Titel: | Kessel für Kleinmotoren. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 395 |
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Kessel für Kleinmotoren.
Mit Abbildungen auf Tafel
9 und 10.
Kessel für Kleinmotoren.
Der starke Wettstreit, welcher durch den Mittbewerb der Gasmaschine auf dem Gebiete
der Kleinkraftmaschinen wach gerufen wurde, war Veranlassung, daſs man auch auf die
kleinen Dampfkessel eine gröſsere Sorgfalt verwendete. Wenn auch viele
Constructionen nach kurzer Dauer der Vergessenheit anheimfielen, so hat sich doch
auch manche dauernde Verbesserung Bahn gebrochen. Zum wenigsten war das eine Folge der Bestrebungen der
Kesselconstructeure, daſs die Dampfmaschine bei einigermaſsen gröſserem Kraftbedarf
nicht nur nicht überflügelt ist, sondern vor der Gasmaschine unbestreitbare Vorzüge
behielt.
Wir geben im Nachstehenden die Beschreibung einiger Kleinkessel nach den in letzter
Zeit darüber veröffentlichten Mittheilungen.
Die Bestrebungen zur Ausbildung der Röhrenkessel im Allgemeinen haben dazu geführt,
auch die Röhren selbst zu verbessern, indem diese durch Anbringen von Längsrippen im
Innern derselben leistungsfähiger gemacht wurden. Diese unter dem Namen Serve's Rippenröhren (Fig. 1)
bekannten, von John Brown und Comp., Atlas Works
Sheffield angefertigten Röhren sind vor etwa Jahresfrist von der
französischen Admiralität auf ihre Leistungsfähigkeit untersucht worden. Nach der
darüber veröffentlichten Versuchstabelle sind die gerippten Röhren den glatten nicht
unerheblich überlegen. Zu den Versuchen diente ein gewöhnlicher Schiffskessel von
34qm,8 Gesammtheizfläche, 4qm,4 Rostfläche mit 64 Röhren von 76mm Durchmesser und je 2m Länge. Der Kost bestand aus Roststäben von 25mm Stärke, welche 16mm weite Schlitze zwischen sich lieſsen und in drei Längen angeordnet
waren. Die Tabelle, die wir, soweit sie uns bemerkenswerth erscheint, nach Industries wiedergeben, zeigt, daſs die Rippenröhren
rascher den erforderlichen Dampfdruck hervorbringen, und weniger Brennmaterial auf
1k verdampftes Wasser gebrauchen bezieh. mehr
Wasser auf 1qm Heizfläche verdampfen. Für eine
bessere Ausnutzung der Wärme bei gerippten Röhren spricht auch der durch Messungen
mittels Salleron'schen Kalorimeters festgestellte,
verhältniſsmäſsig geringere Wärmegrad der abgehenden Feuerungsgase im Fuchs.
Nebenbei sei erwähnt, daſs die gerippten Röhren aus Messing hergestellt sind. Die
Rippen sind am
Versuchs-Tabelle über Seve's Rippenröhren für Dampfkessel.
Textabbildung Bd. 275, S. 396
Ende der Röhren unterbrochen, um eine solide Befestigung in
den Kesselwänden bewirken zu können, welche thatsächlich keine Schwierigkeit macht.
– Bei den groſsen Fortschritten, welche auf dem Gebiete der Eisen- und
Stahlverarbeitung gemacht worden sind, wird es, falls die Serve'schen Röhren sich dauernd bewähren, nur eine Frage der Zeit sein,
die Messingröhren durch solche von Stahl zu ersetzen, um dadurch die anerkannten
Vorzüge des Stahles vor dem Messing auszunutzen.
Zu der Tabelle sei noch bemerkt, daſs zum Anheizen gleichmäſsig 135k Kohle verwendet, wurde, die Versuchsdauer betrug
je gegen 4 Stunden und der Kesseldruck 13at,3.
Der Kleinkessel von Weygandt und Klein in Stuttgart,
welcher in den letzten Jahren mehrfach auf Ausstellungen vertreten war, ist in Fig. 2
dargestellt, und besteht aus einem Auſsenkessel und einem als geschweiſste
Feuerbüchse ausgebildeten Innenkessel. In letzterem sind vier Quersiederohre AB und CD angebracht,
welche eine wirksame Verdampfung ermöglichen. Eigenthümlich ist diesem Kessel die
Einbauchung E der Feuerbüchse, welche eine Art
Tenbrink-Feuerung bildet, und eine rauchfreie Verbrennung erleichtert. Durch
Losschrauben des oberen Theiles des Auſsenkessels werden die inneren Kesseltheile
leicht und vollständig zugänglich. Die Vorrichtungen, welche die üblichen
Ersparnisse herbeiführen, als Vorwärmer für das Speisewasser und zweckentsprechende
Regelung der Speisung sind bei dem Weygandt-Klein'schen
Kessel zur Verwendung gekommen. Die Kessel werden für 1 bis 10 (90 bis
250mm Cylinderdurchmesser der Dampfmaschine)
geliefert.
Der Dampfkessel von T. F. Passmann und J. F. Wake in
Middlesbrough (Englisches Patent Nr. 5504 vom 13. April 1888) besteht aus einem
äuſseren Kessel A (Fig. 3), einem eingebauten
Stücke B, welches von einem Siederohr D durchzogen ist., auf dem letzteren ist das conische
Stück C angebracht, welches durch Siederöhren F mit dem Boden des Theiles B verbunden ist. Der Boden von B ist mit dem
Boden des Auſsenkessels verankert. Der Wasserumlauf bei diesem Kessel soll sehr
wirksam sein. Um eine groſse Heizfläche zu erzielen, ist der Feuerraum quadratisch
gehalten. Der Rost ist mit feuerfesten Ziegeln H
gesäumt. Die Anordnung des Rohres B ist nicht zu
empfehlen, da dasselbe äuſserem Druck ausgesetzt ist und sowohl durch die Röhren F als auch den Schornstein G in seinem Boden geschwächt ist.
A. Rodberg in Darmstadt setzt seinen Kessel (D. R. P. Nr. 44581 vom 18. März 1888) aus mehreren wagerecht neben- und übereinander gelegten
schmiedeeisernen Röhren von quadratischem Querschnitt zusammen (Fig. 4). Ein oberes und
ein unteres rostartiges Röhrensystem stehen durch senkrechte Röhren in Verbindung,
während die wagerechten Röhren durch zwei seitliche Röhren in Verbindung stehen. Auf
diese Weise ist ein zusammenhängender Dampf- und Wasserraum gebildet. Von den
unteren quadratischen Röhren ragen noch eingeschraubte, unten zugeschweiſste Röhren
in den Feuerraum hinein. Hierdurch wird es ermöglicht, daſs sich dem Feuer nur
geschweiſste Stellen darbieten und jede Stoſsfuge und jede Nietung vermieden ist.
Der Kessel läſst sich leicht in seine Theile zerlegen, mithin ist auch jedes
Theilchen leicht zu ersetzen. Der Wasserumlauf des Kessels wird, da jede Führung,
wie sie beispielsweise bei den Field'schen Röhren
üblich ist, fehlt, manches zu wünschen übrig lassen, und ist eine baldige
Verschlammung wohl zu erwarten. Dem Kessel wird trotzdem groſse Dauerhaftigkeit und
lebhafte Dampferzeugung nachgerühmt. Zufolge des geringen Dampfraumes ist indeſs ein
einigermaſsen trockener Dampf wohl kaum zu erzielen. Die Kessel werden für einen
Ueberdruck von 6at und in der Gröſse von 2 bis
25qm vom Wasser berührter Heizfläche
geliefert.
Der Kessel von O. J. Ellis in London (Englisches Patent
Nr. 6987 vom 10. Mai 1888) wird in den beiden Formen Fig. 5 und 6 ausgeführt und zeigt
eine eigenthümliche Verwendung von schrägen Röhren.
Bei Fig. 5 geht
vom Feuerraume A aus ein Flammrohr senkrecht in die
Höhe, welches in der Weise der Forschen Röhren theilweise gewellt ist. Entsprechende
Wellungen besitzt auch die äuſsere Kesselwandung. An diese Wellenwände schlieſsen
nun die Einsatzröhren F und G so an, daſs die Heizgase durch das untere Rohrnetz F nach auſsen in die Kammer L und durch das obere Rohrnetz G wieder dem
Innern des Rohres zugeführt werden. Damit die Gase auch wirklich diesen Weg machen
und nicht unmittelbar durch Rohr entweichen, ist der senkrecht verschiebbare Kolben
N angeordnet, der zugleich eine Regelung dadurch
bewerkstelligen kann, daſs durch Senken desselben mittels Kette und Hebel O, P einzelne Röhrenreihen auſser Thätigkeit gesetzt
werden. Das in der Kammer L liegende spiralförmige Rohr
Q dient zum Vorwärmen des Speisewassers.
Bei der in Fig.
6 dargestellten Anordnung fällt das innere gewellte Rohr fort: die Decke
des Feuerraumes A ist durch einen conischen Mantel
gebildet, von dem aus das Rohrbündel F zur Kammer C führt, von hier aus wiederholt sich die ganze
Construction in umgekehrter Folge, indem das Rohrbündel G die Gase zum Raume J ableitet.
Die Herstellung sowohl wie die Ausbesserung, letzteres insbesondere bei der erst
beschriebenen Anordnung, erforderte jedenfalls recht geschickte Kesselschmiede. Der
Umlauf des Wassers ist, wie uns scheint, dem Zufall zu sehr überlassen.
Ein stehender Röhrenkessel aus der Maschinenfabrik von Köbner
und Kanty in Breslau wurde von Adomeit im Praktischen Maschinenconstructeur beschrieben.
Der in den Fig.
7 bis 9 gezeichnete Röhrenkessel dient zur Entwickelung der nöthigen Dampfmenge
von 6at Spannung für die 10pferdige Betriebsdampfmaschine einer
Bautischlerei und zeigt eine zweckmäſsige Kombination eines Wasser- und
Feuerröhrenkessels; die Feuerröhren F (Fig. 7 und 9) sind von gewöhnlicher
cylindrischer Form und an beiden Enden offen, die Wasserröhren G hingegen als sogen. Field-Rohre gestaltet. Der stehend angeordnete Dampfkessel ruht auf einem
quadratischen Mauersockel, in dem sich der Feuerraum befindet. Der obere Theil des
cylindrischen Kessels trägt eine conische Rauchkammer K
mit darauf sitzendem Schornstein, in dem sich eine Regulirklappe befindet. Der Zug
der Heizgase, welche aus dem Feuerraum emporsteigen, tritt in die Feuerbüchse,
umspielt hier die Wasserröhren, geht durch die Feuerröhren nach der Rauchkammer und
entweicht in den Schornstein.
Die cylindrische Feuerbüchse läſst zwischen sich und der Auſsenwand einen
ringförmigen Wasserraum von 75mm Breite, hat 1m,05 Höhe, 0m,95
Durchmesser und 13mm Wandstärke und ist am oberen
Ende durch eine ebenfalls 16mrn starke Decke mit
umgebogener Flansche geschlossen. In dieser Decke sind 19 Field'sche Siederohre G mit angeschweiſsten
conischen Ringen befestigt. Die Field-Rohre sind
1050mm lang, 70mm weit, 3mm stark; die Einstellrohre
40mm weit, 1mm dick. Zwischen der unteren und oberen Rohrwand sind 23 durchgehende
Feuer- oder Heizrohre Fangebracht, welche 1475mm
Länge, 64mm Durchmesser und 3mm Wandstärke haben; dieselben sind an beiden
Enden offen und in den Löchern der Böden durch Einwalzen befestigt. Sie gestatten
den Heizgasen freien Durchgang und bilden nebst den Wasserröhren den wesentlichsten
Theil der Heizfläche des Kessels. Da der niedrigste Wasserspiegel im cylindrischen
Dampfkessel 0m,775 über der Feuerbüchsendecke
liegt, so ragen die Heizröhren auf 0m,7 Länge in
den Dampfraum hinein.
Als Heizfläche des Kessels erhält man folgende Werthe:
a)
im Wasserraum:
Feuerbüchsenmantel 1m,05
hoch, 0m,95 weit, ergibt
= 3qm,13
Feuerbüchsendecke von 0m,95
Durchmesser abzüglich der 23 Feuerrohrlöcher von 64mm Durchmesser
= 0qm,63
19 Wasserröhren von 1m,05
Länge und 70mm Durchm.
= 4qm,39
23 Feuerröhren von 0m,775
Länge und 64mm Weite
= 3qm,58
––––––
zusammen
= 11qm,73
b)
im Dampfraum:
23 Feuerrohren von 0m,7
Länge und 64mm Weite
= 3qm,97
––––––
gesammte Heizfläche
= 15qm,00.
Hiernach würde sich im Mittel für die Pferdekraft 15 : 10 = 1qm,5 Heizfläche ergeben.
Der Planrost ist 0m,75 lang und 0m,6 breit, hat also 0qm,45 Fläche, die guſseiserne conische Rauchkammer hat vier Klappen, durch
welche die Feuerrohre gereinigt werden können.
Dampfkessel mit wagerechten Röhren (Igelkessel).
Ueber diese Kessel wurde bereits 1883 249 * 363 sowie 1886
260 * 55 berichtet. Im letzteren Falle kamen
wagerechte Field'sche Röhren zur Verwendung, die am
unteren Theile des senkrecht stehenden Rohres angebracht sind. Ein Kessel, der auf
demselben Grundgedanken beruht, wurde in Nr. 22 des American
Machinist vom Jahre 1887 als Hazelton's Kessel
beschrieben (Fig.
10). Letzterer besteht aus einem senkrechten Hauptkessel, der sich mit
seinem unteren, als Schlammsammler dienenden Ende auf die gemeinschaftliche
Bodenplatte stützt. In angemessener Höhe ist ein das ganze Rohr umgebender Rost
angebracht, der aus einzelnen Sectoren besteht. Im oberen Theile sind die Steine
übergekragt und bilden eine Verengung, durch welche die Gase hindurchstreichen.
Alsdann beginnen die wagerechten Röhren, hier 480 Stück, welche in 20 gegen einander
versetzten Reihen angebracht sind, um die Heizgase möglichst durch einander zu
wirbeln. Zehn dieser Röhrenreihen befinden sich noch über dem normalen Wasserstand,
um einen recht trockenen Dampf zu erzielen. Um diesen Zweck noch sicherer zu
erreichen, gehen von dem Dampfableitungsrohr Zweigrohre aus, welche bis an das Ende
der wagerechten Rohre reichen und den gesammten abgehenden Dampf nöthigen, die
letzteren schlieſslich noch zu durchstreichen. Der Kessel ist durch eine
cylindrische Wand, welche mit zahlreichen Reinigungsöffnungen versehen ist,
eingefaſst.
Diese Kessel scheinen sich mit Erfolg einzuführen, wie wir einem Berichte von Adomit, veröffentlicht im Praktischen Maschinenconstructeur, 1889 S. 171, entnehmen. Nach dem
Berichte führt die Maschinenfabrik von Köbner und Kanty
in Breslau seit mehreren Jahren diese Röhrendampfkessel aus. Dieselben finden
vorzugsweise im mittelgroſsen und Kleinbetriebe Anwendung, weil sie einen geringen
Aufstellungsraum beanspruchen und eine wirksame Verdampfung besitzen. Der in Fig. 11 und
12
dargestellte Kessel dient zum Betriebe einer 25pferdigen Dampfmaschine und hat 6at Ueberdruck.
Der Dampfkessel besteht aus der Verbindung von zwei gröſsern cylindrischen Räumen mit
einem Röhrensystem. Die ⊺-förmige Grundform der beiden genannten Räume setzt sich
zusammen aus einem kurzen wagerechten Walzenkessel, an dessen Mitte sich ein
senkrechter Kessel B von kleinerem Durchmesser
anschlieſst. Die Enden des Kessels sind durch gewölbte Böden geschlossen. Der
wagerechte Theil dient vorzugsweise als Dampfraum, der senkrechte als Wasserraum.
Letzterer ist auf seiner krummen Umfläche mit einer groſsen Anzahl wagerechter
Siederöhren C versehen, welche, als Sackröhren
gestaltet, in diametraler Richtung aus dem Inneren des Kessels herausragen und io
der Kesselwand nach Art der Field-Rohre befestigt
sind.
Dieser Dampfkessel ist behufs Heizung und Unterstützung von einem quadratischen Mauerwerk umgeben.
Der Boden des senkrechten Cylinders ruht auf einem cylindrischen Mauersockel,
während die beiden Enden des wagerechten Kessels auf dem oberen Rauhgemäuer
aufliegen. In dem vorderen Theile des Kesselofens ist der Feuerraum F nebst Rost, Aschenfall und Feuerthür, in dem hinteren
der Abzugskanal D nebst Rauchschieber angebracht; ein
vorn aufwärts, oben zweitheilig umbiegender, hinten abwärts steigender Heizraum von
ringstückförmigem Querschnitt verbindet sodann den Feuerraum mit dem Fuchs. In
diesem Heizraum liegen die Wasserröhren C, welche den
eigentlichen Dampfentwickler des Kessels bilden. Zu beiden Seiten des senkrechten
Kessels hat der Kesselofen zwei gemauerte Zungen E,
welche den vorderen vom hinteren Heizraum scheiden. Der Planrost des zwei Thüren
haltenden Feuerraumes ist durch eine Wand aus feuerfesten Steinen, welche bis zur
untersten Siederohrebene emporgeführt ist, in zwei neben einander liegende Theile
geschieden, wodurch die Kesselfeuerung rauchfrei gemacht werden soll. Die Heizgase
steigen hiernach vom Roste aufwärts, umspielen die Siederohre sowie die vordere
Hälfte des senkrechten Kessels, sodann die untere Fläche des wagerechten Kessels,
gehen oben durch das zweitheilige Flammenloch nach hinten hinüber, bestreichen die
hinteren Siederohre sowie die hintere Hälfte des senkrechten Kessels und entweichen
in den wagerechten Fuchs zum Schornstein.
Die Heizfläche des Kessels, welche ganz unter dem Wasserspiegel liegt, berechnet sich
folgendermaſsen:
am senkrechten Röhrenkessel 0,95.π.1,95
= 5qm,81
am wagerechten Langkessel ein Rechteck 2,09.1,73
= 3qm,60
an den Siederöhren 0,07.π.0,52.257
= 29qm,39
––––––––
zusammen
= 28qm,80
Hiervon sind in Abzug zu bringen:
der Ausschnitt an der Stoſsstelle zwischen dem
wage- rechten und senkrechten Kessel
= 0qm,75
am senkrechten Kessel 257 Löcher für die Siederöhren
= 0qm,98
am senkrechten Kessel für die beiden Mauerzungen von
1m,5 Höhe und 0m,13 Breite
= 0qm,39
an demselben Kessel unterhalb des Rostes eine
halb- cylindrische Fläche
= 0qm,38
––––––––
zusammen
= 2qm,50
Daraus ergibt sich eine effective Heizfläche
= 36qm,30
folglich auf die 36,3 : 25
= 1qm,50.
Die Hauptmaſse dieses Kessels, welcher gewöhnlich mit 6at Ueberdruck angestrengt wird, sind in der Zeichnung eingetragen, er hat
257 Siederöhren von 0m,52 Länge, 70mm äuſseren Durchmesser und 3mm Wandstärke.
Der höchste Punkt der Heizfläche liegt 0m,13 unter
dem tiefsten Wasserspiegel. Der Planrost erfordert zwei besondere Eckroste, die
totale Rostfläche beträgt 1qm,05.
Ein Nachtheil dieses Kessels ist, daſs er sich ziemlich hoch aufbaut, doch fällt
seine Höhe geringer aus als die der sogen. stehenden Kessel.
Ein Kessel, welcher alle und auſserdem noch einige Vollkommenheiten besitzen soll,
ist von Dion, Bouton und Trépadoux angegeben (Armengaud, Publ. Industrielles, 1889 S. 416). Nach Fig. 13
besteht derselbe aus einem Innenkessel, welcher mit dem doppelwandigen Auſsenkessel
durch geneigte Röhren verbunden ist. An mehreren Verbindungsstellen sind
Schraubenverbindungen angewandt, um den Kessel leicht zugänglich zu machen. Der
Boden des Innenkessels ist angeschweiſst. Zwischen der zweiten und dritten der
oberen Röhrenreihen ist in dem Innenkessel durch eine wagerechte Querwand ein
Dampfraum abgetrennt, um trockenen Dampf zu erzielen. Für die Anzahl der Röhren ist
die Absicht maſsgebend gewesen, den Wärmegrad der abgehenden Heizgase bis auf 250°
auszunutzen, bei welchem Grade die zur Ueberhitzung dienenden Röhren keinen Schaden
nehmen können. Die Neigung der nicht über 0m,5
langen Röhren soll eine freie Ausdehnung der Kesseltheile gestatten und einen sehr
lebhaften Wasserumlauf bewirken. Das Gewicht eines Kessels für 5,7 wird zu
650k, der Wasserinhalt zu 110l, die Heizfläche zu 5qm,95 angegeben, der Kessel soll 257k
Wasser in der Stunde verdampfen. Die Verdampfung ist eine 6,42 fache.
Zum Heizen mit flüssigem Brennstoff verwendet J. Bourne
in London den in Fig. 14 dargestellten, in England unter Nr. 4531 vom 20. December 1888
patentirten Kleinkessel. Die äuſsere Umwandung besteht aus einem mit feuerfestem
Thone gefütterten Guſseisencylinder A, innerhalb
desselben ist ein Thoncylinder B angebracht, in dessen
unterem Theile der Brenner sich befindet, und dessen oberes Ende mit Durchzuglöchern
für das Entweichen der Heizgase versehen ist. Das Speisewasser tritt bei D ein, durchstreicht die doppelte aus Perkins' Röhren-bestehende Spirale C, tritt durch das Rohr E
in das unten offene Rohr F, dann in G und von da als zum Gebrauche fertiger Dampf durch das
Rohr H. An dem Brenner J
bezeichnet N das Rohr zum Einleiten der Luft, O ist das mit einer Speisepumpe für den Brennstoff in
Verbindung stehende Rohr, P ist ein Ueberfluſsrohr.
Durch die Oeffnung K ist eine Verbindung mit dem Rohre
B ermöglicht. Während des Anheizens kann das Rohr
L zum Zulassen der Luft benutzt werden, sowie auch
dann die Verbrennungsgase durch das Rohr I austreten
können.
Ueber den Motor von Stehlik und Meter haben wir bereits 1887 265 582 berichtet
und erwähnen hier nur kurz die Verbesserungen welche nach dem eingehenden Berichte
der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Bd. 32
Nr. 52 an demselben angebracht worden sind.
Das frühere Futter aus feuerfester Masse ist durch einen besonders eingesetzten
Guſseisentopf ersetzt, welcher zugleich zum Vorwärmen der Feuerluft dient. Fig. 15 und
16. Zu
diesem Zwecke muſs die Luft bei einer stellbaren kreisförmigen Thür eintreten und um
den mittleren Cylinder streichen, der durch den besonders eingesetzten Feuertopf
erwärmt wird. Auch der Boden der ringförmigen Rauchkammer trägt etwas zur Vorwärmung
der Luft mit bei. Der Schornstein mündet seitwärts bei S in die Rauchkammer. Auch ist der Kessel mit einem die Wärme eindämmenden
Mantel von Korkmasse umgeben. Zum Reinigen der gebogenen Röhren von Ruſs sind
besondere Dampfausblaseröhren angeordnet.
Ueber den Komarek'schen Motor heiſst es a. a. O: F. X. Komarek in Wien hat neben einem gröſseren
halbtransportablen Dampfmotor seiner älteren Construction (1887 265 156) einen kleinen neueren ausgestellt, dessen
Anordnung aus den Fig. 17 und 18 Taf. 21 ersichtlich
ist. Der Dampferzeuger wird aus einigen verhältniſsmäſsig weiten gezogenen
schmiedeisernen Röhren gebildet, die schräg ansteigend in dem feuerfest
ausgefütterten Gehäuse liegen und auſsen durch Rohre verbunden sind. Das letzte Rohr
mündet in den groſsen guſseisernen Dom, an welchem der Maschinenrahmen angegossen
ist. Der Cylinder ist in den Dom eingeschoben und trägt frei die gebohrte
Geradführung. Die Einrichtung der Feuerung und des Mantels ist aus den Zeichnungen
ersichtlich. Es sei bemerkt, daſs der Wasserstand bis in den Dom hineinreicht. Das
obere und das untere Rohr sind wohl unter ungünstigen Umständen theilweisem
Leerkochen ausgesetzt, weil sie nur je eine Verbindung haben. Die Speisung erfolgt
durch eine vom Exzenter betriebene Pumpe, die aus dem Vorwärmer im Sockel saugt und
das Wasser zunächt in eine Vorrichtung befördert, die Komarek
Speiseregler nennt. In dieser befindet sich bei der
Anordnung A,
Fig. 19 ein
Kolben n, der durch den Keil m vorgeschoben die Oeffnung p verschlieſst,
zurückgezogen aber dem Wasser durch xx und y freien Ausweg eröffnet und ihm den Rückfluſs in den
Vorwärmer gestattet.
Es ist klar, daſs der geschlossene Kolben mit der ganzen Fläche des Rohres p den vollen Dampfdruck auszuhalten hat, also leicht
aufgehen, aber schwer schlieſsen wird. Besser dürfte daher die gleichfalls von Komarek angewandte Anordnung B, Fig.
20 sein, bei welcher der Kolben r drucklos
bleibt. Bei beiden Kolbenanordnungen ist das regelnde Clement durch einen Schwimmer
gebildet, der im Dome angebracht, die Wandung mittels wagerechter Achse und
Stopfbüchse durchsetzt und entweder den Keil bei A oder
den Kolben bei B verstellt. Mit dem hierzu dienenden
Hebel der Schwimmerachse ist ein Zeiger verbunden, der den Wasserstand anzeigt. Als
Vortheil darf hervorgehoben werden, daſs das Leerlaufrohr y frei über einem Trichter mündet, so daſs man das Arbeiten der
Vorrichtung und in zweiter Linie das der Speisepumpe jederzeit leicht beobachten
kann. Auſser dem Schwimmer ist noch ein gewöhnlicher Wasserstandszeiger angebracht,
so daſs der Wasserstand, dessen Erhaltung von der guten Wirksamkeit des Speisereglers abhängt, jederzeit
unter Aufsicht steht. Der Dampf tritt in das Schiebergehäuse durch ein Rohr r1 ein, welches in den
oberen Theil des Domes reicht. Es sei hier beiläufig noch die Steuerung erwähnt, die
durch einen gewöhnlichen Muschelschieber und einen fest gelagerten Schleifbogen d erfolgt (Fig. 21), an welchem die Schieberstange mit
dem verschiebbaren Gelenk a angehängt ist. Der Hebel
g wird durch den Plattfederregulator gestellt, und
so der Schieberweg verändert. Dabei erfolgt eine Veränderung des Expansionsgrades in
bescheidenen Grenzen, aber gleichzeitig eine solche der Voreinströmung und
Compression, so daſs die Anordnung kaum zu den vollkommenen gezählt werden darf.
Wenn der Gleitbacken b seine höchste Stellung einnimmt,
so öffnet der Schieber nicht mehr; dies wird zur Abstellung der Maschine benutzt,
indem diese Stellung durch Hebung des Hebels n1 mittels eines auſsen angebrachten Handhebels (Fig.
21) herbeigeführt wird. Der zugehörige Federregulator kann durch Streckung der
Federn mittels einer Mutter für verschiedene Umdr.-Zahlen eingestellt werden.
Von den Serpollet'schen Kesseln (1889 272 * 359) waren auf der letzten Pariser Ausstellung nach
Revue Industrielle Nr. 45 vom 9. November 1889
mehrere Ausführungen vertreten. Die früher einfach glatten Oberflächen der Heizrohre
sind jetzt mit Querrippen angeordnet (Fig. 22 Taf. 20), welche
sowohl den Zweck verfolgen, dem Rohre eine gröſsere Oberfläche zu geben, als auch
dasselbe gegen den inneren Druck widerstandsfähiger zu machen. Zur Zeit werden die
Serpollet'schen Röhren aus Rothkupfer angefertigt,
sie sind 2m lang, 90mm breit, haben 0mm,42 lichte Weite,
16qdm vom Wasser benetzte Fläche und ein
Gewicht von 33k für die Pferdekraft. Die Kessel
sind auf 100at gepreſst und auf 94at concessionirt. Durch Ministerialerlaſs vom 24.
Oktober 1888 sind sie in Frankreich von den gewöhnlich vorgeschriebenen
Sicherheitsapparaten befreit.
Für Kessel von mehr als 1 werden die Röhren übereinander angebracht. Die
Speisung geschieht an der dem Feuer am meisten ausgesetzten Stelle. Um die Röhren
möglichst zu schonen ist eine Nebenleitung für die Heizgase angeordnet, damit diese
bei abgestelltem Betriebe unmittelbar zum Schornstein entweichen können. In einem
Anbau war eine einpferdige Serpollet'sche Maschine zum
Betriebe einer elektrischen Beleuchtung thätig. Dieselbe verdampfte stündlich 20k Wasser bei 7qdm Rostfläche. Die betriebene Dampfmaschine hatte 60mm Cylinderdurchmesser, 90mm Hub, 0,7 Füllung, 300 Umgänge, und verbrauchte
15k Dampf für 1 . Der Zutritt des
Speisewassers wurde durch einen Schwungregulator geregelt.
Ein mit Serpollet'schen Röhren ausgestatteter Motor von
3 hatte 100mm Cylinderquerschnitt, 100mm Hub, 0,3 Füllung, 300 Umgänge, 35k Dampfverbrauch und erforderte 8k Kohle.
Verwendung der Serpollet'schen Röhrenkessel zu
Fahrrädern sollen einen
guten Erfolg ergeben haben. Der Brennstoffvorrath betrug bei denselben 60k, der Wasservorrath 40l, der Brennstoffverbrauch 8 bis 10k in der Stunde. Als gröſste Geschwindigkeit wird
eine Strecke von 25km in der Stunde angegeben.
Eine weitere Verwendung seines Kessels zeigte Serpollet
an einem für 12 Personen berechneten Boote von 10m
Länge bei 1m,4 Breite. Der Kessel ist aus 3
übereinanderliegenden Röhren gebildet, welche 1qm,05 äuſsere Fläche bilden. Die vom Wasser benetzte Fläche ist 0qm,49. Jedes Rohr wiegt 33k und der gesammte Kessel 234k. Man verdampft bei künstlichem Zuge stündlich
100k Wasser von 17at Spannung. Die Speisung geschieht in das unterste Rohr. Die verwendete
Schiffsschraube hat 3 Flügel, 0m,6 Durchmesser,
0m,9 Steigung, die mittlere Geschwindigkeit
des Schiffes ist 15km in der Stunde. Der Referent
schlieſst seinen Bericht mit der Bemerkung, daſs das Serpollet'sche System für die Klein-Industrie zur Verwendung bei
Fahrrädern und Booten geeignet erscheine, daſs aber für die Verwendung für groſsen
Kraftbedarf noch nicht hinreichende Erfahrung vorliege.
Wegen der Verwendung der Kessel zu Fahrrädern verweisen wir auf die bezeichnete
Quelle mit dem Bemerken, daſs dort eine Zeichnung eines Fahrrades sich findet.