Titel: | Mix und Genest's Vielfachumschalter für städtische Telephonanlagen. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 579 |
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Mix und Genest's Vielfachumschalter für
städtische Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Mix und Genest's Vielfachumschalter.
Bei dem Vielfachumschalter der Firma Mix und Genest in
Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 44918 vom 10. Mai 1887) sind im Vermittelungsamte
ebenfalls (vgl. 1889 271 * 407) nicht zwei durchgehende
Drähte für jede Theilnehmerleitung erforderlich. Bei demselben geht jede
Theilnehmerleitung sogleich im ersten Schranke, zu dem
sie geführt ist, durch eine Klappe hindurch zur Erde. Eine (zweite) einfache
Umschalteleitung, welche im Ruhezustande von der von auſsen kommenden Leitung des
Theilnehmers völlig getrennt ist, ist lediglich im Amte von Schrank zu Schrank
geführt; sie liegt für gewöhnlich im ersten Schranke mittels eines besonderen
Umschalteapparates (Galvanoskop, Relais o. dgl.) an Erde, ist aber am anderen Ende –
im letzten Schranke – isolirt; sie besitzt in jedem der anderen Schränke einen einfachen Contactkörper (nicht eine mehrtheilige
Klinke), mittels dessen dieselbe von jedem anderen Schranke aus untersucht und, wenn
die zu ihr gehörige Theilnehmerleitung noch frei ist, mit einer der
Theilnehmerleitungen desjenigen Schrankes verbunden werden kann, von welchem aus die
Untersuchung erfolgt.
Die Untersuchung einer Umschalteleitung hat sich einfach darauf zu erstrecken, ob
dieselbe im Amte Erde hat oder nicht; im ersten Falle
ist die Leitung frei, im zweiten Falle besetzt. Die Verbindung zweier
Fernsprechstellen selbst erfolgt auch hier mittels zweier durch eine Leitungsschnur
verbundenen Contactstücke bezieh. Stöpsel; nachdem zuvor an jeder der beiden
Theilnehmerleitungen beide Erdverbindungen (diejenige der Theilnehmerleitung sowohl,
als diejenige ihrer Umschalteleitung) aufgehoben worden ist, wird statt deren eine
Verbindung jeder Umschalteleitung mit ihrer Theilnehmerleitung und darauf der beiden
Umschalteleitungen unter einander hergestellt und durch sie werden zugleich auch die
beiden Theilnehmerleitungen mit einander verbunden. Erforderlich macht sich hierzu
allerdings für jede Theilnehmerleitung in deren Klappenschranke auſser der Klappe
noch der bereits erwähnte Umschalteapparat.
In der durch Fig. 1 dargestellten Schaltung, welche
die Apparate für die Theilnehmerleitung L am ersten Schranke zeigt, bedeuten q2, q3, q2 . . . . Contactstücke, welche im 2., 3., 4. u.s.w.
Schranke zum Zwecke der Verbindung einer Theilnehmerleitung durch l mit L nöthig sind. Die
Theilnehmerleitung L ist im Ruhezustande durch
Vermittelung des in geeigneter Weise isolirt mit der Nadel n des Galvanoskops G verbundenen
Contactstückes d mit dem nach der Erde E führenden Drahte f
verbunden, in welchen die Klappe K eingeschaltet ist.
Die mit der Nadel n verbundene Umschalteleitung l ist durch die Windungen v des Galvanoskops G und den Draht g ebenfalls an die Erde E
angeschlossen, wobei im
Ruhezustande die Nadel n des Galvanoskops die
Verbindung zwischen den Windungen v und der Leitung g vermittelt. Im Ruhezustande liegt also die
Umschalteleitung l durch Vermittelung der Windungen v der Nadel n und des
Drahtes g im Vermittelungsamte an Erde E, während die Verbindung der Theilnehmerleitung L mit der Erde E über den
Contact d und Draht f
durch die Klappe K hergestellt ist. Von der
Umschalteleitung l ist ferner bei a die zweckmäſsig als Schnur ausgebildete
Verbindungsleitung s mit dem Verbindungsstöpsel S abgezweigt, der je nach der Form der Contactstücke
q als Rohr, Stift, Ring, Haken o. dgl. ausgebildet
wird und im Ruhezustande isolirtist. Sobald nun zu Folge eines aus L einlangenden Rufes die Klappe K fällt, ist zunächst die Verbindung der Leitungen l und L mit der Erde E zu unterbrechen; dies geschieht nicht mit der Hand, sondern einfach
dadurch, daſs der Beamte einen Strom von entsprechender Stärke und Richtung durch
l nach E sendet, indem
er mit seinem Stöpsel S z.B. ein in Fig. 1 punktirt gezeichnetes Contactstück c berührt, welches das Ende einer mit der Erde E verbundenen und eine Batterie b' enthaltenden Leitung bildet. Der alsdann von b' über c, S, s, l, v, g nach E flieſsende Strom bringt die Nadel n des Galvanoskops G aus
der mit vollen Linien gezeichneten Lage in die punktirt gezeichnete, was durch die
besondere Einrichtung des nachstehend beschriebenen Galvanoskops ermöglicht wird. In
Folge dessen ist sowohl die Verbindung zwischen L und
f als auch zwischen l,
n und g unterbrochen, dagegen eine neue
Verbindung zwischen L und l über die Abzweigung h, die Nadel n und die Windungen v
hergestellt. Verbindet der Beamte jetzt den Stöpsel S
auf einige Zeit mit seinem Telephon, so kann er mit dem rufenden Theilnehmer
sprechen.
Fig. 1, Bd. 271, S. 580Fig. 2, Bd. 271, S. 580Es ist nun die Leitung des anzurufenden Theilnehmers zu untersuchen bezieh.
umzuschalten und dann mit der des rufenden Theilnehmers zu verbinden.
Einen zur Untersuchung geeigneten Apparat mit Klappe zeigt Fig. 2. Im Ruhezustande wird die Klappe k
dieses Untersuchungsapparates in bekannter Weise durch einen Haken festgehalten,
welcher an dem Anker eines Elektromagnetes M sitzt. Der
Contactstöpsel Y ist durch die um den Schenkel des Magnetes
M gewickelte Windung F, die Klappe k und den Draht y nebst Batterie b mit der
Erde E verbunden. Die Stärke der Batterie b ist so bemessen, daſs, wenn man den Stöpsel Y mit einer Umschalteleitung, z.B. l2 (Fig. 3; Verbindung zweier Theilnehmerleitungen L1 im ersten und L2 im zweiten
Schranke), deren Galvanoskop G2 noch die in Fig. 3
punktirt gezeichnete Nadelstellung besitzt, verbindet, der von b über k, V, Y nach l2, a2, v, n, g in A2 nach E2 und E flieſsende
Strom die Klappe k zum Abfallen bringt, nicht aber die
Nadel n des Galvanoskops G2 aus der punktirt gezeichneten Lage in
die andere umlegen kann; diese Veränderung der Lage der Galvanoskopsnadel erfolgt
vielmehr erst dann, wenn die Klappe k mit dem mittels
einer stärkeren Batterie B an die Erde E gelegten Contacte u in
Berührung gekommen ist, und ein Strom über u, k, V, Y,
l2, sowie v, n,
g in A2 nach
E2 flieſst. Die
fallende Klappe k hat nun zugleich dem untersuchenden
Beamten angezeigt, daſs die Leitung L2 frei ist; der nach dem Fallen der Klappe k und dem Umlegen der Nadel n aus der stärkeren Batterie B über den
Stöpsel Y in die Leitung L2 tretende Strom bildet zugleich den Anruf des gewünschten Theilnehmers.
Ist dagegen die Leitung L2 besetzt, so hat die Nadel n des
Galvanoskops G2 die in
Fig. 3 gezeichnete Lage, und deshalb kann der von
b kommende Strom von l2 aus nur durch v, n, h in A2
und über die Leitung L2
des Theilnehmers durch den Apparat desselben zur Erde gelangen; auf diesem Wege
findet er aber einen so groſsen Widerstand, daſs keine genügende Erregung des
Magnetes M (Fig. 2)
eintritt, die Klappe k also nicht fällt. Bei der
Unterhaltung der beiden an L1 und L2
angeschlossenen Theilnehmer (Fig. 3) wird der Strom
von L1 aus über h, n, v, l1, s in A1, l2, v, n, h in A1 nach L2 flieſsen.
Fig. 3, Bd. 271, S. 581Fig. 4, Bd. 271, S. 581Das Schluſszeichen wird von dem anrufenden
Theilnehmer durch einen in die Leitung (L1) gesandten Strom gegeben, wodurch das in dieser
Leitung (L1) liegende
Galvanoskop G1 in die
Ruhelage gebracht wird, während das in der anderen Leitung (L2) gelegene Galvanoskop G2 noch in der
ausgezogenen Stellung verharrt. Der Beamte im Vermittelungsamte schickt dann einen
Strom von entgegengesetzter Richtung, als die Batterien der Theilnehmer liefern, in die Leitung L2 dadurch, daſs er s bei a1 von l1 trennt und mit dem Schnurende den betreffenden Pol
einer am anderen Ende zur Erde abgeleiteten Batterie berührt. Hierdurch wird auch
das zweite Galvanoskop G2 in die Ruhelage gebracht; darauf endlich darf der Beamte den Stöpsel S1 von q1 trennen.
Das zur Umschaltung der Umschalteleitungen dienende Galvanoskop ist in Fig. 4 in Vorderansicht dargestellt. An den Schenkeln
des Hufeisenmagnetes M sind zwei Paar Polstücke m so befestigt, daſs die eiserne Nadel n sowohl in der mit vollen Linien, als auch in der
punktirt gezeichneten Stellung von ihnen angezogen und festgehalten wird. Die
Polarität des Magnetes ist hierbei natürlich vollkommen gleichgültig. Je nach der
Polarität, welche ein die Windungen v durchflieſsender
Strom der Nadel n verleiht, nimmt sie eine der in Fig. 4 angegebenen beiden Stellungen ein und stellt
eine der in den Fig. 1 und 3 angegebenen Verbindungen her. Die Welle x
der Nadel n trägt dazu einen Umschalter, der aus drei
auf die Welle aufgelegten Contactstücken besteht; gegen die Welle legen sich vier
Schleiffedern an und kommen in der einen Stellung der Welle mit ihren Contactstücken
in Berührung, in der anderen aber nicht.
In der Patentschrift sind noch einige andere Schaltungsweisen angegeben, die jedoch
theils umständlicher in der Bedienung sind, theils noch mehr Apparate erfordern. Bei
der einen gestalten sich die Vorgänge an der rufenden Leitung einfacher, dafür wird
aber für die gerufene Leitung die Mitwirkung eines zweiten, am Klappenschranke
dieser Leitung befindlichen Beamten mit in Anspruch genommen. Bei einer anderen
Schaltungsweise ist die Mitwirkung eines zweiten Beamten zwar entbehrlich, es können
sich aber leicht Fehler einschleichen, zu deren Vermeidung die Anwendung besonderer
Apparate in Vorschlag gebracht wird.