Titel: | Ueber die analytische Bestimmung der wesentlichen Bestandtheile des metallischen Wolframs, Ferrowolframs und Wolframstahles, sowie des Ferrochroms und Chromstahles, unter theilweiser Zugrundelegung neuer Aufschlussverfahren; von Alfred Ziegler. |
Autor: | Alfred Ziegler |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 513 |
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Ueber die analytische Bestimmung der wesentlichen
Bestandtheile des metallischen Wolframs, Ferrowolframs und Wolframstahles, sowie des
Ferrochroms und Chromstahles, unter theilweiser Zugrundelegung neuer
Aufschluſsverfahren; von Alfred Ziegler.
Analyse von Wolfram und Wolframverbindungen.
Die Legirungen des Eisens mit Wolfram und Chrom: Ferrowolfram und Ferrochrom spielen
bereits seit längerer Zeit eine Rolle in der Stahlfabrikation. Trotzdem waren die
bisherigen Methoden zu ihrer Analyse meist sehr langwierige und umständliche. Im
Nachfolgenden werde ich eine von mir, nach kritischer Bearbeitung bisheriger
Methoden, gefundene einfache und thunlichst kurze Bestimmung der wesentlichen
Bestandtheile jener Legirungen angeben.
Ehe ich jedoch meine Ergebnisse mittheile, erscheint es mir zweckdienlich, das
Wesentlichste über das Vorkommen und die Oxydationsstufen des merkwürdigen Elementes
Wolfram zu erwähnen.
Bekanntlich kommt das Wolfram in der Natur besonders als wolfram-saures Eisen und
Mangan (m MnWO4 + n FeWO4), aber auch als Wolframocker (WO3),
wolframsaures Blei (oder als ebensolches Kalksalz) vor.
An Oxydationsstufen kennt man: das braune Wolframoxyd (WO2), das blaue Wolframoxyd (W2O5) und die beständigste der Sauerstoffverbindungen
dieses Metalles, die gelbe Wolframsäure (WO3).
Das metallische Wolfram kommt zum Zwecke der
Wolframstahlerzeugung gewöhnlich in Form eines graubraunschwarzen (oxydhaltig) bis
reinschwarzen Pulvers in den Handel.
Ferrowolfram unterscheidet sich äuſserlich wenig von
Ferromangan. während das hellere Ferrochrom eine
namentlich auf der Oberfläche leicht erkennbare strahlig krystallinische
Beschaffenheit zeigt und im Vergleiche zu Ferrowolfram bröckelig spröde ist.
Die wesentlichsten Bestandtheile des technischen metallischen Wolframs können auſser
Wolfram noch sein: Feuchtigkeit, Eisen, Mangan, Silicium, Aluminium, Sauerstoff und
Kohlenstoff.
Ferrowolfram und Ferrochrom
enthalten gewöhnlich auſser Wolfram bezieh. Chrom und Eisen noch Kohlenstoff, Mangan
und Silicium. Zum Zwecke der Analyse zerreibt man das technische Wolframmetall auf
das Feinste in der Achatreibschale. Das feine Pulver hebt man im Exsiccator auf, da
es trotz seiner sonstigen Beständigkeit in diesem Zustande Neigung zeigt, sich an
der feuchten Zimmerluft etwas zu oxydiren. Anders kann ich mir wenigstens die
Beobachtung eines leichten Zusammenballens des Pulvers nach längerem Liegen an der
Luft nicht erklären.
Ferrowolfram und Ferrochrom
werden nach guter Durchschnittsprobenahme im „Diamantmörser“ zerstoſsen,
durch ein feines Metallsieb gesiebt und womöglich gebeutelt.
Wolframstahl und Chromstahl
kann als Bohrspan untersucht werden.
Betrachten wir nun das Verhalten der besprochenen Körper gegen zersetzende
Einflüsse.
Um das Verhalten des metallischen Wolframs gegen Oxydations-, Lösungs- und
Aufschluſsmittel kennen zu lernen, unternahm ich eine Reihe von Versuchen mit zwei
technischen Wolframsorten.
Probe I war ein graubraunschwarzes Pulver, also jedenfalls sauerstoffhaltig; und
enthielt etwa 75 Proc. Wolfram.
Probe II stellte ein reinschwarzes Pulver dar, welches etwa 91 Proc. Wolfram
enthielt.
Versuche:
1) Rösten des Metalles an der
Luft.
Wie schon in meiner Mittheilung in der Chemiker-Zeitung,
1889 Bd. 13 Nr. 65, erwähnt, ist dieses Verfahren mit Uebelständen verknüpft und
dauert mehrere Stunden; welche Zeit jedoch durch Eintragen des Metalles in
schmelzendes Ammonnitrat, wodurch eine oberflächliche Oxydation erzielt wird, und
wenn man im Platintiegel weiter oxydiren kann, leicht auf eine halbe bis drei
Viertelstunden abgekürzt wird.
2) Behandlung mit wässeriger
Fluſssäure.
Diese ergab auch nur Einwirkung auf etwa vorhandenes Eisen, Silicium bezieh.
Mangan.
3) Zersetzung mit Königswasser.
Auch diese Flüssigkeit zersetzt, wie bekannt, erst nach sehr langer, wiederholter
Einwirkung.
4) Schmelzen mit
Natriumcarbonat.
Dieses Salz, sowie kohlensaures Natronkali wandeln in der Schmelzhitze metallisches
Wolfram unter Luftzutritt in längerer Zeit nahezu oder vollständig unter
Natriumbildung in wolframsaures Alkali um.
Trägt man unter ganz gleichen Umständen zwei verschiedene Wolfram Sorten, welche
Oxydationsstufen des Wolframs enthalten, rasch in die sehr flüssige Schmelze ein, so
daſs das Metall gleich untersinkt, so ist man wohl in der Lage, den Oxydationsgrad
der Probe wenigstens annähernd festzustellen, sobald man den Luftzutritt möglichst
abschlieſst und nur kurze Zeit schmilzt.
5) Eintragen in eine Schmelzmischung von
240 Th. Natriumcarbonat und 160 Th. Kaliumnitrat.
Dieses Schmelzgemenge führt metallisches Wolfram gut in wolframsaures Alkali über,
greift jedoch Platintiegel fast ebenso an, wie die nachher unter 12) angeführte
Schmelze.
6) Schmelzen mit entwässertem saurem
schwefelsaurem Natron.
In dieser Schmelze wurde das Wolfram bald vollständig klar gelöst.
7) Behandlung mit Salpetersäure.
Diese Säure, von verschiedenem specifischen Gewichte angewandt, lieſs sowohl kalt als
beim Erwärmen an beiden Proben keine sichtbare Einwirkung erkennen.
8) Concentrirte Salzsäure und chlorsaures
Kali zusammen angewandt
wirkte nur schwach zersetzend auf beide Proben. Bisher
verhielten sich beide Proben gegen die angegebenen Zersetzungsmittel theils gleich,
theils nicht wesentlich verschieden.
9) Concentrirte Schwefelsäure
wirkte auf Probe I schon kalt etwas blaues Oxyd bildend ein;
auf Probe II zeigte sie in diesem Zustande keine Einwirkung.
Erhitzt gab sie mit beiden Proben blaues Oxyd, welches beim Erkalten mit Probe II
eine blaue Lösung gab.
10) Mit concentrirter Salzsäure
zeigte Probe I blaue Färbung, die bald in violett überging
(nebst Gasentwickelung am Anfange).
Probe II zeigte gleich nach dem Uebergieſsen mit concentrirter Salzsäure von 1,19
spec. Gew. eine blaue Lösung, die jedoch bald in farblos und gelb überging. Nach dem
Erhitzen erhielt man bei Probe I und II unter theilweiser Lösung eine gelbe
Flüssigkeit, aus der sich mit der Zeit eine gelbe Wolframverbindung (WO3?) ausschied.
11) Ein groſser Unterschied im Verhalten der Proben I und II gegen Zersetzungsmittel
zeigte sich beim Behandeln mit wässeriger Kieselfluorwasserstoffsäure vom
specifischen Gewichte 1,06. Während Probe I (allerdings unter Hinterlassung eines
Rückstandes) eine schon blau bleibende Lösung gab, zeigte sich mit Probe II wohl
Bildung von blauem Oxyd und Trübung der Flüssigkeit, in welcher das Oxyd suspendirt
war, welche aber nur bei auffallendem Lichte blau erschien.
Das Filtrat von I ist prachtvoll tiefblau, von II wasserhell und ungefärbt.
Vielleicht kann man mit Hilfe dieser Reaction das metallische vom oxydirten Wolfram
in solchen technischen Proben trennen und, etwa colorimetrisch, die Menge des
nichtmetallischen Wolframs bestimmen. Ich füge bei, daſs Temperatur wie die
angewandten Mengen von Säure und Probe eine wesentliche Rolle in dem eben
angegebenen Falle spielen. So erhielt ich bei Anwendung von verhältniſsmäſsig viel
Säure mit beiden Proben absolut keine erkennbare Reaction.
12) Schmelzen mit
Natronsalpeter.
Beim Schmelzen mit Natriumnitrat (dasselbe muſs eisen-, mangan-, thonerde- und
kieselsäurefrei sein) löste sich Probe I bis auf einen geringen Rückstand zu einer
grünen Schmelze (Anwesenheit von Mangan) auf, welche in Wasser gelöst einen geringen
Rückstand hinterlieſs, während die reinere Probe II eine ganz klare, etwas gelblich
gefärbte Schmelze ergab, die sich in Wasser mit Hinterlassung eines nur minimalen
Rückstandes löste.
Hiermit war nun das einfachste Aufschiuſsmittel für metallisches Wolfram gefunden.
Die Analyse des Rückstandes in beiden Fällen ergab, daſs dasselbe kein oder doch nur
noch Spuren von Wolfram enthielt, während die Schmelzlösung neben dem überschüssigen
Natronsalpeter alles Wolfram als wolframsaures Natron enthielt. Der geringe
Mangangehalt des technischen metallischen Wolframs, der in der Schmelze als
mangansaures Natron vorhanden war, schied sich beim Lösen in Wasser aus; das
Silicium wurde beim nachfolgenden Gang der Analyse als Kieselsäure theilweise mit
der Wolframsäure gefällt. Es handelte sich nun darum, auf welche Weise (Zeit und
Genauigkeit in Betracht gezogen) die Wolframsäure aus der Lösung des Natronsalzes am
gründlichsten abgeschieden wird.
Bekannt ist, daſs manche Säuren besagtes Salz unter Abscheidung von Wolframsäure
zersetzen. Unter den diese Abscheidung bewirkenden in Vergleich gezogenen Säuren
wurde nur die Salpetersäure und Schwefelsäure zu diesem Zwecke für tauglich
befunden. Die oft zur Abscheidung des gelben Wolframoxydes empfohlene Salzsäure
scheidet selbst aus einem ganz bis zur Trockne eingedampften Salzgemenge die
Wolframsäure nur zum gröſsten Theile aus, was ja auch N. J.
Tram in der Chemiker-Zeitung, 1889 Nr. 42,
bestätigt. (Die so abgeschiedene Wolframsäure hat das Bestreben, eine bläulich weiſse Verbindung zu
geben, welche sich nur schwer in Ammoniakwasser löst.)
Am vollständigsten erzielt man die angestrebte Ausfällung einer in Ammoniakwasser gut
löslichen gelben, wahrscheinlich hydratischen Wolframsäure durch concentrirte
Salpetersäure; während Schwefelsäure wohl fast ebenso gut, jedoch eine weiſse
Wolframsäure (Meta-Wolframsäure?) fällt, die nur in heiſsem Ammoniakwasser und
selbst darin ziemlich schwer löslich ist.
Nach dem Gesagten ergibt sich folgendes besonders empfehlenswerthes Aufschluſsverfahren für technisches metallisches
Wolfram:
a) Das Metall wird nach meiner (in der Chemiker-Zeitung,
1889 Nr. 65, angegebenen) Methode geröstet, das Oxyd mit kohlensaurem Natronkali
bezieh. Natroncarbonat geschmolzen und so in wolframsaures Alkali umgewandelt;
oder
b) durch einfaches Schmelzen mit Natronsalpeter derselbe Zweck erreicht; oder
auch
c) das Schmelzen mit Natriumbisulfat.
Die oben unter 4) und 5) angegebenen Aufschluſsweisen möchte ich weniger
befürworten.
Die Analyse des technischen metallischen Wolframs
gestaltet sich nun wie folgt:
½ bis 1g des in der Achatreibschale auf das Feinste
zerriebenen Metalles trägt man sorgfältig in einen Tiegel (bei a) und c) aus Platin,
bei b) besser aus Silber)Die Auskleidung von Platintiegeln mit Natriumcarbonat zum Schütze derselben
nützt in den seltensten Fällen etwas.ein, welcher etwa zur Hälfte
mit dem Schmelzmittel in Brocken- oder Pulverform angefüllt ist, und erhitzt nun auf
die nöthige Schmelzwärme (Verfahren b) beansprucht nur verhältniſs-mäſsig geringe
Wärmeerhöhung); steigert dann die Hitze und erhält etwa 20 bis 30 Minuten im Fluſs.
Nach dieser Zeit ist, wenn auf die angegebene Weise gearbeitet wurde, alles Wolfram
in das Alkalisalz verwandelt. Man faſst nun den Tiegel mit der Zange und läſst die
Schmelze an den Wänden desselben bis zum Erstarren herumlaufen. Die dadurch bewirkte
Oberflächen vergröſserung bedingt dann ein leichteres Lösen im Wasser.
Nach völligem Erkalten legt man Deckel und Tiegel in ein mit der nöthigen Menge
Wasser angefülltes Becherglas und stellt aufs Wasserbad. Schmelze a) und b) ergeben
etwa nach einer ¼ Stunde eine klare, meist ungefärbte (bei gröſserer Menge
vorhandenen Mangans grüne) Lösung, welche, aber nur wenn sie nach längerem Erwärmen
die grüne Farbe des mangansauren Alkalis nicht verliert, mit etwas Alkohol zu
reduciren ist, und neben der Lösung des überschüssigen Schmelzmittels wolframsaures
und geringe Mengen kieselsauren Alkalis enthält. Der meist geringe Rückstand enthält
alles Eisen und Mangan nebst etwaigen Spuren Wolfram bezieh. Silicium.
Schmelze c), welche auffallend schnell das Wolfram klar löst, ist heiſs gelblich
braun und hinterläſst erkaltet mit heiſsem Wasser behandelt einen weiſsen Rückstand,
welcher vielleicht Meta-Wolframsäure ist, und sämmtliches etwa als Verunreinigung
vorhandenes Silicium enthält.
Schmelze a) und b) wird nun auf die angegebene Weise im heiſsen Wasser gelöst, die
Lösung vom etwaigen Rückstande abfiltrirt und dieser mit heiſsem Wasser
ausgewaschen. Der erwähnte Rückstand ist nach dem Veraschen mit dem Filter in
heiſser concentrirter Salzsäure zu lösen. Geht die Lösung sehr langsam vor sich oder
bleibt ein gelber Rückstand, so kann man sicher sein, daſs noch Wolfram
unaufgeschlossen blieb.
In diesem Falle filtrirt man den in Salzsäure unlöslichen Rückstand ab und schmilzt
denselben nach Veraschen mit dem Filter in Natriumnitratschmelze. Das salzsaure
Filtrat aber ist zweimal mit concentrirter Salpetersäure einzudampfen, wodurch
sämmtliche Wolframsäure, die sich etwa in der Salzsäure gelöst hatte, abgeschieden
wird. (Spuren noch vorhandenen Wolframs im salpetersauren Filtrat können nach
möglichster Abstumpfung der Säure mit Ammoncarbonat mittels salpetersaurer
Quecksilberoxydullösung nachgewiesen bezieh. ausgefällt und bestimmt werden.)
Die so aus dem Schmelzlösungsrückstande gewonnene Wolframsäure bringt man auf ein
Filter. Die vereinigten Filtrate der wässerigen Schmelzlösungen werden nun in einer
Porzellanschale mit concentrirter Salpetersäure versetzt, zur Trockne verdampft,
etwa 10 Minuten auf das Sandbad bei einer Temperatur von etwa 120° gebracht, mit
einer wässerigen Lösung von Ammonnitrat und etwas Salpetersäure kalt aufgenommen,
filtrirt und mit derselben Ammonnitratlösung gut auf dem Filter ausgewaschen.
Filtrat und Waschwasser enthalten dann immer noch minimale Mengen Wolfram, die durch
Concentriren der Lösung, möglichstes Neutralisiren mit Ammoncarbonat, Versetzen mit
einer nicht zu sauren Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul und 12 stündiges
Stehenlassen als wolframsaures Quecksilber sich ausscheiden.
Nun hat man:
1) in Ammoniakwasser leicht lösliche Wolframsäure bezieh. wolframsaures Quecksilber
auf den Filtern und
2) die vereinigte Lösung des Eisens und Mangans, welche manchmal Kieselsäure enthält,
die nicht nur von den Filtern herrührt. Das Filtrat von der Quecksilberfällung
enthält leicht etwas Eisen in Lösung, welches sich in der Schmelze als eisensaures
Natron befand.Zur Zersetzung des in der wässerigen Schmelzlösung etwa befindlichen eisensauren Alkalis und somit zur
Trennung vom Eisengehalte empfehle ich das Einleiten von Kohlensäure in dieselbe zur Prüfung. Ich bemerkte
nämlicheinmal bei diesem Vorgehen Eisenoxydbydratausscheidung, konnte die Methode
aber wegen Zeitmangel nicht auf ihre analytische Genauigkeit prüfen.Vielleicht gelingt die Zersetzung des eisensauren Alkalis auch durch Erwärmen
mit Na2CO3
oder Ammoncarbonat.
Die Wolframsäure wird nun auf den Filtern durch Aufgieſsen von Ammoniakwasser und
Nachwaschen mit demselben in eine untergestellte gewogene Platinschale filtrirt und
darin vorsichtig zur Trockne verdampft. Das so erhaltene wolframsaure Ammon wird nun
langsam erwärmt (die Masse spritzt leicht), schlieſslich bis zu constantem Gewichte
geglüht, worauf man reine Wolframsäure, eventuell auch Eisenoxyd und Spuren
Kieselsäure in der Schale hat. Nach dem Wiegen benetzt man den Inhalt mit
Fluſssäure, trocknet ein und bringt abermals zum Glühen. Der Gewichtsverlust ergibt
die vorhanden gewesene Kieselsäure. Hatte man beim Eindampfen der ammoniakalischen
Lösung einen Eisenniederschlag bemerkt und solchen nicht abfiltrirt, so kann man nun
die geglühte gewogene und von der Kieselsäure getrennte Wolframsäure mit
Natriumnitrat schmelzen und den Rückstand der wässerigen Schmelzlösung als Eisenoxyd
in Abzug bringen.
Zur Ermittelung des Mangan- bezieh. Eisengehaltes wird ein Theil der vereinigten
Lösung dieser Metalle (welcher noch nicht mit salpetersaurem Quecksilberoxydul
versetzt ist) mit Natriumcarbonat unter den bekannten Vorsichtsmaſsregeln gefällt
und ausgewaschen; dann mit dem Filter verascht, geglüht und zusammen als Eisenoxyd
und Manganoxyduloxyd gewogen; nachdem löst man in concentrirter Salzsäure, dampft
die Lösung mit verdünnter Schwefelsäure (1 : 3) ein, erhitzt bis zum Entweichen von
Schwefelsäuredämpfen, nimmt nach dem Erkalten mit Wasser auf (etwa vorhandene
Kieselsäure bliebe dann zurück), schüttet die Lösung je nach dem vorhandenen Gehalte
an Mangan in einen ¼ bis ½-Literkolben, versetzt mit überschüssigem in Wasser
aufgeschlämmtem Zinkoxyd, füllt nach dem Erkalten bis zur Marke auf, filtrirt und
titrirt dann in aliquoten Theilen der Flüssigkeit das etwa vorhandene Mangan mit
Chamäleonlösung von bekanntem Wirkungswerthe. Der so bestimmte Mangangehalt kann auf
Mn3O4
umgerechnet und dann zur Ermittelung des Eisengehaltes von der früher gewogenen
Gesammtmenge abgezogen werden.
Da es sich bei Wolfram- und Chrombestimmungen ganz besonders empfiehlt, die Analyse
doppelt zu machen, so kann man in der einen salpetersauren Lösung des Mangans und
Eisens das Wolfram mittels salpetersaurem Quecksilberoxydul nachweisen bezieh.
bestimmen, in der anderen das Mangan und Eisen auf die angegebene Weise ermitteln,
während man den gesammten Siliciumgehalt am besten in einer besonderen Probe
feststellt. Wie schon oben erwähnt, kann man die Wolframsäure statt durch
Salpetersäure auch durch Schwefelsäure und Erhitzen bis Schwefelsäuredämpfe
entweichen aus der Lösung der Schmelze abscheiden, erhält dann aber eine in
Ammoniakwasser schwer lösliche Wolframsäure, die allerdings alle etwa in der
Schmelzlösung befindliche Kieselsäure enthält; aber auch sehr gut ausgewaschen
werden muſs, um kein Alkali mehr zu enthalten. Aus diesen Gründen kann ich auch das
Aufschluſsverfahren c) (Schmelzen mit NaHSO4) nur
dann empfehlen, wenn es auf eine groſse Genauigkeit weniger als auf rasche
Ausführung ankommt. Der Gang der Analyse gestaltet sich dann wie folgt: Das
Schmelzmittel wird wie in den beiden ersten Fällen sammt der Probe in einen Tiegel
und dann vorsichtig zum Schmelzen gebracht, welch letzteres man einige Zeit
fortsetzt. Die erkaltet weiſs gelbliche Schmelze wird mit Wasser erwärmt, vom darin
unlöslichen Rückstande abfiltrirt und derselbe mit einer Lösung von Ammonnitrat, welche etwas
salpetersauer gemacht wurde, genügend ausgewaschen. Das Filtrat versetzt man mit
Schwefelsäure, dampft ein und erhitzt zuletzt bis Schwefelsäuredämpfe entweichen.
Löst man nun in Wasser, so bleibt wieder ein weiſser Rückstand, den man wie den
ersten auswaschen kann.
Glüht man nun die oder das Filter, auf dem sich beide Rückstände befanden, so erhält
man das Gewicht des in der Probe befindlich gewesenen Siliciums und Wolframs als die
entsprechenden Oxydverbindungen und kann die Rieselsäure durch Behandlung mit
Fluſssäure von der Wolframsäure trennen, das Filtrat zugleich durch Zinkoxyd vom
Eisen befreien und das im Filtrate bleibende Mangan, wie oben beschrieben,
ermitteln. Ein Nachtheil dieser Methode ist auſser den schon mitgetheilten der, daſs
der Gehalt an Wolfram bei nicht genügender Uebung leicht zu nieder gefunden werden
kann. Da saures schwefelsaures Natron wiederholt zur Trennung der Wolframsäure von
der Kieselsäure vorgeschlagen wurde, wird man es vielleicht auffallend finden, daſs
sich die Wolframsäure in der wässerigen Lösung einer solchen Schmelze ausscheidet.
Durch wiederholte Schmelzungen habe ich mich aber überzeugt, daſs sich bei längerer
Schmelzdauer weniger, ja unter Umständen fast kein Rückstand in der Lösung der
Schmelze zeigt. Es hängt dies augenscheinlich mit der Zersetzung des sauren
schwefelsauren Natrons unter gleichzeitiger Einwirkung von Hitze und sich bildendem
wolframsauren Alkali unter Entweichen von Schwefelsäure zusammen und wird man eine
nahezu vollständige Ausscheidung dieses Wolframoxydes eben nur durch die nachherige
Behandlung des Filtrates der Schmelzlösung mit überschüssiger Schwefelsäure bis zum
anfangenden Abrauchen derselben oder durch kurzes Schmelzen der Substanz mit viel
freie Schwefelsäure enthaltendem Natriumbisulfate erreichen.
Ferrowolfram kann ebenso wie metallisches Wolfram
mittels Natriumnitrat oder saurem schwefelsaurem Natron in Schmelze aufgeschlossen
werden, und gibt auch betreffs der Analyse im Wesentlichen das, was beim technischen Wolfram vorhin
ausführlich mitgetheilt wurde; jedoch hat mir bei Analyse dieser Legirung folgende
Methode ganz besonders gute Ergebnisse bei hoher Genauigkeit geliefert:
1g des fein gepulverten und fein gesiebten
Ferrowolframs wird in einer Schale mit concentrirter Salzsäure längere Zeit schwach
erwärmt, dann verdünnt und mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. abgedampft (kann
auch gleich mit verdünntem Königswasser geschehen).
Nun versetzt man mit concentrirter Salpetersäure und verdampft, so weit dies auf dem
Wasserbade möglich, zur Trockne. Die mit der vorhin erwähnten, mit Salpetersäure
angesäuerten Lösung von Ammonnitrat aufgenommene Masse wird nun durch ein
Schnellfilter (Pecard'sche Schleife) filtrirt. Auf dem
Filter bleibt ein Gemisch von Wolframsäure, etwas
Kieselsäure und noch unzersetzter Rückstand. Im Filtrate befindet sich die Hauptmenge des vorhandenen Eisens und Mangans
als Nitratlösung, nebst Spuren von Wolfram und Silicium, welche beim Abrauchen
dieser Lösung mit Schwefelsäure zugleich mit der Kieselsäure gewonnen werden können.
Der auf dem Filter befindliche, mit Ammonnitratlösung ausgewaschene Rückstand wird
mit heiſsem verdünntem Ammoniakwasser (1 : 3) direkt in eine gewogene Platinschale
gelöst und in dieser eingedampft (sich etwa dabei ausscheidende Flocken von
Eisenoxydhydrat können mit zur Trockne gebracht und mit geglüht werden). Handelt es
sich nur um die Wolframbestimmung, so fällt man die in der Mangan- und
Eisennitratlösung befindlichen Spuren Wolfram bezieh. Silicium nach möglichstem
Neutralismen mit salpetersaurem Quecksilberoxydul. Der in Ammoniak unlösliche
Rückstand wird nun nach Veraschen mit Natriumnitrat geschmolzen und, wie früher
angegeben, analysirt. Obwohl man nun auch auf die angegebene Weise das Silicium
mitbestimmen kann, so ist es doch einfacher, die Ermittelung des Siliciums in einer
besonderen Probe vorzunehmen. Man erhitzt zu diesem Zwecke die Probe mit
Schwefelsäure (merkwürdig ist hierbei, daſs sich bei der Einwirkung von verdünnter
Schwefelsäure [1 : 3] auf Ferrowolfram die Säure zunächst in der Weise zersetzt,
daſs sich bedeutende Mengen Schwefelwasserstoff bilden). Da nun Schwefelsäure
Ferrowolfram nicht vollständig zersetzt, so fügt man nach einiger Zeit des Erwärmens
verdünntes Königswasser in der nöthigen Menge hinzu, dampft auf dem Wasserbade ein
bis sich keine Säuredämpfe mehr entwickeln, erhitzt dann auf dem Sandbade vorsichtig
bis Schwefelsäuredämpfe entweichen, nimmt nach dem Erkalten mit Wasser auf, erwärmt,
filtrirt durch ein Schnellfilter und wäscht mit Wasser, welches 1 Proc. Salzsäure
enthält, aus. Da es sich in diesem Falle nicht um Wolframbestimmung handelt, schadet
ein trübes Durchlaufen nichts. Die Kieselsäure bleibt bei dieser Behandlung völlig
ungelöst auf dem Filter. Man verascht nun das Filter mit Rückstand in einem
gewogenen Tiegel und bestimmt nach längerem Glühen den Gesammtrückstand.
Derselbe wird mit Fluſssäure befeuchtet, die Fluſssäure verdampft und nochmals
geglüht. Der Gewichtsunterschied ergibt dann, die Filterasche in Rechnung gezogen,
den Gesammtkieselsäuregehalt.
Da sich wolframhaltiger Stahl leicht mit den bekannten
Lösungsmitteln zersetzt, so kann man die wesentlichen Elemente, Mangan, Silicium und
Wolfram (Kohlenstoff wird in einer besonderen Probe nach Eggertz bestimmt), wie folgt ermitteln:
5g Stahl werden langsam in einer Schale mit 80cc Salpetersäure (1,2 spec. Gew.) überschüttet,
bedeckt und erwärmt. Sobald man keine Gasentwickelung mehr bemerkt, setzt man 100cc Schwefelsäure (1 : 3) zu und dampft auf dem
Wasserbade ein bis sich keine Säuredämpfe mehr entwickeln. Nun erwärmt man
vorsichtig auf dem Sandbade bis sich Schwefelsäuredämpfe zeigen, läſst erkalten,
erwärmt mit Wasser bis der Seidenglanz (ungelöstes Eisensulfat) verschwunden ist,
die klare Lösung wird nun durch ein Schnellfilter abfiltrirt und genügend mit 1
procentiger Salzsäure ausgewaschen. Das Filtrat wird in der oben erwähnten Weise zur
Manganbestimmung verwendet und die auf dem Filter befindliche Kieselsäure und
Wolframsäure geglüht und zusammen gewogen. Die Trennung erfolgt wieder durch
Fluſssäure, wobei nach dem Glühen die Wolframsäure im Tiegel zurückbleibt. Auf diese
Weise erhielt ich stets übereinstimmende Resultate in kürzester Zeit.
Nachdem ich nun die Zersetzungen und Analysen des technischen metallischen Wolframs,
des Ferrowolframs und des Wolframstahles besprochen, gehe ich zu denen des Ferrochroms und Chromstahles über.
Die Bestimmung des Chroms ist in diesen Substanzen mit ähnlichen Schwierigkeiten
verbunden wie die des Wolframs, weil das Chrom gleich jenem mit Eisen bezieh. Mangan
ungemein beständige Verbindungen gibt. Es gilt deshalb manches oben Gesagte auch in
den nachher zu besprechenden Fällen, weshalb ich mich hier kürzer fassen kann:
Das Ferrochrom, mit dem ich nachstehende Arbeiten ausführte, enthielt etwa 67 Proc.
Chrom.
Es genügt, 0g,5 Substanz in Arbeit zu nehmen. Die
wesentlichen zu bestimmenden Bestandtheile der Legirung sind wieder Chrom,
Kohlenstoff, Mangan und Silicium.
Aufschluſsverfahren. Auch diese Legirung läſst sich a)
gröſstentheils durch Schmelzen mit Natriumnitrat oder b) einer Schmelzmischung von
Natriumcarbonat und Kaliumnitrat (240 : 160) bezieh. c) Chlornatrium,
Natriumcarbonat und chlorsaurem Kali (4 : 1 : 1) zersetzen.
Die Chlornatrium enthaltende Schmelzmischung nahm 53 Proc. des vorhandenen Chroms aus
der Legirung auf.
Salpetersäure, Schwefelsäure und Königswasser wirkten fast gar nicht auf die Legirung
obiger Zusammensetzung ein. Salzsäure (ziemlich concentrirt) schien Anfangs, eine
tief grüne Lösung gebend, gut zu zersetzen; es blieb jedoch immer ein wesentlicher
Rückstand, auf den sowohl Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure und Königswasser
nicht oder nur gering zersetzend einwirkten. Somit schien irgend eine Polarisation
eingetreten, oder eine Eisenchromverbindung zurückgeblieben zu sein, welche eben von
den angewandten Zersetzungsmitteln unberührt blieb. Kupferammonchlorid zersetzte
auch so gut wie nicht.
Nach diesen Beobachtungen war es geboten, eine combinirte Zersetzung anzuwenden.
Man wird zum Zwecke der Analyse des Ferrochroms
folgendermaſsen vorgehen:
0g,5 des feinsten Pulvers der Substanz schmilzt man
entweder zuerst mit einem der angedeuteten Schmelzmittel:
a) Natriumnitrat;
b) Mischung von 240 Th. Natriumcarbonat mit 160 Th. Kaliumnitrat oder
c) Mischung von 4 Th. vorher geschmolzenem Chlornatrium, 1 Th. vorher geschmolzenem
Natriumcarbonat und 1 Th. chlorsaurem Kali, oder man behandelt erst mit Salzsäure
und bringt dann den Rückstand in Schmelze.
Bei Anwendung des Schmelzmittels c) darf man nur kurze Zeit über der Bunsenflamme
erhitzen, bis eben ruhiger Fluſs eingetreten ist, da bei längerem Schmelzen
merkwürdigerweise das gebildete chromsaure Alkali wieder zersetzt und die Schmelze
weiſs wird.
Der Schmelzrückstand von der Wasserlösung der Schmelze wird dann mit concentrirter
Salzsäure längere Zeit gekocht.
Man erzielt in diesem Falle meist eine völlige Lösung der darin befindlichen
überhaupt in Salzsäure löslichen Bestandtheile.
Bei vorheriger Schmelzung mit Schmelze c) des oben genannten Ferrochroms löste
Salzsäure aus dem Schmelzrückstande 42 Proc. des vorhandenen Chroms.
Ist dies nicht der Fall, so schmilzt man den in Salzsäure unlöslichen Rückstand noch
so oft mit irgend einem der angegebenen Schmelzmittel, bis nachherige Lösung des
Rückstandes in Salzsäure erzielt wird.
Nach dieser Arbeit kann man nun wässerige Schmelzlösung und salzsaure
Rückstandslösung vereinigt oder getrennt verarbeiten. Im ersten Falle vereinigt man die beiden genannten
Flüssigkeiten in der Weise, daſs überschüssige Salzsäure vorhanden ist, dampft zur
Trockne ein und erhitzt etwa ¼ Stunde zur Abscheidung der Kieselsäure auf etwa 120°,
nimmt mit Wasser und Salzsäure auf und filtrirt. Der Rückstand wird geglüht und
gewogen. Man behandelt nun wie in früheren Fällen mit Fluſssäure, dann mit
Schwefelsäure und Ammoniakwasser (oder nur mit NH4Fl), bis man sicher ist, daſs alle Kieselsäure verjagt und man nur etwa
vorhandene Oxyde von Eisen bezieh. Mangan und Chrom im Tiegel hat.
Der Gewichtsverlust, unter Berücksichtigung der verwandten Filter, gibt dann den
Kieselsäuregehalt an. Hat man in dieser Weise gearbeitet und ist ein nennenswerther
Rückstand geblieben, so ist derselbe in Salzsäure zu lösen, mit Natriumcarbonat zu
fällen und nach dem Veraschen mit einem der drei oben genannten Schmelzmittel zu
behandeln, um sicher zu sein, daſs sich nun alles Chrom im Filtrate befindet. Erhält
man eine gelbe Schmelze, so ist dieselbe in Wasser zu lösen und dem Filtrate von der
Kieselsäureabscheidung zuzufügen.
Das Salzsäure im Ueberschusse enthaltende Filtrat ist nun, um das Chrom vom Eisen
bezieh. Mangan zu trennen, am besten nach dem Verfahren zu behandeln, welches C. Reinhardt in Stahl und
Eisen, 1889 Nr. 5, angegeben hat und das ich etwas abgeändert anwende. Man
bringt die Lösung zum Kochen, fügt so viel einer Lösung von unterphosphorigsaurem
Natron in Wasser (200g NaH2PO2 in 400cc Wasser, dann filtriren) zu, bis rein grüne
Färbung ohne gelben Stich erzielt istDas von Reinhardt angegebene vorherige Oxydiren
mit chlorsaurem Kali unterlasse ich, da ich keinen Grund dafür finden
kann., versetzt noch heiſs unter Umrühren mit in Wasser
aufgeschlemmtem reinem Zinkoxyd in geringem Ueberschusse, filtrirt unter Absaugen
(Picard'sche Schleife) möglichst rasch, wäscht mit
heiſsem Wasser aus, löst das alles Chrom enthaltende Zinkoxyd aus dem Filter mit
heiſser verdünnter Salzsäure, wiederholt Desoxydation und Fällung, löst in
Salzsäure, fällt mit etwas überschüssigem Ammoniakwasser, filtrirt unter Absaugen,
löst nochmals in heiſser verdünnter Salzsäure und fällt wieder mit Ammoniak in
geringem Ueberschusse. Nach Filtriren des Niederschlages und vorsichtigem Veraschen
desselben hat man in der Kegel fast eisenfreies Chromoxyd im Tiegel. Selbstredend
muſs die Reinheit des Chromoxydes von Eisenoxyd bezieh. Zinkoxyd durch nochmaliges
Schmelzen mit einer der drei erwähnten Schmelzmittel, am besten mit b) erwiesen
werden. Will man die wässerige Lösung der Schmelze getrennt von der nachfolgenden
Lösung des Rückstandes untersuchen, so verfährt man in ähnlicher Weise, indem man
durch Eindampfen der mit Salzsäure übersäuerten Schmelzlösung zur Trockne die
Abscheidung der etwa vorhandenen Kieselsäure ausführt und aus dem folgenden Filtrate
das Chromoxyd zweimal fällt. Man kann auch die Schmelzlösung mit Salpetersäure
schwach ansäuern und mit salpetersaurem Quecksilberoxydul oder mit Essigsäure und
essigsaurem Natron versetzen und mit neutralem Bleiacetat fällen bezieh. die Fällung
als chromsauren Baryt vornehmen (vgl. Fresenius'
Quantitative Analyse, Bd. 1 S. 380 und 381).
Die salzsaure Lösung, welche hauptsächlich die Chloride bezieh. Chlorüre des Eisens,
Mangans und Chroms, im unlöslichen Theile etwa Kohlenstoff bezieh. Kieselsäure
enthält, hätte man einzudampfen, die Kieselsäure abzuscheiden, mit verdünnter Salzsäure
aufzunehmen, zu filtriren, im Rückstande Kieselsäure und Oxyde mittels Fluorammon zu
bestimmen und eventuell vorhandenes Chrom mittels Schmelze nachzuweisen und zur
Hauptlösung des Chroms zuzufügen.
Wendet man das erwähnte vorherige Lösen in Salzsäure und
nachhinge Behandeln des Rückstandes mit Schmelze
an, so kann man ebenso die beiden Lösungen vereinigen und nach Reinhardt trennen, oder Schmelzlösung und salzsaure
Lösung des Rückstandes getrennt untersuchen. Diesen Ausführungen habe ich als
wesentlich hinzuzufügen, daſs es vorkommen kann, daſs man mit keiner Schmelze in dem Wasser unlöslichen Theile mehr eine
Gelbfärbung derselben wahrnimmt, daſs aber dennoch
gewisse Antheile von Chrom im Rückstande vorhanden sein können; diese lassen sich
dann am besten gewinnen, indem man den Rückstand in Salzsäure löst, mit
Natriumcarbonat fällt und nach dem Veraschen nochmals mit einer Schmelze behandelt.
Auf diese Weise wird es gelingen, die letzten Antheile von Chrom aus dem Rückstände
zu entfernen. Als Schmelzmittel habe ich die Mischung b) besonders brauchbar
gefunden.
Was nun die Analyse des Chromstahles anbelangt, so ist
zu erwähnen:
1) daſs 5g der Substanz in den meisten Fällen zur
Bestimmung genügen und
2) daſs sich Chromstahl gegen Lösungsmittel folgendermaſsen verhallt:
Kupferammonchlorid zersetzt Chromstahl im Wesentlichen;
obwohl beim Rückstande noch Eisen bezieh. Mangan und Silicium verbleibt. Mangan geht
theilweise in Lösung, ebenso Silicium. Auch haben A.
Polatschek und ich manchmal bei Zersetzungen von Eisen mit
Kupferammonchlorid einen Geruch nach Schwefelkohlenstoff wahrgenommen, so daſs
leicht ein (noch nicht bestimmter) Verlust an Schwefel bezieh. Kohlenstoff bei
dieser Behandlung stattfinden kann.
Chrom geht unter Umständen bis zu etwa 40 Proc. der vorhandenen Menge in das Filtrat
über. Will man also Kupferammonchlorid zur Trennung des meisten Eisens vom Chrome
anwenden, so nehme man:
1) Eine möglichst neutralisirte Lösung, welche durch Auflösen von 300g des Salzes in 1l Wasser hergestellt ist (bezieh. 340g
Kupferchlorid und 214g Chlorammonium in 1850cc Wasser).
2) Nicht mehr wie 50cc der Lösung auf 1g Stahl (20 bis 25cc auf 1g Stahl sind viel zu wenig,
indem keine vollständige Zersetzung und starke Ausscheidung eines braunen Belages
[Eisenhydroxyd?] stattfindet).
3) Löse man rasch unter fortwährendem Schütteln kalt in verschlossenem Kolben
(hierbei habe ich das Einleiten von, bezieh. Füllen der Zerseztungsflasche mit
Kohlensäure mit gutem Erfolge versucht.
Es bildet sich bei solchem Arbeiten kein die spätere Filtration störender brauner
Belag an den Wänden des Kolbens).
4) Besonders aber unterlasse man nie, das
Kupferammonchloridfiltrat auf seinen Gehalt an Chrom zu prüfen; in einem Falle
enthielt diese Lösung fast so viel Chrom wie in dem Rückstande geblieben war.
5) Da das Kupferammonchlorid, sowie das Kupferchlorid nicht immer gleich stark sauer
geliefert werden, so ist es unerläſslich, vorhergehende Angaben streng zu
beachten.
6) Nachheriges Durchwaschen des Rückstandes mit noch so gering angesäuertem Wasser,
um etwa den braunen Ansatz zu lösen, ist gänzlich zu verwerfen.
Verfährt man in der gewöhnlichen Art der Bestimmung von Silicium und Mangan in Stahl,
wie früher angegeben, durch Lösen in Salpetersäure und Abrauchen mit Schwefelsäure,
so bleiben bestimmbare Mengen von Chrom und Mangan bei der Kieselsäure.
Löst man nur kalt mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew., so bleibt ein Rückstand,
welcher noch Eisen, Mangan, Silicium und das meiste Chrom enthält; im Filtrate
jedoch findet man ebenfalls Silicium, Mangan und Chrom neben dem Eisen.
Schwefelsäure löst fast ebenso vollständig wie Salzsäure. Erhitzt man die
schwefelsaure Lösung bis sich Schwefelsäuredämpfe zu entwickeln beginnen (nicht weiter), so erhält man nach Lösen und
Auswaschen einen Rückstand, der im Wesentlichen nur Kieselsäure und etwas Chrom,
eventuell etwas Eisen und Mangan enthält. Nach Abrauchen der Kieselsäure mit
Fluorammon kann demselben mittels Schmelze das Chrom entzogen werden. Da jedoch der
Kieselsäurerückstand, welcher nach Lösen mit Salzsäure, Eindampfen zur Trockne und
Abscheiden der Kieselsäure bei etwa 120° auf dem Sand bade und Wiederaufnehmen mit
schwacher Salzsäure bleibt, entweder ganz oder fast frei von Beimengungen ist, so
ziehe ich die Salzsäure zur Analyse des Chromstahles allen anderen
Zersetzungsmitteln vor. Diese Methode hat den Vortheil, daſs zugleich die
Kieselsäure und im Filtrate unter Anwendung der oben beschriebenen Reinhardt'schen Desoxydation und Trennung das Chrom
genau bestimmt, ja, daſs in dem getheilten Filtrate auch die Manganbestimmung
vorgenommen werden kann. Im Allgemeinen gilt dann in diesem Falle das bei der
Analyse des Ferrochroms Gesagte.
Der Vollständigkeit halber sei bei dieser Gelegenheit noch auf Fresenius, Lehrbuch der quantitativen Analyse, Bd. 2 S.
446 und 447, über Chrombestimmungen im Eisen, hingewiesen. Kohlenstoff wird in
Ferrochrom am besten durch direkte Verbrennung der feinstgepulverten Substanz
bestimmt, und da die salpetersaure Lösung des Chromstahles je nach Chromgehalt eine
mehr oder weniger graue Färbung hat, so läſst sich die Eggertz-Bestimmung wohl am besten in Vergleich mit einem
Normalchromstahle, in dem man durch Verbrennung den Kohlenstoffgehalt genau bestimmt hat, ausführen;
bezieh. ist der Kohlenstoffgehalt m jeder einzelnen
Probe durch Verbrennung festzustellen.
Die analytischen Momente, welche oben angegebene, immer noch etwas complicirt zu
nennende Methoden bedingen, sind folgende:
Die Filter, auf denen man Wolframsäure durch Ammoniak gelöst hat, halten oft selbst
nach stärkstem Auswaschen noch minimale Mengen Wolframsäure zurück, welche durch
Veraschen und Behandeln mit Fluſssäure als Rückstand mit genügender Genauigkeit
bestimmbar sind.
Salpetersäure scheidet die Kieselsäure selbst beim Eindampfen zur Trockne nicht
vollständig ab.
Die abgeschiedene und geglühte Wolframsäure ist immer mit Fluſssäure zu behandeln, um
eventuell vorhandene Kieselsäure zu entfernen. Geglühte Wolframsäure verändert sich
mit Fluſssäure eingedampft und Nochmals geglüht nicht.
Wolframsäure (hydratisch) ist fast in allen der gebräuchlichsten Säuren, selbst in
Salpetersäure, nicht absolut unlöslich; weshalb bei ihrer quantitativen Abscheidung
und beim Auswaschen schädlicher Säureüberschuſs zu vermeiden ist.
Wolframsäure scheint in Silbernitrat etwas löslich zu sein. Versetzt man die Lösung
der Natriumnitratwolframschmelze mit Salpetersäure, so erscheint die Flüssigkeit
ähnlich der nitrosen Schwefelsäure blau gefärbt, während untersalpetersaure Dämpfe
entweichen. Concentrirte Salzsäure löst einen Theil der etwa bei einem geglühten
Eisenoxydniederschlage befindlichen Wolframsäure bezieh. Kieselsäure auf, und ist
die Wolframsäure entweder durch wiederholtes Abdampfen der Salzsäuren Lösung mit
Salpetersäure zur Trockne, oder zugleich mit der Kieselsäure durch Abrauchen mit
Schwefelsäure völlig abzuscheiden. Da die Verbindungen des Eisens und Mangans mit
Wolfram und Chrom schwer zersetzbar sind (ich erinnere an die Analyse des
Chromeisensteines), so hat man auf einen eventuellen Wolfram- bezieh. Chromgehalt
des Eisenrückstandes oder des gefällten Eisenniederschlages ein besonderes Augenmerk
zu richten.
Das wolframsaure Eisen scheint unter umständen in Ammoniakwasser etwas löslich zu
sein, da die ammoniakalische Lösung der durch Salpetersäure abgeschiedenen
Wolframsäure beim Eindampfen oft etwas Eisenoxyd abscheidet.
Der Trockenverlust des metallischen Wolframs bei 120° C. war in einem Falle 0,37
Proc., was bei vollständigen Analysen zu berücksichtigen ist.
Beim Veraschen des wolframsauren Quecksilbers (welcher Versuch minier unter dem
Abzüge vorzunehmen ist) zeigt sich, bei gröſserer Menge, Zerfallen des Filters in
ein dunkelgraues Pulver unter Sprazen. Man beobachtet Quecksilberentwickelung, die
Masse wird roth, dann weiſs, schlieſslich gelb.
Jedes Chromoxyd ist vor dem endgültigen Wägen auf seine Reinheit zu prüfen.
Kohlensaures Alkali zersetzt unter Umständen mangan-saures Alkali nicht vollständig;
so blieb die grüne manganhaltige Lösung der Kaliumnatriumcarbonatschmelze eines
kieselsäurereichen Thones beim Erwärmen lange grün (Zersetzung mit Alkohol).
Alle Arbeiten mit Chromlösungen sind am besten bei Tageslicht vorzunehmen.
Ferrosilicium und Ferroaluminium werden durch schmelzen des Natriumnitrates nicht in
einer der Analyse förderlichen Weise zersetzt.
Es sei noch darauf hingewiesen, daſs Eisen- und Aluminiumnitratlösungen mit
Wolframsäureschmelzlösungen unter Umständen wohl charakterisirte Niederschläge
geben, worauf sich vielleicht eine neue analytische Methode aufbauen lieſse. Chrom
wird vielleicht auch colorimetrisch bestimmbar sein.
Ueber die viel gerühmten Eigenschaften des Wolfram- und Chromstahles an diesem Orte
zu sprechen, erscheint mir nicht angezeigt, da in den Fachzeitschriften (Stahl und Eisen u.a.) mannigfach darüber berichtet
wurde.
Da ich beobachtet habe, daſs verschiedene Schmelzen auf Metalle und Metalllegirungen
zersetzend einwirken, behalte ich mir vor, seinerzeit insbesondere über die
Zersetzungsfähigkeit von NaHSO4 und NaNO3 auf benannte Körper Weiteres zu
veröffentlichen.
(Fortsetzung folgt.)