Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder in Wien. |
Autor: | J. M. Eder |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 413 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder in Wien.
(Fortsetzung des Berichtes S. 91 d.
Bd.)
Eder, über Fortschritte der Photographie.
Photographie bei künstlichem Lichte.
Bereits in unserem Berichte (D. p. J., 1888 267 174 ff.) haben wir auf die durch Gädike und Miethe
eingeführte Photographie mit Magnesiumblitzlicht
hingewiesen, welche aus einer blitzartig abbrennenden Mischung von Magnesiumpulver,
Kaliumchlorat und Schwefelantimon bestand. Diese Mischung gab wegen ihrer
Explodirbarkeit hier und da zu Unfällen Veranlassung und wurde durch das reine Magnesiumpulver ersetzt. Bringt man
Magnesiumpulver (½ bis 1g) in eine Glasröhre und
bläst dasselbe durch eine Kerzen- oder Weingeistflamme, so verbrennt es momentan mit so bedeutender
Lichtentwickelung, daſs man Photographien von Porträts, Gruppen, Interieurs u.s.w.
herstellen kann. Diese Vorrichtungen wurden besonders durch Prof. Schirm (Breslau) verbessert, welcher das
Magnesiumpulver nicht quer, sondern in der
Längsrichtung der Flamme durch eine ringförmige Weingeistflamme mit Hilfe
eines Kautschukballons bläst. Man kann mit kleinen Verbindungsröhren und
Kautschukschläuchen auch zwei oder mehrere Lampen verbinden und mit einem Drucke des Ballons mehrere Magnesiumblitzlampen
zugleich zur Wirkung bringen. Diese von Meyer in
Breslau (Paulstraſse 20) in den Handel gesetzten Lampen bewährten sich gut.
Auſserdem wurden später verschiedene Anordnungen auf ähnlicher Grundlage getroffen
(Eder's Jahrbuch für
Photographie für 1889, S. 373. Mit Figuren).
Die Photographie bei Magnesiumblitzlicht fand bereits zahlreiche Anwendung nicht nur
von Photographen, welche Interieurs oder Gruppen bei Nacht oder Porträts bei Bällen
aufnahmen, sondern auch von Aerzten zur Aufnahme von anatomischen Präparaten, von
Vorgängen in Krankenhäusern u.s.w., wie solche z.B. in der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie ausgestellt waren. Es ist
bemerkenswerth, daſs die Photographien bei geschickter Anbringung von weiſsen
Reflectoren sowie Scheiben von transparentem Papier (um die Grellheit des direkt
auffallenden Lichtes zu mildern) an künstlerischem Werthe den Tagesaufnahmen
vollkommen ebenbürtig sind.
Eine eigenthümliche Form von orthochromatischem
Blitzlichte empfiehlt Newcomb (Phot. Times, Bd. 19 S.
247. Phot. Archiv, 1889 S. 212), welcher auf 1 Th.
Magnesiumpulver 5 bis 7 Th. reines trockenes Natriumnitrat mit Hilfe eines
Hornspatels mischt und anzündet (mittels eines langen Zünders), um ein gelb brennendes Blitzlicht zu erhalten. Gegen dieses
sind orthochromatische Platten sehr empfindlich und es hat denselben Effect wie eine
Gelbscheibe bei der Aufnahme. Es soll hierbei ein reiches Detail in den dunklen
Tönen des Bildes, sowie eine sehr gute Farbenwirkung auf orthochromatischen Platten
erhalten werden. Newcomb hat auf diese Weise in einem
groſsen Theater in New York den Zuschauerraum photographirt und ein gut
durchgearbeitetes Negativ erhalten.
Auch gewöhnliche bengalische Feuer liefern so viel aclinisches Licht, daſs man
Photographien herstellen kann. Boissonas in Genf stellt
photographische Aufnahmen des Genfer Sees bei bengalischer Beleuchtung her und zwar
bei rothem, als grünem Lichte. Die auffallende Erscheinung, daſs bei rothem
bengalischen Lichte gute Photographien erhalten wurden, erklärt sich jedenfalls
daraus, daſs Strontiumsalze benutzt wurden, in deren Licht viel Blau enthalten
ist.
Photographie leuchtender Käfer und Bakterien.
Mit Hilfe empfindlicher Trockenplatten gelang es, die leuchtenden Bakterien zu
photographiren, welche das Leuchten der Seefische bewirken (Photographisches Wochenblatt, 1888 S. 493. Eder's Jahrbuch für Photographie für 1889 S.
379). E. v. Gothard beobachtete, daſs nicht nur die
Johanniskäfer, sondern auch die schwächer leuchtenden Larven derselben binnen 10
Secunden ein deutliches photographisches Bild auf Bromsilbertrockenplatten geben.
Viel heller ist das Licht tropischer Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca), bei welchem
Vanrout in St. Louis, sowie Farini sogar photographische Diapositive herstellten, welche Photographie
in Fachjournalen abgebildet wurde (Eder's Jahrbuch, S. 379).
Herstellung von Bromsilbergelatine.
Die Erzeugung der Bromsilbergelatine geht immer mehr in die Hände der groſsen
Fabriken über. Publikationen neuerer Darstellungsmethoden werden wenige
veröffentlicht.
Als wichtige Beobachtung theilte L. Belitski in
Nordhausen mit, daſs der Uebelstand des unsicheren „Reifens“ der
Bromsilbergelatineemulsion beim ammoniakalischen Prozesse hauptsächlich darauf
zurückzuführen sei, daſs die in der Wärme digerirten Gemische von ammoniakalischer
Silbernitratlösung, Bromkalium und Gelatine nach Unterbrechung der Digestion
ungleichmäſsig abkühlen und das Ammoniak während des mehrstündigen Erstarrens einen
nicht genau controlirbaren Einfluſs auf die Empfindlichkeit des Bromsilbers und die
Widerstandskraft der Gelatine ausüben. Belitski stellt
deshalb Emulsion mittels Silberoxydammoniak (nach Eder's Methode) her und fügt nach beendigter Digestion in der Wärme eine genau
gemessene Menge verdünnter Schwefelsäure hinzu. Da man die Grenze der Neutralisirung
im Dunklen bei rothem Lichte nicht beobachten kann, so wird die Menge des Ammoniaks
und zur Neutralisation dienenden Schwefelsäure zuvor genau festgestellt, jedoch um 5
Proc. weniger Säure zugesetzt, als zur völligen Neutralisation des Ammoniaks
erforderlich ist (Eder's Jahrbuch für 1889, S. 107).
Der Referent beschreibt (Photographische Correspondenz,
1880) eine Methode zur Herstellung von Emulsion mit citronensaurer
Silberoxydammoniaklösung, welche für Platten mittlerer Empfindlichkeit
empfehlenswerth ist.
Es werden gelöst:
A)
24g
Bromkalium,
6cc
Jodkaliumlösung (1 : 10),
20g
Winterthur-Gelatine,
250cc
Wasser.
B)
30g
Silbernitrat,
3g
Citronensäure,
250cc
Wasser,
wozu man nach erfolgter Lösung so viel Ammoniak hinzufügt, bis
sich die anfangs stark milchig trübe Flüssigkeit vollkommen geklärt hat.
Man bringt sowohl A als B auf die Temperatur von 40 bis 50° C., mischt beide in der
Dunkelkammer bei rothem Lichte, läſst in einem Wasserbade bei ungefähr 40° C. durch
½ bis ¾ Stunden stehen, fügt dann noch 15 bis 20g im
Wasser gequollene und geschmolzene Gelatine hinzu und gieſst zum Erstarren in flache
Schalen aus, worauf die Emulsion gewaschen wird.
Die einzelnen Details über Herstellung empfindlicher Emulsionen, sowie von Maschinen
zum Begieſsen von Emulsionsplatten siehe Eder's Photographie mit Bromsilbergelatine, 4. Auflage (Halle
a. S.).
Ueber orthochromatische Gelatineemulsion ist zu
bemerken, daſs gegenwärtig fast alle in den Handel kommenden derartigen
Emulsionsplatten mittels des vom Berichterstatter zuerst in die Photographie
eingeführten Erythrosins gefärbt sind.
Perutz in München bringt Obernetter und Vogel's Eosinsilberplatten in den Handel, bei welchen die
Emulsion in geeigneter Weise mit Eosinsilberlösung (oder Erythrosinsilber) versetzt
ist. Sie sind ohne Gelbscheibe verwendbar (besonders zu Landschaftsaufnahmen),
sobald nicht viel Blau oder Violett in dem zu reproducirenden Objecte vorhanden
ist.
Die Anwendung der orthochromatischen Platten zu Gemäldereproductionen u.s.w. ist
bekannt.
Gegenwärtig benutzt man nach Dr. Zettnow
grünempfindliche Erythrosinplatten zur Mikrophotographie, indem man zwischen Lichtquelle und Mikroskop ein grünes
Lichtfilter einschaltet. Dr. Zettnow verwendet
Erythrosinplatten und eine Lösung von
160g Kupfernitrat,
14g Chromsäure,
welche mit Wasser zu 250cc
aufgelöst sind. Damit wird eine planparallele Glaswanne von ungefähr 1cm Abstand der Gläser gefüllt. Der Referent
benutzt Eosinsilberplatten, welche durch Baden von
Bromsilbergelatinetrockenplatten in folgender Lösung durch 2 Minuten und Trocknen
hergestellt sind:
25cc einer Lösung von krystallisirtem
Eosin (1 : 1000),
1cc Silbernitratlösung (1 :
80),
1 bis
2cc Ammoniak,
75cc Wasser.
Als grünes Lichtfilter dient eine Mischung von Indigoschwefelsäure und Pikrinsäure,
als Entwickler die bekannte Mischung von Pyrogallol und Soda (Eder).
Zur Erledigung der Frage: Welchen Einfluſs übt eine sich steigernde Menge von
Erythrosin auf die Gelbempfindlichkeit aus? badete V.
Schumann Bromsilberplatten in ammoniakalischen Erythrosinlösungen von
folgender Concentration: a) 1 : 170000, b) 1 : 85000, c) 1 : 28000, d) 1 : 14000, e)
1 : 7000, f) 1 : 3500; es erschien:
das Blau
das Gelb
also Blau
Gelb
bei
a
mit
13
bis
14
Secunden,
mit
5 bis 6
Secunden
wie
1 : 2
bis 2½
„
b
„
14
„
„
4 bis 5
„
„
1 : 3
bis 3½
„
c
„
12
bis
13
„
„
2
„
„
1 : 6½
„
d und e
„
6
bis
8
„
„
1
„
„
1 : 6
bis 8
„
f
„
5
bis
6
„
„
1
schon stark
wie
1 : 5
bis 6.
Die Emulsion gewann also mit Vermehrung des Farbstoffes an Gesammt- und
Gelbempfindlichkeit; auch gewann der Beleg im Gelb an Intensität und konnte die
Zunahme der Kraft noch bei den beiden stärksten Lösungen bemerkt werden (Photographische Correspondenz, 1889).
Eosinsilber ist ein rother Niederschlag, welcher sich beim Mischen von Eosin mit
Silbernitrat bildet und ist ein sehr guter
Sensibilisator. Die Farbe ist mehr bläulichroth als jene des Eosins; im Ammoniak
löst sich der Niederschlag unter Zersetzung, indem sich Eosin und Silberoxydammoniak
bildet; beim Verdunsten bildet sich wieder Eosinsilber und bleibt zurück. Der
Absorptionsstreifen liegt weiter gegen Orange als jener von Eosin.
Dr. E. Zettnow fand (Photographische Correspondenz, 1889), daſs Erythrosinsilber bei Gegenwart
von Bromkalium zersetzt wird (in Bromsilber und Erythrosin), daſs jedoch der
Farbstoff das Bromsilber in Lösung hält und zwar ungefähr das 2½ bis 7fache seines
Gewichtes. Aehnlich verhält sich Chlor- und Jodsalz.
In reinem Wasser löst sich Erythrosinsilber im Verhältnisse von 1 : 60000 bis 1 :
80000, je nach der Sorte des Erythrosins.
Methyleosinsilber löst sich in 1125 Th. Wasser; Rose bengalsilber dagegen erst in
100000 Th. Wasser.
Dr. Zettnow stellt Eosinsilber oder Erythrosinsilber
dar, indem er 1g Farbstoff in 200cc Wasser löst, auf 60 bis 80° C. erhitzt und
hierauf 1g Silbernitrat gelöst in 10cc Wasser zusetzt; man läſst den Niederschlag
absetzen und filtrirt nach dem Abkühlen; das Auswaschen des Niederschlages am Filter
geschieht so lange, bis die durchlaufende Flüssigkeit gefärbt erscheint. Alsdann
wird das Filter durchstoſsen, der Niederschlag abgespritzt und mit Wasser so weit
verdünnt, daſs sein Volumen 250cc beträgt, 1cc der gut umgeschüttelten Flüssigkeit, in welcher
die fein vertheilte Silberverbindung gleichmäſsig aufgeschwemmt ist, entspricht also
4mg des ursprünglich genommenen Farbstoffes.
Bei Eosinsilber und Methyleosinsilber ballt sich nach 6 bis 8 Tagen der Niederschlag
zusammen und setzt sich am Boden fest, bei Rose bengalsilber und Erythrosinsilber
läſst sich der Niederschlag tadellos noch nach Monaten aufschütteln.
Dr. Zettnow untersuchte Eosin, Erythrosin, Methyleosin
und Rose bengal, sowie deren Silberverbindungen im Spectrum und fand:
1) Daſs Erythrosin und Erythrosinsilber den anderen Eosinen so auſserordentlich
überlegen ist, daſs nur dieser Farbstoff in Betracht kommen kann, wenn es sich darum
handelt, eine Platte von starker Gelb- und hoher Gesammtempfindlichkeit
herzustellen.
2) Es zeigte sich, daſs der Unterschied zwischen der mit dem reinen Farbstoffe und
seiner Silberverbindung gefärbten Emulsion sehr gering ist; durchschnittlich
zeichnet die Silberverbindung eine Wenigkeit brillanter und klarer. Die Ursache
findet er in der bereits oben abgegebenen Erklärung in folgender Betrachtung: Von Brom-
bezieh. Chlorverbindungen ist keine Emulsion völlig zu befreien, vielleicht auch
dann nicht, wenn man zuletzt anhaltend mit destillirtem Wasser wäscht. Unter
Umständen genügt schon der Chlorgehalt des in der gewaschenen Emulsion
zurückgehaltenen Wassers, um die Silberverbindungen umzuwandeln. Nach Zettnow hat man in allen Fällen bei Gelatineemulsionen
die schlieſsliche Wirkung nicht der Silberverbindung zu verdanken, sondern dem
freien Erythrosin; versetzt man absichtlich Erythrosinemulsion mit so viel einer
löslichen Silberverbindung, daſs dieselbe vorherrscht, oder badet man eine Platte in
einem Gemische von Erythrosin und mehr Silbersalz, als zur Zersetzung des
Bromkaliums in der Platte noch nothwendig ist, so erhält man je nach der Menge des
leicht reducirbaren Silbersalzes schwachen oder starken dichroitischen
Rothschleier.
3) Die Eosine und die wässerigen Lösungen ihrer reinen Silberverbindungen zeigen
dasselbe Spectrum, dagegen die festen Silberverbindungen ein anderes; besonders
auffallend ist der Unterschied bei Rose bengalsilber.
4) Die neuen „Eosinsilberplatten“ des Handels verhalten sich genau so, wie mit
Erythrosin gefärbte Emulsion, und dieselben verdanken in Wirklichkeit diesem
Farbstoffe bezieh. seiner Silberverbindung ihre orthochromatische Wirksamkeit.
Wie zuerst V. Schumann mittheilte, ist eine mit Cyanin
gefärbte Emulsion besonders gut empfindlich für Gelb und Orange, wenn sie auf die
Platten gegossen, getrocknet und dann mit Ammoniak gebadet wird. Die Emulsion darf
kein Jod enthalten; gut wirkt Eder's
Silberammoniakemulsion, welche bei 40 bis 44° C. gemischt und dann auf je 100cc Emulsion mit 50 Tropfen alkoholischer
Cyaninlösung 1 : 500 versetzt wird. Man digerirt 1 Stunde bei 40 bis 37° C., gieſst
in eine Schale, läſst mehrere Stunden erstarren und wäscht im flieſsenden Wasser.
Kurz vor dem Begieſsen der Platten wird der Emulsion 5 Proc. Alkohol zugesetzt.
Diese Emulsion ist wenig empfindlich; die Platte hat eine relativ bessere
Rothempfindlichkeit, aber wenig Gelbempfindlichkeit, und die Negative sind dünn. Das
Verhalten ändert sich vollständig, wenn man die Platten mit Ammoniak badet, z.B. in
100cc destillirtem Wasser und ½ bis 6cc Ammoniak und dann nochmals trocknet. Die
Empfindlichkeit steigt dadurch bedeutend (Photographische
Rundschau, 1889 S. 143).
Burback photographirte den infrarothen Theil des
Sonnenspectrums mittels des Rowland-Gitters und
Cyaninplatten von der Fraunhofer'schen Linie A bis
Wellenlänge 9900. Er erhielt 52 Linien mit 7100 bis 8000, während Abney nur 24 Linien erhalten hatte. Die Färbung der
Platten wurde folgendermaſsen hergestellt: 15g
Cyanin, 480g Chloralhydrat, 2l Wasser wurden ¾ Stunden erwärmt, 480cc Ammoniak zugesetzt, worauf unter Aufschäumen
(Entweichen von Chloroform) sich Cyanin niederschlägt, welches man sammelt, in 1500cc Alkohol löst und 12g Chininsulfat in 100cc Alkohol zusetzt;
die ganze Flüssigkeit wird mit Alkohol auf 4l
gebracht. Zum Gebrauche verdünnt man stark mit Wasser, fügt Ammoniak zu und badet
die Platten durch 4 Minuten (Photographisches Archiv,
1889 S. 61; aus Philos. Magaz., 1888 Ser. 5 Vol. 26 S.
391).
Orthochromatische Collodionemulsion.
Die orthochromatische Collodionemulsion hat vor der analogen Gelatineemulsion den
Vorzug, daſs sie eine relativ viel gröſsere Empfindlichkeit für Gelb und Grün
besitzt und Gemäldereproductionen mittels der ersteren ohne Gelbscheibe gemacht
werden können. Seit 1888 bringt Dr. E. Albert in
München solche Emulsion in den Handel. Sie besteht aus gewaschener
Bromsilber-Collodionemulsion von geringer Empfindlichkeit. Erst durch Zusatz einer
Lösung von Eosinsilber in alkoholischem Ammoniak, bei welcher das überschüssige
Ammoniak und Pikrinsäure neutralisirt ist, wird die Emulsion sehr farbenempfindlich.
Man übergieſst damit Glasplatten, exponirt sie im feuchten Zustande, wäscht nachher
mit Wasser gut ab und ruft mit Hydrochinon hervor.
Die Emulsion ist unter Umständen so empfindlich wie Gelatineemulsion und können damit
Porträts in einigen Secunden angefertigt werden. Jedoch scheint die Darstellung
unsicher, da die Emulsionen selten diese hohe Empfindlichkeit besitzen; ferner
scheint die Emulsion während des Aufbewahrens an Empfindlichkeit einzubüſsen.
Auch andere in dieser Richtung angestellte Untersuchungen führten zu keiner
definitiven Lösung dieser Aufgabe (siehe Eder's Jahrbuch für Photographie für 1889 S. 402).
Entwickelung von Trockenplatten.
Die neueren Untersuchungen über die Verwendbarkeit verschiedener stark reducirender
organischer Substanzen ergaben, daſs die Eigenschaft, das latente Lichtbild auf
Bromsilbergelatine hervorzurufen, vielen Substanzen zukommt. Das Pyrogallol wurde
(neben Eisenoxalat) bis vor Kurzem fast ausschlieſslich verwendet. Dann wurde
Hydrochinon, dessen Eigenschaften als Entwickler schon vor längerer Zeit von Abney (für Bromsilberplatten), sowie von Eder und Pizzighelli (für Chlorsilbergelatine) entdeckt
wurden, allgemeiner als Entwickler verwendet, da es im Preise wesentlich gesunken
ist und durch von Balagny in Paris (1889)
veröffentlichte Vorschriften das Arbeiten mit dem Hydrochinonentwickler vereinfacht
wurde. Balagny zeigte, daſs man Hydrochinon, Soda und
Natriumsulfit im Vorrathe mischen und als Entwickler sofort oder nach längerem
Aufbewahren verwenden kann, daſs die Mischung sich lange Zeit farblos erhält und
nicht wie Pyrogallol die Platten und die Hände braun färbt. Balagny löst 1 Th. Natriumsulfit in 4 Th. Wasser, andererseits 1 Th. Natriumcarbonat in 4 Th.
Wasser; zur Herstellung des Entwicklers mischt er 75cc der Sulfitlösung mit 150cc der
Natriumcarbonatlösung und löst darin 5g
Hydrochinon auf. Als Verzögerer (und um etwaige Verschleimung der Platten zu
vermeiden) kann man auf 100 Th. des Entwicklers 10 Tropfen Eisessig zusetzen. –
Verwendet man an Stelle des Natriumcarbonats das kräftiger wirkende Kaliumcarbonat,
so wirkt der Entwickler rascher, worauf Baltin u.a.
aufmerksam machten. Folgende von Eder und Lenhard
(Photographische Correspondenz, 1889) angegebene Vorschrift wirkt sehr
günstig:
Hydrochinonlösung:
Hydrochinon
10g
Natriumsulfit
40g
Wasser
400cc
Potaschenlösung:
Potasche
20g
Wasser
200cc
Man mischt 40cc Hydrochinonlösung mit 20cc Potaschenlösung; die Entwickelung dauert länger
als Pyrosoda, ungefähr 4 bis 8 Minuten. Man kann auch 40cc Potaschenlösung mit 20cc
Hydrochinonlösung nehmen und bekommt dadurch mehr Kraft und kürzere
Entwickelungsdauer; auch gleiche Theile Hydrochinon und Potasche geben groſse Kraft.
Durch Verdünnen des Entwicklers mit Wasser, sowie Zusatz von etwas Essigsäure kann
man zu lang belichtete Platten gut entwickeln. Manche Plattensorten zeigen während
der Entwickelung einen grauen Schleier, welcher beim Fixiren groſsentheils
verschwindet und der Copirfähigkeit nicht schadet. Dieselbe Hydrochinonlösung kann
auch zum Sodaentwickler benützt werden.Z.B. gleiche Theile obiger Hydrochinonlösung und Sodalösung (1 Th.
krystallisirte Soda gelöst in 8 Th. Wasser), oder 2 Th. Hydrochinonlösung
und 1 Th. Sodalösung.
Derartige fertig gemischte Hydrochinonentwickler kommen in verschlossenen Flaschen in
den Handel und werden unter verschiedenen Namen, z.B. Universalentwickler u.s.w.,
verkauft.
Pyrocatechin (C6H4(OH)2) wurde von
Eder und Tóth im J.
1880 zuerst in der Photographie verwendet und dessen Eigenschaften als Entwickler
für Bromsilberplatten (nach Zusatz von Ammoniak) entdeckt. Damals wurde gezeigt,
daſs das Resorcin, welches dem Pyrocatechin isomer ein
sehr geringes Entwickelungsvermögen besitzt, während das gleichfalls isomere
Hydrochinon kräftig wirkt. Neun Jahre später machte Dr. Arnold neuerdings Versuche mit Pyrocatechin, welches er mit Kaliumcarbonat
alkalisch machte und gute Erfolge erzielte. Die daran von Dr. Bannow, E. Vogel, C. Srna angeschlossenen Versuche
ergaben widersprechende Resultate.
In Anbetracht dieser verschiedenen Angaben untersuchte der Referent neuerdings das
Brenzcatechin als Entwickler. Das reine Brenzcatechin stammte aus der chemischen
Fabrik von Dr. Schuchard in Görlitz und entwickelte mit
Potasche das latente Bild auf Bromsilbergelatine rasch und kräftig. Das Silber wurde
mit kaffeebrauner Farbe reducirt; die Flüssigkeit färbte sich bald braun. Gut wirkte
folgende Vorschrift: A) 1 Th. Brenzcatechin, 4 Th. Natriumsulfit, 40 Th. Wasser. B)
4 Th. Potasche in 40 Th. Wasser. Man mischt 1 Vol. von A mit 2 Vol. von B. Dieser
Entwickler hält sich viel besser klar, als bei Abwesenheit von Natriumsulfit; die
Entwickelung erfolgt weniger rasch, aber immer noch viel rascher als bei Verwendung
eines analog zusammengesetzten Hydrochinonentwicklers. Der Brenzcatechinentwickler
gibt die gleiche oder eine etwas höhere Empfindlichkeit als der
Hydrochinonentwickler, und die Platten nehmen schneller die nöthige Kraft an. Selbst
wenn man die Menge des Brenzcatechins auf ein Drittel herabsetzt, ist die
entwickelnde Kraft noch eine groſse.
Daraus geht hervor, daſs das Brenzcatechin eine vortreffliche Entwickelungssubstanz
ist, welche neben den gegenwärtig gebräuchlichen Entwicklern (Pyrogallol,
Hydrochinon und Eisenoxalat) vollste Beachtung verdient und deren vielseitiger
Anwendung nur der hohe Preis im Wege steht.
Von neuen Entwicklersubstanzen entdeckte M. Andresen in
Berlin (D. R. P. Nr. 46915 vom 1. August 1888. Photographische Mittheilungen, 1889 Bd. 26 S. 28), daſs
Paraphenylendiamin, Paratoluydendiamin und Xylidendiamin Entwickler für Brom-,
Chlor- und Jodsilber enthaltende Schichten sind, sobald man sie in schwach
alkalischer wässeriger Lösung anwendet. In der Patentbeschreibung wird die Klarheit
der Matrizen und Durcharbeitung in allen Tonabstufungen hervorgehoben.
Nach einigen vorläufigen Versuchen, welche ich unter Mitwirkung von Herrn Ritter v. Reisinger anstellte, wirkt das Paraphenylendiamin
(C6H4(HN)2), welches aus der chemischen Fabrik von Dr. Schuchard in Görlitz stammte, gut als Entwickler für
Bromsilber-Gelatineplatten. Es gibt ungefähr dieselbe Empfindlichkeit (bei
Belichtungsproben am Warnerke-Sensitometer) wie Pyro-
oder Hydrochinonentwickler. Es wurde 1 Th. Paraphenylendiamin hydrochloric. in 50
Th. Wasser gelöst und 1 Vol. dieser Lösung mit 1 bis 2 Vol. einer Potaschelösung (1
: 10) vermischt. Die Entwickelung erfolgte regelmäſsig, die Farbe des
Silberniederschlages ist grau und das Bild zart. Schwefligsaures Natron hält die
Lösung länger farblos, verzögert aber die Hervorrufung in sehr hohem Grade.
Von allen diesen neu in die Photographie eingeführten Entwicklersubstanzen verdient
das von den Anilinfarbenfabriken (Actiengesellschaft) in Berlin erzeugte, von Dr.
M. Andresen als Entwickler zum Patente angemeldete
„Eikonogen“ besondere Beachtung. Unter
dem Namen „Eikonogen“ kommt das Natriumsalz der Amido-β-Naphtol-β-Monosulfosäure
C10H15
SO3NaOHNH2
seit Juni 1889 in den Handel. Es ist im Preise nicht höher als
Pyrogallol oder Hydrochinon; der Entwickler bräunt sich nicht an der Luft, ruft
Bromsilberplatten rasch hervor, ist nicht giftig und besitzt gröſsere Haltbarkeit
als Pyrogallol.
Vorschriften zum Entwickeln.
I. Für getrennte Lösungen:
A. 200g schwefligsaures Natron werden in 3l destillirtem Wasser gelöst. Zu dieser Lösung
fügt man 50g Eikonogen, welches sich bald
auflöst.
B. 150g krystallisirte Soda werden in 1l destillirtem Wasser gelöst.
Zum Gebrauche mischt man:
3
Th.
Lösung
A
1
„
„
B.
Lösung A wird nicht angesäuert.
II. Für gemischte Lösungen:
200g schwefligsaures Natron und 150g krystallisirte Soda werden in 4l destillirtem Wasser kalt gelöst, und zuletzt
50g Eikonogen als trockenes Pulver in die
Flasche gegeben. Diese Lösung verwendet man direkt zum Entwickeln, ohne
Wasserzusatz.
Für diese in A und B angegebenen Vorschriften genügt die halbe Expositionszeit,
bezogen auf das Eisenoxalat. Für noch kürzere Exposition wendet man das Vorbad
an.
Für längere Expositionen muſs mit etwa der Hälfte Wasser verdünnt, oder Bromkali
zugesetzt werden.
Die krystallisirte Soda braucht durchaus nicht chemisch reine, sondern kann
solche sein, wie sie in jedem Haushalte benutzt wird.
III. Für sehr kurze
Momentaufnahmen:
Man löst 10g schwefligsaures Natron und 5g Potasche in 150cc destillirtem Wasser und fügt alsdann 5g Eikonogen hinzu.
Nach E. Vogel (Photographische Mittheilungen, Bd. 26
S. 95) kann man die Menge des Eikonogen im Entwickler herabsetzen: Es werden
gelöst: A) 45g Natriumsulfit, 5g Eikonogen, 500cc Wasser. B) 60 bis 75g Kalium-
oder Natriumcarbonat (calcinirt). Man mischt vor dem Gebrauche gleiche Volumen
von A und B.
Vor dem Fixiren legt man in ein Alaunbad, dann wird gewaschen und mit Fixirnatron
fixirt. Die Farbe des Silberniederschlages ist grauschwarz.
(Fortsetzung folgt.)