Titel: | Neuere Wägemaschinen. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 309 |
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Neuere Wägemaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Wägemaschinen.
Zählwage von Vincent und Vialatton.
Zur Bestimmung der Anzahl gleichartiger kleiner Gegenstände, wie Knöpfe,
Schreibfedern, Perlen u. dgl., bedient man sich mit Vortheil des Wägeverfahrens,
mittels dessen eine bestimmte Menge abgezählter Gegenstände mit der übrigen Menge
verglichen wird.
Zu solchem Zwecke werden aber besondere Wagen benützt, von welchen eine der neuesten
nach Uhland's Industrielle
Rundschau, 1888 Nr. 10 * S. 91, die oben benannte ist.
Dieselbe besteht aus einem Doppelhebel, dessen langer Schenkel mit Theilstrichen
versehen ist, welche die Uebersetzungszahl angeben im Verhältnisse zu jenem kurzen
Hebelarme, an dem die groſse Wägeschale hängt, während am linken glatten Hebel ein
Laufgewicht gleichzeitig und gegensätzlich zur Zählschale am Strichhebel sich
verschiebt.
Dies wird mittels zweier über Rollen laufender Kettchen erreicht, und zwar ist die
Zählschale am unteren, das Laufgewicht aber am oberen Kettenzug angehängt. Die auf
gemeinschaftlicher Achse befindlichen Röllchen sind aber im Verhältnisse der
Hebellänge bezieh. der laufenden Gewichte bemessen, so daſs bei deren Verschiebung
beständig das Gleichgewicht von selbst hergestellt wird. Nun ist auſserdem die leere
Wägeschale ebenfalls durch ein Gegengewicht ausgeglichen.
Wird nun eine abgezählte Menge in die Zählschale gelegt, die übrige Menge aber in die
Wägeschale geworfen, so wird bei erreichter Gleichgewichtslage die bekannte Zahl in
der kleinen Schale, mit der am Strichhebel abgelesenen Uebersetzungszahl
multiplicirt, die Anzahl Gegenstände in der Wägeschale ergeben.
Brückenwage für 20tvon Monchicourt und Rondet (Fig. 1).
Fig. 1., Bd. 273, S. 309 Die Uebersetzungen dieser BrückenwageVgl. Guillaumin, 1888 269 * 496. sind nach Annales
industrielles, 1888 Bd. 20 *. S. 14, derart vertheilt, daſs genau (1 : 100)
auf die Brückenhebel und (1 : 10) auf die Schnellwagenhebel entfällt, so daſs die Gesammtübersetzung (1 :
1000) wird. Die Hebellänge sind 135mm für den
Lastarm und demgemäſs 1350mm für die Hebellänge
bis zur Taraschale, während genau 1000mm für die
Eintheilung, welche genau nach Centimetern erfolgt, frei bleiben. Auf sauber
abgedrehten, parallelen Hebelstangen verschieben sich zwei Laufgewichte, deren
scharfe Bordränder an dem Strichhebel gleiten. Der Strichhebel selbst ist auf einer
besonderen Leitspindeldrehbank eingetheilt.
Die Bestimmung der Laufgewichte erfolgt nach folgendem Verfahren: Wird das
Laufgewicht P (Fig. 2)
zuerst in die Nullstellung gebracht, so muſs zur Herbeiführung Gleichgewichtes ein
bekanntes Gewicht q in die Taraschale gelegt werden.
Wird hiernach das Taragewicht q entfernt und das
Gleichgewicht durch Verlegung des Laufgewichtes P in
die Endstellung der Theilung l wieder hergestellt, so
erhält man zwei Bedingungsgleichungen, aus welchen die Gröſse des Laufgewichtes
leicht berechnet werden kann.
Fig. 2., Bd. 273, S. 310
O=P\,\lambda+q\,L-Q\,\lambda . . . . (1)
\frac{O=P\,(\lambda+l)-Q\,\lambda}{P\,(\lambda+l)=P\,\lambda+q\,L}
. . . . . . . . . (2)
P=\frac{L}{l}\,.\,q . . . . . . . . . (3)
Nun ist \frac{L}{l}=\frac{1350}{1000}=1,35 und q = 10k, so folgt P = 13k,5, das
Gewicht des groſsen Läufers, und für ein bekanntes Laufgewicht folgt die
Theilungslänge
l=L\,\frac{q}{P} . . . . . . . . . (4)
z.B. für q =1 und P = 13k,5 wird, da
L = 1350 ist, l =
100mm = 10cm
sein.
Nun ist 1000 q die Brückenlast, folglich entspricht
einer Strecke von 10cm eine Last von 1000k oder 1cm einer
solchen von 100k.
Da nun das kleine Laufgewicht p = 135g, der hundertste Theil des groſsen, also
p=\frac{P}{100} ist, so entspricht eine diesbezügliche
Verschiebung von 1cm einer wirklichen Last von
1k.
Mit diesen beiden Laufgewichten ist man demnach im Stande, eine Brückenlast von 10t zu verwiegen. Uebersteigt jedoch die Brückenlast
diese Grenze, so wird einfach an die Taraschale ein Gewicht von 10k angehängt und mit P
und p bis 20t weiter
gewogen.
B. Trayvou's Schnellwage.
Die scheinbar sehr einfache Bedingung, daſs eine tragbare Schnellwage unbelastet ins
Gleichgewicht zu bringen sei, d.h. daſs die Untersuchung ihrer Genauigkeit ohne
Zuhilfenahme von Gregengewichten möglich werde, daſs also die Eintheilung des Hebels
von Null aus beginne, diese Aufgabe ist erst in neuerer Zeit gelöst worden, und ist
als eine gelungene Lösung die Wage Trayvou's zu
bezeichnen, welche in der Revue industrielle vom 19.
Mai 1888, * S. 106, beschrieben worden ist.
Der lange Strichhebel ist nach der entgegengesetzten Seite der Aufhängepunkte
verlängert, die von Null aus beginnende Eintheilung des kurzen Hebels aber so
getroffen, daſs das auf die Nullstellung eingestellte Laufgewicht (Fig. 3) den langen Strichhebel leer ins Gleichgewicht
bringt, während die von Null bis 10k reichende
Eintheilung des kurzen Hebels für kleine Lasten zureicht.
Fig. 3., Bd. 273, S. 311 Die Wage besitzt zwei Hängeringe, welche nach entgegengesetzter Richtung
umschlagen und dadurch zwei verschiedene Hebelübersetzungen darbieten; deshalb ist
der Lasthaken in einer Schleife nach beiden dieser Richtungen bequem umzulegen (Fig. 4). Dementsprechend ist die Eintheilung des
langen Strichhebels für die kleine Uebersetzung (Fig.
4) von 10 bis 40k auf einer Seite, und
für die groſse Hebelübersetzung (Fig. 3) von 40 bis
100k auf der anderen Seite des Strichhebels
angeordnet.
Fig. 4., Bd. 273, S. 311 Hierdurch wird nicht nur die Untersuchung der Wage erleichtert, sondern
auch vermöge der breiteren Strichtheilung die Genauigkeit der Wägung erhöht.
Hill's selbsthätige Getreidewage (Fig. 5).
Die allzurasche Thätigkeit der schlieſsenden Gefäſsklappe oder das zu energische
Hochdrehen der Kippschale einer Getreidewage kann Veranlassung sein, daſs ein Rest
schon abgewogenen Getreides abgefangen wird, zur erneuerten Abwägung gelangt und
dadurch die Richtigkeit der Messung beeinfluſst wird.
Dies ist um so bedeutungsvoller, weil dieser fehlerhafte Vorgang gar nichts mit der
Genauigkeit der Wage zu thun hat und lediglich davon abhängt, ob das zur Verwiegung
gelangende Getreide mehr oder weniger das Bestreben rascher Bewegung besitzt, d.h. in
Folge verstärkter Reibung oder Anhaftungsfähigkeit längere Zeit zur Entleerung
braucht, als demselben durch die Wägethätigkeit zugewiesen ist. Es wird
selbstverständlich jede Wage diesbezüglich zu regeln sein, doch darf nicht übersehen
werden, daſs bei feuchtem, staubigem Getreide dieser Fall unversehens eintreten
kann. Darin ist auch die Schwierigkeit der Herstellung einer sicher wirkenden
selbsthätigen Mehlwage begründet (vgl. Reuther und
Reisert, 1888 269 * 309).
Fig. 5., Bd. 273, S. 312 Dem bereits abgewogenen Getreide Zeit zur Entleerung zu lassen, ohne
deshalb die Wägegeschwindigkeit herabzumindern, scheint Veranlassung zur Bauart der
Hill'schen Wage gewesen zu sein.
Diese von The Pratt und Whitney Co., Hartford, Conn.,
Amerika, gebaute Wägemaschine besteht nach American
Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 46 * S. 1, aus zwei Gerüstständern, deren obere
Querverbindung den Einlauftrichter C bildet. An dem Doppelhebel h ist der Gewichtsbalken H
mit den Gewichtsstücken q, sowie gegensätzlich ein
Rahmen angehängt, zwischen welchen in Zapfen lagernd das Wägegefäſs derart schwingt,
daſs abwechselnd eine der beiden unteren Mündungen freiliegt, die andere aber über
eine Blechmulde zu stehen kommt und dadurch verschlossen bleibt.
Die Wägeschale ist durch eine stehende Scheidewand in zwei gleich groſse Abtheilungen
getheilt, von welchen immer nur jene unter dem Einlaufe steht, deren untere Mündung
abgeschlossen ist.
Deshalb besitzt der Hängerahmen zwei solcher Blechmulden, die, zwischen sich einen
freien Raum lassend, zugleich Querverbindungen desselben bilden. Durch das
Uebergewicht der gefüllten Abtheilung und behufs der Entleerung neigt sich das frei
gewordene Wägegefäſs nach der gefüllten Seite, wodurch die untere Auslaſsöffnung
frei gelegt wird. Schon bei einer theilweisen Entleerung beginnt das Heben des
Wägegefäſses, während dasselbe vermöge des Schlieſshakens l und des Anschlagklötzchens m in der
eingenommenen Schräglage dauernd erhalten wird. Um hierbei das Pendeln der
Wägeschale zu verhindern, dient der am Gestellarme n
drehbare Einlegehebel o, dessen Einschnitt sich an
einem an der Hängeschiene angebrachten Zapfen anlegt.
Ist die Schale in die Höchststellung gelangt, so läſst der abwärts drehende Wagehebel
h einen Gewichtshebel k frei, welcher die Einlaſsklappen bethätigt. Dementsprechend wird vor
beendeter Schalenfüllung und im Niedergange der Schale dieser Hebel h vermöge einer Stellschraube g den Gewichtshebel k hochdrehen und dadurch
die innere Klappe c schlieſsen, so daſs durch einen
kleinen Ausschnitt derselben nur ein schwacher Strahl behufs genauer Einstellung
nachflieſsen wird. Ist dies erfolgt, so beendet die Auſsenklappe d den vollständigen Verschluſs der Einlauföffnung. Der
Schlieſshaken l der niedergehenden Hängeschiene stöſst
an den Gestellarm n an, hebt sich über das
Anschlagklötzchen m, wodurch das frei gewordene
Wägegefäſs sich nach der schweren, gefüllten Seite neigt, wodurch die untere
Ausströmungsöffnung freigelegt wird und die Entleerung stattfindet.
Zur Regelung der Wägegeschwindigkeit ist sowohl die Stellschraube g, als auch das Schiebegewicht k vorgesehen, während zur Richtigstellung der Füllungsmenge das am inneren
Wagenhebel angeordnete Schiebegewicht p dient.
Das Zählwerk t wird von der Einlaſsklappenwelle
bethätigt, die Einströmung durch Hand aber mittels Schlieſshaken a, b abgestellt, während vermöge einer im Zählwerke
angebrachten Abstellungsvorrichtung s nach r der Einlauf nach einer vorbestimmten, abgewogenen
Getreidemenge selbsthätig unterbrochen und der Betrieb der Wage hierdurch endgültig
eingestellt wird.
Pr.