Titel: | Die leuchtenden Springbrunnen der Pariser Ausstellung. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 409 |
Download: | XML |
Die leuchtenden Springbrunnen der Pariser
Ausstellung.
Mit Abbildungen.
Die leuchtenden Springbrunnen der Pariser Ausstellung.
Für die Anlage der leuchtenden Springbrunnen der Pariser Ausstellung haben die in
London, Manchester und Glasgow ausgeführten als Vorbilder gedient. In der Anlage auf
dem Marsfelde fällt nach dem Centralblatte für
Elektrotechnik, 1889 Bd. 12 * S. 140, aus dem oberen Behälter ein 40m breiter und einige Meter hoher Wasserstrahl in
den 40m langen unteren Behälter und aus diesem
läuft das Wasser in 17 Strahlen in einen achteckigen Behälter.
In dem oberen Behälter befinden sich 4 Füllhörner, 4 Delphine und 6 Urnen und 2
lothrechte Wasserbündel, also 14 parabolische oder wagerechte Strahlen und 2
lothrechte. In dem unteren Behälter bemerkt man 14 lothrechte Bündel, in dem
achteckigen 17 Bündel, wie bereits oben erwähnt; der ganze Brunnen umfaſst somit 33
lothrechte und 14 parabolische Strahlen.
Die Beleuchtung der Brunnen ist unter zwei Firmen vertheilt: Sautter und Lemonnier und Galloway. Das Haus
Galloway verwendet besondere Bogenlampen und
darüber farbige Platten, die durch einen besonderen Hebelapparat zur Erzielung der
verschiedenen Wirkungen verschoben werden.
Sautter und Lemonnier setzen die farbigen Glasplatten
über jeder Bogenlampe durch Eisenstreifen mit Hebeln an einer Centralstelle in
Verbindung, so daſs man jede Platte vor die Bogenlampe bringen kann.
Uebrigens verfahren beide Firmen in verschiedener Weise. Die Bogenlampe des Hauses
Sautier und Lemonnier sind mit lothrechten Kohlen
und selbsthätiger Regulirung versehen. Hinter den Kohlen befindet sich ein
sphärischer Silberspiegel, der die Strahlen auf einen um 45° geneigten Planspiegel
wirft, welch letzterer dann die Lichtstrahlen in lothrechter Richtung auf die
Glasplatte sendet. Die Lichtquelle des Hauses Galloway
ist eine Bogenlampe mit wagerechten Kohlen (Fig. 1)
und mit Handbetrieb. Unten befindet sich ein parabolischer Zinnspiegel, der der
Kohlenasche einen Ausgang bietet; dieser entsendet die Strahlen gerade und in
lothrechter Richtung.
Fig. 1., Bd. 274, S. 410
Fig. 2., Bd. 274, S. 410
Die Beleuchtung der lothrechten Bündel bot weiter keine Schwierigkeiten, wohl aber
die der parabolischen. Bei Ueberwindung der Schwierigkeiten hat sich der Chef der
Wasserwerke in Paris, H. Bechmann, die Erfahrung bei
den Springbrunnen von Colladon zu Nutzen gemacht. Nach vielen Versuchen hat er
schlieſslich den vollen Wasserstrahl in einen ringförmigen oder röhrenförmigen
umgewandelt und lieſs in die Mitte ein Lichtbündel eintreten. Mittels dieser
Einrichtung und einer kräftigen Lampe vermochte man eine Wasserader von 0m,22 Durchmesser und einer Fallhöhe von 4m,55 zu erleuchten. Fig.
2 zeigt die Einzelheiten des ringförmigen Wasserbündels mit dem Gange der
Lichtstrahlen in das Innere.
Die Anlage der leuchtenden Brunnen umfaſst 18 Bogenlampen von 60 Ampère für den
englischen und 44 Bogenlampen von 40 Ampère für den französischen Theil. Dieselben
sind zu dreien in eine Spannung von 200 Volt geschaltet. Die ersteren (von 60
Ampère) besitzen eine Lichtstärke von 4000, die letzteren (von 40 Ampère) eine
Stärke von 600 Carceleinheiten. Die durch diese Beleuchtung verbrauchte
Betriebskraft beträgt 250 . Die Grammegesellschaft speist die Lampen durch die Centrale, die sie in der
Ausstellung errichtet hat. Während diese Brunnen beleuchtet werden, löscht die
Centralstation einen Theil der Kronleuchter der Maschinenhalle aus, welche sie
ebenfalls speist.