Titel: | Ueber Apparate und Maschinen zum Waschen, Bleichen, Färben von Gespinnstfasern, Gespinnsten, Geweben u. dgl. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 354 |
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Ueber Apparate und Maschinen zum Waschen,
Bleichen, Färben von Gespinnstfasern, Gespinnsten, Geweben u. dgl.
(Fortsetzung des Berichtes S. 218 d.
Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
17.
Appreturmaschinen.
Henry Danzer, Adrien Simian und Cte. De Marcieu in Paris wollen nun eine absolut sichere Fixirung der
Farben dadurch erzielen, daſs gleichzeitig mit der Aufstäubung der Farbe eine
Dämpfung des Gewebes stattfindet, wodurch eine unmittelbare Fixirung der Phaser in
der Gewebefaser bewirkt wird. Die hierzu verwendete Vorrichtung, welche gleichzeitig
ein Trocknen und Appretiren des Stoffes gestatten, ist in den Fig. 18 und 19 Taf. 17
dargestellt und Gegenstand des D. R. P. Kl. 8 Nr. 39600 vom 21. August 1886. Die
Einrichtung derselben ist folgende:
Der zu behandelnde Stoff L wird in Richtung des
eingezeichneten Pfeiles über die Führungswalzen K und
C, die doppelwandige, mit Dampf geheizte Cuvette D und die Führungswalzen C1 zu der aus zwei einstellbaren
Nadelstabketten J gebildeten Spannvorrichtung geführt,
welche ihn in eine Trockenkammer bringen. Die Cuvette D
umschlieſst ein mit feinen Düsen versehenes Dampfrohr E
und auſserhalb derselben, dem Stoffe gegenüber ist mittels eines einstellbaren
Supportes ein Zerstäuber I angeordnet, der die
Flüssigkeit gegen das Gewebe schleudert. Damit sich der zur Dämpfung verwendete
Dampf an und für sich, besonders aber unter der Wirkung der mit der Farbflüssigkeit
auftretenden kalten Luft nicht condensirt, wird die Cuvette mit hochgespannten
Dämpfen geheizt, während der aus E austretende, gegen
die Wandung von D treffende Dampf höchstens 2at Spannung hat, so daſs er durch ersteren
überhitzt wird und als getrockneter Dampf in Verwendung kommt. Das Zerstäuben
erfolgt auſserdem mit heiſser Luft, deren Temperatur entsprechend geregelt wird.
Um ein vollkommenes Eindringen der mittels des Zerstäubers aufgetragenen Flotte und
auſserdem auch ein rasches Trocknen der behandelnden Materialien herbeizuführen, hat
J. H. Lorimer in Philadelphia eine Maschine
construirt, welche in Fig. 20 Taf. 17 in
senkrechtem Querschnitte und in Fig. 21 in senkrechtem
Längenschnitte hergestellt ist. Die Einrichtung dieser durch das Amerikanische
Patent Nr. 354797 geschützten Maschine ist die folgende.
Das zu behandelnde Material tritt in Richtung des Pfeiles zwischen den beiden über
die Rollen A und B bezieh.
CDEFGHIKL geführten endlosen Bändern TT1 in das Gehäuse ein
und verläſst dasselbe, nachdem es in schlangenförmigen Windungen in demselben hin
und her geführt worden ist, bei K. Zwischen der ersten
und zweiten bezieh. zweiten und dritten Bahn des Gewebes sind zwei Zerstäuber S vorgesehen, denen die Flotte von dem Behälter P durch den Injector Q
zugeführt wird, in welchen sie durch den von R
eingeblasenen Luftstrom in die Düsen S getrieben wird.
Im untersten Theile des Gehäuses der Maschine liegen innerhalb der Führungsbänder
T zwei Ventilatoren U,
welche die durch die Oeffnung O eintretende und
zertheilte Luft durch die einzelnen Gangbahnen hindurchsaugen. Die Luft selbst kann
auf jeden beliebigen Grad erhitzt und somit eine beliebige rasche Trocknung erzielt
werden, welche um so rationeller vor sich geht, weil das Gegenstromprinzip
angewendet ist.
Das Auftragen der Färbe-, Wasch- u. dgl. Flüssigkeit in Form von Strahlen auf die
Oberfläche des zu behandelnden Materials findet meines Wissens seltener Anwendung
und wird z.B. beim Waschen von Geweben und Färben wenig durchlässiger Stoffe, wie
Leder u.s.w., gebraucht. Ein Beispiel der ersten Art liefert die Maschine von W. Engerth (1844 94 277).
Der Stoff erfährt hier, wie in allen anderen derartigen Maschinen, noch eine
mechanische Bearbeitung.
Von den Färbemaschinen, bei welchen die Flotte in Strahlenform auf die Oberfläche des Materials
aufgetragen wird, ist hier die Lederfärbemaschine von Josef
Kristen in Brunn zu nennen. Diese durch D. R. P. Kl. 8 Nr. 18019 vom 4.
Oktober 1881 geschützt gewesene und in den Fig. 22, 23 und 24 Taf. 17
wiedergegebene Maschine besitzt folgende Einrichtung.
Das zu färbende Fell wird in der Mitte einer wagerecht liegenden Scheibe befestigt,
welche, sobald die Farbe auf dieselbe flieſst, in rasche Umdrehung um eine
senkrechte Achse versetzt wird, was zur Folge hat, daſs sich die Farbe gleichmäſsig
über die Oberfläche des zu behandelnden Gegenstandes vertheilt. Die in Folge der
Centrifugalkraft abflieſsende Flotte wird in einem Reservoir gesammelt und wieder
von neuem verwendet.
Das Gestell A trägt oben einen Trichter B, über welchem sich ein im Grundrisse bis auf einen
Ausschnitt kreisrunder Mantel C befindet. Dieser Mantel
hat einen aufrechten Rand C1, in der Mitte eine quadratische, der oberen Weite des Trichters B entsprechende Oeffnung und einen Ausschnitt C, der durch den in Nuthen oder Schienen laufenden
Schieber C3 so
geschlossen werden kann, daſs der Mantel rings herum mit dem Rande C1 umgeben erscheint.
Innerhalb des Mantels C liegt die kreisrunde Scheibe
D, die von der Spindel d getragen wird und ihren Antrieb durch die Welle G unter Vermittelung des Kegelradgetriebes KE
empfängt. An dem vorderen oberen Querriegel a1 sitzt drehbar das mit Handgriff d3 versehene Brett d2, das entweder in die
wagerechte Lage gebracht oder in die senkrechte Lage so aufgestellt werden kann,
daſs es in den Ausschnitt c des Mantels C und einen entsprechenden Ausschnitt d1 der Scheibe D zu stehen kommt (Fig. 23 Taf. 17). Bei wagerechter
Stellung gestattet das Brett d2 die Umdrehung der Scheibe D, während es dieselbe in aufrechter Stellung hemmt. Zum Aufbringen der
Farbe auf das Fell wird man sich, falls man sie nicht aus einem höher liegenden
Behälter entnimmt, einer Pumpe bedienen. Diese Pumpe wird im vorliegenden Falle
mittels der Kurbel i getrieben, und zwar von der
Hauptwelle f aus unter Vermittelung des Rädergetriebes
KI. Beim Hube des Kolbens tritt die Flotte aus dem
Behälter L durch das Rohr m in die Pumpe über das Ventil w, beim
Niedergange des Kolbens dagegen gelangt sie durch das Rohr M auf den Tisch D. Mittels des Hahnes o wird der Zufluſs regulirt. Das Rohr N leitet die überschüssige Farbe zurück zum Behälter
L.
Wir kommen nun zu der dritten Gattung von Maschinen, d.h. denjenigen, bei welchen die
flüssige Appretursubstanz weder in fein zertheiltem Zustande noch in Strahlenform
auf die Oberfläche des Materials aufgetragen, sondern aus dem Behälter unter
Vermittelung einer Walze, Bürste u.s.w. direkt auf den Stoff übertragen wird. Es
bildet dieses Verfahren gewissermaſsen den Uebergang vom Färben zum Drucken. Erfolgt
das Auftragen der Farbe mit Hilfe einer Walze, so findet eine Schablone keine Anwendung,
dagegen erfährt der Stoff gewöhnlich noch eine mechanische Bearbeitung, welche den
Zweck hat, den Farbstoff gleichmäſsig zu vertheilen und einzureiben. Kommt eine
Bürste in Anwendung, so ist das Umgekehrte der Fall. Im Nachfolgenden sei für jeden
Fall je ein Beispiel angeführt.
Das erste bietet eine Sammtfärbemaschine von Albert und
Comp. in Frankenthal, die bereits in D. p. J.
1879 234 190 einer Besprechung unterzogen worden ist und
auf die deshalb nur verwiesen sei.
Eine Einrichtung, bei welcher das Uebertragen der Farbe aus dem Behälter auf dem
Stoffe mit Hilfe einer Bürste und unter Vermittelung einer Schablone erfolgt, zeigt
die Fig. 25
Taf. 17. Diese durch das Amerikanische Patent Nr. 394690 geschützte Maschine von J. A. C. Hamil in Racine, Wisconsin, besitzt folgende
Einrichtung.
Der zu behandelnde Stoff f wird in Richtung des Pfeiles
durch die Walzen d und e
dem Tische. h zugeführt. Ueber dem Tische ist drehbar
gelagert eine cylindrische Schablone g, welche einen
Farbbehälter i in sich schlieſst, der mit einer der
Breite der Schablone entsprechenden Bürste k
ausgestattet ist (Fig. 26 Taf. 17), in welche der Farbstoff aus i gelangt und durch sie durch die Schablone auf den Stoff aufgetragen
wird. Die Walzen c und b
pressen den durch die Maschine geführten Stoff fest gegen die Schablone.
(Fortsetzung folgt.)