Titel: | F. Wynne's Contactwagen für die Stromzuführung bei elektrischen Eisenbahnen. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 362 |
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F. Wynne's Contactwagen für die Stromzuführung bei
elektrischen Eisenbahnen.
Mit Abbildung.
Wynne's Contactwagen bei elektrischen Eisenbahnen.
Eine bessere Zuführung des Stromes zu dem auf einer Eisenbahn laufenden elektrischen
Motor sucht F. Wynne in einer ihm patentirten Weise zu
erlangen, nämlich indem er als Stromschlieſser einen ebenfalls durch die
Elektricität getriebenen Contactwagen anwendet, der mit dem Bahnwagen in keinerlei
mechanischer Verbindung steht. Es kann also der Bahn wagen auf dem Geleise einer
gewöhnlichen Pferdebahn laufen, während der Stromschlieſser in einem allseitig
geschlossenen Kanäle in trockener Luft unter dem Pflaster läuft. Die elektrische
Verbindung zwischen den beiden Wagen wird (nach dem Centralblatt der Bauverwaltung, durch den Techniker, 1888 * S. 93) durch das Pflaster hindurch hergestellt, in welchem
Eisenstreifen, Bolzen o. dgl. von oben nach unten durchtreten, so daſs sowohl der
vom Bahn wagen nach unten zu angeordnete Taster t als
zwei oben an dem Stromschlieſser angebrachte Laster a
und b dieselben berühren, wie dies aus der beigegebenen
Skizze ersichtlich ist. Es werden also im Pflaster selbst nur wenige der gerade
unter dem Bahnwagen bezieh. über dem Stromschlieſser befindlichen Eisentheile von
der Elektricität durchlaufen.
Auf dem Boden des Kanales liegen auf Steinplatten die Zuleiter des Stromes; von
diesen aus führen die Räder des Stromsehlieſsers den Strom der Maschine desselben
zu, worauf der Strom zur treibenden Maschine M des
Bahnwagens gelangt. Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch das Wagengestell und
die Räder, die Schienen bezieh. die Erde. Die Maschine des Stromschlieſsers hat eine
in der Richtung des Kanales liegende Trommelachse m,
während die Maschine des Bahnwagens eine quer zur Fahrrichtung gelagerte Trommel
besitzt. Der erregende Magnet des Stromschlieſsers ist mit zwei entgegengesetzt zu
einander laufenden Windungen u und v bewickelt und mit den an der Decke des Kanales
eilenden Tastern a bezieh. b verbunden.
Textabbildung Bd. 270, S. 363Die Wirkungsweise ist nun folgende: Laufen der Wagen und der
Stromschlieſser in der Richtung des Pfeiles mit der gleichen Geschwindigkeit, und
beide Maschinen befinden sich in der gezeichneten Stellung, so geht der elektrische
Strom vom Hauptleiter durch die isolirt im Gestelle des Stromschlieſsers gelagerten
Räder zur Trommel m, die Bewickelung u des erregenden Magnetes, den rollenden Taster a, die über a im Pflaster
eingebetteten Eisenstücke und den federnden, auf dem Master schleifenden Taster t zur Trommel M des
Bahnwagens.
Eilt aus irgend einem Grunde der Stromschlieſser dem Bahnwagen etwas voraus, so
gelangen eine oder mehrere Rollen des Tasters b des
Stromschlieſsers in leitende Verbindung mit dem Taster t des Bahnwagens; der aus der Trommel m
austretende Strom verfolgt also nicht nur den eben betrachteten Weg u, a, t, sondern auch den Weg v, b, t. Da die Bewickelung v aber
entgegengesetzt zur Bewickelung u läuft, so schwächen
sich die beiden Ströme gegenseitig, so daſs die Geschwindigkeit des Stromschlieſsers
vermindert wird und derselbe wieder in eine richtige Stellung zum Bahnwagen
gelangt.
Bringt die lebendige Kraft des Stromschlieſsers aus irgend einem Anlasse, z.B. beim
plötzlichen Bremsen des Bahnwagens den Taster a ganz
vor den Taster t, also auſser leitende Verbindung mit
demselben, daſs der gesammte Strom durch die Wickelung v und den Taster b zum Taster t laufen muſs, so wird die Drehrichtung der Trommel mumgekehrt und der Stromschlieſser läuft gegen den
Bahnwagen, bis er seine richtige Stellung wieder eingenommen hat.