Titel: | Illius A. Timmis' Eisenbahnsignale mit Signalflügeln und elektrischen Lampen. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 320 |
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Illius A. Timmis' Eisenbahnsignale mit Signalflügeln und
elektrischen Lampen.
Eisenbahnsignale mit Signalflügeln und elektrischen
Lampen.
In der Pariser Ausstellung sind u.a. auch die Eisenbahnsignale von Illius A. Timmis in London (vgl. 1884 252 * 408) vorhanden. In denselben wird der Signalarm
unmittelbar durch die Elektricität gestellt. Es sind daher hierbei im Vergleich mit
der Signalstellung auf mechanischem Wege weniger Theile zu bewegen; die Leitungen
lassen sich unterirdisch legen und erfordern weit weniger Aufsicht und
Ausbesserungen als
Drahtzüge; die Stellung kann ferner durch Dehnung der Zugdrähte nicht gestört oder
gefälscht werden; erforderlichenfalls lassen sich leicht drei verschiedene Stellungen des Signals erreichen.
Die von Timmis angewandten röhrenförmigen Elektromagnete
haben noch die früher beschriebene Einrichtung, welche eine entsprechend groſse
Bewegung des Ankers ermöglicht. Die einfachen bewirken nach dem Londoner Electrical Engineer vom 9. August 1889 * S. 107 eine
Ankerbewegung auf 63 bis 76mm; sie erfordern 5
Ampère Stromstärke, wenn aber die Stellung des Signales erfolgt ist und dasselbe nur
in seiner dermaligen Stellung erhalten zu werden braucht, so wird die Stromstärke
zufolge eines selbsthätigen Rückganges des Signalhebels beim Loslassen desselben auf
0,5 Ampère vermindert; dazu benutzt Timmis jetzt am
liebsten eine Glühlampe in der Signalbude, welche zugleich als ein Zeichen und als
Widerstand dient.
Für noch gröſsere Ankerbewegung und für Signale mit drei Armstellungen bedient sich
Timmis der doppelten Elektromagnete (1884 252 * 409). Der erste Anker desselben stellt das Signal
auf „Vorsicht“, der zweite auf „frei“.
An dem Signalmaste wird ein Signalflügel mit einem Elektromagnete und zwei
Glühlampen, bezieh. für die Signale mit drei Stellungen ein doppelter Elektromagnet
und drei Glühlampen angebracht. Die Batterie besteht aus 20 bis 24 Zellen der Electrical Power Storage Company, dieselbe reicht aus,
um mehr als ein halbes Dutzend Signale von derselben Bude aus zu stellen. In jeder
Bude ist ein Umschalter und drei Instrumente: Enquirer, Permitter, Repeater
(Anfrager, Erlauber, Wiederholer).
Sieht der Signalmann in A einen Zug kommen, so läutet er,
da sein Signal blockirt ist, nach B. B stellt sein
Instrument auf frei (er kann dies, sofern der
vorausgegangene Zug vorbeigefahren ist und ihm seinen Umschalter frei gegeben hat),
gibt dadurch auf dem Instrumente in A ebenfalls frei und stellt daselbst zugleich einen Contact her, so
daſs der Strom nun zu dem Signalstellhebel von A gelangen
kann. A stellt nun den Signalhebel, sendet dadurch den
Strom durch den Elektromagnet und stellt das Flügelsignal um. Am Signalarme ist ein
Quecksilber-Umschalter, der einen Strom nach dem Wiederholer sendet, wenn der Arm
auf Vorsicht oder Gefahr
steht, und der Arm des Wiederholers stellt sich dann auf dasselbe Signal; der
Signalmann erfährt hierdurch, ob sein Signal richtig arbeitet. Wird der Stellhebel
losgelassen, so geht er zurück bis zu einem Anschlage und schaltet einen Widerstand
oder eine Glühlampe ein. Kommt der Zug heran, so wirkt er auf ein Pedal in der Nähe
des Signales, unterbricht den nach dem Elektromagnete gehenden Strom, der den
Signalarm in seiner Stellung erhält, und das Gegengewicht am Signalarme stellt
diesen wieder auf Gefahr. Dies läſst zugleich der
Wiederholer in der Signalbude erkennen durch die Vermittelung der Quecksilbercontacte am
Signalarm. Die Unterbrechung des Stromkreises kann aber auch dem Signalmanne selbst
übertragen werden, der dann auf einen Knopf zu drücken hat, wenn der Zug
vorüberfährt. Der Zug ist nun in der Strecke zwischen A
und B. Das Instrument von A
zeigt „Strecke besetzt“, und während dies der Fall ist, kann A seinen Signalstellhebel so viel stellen, als er will,
aber der Strom ist weg und der Signalarm kann nicht früher wieder gestellt werden,
als bis der Zug die nächste Bude erreicht hat und B das
Signal „Strecke frei“ sendet; dadurch wird in A
die Batterie wieder an den Stellhebel gelegt.
Sind zwei Signale in elektrische Abhängigkeit von einander zu bringen, so wird in den
Stromkreis eines jeden ein am Stellhebel des anderen liegender Contact mit
eingeschaltet, so daſs jeder Stellhebel in der Stellung, worin er seinen eigenen
Stromkreis schlieſst, den Stromkreis des andern Signales unterbricht, niemals also
beide Signale auf frei stehen können.Es ist diese Anordnung ganz derjenigen gleich, welche L. Kohlfürst bei durch Inductorströme von verschiedener Richtung
zu stellenden Distanz Scheiben angewendet hat; vgl. Zetzsche, Handbuch der elektrischen Telegraphier Bd. 4 S. 357 und
533.
Bei Nacht werden die Signale durch die Lampen gegeben; dazu hat der Signalarm einen
Contact, der je nach seiner Stellung einen Nebenschluſs zu dem Strome nach der
rothen oder nach der grünen Lampe herstellt. Da die Glocken der Lampen selbst
gefärbt sind, so ist das Signallicht nicht nur wegen der gröſseren Lichtstärke des
elektrischen Lichtes im Vergleich mit dem Oellichte heller, sondern auch, weil es
nicht durch zwei Glasdicken hindurchgehen muſs;
auſserdem fällt hier die Reinigung und die Bewegung der schweren Laternen weg. Der
Signalmann entzündet die Lampen von der Bude aus durch einen Hebel an seinem
Wiederholer. An dem Umschalterhebel ist nämlich eine Scheibe mit der Aufschrift
„Lampe ein(-geschaltet)“ befestigt; ein Fenster am Wiederholer zeigt für
gewöhnlich während des Tages: „Lampe aus“. Bei Nacht kommt, wenn die Lampen
Strom erhalten, die am Hebel fest gemachte Scheibe mit „Lampe ein“ beim
Umlegen des Hebels hinter die Scheibe „Lampe
aus“. Neben dem Contacte zu der Lampe am Umschalterhebel ist auch noch ein
Contact zu einer elektrischen Klingel am Wiederholer. Diese läutet kurze Zeit, wenn
die Lampe eingeschaltet wird; in dem Lampenstromkreise liegt aber ein kleines
Solenoid, das einen kleinen Eisenkern nach unten zieht; der Eisenkern ist mittels
einer Schnur mit der schon erwähnten Scheibe „Lampe aus“ verbunden und zieht
diese vor der Scheibe „Lampe ein“ empor, jeden Augenblick aber in
Bereitschaft, wieder herabzufallen, wenn der Lampenstromkreis unterbrochen wird. Der
Klingelstromkreis läuft zugleich durch einen Contact an dem Schafte dieser Scheibe,
und die Aufgabe des
Solenoids ist daher, die Scheibe „Lampe ein“ sichtbar zu machen und den
Klingelstromkreis zu unterbrechen. Geht die Lampe etwa aus irgend einem Grunde aus,
so fällt die Scheibe „Lampe aus“ herab, der Contact zur Klingel wird
hergestellt und das fortdauernde häuten der Klingel unterrichtet den Signalmann vom
Ausgehen der Lampe.
Die Signalmacher Dutton und Comp. in Worcester haben die
Ausführung dieser Signale übernommen.