist.
Solche Oefen, die dem – auch im südwestlichen Deutschland vorherrschenden –
Bedürfniſs möglichst strahlender Wärme entsprechend, vorwiegend in Eisen ausgeführt
und, um sie an beliebiger Stelle aufstellen und ihren Standort leicht verändern zu
können, vielfach auf Rollen montirt sind, haben sich unter der Bezeichnung langsam
brennender Oefen (Poêles à combustion lente) rasch eingebürgert und auch in einigen
Gegenden Süddeutschlands insbesondere als Koksfüllöfen Eingang gefunden.
Mit dem wachsenden Bedürfniſs nach hygienisch zweckmäſsigen Einrichtungen haben diese
Oefen aber Veranlassung zu mancherlei ärztlichen Bedenken gegeben, da man – in wie
weit mit Recht oder mit Unrecht möge hier unerwähnt gelassen werden – der Ansicht
Raum gab, daſs sie die Erzeugung von Kohlenoxydgas begünstigen, das leicht
theilweise in die erwärmten Räumlichkeiten gelange.
Indessen muſs hier bemerkt werden, daſs diese Ansicht wohl wesentlich durch die in
Frankreich und auch in Deutschland noch an den meisten Orten gebräuchlichen
Ofenklappen, oder richtiger gesagt „Rauchrohrklappen“ verschuldet worden sein
mag, deren unrichtige Einstellung oder gar zeitweise vorkommender selbsthätiger
Abschluſs natürlich sehr geeignet ist, Kohlenoxydgasvergiftungen herbeizuführen,
weshalb die Polizeibehörden einzelner Städte – wie beispielsweise diejenige Berlins – in
richtiger Erkenntniſs der Sachlage die Anbringung besagter Klappen direkt verboten
haben.
Die Ursache der miſsgünstigen Beurtheilung der erwähnten Oefen mag übrigens gewesen
sein, welche sie wolle, man hat auf einmal – wohl hauptsächlich durch eine lebhafte
Erörterung der Sache in der Académie de médecine
veranlaſst – gefunden, daſs die bis dahin beliebten Sparöfen gesundheitsgefährliche
Kohlenoxydgaserzeuger und deshalb besser durch weniger sparsam brennende Oefen zu
ersetzen seien, in welchen eine, die Entwickelung von Kohlensäure sichernde
möglichst lebhafte Verbrennung, wenn auch mit groſsem Ueberschuſs an
Verbrennungsluft erfolge.
Da erschien im vorigen Jahre in der Weltausstellung in Paris, nachdem bereits die
Preisvertheilung durch die Jury stattgefunden hatte, ein Ofen von J. Baylac, welcher eine sichere Kohlensäureproduction
bei sehr sparsamem Brennmaterialaufwand in Aussicht stellte und deshalb allgemein
eine sehr günstige Aufnahme fand.
Fig. 1., Bd. 278, S. 205Fig. 2., Bd. 278, S. 205Fig. 3., Bd. 278, S. 205 Das Grundprinzip, nach welchem Baylac seinen
Ofen construirte, von dem Fig. 1 eine perspectivische
Ansicht und Fig. 2 und 3 Höhenschnitte zeigen, wird gekennzeichnet durch das Bestreben, allen
bisher üblichen Maſsnahmen entgegen, die im Feuerherde entwickelte Hitze möglichst
von dem im Füllschacht aufgespeicherten Brennstoff abzulenken, gleichzeitig eine
förmliche Verbrennungskammer zu schaffen, in welcher sich die sich entwickelnden
Verbrennungsgase möglichst innig mit der nöthigen Verbrennungsluft mischen, und
endlich einen reichlich groſsen Feuerraum zu schaffen, in welchem sich die
vollständige Verbrennung der Feuergase vollziehen kann, bevor diese in das Rauchrohr
einströmen. Zum ersteren Zweck ist am Fuſse des Füllschachtes unmittelbar über dem Herdraume des
Ofens ein gewölbter Schirm aus feuerfestem Material derart angeordnet, daſs derselbe
den Herdraum bis auf einen engen Spalt überdeckt und die Feuergase zwingt, sich
gegen die vordere Cylinderfläche des Ofens hinzubewegen, an welcher ein Zuschuſs an
Verbrennungsluft durch die Spalten eines senkrechten Rostes in den Ofen einströmt.
Die gröſste Hitze der Feuergase wird hierbei der vorderen Wärmestrahlungsfläche des
Ofens zugelenkt und zugleich vermieden, daſs die Temperatur des Brennmaterials im
Füllschachte so hoch steige, daſs dasselbe schon hier zu destilliren und
Kohlenoxydgas zu entwickeln beginne, und dadurch andererseits erreicht, daſs die
ganze Gasentwickelung in unmittelbarer Nähe der seitlichen Luftzuströmungsöffnung
erfolgt.
Zum Zweck der Beschaffung eines genügend groſsen Verbrennungsraumes im Ofen ist der
Füllschacht so bemessen, daſs er nur den halben Inhalt desselben einnimmt. Zugleich
ist derselbe möglichst nahe an die Rückwand des Ofens herangerückt, so daſs sich die
Verbrennung ausschlieſslich an der Vorderwand des Ofens vollzieht.
Die Fläche des unteren wagerechten Rostes über dem Aschenfallraum beträgt den dritten
Theil der Gröſse des Ofenquerschnittes bei ⅕ freier Durchgangsöffnung, für welche
ein mindestens gleichgroſser Ausschnitt in der Vorderwand des Aschenschiebers als
Lufteinströmungsöffnung vorgesehen ist.
Die Fläche des senkrechten Rostes b, durch welche die
Flamme sichtbar ist, erstreckt sich über ⅓ des Ofenumfangs und ist durch
Schiebethüren überdeckbar. Sind diese vollständig zusammengezogen, so daſs der
senkrechte Rost nach dem Zimmerraume hin verdeckt ist, so kann man von dem
Aschenfallraume her die nöthige Luft durch einen – in Fig.
2 ersichtlichen – wagerechten Registerschieber dem senkrechten Roste
zuströmen lassen.
Der Querschnitt des von Klappe und Schieber vollständig freien Rauchrohres beträgt ¼
der Oberfläche des wagerechten Rostes (oder 1/12 des Ofenquerschnitts).
Zum Entzünden des Brennstoffs und Entschlacken des Herdraumes befindet sich in der
senkrechten Rostfläche eine gröſsere, durch besondere Thüre verschlieſsbare
Oeffnung.
Der Füllschacht, welcher bei langsamer Feuerung einen Brennstoffvorrath für 18
Stunden faſst, ist für gewöhnlich durch einen mit Sandabdichtung luftdicht
schlieſsend gemachten Deckel abgedeckt, über welchem – wie aus Fig. 2 ersichtlich – noch ein zweiter den ganzen
Ofencylinder überdeckender Deckel liegt. Das in Fig.
1 an dem letzteren vorgesehene Ringgeländer entspricht einer besonderen
Anordnung für sehr niedrige Oefen.
2. Kesselfeuerungsanlagen.
Es existirt wohl kaum ein anderes technisches Gebiet, in welchem der Fortschritt sich, trotz
eines höchst anerkennenswerthen Aufwandes von Scharfsinn und Mühe, gleich langsam
vollzieht, und in welchem die Ansichten der Fachleute und die von denselben
erzielten Erfahrungsresultate einander in gleichem Maſse widersprechen als in dem
der Feuerungsanlagen; aber es existirt wohl auch keine andere Art technischer
Erzeugnisse, deren Nutzeffect in dem Maſse von ihrer Behandlung abhängt, daſs zwei
himmelweit von einander verschiedene Ausführungen in gleichen Verhältnissen gleich
gute oder gleich schlechte Resultate zu ergeben vermögen, wenn sie dementsprechend
verschieden oder gleich schlecht behandelt werden.
Unter solchen Umständen kann man streng genommen einer Neuconstruction in der
Feuerungsbranche nur dann das Prädikat eines Fortschrittes zuerkennen, wenn sie
einen hohen Nutzeffect bei gleichzeitiger Verminderung der Anforderung an Umsicht,
Sorgfalt und Mühe des Heizers oder – bei gleicher Anforderung in dieser Richtung –
mit geringwertigerem Brennmaterial gewährt.
Das Bestreben der Feuerungstechniker ist in der Regel nur der Erzielung einer
rauchlosen – also vollständigen – Verbrennung zugewandt, die unter günstigen
Umständen ja allerdings zugleich auch einen guten Heizeffect gewährt, hierzu aber
nicht nur besonders geschulter und gewissenhafter Heizer, sondern auch eines guten
Brennmaterials bedarf. Wo dieses letztere hierzu aber nicht vorhanden ist, wird auch
in den sonst mit Recht als vorzüglich geltenden Feuerungsanlagen eine rauchfreie
Verbrennung nicht selten nur auf Kosten einer bedeutenden Schmälerung des
Heizeffectes erzielt und oft auch noch eine sehr rasche Zerstörung der Roststäbe
constatirt. Ja nicht allein das – es kommen sogar auch Fälle vor, in denen sonst als
vorzügliche Rauchverbrenner geltende Feuerungsanlagen sich als arge Rauch- und
Ruſsproducenten erweisen, wenn bei ihrer Ausführung nicht auf die Beschaffenheit des
in ihnen zu verfeuernden Brennmaterials Bedacht genommen wurde.
Was die Verfeuerung geringwerthigen Brennmaterials
betrifft, so hat die Erfahrung gelehrt, daſs es allerdings immer möglich ist, auf
jedem Roste – selbst in Feuerungseinrichtungen, die nur für die Verfeuerung von
Prima-Nuſskohle bestimmt scheinen – auch backende Kleinkohle zu brennen und sehr
gute Resultate zu erzielen, ohne die Roststäbe allzurascher Zerstörung preiszugeben,
wenn der Heizer nur den nöthigen guten Willen hat, sich dem hierbei erforderlichen
Mehraufwand von Mühe zur Bewirkung und Erhaltung des nöthigen Durchzuges und zur
Entschlackung des Rostes zu unterziehen. Für gewöhnlich erweist sich jedoch der
Versuch, solche Kohlen zu brennen, in Folge fortgesetzten Widerstandes des Heizers
als wenig nutzbringend; und nur da, wo man sich dazu versteht, den Heizer an dem mit
seiner Hilfe erlangten Nutzen theilnehmen zu lassen, werden ausnahmslos gute Erfolge
erzielt.
Man hat, um diese letzteren zu erleichtern, bei den mit schrägliegendem Flachrost versehenen
Feuerungsanlagen die Neigung dieses Rostes je nach der Beschaffenheit der Kohle
gewechselt; aber es zeigt sich dabei immer, daſs damit im Grunde nur wenig gebessert
wird, indem man wohl in einzelnen Fällen gute, in vielen anderen Fällen aber auch
sehr ungünstige Resultate unter gleichen Verhältnissen beobachten kann.
Schwieriger ist es, mit nichtbackendem Kohlengruſs günstige Heizeffecte zu erzielen,
weil hierbei leicht eine Menge Brennstoff unverbrannt zwischen den Rostbalken
hindurch in den Aschenfallraum niederfällt.
Um diesen Verlust zu vermeiden, ist es nicht nur nöthig, überhaupt einspaltige Roste
zu verwenden, deren Spaltbreite nicht mehr als 3mm
betragen darf, sondern es muſs auch für Unveränderlichkeit der Roststäbe Sorge
getragen werden, um zu verhindern, daſs sich die Spaltbreite an einzelnen Stellen
nach einiger Zeit erweitere. Um diesen Zweck zu erreichen, werden – wie der
Märzbericht 1890 der Société des ingénieurs civils mittheilt – in Frankreich
mehrfach hohle Roststäbe angewendet, durch deren Innenraum Kühlwasser streicht.
Diese Einrichtung soll sich vollständig bewährt haben und auſser der Möglichkeit,
beliebigen mageren Kohlengruſs überhaupt zu brennen, auch noch einen besonders hohen
pyrometrischen Effect ergeben, den man der Einwirkung des durch die Poren des Eisens
der Roststäbe durchdringenden Wasserdampfes zuschreibt, ohne dafür eine Erklärung
geben zu können.
Wenn eine Erhöhung des pyrometrischen Effectes durch die Wirkung des Wasserdampfes
wirklich nachgewiesen worden ist, was aus dem besagten Berichte nicht mit Sicherheit
hervorgeht, so kann dieselbe nur einer im Eisen der Kohlenstäbe selbst vor sich
gehenden Dissociation und einer alsbaldigen Wiederbildung des Wassers aus dem
freigewordenen Wasserstoff im Feuerherde selbst zugeschrieben werden. Jedenfalls
aber kann hierbei nicht von einer Steigerung des calorischen Effectes durch den
Wasserdampf die Rede sein, da diese ja selbst – ähnlich wie in dem Falle, in welchem
der Boden des Aschenfallraumes mit Wasser benäſst wird – zunächst auf Kosten des
calorischen Effectes gebildet wird und vermöge einer Wärmecapacität, die weit höher
ist als diejenige aller im Ofen befindlichen permanenten Gase, den calorischen
Effect bei weiterer Temperatursteigerung noch in erheblichem Maſse weiter
vermindert.
Die bekannten Vortheile der Benässung des Aschenfallraumes (insbesondere als
Schutzmittel zur Verhütung rascher Zerstörung der Rostbalken bei starkem Durchfall
glühender Funken) finden übrigens nach dem obengenannten Bericht bei Verfeuerung von
Kleinkohle noch einen bisher unbekannten Zuwachs, welcher die Wahrscheinlichkeit
naheleg: daſs die vorhin erwähnten hohlen wasserdurchflossenen Kohlenstäbe
entbehrlich sind.
Nach einem Vortrage des Ingenieurs A. Lencauchez soll es
sich nämlich herausstellen, daſs wenn man den Boden des Aschenfallraumes durch
stetigen Wasserzufluſs immer unter Wasser hält, die Schlacken auf dem Roste befähigt
werden, sich zu einem einzigen groſsen luftigen Schwamm zu vereinigen, über welchem
man sehr gut jede trockene pulverförmige Kohlenmasse verbrennen kann.
Diese neuentdeckte Eigenschaft eines im Aschenraume unterhaltenen Wasserbades im
Vereine mit den übrigen allgemein bekannten Eigenschaften desselben gewährt so
groſsen praktischen Nutzen, daſs demgegenüber der auf 1 bis 2 Proc. Verminderung des
Heizwerthes des Brennstoffs zu veranschlagende Wärmeaufwand für die Verdampfung des
Bades nicht wohl in Betracht kommt, zumal derselbe auf Kosten eines Brennmaterials
fällt, dessen Einführung als gutes Kesselheizmaterial einen effectiven Fortschritt
in der Feuerungsbranche bedeutet. –
Um die Arbeit des Heizers beim Verfeuern backender Kohle zu erleichtern und um die
Feuerung überhaupt zu forciren, hat man in Frankreich auch Gebläseluft zur Anwendung
gebracht, dabei aber die Entdeckung gemacht, daſs man mit diesem den Heizern
allerdings sehr bequemen Hilfsmittel den Heizeffect bedeutend vermindert, wenn man
nicht den Druck und die Geschwindigkeit der Luft den wirklichen Bedürfnissen
anpaſst.
Ueber diese Bedürfnisse liegen zwar zunächst bestimmte Erfahrungsresultate noch nicht
vor, der nöthige Druck läſst sich jedoch für beliebige Schütthöhe leicht annähernd
ermitteln, und würde man das Ergebniſs der Rechnung nur mit einem der Natur des
Brennstoffs entsprechenden, durch Versuche unschwer zu bestimmenden
Sicherheitscoefficienten zu multipliciren haben.
Nach der Ansicht des bereits erwähnten Ingenieurs Lencauchez muſs der Druck nicht nur der Backfähigkeit, sondern auch dem
Gewichte des Brennmaterials entsprechend gesteigert werden, und hält es derselbe für
nothwendig, bei Verfeuerung von Anthracit bei sonst üblicher Schütthöhe schon unter
allen Umständen einen Ueberdruck von 15mm
Wassersäule anzuwenden.
Hat man die Höhe des erforderlichen Ueberdrucks bestimmt und derselbe vermag durch
die Feuerung allein „als Zugwirkung“ nicht hervorgebracht zu werden, so
ergibt sich die Nothwendigkeit, den an der Zugwirkung fehlenden Betrag durch Gebläse
aufzubringen und zu diesem Zweck, gegebenen Falles, den Aschenfallkasten luftdicht
zu verschlieſsen, durch eine Wasserleitung mit Hahnregulirung das obenerwähnte
Wasserbad constant zu erhalten und das ganze zur Verbrennung erforderliche
Luftquantum mit einem der Feuerungsanlage angepaſsten Luftüberschuſs von 20 bis 50
Proc. in den Aschenfallkasten unter demjenigen Druck einzuführen, der nach Abzug des
dem natürlichen Zug entsprechenden von dem im Ganzen erforderlichen Ueberdruck von letzterem noch
verbleibt.
Die lichte Rostfläche aber darf nicht kleiner bemessen werden, als sie ein einfacher
natürlicher Zug, der das gleiche Luftquantum beschaffen würde, bedingt, weil sonst
die Geschwindigkeit der eingeführten Luft zu groſs werden und diese demzufolge
leichte Theilchen unverbrannt durch den Schornstein hinausführen würde.
Welche Wirkung das Auſserachtlassen dieser Bedingung zur Folge haben kann, darüber
bringt der obenerwähnte Bericht der Société des ingénieurs civils eine lehrreiche
Mittheilung des Inhaltes, daſs in einem Hüttenwerk ein Versuch mit
Gebläselufteinführung gemacht wurde, der zur Folge hatte, daſs trotz eines 120m langen Fuchskanals und eines 40m hohen Schornsteins aus der Mündung des letzteren
Flammen hervorschlugen – ein Beweis dafür, daſs die Verbrennung sich noch theilweise
im Schornstein selbst vollzog und eine Menge Brennstoff unvollkommen verbrannt
abgeführt wurde. Bei solchem Vorfall konnte es natürlich keine Verwunderung erregen,
daſs die Verdampfungsfähigkeit der verfeuerten Kohle von 7 bis 8k auf 4k
vermindert wurde.
Man wird sich sagen, daſs die Gröſsenbestimmung des Rostes nach den angegebenen
Maſsnahmen der forcirten Feuerung sehr bald eine Grenze setzt, da man hierbei leicht
auf Gröſsenverhältnisse kommen kann, die sich praktisch schwer ausführen lassen;
auſserdem bietet aber auch ein groſser Rost noch keineswegs eine Garantie für guten
Heizeffect des Brennmaterials, insbesondere wird Fettkohle, sowie auch halbfette
Kohle durch genügende Luftzuführung allein, unter keinen Umständen rauchfrei
verbrennen, und selbst die magerste Kohle entwickelt, wenn sie in einigermaſsen
dicker Schüttung gebrannt wird, auf einem wagerechten Planrost immer gröſsere Mengen
Rauchgase, die unverbrannt durch den Schornstein entweichen, wenn besondere
Vorkehrungen zur innigen Mischung derselben mit der nebenher unbenutzt abströmenden
Luft nicht getroffen sind.
Zur Erzielung vollständiger Verbrennung sind zwei Verfahren in Gebrauch, von denen
das eine darin besteht, daſs man – bei einfacher Luftzuführung (in der bisher
erwähnten Weise) durch den Rost – den verbrennenden Theil der Brennmaterialien von
dem sich vorwärmenden trennt und die Destillationsgase der letzteren so leitet, daſs
sie sich an geeigneter Stelle mit den an Luftüberschuſs reichen Verbrennungsgasen
der ersteren innig vermischen und in Folge dessen verbrennen müssen, bevor sie mit
der kühleren Kesselwandung in Berührung kommen während das zweite Verfahren in einer
Theilung der Verbrennungsluft in zwei Theile besteht, von denen der eine durch den
Rost und der andere über dem Feuerherde den aufsteigenden Feuergasen möglichst
direkt entgegen, oder doch wenigstens in senkrechter Richtung entgegen, in den
Feuerraum einströmt.
Beide Verfahren sind in zahlreichen Ausführungsarten bekannt, von denen man immer
geneigt ist anzunehmen, daſs sie – nachdem sie in einem Anwendungsfall bewährt
befunden wurden – auch in allen anderen Anwendungsfällen einen gleich guten Erfolg
ergeben müſsten. Hierin findet man sich jedoch nicht selten getäuscht und macht sehr
häufig die Erfahrung, daſs eine möglichst getreue Copie doch noch keine Gleichheit
der Verhältnisse herbeizuführen vermag, daſs man vielmehr bei Uebertragungen von
Constructionsausführungen weniger auf die Form derselben sein Augenmerk zu richten
hat, als vielmehr auf die Ermittelung der Verhältnisse bedacht sein muſs, zu Folge
deren eine bestimmte Ausführungsform in einem speciellen Anwendungsfall einen guten
Erfolg gewährt.
Ganz besonders tritt die Nothwendigkeit dieser Beachtung in den Vordergrund bei
Ausführungen, die sich auf die besagte Theilung der Verbrennungsluft beziehen. So
ist es z.B. bekannt, daſs man bei den vielfachen Nachahmungen der Tenbrink-Feuerungseinrichtung mit Hinweglassung der
charakteristischen Tenbrink-Kessel immer in
Verhältnisse gelangte, die jeweils für sich wieder ganz specielle Erfahrungen
erforderten, bevor man Ausführungen ermittelte, die bei gleicher Art der Bedienung
einen gleich guten Erfolg gewähren, und daſs man in vielen Fällen diesen Erfolg bis
zum heutigen Tage noch nicht erreichen konnte.
Der Grund dafür ist ziemlich naheliegend. Es handelt sich dabei nicht nur um die
Herbeiführung einer gleichen Intensität der Vermischung der von den voll ständig
verbrennenden Brennstofftheilen emporsteigenden Feuergase mit den
Destillationsproducten der vorgewärmten und um die Herstellung eines gleichen
Verhältnisses der Quantitäten beider Gasarten, sondern auch um die Zuführung und
Theilung der Verbrennungsluft unter und über dem Feuerherde in gleichen
Verhältnissen und endlich um die Zuführung der oberen Frischluft in einer Wärmezone
von bestimmter Temperaturhöhe, deren Lage wieder von der Art der Entwickelung und
Einschnürung der Flammen abhängt.
Abstrahirt man dagegen von der Einhaltung einer vorbildlichen Ausführungsform, so hat
man sich beider Neubestimmung einer Feuerungsanlage nur nach dem allgemein gültigen
Prinzip zu richten, welches lediglich eine innige Vermischung der Rauch- und
Verbrennungsgase mit einander und mit der den theoretischen Bedarf um 20 Proc.
übersteigenden Luftmenge in einer die Erzeugungstemperatur des Kohlenoxydgases (d.
i. 1375° C.) möglichst übersteigenden Temperatur vorschreibt.
Aus solch allgemeinen Betrachtungen ergibt sich die Zweckmäſsigkeit, anstatt einen
übermäſsig groſsen Rost zu verwenden (der sich unter Umständen nach den oben
erläuterten Bestimmungen als nothwendig ergeben könnte, wenn man alle
Verbrennungsluft durch den Rost zuführt), und anstatt einer Drucklufteinrichtung für den
Aschenfallkasten, eine Theilung der Lufteinführung vorzunehmen und durch den Rost
nur dasjenige Luftquantum in den Feuerraum zu fördern, welches in denselben vermöge
der sonst zweckmäſsig befundenen Zugeinrichtung eingesaugt wird. Das noch als
nothwendig restirende Luftquantum aber wird man dann am besten oberhalb des
Feuerherdes entweder frei oder geeigneten Falles unter Druck (wie bei Gieſserei- und
Hüttenöfen) durch in der Seitenwandung des Feuerraums gleichmäſsig vertheilte Düsen
einführen und zwar in solcher Richtung und mit solcher Geschwindigkeit, daſs die
obenbesagte erforderliche innige Mischung der Feuergase mit der Verbrennungsluft
sicher bewirkt wird. Dabei wird es sich aber unter Umständen, wenn die oberhalb des
Rostes zuzuführende Luftmenge über ein gewisses Verhältniſs zu der durch denselben
hindurch angesaugten Luftmenge wächst, als nothwendig herausstellen, die erstere
mehr oder weniger vorzuwärmen, um die Wahrung der an der Mischungsstelle
nothwendigen Temperaturhöhe zu sichern.
Fig. 4., Bd. 278, S. 212 Eine Anlage dieser Art hat der wiederholt erwähnte Ingenieur Lencauchez in der Société des
ingénieurs civils in der Ausführung vorgeführt, welche in Fig. 4 illustrirt ist. Durch die in Halbkreisform um
den Feuerraum gruppirten Düsen, deren Mündungen einen Durchmesser von 30mm haben, werden 5 bis 10 Proc. der
Gesammtverbrennungsluft unter einem Druck von 100 bis 160mm Wassersäule eingeblasen, um eine recht innige
Mischung der Gase mit der Luft über der 1m,25
breiten Querschnittsfläche des Feuerraumes zu bewirken. Die Düsen liegen in
wagerechter Lage 250 bis 300mm über der obersten
Brennstoffschicht, so daſs die aufsteigenden Feuergase eine hohe Temperatur haben,
wenn sie von dem Gebläsewind getroffen werden.
Um die aus feuerfestem Thon bester Qualität bestehenden Düsen vor der direkten
Berührung der Flammen zu schützen, liegen ihre Mündungen 100 bis 110mm hinter der Senkrechtfläche des Feuerherdes
zurück. Uebrigens können alle Düsen in einem gemeinschaftlichen Thonring vereinigt
werden, was ihren Einbau sehr erleichtert.
Zum Schlusse der vorliegenden Betrachtungen ist noch auf einen in den Fig. 5, 6 und 7 illustrirten Rost aufmerksam zu machen, welcher, in
dem Etablissement von Goguel, Diehl u. Co. in Sainte-Marie-aux-Mines in Gebrauch befindlich, bei
einer Spaltbreite von 4mm die Verfeuerung von Kleinkohle und die
Zuführung gepreſsten Windes durch den Rost gestatten soll. Die aus den Fig. 5 und 6
erkennbaren Kerbungen der Rostbalken durchschneiden diese schräg und zwar so, daſs
die Rostbalken mit einander geradlinig fortlaufende zu ihrer eigenen Richtung
schräge Luftkanäle (Fig. 7) bilden, welche zur
Conservirung des Rostes und zur guten Mischung der Destillationsgase des Brennstoffs
mit Luft wesentlich beitragen.
Fig. 5., Bd. 278, S. 213
Fig. 6., Bd. 278, S. 213
Fig. 7., Bd. 278, S. 213