Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Autor: | C. J. Lintner |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 424 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
(Fortsetzung des Berichtes S. 376 d.
Bd.)
Mit Abbildung.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
II. Würze.
Ueber einen praktischen Vergleichsversuch betreffend den
Kohlenverbrauch mit direktem Feuer und Dampfkochung im Sudhause berichtet
W. Goslich (Wochenschrift für Brauerei, 1889 Bd. 6
S. 701). Der Versuch wurde ausgeführt in der Schöneberger Schloſsbrauerei in Berlin
mit einer Dampfpfanne, welche für eine Brauerei in Buenos-Ayres bestimmt, von dem
Fabrikanten F. W. Pest zur Verfügung gestellt
wurde.
Ueber die Art der Versuchsanstellung auf den Originalbericht verweisend, mögen hier
die Ergebnisse angeführt werden, wie dieselben W.
Goslich selbst zusammenfaſste:
1) In dem alten Sudhause werden jetzt sowohl mit der Maischals auch mit der
Bierpfanne so wenig Kohlen verbraucht, wie ich noch nicht Gelegenheit gehabt habe,
nachzuweisen.
Wenn man die beiden verwendeten Kohlensorten umrechnet auf böhmische Braunkohlen von
5000 W.-E., so werden für das Maischekochen 652k
und für das Würzekochen 548k, zusammen 1200k gebraucht. Da zu dem Sude 2500k (50 Centner) Malz verarbeitet werden, kommen auf
100k Malz 50k Kohle. Im Durchschnitt gebrauchen die Brauereien nach der Statistik der
Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
94k Kohle für 100k Malz.
2) Trotz dieser wenigen Kohlen, welche zum direkten Feuern der Pfanne nöthig sind,
ist der Kohlen verbrauch der Dampfpfanne noch wesentlich geringer.
Die zum Dampfsud verfeuerten Kohlen, ebenfalls auf böhmische Kohlen von 5000 W.-E.
umgerechnet, ergeben für das Maischekochen 633k
und für das Würzekochen 372k, zusammen 1005k.
Für 100k Malz werden also 41k Kohlen gebraucht; dies ist noch eine Ersparniſs
von 18 Proc.
Gegenüber dem Kohlenverbrauche der Durchschnittsbrauereien ist eine Ersparniſs von 56
Proc. durch Dampfkochung nachgewiesen.
Ueber die Beschaffenheit der bei dem vorstehenden Versuche
erzielten Biere berichtet O. Reinke l. c. S.
902. Bezüglich der Beschreibung des Maische- und Würzekochverfahrens auf das
Original verweisend, möge hier folgendes mitgetheilt werden: Die Zeitdauer des
Sudprozesses war nach dem Dampfverfahren etwas gröſser, bedingt durch die Neuheit
der Manipulationen. Die Biere kochten sich mit Hopfen gleich gut, die Ausbeute war
in allen Fällen gleich hoch (65 Proc. vom Malze). Die Biere wurden mittels
Berieselungskühlapparates bis auf 3½° R. (3,9° C.) gekühlt, erhielten auf 1hl etwa ⅔l
dickbreiiger Hefe derselben Art, erwärmten sich im Gährkeller bis auf 5¾° R. (7,2°
C.) und wurden nach 12 Tagen bei einem gleichen Vergährungsgrad von 49 Proc. mit
3½° R. (3,90 C.) in den Lagerkeller übergeführt.
Die Krausen-, sowie Deckenbildung war bei dem Dampfbier etwas leichter. Der Zeug war
bei dem Feuerbier straff und kurz, beim Dampfbier kurz, aber mehr suppig.
Die Biere wurden im Lagerkeller in den gleichen Abtheilungen auf frisch gepichte
Fässer gefüllt und gelangten nach 48 Tagen zur Ausgabe. Die chemischen Analysen der
Würzen und Biere ergaben keine nennenswerthen Unterschiede.
Zur Feststellung etwaiger feinerer Unterschiede im Geschmacke wurden die Biere in
verschiedenen Ausschanklokalen der Brauerei verzapft. Aeuſserungen über abweichenden
Geschmack wurden seitens des consumirenden Publikums nicht laut.
Ferner wurden einer gröſseren Gesellschaft von Brauereidirigenten, Braumeistern,
Fabrikanten und sonstigen Interessenten die gleichmäſsig verzapften Biere zwecks
Geschmackprüfung ohne specielle Bezeichnung, jedoch durch Zeichen unterschieden,
vorgesetzt.
Von 43 Kostenden haben 3 das Feuerbier richtig, 14 dagegen falsch bezeichnet, während
26 sich der näheren Angabe enthielten. 8 bezeichneten das Feuerbier als feiner, 13
dasselbe als weniger fein. Die Kostprobe ergab somit deutlich genug, daſs
thatsächlich kein Unterschied im Geschmacke des Dampfbieres und des Feuerbieres
bestand, entgegen einem weit verbreiteten Vorurtheil, wonach die Dampfbiere weniger
vollmundig sein sollen.
III. Gährung.
Bemerkungen zu Foth's Abhandlung
über den Einfluſs der Kohlensäure auf die Gährthätigkeit der Hefe von Just. Chr. Holm (Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 301). Holm kritisirt
die Foth'schen Versuche (1887 265 273) und sucht darzuthun, daſs die Schluſsfolgerungen Foth's unrichtig sind. In der Wochenschrift für Brauerei, 1889 Bd. 6 S. 844, hält Foth seine Beweisführung aufrecht. Nachdem Holm kein neues experimentelles Material beibringt,
jedoch Versuche in Aussicht stellt, welche im physiologischen Laboratorium
Carlsbergs ausgeführt werden sollen, so begnügen wir uns hier vorläufig mit dem
Hinweis auf die angeführten Auseinandersetzungen.
Ueber Heferassen und Vergährungsgrad von E. W. L–d. (Svenska
Bryggarföreningens Månadsblad; referirt in Wochenschrift für Brauerei, 1889 Bd. 6 S. 823). Man hat angenommen, daſs
eine hoch oder niedrig vergährende Hefe ihre Eigenschaften in ungleichen
Nährlösungen oder mit anderen Worten in verschiedenen Brauereien beibehält, insofern
dort die Würze aus lichtem Malze hergestellt wird; daſs dies aber nicht immer der
Fall ist, konnte L. während der diesjährigen
Braucampagne beobachten. Die bekannte reinkultivirte Carlsberger Rasse I hat in allen dem Verfasser bekannten Brauereien stets
einen höheren, die Rasse II einen niedrigeren Vergährungsgrad ergeben; aber auch ein
entgegengesetztes Verhalten hat stattgefunden.
Der Verlauf einiger Parallelgährungen mit Würze hergestellt aus lichtem, bei 60° R.
abgedarrtem Malz war folgender: Zwei Schankbiergebräue wurden auf je zwei
Gährbottiche vertheilt und mit den oben genannten Hefen angestellt, welche beide
zweimal abgewässert wurden. Unter Zusatz der gleichen Hefemenge und sonst gleichen
Verhältnissen verlief die Hauptgährung folgendermaſsen:
Gebräu vom 18. Oktober
vom 25. October 1888
Rasse I
Rasse II
Rasse I
Rasse II
Proc. Balling
Proc. Balling
Ursprünglicher Extractgehalt
13,2
13,2
13,0
13,0
Saccharometeranzeige
6,7
5,1
7,1
5,5
Scheinbarer Vergährungsgrad
49,2
61,4
45,4
57,7
Differenz
12,2
12,3
Die Hauptgährung wurde als beendet angesehen, als das Saccharometer nur noch eine
geringe Verminderung des Extractgehaltes, höchstens 0,2 bis 0,3 Proc. Ball, von
einem Tag zum anderen anzeigte.
Die äuſseren Gährungserscheinungen behielten im Uebrigen ihre für die bezeichneten
Rassen eigenthümlichen Merkmale bei: unebene, niedrige und mit kahlen Stellen
versehene Kräusenbildung bei I und ebene,
auſsergewöhnlich hohe, sowie besonders schöne Kräusenbildung bei II.
Eine bekannte Annahme ist auch, daſs eine niedrig vergährende Hefe im Allgemeinen die
Temperatur der Würze während der Hauptgährung nicht in dem Grade zu erhöhen vermag,
wie eine stark vergährende unter sonst gleichen Verhältnissen. Dieses Verhalten
zeigte sich auch hier; denn in dem mit Rasse II angestellten Bottich stieg die
Temperatur 1 bis 1½° R. (1,2 bis 1,9° C.) höher als in dem mit Rasse I angestellten.
Apparat zum Sterilisiren von Filtermasse, sowie zum Waschen
und Aufziehen der Hefe von Julius
Grözinger-Reutlingen (D. R. P. Nr. 48501 vom 20. September 1888). Derselbe
besteht aus einem kupfernen, innen verzinnten Gefäſse, welches auf eisernen Füſsen
ruht und mit einem kupfernen Deckel durch Bügelschrauben hermetisch verschlossen
ist.
Um Luft und Dampf zur Verminderung des Drucks ablassen zu können, hat der Deckel
einen Lufthahn und ein Sicherheitsventil.
Im Inneren des Apparates ist eine lösbare bogenförmige Scheidewand derart angeordnet,
daſs dieselbe das Gefäſs nach einer Richtung stark verengt und durch ihre Form der
zu waschenden und zu sterilisirenden Filtermasse eine gewisse Richtung zur
fortwährenden, zwangsläufigen Kreisbewegung gibt. Im Boden des Gefäſses ist ein
Rohrgebläse von neuer und eigenthümlicher Construction angeordnet. In einer Art
Mundstück mit conischem Auslauf ist ein mehrgängiges Gewinde (Züge) eingeschnitten.
Der offene Raum des Mundstücks ist durch einen lose in ihm liegenden Metallkegel
ausgefüllt, so daſs durchströmender Dampf, heiſse Luft oder überhitztes Wasser,
indem sie den Kegel an die Wandungen des Mundstückes pressen, nur die
eingeschnittenen Züge passiren können und so in eine rotirende Bewegung
gerathen.
Die in dem Gefäſse befindliche Filtermasse wird ebenfalls durch den einströmenden
Dampf u.s.w. in eine rotirende Bewegung gebracht und über die Scheidewand gehoben;
sie fällt zurück und macht auf diese Weise einen beliebig lange dauernden Kreislauf
durch, während dessen sie wiederholt mit dem einströmenden Sterilisirungs- oder
Waschmittel in Berührung kommt.
Das in der Filtermasse enthaltene Wasser kann schlieſslich durch ein in das Gefäſs
gelegtes und durch mehrere Filzschichten beliebig verdichtetes Sieb abgelassen
werden, ohne daſs ein Verlust an Filtermasse entsteht; die Entfernung des Wassers
kann durch Luftdruck beschleunigt werden.
Der Apparat läſst sich, wenn man in das Rührgebläse kalte Luft oder kaltes Wasser
bringt, angeblich auch zum Waschen und Lüften von Hefe benutzen (vgl. Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1889 Bd. 29 S.
1793).
IV. Bier.
Ueber die Fehlergrenze der abgekürzten Formel zur Berechnung
den ursprünglichen Extractgehaltes von Dr. Holzner
(Zeitschrift für das gerammte Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 277). Die von Balling abgeleitete Formel zur Berechnung des
Extractgehaltes der angestellten Würze nach den Hauptbestand theilen der gegohrenen
Flüssigkeit lautet bekanntlich
e=\frac{\varepsilon+2,0665\,A}{1+0,010665\,A}.
In dieser Formel bezeichnet e den ursprünglichen Extract
in Gewichtsprocenten, ε den wahren Extractrest des
Bieres (ohne Kohlensäure), A die
Alkoholgewichtsprocente.
Sehr häufig wird die abgekürzte Formel e = ε +2 A angewendet.
Holzner zeigt nun, wie bei Anwendung der abgekürzten
Formel der Fehler x zu berechnen ist und, daſs derselbe
nicht eine constante Gröſse, sondern eine Function von ε und A ist, da aber ε selbst wieder von A abhängt, so kann x
als eine Function des procentischen Alkoholgehaltes allein betrachtet werden.
Es ist somit unmöglich durch eine einfache Correctur den Fehler, welchen die
abgekürzte Formel enthält, zu eliminiren. Man kann nur einen mittleren Werth
berechnen, indem man für ε und A verschiedene Gröſsen setzt. In diesem Falle ist aber das Einfachste, die
Resultate nach der ursprünglichen und nach der abgekürzten Formel mit einander zu
vergleichen.
Holzner findet nun, daſs man bei Lagerbieren einen
ziemlich genauen Näherungswerth erhält, wenn man x ==
0,3 oder e = ε + 2 A – 0,3 setzt.
Aehnliche Mittelwerthe für x lassen sich bei anderen
Biersorten berechnen, z.B. x = 0,2 für 12 procentige
Winterbiere, x = 0,11 für 10 procentige Biere, H = 0,45 für 16 procentige Biere u.s.f.
Bei sehr schwachen Bieren wird x additiv. Da aber hier
der absolute Werth sehr klein ist, so kann er ganz auſser Beachtung bleiben.
Ein neues Verfahren der Glycerinbestimmung in Wein und
Bier von Hans Graf v.
Törring (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1889 S. 362, vgl. auch l. c. S.
110; Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1889 Bd.
12 S. 330). Nach einer eingehenden Kritik der bisher üblichen
Glycerinbestimmungsmethoden beschreibt Törring das neue
Verfahren, welches sich im Biere und in Weinen von mehr als 5 Proc. Extract
folgendermaſsen gestaltet:
50cc Bier bezieh. 15cc Wein werden auf dem Wasserbade auf etwa 10cc eingeengt, nach der Abkühlung 15g
gebrannter Gyps allmählich hinzugefügt; die zu erhärten beginnende Masse wird gut
verrührt und das schlieſslich erhaltene Pulver im Heberextractionsapparate – also
heiſs – sechs Stunden lang mit absolutem Alkohol ausgelaugt.
Statt dessen empfiehlt es sich auch 50cc Bier (beim
Wein 15cc direkt ohne vorausgehende Einengung) auf
dem Wasserbade auf etwa 20cc einzuengen und diese
in zwei Filtrirpapierstreifen von je 50cm Länge
und 6cm Breite (wie bei der Adam'schen Fettbestimmungsmethode gebräuchliche)
aufzunehmen. Die Streifen werden zu diesem Zwecke durch die in einer möglichst
flachen Porzellanschale befindliche Flüssigkeit hindurchgezogen, bis alles
aufgesogen ist, hierauf wird der Rückstand noch mit etwas Wasser aufgenommen und der
Prozeſs des Durchziehens wiederholt. Die Streifen werden bei 40° getrocknet,
zusammengerollt, in eine Papierhülse gesteckt und mittels absoluten Alkohols im
Heberextractionsapparate vier Stunden ausgelaugt. Der alkoholische Auszug wird
hierauf unter Zusatz von 15 bis 25cc Wasser –
letzteres um eine Glycerinverflüchtigung zu verhindern – bis zur völligen Verjagung
des Alkohols erhitzt und die erhaltene nun wässerige Glycerin u.a. enthaltende
Lösung der Destillation unterworfen.
Bei Weinen von unter 5 Proc. Extractgehalt vereinfacht sich das Verfahren dadurch, daſs die eben
beschriebene Reinigung nicht nothwendig ist. Es ist hierbei nur der Alkohol völlig
zu entfernen.
Die Destillationsvorrichtung (Textfigur) besteht aus einer vor der Lampe geblasenen
etwa 100cc fassenden Retorte mit Tubulus, welche
in einem passenden kleinen Luftbade von Eisenblech ruht. Der Retortenhals ist
mittels Kautschukstöpsels mit dem erweiterten Rohrstücke eines Liebig'schen Kühlers verbunden (äuſseres Wasserrohr
etwa 16cm lang). Die Erweiterung hat die in der
Nebenfigur angegebene Form, um ein ungehindertes Abflieſsen des in geringer Menge
auftretenden Destillates zu ermöglichen.
Textabbildung Bd. 274, S. 429
Das nach abwärts gebogene untere Endstück des Kühlrohres ist mittels
Kautschukstöpsels mit einem als Vorlage dienenden starkwandigen Erlenmeyer'schen Kölbchen verbunden, welches
andererseits durch ein Knierohr mit der Wasserluftpumpe in Verbindung steht;
zwischen beiden ist ein Quecksilbermanometer eingeschaltet. Die Wasserluftpumpe
muſsdie Luftverdünnung bis auf die Tension des Wasserdampfes herstellen können.
Nachdem die wässerige Rohglycerinlösung durch den Tubulus in die Retorte gefüllt ist,
wird dieselbe mit einem der Länge nach durchbohrten weichen Kork verschlossen, in
dessen Bohrung ein mit Vaselin eingefettetes zugespitztes Glasstäbchen steckt. Man
destillirt zuerst ohne Anwendung des Vacuums das Wasser bei 150 bis 170° ab, dann im
Vacuum bei 190 bis 210° das Glycerin, welches meist innerhalb einer Stunde
übergeht.
Um die nach beendigter Destillation im Retortenhalse und im Kühlrohre haftenden
Glycerinreste in die Vorlage zu bringen, läſst man durch die Bohrung des Korkes mit
einer Pipette 3 bis 4cc Wasser in die Retorte
flieſsen und destillirt ohne Vacuum und nach Entfernung des Kühlwassers bei 150 bis
170° weiter. Sollten trotzdem noch Spuren von Glycerin zurückbleiben, so nimmt man
die Spritzflasche zu Hilfe.
Das schwach gelblich gefärbte, etwa 10 bis 11cc
betragende Destillat wird in der Vorlage Dach Diez behandelt, indem die
nicht mehr als 0g,2 Glycerin enthaltende 0,5 bis
1,0 procentige Glycerinlösung mit 5cc
Benzoylchlorid und 35cc 10 procentiger Natronlauge
unter wiederholter Abkühlung längere Zeit kräftig geschüttelt wird, bis das
ausgeschiedene Glycerinbenzoat hart geworden ist. Um die angegebenen
Concentrationsverhältnisse einhalten zu können, wird der Vorlagekolben tarirt und
das Destillat gewogen bezieh. durch Verdampfen auf dem Wasserbade oder durch
Wasserzugabe die Flüssigkeitsmenge geregelt. Die hart
gewordene Masse wird schlieſslich nach dem Zerreiben in der alkalischen Flüssigkeit
auf einem gewogenen Filter gesammelt, mit Wasser gewaschen und nach 2 bis 3 Stunden
bei 100° getrocknet.
Zur Berechnung des Glycerins aus dem Estergemenge findet die Diez'sche (von Törring bestätigte)
Verhältniſszahl Anwendung, nach welcher 0,385 Benzoat = 0,1 Glycerin.
Bei der Destillation von Bier gehen zuweilen geringe Mengen einer in heiſsem Alkohol
und Aether löslichen, in Wasser unlöslichen sich fettig anfühlenden Substanz über.
Das Destillat muſs, da diese Substanz die Esterbildung stört, in diesem Falle
filtrirt werden.
Mit der Destillation combinirt gibt die Diez'sche
Methode richtige Werthe. Ohne dieselbe kann sie bei Bier wegen der sonst schwierig
zu entfernenden Kohlenhydrate nicht angewendet werden. Vier Biere einerseits nach
der Destillationsmethode (A), andererseits nach der in den „Vereinbarungen der bayerischen Vertreter der angewandten Chemie“
(Berlin 1885, Julius Springer) angegebenen Methode (B)
untersucht, gaben folgende Werthe:
Glycerinprocente
Herkunft des Bieres
Alkohol
A
B
In Wasser lösl.Theil von B
Münchener
Pschorr-Schenkbier
I
4,12
0,105
0,105
0,0036
„
„ „
II
3,95
0,101
–
–
„
Weiſsbier (Schramm)
3,75
0,194
0,084
0,060
„
Spaten-Exportbier
5,46
0,118
0,062
0,042
Nimmt man die nach der Destillationsmethode erhaltenen Zahlen als richtige an, so
zeigt es sich, daſs bei der Methode B ein groſser Theil des vorhandenen Glycerins
nicht zur Wägung kommt, also während der Operation verloren geht, daſs aber dieser
Fehler theilweise (einmal sogar völlig) durch den Gehalt des „Glycerins“ an
verunreinigenden Substanzen ausgeglichen wird. Dieser Fehler haftet bekanntlich den
meisten der übrigen Glycerinbestimmungsmethoden an.
Wenn auch streng genommen nicht in diesen Bericht gehörig, mögen noch 5 Weinanalysen
hier Platz finden:
Herkunft des Weines
Extract
Alkohol
Glycerin
direkt destillirt
Deidesheimer Bordeaux
1,9692,266
9,0010,52
0,59000,5848
nach erfolgter Extraction
Boxbeutel Marsala Malaga
2,3255,61915,680
11,0017,619,2
0,87260,77520,7535
Ueber das Vorkommen von schwefliger Säure im Biere von
F. Pfeifer. Vorläufige Mittheilung (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1889 Bd. 12 S.
345). Verfasser kommt bei seinen Versuchen zu folgenden Schluſsfolgerungen:
1) Die im Biere vorkommende schweflige Säure stammt nur zum geringsten Theile vom
geschwefelten Hopfen, wenn von diesem überhaupt etwas ins Bier übergeht.
2) Dieselbe scheint vielmehr ein Gährungsproduct (?) zu sein und tritt als solches
sowohl in gährenden Bierwürzen, wie auch in gährenden Zuckerlösungen auf.
3) Die Menge von schwefliger Säure in gährenden Flüssigkeiten nimmt mit dem
Fortschreiten der Gährung zu.
Unter dem Titel „Zur wissenschaftlichen Regelung der Bier frage“ veröffentlicht J. Samelson in der Chemiker-Zeitung, 1889 Bd. 13 S. 757, einen Aufsatz, in welchem er auf
Grund von 30 in seinem Laboratorium ausgeführten (mehr oder weniger unrichtigen)
Bieranalysen eine Reihe von Forderungen für die Beurtheilung der Biere aufstellte
und zwar sollen dieselben sich gründen auf den Vergährungsgrad, den Säuregehalt, den
Glyceringehalt, den Aschengehalt, den Phosphorsäuregehalt (!). In dem ganzen
Aufsatze, wie namentlich in seinen Forderungen für die Beschaffenheit der Biere
bekundet Samelson, daſs er nur wenig vertraut ist mit
der Bierbrauerei und dem Wesen des Bieres. Thatsächlich existirt eine Bierfrage im
Sinne Samelson's überhaupt nicht und wir können Windisch nur vollkommen beipflichten, wenn er in einer
durchaus sachgemäſsen Kritik des Samelson'schen
Aufsatzes (Wochenschrift für Brauerei, 1889 Bd. 6 S.
805) sagt: „Die Verschiedenheit und wechselnde Beschaffenheit der Rohmaterialien,
die doch mit maſsgebend ist für die Zusammensetzung des fertigen Productes, die
verschiedenartigste Behandlungsweise der Rohmaterialien im Brennereibetriebe vom
Weichstock bis zum Lagerfaſs, die auſserordentlich vielen Sorten Bier, die
heutzutage hergestellt werden und sich von einander durch ganz charakteristische
Eigenschaften unterscheiden, verbieten es jedem mit der Brauerei nur
einigermaſsen Vertrauten von selbst „das Bier“ bezüglich seiner Reinheit
und Verkehrszulässigkeit in enge Grenzen zu zwängen, die sehr leicht nach der
einen und anderen Seite hin überschritten werden können.“
Eine im letzten Berichte in Aussicht gestellte Mittheilung über Apparate der Berliner Ausstellung zur Verhütung der
Infection in der Brauerei ist durch einen eingehenden Bericht des Herrn Prof. F.
Schwarz (1889 274 65 und 123), auf den hiemit
verwiesen wird, erledigt worden.
C. J. Lintner.