Titel: | Neuerungen an Typenschreibmaschinen. |
Autor: | Kn. |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 97 |
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Neuerungen an Typenschreibmaschinen.
(Patentklasse 15. Fortsetzung des Berichtes Bd.
269 * S. 345.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 5.
Neuerungen an Typenschreibmaschinen.
Die Schreibmaschine beginnt bekanntlich auch bei uns mehr und mehr für gewisse
Arbeiten der Contors und Bureaus sich als ein nützliches und willkommenes
Hilfsmittel zu erweisen, und während man vor mehreren Jahren auf derartigen
Maschinen hergestellte Schreiben nicht allzu häufig zu sehen bekam, dürften heute
schon die Mehrzahl unserer gröſseren Firmen und Geschäftshäuser sich der
Schreibmaschine bedienen. Allerdings werden auch heute noch die Preisverhältnisse
manchen abhalten, sich eine Schreibmaschine anzuschaffen. Dem stehen indeſs doch
gewichtige Vortheile der Zeit- und Arbeitsersparung gegenüber, so daſs dadurch die
Anlagekosten reichlich aufgewogen werden dürften. Unter den zahlreichen Fällen einer
vortheilhaften Benutzung sei hervorgehoben das Abschreiben der von Leitern von
Behörden oder Contors im Concept entworfenen Antworten, welches Abschreiben mittels
der Schreibmaschine rascher erfolgt, und zwar in klarer, deutlicher und Zweifel
ausschlieſsender Schrift. Ferner ist das Uebertragen von Stenogrammen in die
gewöhnliche Schrift mittels Schreibmaschinen hier zu nennen. Auch Kammerstenogramme
lassen sich auf diese Weise mit um so gröſserem Vortheil umschreiben, als die
meisten Maschinen die gleichzeitige Anfertigung mehrerer Abdrücke ermöglichen.
Nach dem Journal of the Society of arts verwenden
verschiedene Behörden der Vereinigten Staaten von Nordamerika, welchem Staate wir
die besten Constructionen von Schreibmaschinen verdanken, die letzteren zum
Abschreiben ihnen zugehender Schriftstücke in der Weise, daſs sie die Eingänge
zerschneiden und unter eine Anzahl von Schreibern vertheilen, deren Abschriften bei
Verwendung gleicher Schreibmaschinen ganz gleichmäſsig ausfallen und gleich
Gedrucktem leserlich sind. Bemerkenswerth ist auch das Verfahren mehrerer Verleger
und Zeitungsredakteure in den Vereinigten Staaten, welche die eingehenden, oft sehr
unleserlichen Manuscripte erst mittels Schreibmaschine vervielfältigen lassen, ehe
sie dieselben zur Druckerei geben. Der Aufwand an Zeit und Geld für dieses
Abschreiben wird durch Beschleunigung der Redaktionsarbeit, der Arbeit der Setzer
und der Correctoren mehr als aufgewogen. Ebenso sind die Schreibmaschinen zur
Herstellung von Geheimschriften sehr geeignet, worauf späterhin zurückgekommen
werden wird.
Diese Beispiele dürften genügen, um die vielseitige, zweckmäſsige Verwendbarkeit der
Schreibmaschinen darzuthun. Der gesteigerte Vertrieb der Schreibmaschinen, sowie
auch der Umstand, daſs neben den zahlreichen amerikanischen Constructeuren
zahlreicher als früher auch deutsche Constructeure auftreten, welche mehrfach
Verbesserungen amerikanischer Constructionen gebracht haben, liefern den Beweis dafür.
Allerdings besitzen viele der selbständigen deutschen Constructionen noch nicht jene
praktische Vollkommenheit, welche den im Handel befindlichen Maschinen der
amerikanischen Constructeure eigen ist. Aber diese Erfolge der letzteren bedeuten
keinen Vorwurf für die deutschen Constructeure, wenn man bedenkt, daſs den
amerikanischen Collegen ein viel gröſseres Interesse des Publikums und – last not
least – ein viel gröſserer Geldbeutel zur Verfügung steht, um ihren Maschinen die
praktisch vollkommenste Form zu geben. Beides wäre daher unseren deutschen
Constructeuren im Interesse der heimathlichen Industrie zu wünschen.
Die Bestrebungen, Handschrift durch mechanische Maschinenarbeit zu ersetzen, lassen
sich geschichtlich ziemlich weit zurückverfolgen; es erhielt schon im J. 1714 ein
Engländer Namens H. Mill ein Englisches Patent Nr. 395
auf eine Schreibmaschine. Bezüglich der amerikanischen Maschinen sei bemerkt, daſs
bereits im J. 1843 in den Listen des amerikanischen Patentamtes einer derartigen
Erfindung Erwähnung gethan wird. Für Maschinen zum gleichen Zwecke nahm im J. 1856
A. E. Beach, im J. 1857 Dr. L W. Francis ein Patent. Im J. 1859 erfand Thomas
Hall eine Maschine, welche er im J. 1866 vollendete, 1867 zur Ausstellung
nach Paris brachte und im gleichen Jahre patentiren lieſs. Diese Maschine war etwa
450mm im Quadrat und 150mm hoch, besaſs 40 Buchstaben und dürfte die erste
Maschine gewesen sein, welche praktisch brauchbar war. Das früheste Patent auf die
„Sholes-Maschine“, welche unter dem
Namen „Remington“-Maschine bekannt ist, war von
1868 datirt; eine gröſsere Verbreitung erlangte dieselbe wohl von 1876 an (vgl. 1878
227 * 513).
In Folgendem soll nun über einige der zweckmäſsigsten der neuen Erscheinungen auf dem
Gebiete der Typenschreibmaschinen berichtet werden, und sei dabei gestattet, auch
auf die im Handel befindliche Hall-Maschine einzugehen,
mit Rücksicht auf deren neueste Abänderung.
Die Hall-Maschine, deren perspectivisches Bild wir in
der Text-fig. 1 geben, ist, wie ersichtlich, eine Zeigermaschine mit Typenplatte,
deren Zeiger mit der letzteren durch eine Parallelogramm-Gelenkführung derart
verbunden ist, daſs mit einem Einstellen des Zeigers F
auf einen Buchstaben der Indexplatte E der zugehörige
Buchstabe der (nicht sichtbaren) Typenplatte unter einen Stift G (nahe der oberen Kante der Indexplatte E) eingestellt wird. Diese Indexplatte E miſst etwa 45mm im
Quadrat und enthält 82 Schriftzeichen derart gruppirt, daſs die am häufigsten
vorkommenden Buchstaben in der Mitte des Arbeitsfeldes stehen. Die genannten Theile
bilden mit den Transportmechanismen den eigentlichen Schreibapparat A, der mittels Hülsen B um
die Zahnstange C aufklappbar ist, zur Einbringung des
Papiers zwischen die Walzen N, und der mittels einer in
dem gezahnten Gehäuse
D gelagerten Spiralfeder an der Stange C entlang geführt wird. Es liegen also hier die Papier
walzen fest, während der Schreibmechanismus A
verschiebbar ist. Die obere, die Indexplatte E tragende
Deckplatte des letzteren ist nun auf der unteren, die Farbplatte aufnehmenden
Gestellplatte federnd gelagert, so daſs man, nach der oben genannten Einstellung des
zu druckenden Buchstabens mittels Zeigers F, durch
weiteren Druck auf den letzteren die obere Deckplatte, um die Achse C als Drehpunkt, abwärts bewegen kann. Dadurch setzt
sich einerseits die Typenplatte auf die Farbplatte auf, während andererseits die
unter dem Stempel G eingestellte Type durch eine
Oeffnung der Farbplatte hindurch auf dem Papiere zum Abdrucke gelangt.
Fig. 1., Bd. 276, S. 99
Mit diesem Niederdrücken des Zeigers F wird gleichzeitig
eine in der Figur rechts am Schreibmechanismus A
ersichtliche Hemmung XJH ausgelöst, wodurch der
Schreibapparat unter dem Einflüsse der Spiralfeder des Gehäuses D um die Entfernung zweier Buchstaben von links nach
rechts vorrückt. Zur Herstellung der Wortzwischenräume wird die Hemmung durch
eventuell mehrmaligen Druck auf die Taste I ausgelöst.
Vor Beendigung der geschriebenen Zeile ertönt eine Glocke, welche das bevorstehende
Ende der Zeile anzeigt. Ist die letztere vollendet, so löst man die Hemmung aus und
führt den Schreibapparat A von rechts nach links unter
Aufwindung der Spiralfeder des Gehäuses D zurück,
worauf nach entsprechender Weiterdrehung der Papierwalzen eine neue Zeile begonnen
werden kann.
Zur Bequemlichkeit des Schreibenden wird die Maschine, wie ersichtlich, in eine
schräge Lage gebracht; die Vornahme etwa nöthig werdender Correcturen erleichtern
zwei an der Maschine sichtbare Theilungen. Als Vortheile der Hall-Maschine sind ferner zu bezeichnen die verhältniſsmäſsige Einfachheit
der Bauart und der mäſsige Preis von 180 M. bei einem Gewichte der Maschine von etwa
3k,5. Die Maschine ist zu Folge der
Einfachheit des Baues auch wenig umfänglich und leicht transportirbar, und auch zur
Benutzung auf Eisenbahnen oder Schiffen besser geeignet als Hebelschreibmaschinen. Als
ein Vorzug ist auch die Benutzung eines mit einer Lösung von copirfähigem
Anilin-Violett getränkten Farbkissens zu nennen, an Stelle eines Farbbandes, da bei
Benutzung des letzteren meist eine verschwommene, für das Auge unangenehm wirkende
Schrift resultirt, im Gegensatze zu der klaren und reinen Schrift der Hall-Maschine. Die Typenplatte ist zur Erzeugung
anderer Schriftarten, von denen die ausführende Firma 13 Muster führt, rasch
auswechselbar. Als ein gewisser Nachtheil der Maschine muſs indeſs genannt werden,
daſs sie nicht der Breite der einzelnen Buchstaben entsprechende Zwischenräume
zwischen den Buchstaben ermöglicht. In Folge dessen sehen Schriftstellen mit
mehreren breiten Buchstaben wie „m“ etwas gedrückt aus, während Stellen mit
schmalen Lettern, wie „i“, etwas aus einander gezogen erscheinen. Indessen
wird der Mangel nicht sehr fühlbar, und dürfte derselbe bei einfachen billigen
Maschinen auch schwer zu umgehen sein. Die Schreibschnelligkeit beträgt etwa 40 bis
50 Worte in der Minute (vgl. 1888 269 353). Die
Vertretung der Hall Type Writer Co. in New York
bewirken die Herren Droege und Werner, Civilingenieure,
Hamburg, Catharinenstr. Nr. 8.
Diese Hall-Maschine hat neuerdings eine Abänderung von
L. S. Hapgood in Boston dahin erfahren, daſs jetzt
der Schreibmechanismus fest gelagert ist, und die Papierwalzen demgemäſs die
seitliche Bewegung vollführen (Englisches Patent 1889 Nr. 17527). Durch diese
Anordnung ist eine billigere und zweckmäſsigere Herstellung der Maschine
beabsichtigt; wie weit dieser Zweck erreicht wird, läſst sich natürlich nach der uns
vorliegenden Patentschrift noch nicht beurtheilen. Wir geben diese Anordnung in Fig. 2 Taf. 5
in einem Querschnitte wieder, in dem mit HD der
Schreibmechanismus bezeichnet ist, der aus einem oberen, die Indexplatte b mit Druckstift a und
Typenplatte c tragenden Theile H und aus einem unteren die Farbplatte e
aufnehmenden Rahmen D besteht. Der letztere ist in
seitlichen Ständern der Grundplatte gelagert, und ist der obere Theil H am Rahmen D mittels der
Hebel h angelenkt. Unterhalb des Schreibmechanismus
bewegt sich nun an der Zahnstange g der die
Papierwalzen tragende Schlitten F, auf dessen bei i ersichtliche Schaltvorrichtung indessen hier nicht
weiter eingegangen werden kann. Das Arbeiten mit dem Schreibmechanismus ist dasselbe
wie bei der Hall-Maschine. Diese abgeänderte Hall'sche Maschine dürfte wohl auch im Handel
erscheinen.
Eine neue und anscheinend zweckmäſsige Construction von Typenschreibmaschinen liegt
ferner in der „Crandall“-Schreibmaschine vor,
welches System neuerdings mehr und mehr ausgebildet zu werden scheint. Wir geben in
den Textfig. 3 und 4
ein Schaubild dieser Maschine nebst ihrem Typenträger, an welcher Maschine als
Vorzüge vor anderen im Handel befindlichen Systemen genannt wird, daſs sie eine beliebige
Spationirung und Regelung des Zeilenabstandes ermöglicht und daſs sie für 84 Typen
nur 28 Tasten besitzt. Ein bemerkenswerther Vorzug ist ferner, daſs das Geschriebene
fortwährend sichtbar ist. Wie die Textfig. 4 zeigt,
sind die Typen in parallelen Reihen auf einem Cylinder angebracht, dessen jeweilige
Einstellung selbsthätig beim Tastenanschlag erfolgt. Die Festlegung in der
eingenommenen Lage erfolgt dabei mittels eines Centrirstiftes und der in Fig. 4 ersichtlichen, je einer Type entsprechenden
Löcher. Die Enden der Tastenhebel arbeiten in Nuthen einer an der Hinterseite der
Maschine angebrachten Scheibe, mit welcher ein Zahnsegment verbunden ist, dessen
Zähne in die Zähne des Typencylinderschaftes eingreifen. Einen näheren Aufschluſs
über diese Typeneinstellung gibt leider unsere Quelle nicht, und auch die
Amerikanische Patentschrift Nr. 408150 läſst nur die zum Abdrucke nöthige Bewegung
des Typencylinders erkennen.
Fig. 3., Bd. 276, S. 101
Fig. 4., Bd. 276, S. 101
Die Schaltvorrichtung für den Papiervorschub ist derart eingerichtet, daſs auſser der
oben genannten Spationirung auch Tabellen und Rechnungen geschrieben werden können.
Auch lassen sich bei Anwendung von Kohlepapier mehrfache Abzüge zugleich herstellen.
Die Einfärbung der Typen erfolgt mittels eines selbsthätig bewegten Farbbandes,
dessen Spulen unmittelbar hinter dem Typencylinder gelagert sind, wie Text-tig. 3
erkennen läſst. Das Farbband läuft dabei abwechselnd vollständig von einer Spule ab
und auf die andere auf. Diese von der Crandall Type Writer
Comp. in den Handel gebrachte Maschine ist ebenfalls eine amerikanische
Maschine, deren Vertrieb für Europa ein Herr Gardner,
Manchester, Crossstreet Nr. 5, vermittelt (Industries,
1888 Bd. 4 S. 479).
Bemerkt sei übrigens noch, daſs auch unter den deutschen Patenten eine neuere
Schreibmaschine von L. St. Crandall in New York sich befindet (* D. R. P. Nr. 46934 vom 20. November 1887), welche indeſs
mit von unten an die
Papierwalze anschlagenden Typenhebeln arbeitet, so daſs das Geschriebene erst dann
sichtbar wird, wenn die Papierwalze mit Hilfe eines Hebels entsprechend gedreht
wird. Eine Aehnlichkeit weist diese Maschine mit der in der Fig. 3 dargestellten insofern auf, als sie ebenfalls 28 Tasten besitzt,
mittels deren 84 Zeichen zum Abdrucke gebracht werden können. Zu dem Zwecke tragen
die 28 Tastenhebel am hinteren Ende je eine Scheibe, welche einem in einer um ihre
senkrechte Achse drehbaren Trommel senkrecht geführten Stifte Auflage bietet. Diese
28 Stifte bethätigen nun die 84 im Kreise angeordneten Typenhebel derart, daſs beim
Anschlagen einer Taste die Scheibe des Tastenhebels den Stift und dieser den
Typenhebel anhebt, wobei in der normalen Lage die kleinen Buchstaben zum Abdrucke
kommen, die auf jedem dritten Hebel angeordnet sind. Wird aber mittels eines
besonderen Hebels die Trommel nach rechts oder links wagerecht gedreht, so werden
auch die auf den Scheiben der Tastenhebel aufstehenden Stifte nach rechts oder links
aus der Mittellage verschoben und bethätigen nun die übrigen Typenhebel, damit die
groſsen Buchstaben oder Zahlen zum Abdrucke bringend. Die Färbung erfolgt bei dieser
Maschine ebenfalls mittels eines ununterbrochen bewegten, zwischen Papier und Type
befindlichen Farbbandes, und den Vorschub des Papierschlittens bewirkt eine
Spiralfeder mit Hemmung.
Auf der Pariser Weltausstellung war auch der sogen. Bar Lock
Type Writer ausgestellt, über den wir bereits 1888 269 353 berichtet haben. Zur Vervollständigung der damaligen Mittheilungen
geben wir heute in der Textfig. 7 eine Rückansicht
der Maschine und in Fig. 5 und 6 Taf. 5 die Anordnung des
Tastenbrettes bezieh. der Typenhebel und des Farbbandes zur Papierwalze (The Engineer, 1889 Bd. 67 S. 382). Wie erwähnt,
besitzt die Maschine 72 Tasten in 6 Reihen, wobei die Tasten der groſsen Buchstaben
und der Interpunktionszeichen, wie ersichtlich, zur leichteren Unterscheidung vom
kleinen Alphabet die Bezeichnung auf schwarzem Grunde tragen. Die kleinen und
groſsen Buchstaben sind dabei in den gezeichneten Feldern symmetrisch angeordnet,
und bedeuten die Zahlen 1, 2, 3 drei Finger der rechten Hand, und 4, 5 und 6 drei
Finger der linken Hand. Die Typenhebel b sind in zwei
concentrischen Kreisen angeordnet und erhalten beim Auftreffen auf die Papierwalze
bezieh. auf das dazwischen liegende Farbband genaue Führung zwischen Zapfen M (Textfig. 7 und Fig. 6 Taf. 5),
von welchen Zapfen die Maschine ihren Namen führt.
Eine bemerkenswerthe Neuerung bildet an der Bar-Lock-Maschine ferner die Farbbandführung. Wie Fig. 6 Taf. 5 zeigt, ist
das Farbband von der einen Spule um einen Steg herum nach der anderen Spule H geführt und die aufwickelnde Spule erhält bei jedem
Anschlag einer Taste durch eine unter den Tastenhebeln liegende Schiene und deren
Schaltvorrichtung eine kleine Drehung, so daſs jeder zum Abdrucke gelangenden Type eine neue
Stelle dargeboten wird. Auf jedem Ende des Farbbandes ist ein kleiner Knopf oder
Stift angeordnet, und ist nun die ablaufende Spule nahezu leer gelaufen, so trifft
der Knopf gegen einen drehbaren Arm und verstellt diesen, wodurch die
Schaltvorrichtung umgelegt und das Farbband nun in umgekehrter Richtung ab- und
aufgewickelt wird, bis der am anderen Ende des Bandes sitzende Knopf in Thätigkeit
tritt. Auf diese Weise wird die Bewegungsrichtung des Farbbandes selbsttätig
umgekehrt (vgl. Englisches Patent 1889 Nr. 9491).
Das zu beschreibende Papier ist wie üblich um zwei in einem Schlitten gelagerte
Walzen A und B gelegt
(Fig. 7), welcher Schlitten unter Vermittelung
einer Spiralfeder an der Stange R geführt wird.
Fig. 7., Bd. 276, S. 103
C ist die Signalglocke, welche
auch zum Drehen der Papierwalze verwendet werden kann, und F bezeichnet den Hebel, der die Zeilenschaltung vermittelt, welcher
Zeilenabstand mittels des Hebels H verändert werden
kann. Der noch rechts in der Textfig. 7 ersichtliche.
Hebel G dient zur Erzielung gröſserer Zwischenräume in
der Zeile.
Diese Bar-Lock-Maschine soll ohne Geräusch arbeiten, so
daſs lediglich das Aufschlagen der Typen auf das Papier hörbar ist und soll das eben
Geschriebene trotz des Typenhebelgehäuses bequem übersichtlich sein. Der Bericht des
Engineer ist indeſs sehr wohlwollend gehalten und
wird die Maschine als wesentlich besser als andere Constructionen bezeichnet; eine
etwas nüchternere Betrachtung der Maschine dürfte daher angezeigt sein. Angenehm ist
die leichte Zugänglichkeit der Typen zum Zwecke der Reinigung. Das Gewicht der
Maschine beträgt etwa 11k.
Eine interessante, in vieler Hinsicht von den bekannten Maschinen abweichende
Construction bildet die Maschine von Frederick Myers in
Liverpool (* D. R.
P. Nr. 43831 vom 18. Oktober 1887). Dieselbe arbeitet mit einer durch ein Triebwerk
in Umdrehung gesetzten senkrechten Typenscheibe, welche für gewöhnlich durch eine
Bremsung an der Drehung verhindert ist, beim Anschlag einer Taste indeſs freigegeben
wird und nun so lange rotirt, bis die zugehörige Type am tiefsten Punkte der
Papierwalze eingestellt ist. Beim weiteren Niederdrücken der Taste wird dann die
Papierwalze gegen das Typenrad angehoben und so die eingestellte Type zum Abdrucke
gebracht.
Zur weiteren Verdeutlichung dieses Arbeitsganges gibt Fig. 8 einen Querschnitt
durch die Maschine, in welcher Figur D die in den
seitlichen Böcken gelagerte, das punktirt angedeutete Typenrad tragende Welle
bezeichnet. Am vorderen Ende der Welle D sitzt irgend
ein Triebwerk (Federhaus), das die Welle beständig zu drehen sucht, welchem
Bestreben indeſs der am Schieber N sitzende Bremsklotz
L durch Anlage an der Bremsscheibe M der Welle D
entgegenwirkt. Die 16 Tasten sind in vier der Welle D
parallelen Längsreihen in der Platte H geführt und
unter jeder Querreihe ist ein Hebel j gelagert, welcher
einen Arm j1 mit Nasen
j2j3 (Fig. 9 Taf. 5) trägt.
Beim Anschlage einer der vier Tasten G einer Querreihe
wird mithin der Hebel j zu Folge der verschieden tiefen
Absätze g der Tasten verschieden tief abwärts bewegt,
wodurch einerseits der Rahmen o um o1 gedreht und mittels
dessen Nase o2 der
Bremsklotz L vom Rade M
abgezogen wird, so daſs Welle D mit Typenrad zu rotiren
beginnt, und wodurch andererseits der Arm j1 abwärts geht, dessen Nasen j2j3 dadurch in Berührung mit Stiften n von auf der Welle D
sitzenden Scheiben k kommen, und so die Welle D mit dem Typenrad aufhalten. Die Nasen j2j3 und die Stifte der
Scheiben k sind nun so zu einander angeordnet, daſs
durch deren Zusammentreffen die der angeschlagenen Taste entsprechende Type am
tiefsten Punkte des Typenrades eingestellt wird. Mit dem genannten Drehen des
Rahmens op um o1 wird ferner die Stange s2 angehoben, und ein wenig später auch
die Papierwalze R, welche so mit dem Typenrade in
Berührung tritt. Zu dem Zwecke ist die Papierwalze in einem bei s drehbaren Gestelle S
gelagert.
Auf diese Weise würden mithin 36 Zeichen des Typenrades zum Abdrucke gelangen. Da
aber mehr Zeichen benöthigt werden, so ist die Tastenplatte H mit den Hebeln j parallel der Welle D auf Stangen E nach
rechts und links aus ihrer Mittellage verschiebbar, und auf der Welle D sitzen nicht 9 Scheiben k (den 9 Querreihen der Tasten entsprechend), sondern 27 Scheiben k, so daſs jeder Hebel j
mit je drei Scheiben k in Berührung treten kann, je
nach der Stellung der Tastenplatte H. Die zu jedem
Hebel j gehörige zweite und dritte Scheibe k würde dann kleine Buchstaben- oder Zahlentypen der
Papierwalze gegenüberstellen.
Die Schaltung des Papierschlittens erfolgt in einfacher Weise vom Stifte s3 aus, welcher beim Anheben der Stange
s2 einen mit einer
Keilfläche ausgerüsteten Hebel dreht, dessen Keilfläche den Schlitten entsprechend
verschiebt. Soll ein Zeichen mehrmals hinter einander geschrieben werden, so wird
das Typenrad, um eine Weiterdrehung zu verhindern, von einem besonders zu
betätigenden zweiten Bremsschieber angehalten. Die Einfärbung der Typen erfolgt
mittels einer Farbwalze. Die ganze Construction dieser Schreibmaschine muſs als eine
einfache bezeichnet werden, so daſs sich die Maschine billiger als andere
Klaviaturmaschinen stellen dürfte.
Wie eingangs bereits erwähnt wurde, lassen sich auf Schreibmaschinen auch sehr leicht
Geheimschriften herstellen, für welche
Benutzungsweise nur die Tastenanordnung einer geringen Aenderung bedarf. Derartige
Anordnungen sind von M. A. Wier in Upper Norwood,
England, angegeben (* D. R. P. Nr. 47705 vom 11.
August 1888). Bei einer Klaviaturmaschine würden beispielsweise zwischen
die Tastenreihen verschiebbare oder drehbare Stäbe a
eingeschaltet werden, wie Fig. 10 und 11 Taf. 5
zeigt, auf welche jetzt die Bezeichnungen, die sonst auf den Tasten b stehen, aufgetragen werden. Befinden sich die Stäbe
a in der Normallage, so würden natürlich die
richtigen Typen zum Abdrucke gelangen, werden aber die Stäbe verschoben bezieh.
gedreht, so treten den Tasten natürlich andere Bezeichnungen gegenüber, und wenn nun
beispielsweise der Buchstabe „A“ angeschlagen wird, so würde nicht die Type
„A“, sondern eine andere der Verstellung entsprechende zum Abdrucke
kommen. Das Maſs der Verschiebung oder Verdrehung der Stäbe bildet demgemäſs den
Schlüssel der Geheimschrift. Zum Uebertragen einer derartigen Geheimschrift in das
Original am Empfangsorte muſs entsprechend eine umgekehrte Verstellung der
Skalenstäbe stattfinden. Dabei ist indeſs nicht nothwendig, daſs die zum Uebertragen
benutzte Schreibmaschine von demselben Systeme ist; es müssen nur die Typen und die
entsprechenden Tasten in derselben Reihenfolge angeordnet sein, und es muſs
natürlich der Empfänger der Geheimschrift das Maſs der Skalenverstellung wissen. Es
ist leicht ersichtlich, daſs sich auf diese Weise unter Benutzung auswechselbarer
Skalen und auswechselbarer Typen eine ungewöhnlich groſse Zahl von Geheimschriften
zu einem einzigen Originale herstellen lassen.
Fig. 12., Bd. 276, S. 105
Eine neue nach dem Remington-Systeme gebaute Maschine
liegt in der Schreibmaschine von G. W. N. Yost in New
York vor, welche auch in Deutschland zum Patente angemeldet ist. Von dieser Maschine gibt die
Fig. 12, welche wir dem American Machinist (1889) entnehmen, eine perspectivische Ansicht, während
in der Fig.
13 Taf. 5 die Bewegung eines angeschlagenen Typenhebels zur Darstellung
gebracht ist. Die äuſsere Erscheinung der Maschine ist derjenigen von Maschinen
gleichen Systemes in der Hauptsache gleich, sie zeigt das gewöhnliche Tastenbrett,
das Typenhebelgehäuse, deren Typenhebel ihre aus gehärtetem Stahl hergestellten
Lettern nach der Mitte des Gehäuses bewegen, und den oberhalb dieses Gehäuses
gelagerten Papierschlitten.
Die Maschine arbeitet mit 78 Tasten und einer gleich groſsen Anzahl von Typenhebeln,
deren Anordnung von der gewöhnlichen Lagerung wesentlich abweicht. Jeder Typenhebel
a ist, wie Fig. 13 Taf. 5 zeigt, an
zwei Gelenkhebel b und c
angeschlossen, deren erstere auf einem gemeinsamen Ringzapfen d (aus Draht) beweglich sitzen, während die letzteren
in einer festen, ringförmigen Pfanne g gelagert sind,
welche von einer central in der Maschine angeordneten Säule getragen wird. Im Punkte
e greift an den Hebel b die Stange f an, welche am anderen Ende an
den Tastenhebel angeschlossen ist. Da diese Tastenhebel alle parallel, die
Typenhebel aber im Kreise gelagert sind, so kann für eine gewisse Anzahl von
Typenhebeln (etwa auf jeder Maschinenhälfte 16) die Stange f nicht direkt an den Typenhebel angeschlossen werden, sondern es erfolgt
dies mittels einer zweiten, nahezu wagerechten Verbindungsstange, wodurch die Enden
der Tastenhebel eine Art elliptischer Curve bilden.
Bis zu einem gewissen Grade ebenfalls neu ist die Einfärbung der Typen, welche
dadurch erfolgt, daſs die Typen an einem Farbkissen h
anliegen. Dieses Kissen ist in eine metallene Büchse eingeschlossen, welche bequem
aus der Maschine herauszunehmen und in dieselbe nach Auftragung von neuer Farbe
wieder einzusetzen ist. Von diesem Farbkissen wird die Type auf dem kürzesten Wege,
wie punktirt dargestellt, zum Abdrucke an die Papierwalze k gebracht, wobei sie in eine Führung i
eintritt und hier wieder gerade gestellt wird, falls sie sich verdreht haben sollte.
Diese Typenfärbung und Führung zeigt übrigens eine gewisse Verwandtschaft mit
derjenigen der Hamilton'schen Maschine (vgl. 1888 269 * 350).
Die Schaltvorrichtung für den Papierschlitten dieser Maschine zeigt Neuerungen, auf
die näher einzugehen der Raum nicht gestattet. Nur so viel sei gesagt, daſs die
schrittweise Bewegung des Papierschlittens unter Auslösung einer Hemmung von einer
Spiralfeder bewirkt wird, und daſs während des Drückens eine Verriegelung des
Schlittens stattfindet zur Erzielung eines klaren Abdruckes. Zur Vornahme von
Correcturen ist die Maschine wie üblich mit einem Zeiger ausgerüstet. Ob die
Maschine eine Spationirung gemäſs der Buchstabenbreite gewährt, läſst unsere Quelle
nicht erkennen.
Mit Ausnahme der Papierwalze und der Tasten ist die Maschine aus Metall hergestellt,
doch beträgt ihr Gewicht nur etwa 7k,5, ist also
geringer als das der Bar-Lock-Maschine. Im Ganzen
kommen in der Maschine neun Federn zur Verwendung. Kurz zusammengefaſst dürfte als
Vortheil der Yost-Maschine zu nennen sein, daſs sie
einen klaren, gleichstehenden Druck gibt und daſs sie sorgfältig gearbeitet ist,
während als Nachtheil zu bezeichnen ist, daſs sie das Geschriebene nicht unmittelbar
überblicken läſst und daſs sie zwischen den einzelnen Buchstaben ungleiche Räume
herstellt. Die Maschine wird von der Yost Writing Machine
Co. in Bridgeport (Conn., Nordamerika) fabrizirt, und von Muir, Hawley und Mayo Co. in New York, 343 Broadway,
auf den Markt gebracht.
Kn.