Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Autor: | Stammer |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 266 |
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Neuere Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
Patentklasse 89. Mit Abbildungen.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Vor einiger Zeit wurde bereits mitgetheilt, daſs ein Gemenge von Zucker und Kalk beim
Vermischen mit Wasser einen Cementmörtel von bedeutender Festigkeit liefern soll,
sowie, daſs dieses Verfahren in Indien seit langer Zeit im Gebrauche steht (vgl. Han Key bezieh. Cornish
1886 262 431).
Neuerdings sind nun auf Veranlassung der American Society of
Civil Engineers durch Harry de Parsons und H. Hobart Porter (aus Deutsche
Töpfer- und Zieglerzeitung durch Deutsche
Zuckerindustrie, 1888 Bd. 13 S. 1371) Versuche über den Einfluſs von
Zuckerzusätzen auf die Erhärtung von Cementmörtel
gemacht worden, und zwar sowohl mit natürlichem (Roman-) als auch mit künstlichem
(Portland-) Cement. Der dabei angewandte Prüfungsapparat war derjenige von Riehle brothers, die Formen und Dimensionen der
Probekörper die vom genannten Comité empfohlenen.
Den Cement lieſs man durch ein Sieb mit 5476 Maschen auf 1 englischen Quadratzoll
gehen, mittels der Kelle sorgfältig anmachen und ohne besondere Zusammenpressung in
die Form bringen, wobei sorgfältig darauf gesehen wurde, daſs alle Probekörper unter
ganz gleichen Bedingungen hergestellt wurden, um vergleichbare Resultate zu
erhalten. Die Probekörper blieben 24 Stunden lang der Luft ausgesetzt und wurden
alsdann in Wasser gelegt, wo sie bis zur Zerreiſsung verblieben; das Wasser wurde
jeden dritten und vierten Tag erneuert und auf einer Temperatur zwischen 15 und 21°
erhalten. Die Prüfungen wurden in drei Versuchsreihen A, B und C gemacht.
Versuchsreihe A.
Der in dieser Versuchsreihe angewandte Zucker bestand in
Melasse-Rückständen aus einer benachbarten Raffinerie, deren Analyse folgende
Zusammensetzung ergab:
Rohrzucker
49,00
Proc.
Potasche
10,00
„
Wasser
22,50
„
Vegetabilische und mineralische
Verunreinigungen
18,50
„
Für jeden Probekörper wurde dem Cemente ein dem beabsichtigten
Zuckerzusatze entsprechendes Melassequantum und demnächst das zum Anmachen des
Mörtels erforderliche Wasserquantum zugesetzt, nämlich genau 35 Proc. vom
Cementgewichte. Der zur Verwendung kommende Portlandcement war solcher aus der
Fabrik von Dyckerhoff und Söhne. Viele Probekörper
muſsten in Folge der Unmöglichkeit, einen constanten Zuckergehalt in der
Melasselösung zu erhalten, verworfen werden. Nur solche Probekörper mit einem
Melassegehalt von 1 Proc. wurden als zuverlässig betrachtet und diese gaben die in
nachstehender Tabelle in k für 1qc angegebenen
Bruchfestigkeiten.
1 Tag
2 Tage
1 Woche
2 Woch.
1 Mon.
2 Mon.
3 Mon.
4 Mon.
Kilogramm
Reiner Portlandcement
5,18
11,61
21,67
28,15
31,64
32,36
33,13
35,25
Portlandcement mit 1 Proc.
Melasse
1,36
1,95
–
5,42
–
12,96
25,65
–
Wenn man die Erhärtungsdauer in Tagen als Abscissen und die
Bruchfestigkeitszahlen in k als Ordinaten abträgt, so erhält man nachstehendes
Diagramm:
Fig. 1., Bd. 271, S. 267
Fig. 2., Bd. 271, S. 267
Fig. 3., Bd. 271, S. 267
Ein Blick auf vorstehendes Diagramm (Fig.
1) zeigt, daſs die Curve des reinen Portlandcementes anfangs stark
ansteigt und weiterhin fast wagerecht verläuft, während diejenige des mit Melasse
gemischten Cementes sich zunächst wesentlich unterhalb jener halt und erst gegen
Ende des zweiten Monats anfängt, zu steigen. Der Verfasser ist der Ansicht, daſs,
wenn die Versuche auf eine längere Dauer erstreckt worden wären, beide Curven zur
Durchkreuzung gekommen sein würden, d.h. daſs die Festigkeit des mit Melasse
gemischten Cementes diejenige des reinen Cementes übertroffen haben würde. Die in
obiger Tabelle angegebenen Zahlen sind Mittelwerthe aus je vier bis sechs
Versuchen.
Versuchsreihe B.
Um den anfangs augenscheinlich nachtheiligen Einfluſs der Melasse
zu vermeiden, wurde die zweite Versuchsreihe mit reinem kristallinischen Zucker
gemacht. Ein Pfund Zucker wurde in einem Pfund Wasser aufgelöst, um eine
Normallösung zu erhalten, und eine bestimmte Menge dieser letzteren wurde dem für
jeden Probekörper bestimmten Cemente zugesetzt. Bei Herstellung der Probekörper
wurden dieselben Bedingungen beobachtet wie bei der Versuchsreihe A. Die Resultate
der Versuchsreihe B sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt:
1 Tag
2 Tage
1 Woche
2 Woch.
1 Mon.
2 Mon.
3 Mon.
4 Mon.
Kilogramm
Reiner Portlandcement
5,18
11,61
21,67
28,15
31,64
32,36
33,13
35,25
Portlandcement mit
0,125
Proc.
Zucker
0,65
–
3,74
–
35,48
–
37,93
41,05
0,25
„
„
0,29
–
3,00
–
29,82
–
40,11
–
0,50
„
„
0,14
–
2,50
–
–
–
38,25
41,47
1,00
„
„
0,14
–
3,40
–
29,30
–
41,47
–
2,00
„
„
0,14
–
3,62
–
24,24
–
39,02
–
Durch graphische Darstellung dieser Tabelle erhält man
vorstehendes Diagramm, Fig. 2.
Versuchsreihe C.
Diese Versuchsreihe wurde mit Romancement von Norton in Rosendale, New York, gemacht, und zwar mit
einer gleichen Zuckerlösung wie die Versuchsreihe B; der einzige sonstige
Unterschied bestand in dem zum Anmachen verwandten Wasserquantum, welches hier 40
Proc. des Cementgewichtes betrug, anstatt 35 Proc. wie vorhin. Nachstehende Tabelle
enthält die Resultate der Versuchsreihe C:
1 Tag
1 Woche
2 Woch.
1 Mon.
2 Mon.
3 Mon.
Kilogramm
Reiner Romancement
3,64
–
4,43
8,92
16,36
18,72
Romancement mit
0,125
Proc.
Zucker.
1,08
1,48
1,96
5,37
17,69
21,73
0,25
„
„
1,99
–
–
7,18
17,22
21,88
0,50
„
„
0,36
–
–
5,51
11,19
19,16
1,00
„
„
0,07
–
–
–
2,47
13,18
Durch graphische Darstellung dieser Tabelle erhält man
vorstehendes Diagramm, Fig. 3.
Durch Vergleich der Festigkeitszahlen der reinen Cemente und deren
Mischungen mit Zucker in den Versuchsreihen B und C, wie in den beiden vorstehenden
Tabellen zusammengestellt (bezieh. durch Vergleich der Curven in den beiden zu B und
C gehörigen Diagrammen) erhält man ein Bild von der Wirkung der Zuckerbeimischungen;
anfangs ist die Festigkeit der mit Zucker gemischten Cemente geringer, im weiteren
Verlaufe der Erhärtung aber gröſser als diejenige des reinen Cementes. Durch
Beimischung von Melasse wurde das Abbinden des Cementes wesentlich mehr verzögert
als durch Beimischung von Zucker; dieses scheint der groſsen Menge Verunreinigungen,
welche in der Melasse enthalten sind, zugeschrieben werden zu müssen und vielleicht
auch irgend einer chemischen Reaction, welche vor dem vollständigen Abbinden
stattfinden mag.
Dieselbe Verzögerung im Abbinden macht sich bei dem Romancemente
von Norton geltend, wenn man ihm gröſsere Mengen Zucker
beimischt, z.B. 3 bis 4 Proc; es waren dann mindestens 48 Stunden erforderlich, ehe
die Probekörper genügend erhärtet waren, um aus den Formen herausgenommen werden zu
können. Mehrere Probekörper des Norton-Cementes mit
einer Beimischung von nur 2 Proc. Zucker leisteten sogar der Berührung nach
28tägigem Verbleiben im Wasser keinen Widerstand und zerfielen in Stücke. Wenn man
dem Portlandcemente 2 Proc. und dem Norton-Cemente 1
Proc. Zucker zusetzt, so sind dieselben für die Praxis schon unbrauchbar.
Der Zucker scheint übrigens keinerlei chemische Wirkung in den
Probekörpern auszuüben, denn es wurden mit Leichtigkeit Zuckerkrystalle auf den
Bruchflächen nachgewiesen; diese Krystalle zeigten verschiedene Gröſsen und fanden
sich sowohl vereinzelt, als zu Gruppen vereinigt; am meisten fanden sich dieselben
in den kleinen, durch Luftblasen gebildeten Hohlräumen. Begreiflicher Weise war der
Zucker in der Nähe der Oberflächen und auf denselben vollständig verschwunden, durch
Auflösung in dem Wasser, in welchem die Probekörper erhärteten; der meiste Zucker
fand sich in den kleinen Luftblasen im Inneren der Probekörper, wo er sich ohne
Zweifel während des Abbindens des Cementes abgelagert hatte.
Die Verfasser sind der Ansicht, daſs die Ursache der durch den
Zuckerzusatz bewirkten Erhöhung der Bindekraft der Cemente mehr mechanischer als chemischer Natur
sei, indem durch die Gegenwart des Zuckers das Abbinden des Cementes lediglich
verzögert und so die sich vollziehenden chemischen Veränderungen entsprechend
begünstigt werden.
Schlieſslich sei noch erwähnt, daſs zwecks möglichster
Zuverlässigkeit der Zahlen der vorstehenden Versuchsreihen alle Proben, welche den
geringsten Zweifel in Betreff ihrer Zuverlässigkeit zulieſsen, verworfen und in
Folge dessen nur etwa 70 Proc. der gemachten Proben für die Tabellen benutzt
wurden.
Die Zuckergewinnung und der Zuckerverbrauch auf der ganzen
Erde beträgt nach den verschiedenen Angaben bezieh. Schätzungen (Liste générale des fabriques de sucre, 20. Campagne
1888/89. Paris; Bureau du Journal des fabricants de
sucre, S. 267):
I. Zuckergewinnung.
a) Rübenzucker in
Tonnen.
1887/88
1886/87
Oesterreich-Ungarn
400000
550000
Deutschland
915000
1024000
Frankreich
400000
483000
Ruſsland
430000
472000
Belgien
93000
91000
Holland u.a. Länder
60000
50000
––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
2298000
2670000
b) Rohrzucker in
Tonnen.
Barbados
55000
50000
Brasilien
270000
250000
Cuba
625000
625000
Demerara
100000
130000
Egypten
50000
45000
Guadelupe
50000
52000
Hawai
90000
90000
Jamaika
30000
25000
Java
390000
360000
Luisiana
140000
90000
Martinique
40000
40000
Mauritius
115000
106000
Natal und Mayotte
12000
12000
Ostindien
50000
50000
Peru
40000
40000
Philippinen
160000
150000
Porto Rico
70000
80000
Reunion
40000
35000
St. Croix und kl. Antillen
45000
45000
Trinidad
55000
60000
––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
2427000
2335000
––––––––––––––––––––––––––
Rübenzucker und Rohr- zucker zusammen
4725000
5005000
II. Verbrauch auf den Kopf in
Pfunden (zu 500g).
Deutschland
18,64
Spanien
7,40
Oesterreich-Ungarn
11,08
Portugal
9,00
Frankreich
22,83
England
66,57
Ruſsland
8,64
Bulgarien
3,30
Holland
19,94
Griechenland
10,00
Belgien
18,32
Serbien
2,94
Dänemark
19,05
Türkei
4,33
Schweden und Norwegen
17,42
Schweiz
21,37
Italien
7,19
Vereinigte Staaten von
Rumänien
3,86
Nordamerika
47,19
III. Zuckerverbrauch in Tonnen.
1887
1886
England
1179000
1108000
Frankreich
423000
425000
Deutschland
445000
430000
Oesterreich-Ungarn
250000
245000
Ruſsland
360000
344000
Italien
100000
97500
Spanien
50000
49000
Türkei
45000
42500
Belgien
46000
45000
Holland
45000
44000
Schweden u. Norwegen
44000
42000
Schweiz
40000
40000
Dänemark
36000
35000
Portugal
16000
15500
Rumänien
13000
12500
Griechenland
9000
10000
Serbien
4000
3500
Montenegro
1000
1000
Vereinigte Staaten von Nordamerika
1397000
1389000
––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
4503000
4376500
Von Quasthoff ist eine eigenthümliche Form der Kalisalze versuchsweise und vielfach mit Erfolg zur
Düngung auch besonders bei Zuckerrüben in Anwendung
gebracht worden (Deutsche landwirthschaftliche Presse,
1887 Bd. 15 Nr. 31 und 1888 Bd. 16 Nr. 28). Der Verfasser hält dafür, daſs die
Düngerwirkung des Kalis in den unorganischen Salzen erst durch Vergypsung der
Schwefelsäure entwickelt werde. Von den drei Verfahren, die er zur Erreichung dieses
Zieles gewählt hat, scheint die vollständigste Vergypsung mit Kalkmilch erreicht zu
werden; diese Kalkmilch erhält man, wenn man gebrannten Kalk löscht und so viel
Wasser zugibt, bis sich eine flüssige Masse bildet, womit das „Kali“ gehörig
durchgefeuchtet werden kann. Zur Anfertigung kleinerer Mengen zu Versuchen würde man
das „Kali“ vor dem Ausstreuen entweder in erhitzter Luft abtrocknen oder mit
einer staubtrockenen Substanz mischen und streubar machen; hierin liegt bis jetzt
die einzige Schwierigkeit zur Anfertigung groſserer Mengen. Bei Selbstanfertigung
des „Kali“ ist zu beachten, daſs auf 100 Th. der mit dem Kali verbundenen
Schwefelsäure 25 Th. Kalkhydrat in der erwähnten Weise verwendet werden müssen.
Es sollen auch andere Kalisalze so behandelt werden; im Allgemeinen findet durch den
Kalkzusatz ein Aufschlieſsen der Kalisalze statt, in
Folge dessen ganz vorzügliche Erfolge erzielt worden sind, und zwar bei Rüben
Mehrerträge bis zu 65 Proc., unter Anwendung des neuen Productes aus Chlorkalium.
Es sind wohl zum ersten Male greifbare günstige Wirkungen durch die Kalisalze bei
Rüben erreicht worden, und es wird gewiſs zu empfehlen sein, die Versuche in dieser
Richtung fortzusetzen.
Aus Versuchen über den Erfolg der Anwendung von Eisenvitriol als Beidünger zu Zuckerrüben zog
Marguerite-Delacharlonnay (Sucrerie indigène, Bd. 31 Nr. 22 S. 571) folgende Schlüsse:
1) Es können durch Anwendung von Eisenvitriol beim Rübenbaue
Vortheile erzielt werden; die Erntevermehrung hat zwischen 5 und 30 Proc. je nach
den Umständen betragen.
2) Die Anwendung hat in einer der Auflösung ähnlichen Form, d.h.
nach Regen oder bei feuchtem Boden zu geschehen.
3) Nimmt man eine Auflösung, so sind 65k auf das Hectar genügend, beim Ausstreuen des
trockenen Pulvers aber nicht. Je nach Beschaffenheit des Bodens sollen 100 bis
300k, ohne Schaden auch mehr, ausgestreut
werden.
4) Die Erntevermehrung betrifft auch den Trocken- wie den
Zuckergehalt der Rüben.
5) Neben dem Eisenvitriol sind die übrigen chemischen Dünger,
namentlich auch zur Bewirkung guten Aufganges, in Anwendung zu bringen.
6) Der Eisenvitriol soll erst nach dem Verziehen, und zwar als
Gemisch mit dem 5fachen oder 10fachen Gewichte Erde oder Sand ausgestreut
werden.
Nach neueren Untersuchungen von A. Herzfeld (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd.
38 S. 1040), sowie von Honig und Jesser (Sitzungsberichte der
Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. 47 Abth. IIb, Juni 1888. Der
Akademie vorgelegt am 14. Juni 1888. Auch Zeitschrift des
Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. 38 S. 1037) ist nunmehr das Drehungsvermögen der Lävulose (des linksdrehenden
Fruchtzuckers) festgestellt und mittels der unschwer zu erhaltenden reinen
krystallisirten Substanz gegen die früheren Angaben berichtigt worden. Dadurch ist
auch die Unsicherheit über die Zusammensetzung des
Invertzuckers beseitigt. Die aus den bezeichneten Untersuchungen sich
ergebenden Schlüsse werden von Honig und Jesser folgendermaſsen aufgestellt:
1) Lävulose kann sowohl im Wasser freien als auch im Wasser
haltigen. Zustande leicht krystallisirt erhalten werden. Der letzteren kommt die
Zusammensetzung 2(C6H12O6) + H2O zu.
2) Das specifische Drehungsvermögen der Wasser freien Lävulose
beträgt bei 20° – 113,963 und ändert sich in wässerigen Lösungen sowohl mit der
Concentration als auch der Temperatur. Die Abhängigkeit des optischen
Ablenkungsvermögens von dem Procentgehalte an Lösungsmittel wird bei t = 20° durch die Gleichung (α)20
D = – 113,9635 + 0,25831q, jene von der Temperatur durch (α)tD = – α
+ 0,67142t ausgedrückt.
3) Das Reductionsvermögen des Fruchtzuckers gegen alkalische
Kupferlösung ist für alle Concentrationen bis zu 1 Proc. bei einer Kochdauer von
zwei Minuten kleiner als das der Dextrose, und die reducirte Kupfermenge (y) wird aus der angewendeten Zuckermenge (x) durch die Gleichung y =
– 5,372 + 1,91856 x – 0,0007605x2 gefunden.
4) Das specifische Gewicht der Wasser freien Lävulose ist bei
17,5° = 1,6691.
5) Der Invertzucker besteht aus gleichen Theilen Wasser freier
Lävulose und Dextrose.
J. Bock in Breslau besprach die Erscheinungen der Krystallisation (Zeitschrift
des Vereins für Rübenzuckerindustrie, 1888 Bd. 38 S. 965, mit 3 Tafeln
Abbildungen), wie sie bei Füllmassen verschiedener Art mit Thermometer und Mikroskop
zu verfolgen sind, und zeigte, daſs die Gliche Art, wie die Kristallbildung sich
selbst überlassen zu werden pflegt, weder den natürlichen Vorgängen, noch dem
beabsichtigten Zwecke entspricht. Bisher ist die mikroskopische Beobachtung noch
sehr wenig zur Erkennung und Regelung dieser Vorgänge in Anwendung gekommen, und der
Verfasser theilt eine Anzahl interessanter Zeichnungen mikroskopischer
Füllmassenbilder mit, deren Deutung zeigt, wie man auf diesem Wege, den er weiter zu
verfolgen verspricht, zu klarerer Erkenntniſs und zur Beherrschung der
Krystallisationsvorgänge wird gelangen können (vgl. Bock, 1888 270 271).
E. Bauer hat die Wirkung der
Knochenkohle untersucht, wie sich dieselbe äuſsert, wenn Zuckerlösungen
behufs Untersuchung im Polarisationsinstrumente durch
Knochenkohle entfärbt werden (Zeitschrift für angewandte
Chemie, 1888 Heft 13 S. 385). Die bisher über den Gegenstand vorhandenen
Angaben sind nur lückenhaft und erheischen nach verschiedenen Seiten Aufklärung,
weshalb der Verfasser zunächst die Absorption von Zucker bestimmt hat, wie sich
dieselbe unter verschiedenen Umständen herausstellt. Bekanntlich wird dadurch eine
Berichtigung der Polarisation nothwendig, welche aber wegen der Verschiedenheit
dieser Absorption immer zu Ungenauigkeiten Veranlassung gibt.
Der Verfasser prüfte das Absorptionsvermögen einer bestimmten, etwas saueren, sowie
einer völlig neutralen Kohle für reinen Zucker, den Einfluſs des Salzgehaltes auf
die Absorption, den der Zeitdauer, den der sauren Reaction der Lösung, dann die
Absorption bei Osmosewassern, Melasselösungen u.s.w. und gelangte vorläufig zu folgenden Schlüssen:
Die procentuale Absorption des Zuckers nimmt, wie Walberg schon beobachtete, mit der Concentration
ab.
Die Form der Knochenkohle beeinfluſst die Wirkung, ebenso wie
mechanische Bewegung.
Der Salzgehalt der Melasse bewirkt keine Verminderung der
Absorption.
In Verhältnissen, wie sie den bei der Untersuchung von
Nachproducten angewendeten entsprechen, ist die Absorption in 20 Minuten beendet. In
den ersten Minuten ist die Wirkung naturgemäſs am stärksten, nimmt jedoch allmählich
ab.
Eine Inversion des Zuckers findet dabei nicht oder doch nur höchst
unbedeutend statt, und hat dieselbe auf die Abnahme der Polarisation keinen
Einfluſs.
In salzsaurer Lösung findet unbeschadet der Absorption des
Farbstoffes eine verhältniſsmäſsig ganz unbedeutende Aufnahme von Zucker statt. Es
ist diese Erscheinung nicht etwa auf die Charakterverschiedenheit des Invertzuckers
zurückzuführen, sondern wahrscheinlich auf die Eigenschaft der Säure, von den Poren
leichter aufgenommen zu werden, und Folge dessen die Aufnahme des Zuckers zu
verhindern. Die gleiche Eigenschaft der nicht invertirenden Essigsäure bekräftigt
diese Ansicht.
Eine Gleichmäſsigkeit der Absorption bei verschiedenen Producten
ist nicht wahrnehmbar. In reiner Zuckerlösung wird mehr absorbirt als in Melasse, da
wieder mehr als in Osmosewasser.
Ein constanter Factor läſst sich auch bei sorgfältiger Einhaltung
derselben Bedingungen nicht in Anwendung bringen.
Die Eigenschaft der Essigsäure, die Absorption des Zuckers, jedoch
nicht jene der
Farbstoffe zu verhindern, kann benutzt werden, um den, durch die für Farbenapparate
oft nicht zu umgehende Anwendung der Knochenkohle entstehenden Fehler
auszugleichen.
Die Untersuchung von Traubenzucker haltigen
Nahrungsmitteln bietet deshalb gewisse Schwierigkeiten, weil stets
Handels-Traubenzucker, also solcher mit einem namhaften Dextringehalte, als Zusatz verwendet wird. Die Untersuchung hat somit
immer die Gegenwart von Dextrin in Betracht zu ziehen.
Die Bestimmung des Rohrzuckers neben Dextrin geschieht nach der Inversion mittels
Kupferlösung, und zwar ohne besondere Schwierigkeit, wenn man die Inversion in der
richtigen Weise, nämlich so ausführt, daſs nicht etwa ein Theil des Dextrins durch
die Säure in reducirenden Zucker übergeführt wird und das Ergebniſs fälscht.
Die Bestimmung des Dextrins geschieht mittels Fehling'scher Lösung nach der Umwandlung in Glycose mittels Verzuckerung durch
Säure. Diese kann entweder in der zugeschmolzenen Röhre oder im Wasserbade bei 100°
vorgenommen werden. Ersteres ist bei Untersuchung vieler Proben umständlich,
letzteres wird allgemein mit gutem Erfolge dann angewandt, wenn die Flüssigkeiten
weder krystallisirbaren noch Invertzucker enthalten. Nicht sicher ist man in dem
jetzt so häufigen Falle, wo die Flüssigkeiten krystallisirbaren, reducirenden Zucker
und Dextrin zugleich enthalten. Denn es kann dann leicht bei der Verzuckerung des
Dextrins ein Theil des reducirenden Zuckers verschwinden, da bekanntlich beim
Erhitzen mit Schwefel- oder Salzsäure die Rohrzuckerlösungen erst invertiren und
dann unter Bildung von Säuren und braunen Ulmin ähnlichen Stoffen zersetzt
werden.
W. Bishop (Riche's Laboratorium im französischen Ministerium für Handel und
Gewerbe) hat sich daher die Frage vorgelegt, welches unter diesen Umständen
die beste Arbeitsweise sei, um
1) den Rohrzucker neben Dextrin zu invertiren,
2) das Dextrin neben Rohrzucker oder vielmehr neben Invertzucker zu verzuckern.
Zu diesem Zwecke ist zunächst die Wirkung der Säuren bei der zum Verzuckern des
Dextrins nöthigen Temperatur von 95 bis 100° auf Rohrzucker, Dextrin und
Traubenzucker (Glycose, Dextrose) untersucht worden.
Die Bestimmungsmethode, welche sich aus diesen Untersuchungen ergab, hat Bishop in einer ausführlichen Abhandlung niedergelegt,
auf Welche hier nur verwiesen werden kann (Zeitschrift des
Vereins für Rubenzuckerinduslrie, Bd. 38 S. 1054, nach Bulletin de l'Association des Chimistes, Bd. 5 Nr. 18
S. 647). Von den nach dieser Methode untersuchten verschiedenen Verbrauchsstoffen
werden folgende Zahlen als Ergebnisse der Prüfung angeführt:
BezeichnungderFlüssigkeiten
AlkoholProc.
Trockensubstanzim Liter
Aschenbestandtheileim Liter
SchwefelsauresKali
UrsprünglicheAblenkung
Ablenkung nach derInversion, auf
ur-sprüngliche Con-centration
Ablenkung nachVerzuckerung(ebenso)
Ursprüngliche Mengereducirender Zuckerim
Liter
Reducirender Zuckernach der Inversionim
Liter
Reducirender Zuckernach der Verzucke-rung
im Liter
Rohrzuckerim Liter
Dextrin im Liter
Säuregehaltim Liter
Rothwein, spanischer
15,4°
22,60
2,72
–
+ 9°
+ 9°
+ 4°
3,58
3,58
7,51
–
3,54
2,50
Ebenso
15,2°
17,64
3,44
–
+ 5,5°
+ 5,5°
+ 2,8°
2,22
2,22
4,16
–
1,74
1,96
Ebenso
14,8°
33,16
2,40
–
+ 21,8°
+ 21,8°
+ 10,4°
14,50
14,50
22,06
–
6,80
2,58
Ebenso
14,6°
16,80
2,02
ungegypst
+ 2,2°
+ 2,2°
+ 1,2°
1,45
1,45
3,06
–
1,44
–
Ebenso
15,9°
29,76
5,16
3,00
– 2,2°
–
–
5,60
–
–
–
–
3,10
Getränk
0,8°
24,60
0,96
–
– 6,5°
–
–
20,23
–
–
–
–
–
Likörwein
–
–
–
–
– 89°
– 89°
–
297,65
297,65
–
–
–
–
Wermuth, italienischer
–
–
–
–
– 6°
– 6°
–
34,2
34,20
–
–
–
–
Straſsburger Bier
6,3°
54,44
2,24
–
+ 56°
–
2,09
–
39,82
–
33,97
–
StachelbeersaftHimbeersaft
nach Appert'scherMethode
––
143,80–
––
––
– 22°– 18°
––
––
93,26 87,24
––
––
––
––
––
BezeichnungderSubstanz
UrsprünglicheAblenkung
Ablenkung nachder Inversion,auf
ursprüng-liche Concen-tration
Ablenkungnach
derVerzuckerung,ebenso
UrsprünglichvorhandenerreducirenderZuckerProc.
ReducirenderZucker nachder
InversionProc.
ReducirenderZucker nach
derVerzuckerungProc.
RohrzuckerProc.
DextrinProc.
Eingemachtes
+ 18°
– 20,4°
–
38,17
67,51
–
27,88
–
Ebenso
+ 90°
+ 73°
+ 34,4°
27,92
40,92
56,94
13,00
14,41
Ebenso
+ 16,2°
–
–
33,58
62,35
–
27,34
–
Sogen. Grenadine-Syrup
+ 78,9°
+ 74,6°
+ 40°
51,93
56,16
73,79
4,02
15,86
Traubenzucker-Syrup
+ 157,2°
+ 157°
+ 80°
43,90
43,90
77,80
–
30,51
Künstliches Gemisch aus:
3,72 Traubenzucker-Syrup 3,00
Invertzucker 5,00 Rohrzucker
in 100cc
+ 63°
+ 22,4°
+ 14,2°
4,52
9,53
10,58
4,76
0,94
Nach Mittheilungen in dem Journal des fabricants de
sucre, Bd. 29 Nr. 40, und in Sucrerie beige,
Bd. 17 Nr. 4 vom 15. Oktober 1888 S. 62, ist in Vonopringo, Java, in der letzten
Campagne wieder mit bestem Erfolge das Diffusionsverfahren
auf die Verarbeitung des Zuckerrohres angewandt worden. Die Einrichtung war
von der Gesellschaft Fives-Lille geliefert und hat in
jeder Hinsicht den Zweck erfüllt. Es ist in der Weise gearbeitet worden, daſs der
Kalk in die Diffusionsgefäſse gegeben wurde, und
der Saft dann ohne jede weitere Behandlung, ohne Filtration und ohne Schlammstation
unmittelbar zur Verdampfung im Vierkörper und dann ins Vacuum gelangte. Alle übrigen
Arbeiten, Scheidung, Saturation, Entsaftung des Schlammes sind weggefallen. Die
entzuckerten Rohrschnitzel werden mit den alten Rohrpressen ausgepreſst und dann in
der dafür besonders eingerichteten Godillot'schen
Kesselfeuerung verbrannt. Auſser getrockneten Rohrblättern wird bei regelmäſsigem
Gange ein anderes Feuermaterial in der Fabrik nicht mehr benutzt.
Die Arbeit wird als ein groſser Fortschritt in der Rohrzuckergewinnung bezeichnet;
auſser der vollständigen Entsaftung des Rohres wird die Reinigung des Saftes in der
Batterie selbst erhalten und so die einfachste Arbeit und groſse Kostenersparniſs
erzielt, auch jede sonst so lästige Veränderung der Säfte verhindert. Die Benutzung
der Rückstände zu Dampferzeugung hat eine der bisherigen Hauptschwierigkeiten
vollkommen beseitigt.
Hier folgen, nach dem Indische Mercur vom 6. Oktober
1888, einige Durchschnittsangaben nach den Aufzeichnungen im Laboratorium von
Vonopringo:
29. Juli
12. August
Zahl der Diffusionscylinder: 22 Stück (Inhalt 1700k)
155
170
Rohranalyse.
Zellstoff
11,7
12,5
Saft
88,3
87,5
Rohrsaft.
Proc. Brix
18,6
17,1
Rohrzucker
16,83
14,61
Reinheit
90,48
85,43
Glycose
0,70
1,11
Diffusionssaft.
Proc. Brix
14,7
13,5
Rohrzucker
13,31
11,71
Reinheit
90,54
86,74
Glycose
0,42
0,64
Zucker in den Rückständen
0,30
0,56
Zucker im Abfluſswasser
0,08
0,12
Verdünnung
28,3
Proc.
27,2
Proc.
Reinheit des Dicksaftes
90,34
87,49
Reinheit der Füllmasse
90,82
87,83
Rohrzucker in Füllmasse
85,56
82,74
Glycose „ „
2,82
3,06
Die Rübenzuckergewinnung auf der Insel Yesso, Japan (Scheibler's Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie,
Bd. 21 S. 33, nach dem Deutschen
Handelsarchiv, 1888 S. 487). Das Betriebsjahr 1887/88 der Zuckerfabrik zu
Mombetsu hat gegen die beiden Vorjahre etwas günstigere Resultate ergeben. Nach
Beschaffung einer Osmoseanlage wurde das Melasse-Entzuckerungsverfahren zur
Anwendung gebracht und dadurch der Betrieb der an und für sich kleinen Fabrik so
weit gebessert, daſs aus den verarbeiteten Rüben 6,77 Proc. Zucker gewonnen werden
konnten. Der Aufschwung in qualitativer Hinsicht ist trotzdem nur ein geringer, wie
ein Vergleich mit dem Ergebnisse der früheren Jahre zeigt. Es wurden bei ungefähr
gleicher Rübenmenge an Zucker gewonnen:
In den Jahren
1884/85Proc.
1885/86Proc.
1886/87Proc.
1887/88Proc.
1. Product2. und 3. Product
5,042,26
4,021,15
5
4,381,18
Osmosezucker
–
–
–
1,21
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
7,30
5,17
5
6,77
In quantitativer Beziehung sind die Ergebnisse des letzten Betriebsjahres noch immer
ziemlich unbefriedigend, indem nur 3837047k Rüben,
gegen 3900000k im Vorjahre zur Verarbeitung
gelangten, aus denen 260124k Zucker gewonnen
wurden.
Schuld an der geringen Rübenernte ist in erster Linie der Umstand, daſs die Felder
sich in den Händen einer zu groſsen Anzahl kleiner Bauern befinden, denen es an
Verständniſs und den nöthigen Mitteln zu einer rationellen Bewirthschaftung fehlt.
Die einzelnen Anbauflächen sind vielfach nur ⅛ha
groſs und überschreiten nie den Umfang von 2ha.
Hierzu kommt als ein weiterer Uebelstand der Mangel an geeignetem Dünger. Die
Regierung hat in jüngster Zeit dadurch Abhilfe zu schaffen gesucht, daſs sie 100
Stück Kühe angekauft und den betheiligten Rübenbauern unentgeltlich geliehen
hat.
Trotz der geringen Erträge hat die Fabrik in Folge Einschränkung der
Verwaltungsausgaben doch noch einen kleinen Reingewinn erzielt.
Inzwischen sind in der Umgegend von Sapporo, der neugegründeten Hauptstadt Yesso's,
die Versuche mit dem Anbaue der Zuckerrübe fortgesetzt worden. Der Boden soll
daselbst für den Rübenbau erheblich günstiger sein als in Mombetsu. Proben der dort
gezogenen Rüben. sind in der Fabrik zu Mombetsu auf ihren Zuckergehalt untersucht,
und es ist dabei trotz der ungewöhnlichen Gröſse der Früchte ein Zuckergehalt bis zu
12½ Proc. festgestellt worden; man hofft, daſs sich aus denselben 8 bis 9 Proc.
Zucker gewinnen lassen wird. Nach diesem befriedigenden Ausfalle der angestellten
Versuche hat sich eine Actiengesellschaft zum Betriebe einer Zuckerfabrik in Sapporo
gebildet; dieselbe hat gleichzeitig die Bewirthschaftung sämmtlicher erforderlichen
Rübenfelder in die Hand genommen. Die Japanische Regierung hat einen groſsen Theil
der Actien übernommen und zwei deutsche Landwirthe, welche im Februar 1888 hier
eingetroffen sind, mit der Leitung der Rübencultur betraut.
Mit dem Baue der Fabrik, welche 4000 Centner täglich verarbeiten soll, wird demnächst
begonnen werden.
Gefährdung des Javanischen Zuckerbaues durch die
Serehkranhheit (Scheibler's Neue Zeitschrift für
Rübenzuckerindustrie, Bd. 21 S. 33, nach dem Deutschen Handelsarchiv, 1888 S. 493). Bereits in früheren Mittheilungen
ist auf die Zerstörungen hingewiesen worden, denen die Zuckerrohrpflanzungen in
einigen Theilen Javas durch das Umsichgreifen der Serehkrankheit ausgesetzt sind. In
neuerer Zeit haben sich die Klagen über das Auftreten der Krankheit vermehrt, und
ihre verderblichen Folgen machen sich bereits in dem Maſse bemerklich, daſs für die
diesjährige Zuckerrohrernte ein Minderertrag als unvermeidlich angesehen wird.
Eine vor Kurzem zu Samarang abgehaltene Versammlung der Interessenten, an welcher
auſser den Delegirten Javanischer Zuckerpflanzer-Vereine und solcher der
Handelskammern auch ein Vertreter der Regierung theilnahm, führte zu eingehenden
Erörterungen über das Wesen der Serehkrankheit und die Mittel, wie der weiteren
Ausdehnung derselben mit Erfolg zu begegnen sei.
Als ein Erfahrungssatz wurde einstimmig anerkannt, daſs aus krankem Zuckerrohre
genommene Stecklinge wieder krankes Rohr liefern und daſs sich mit Stecklingen aus
nicht verseuchten Gegenden wenigstens in der Ernte ein gutes Gewächs erzielen lasse.
In der zweiten und dritten Generation zeigt sich freilich wieder die
Serehkrankheit.
Die Versammlung wählte schlieſslich behufs gemeinsamer Abwehr des Uebels ein Comité,
welches alle einschlägigen Fragen prüfen und weitere Vorschläge machen soll. Wie
allgemein das Interesse an der Bekämpfung der Krankheit ist, ergibt sich daraus,
daſs nicht nur die Pflanzer, sondern auch verschiedene Bankinstitute dem Comité ihre
wirksame Unterstützung und finanzielle Beihilfe zugesichert haben.
Von den beiden groſsen Gesellschaften, welche die Gewinnung
des Strontianites früher betrieben, hat die eine, welche die Reichardt'schen Gruben in Drensteinfurt ausbeutete, den
Betrieb ganz, die andere, die Strontianit-Actiengesellschaft in Ahlen, zum gröſsten Theile eingestellt.
Der Bericht der letzteren beklagt die andauernd ungünstigen Verhältnisse, welche die
Entwicklung der Melasseentzuckerung nicht habe aufkommen lassen und die Gesellschaft
zu einer nochmaligen Einschränkung des Betriebes gezwungen habe. Ihre
Gesammtproduction belief sich im Geschäftsjahre 1887 auf 56090 Centner Erz, von
denen 35729 Centner zum Preise von 733958 M. (20 M. 53 Pf. für 1 Centner, immer noch
32 Pf. mehr als im Jahre zuvor) verkauft wurden. Die Aufnahme vom 1. Juli hat einen
Bestand von 76600 Centner Reinerz und 230500 Centner Haufwerk ergeben; der
Durchschnittsgehalt des letzteren ist 14,71 Proc., der Bestand ist also sehr
beträchtlich und hat,
wie die oben mitgetheilten Zahlen erweisen, im vergangenen Jahre zugenommen. Die
Streitfragen mit den Zuckerfabriken, die seit längerer Zeit schwebten, haben durch
einen Vergleich, in welchem sich die Gesellschaft zu einem Preisnachlasse von 4 M.
der Centner Strontianit verstand, ihren Abschluſs gefunden, und die Gesellschaft sah
sich veranlaſst, noch zwei Schächte mehr in Betrieb zu setzen; da aber schon der
vorhandene Bestand an Reinerz ausreicht, um zwei Jahre lang die contractlichen
Abnehmer befriedigen zu können, so ist nicht ersichtlich, daſs durch die Vermehrung
der Production die Verhältnisse des Marktes gebessert werden könnten. – An den
meisten anderen Fundorten, insbesondere auch in Drensteinfurt, ist die Gewinnung von
Strontianit durch kleinere Unternehmer, welche zum Theile früher Beamte der groſsen
Gesellschaften waren, sowie durch einzelne Bergarbeiter fortgesetzt worden. Die
Betriebe derselben sind sehr einfach. Bis auf eines sind sie sämmtlich oberirdisch
und bestehen aus Tagebauen von je 3 bis 5m Tiefe
und 5 bis 10, auch wohl 15m Länge. Ist ein Tagebau
ausgebeutet, was in 1 bis 2 Monaten geschieht, so wird die Grube wieder eingeebnet
und ein neuer Bau angelegt. Die bergmännische Gewinnung ist wegen der
Wasserzuflüsse, deren Bewältigung gröſsere Pumpen mit Maschinenbetrieb erfordert, zu
kostspielig. Durch die kleineren Unternehmer sind im Ganzen etwa 13000 Centner
gewonnen worden, von diesen sind etwa 2000 bis 3000 Centner nach chemischen Fabriken
gegangen, während der gröſsere Rest von der Zuckerraffinerie verbraucht worden ist.
In der ganzen westfälischen Strontianitgewinnung wurden im J. 1887 nur etwa 300
Arbeiter beschäftigt. (Aus dem Berichte der Handelskammer zu
Münster für das Jahr 1887, durch Deutsche
Zuckerindustrie, Bd. 13 S. 1342.)
Stammer.