Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien. |
Autor: | J. M. Eder |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 31 |
Download: | XML |
Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 273 S.
413.)
Eder, über Fortschritte der Photographie.
Anwendung von schwefligsauren Salzen in der
Photographie.
Die schwefligsauren Salze finden eine immer steigende Verwendung bei der Photographie
mit Gelatine-Emulsionsplatten, welche hauptsächlich auf deren entfärbende Wirkung
auf Gelatineschichten, welche durch Pyrogallol oder ähnliche organische Entwickler
bräunlich oder gelblich gefärbt werden, beruht; ferner ist die Eigenschaft der
Sulfite wässerige Pyrogallol-, Hydrochinon-, Pyrocatechin-Lösungen u.s.w. zu
conserviren (farblos zu erhalten) von groſser Wichtigkeit.
Die chemische Fabrik von Kahlbaum in Berlin bringt wasserfreies Natriumsulfit in den Handel, während das
gewöhnliche (mit 7 Mol. Wasser) krystallisirte Natriumsulfit an freier Luft in
wenigen Tagen verwittert und theilweise sich zu Natriumsulfat oxydirt, ist das
wasserfreie Salz luftbeständig. Es enthält zu Folge der Abwesenheit von Wasser
doppelt so viel wirksames Sulfit (E. Vogel, Photographische
Mittheilungen, 1889 Bd. 26 S. 49).
Bekanntlich wird eine haltbare Pyrogallol-Lösung hergestellt, wenn man Pyrogallol,
Wasser und neutrales Natriumsulfit auflöst. Das käufliche „neutrale
Natriumsulfit“ reagirt stets alkalisch und man fügt zur Erhöhung der
Haltbarkeit der Lösung etwas Schwefelsäure u.s.w. zur theilweisen Beseitigung der
alkalischen Reaction hinzu. Ein reichlicher Säurezusatz (bis zur sauren Reaction)
erhöht die Haltbarkeit der Lösung bedeutend, allein man muſs bei der Herstellung
eines Hervorrufers unverhältniſsmäſsig mehr Soda oder Potasche zusetzen, um eine
kräftige Entwickelung des Bildes zu bewirken, da das entstehende doppelt kohlensaure
Salz als Verzögerer wirkt. Darüber stellte A. Lainer an
der K. K. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und
Reproductionsverfahren in Wien eingehende Versuche an (Photographische Correspondenz, 1889).
Das Kaliumbisulfit (KHSO3) oder das in neuerer Zeit von England aus in die Photographie
eingeführte „Kaliummetabisulfit“ (K2S2O5) oder pyroschwefligsaures Kali. Das Handelsproduct
wird hergestellt durch Uebersättigen von starker Kaliumcarbonatlösung mit
Schwefeldioxyd und Fällung mit Alkohol. Die damit versetzten wässerigen
Pyrogallol-Lösungen zeichnen sich durch groſse Haltbarkeit aus. Der Entwickler für
Bromsilberplatten wird (nach Eder) hergestellt, wenn
man A) 4g Pyrogallol, 1g,5 Kaliummetabisulfit, 100cc Wasser löst; B) 10g krystallisirte Soda, 15g neutrales
Natriumsulfit und 100cc Wasser. Zum Entwickeln
mischt man 20cc von A, 20cc von B und 20cc Wasser (Eder's Jahrbuch für Photographie für 1889, S. 393).
Auch im Fixirbade haben sich saure Sulfite bewährt. Die
an der K. K. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie- und
Reproductionsverfahren in Wien durch A. Lainer
angestellten Versuche haben ergeben, daſs es vortheilhaft ist, wenn man das
Fixirnatron mit einem Gemische von Natriumsulfit und Citronensäure oder Weinsäure
versetzt, wobei nur saures Sulfit entstehen soll, aber keine überschüssige
Citronensäure u.s.w. zugegen sein darf, da sich sonst die Lösung unter Abscheidung
von Schwefel trübt. Man stellt eine Lösung von 1 Th. Weinsäure in 2 Th. Wasser,
sowie von 1 Th. Natriumsulfit in 4 Th. Wasser her und mischt 20cc der ersteren mit 60cc der letzteren, worauf man das Gemisch auf 11 Fixirnatronlösung zusetzt. Die Bromsilbergelatineplatten fixiren rasch
und eine etwa vorhandene Bräunung der Schicht wird beseitigt.
Ferner ist die seit geraumer Zeit für Bleichereien u.s.w. durch Einleiten von
gasförmigem Schwefeldioxyd in concentrirte Sodalösung hergestellte Lösung von Natriumbisulfit, welche mit freier schwefliger
Säure gesättigt ist, vortrefflich in der Photographie verwendbar. Diese
Lösungen haben einen bedeutenden Gehalt (bis 50 Proc.) an gebundener und freier
schwefliger Säure, zeigen eine Dichte von z.B. 38° B. und sind sehr haltbar. Diese
saure Sulfitlauge kann zum Ansäuern des Fixirbades mit Erfolg dienen (Eder) und wird in nachfolgender Weise an der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie benutzt:
Man mischt 1l Fixirnatronlösung (ungefähr in einer
Concentration 1 : 4, wie die gewöhnlichen Fixirbäder für Trockenplatten) und 50cc (oder mehr) „saure Sulfitlauge“. Das
Fixirbad kann sofort verwendet werden. Die aus dem Entwickler kommenden Platten
werden gut abgespült und in das erwähnte Fixirbad gelegt, welches so lange
verwendbar ist, bis es sich bräunt (was bei geringem Bedarfe mehrere Tage lang
dauert). Durch neuerlichen Zusatz von saurer Sulfitlauge kann das Fixirbad wieder
verbessert werden, bis es langsam zu arbeiten beginnt und das Fixirnatron erschöpft
ist. Dieses Fixirbad wirkt rasch und liefert schleierlose, rasch copirende,
brillante Matrizen.
Da in der „sauren Sulfitlauge“ ein ebenso vortheilhaftes als billiges Mittel
gefunden ist, um saure Fixirbäder herzustellen und sich dasselbe sowohl beim
Pyrogallol-, als Hydrochinon- und Pyrocatechin-Entwickler, sowie voraussichtlich
auch beim Eikonogen-Entwickler (wo er das Alaunbad vor dem Fixiren entbehrlich
machen dürfte) als förderlich erweist, so ist ihre Verwendung in der Praxis zu
empfehlen.
Zugleich sei erwähnt, daſs Matrizen, welche mit Pyrogallol entwickelt und im
gewöhnlichen Fixirbade fixirt wurden und hierbei durch unachtsame Behandlung
(Verwendung von schlechtem Entwickler, von alten Fixirbädern u.s.w.) eine
Gelbfärbung der Schicht erlitten, sehr sicher mit der „sauren Sulfitlauge“
gerettet werden können. Man legt die mit Wasser abgespülten Negative in eine Tasse
mit Wasser, wozu man
einige Cubikcentimeter der sauren Sulfitlauge nebst etwas Salzsäure oder
Schwefelsäure zusetzt und dadurch reichliche Mengen von schwefliger Säure frei
gemacht hat. In dieser Flüssigkeit wird in kurzer Zeit die gelbe Färbung
herausgebeizt und die Schicht geklärt (Photographische
Correspondenz, 1889 S. 423).
Gemischte Alaun- und Fixirbäder.
Mischungen von ungefähr gleichen Theilen gesättigter Alaun- und Fixirnatronlösung
werden zum Fixiren von Bromsilbergelatineplatten benutzt, sobald die Gelatine weich
ist und Neigung zeigt, sich in Blasen oder Falten vom Glase abzuheben. Die genannte
Mischung erfüllt ihren Zweck sehr gut, jedoch ist es ein Uebelstand, daſs sie sich
alsbald stark trübt (Ausscheidung von Schwefel und Thonerdehydrat) und erst am
anderen Tage verwendet werden soll, wenn die Hauptreaction vorüber ist und die
Flüssigkeit sich geklärt hat.
Nach den an der K. K. Lehr- und Versuchsanstalt für
Photographie in Wien von A. Lainer gemachten
Versuchen kann man Alaun und Fixirnatron ohne Trübung mischen, sobald man zu
ersterem etwas Natriumsulfit beimischt, z.B.: 4 Th. Alaunlösung (gesättigte
wässerige Lösung) und 1 Th. Natriumsulfitlösung (1 : 4). Von diesem Gemische fügt
man 1 Vol. zu ungefähr 1 Vol. Fixirnatronlösung.
Celluloid als Ersatz photographischer Glasplatten.
Schon seit mehreren Jahren wurde versucht, auf Celluloidplatten Bromsilbergelatine
aufzutragen und dadurch ein unzerbrechliches Material von geringem Gewichte an
Stelle der Glasplatten zu verwenden. Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, diese
Celluloidblättchen genügend structurlos und homogen zu erhalten und dieselben
gleichmäſsig mit Emulsion zu überziehen. Solche Platten (Folien) werden von Amerika
aus von Carbutt in den Handel gebracht und dürften für
Reisende von Bedeutung werden.
Negativpapier.
Dieses wird gegenwärtig in steigender Quantität verwendet und war besonders die Eastman-Company rührig auf diesem Gebiete. Das mit
Bromsilbergelatine möglichst gleichmäſsig überzogene Papier wird meistens auf
Holzrollen aufgerollt und in sogen. „Rollcassetten“ in die Camera gebracht.
Das zu mehreren Dutzenden Aufnahmen erforderliche Papier nimmt den Raum einer
kleinen Rolle ein und mit solchem „Negativpapier“ und Rollcassetten werden
gegenwärtig zahlreiche kleine Hand-Cameras oder „Detectiv-Cameras“
construirt, welche sich durch ihre compendiose Form und die Raschheit, mit welcher
man mehrmals exponiren kann, auszeichnen. Diese Camera führen verschiedene Namen,
z.B.: Kodak-Camera (von Eastman), der „Reporter“ (von Goerz, Berlin)
u.s.w.
Collodion und Firnisse mit Pyroxylin und Amylacetat.
Wie zuerst Oberstlieutenant Waterhouse in Calcutta
(1888) fand, gibt die Lösung von Pyroxylin in Amylacetat eine collodionartige
Flüssigkeit, welche auf Glas zu einer structurlosen durchsichtigen Schicht
eintrocknet; das Trocknen erfolgt langsamer als bei Aether-Alkohol-Collodion, aber
die Schicht ist homogener und widerstandsfähiger. Man kann diese Lösung zum
Firnissen von Gelatinenegativen verwenden, sowie zur Herstellung von gelb gefärbten
(mit Aurantia) Collodionschichten auf Glas, wie man solche als Gelbscheiben bei
orthochromatischen Aufnahmen verwendet.
Ferner kommt im Handel sogen. Zaponlack vor, welcher
nach E. Vogel (Photographische
Mittheilungen, 1889) dem Wesen nach eine Auflösung von Pyroxylin in
Amylacetat ist und als Negativlack dienen kann. Jedoch werden Collodionschichten von
diesem Lack angegriffen, was man vermeiden kann, wenn man dem Lack einige Tropfen
Wasser zusetzt (M. Jaffé, Photographische
Correspondenz, 1889).
Platindruck.
Das Platinotyppapier nach Pizzighelli, worüber wir
bereits im J. 1888 267 174 ff. berichtet habenAuch Eder's Ausführliches Handbuch der
Photographie., welches ohne
Hervorrufung verwendbar ist, erfordert kräftige schleierlose Negative. Fr. v. Brühl (Photographisches Archiv, 1889 S. 154)
stellte Versuche damit an und fand, daſs die Copien kräftiger werden, wenn man das
Papier vor dem Einsetzen in den Copirrahmen über heiſsen Wasserdampf hält oder auch
nur kräftig anhaucht. Durch folgenden Kunstgriff erhält man kräftige warmschwarze
Bilder: Man copirt so lange, wie das Bild in fertigem Zustande sein soll, taucht das
Bild in warme Oxalatlösung und fixirt in verdünnter Salzsäure (1 : 80); hierauf
wäscht man gut mit Wasser. Das Entwickeln über heiſsen Wasserdämpfen ist nicht so
gut und Brühl erhielt damit nur flaue, kalte graue
Töne. Je heiſser die Oxalatlösung, desto kräftiger kommen die Schwärzen. Bilder,
welche direkt aus dem Copirrahmen in Salzsäure gebracht werden, bleichen sofort und
werden röthlich im Ton. Es scheint also, daſs auch das Pizzighelli-Papier durch nachherige Entwickelung gewinnt.
Willis' neues Platinpapier.
Dasselbe ist mit einem Eisenoxydsalz (oxalsaures Eisenoxyd) präparirt und wird mit
oxalsaurem Kali nebst Platinsalz entwickelt. Bei dem neuen Entwickelungsplatinpapier
von Willis wird also das zur Bilderzeugung nöthige
Platinsalz in den Entwickler gegeben. Zum Entwickeln dienen folgende Lösungen:
A)
Oxalsaures Kali
41g
Phosphorsaures Kali (KH2PO4)
82g
Wasser
1l
B)
Kaliumplatinchlorür
1g
Wasser
16cc.
Zum Entwickeln mischt man 3 Th. von A, 2 Th. destillirtes Wasser und 1 Th. von B. Auf
dieser Flüssigkeit läſst man die belichteten Copien schwimmen (mit der präparirten
Seite nach unten) bis das Bild vollkommen entwickelt ist (Stieglitz, Photographische Rundschau, 1889 S. III).
Lichtpausen mit blauen Linien auf weiſsem Grunde.
Im Photogravic Office of the Indian Survey, Calcutta,
beschreibt Waterhouse die Methode zur Herstellung von
positiven Cyanotypien nach Art des Pellet'schen
Gummi-Eisenprozesses. Das Papier kann Rives- oder Saxe-Papier oder Papier von Schleicher und Schüll sein. Folgende Methode soll dunklere Drucke als das
Pizzighelli'sche Recept geben. – Man stellt zwei
Lösungen her:
A)
Gummi arabicum
170g
Wasser, destillirtes
650
B)
Weinsäure
40
Wasser, destillirtes
150
Wenn die Gummilösung vollständig gelöst ist, wird sie filtrirt und die
Weinsäurelösung unter Umrühren zugefügt. Nach vollständiger Mischung werden 100 bis
120g Eisenchloridlösung von spec. Gew. 1,453
nach und nach unter eifrigem Umrühren zugesetzt, dann die Lösung 24 Stunden im
Dunkeln stehen gelassen und mit Wasser auf das spec. Gew. 1,100 verdünnt. Das
lichtempfindliche Gemisch wird auf Papier aufgetragen, getrocknet und im
Sonnenlichte 15 bis 40 Secunden belichtet. – Entwickelung: Eine 20 procentige Lösung
von Ferrocyankalium (spec. Gew. = 1,1275) wird in eine breite Schale gethan, so daſs
die Flüssigkeit nicht weniger als 1 Zoll hoch steht. Die Ränder der Copie werden
umgewendet, ganz rund bis zu einem Zoll und die Copie wird dann mit der Oberfläche
auf das Bad gelegt. Nach einer halben Stunde wird das Papier mit einer Ecke
aufgehoben, wobei zu sorgen ist, daſs während der ganzen Manipulation keine
Ferrocyanlösung auf die Rückseite kommt. Die Behandlung mit Ferrocyankalium wird so
lange fortgesetzt, bis blaue Flecken auf dem weiſsen Grunde zu erscheinen beginnen.
Dann wird mit Wasser gewaschen und in verdünnte Salzsäure (1 : 100) gebracht,
während man die Oberfläche mit einem Pinsel reibt. Nachher wird der Druck in eine
leere Schale gelegt, die Oberfläche mit lern Pinsel abgerieben, um den blauen
Ueberzug zu entfernen, woran man mit Wasser wäscht (Photographische Mittheilungen, Bd. 26 S. 103).
Photolithographische Umdrucke auf
Bromsilbergelatinepapier
kann man nach Wilkinson
(Photographisches Archiv, 1889 S. 195) nach dem bereits von Hauptmann Pizzighelli angegebenen Prinzip (Eder's Photographie mit Bromsilbergelatine,
4 Aufl. S. 103) herstellen, wenn man einen Abdruck auf Bromsilbergelatinepapier mit
Pyrogallol entwickelt, wäscht und auf den Farbstein mittels eines Schwammes die mit
Terpentin verdünnte Umdruckfarbe aufträgt. Man geht mit einer Leimwalze so lange
über den Druck bis die Weiſsen frei von Farbe sind. Man legt den Druck abermals auf
einige Secunden in den Pyro-Entwickler, exponirt ihn dem Lichte, wäscht und
trocknet. Hierauf wird umgedrückt in der gewöhnlichen Weise. Der Vortheil soll darin
liegen, daſs man bei Lampenlicht copiren kann. Wilkinson gibt auch (a. a. O.) eine Vorschrift zur Präparation der
Bromsilbergelatineemulsion.
Verfahren, um abgetönte Photographien für den Pressendruck
geeignet zu machen
von Actiengesellschaft Les Arts
Graphiques in Brüssel (D. R. P. Kl. 57 Nr. 44800).
Nach vorliegendem Verfahren können beliebige Bilder in solcher Weise mit einem
entsprechenden Grundton combinirt werden, daſs die durch Zinkographie hergestellten
Clichés derselben zur Nachachmung von Holzschnitten, sowie Kupfer- und Stahlstichen
geeignet sind.
Das Verfahren besteht darin, mittels eines geeigneten Projectionsapparates das Bild
des zu reproducirenden Gegenstandes auf ein vorher präparirtes Papier oder
Kautschukblatt zu werfen, dann das in dieser Weise erzeugte Bild zu photographiren
und hierauf dasselbe durch die bekannten Verfahren auf Zink oder Kupfer zu
übertragen.
Zur Ausführung des Verfahrens wird zuerst ein weiſses Blatt Papier, oder ein vorher
weiſs gemachtes und darauf mit dem erforderlichen Linienton bedrucktes
Kautschukblatt in einen Rahmen gespannt und letzterer unter einem entsprechenden
Winkel aufgestellt. Auf dieses Blatt bezieh. Diaphragma wird dann mittels eines zu
demselben entsprechend aufgestellten Projectionsapparates das photographische Bild
geworfen, wodurch dasselbe auf dem Linienton wie im Schnitt oder Stich
erscheint.
Die in dieser Weise hergestellte Projection wird nun in Verbindung mit dem
Liniengrund, auf welchen sie geworfen ist, photographirt, worauf nach dem in dieser
Weise erzielten Negativ mittels des gewöhnlichen Verfahrens zinkographische Clichés
hergestellt werden.
Patentanspruch: Verfahren, um abgetönte Photographien für den Pressendruck geeignet
zu machen, darin bestehend, daſs mittels eines Projectionsapparates das zu
vervielfältigende Bild auf ein mit Linien bedrucktes Blatt Kautschukpapier geworfen
und hiernach photographirt wird (Papier-Zeitung, Nr.
102).
Neues Prägeverfahren mittels Lithographiesteinen von
August Strasilla in Troppau (D. R. P. vom 4. Juni
1888).
Bisher war es zum Prägedruck auf Papier immer nothwendig, kostspielige Messing- oder
Stahlstempel (Matrizen) graviren zu lassen und zu denselben Patrizen anzufertigen,
um endlich mittels der Prägepresse das Prägen vorzunehmen.
Dieser Erfindung gemäſs wird nun dieser kostspielige Vorgang dadurch ersetzt, daſs
man auf Lithographiesteinen durch Aetzen mit Säure eine Art Patrizen herstellte und
dann von diesen Steinen auf der lithographischen Presse bei Einlegung eines Flanells
zwischen Papier und Glanzdeckel druckt.
Der Vorgang bei der Herstellung solchen Prägedruckes ist folgender:
Nachdem man erst in gewöhnlicher Weise die mit geprägten Figuren zu versehende
Zeichnung oder das Placat u.s.w. in allen Farben gedruckt, schreitet man zur
Herstellung des Prägesteines, wozu man vor Allem auf den ausgewählten von Adern und
Kalkflecken freien Stein mit Gummifarbe einen Abklatsch der Zeichnung oder
Randeinfassung u.s.w. macht. Auf diesem Abklatsche werden dann alle tief zu
prägenden Stellen mit lithographischer Tusche eingezeichnet, während man die hoch zu
prägenden Stellen ausspart. Man bestreicht den Stein nun zweimal mittels eines
Pinsels mit schwacher Aetze, bestehend aus 40g
Gummi arabicum und 25g Salpetersäure auf 0l,5 Wasser, und bestaubt den Stein hierauf mit
pulverisirtem Colophonium und Federweiſs, welche Stoffe nur an den mit Tusch
überzogenen Stellen haften bleiben und so einen Schutz gegen die später in Anwendung
gebrachte scharfe Aetze bilden.
Um diese Aetze, welche aus 220g Salpetersäure für
1l Wasser besteht, durch längere Zeit mit der
Oberfläche des Steines in Contact erhalten zu können, wird rings um den Rand der
Oberfläche eine Wachswand hergestellt. Nach dem Eingieſsen der Säure in das durch
die Wachswand gebildete Becken rollt man den Stein auf einer Walze beständig hin und
her, um die gelösten Theile von der Oberfläche des Steines wegzuschwemmen, so daſs
die Säure immer wieder zur Wirkung gelangt.
Auf diese Weise ätzt man die nicht mit lithographischem Tusch überzogenen Stellen bis
auf eine Tiefe von 1 bis 2mm ein, worauf man die
Aetze abgieſst, das Wachs entfernt und den Stein durch Abwaschen verwendungsbereit
macht.
Wie schon eingangs gesagt, geschieht das Prägen selbst ohne Matrize in der
gewöhnlichen Steindruckpresse mit Einlage eines Flanells und zweier Cartonblätter
zwischen den Glanzdeckel und das mit der Prägung zu versehende Papier- oder
Cartonblatt.
Der beim Durchpassiren des Steines unter dem Holzreiber ausgeübte Druck muſs ein
ziemlich kräftiger sein.
Patentanspruch: Ein Verfahren zum Prägen auf Papier oder Carton, darin bestehend,
daſs man auf einem lithographischen Steine die zu prägenden Figuren durch 1 bis 2mm tiefes Aetzen erhaben hergestellt und von
diesem Steine dann mittels einer lithographischen Presse bei Einlegung eines
Flanells zwischen Papier und Glanzdeckel druckt.
Ueberführung der mittels fetter Farbe auf Stein oder Metall
hergestellten Umdrucke in Asphaltbilder; von Max
Jaffé.
Der Umdruck wird in der bekannten Weise ausgeführt und ist es ganz gleichgültig, ob
man Umdruckfarbe oder gewöhnliche Druckfarbe verwendet; nach geschehenem Umdrucke
wird der Stein (oder die Metallplatte) wie sonst gummirt und trocken gefächelt.
Hierauf wird die Platte mit dem Wasserschwamm abgewaschen, nochmals gummirt und der
Gummi mit einem feuchten Wischtuche über die ganze Platte verwischt, so daſs nur
eine ganz dünne Gummischicht auf der Platte verbleibt. Sodann wird von folgender
Lösung ein wenig auf die Platte gegossen und mit einem Filzläppchen über die ganze
Zeichnung verrieben:
Benzol
50cc
Terpentin
50cc
Asphalt
10g
Hierauf wird mit dem feuchten Wischtuche abgewischt und steht nunmehr die Zeichnung
in Asphalt auf der Platte. Schlieſslich wird die Zeichnung mit Federfarbe
eingewalzt. Geschah der Ueberdruck auf Stein, so kann derselbe sofort geätzt und zum
Druck geschritten werden. Für Hochätzung auf Metall wird die Platte leicht erwärmt,
bis sich die Farbe mit dem Asphalt verschmolzen, und kann die erste Aetzung
vorgenommen werden.
Die Asphaltlösung kann auch auf andere, als die angegebene Weise vorgenommen und der
Asphalt durch andere Harze ersetzt werden. Zusatz eines fetten Oeles hat ein noch
tieferes Eindringen in die Poren des Steines oder der Metallplatte zur Folge.
Später theilt Jaffé zahlreiche Einzelheiten, welche er
für das Gelingen dieser Methode für wichtig hält, in der Photographischen Correspondenz (1889) mit.
Blitzdruck.
Unter dem Namen „Blitzdruck“ stellt die Münchener Kunst- und Verlagsanstalt von D. E. Albert Reproductionen her, welche ungefähr in der
Art der Autotypien (mit gekreuztem Raster) hergestellt sind; in dieser Manier wurde
ein illustrirter Catalog der Münchener Jahres-Ausstellung von Gemälden u.s.w.
reproducirt.
Heliographie und Heliogravüre.
Ueber die Heliographie zur Herstellung druckbarer Metallplatten sowohl für Halbtöne,
als auch für Netz- und Kornmanier liegt ein vortreffliches Buch von Husnik vor (Die Heliographie, 1888. Verlag
von Hartleben). Es ist ein wichtiges Quellenwerk für
diese Art der Reproductionstechnik und behandelt sowohl Buchdruck als Tiefdruck.
Methode der Heliographie, bei welcher ein Gelatinerelief bild galvanoplastisch
abgeformt wird. Diese Methode, welche besonders im Militärgeographischen Institute in Wien zur Herstellung von Karten, in der
Wiener Hof- und Staatsdruckerei, sowie bei Goupil in Paris u.s.w. in Anwendung steht, wurde
bereits im vorigen Jahrgange unseres Jahrbuches
beschrieben.
Prof. Husnik beschreibt in seinem Werke Die Heliographie (1888, Wien bei Hartleben) jene Art der Ausführung, welche er mit
Erfolg ausübte und bemerkt, daſs er sich keine bessere Methode wünschen kann, wo es
auf groſse Feinheit und Genauigkeit ankommt.
Prof. Husnik empfiehlt als Pigmentpapier hierfür das
Papier der Autotypie Company in London, sowie das Sawyer'sche patentirte Pigmentpapier, welchem Graphit
einverleibt ist, damit bei dem nachfolgenden galvanoplastischen Abformen des
Leimreliefs eine bessere Leitung des galvanischen Stromes erzielt wird.
Nach Husnik kann man solches Papier selbst herstellen,
wenn man 1k Kölner Leim oder sehr weiche Gelatine
in 6l Wasser durch 2 bis 10 Stunden weicht, dann
250g Zucker, 100g Glycerin zusetzt, im Wasserbade bei Siedehitze schmilzt und
15g
Lampenruſs und
1g
in Spiritus gelöstes Fuchsinroth
zusetzt. Es wird filtrirt und schwache gefeuchtete
Cartonpapierbogen in der bekannten Weise damit überzogen. Die Lösung soll 1 bis 1mm,5 hoch aufgegossen werden. Diese Mischung ist
für Strichmanier zu empfehlen. Für Halbtonoriginal nimmt Husnik in obiger Vorschrift nur 41
Wasser (statt 61) und setzt 50g Rebenschwarz (statt Lampenruſs) zu.
Es wird das Pigmentbild auf eine versilberte Kupferplatte aufgetragen und nachdem es
mit warmem Wasser entwickelt worden ist, trocknet man das Relief bild. Nach dem
Trocknen legt man die Platte in eine Lösung von 1 Th. Tannin, 30 Th. Wasser und 1
Th. Glycerin durch 1 bis 2 Stunden, spült ab, übergieſst mit Spiritus und läſst
trocknen. Durch diese Operation wird das Relief sehr hart und schwillt im
galvanoplastischen Kupferbade nicht an. Das Glycerin macht das Relief geschmeidig,
so daſs es nach dem Trocknen nicht von der Platte abspringt. Hierauf wird das
Reliefbild galvanoplastisch abgeformt (die näheren Einzelheiten siehe Husnik's Werk: Die
Heliographie).
Ueber Heliogravüre schreibt E. Kiewning in der Deutschen Photographen-Zeitung, 1888 S. 313:
Zur Erzielung des Kornes auf der Kupferplatte, welches den Zweck hat, daſs die Farbe,
die beim Drucken auf dieselbe aufgetragen wird, auch genügenden Halt findet,
verwendet man das Pulver von syrischem Asphalt, indem man denselben so lange zerkleinert und
durch stets feinere Siebe siebt, bis solches durch das feinste zu 54 bis 60
Oeffnungen auf den Quadratcentimeter passirt.
Bei dieser Procedur hat man sich vor dem Verluste des auſserordentlich feinen
Pulvers, welches gern verfliegt, dadurch zu hüten, daſs man das Sieb bis zum Tische
mit einem weiſsen Tuche bedeckt und den Tisch mit reinem weiſsen Papier belegt.
Nachdem das Pulver sich auf dem weiſsen Bogen Papier gesammelt, wird das Pulver
befeuchtet und auf einer Glastafel noch äuſserst fein mit einem Reiber gerieben und
diese Arbeit mehrere Male mit dem inzwischen wieder getrockneten Pulver
wiederholt.
Nachdem auf diese Weise feinstes Pulver erzeugt, kommt solches in den Staubkasten,
welcher wie folgt construirt ist:
Derselbe steht auf vier etwa 0m,50 hohen Füſsen,
ist 1m,70 hoch und sowohl 0m,62 breit, wie auch 0m,62 tief.
An der Vorderseite hat er unten eine Schublade, welche auſserdem, daſs sie aufgezogen
werden kann, noch in der Mitte eine Klappe besitzt, die man – ohne die Schublade
aufmachen zu müssen, wenn man einen Gegenstand in den Kasten thun will – aufklappen
kann, und auſserdem noch auf den beiden Seiten je ein eingeschnittenes rundes Loch
in der Gröſse eines Champagnerpfropfens.
In die Schublade dieses Kastens, die mit reinlichem Papier belegt ist, kommt
gegenüber den beiden Löchern Asphaltstaub gehäuft.
Betonen muſs ich, daſs der Kasten nur aus einem Gestelle von Latten besteht und die
Füſse, worauf derselbe zu stehen kommt, möglichst fest construirt sind.
Bekleidet wird er mit schwarzem Wachstuche, dessen Wachsseite nach innen kommt, die
unrechte Seite nach auſsen. Es kommt darauf an, ihn sehr sicher schlieſsend zu
machen, womit gemeint ist, daſs keine Luft durch seine Fugen kann.
Warum die Wachsseite des Wachstuches nach innen genommen wird, ergibt sich aus den
weiteren Erklärungen.
Nachdem der Asphaltstaub in zwei Häufchen in der Schublade des Kastens gegenüber den
mit Pfropfen versehenen Löchern der Schublade angehäuft worden ist, entfernt man die
Pfropfen aus ihren Oeffnungen, steckt einen Blasebalg in dieselben und bläst den
Staub tüchtig auf. Solches muſs mit groſser Energie geschehen, damit der
Asphaltstaub recht hoch in dem Kasten in die Höhe getrieben wird. Um genügend Staub
im Kasten zu haben, wird man nach und nach, je nach dem Verbrauche und nach dem
Bestreben des Staubes, sich an die Wände des Kastens festsetzen zu wollen, mehr
Asphaltstaub in die Schublade bringen. Damit sich nicht zu viel Staub an die Wände
des Kastens setzen kann, wählt man Wachstuch. Ist der Staub gehörig aufgewirbelt, so
hört man mit dem Blasen auf, schlieſst die Löcher mit den Pfropfen und wartet etwa 1 Minute,
während welcher die gröſsten Partikel des Staubes zu Boden fallen.
Nach dieser Zeit öffnet man die Klappe in der vorhin beschriebenen Schublade und legt
eine sauber polirte Kupferplatte auf einem Gestelle in den Staubkasten. Dieselben
werden noch mit Tripel und Spiritus und gereinigter Baumwolle, bevor sie in den
Staubkasten gelegt werden, sauber geputzt. In dem Staubkasten verbleibt dieselbe,
bis sie – herausgenommen auf demselben Wege wie hineingelegt – schräg gegen das
Licht gesehen, ein velourartiges Ansehen bekommen hat. So wie man gerade darauf
sieht, soll nur ein Hauch, am besten gar kein freies Kupfer mehr zu sehen sein.
Die Dauer der Zeit, während welcher die Platte in dem Staubkasten verbleibt, ist, je
nachdem, 5 bis 7 Minuten. Ist der Erfolg nach dieser Zeit nicht ganz erreicht, so
nimmt man die Platte vorsichtig heraus, indem man sie gegen Staub und Zugluft
schützt, setzt sie irgendwo bei Seite, schlieſst die Klappe am Staubkasten und
wiederholt das Aufpusten des Staubes noch einmal, legt – nachdem man wieder 1 Minute
gewartet hat, damit der gröbste Staub sich zu Boden setzen kann – die Platte noch
einmal, je nach Bedarf, hin, um sie so lange darin zu belassen, bis das velourartige
Aussehen erreicht ist. Hierauf nimmt man sie vorsichtig heraus und schmilzt das Korn
an, indem man die Platte über Spiritus heiſs macht.
Das Anschmelzen des Kornes geschieht unter Veränderung der braunen velourartigen
Farbe des Asphalts in einen schönen blau-violetten Ton. Ist diese Farbe erreicht,
was sehr schnell geschieht, so legt man dieselbe zum Abkühlen bei Seite. Hierauf
macht man sich ein Bad von Essig und Salz, etwa 1 Eſslöffel Salz, 20 bis 30g gewöhnlichen Essig, 100g Wasser, und legt die Platte etwa 1 Minute in
diese Lösung, sie wird darin kupferroth. Nachdem man die Platte darin abgespült hat,
ist sie fertig und das negative Pigmentbild kann sofort darauf übertragen und
aufgequetscht werden.
Das Aetzzimmer, sowie die Aetzflüssigkeiten haben eine Temperatur von 13 bis 15°
R.
Die Aetzflüssigkeit ist Eisenchlorid, welches im Wasser concentrirt aufgelöst wird
und von welcher concentrirten Lösung vier verschiedene Bäder gemacht werden, und
zwar 1 Bad zu 40° B., 1 Bad zu 36°, 1 Bad zu 33°, 1 Bad zu 30°. Sind diese Bäder
neu, so wird etwas metallisches Kupfer hineingehängt, da neue Bäder sonst zu
energisch ätzen. Die vier Bäder werden in Schalen gegossen und neben einander
gestellt, alles überflüssige freie Kupfer auf der Platte, sowie die Rückseite
abgedeckt, damit solche beim Aetzen nicht angegriffen wird. Nun legt man dieselbe
auf ein gebogenes Gestell von Kupferdraht, das durch Bestreichen mit Asphaltlack
gegen die Aetzflüssigkeit ebenfalls indifferent gemacht ist und welches mit zwei
Handhaben versehen ist, damit man die Platten in den Bädern heben und senken kann, um das Fortschreiten
der Aetzung beobachten zu können. Man hebt die Platte aus der Aetzflüssigkeit nur so
weit, daſs sie an der Oberfläche derselben – ohne daſs diese ganz abläuft – zu
controliren ist.
Ueber den Aetzprozeſs sagt Kiewning folgendes:
In dem stärksten, 40° R. zeigenden Eisenchloridbade ätzen nämlich die Tiefen zuerst
durch, was man daran erkennt, daſs dieselben – während sie sonst als klarste Stellen
das Kupfer durch das Pigmentnegativ am leichtesten durchschimmern lassen – sich
zuerst schwärzen.
Bei einem Porträt ist der Stern in der Pupille eines braunen Auges und der tiefste
Schatten im Haare, bei einer Landschaft die tiefsten Stellen in dem Schatten der
Blätter oder des Stammes eines Baumes die Merkmale, woran man die Vollendung der
ersten Aetzung sich merkt und erkennt.
Im zweiten Aetzbade sollen dann die höheren Lichter des Haares bezieh. in einer
Landschaft wieder die nach den tiefsten Schatten kommenden höheren Schattenpartien
durchgeätzt werden.
Das dritte Aetzbad bewirkt dann schon die Aetzung der Mitteltöne und das letzte
(vierte) vollendet dann schon die Aetzung der höchsten Lichter, wobei man sich
beeilen muſs, daſs die Platte sofort aus dem vierten Bade in reichlich viel Wasser
kommt, sowie man die Anätzung der höchsten Lichter bemerkt. Es ist dies der
kritischste Moment bei dem ganzen Aetzverfahren, und die später gereinigte
fertiggeätzte Platte legt davon Zeugniſs ab, ob der Moment nicht überschritten ist,
daſs diejenigen Stellen, die beim Druck keine Farbe annehmen sollen, das blank
polirte Kupfer zeigen und kein Korn angeätzt haben. Zeigt die Platte an solchen
Stellen auch ein angeätztes Korn, so war die letzte Aetzung zu lange.
Ist die Temperatur der Bäder richtig und die gehörige Concentration derselben
beobachtet, so dauert der ganze Aetzprozeſs nicht länger als 3 bis 4, höchstens 5
Minuten. Es gehört allerdings ein geübtes Auge dazu, bei so rasch erfolgendem
Fortschritte der Aetzungen den geeigneten Moment, wann der Zeitpunkt gekommen ist,
die Platte aus dem einen Bade ohne jeglichen Aufenthalt in das andere zu thun, zu
erkennen. Grundregel ist: Die Platte lieber etwas weniger als zu viel zu ätzen, da
man eine zu wenig geätzte Platte durch vorsichtiges Einwalzen und später kurzes
Nachätzen viel eher druckfähig machen kann, als eine überätzte durch Nachpoliren der
Lichter mit dem Stahl.
Solche fertiggestellte Platten sind nun nicht fähig, für den Druck einer groſsen
Auflage Verwendung zu finden, vielmehr müssen sie dazu noch verstählt werden, was in
folgender Weise geschieht: Die Kupferplatte wird mittels Kalilauge von allem Fett
gereinigt, gut mit Wasser abgespült und nochmals mit Potaschenlösung gewaschen,
abgespült, in verdünnte Schwefelsäure getaucht, wieder mit Wasser abgespült und an
die Kathode in das
Eisenbad eingeschaltet. In ganz kurzer Zeit der galvanischen Strom Wirkung bedeckt
sich die in der Eisenlösung hängende Platte mit einem zarten hellglänzenden
Häutchen, welches stahlhart ist und so dünn, daſs man von der Kupfer- und der
verstählten Platte im Abdruck keinen Unterschied wahrnehmen kann. Sobald sich eine
Abnützung zeigt, kann man die Verstählung beliebig erneuern und die Platte jederzeit
von der Stahlschicht befreien. Man legt die Platte einfach in eine schwache
Schwefelsäurelösung und sofort blättert sich das Stahlhäutchen ab, dann wäscht man
mit Wasser die Platte ganz rein.
Die Verstählung geschieht in einem Troge aus gebranntem Thon und bringt man folgende
Lösung hinein: 1 Th. Chlorammonium und 10 Th. Wasser und stellt anfangs als Anode
und Kathode je eine Eisenplatte hinein, schlieſst den Strom einer kräftigen Batterie
und indem die chemische Action beginnt, tritt das Chlor des Salmiaks an das Eisen
der Anode und bildet mit demselben Eisenchlorür, welches in der Flüssigkeit
verbleibt. In 1½ bis 2 Tagen ist die Flüssigkeit grünlich, an der Oberfläche
röthlich, an der Kathode hat sich ein Metallspiegel gebildet. Jetzt ist die Lösung
gesättigt und man hängt an Stelle der Kathode bezieh. der Eisenplatte die
Kupferplatte zum Verstählen etwa ¼ bis ½ Stunde hinein.
Nach dem Herausnehmen wäscht man die Platte schnell mit Wasser, dann mit Sodalösung,
trocknet sie sorgfältig mit einem leinenen Tuche ab und reibt sie mit etwas Oel ein,
um Oxyd zu verhüten.
Typographischer Farbendruck.
Dieses Verfahren gewinnt immer mehr an Bedeutung, wo es sich um die Herstellung
gröſserer Auflagen bis hunderttausend und mehr handelt. Weder die
Chromolithographie, die heute schon mit stark reducirten Preisen arbeitet, noch der
Chromolichtdruck, der viel zu theuer ist, können mit der Photochromie in Bezug auf
Wohlfeilheit in Concurrenz treten.
Die Photochromie oder der typographische Farbendruck, wie er in Oesterreich einzig
und allein in der Anstalt C. Angerer und Göschl
hergestellt wird, verbindet die Vorzüge der Chromolithographie mit denen des
Chromolichtdruckes; die Photochromie bedient sich des lithographischen Steines,
bricht aber mit den Traditionen des lithographischen Farbendruckes, indem sie von
der „Pause“ vollständig absieht und ähnlich wie bei dem Farbenlichtdrucke die
Photographie thätig eingreifen läſst. Die bei dem lithographischen Farbendrucke
gezeichneten Tonplatten werden bei dem Verfahren der Herren C. Angerer und Göschl durch geschickt retouchirte photographische Positive
ersetzt, ganz so wie bei dem Chromolichtdrucke, bei dem man für jede Farbenplatte
eine Photographie auf Papier anfertigt, auf welcher dann die betreffende
Farbenplatte gemalt wird. Während aber bei dem Chromolichtdrucke die nach den gemalten Positiven
hergestellten Negative direkt als Druckplatten benützt werden, bedient sich die
Photochromie des für Schwarzdruck angewendeten neuen photo-(auto-)typischen
Verfahrens, um die retouchirten Positive in schraffirte oder gekörnte Negative und
diese in typographische Druckplatten (Zink) umzugestalten. Der Uebertragung auf Zink
und dem folgenden Hochätzen geht jener photolithographische Prozeſs voran, der dem
typographischen Farbendrucke von mancher Seite die Bezeichnung
„photolithographisches Verfahren für Farbendruck“ gebracht hat und der
darin besteht, daſs die erzielten schraffirten oder gekörnten Negative auf Stein
umgedruckt werden, um von diesem die farbigen Andrucke abzuziehen. Etwa sich
ergebende Correcturen, die selbstverständlich nur einzelnen Farbentönen oder
Farbennuancen, nicht aber der Zeichnung gelten können, welche durch die Photographie
mit groſser Treue wiedergegeben ist, werden auf dem Steine ausgeführt. Handelt es
sich um kleine Auflagen, die eine Herstellung von hochgeätzten Zinkplatten zu
kostspielig erscheinen lassen, dann zieht man es eben vor, von den Steinen zu
drucken.
Die einfachste Reproduction von Aquarellen, Pastells oder Oelgemälden erfordert nach
dem Verfahren der Herren C. Angerer und Göschl ein
System von mindestens vier bis fünf Farbenplatten und zwar die drei Grundfarben
Gelb, Roth, Blau, ein verbindendes Grau oder ein Ton und die Contur- oder
Zeichenplatte, zumeist in gebrochenem Braun. Für farbenreiche Originale wächst die
Farbenscala in dem Verhältnisse, als der Besteller die möglichst getreue Wiedergabe
des Originals wünscht. (Vgl. den Originalartikel C.
Angerer's im vorjährigen Jahrgange von Eder's
Jahrbuch für Photographie und
Reproductionsverfahren für 1888, S. 145; Dittmarsch's Buchdruckerzeitung, 1888 S.
249.)
Die Ausführung von typographischen Farbendrucken mittels autotypographischer
Farbendrucke findet wachsende Verbreitung. Insbesondere sind hier in ersterer Linie
die Firma Angerer und Göschl in Wien, sowie Meisenbach in München zu nennen; es wurden im J. 1888
sogar groſsen politischen Tagesjournalen (Wiener
Tageblatt) farbige Zinkotypien von Angerer und
Göschl beigegeben und das bei Gerold in Wien
1888 erschienene Werk „Ithaka“ ist schön mit Chromophototypien in Halbton illustrirt,
desgleichen einige Familienjournale. Im Verlage von Heinsius in Bremen erscheint ein groſses Bilderbuch von Mohr illustrirt, welches 50 groſse typographische
Farbendrucke von der Anstalt Gaillard in Berlin
enthält. Auch Boussod und Valadon in Paris betreiben den typographischen Farbendruck mittels
Autotypie in Halbtonmanier.
Farben für farbigen Zinkhochdruck soll in guter Qualität nach den Typographischen Jahrbüchern, 1888 S. 6, die
Farbenfabrik Beil und Philippi in Hamburg und Staſsfurt
(nach Anleitung von Herrn C. Angerer in Wien)
herstellen.
Aenderungen verschiedener Farben im Lichte.
Ueber die Veränderungen verschiedener Farben im Lichte (Carolin, Krapp, Indigo,
Gummigutt u.s.w.) stellte Abney eine sehr groſse
Versuchsreihe an, indem er in Röhren ungefähr 100 Farben dem Lichte aussetzte, und
studirte den Einfluſs von Feuchtigkeit und Luft unter gleichzeitiger Einwirkung des
Lichtes und setzte auf die Weise die Arbeiten fort, welche Chevreuil vor vielen Jahren gemacht hatte (Photographisches Wochenblatt, 1889; Photographische Mittheilungen, Bd. 26 S. 105; aus Phot. News).
Das Schluſsergebniſs lautet: Mineralfarben sind im Allgemeinen weit stabiler als
Pflanzenfarben. Abschluſs von Feuchtigkeit und Sauerstoff würden aber selbst den
vergänglichsten Farben eine viel längere Dauer sichern, als sie ihnen die Zimmerluft
gewährt, in der sie sich meist befinden. Im luftleeren Raume ist jeder Farbstoff so
gut wie unveränderlich. Die Lichtwirkung auf Farbenmischungen ist im Wesentlichen
keine eine chemische Verbindung einleitende, sondern die unechtere Farbe
verschwindet. Das blaue und violette Licht ist am schädlichsten, glücklicher Weise
tritt es in Zimmern und besonders bei künstlicher Beleuchtung mehr zurück.