Titel: | Fein's elektrische Warnungssignale und Nothsignale für grössere Fabrikanlagen. |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 256 |
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Fein's elektrische Warnungssignale und
Nothsignale für gröſsere Fabrikanlagen.
Mit Abbildungen.
Fein's elektrische Warnungssignale und Nothsignale.
Die in neuerer Zeit in ausgedehntem Maſse zur Erzielung einer gröſstmöglichen
Sicherheit der Arbeiter im Fabrikbetriebe ausgeführten elektrischen
Sicherheitsvorrichtungen (vgl. Mix und Genest 1888 267 * 256) haben entweder den Zweck, nach sämmtlichen
Arbeitssälen ein Warnungssignal zu ertheilen, oder aber (wie u.a. die in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1888 * S. 49,
beschriebene Signal- und Abstellvorrichtung von Siemens und
Halske) den Motor thunlichst rasch auſser Betrieb zu setzen. Die von der
elektrotechnischen Fabrik von C. und E. Fein in
Stuttgart construirten Apparate zum Geben und Empfangen der Warnungs- und
Nothsignale sind nachstehend nach Glasers Annalen, 1888
* S. 145, abgebildet und erläutert.
Für Fabrikanlagen von gröſserer Ausdehnung wird zum Geben des Warnungszeichens ein
Magnetinductor als Stromerzeuger verwendet; mit dessen Hilfe lassen sich die
einzelnen Signale laut und mit scharf abgegrenzter Genauigkeit geben, gleichviel ob
eine gröſsere oder kleinere Anzahl von Läutewerken in ein und denselben Stromkreis
geschaltet ist; ferner kommen dabei die Unterhaltungskosten für die Batterie in
Wegfall, welche bei gröſseren Einrichtungen doch immer mehr oder weniger ins Gewicht
fallen; endlich wird die Sicherheit der Anlage dem Betriebe mit Elementen gegenüber
insofern wesentlich erhöht, als die Läutewerke (sogen. Inductionswecker) ohne
Selbstunterbrechung arbeiten, so daſs sich in der gesammten Leitung keine
Contactstellen befinden, deren Vorhandensein bekanntlich mehr oder weniger leicht zu
Störungen Veranlassung geben kann.
Die von Fein gewählte Anordnung des bekannten Siemens'schen Cylinderinductors ist aus Fig. 1 zu ersehen. Die Zahl und Gröſse der
hufeisenförmigen Magnete (Lamellen) richtet sich nach der Stärke der verlangten Inductionsströme,
d.h. nach der Anzahl der zu betreibenden Läutewerke und der Länge der Leitungen.
Wird der Doppel-T-Anker mit Hilfe der Kurbel und des damit verbundenen Zahnrades in
rasche Umdrehung versetzt, so werden in demselben Inductionsströme von abwechselnd
entgegengesetzter Richtung erzeugt, welche unter Benutzung von Drucktasten in die
Leitungen gelangen. Bei dem in Fig. 1 abgebildeten
Inductor befinden sich die eigentlichen Drucktasten in dem abgenommenen
Schutzkasten, und sind deshalb nur die zwei dazu gehörigen Contactfederpaare
sichtbar, welche beim Niederdrücken des Tasterknopfes den Stromschluſs herstellen.
Für umfangreiche Anlagen werden oft mehrere Leitungen nothwendig, und müssen dann
dementsprechend eine gröſsere Anzahl derartiger tasten am Apparate angebracht
werden, die dann zur leichteren Unterscheidung mit den Inschriften der dazu
gehörenden Räume versehen werden. Da sich jedoch mit einem Magnetinductor der
mittleren Gröſse immerhin 12 bis 15 Wecker der im Nachfolgenden beschriebenen
Construction unter Einschaltung eines Leitungswiderstandes von etwa 300 Ohm noch
sehr kräftig betreiben lassen, so können mit Hilfe von zwei Drucktasten 24 bis 30
Wecker in Thätigkeit gesetzt werden, was schon für eine sehr ausgedehnte Anlage
genügen dürfte.
Fig. 1., Bd. 270, S. 257Will der Maschinenwärter das Warnungssignal zum Anlassen oder Abstellen des
Motors geben, so hat derselbe die genannten Drucktasten nach einander eine entsprechend
lange Zeit niederzuhalten und gleichzeitig die Kurbel des Inductors zu drehen,
wodurch dann sämmtliche Inductionswecker, welche in den verschiedenen Arbeitsräumen
aufgestellt sind, in Thätigkeit kommen. Beim Geben eines solchen Zeichens vor dem
Einrücken einer Kuppelung wird dagegen nur derjenige Taster benutzt, dessen Leitung
zu dem betreffenden Fabrikraume gehört.
Fig. 2., Bd. 270, S. 258Die innere Einrichtung eines für den Betrieb mit Wechselströmen berechneten
Inductionsweckers ist aus Fig. 2 zu ersehen. Der aus
gehärtetem, magnetischem Stahle hergestellte Anker liegt mit seinem vorderen Ende
zwischen den Polschuhen eines Elektromagnetes. Gehen durch dessen Umwindungen
Wechselströme, so wird der polarisirte Anker und der damit verbundene Klöppel in
rascher Aufeinanderfolge hin und her bewegt, wobei der letztere gegen die beiden
Glockenschalen schlägt.
Auskunft über die richtige Thätigkeit dieser elektrischen Signale verschafft ein
Inductionswecker mit Zeichenscheibe, welcher in der Schreibstube angebracht und in
dieselbe Leitung geschaltet wird, in welcher die anderen Wecker liegen. Er
unterscheidet sich von letzteren nur dadurch, daſs er mit einer Zeichenscheibe
versehen ist, welche beim Durchgange des Stromes hinter einem, im Schutzkasten des
Läutewerkes angebrachten Fensterchen sichtbar wird und sich durch Ziehen an einer
mit einem Ringe versehenen Schnur wieder in ihre Ruhelage zurückbringen läſst. Die
Anordnung dieser Einrichtung ergibt sich ohne Weiteres ebenfalls aus Fig. 2.
Für die Sicherheitsvorrichtungen zum Geben der Nothsignale kommen etwas verschiedene
Apparate zur Verwendung. Sie bestehen nämlich aus den in den einzelnen Fabriksälen
angebrachten Druckknöpfen (Tastern), die an solchen Stellen befestigt werden, welche
sich beim Eintritte der Gefahr leicht und rasch erreichen lassen und mit einem im
Motorenraume befindlichen Läuteapparate in Verbindung stehen, welcher der
Einfachheit halber durch Batterieströme betrieben wird, weil das Anbringen von
Magnetinductoren neben jedem einzelnen Druckknopfe zu groſse Kosten verursachen
würde. Ertönt dieses Läutewerk, so bringt der Maschinenwärter sofort seinen Motor bezieh.
die betreffende Transmission zum Stillstande.
Die Fig. 3 zeigt einen solchen Taster in ⅕ der
natürlichen Gröſse. Sein Knopf, durch dessen Niederdrücken der Stromschluſs
herbeigeführt wird, ist mit einem Papierverschlusse versehen, der die Inschrift
„Bei Gefahr einzudrücken“ trägt, also erst nach dem Durchstoſsen
desselben benutzt werden kann. Dadurch wird nicht allein unbefugter oder böswilliger
Benutzung vorgebeugt, sondern auch gleichzeitig diejenige Stelle kenntlich gemacht,
von der aus das Nothsignal gegeben wurde. Zum Einsetzen eines neuen
Papierverschlusses läſst sich der obere Rahmen des Tasters durch Entfernen der auf
seinen beiden Seiten angebrachten Vierkantschrauben abnehmen, wozu aber ein
entsprechend gelochter Schlüssel nothwendig wird, damit dieses Auswechseln nur von
den hierzu beauftragten Personen vorgenommen werden kann.
Fig. 3., Bd. 270, S. 259Mit diesen Druckknöpfen werden je nach den örtlichen Verhältnissen
Läutewerke von verschiedener Gröſse verwendet, stets ist aber ihre Ausführung im
Vergleiche mit den gewöhnlichen Haustelegraphen weit besser, so daſs in jeder
Beziehung sie eine vollkommene Sicherheit des Betriebes bieten.
Fig. 4., Bd. 270, S. 259Die Fig. 4 zeigt einen kleinen
Selbstunterbrecher dieser Art mit abgenommenem Schutzkasten. Die sämmtlichen Theile
sind in unverrückbarer Weise auf einem guſseisernen Winkelstücke montirt, mit
welchem der Apparat zugleich an die Wand befestigt werden kann. Sein Anker bewegt
sich zwischen zwei Spitzenschrauben; dadurch wird eine leichte Bewegung desselben
erreicht, die sich durch geeignetes Anspannen der Abreiſsfeder reguliren läſst. Die
Letztere drückt im Zustande der Ruhe den Anker gegen die ebenfalls verstellbare
Contactschraube und hält dadurch den Klöppel, welcher durch einen federnden Stiel
mit dem Anker verbunden ist, in einiger Entfernung von der Glocke.
Das für den vorliegenden Zweck ebenfalls sehr geeignete Läutewerk, Fig. 5, ist kräftiger construirt als das vorhergehende
und mit einer gröſseren Glockenschale versehen, so daſs es sich auch für
geräuschvolle Räume vortheilhaft verwenden läſst. Die zur Selbstunterbrechung
dienenden Platincontacte sind bei dieser Anordnung zur Erreichung einer fortwährend
sicheren Wirkungsweise in doppelter Anzahl vorhanden, auch sind die Elektromagnete
verhältniſsmäſsig groſs, so daſs schon eine geringe Stromstärke bezieh. Elementenzahl
ein kräftiges Signal hervorbringt.
Fig. 5., Bd. 270, S. 260Genügt auch dieses Läutewerk rücksichtlich der Stärke seiner Signale nicht,
wie dies z.B. der Fall sein kann., wenn dieselben auf verhältniſsmäſsig groſse
Entfernungen gehört werden müssen oder der Lärm einer groſsen Anzahl geräuschvoller
Maschinen zu übertönen ist, so empfiehlt sich die Anwendung einer Läutevorrichtung,
welche, wie die Schlagwerke der Eisenbahnen, durch ein Laufwerk mit Gewicht
betrieben wird und bei welcher der elektrische Strom nur zur Auslösung desselben
dient, so daſs trotz ihrer kräftigen Wirkungsweise schon eine verhältniſsmäſsig
kleine Batterie zu ihrem Betriebe genügt, sich auch jede beliebig groſse Anzahl
dieser Apparate in einen Stromkreis schalten und gleichzeitig betreiben läſst, da
sie ohne Selbstunterbrechung arbeiten.
Zur Vervollständigung dieser Sicherheitsanlage ist es noch von Werth, sofort zu
wissen, von welchem Raume aus das Nothsignal gegeben wurde, um die Hilfeleistung
möglichst rasch ausführen zu können. Dies läſst sich erreichen, wenn im
Maschinenraume auſser dem beschriebenen Läutewerke noch ein Nummernkästchen angebracht wird, das mit den Tastern der einzelnen
Arbeitsräume in Verbindung steht. Die Einrichtung desselben ist aus Fig. 6 zu ersehen. Es enthält ebensoviel
Elektromagnetsysteme, als Fabrikräume vorhanden sind, von welchen aus Signale
gegeben werden sollen. Ein derartiges System ist durch den Ausschnitt der Figur
sichtbar; es besteht in der Hauptsache aus zwei Elektromagnetspulen, deren Windungen
aber nicht unter sich verbunden sind, und einem um eine Achse leicht drehbaren
U-förmigen Stahlmagnete; dieser trägt an seinem oberen Theile eine geschwärzte,
kreisförmige Scheibe, welche sich hinter dem Fensterausschnitte einer Glasplatte
befindet und die Nummer oder Inschrift des Elektromagnetsystemes verdeckt. Gelangt durch
Niederdrücken eines Tasters ein Strom in die eine der Elektromagnetspulen, so wird
der Stahlmagnet abgestoſsen und die damit verbundene Scheibe geht zurück, so daſs
hinter dem Fensterausschnitte das betreffende Zeichen sichtbar wird. Am
Apparatkasten ist ferner eine Contactvorrichtung zum Zurücklegen dieser Scheibe
angebracht, was mit Hilfe der rechts liegenden Elektromagnetspule erfolgt, wobei
dann die Inschrift wieder verschwindet.
Fig. 6., Bd. 270, S. 261Sehr zu empfehlen ist auch noch, daſs zur Sicherheit des Betriebes an den
in Fabriken so häufig verwendeten mechanischen Aufzügen, besonders wenn sie zur
Personenbeförderung dienen, eine, durch alle Stockwerke gehende, elektrische
Signalvorrichtung hergestellt wird, durch welche diejenigen, welche den Aufzug zu
benutzen wünschen, den Führer herbeirufen können; dieselbe läſst sich mit ähnlichen
Apparaten wie die der oben beschriebenen Einrichtungen ausführen.