Titel: | Die Analyse der Wollschmelzöle; von Dr. A. Horwitz. |
Autor: | A. Horwitz |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 30 |
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Die Analyse der Wollschmelzöle; von Dr. A. Horwitz.
Horwitz, die Analyse der Wollschmelzöle.
Die für die Wollenwaaren-Fabrikation in Anwendung kommenden Schmelzöle sind
Emulsionen, welche aus flüssigem Fette und wässerigen alkalischen Lösungen bestehen.
In den von mir untersuchten Wollschmelzölen war das flüssige Fett meist ein Gemisch
von Olivenöl und Baumwollensamenöl; die wässerige alkalische Lösung eine Lösung von
Ammoniak und Soda. Da die technischen Olivenöle zuweilen einen Zusatz von
Mineralölen, Harzölen, trocknenden Oelen u.s.w. erfahren, diese Beimengungen aber
auf den weiteren Verlauf der Fabrikation von schädlichem Einflüsse sind, wird sich
die qualitative Prüfung der Schmelzöle in erster Reihe mit dem Nachweise dieser
Substanzen beschäftigen.
Im Nachfolgenden erlaube ich mir, das von mir eingeschlagene Verfahren, die
Wollschmelzöle quantitativ zu analysiren, mitzutheilen. Dasselbe dürfte sich
besonders empfehlen, da es leicht und verhältniſsmäſsig schnell ausführbar ist und
gute Resultate gibt. Das Verfahren gründet sich darauf, daſs Soda in einem Gemische
von Alkohol und Aether unlöslich ist, wohingegen Fett, Ammoniak und Wasser sich
darin lösen, bezieh. damit mischbar sind. Da das Lösungsverhältniſs des
Ammoniumplatinchlorids in Alkohol 0,005 : 100 beträgt, also höchstens einen für
technische Analysen nicht zu veranschlagenden Fehler bedingt, wird das Ammoniak in
die Platinverbindung übergeführt und als solche oder nach dem Glühen als
metallisches Platin gewogen.
Zur Ausführung der Bestimmung werden 1,5 bis 2g des
zu untersuchenden Schmelzöles in verschlossenem Gefäſse abgewogen, mit Alkohol und
Aether überschichtet und nach tüchtigem Umschütteln einige Stunden stehen gelassen.
Die Soda bleibt ungelöst, wird auf einem gewogenen Filter gesammelt, bei 100°
getrocknet und gewogen.
Das Filtrat theilt man in zwei gleiche Theile, von denen der eine zur Bestimmung des
Fettes, der andere zur Bestimmung des Ammoniaks dient. Der zur Fettbestimmung
dienende Antheil ergibt den Fettgehalt nach dem Verdunsten des Alkohols und Aethers
und darauffolgendem Trocknen bei 100 bis 120°. Zu dem anderen Antheile fügt man Salzsäure und fällt
durch Platinchlorid.
Zur Bestimmung des Wassers wird eine gewogene Quantität des Schmelzöles bei 100 bis
120° bis zum constanten Gewichte getrocknet. Die Gewichtsabnahme gibt Wasser +
Ammoniak an; subtrahirt man davon den Ammoniakgehalt, so erhält man die in dem
Schmelzöle vorhandene Menge Wasser.
Es möge hier eine nach dem eben beschriebenen Verfahren ausgeführte quantitative
Analyse eines Schmelzöles folgen:
1g,8602
Schmelzöl hinterlieſsen 0g,0169 Soda =
0,91 Proc.
Da das Filtrat zur Ammoniak- und Fettbestimmung in zwei gleiche Theile getheilt
wurde, entsprach jeder dieser Theile 0g,9301
Schmelzöl.
0g,9301
Schmelzöl ergaben 0g,0337 Platin,
entsprechend 0,32 Proc.Ammoniak,
0g,9301
Schmelzöl hinterlieſsen 0g,1317 Fett =
14,16 Proc.
Zur Wasserbestimmung wurden 1g,9214 Schmelzöl
angewandt; diese ergaben nach dem Trocknen bei 100 bis 120° einen Gewichtsverlust
von 1g,6288 = 84,77 Proc. Da der Ammoniakgehalt
0,32 Proc. betrug, hinterblieben für das Wasser 84,77 – 0,32 = 84,45 Proc.
Es enthielt demnach das Schmelzöl in 100 Theilen:
Fett
14,16
Th.
Soda
0,91
„
Ammoniak
0,32
„
Wasser
84,45
„
–––––––––
99,84
Th.
Da bei dem angeführten Schmelzöle die Herstellung angegeben werden sollte, wurde die
Umrechnung aus Ammoniak und Wasser vorgenommen. Dieselbe ergab, daſs eine 0,38
procentige wässerige Ammoniaklösung angewandt war, also eine Ammoniaklösung vom
Volumgewichte 0,9983.
Zur Herstellung von 100 Gew.-Th. Schmelzöl waren also angewandt:
14,16
Th.
Fett
0,91
„
Soda
84,77
„
Ammoniak vom Volumgewichte 0,9983.
Berlin im December 1888.