Titel: | C. Clamond's Mikrophon ohne Inductor. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 510 |
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C. Clamond's Mikrophon ohne Inductor.
Mit Abbildungen.
C. Clamond's Mikrophon ohne Inductor.
Fig. 1., Bd. 271, S. 510Fig. 2., Bd. 271, S. 510Fig. 3., Bd. 271, S. 510Fig. 4., Bd. 271, S. 510Fig. 5., Bd. 271, S. 510Fig. 6., Bd. 271, S. 510Um in seinem Mikrophon, das ohne Inductionsspule benutzt werden soll,
möglichst starke Wechsel im Widerstände und daher auch in der Stromstärke zu
erzielen, ordnet Charles Clamond, Ingenieur in Paris
(Oesterreichisches Patent Kl. 21 vom 31. Mai 1888), in senkrechter Lage neben
einander zwei leitende Platten A und B (Fig. 1) aus Kohle
oder anderem geeigneten Materiale an, die durch einen Ring I aus Isolirungsmaterial getrennt sind, so daſs die genau gemessene Dicke
des Ringes die
Entfernung der beiden Platten genau regelt. Platte A
ist voll, während Platte B kreisrunde Durchlochungen
besitzt.
In jede Durchlochung ist eine leitende, gewöhnlich aus Kohle hergestellte Kugel C eingesetzt. Der Abstand der beiden Platten A und B ist etwas gröſser
als der Halbmesser dieser Kugeln, so daſs die Mittelpunkte der Kugeln noch in den
von beiden Platten eingeschlossenen Raum zu stehen kommen (Fig. 2 und 3). Daher ruht die Kugel in
labilem Gleichgewichte auf dem Rande m der Durchlochung
und lehnt sich unter der Einwirkung ihres Gewichtes an die Platte A, an welcher sie im Punkte d anliegt. Bei d und m sind also zwei mikrophonische Contacte vorhanden.
Spricht man nun vor irgend einer der beiden Platten A
und B, so überträgt die dazwischen eingeschlossene Luft
die Schwingungen auch auf die zweite Platte, welche dann in Uebereinstimmung mit der
ersten schwingt, und in den beiden Contacten m und d treten gleichzeitig die gleichen Schwankungen des
Leitungswiderstandes auf.
Auſserdem hängen auch die Drücke der Kugeln auf die Contactstellen m und d von Componenten
ihres Gewichtes ab, welche selbst wieder Functionen des Abstandes E beider Platten sind. Sei der Halbmesser der Kugeln
R und ihr Gewicht P,
so wird an der Contactstelle d der Druck p1 = P(E – R) : W und an der
Contactstelle m der Druck p2 = PW : R sein, worin W=\sqrt{(2\,R-E)\,E}
ist.
Wenn die beiden Platten schwingen, so ändert sich deren Abstand E und die Drücke p1 und p2, welche Componenten des Kugelgewichtes sind,
gleichfalls, so daſs also durch die Schwankungen des Werthes von E die Widerstände an den Contactstellen d und m geändert
werden.
Auf Aenderung des Leitungswiderstandes wirken also hier zweierlei Ursachen:
1) Die gewöhnliche, bei allen Mikrophonen vorhandene physikalische Ursache, welche in
den wechselseitigen Verschiebungen der Moleküle an den Contactstellen d und m unter der
Einwirkung der von der Platte übertragenen Schwingungen liegt, bei der vorstehend
beschriebenen Anordnung aber verstärkt ist, da jede der beiden Platten für sich auf
ihren Contact wirkt;
2) die Wechsel der Drücke an den Contactstellen d und
m, welche selbst durch die Wechsel des Abstandes
E zwischen den schwingenden Platten bedingt
sind.
Das beschriebene Mikrophon läſst sich sehr gut, wie in den Fig. 4 bis 6, mit einem telephonischen
Empfänger und einem Umschalter verbinden. Fig. 4
bietet einen senkrechten Schnitt des Apparates, Fig.
5 die Ansicht von vorn, Fig. 6 die
Rückansicht, worin der Umschalter wieder sichtbar ist. Wird das Telephon (Fig. 5) in die vordere Oeffnung des Mikrophongehäuses
(Fig. 4) eingesetzt, so wird das vordere Ende des Winkelhebels
H gehoben und drückt die vor seinem hinteren Ende
liegende Feder gegen den mit dem Druckknopfe K
versehenen federnden Stab; dabei geht dann ein ankommender Strom zur Rufklingel,
während sich beim Drücken auf den Knopf K der Stab an
den unteren Bügel P anlegt und einen Rufstrom in die
Leitung entsendet. Bei der in Fig. 4 gezeichneten
Lage der Theile dagegen liegt die Feder an dem mittleren Bügel an, die Telephone
sind eingeschaltet und die Batterie ist an das Mikrophon geschaltet.