Titel: | Ueber Vorrichtungen zur Verhinderung des Herausfliegens von Webschützen. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 577 |
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Ueber Vorrichtungen zur Verhinderung des
Herausfliegens von Webschützen.
Mit Abbildungen auf Tafel
30.
Vorrichtungen zur Verhinderung des Herausfliegens von
Webschützen.
Der in den Fig.
11 bis 13 Taf. 30 dargestellte, durch das Amerikanische Patent Nr. 137551
geschützte, Hudson'sche Schützenfänger ist nichts
anderes als die in Deutschland unter dem Namen „Plouquet'scher“ Schützenfänger bekannte Vorrichtung, durch welche
ein Herausfliegen des Schützens verhindert werden soll, und es dürfte deshalb nicht
ohne Interesse sein, denselben, da er bereits aus dem Jahre 1873 stammt, also
bedeutend älter ist als die Vorrichtung von Plouquet,
etwas näher zu betrachten.
Die Schutzvorrichtung wird aus einer über die Schützenbahn reichenden eisernen Stange
gebildet, welche an ihren Stirnenden in zwei an dem Ladendeckel angebrachten
Führungen a gehalten wird. Für den Fall, daſs die
eiserne Stange zu schwach im Verhältnisse zu ihrer Länge ist, erhält dieselbe durch
eine dritte Führung a1
in ihrer Mitte eine weitere Unterstützung. Sämmtliche drei Führungen aa1 haben an ihrem dem
Ladendeckel zugewendeten Ende eine Vertiefung d, in
welche die Schutzstange eingelegt werden kann. Nimmt man an, daſs, sobald dieses der
Fall ist, auch der Stuhl stillsteht, so wird die Stange ruhig in ihrer Lage bleiben
und den Arbeiter in seiner Arbeit an den Kettenfäden nicht hindern. Wird jedoch der
Stuhl in Gang gesetzt, so wird in Folge der schrägen Lage, welche die Lade einnimmt,
und des Stoſses derselben die Stange b aus den
Vertiefungen d herausfliegen und in den Führungen c nach abwärts gleiten, sich also dicht über den
Schützen legen und ein Herausfliegen desselben verhindern.
Die gleiche Einrichtung und Wirkungsweise, wie diese alte Einrichtung zeigt auch die
in den Fig.
14 und 15 Taf. 30 wiedergegebene von Richard Joos,
Chef der Firma C. F. Plouquet in Heidenheim a. d.
Brenz, Welche übrigens in Oesterreich durch ein Privilegium vom 31. März 1889
geschützt ist. Das Oesterreich-Ungarische Patentblatt gibt hierher folgende
Beschreibung:
Fig. 14 und
15 zeigen
den an den Ladendeckel befestigten Schützenfänger, bestehend aus verschiedenartig
geformten Führungen bezieh. Gleitstücken und einer oder mehreren Schutzstangen.
Die Schnittzeichnungen ABCD zeigen einige solche Formen
und zwar sind bei A und B
die Führungen mit Boden versehen, um die Verschiebung der Stange nach der Seite zu
verhüten, während C offen ist, wobei dann die seitliche
Verschiebung durch eine vertiefte Rinne in der Stange oder durch Stellringe verhütet
wird.
Bei D besteht die Führung aus einem beliebig geformten
Gleitstück, auf welchem die mit Schlitzen versehene Stange gleitet.
Bei Fig. 14
ist in der Mitte noch eine dritte Führung angebracht, die bei sehr breiten Stühlen
anzuwenden wäre, um das allzu starke Federn der Stange zu verhüten. In den meisten
Fällen genügt eine einzelne solche Schutzstange; wo dies nicht der Fall sein sollte,
da können die Führungen auch so eingerichtet werden, daſs zwei oder mehr Stangen
neben oder über einander gleiten. Die Schutzstange nimmt zweierlei Stellungen ein,
und zwar entweder die untere oder die obere Stellung c1, in welche die Stange von dem Arbeiter
durch einen einfachen Griff, welcher je nach Bequemlichkeit und Form des
Bodendeckels oben, unten oder an der Seite des letzteren angebracht werden kann,
dann gebracht wird, wenn ihm dieselbe bei der Arbeit des Fadeneinziehens u.s.w. im
Wege liegt.
Denkt man sich nun den Schützenfänger in der oberen Lage c1 wenn der Stuhl in Ruhe ist, so ist die
Wirkung der aus der Ruhe in die Bewegung übergehenden Lade (Ladenschlag) auf die
Schutzstange naturgemäſs eine solche, daſs schon die erste Anfangsgeschwindigkeit
genügt, um die Stange aus ihrem Lager heraus und in die Führung hinein zu werfen,
innerhalb oder auf welcher sie dann abwärts gleitet und unten diejenige Stellung
einnimmt, die ihrem Zwecke als Schützenfänger entspricht.
Wesentlich verschieden von den vorstehend beschriebenen beiden Vorrichtungen zur
Verhinderung des Herausfliegens der Schützen sind die in den Fig. 16 bis 21 Taf. 30
wiedergegebenen.
Der durch das Englische Patent Nr. 7687 A. D. 1887 geschützte Schützenfänger von Th. Calvert und John Hunt in Preston (Fig. 16 und 17 Taf. 30)
tritt, sobald der Webstuhl in Betrieb gesetzt wird, in Thätigkeit und wird
gleichzeitig mit dem Ausrücken des Stuhles abgestellt. Er besteht zu diesem Zweck
aus einer in Form eines Winkelhebels ausgebildeten am Ladendeckel drehbar
befestigten Schutzschiene k, welche mit ihrem nach
rückwärts liegenden Schenkel i drehbar mit einer Stange
h verbunden ist, die wiederum den einen Schenkel
eines am Gestelle drehbar befestigten zweiarmigen Hebels e hält. Der freie Schenkel dieses Hebels e
trägt ein Gewicht und ruht auf einem Stellring i1 einer Stange d auf,
die von einem am Gestelle des Webstuhles drehbaren Winkelhebel c getragen wird, der auf einer an der Ausrückgabe]
sitzenden Nase aufliegt. Die untere Seite des Hebels c
ist nun so gestaltet, daſs der Schützenfänger, sobald die Maschine ausgerückt ist,
die in ausgezogenen Linien dargestellte Lage einnimmt. Sobald aber nun der Stuhl
eingerückt wird, d.h. die Einrückstange von rechts nach links bewegt wird, senkt
sich der Hebel c und mit ihm auch die Stange d und der auf der letzteren sitzende Stellring i, was zur Folge hat, daſs der Hebel e, dem Gewichte f folgend,
die punktirt gezeichnete Lage einnimmt und hierdurch die Stange h hebt, also den Schützen-länger in die in punktirten
Linien wiedergegebene Arbeitsstellung bringt.
Beim Ausrücken des Stuhles tritt der umgekehrte Fall ein.
Der in den Fig.
18 und 19 Taf. 30 veranschaulichte Schützenfänger von James Shackleton in Halifax (Englisches Patent Nr. 15343 A. D. 1887) wird
aus einer Reihe von Stäben gebildet, welche sich während des Schützenschlags
selbsthätig über die Schützenbahn legen, nach beendetem Sehlage aber, d.h. beim
Anschlagen der Lade, sich derart an die Riete anlegen, daſs der Arbeiter den
eingetragenen Schuſsfaden und das Gewebe controliren kann.
Das aus den Stäben a und den Lenkern b gebildete Schutzgitter ist in den Punkten d drehbar am Ladendeckel c
befestigt und steht gleichzeitig durch die Lenker e mit
den beiden Schienen f in Verbindung, welche drehbar um
die in Schlitzen verstellbaren Bolzen h an dem
Brustbaum des Webstuhls befindlichen Consolen g
befestigt sind. Mit Hilfe eines zweiten Bolzens i
erhält jede Schiene f noch Führung in einem Schlitz der
Console g. In ihrem unteren Ende trägt jede Schiene
einen Bolzen mit Gleitstück k, das sich auf einer
federnden am Brustbaum sitzenden Zunge l verschieben
kann, wodurch eine starre Verbindung der Lade mit dem Brustbaum vermieden ist.
Beim Eintragen des Schuſsfadens nehmen die einzelnen Theile die in Fig. 18 angegebene
Stellung ein. Sobald sich jedoch die Lade dem Brustbaum behuſs Eintragens und
Anschlagens des Schuſsfadens nähert, senkt sich der Schützenfänger aus seiner
schützenden Stellung in die in Fig. 19 angegebene und
bringt hierbei die einzelnen Theile in die dargestellte Lage. Dem Arbeiter ist somit
das Arbeitsfeld geöffnet. Sobald der Stuhl ausgerückt wird, tritt dasselbe ein.
Der durch das Englische Patent Nr. 7961 A. D. 1889 geschützte und, in den Fig. 20 bis
21 Taf.
30 dargestellte Schützenfänger von Rob. Chamley in
Preston stellt sich beim Gange des Stuhles, sobald ein Schuſsfaden eingetragen wird,
selbsthätig über die Schützenbahn ein und entfernt sich von derselben, sobald das
Anschlagen des Schuſsfadens erfolgt. Auſserdem wird der Schützenfänger beim
Ausrücken des Stuhles ebenfalls ausgerückt und kann drittens beim Gange des Stuhles
nach Belieben von der Schützenbahn entfernt werden.
Das Schutzstück a wird von den Armen b zweier um eine in Lagern c am Ladenbaum drehbar gelagerte Welle d
befestigter Scheiben e getragen. Die eine an derjenigen
Seite des Webstuhls, wo die Ausrückstange sich befindet, liegende Scheibe e setzt sich in einem nach abwärts gehenden
winkelförmigen Arm fh fort, welcher mit einer Nase g ausgestattet ist. Die Arme b werden durch eine auf der Welle d
aufgesetzte Spiralfeder in der in Fig. 20 in punktirten
Linien gezeichneten Lage gehalten, hieran jedoch durch den mit Nase l ausgestatteten um die Welle n schwingenden Hebel m gehindert, welcher
durch die Spiralfeder p unter Vermittlung des mit m verbundenen Riemens o
gegen die Schiene f angepreſst wird, wie es in Fig. 20 in
ausgezogenen Linien dargestellt ist. Die Folge davon ist, daſs, sobald die Lade sich
in der Stellung
befindet, wo der Schützen durch das Fach geht, der Hebel f durch den Hebel m in die in Fig. 20 in ausgezogenen
Linien dargestellte Lage gebracht und hierdurch der Schützenfänger in
Arbeitsstellung gebracht wird. Nähert sich die Lade dem Brustbaum behufs Anschlagens
des Schuſsfadens, so stellt sich der Hebel f durch
Gleiten der an demselben sitzenden Nase g unter die am
Gestelle angebrachte schräge Leiste i in senkrechter
Lage ein und veranlaſst hierdurch den Schützenfänger, sich zu heben, wie es Fig. 21
erkennen läſst.
Die den Hebel m beeinflussende Feder p hängt mit ihrem freien Ende an dem senkrecht im
Gestelle geführten Stabe t, der wiederum durch die Nuſs
v mit der Stange s
verbunden ist, die einen Stellring r trägt, der durch
einen Riemen mit dem Hebel m verbunden ist. Sobald nun
behufs Stillsetzung des Stuhles die Ausrückgabel seitlich verschoben wird, senkt
sich die Stange s und hierdurch wird mittels des
Riemens q der Hebel von rechts nach links gedreht,
gestattet also der auf der Welle d sitzenden Feder, den
Hebel f aus der in ausgezogenen Linien dargestellten
Lage in die in punktirten Linien angegebene (Fig. 20) überzuführen,
d.h. den Schützenfänger zu heben, also auszurücken. Der umgekehrte Fall wird
eintreten, sobald der Stuhl wieder eingerückt wird.
Damit endlich der Stuhl weiter laufen, der Schützenfänger aber ausgerückt werden
kann, ist an der Welle nm ein dritter Riemen x befestigt, welcher mit der Hand derart bewegt werden
kann, daſs der Hebel m aus der in Fig. 20 in ausgezogenen
Linien angegebenen Lage in die in punktirten Linien dargestellte übergehen kann und
somit der Schützenfänger ausgerückt wird.
H. Gl.
Nachträge und Berichtigungen.
Bd. 272 S. 601. Die nicht numerirten Abbildungen zeigen
Gewichte aus gebranntem Thone aus den alten Bergwerken Griechenlands.
Bd. 273 S. 316. Zeile 7 v. o. lies 1g,67 anstatt 1mmg,67.
Bd. 274 S. 121. Zeile 19 v. o. lies Groſswasser anstatt
Preſswasser.
S. 432. Zeile 11 v. o. lies Einheiten.