Titel: | Der maschinelle Schrämbetrieb im Kohlenrevier von St. Louis in Nordamerika. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 76 |
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Der maschinelle Schrämbetrieb im Kohlenrevier von
St. Louis in Nordamerika.
Schrämbetrieb im Kohlenrevier von St. Louis.
Nach „School of Mines Quarterly“ Vol. IX Nr. 4, theilt F. Poech in Nr. 11 der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1889, mit, daſs
in etwa 25 im Kohlenrevier von St. Louis gelegenen Gruben mit rund 2⅓ Millionen
Tonnen Jahresförderung Schrämmaschinen in Gebrauch sind. Veranlaſst wurde die Ingebrauchnahme der
Maschinen durch die häufig wiederkehrenden Arbeitseinstellungen und den damit
verbundenen Arbeitermangel. Vorwiegend wird nur ein Flötz von 2m Mächtigkeit und regelmäſsiger flacher Lagerung
abgebaut. Die Leistung eines Häuers mittels Handarbeit beträgt in der zehnstündigen
Schicht 4t, das Häuergedinge ist 50 Cents und die
gesammten Gestehungskosten sind 75 Cents für die Tonne, während der Verkaufspreis in
St. Louis 1,50 Doll. beträgt.
Drei verschiedene Maschinen stehen zur Zeit in Verwendung, die Harrison-, die Yoch- und
die Legg-Maschine. Die beiden ersten arbeiten mit
stoſsendem Meiſsel, doch ist die Harrison-Maschine
handlicher. Die Legg-Maschine schrämt mittels einer mit
Messern versehenen und in Umdrehung gesetzten Welle, sie erfordert häufige
Reparaturen und ist daher nur noch wenig in Betrieb.
Die Harrison-Maschine ist etwa 2m,4 lang und wiegt 350k, sie wird durch Preſsluft von 5at
Ueberdruck betrieben und verbraucht in der Minute 0cbm,3 bis 0,4; die Luftpresse ist so bemessen, daſs auf jede
Schrämmaschine 6 kommen. Der Kolben hat 10cm Durchmesser und 25cm Hub, die
Kolbenstange ist durch die Stopfbüchse abgedichtet und trägt vorn den Meiſselbohrer,
welcher durch ein Metallfutter so geführt wird, daſs die Schneide stets senkrecht
steht. Die Steuerung erfolgt durch einen langgebauten Muschelschieber, welcher von
einer kleinen umlaufenden Maschine mit Hilfe eines Spiralnuthenrades bewegt wird.
Zum Ingangsetzen dient ein Handrad. Die Maschine soll mindestens 7 Jahre
betriebstüchtig bleiben, in dieser Zeit sind nur die Dichtungen zu erneuern; sie
läuft auf 2 Rädern und kann mittels zweier Handhaben leicht geführt werden. Am
Arbeitsorte wird die Maschine auf einen Bretterboden von 2m,5 Länge und 0m,9 Breite mit geringer Neigung nach vorn aufgestellt. Der Maschinenführer
nimmt die Maschine in sitzender Stellung zwischen seine Füſse und versetzt sie
mittels der Handgriffe in langsam schwingende Bewegung, wobei gleichzeitig langsam
vorgerückt wird. Bei 200 bis 220 Schlägen in der Minute wird bei jeder Aufstellung
ein Schräm von 0m,9 bis 1m,35 Breite und 1m,2 Tiefe hergestellt. Die Abbaupfeiler haben etwa eine Breite von 13m,5, so daſs die Maschine zehnmal seitlich
verstellt werden muſs, bis der Schräm fertig ist und die Schieſsarbeit beginnen
kann. Das Wiederaufstellen der Maschine erfordert etwa 7½ Minuten, die Ausarbeitung
des Schrames in einer Stellung etwa 16 Minuten. Die Leistung der Maschine beträgt
im Mittel 19m,5
Länge bei 1m,2 Schräm tiefe oder 23qm,5 Schramfläche in der zehnstündigen Schicht;
die gröſste Leistung betrug 48qm. In der Schicht werden 50t Kohle gewonnen, zu der gleichen Arbeit würden 10
gute Häuer erforderlich sein. Der Schräm wird an der Sohle zwischen dem Liegendthon
und der Kohle hergestellt.
Zur Bedienung der Maschine ist auſser dem Maschinenführer noch ein Hilfsarbeiter nöthig,
welcher mit einer eigenartig geformten Schaufel das Bohrmehl entfernt. Nachdem der
Arbeitsstoſs auf die ganze Breite unterschrämt worden ist, wird die Maschine in
einen anderen Abbau übergeführt. Die unterschrämte Kohle wird von einem
Schuſsmeister hereingeschossen und durch 4 Förderleute gefördert. Für jede Maschine
müssen 5 Abbaue vorhanden sein, damit die einzelnen Arbeiten ungestört in einander
greifen.
Die Anlagekosten für die Einrichtungen zum maschinellen Schrämen belaufen sich für
eine Grube mit 400t täglicher Förderung wie
folgt:
1 Verbund-Luftpresse mit Antriebsmaschine und
Kessel für 50
5000
Doll.
Baulichkeiten
2500
„
Rohrleitungen u. dgl.
4590
„
10 Schrämmaschinen sammt Zubehör
6620
„
Frachten u.s.w.
1290
„
–––––––––––
Summa
20000
Doll.
Die Gewinnungskosten für 50t Kohle mittels
Maschinenarbeit stellen sich:
Löhne
15,50
Doll.
Schmiedekosten und Material
1,94
„
Beschaffung der Preſsluft
0,69
„
Verzinsung des Anlagekapitals
6,84
„
Tilgung „ „
1,00
„
–––––––––––
Summa
19,97
Doll.
oder für 1t Kohle 40 Cents
gegen 50 Cents bei der Handarbeit, mithin beträgt die Ersparung durch die
Maschinenarbeit 10 Cents auf 1t Kohlen.