Titel: | Das Orientirungs-Instrument des mathematisch-mechanischen Institutes von F.W. Breithaupt und Sohn in Cassel. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 322 |
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Das Orientirungs-Instrument des
mathematisch-mechanischen Institutes von F.W. Breithaupt und Sohn in Cassel.
Breithaupt's Orientirungs-Instrument.
Die Wichtigkeit der richtigen Orientirung der Grubenzüge, insbesondere wegen ihrer
Verbindung unter einander sowie mit der Vermessung über Tag, rechtfertigt die
Anwendung der genauesten Instrumente. Bekanntlich werden für die erforderliche
Bestimmung der Declinationsänderungen, sowie der absoluten Declination sogen.
Magnetometer oder Declinatorien verwendet, und zwar ist das genaueste, von Gauſs und WeberResultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereines von Gauß und Weber, Göttingen
1837. angegebene und von Georg
Breithaupt zuerst ausgeführte, mit Spiegel und Skala ausgestattet. In
Clausthal ist auch die Vorrichtung mit Collimatorablesung (Brathuhn, Lehrbuch der praktischen Markscheidekunde) erfolgreich in
Gebrauch, bei welcher der Magnetstab an dem einen Ende eine kleine achromatische
Linse, am anderen Ende, im Brennpunkte der Linse, eine Glasscheibe mit sehr feiner
Theilung trägt. Borchers brachte zuerst diese
Vorrichtungen in Verbindung mit einem Theodolith und schuf hierdurch für die Praxis
ein Instrument, vollkommen geeignet, jene so wichtigen Orientirungsarbeiten mit
möglichster Schärfe auszuführen. Bei allen diesen Apparaten ist der Magnetstab auf
einem feinen Faden, oder wenn hinreichend groſs und schwer, auf feinem Draht
aufgehängt. Faden und Draht müssen torsionsfrei sein, um die freie Beweglichkeit der
Nadel nicht zu behindern und sind bei allen Declinatorien, die die mannigfachsten
Constructionen haben, die zur Erfüllung dieser Bedingung erforderlichen
Einrichtungen vorgesehen. Die Umständlichkeit der mit solchen Instrumenten
auszuführenden Messungen, die besondere Aufmerksamkeit, die sie erfordern, die
gröſseren Kosten sowie zuweilen wohl auch der gerade in der Grube nicht genügend
vorhandene Raum machen oft auch die Anwendung weniger genauer, aber einfacherer
Instrumente nöthig. Der bisher übliche Gebrauch der Lupen zur Einstellung der auf
einer feinen Spitze schwebenden Magnetnadel ist fehlerfrei nicht zu erreichen und
schon 1826 hat F.W. Breithaupt ein Instrument gebaut,
bei dem er zur Einstellung der Spitzen der Nadel das Fernrohr selbst verwendete,
indem er über jeden der Pole der Magnetnadel eine Linse senkrecht zu der auf den Pol
eingestellten Visirlinie des Fernrohres anbrachte. F.W.
Breithaupt und Sohn sind nun bei ihrem neuen Orientirungs-Instrument,
welches wie das damalige, Theodolith und Declinatorium zugleich sein soll, auf jenen
Gedanken zurückgegangen.
In der letzten Zeit ist es ihnen gelungen, bei der auf Spitze spielenden Magnetnadel
ein empfindlicheres und sichereres Spielen zu erreichen, und das Fernrohr, mit dem
die Einstellung der Nadel bewirkt wird, ist dadurch, daſs vor das Objectiv eine
Linse centrisch vorgeschoben wird, in ein Fernrohr-Mikroskop verwandelt worden.
Hierdurch ist es möglich, mit vorgeschobener Linse die Indexlinien, welche sich auf
feinen, an den Polen angebrachten Silberplättchen befinden, scharf und ohne jede
Parallaxe einzuvisiren; wird dann die Linse weggeschoben, so kann mit demselben
Fernrohr auf ein anderes entferntes Object eingestellt werden. Die Construction
ermöglicht so, daſs roan die Indexlinie der Nadel genau in die Vertikalebene der
Visirlinie des Fernrohres bringt. Die übrige Einrichtung des als vollkommener
Grubentheodolith ausgerüsteten InstrumentesBerg- und Hüttenmännische Zeitung, 1888 Nr.
6. kann hier übergangen werden, da es hier nur auf das dem
Instrumente zu Grunde liegende Prinzip ankommt.Ueber Theodolith vgl.: Elemente der
Vermessungskunde von G.M.v.
Bauernfeind, 6. Auflage. J.G. Cotta's
Verlag. S. 269 bis 325.
R.