Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 270 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 178
d. Bd.)
Mit Abbildung.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
VIII. Apparate.
Ueber den Röhrenkühler von H.
Paucksch in Landsberg theilt Péchmann in
Leistenow in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
10 S. 103, die Beobachtung mit, daſs etwaige ungenügende Leistungen desselben durch
Aufsetzen einiger Etagen leicht zu verbessern sind. Ein Kühler von 5 Etagen, welcher
nicht befriedigend arbeitete, zeigte, als noch 2 Etagen aufgesetzt wurden, eine gute
Leistungsfähigkeit.
Neuerung an Ilges'schen Maischdestillirsäulen von Robert Ilges in Bayenthal (* D.R.P. Nr. 38235 vom 24.
Februar 1886). Die obersten Böden der Destillirsäule, in welcher, wie bei der
älteren Ilges'schen Maischdestillirsäule, die Maische
eine ununterbrochene Flüssigkeitssäule bildet, sind jetzt derart geformt, daſs unter
Vermeidung aller überflüssigen, schädlichen Räume Maische und Dämpfe in Form von
dünnen Bändern rasch und glatt an einander vorbei und durch einander geführt werden,
wobei die kalte Maische auf einem langen Wege allmählich erhitzt wird und deshalb
Dephlegmation erfolgt. Die Wandung der Säule ist nämlich eingeschnürt und mit
vorspringenden Ringen versehen und die mittleren Teller nehmen den centralen Raum
völlig ein und schmiegen sich in der Form der Wandung an.
Einen neuen Brennapparat, genannt „der Automal“
beschreibt R. Ilges in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 141. Der Apparat stellt eine
weitere Ausbildung und zwar Vereinfachung des bekannten
Universalmaischdestillirapparates von Ilges dar und
besitzt vor anderen Apparaten den Vorzug, daſs er ganz selbstthätig arbeitet und
keines Führers bedarf. So lange dem Apparat Maische, Dampf und Kühlwasser zur
Verfügung stehen, arbeitet er, gleichgültig ob einen Tag oder ein Jahr hinter
einander, mit derselben Ruhe und Sicherheit und denselben Betriebserfolgen. Der
Spiritus läuft stets in gleicher Menge, mit gleicher Stärke und gleicher Temperatur,
Schlampe und (beim zweitheiligen Apparat) Lutterschlämpe werden immerfort vollkommen
alkoholfrei entlassen, was zwei empfindliche Prober ununterbrochen in stets gleicher
Art anzeigen. Diese Leistung wird erreicht durch einen Aufbau, dessen einzelne
Theile schon mit ununterbrochen wirkender Selbstregulirung ausgestattet und die
fähig sind, gemeinsam als ein zusammengehöriges Ganzes zu arbeiten. Während der
Maischregulator F eine bestimmte, immer gleiche Menge
Maische in die Maischsäule AB entsendet und der
Schlämperegulator C mit gröſster Genauigkeit die
entsprechende Menge alkoholfreier Schlampe ausläſst, liefert der Dampfregulator H die genau passende Menge Wasserdampf, so daſs mit
Hilfe einer entsprechenden Menge des durch Kühler und Dephlegmator E laufenden Kühlwassers eine bestimmte Stärke des
abflieſsenden Spiritus hervorgebracht werden kann.
Textabbildung Bd. 268, S. 271Durch Ersparung des Führers berechnet Verfasser einen Gewinn von 500 M.
innerhalb 8 Campagnemonaten, eine Summe, welche die volle Verzinsung und
Amortisation einer für deutsche Verhältnisse passenden Apparatnummer enthält. Als
ein noch gröſserer Vortheil wird die groſse Betriebssicherheit, welche der Apparat gewährt, genannt.
Ein in der Preſshefefabrik von Gg. Giegold jun. in
Schwarzenberg a.S. aufgestellter derartiger Apparat arbeitet seit 8 Monaten
ununterbrochen; es werden stündlich 2400l Maische
abgetrieben und ein Spiritus von durchschnittlich 94,5 Proc. gezogen; Schlampe und
Lutterschlämpe sind vollkommen alkoholfrei.
Ein Ausfluſsregulator für Maische und andere
Flüssigkeiten, wie er auch in dem eben beschriebenen Automat in Anwendung
ist, ist Robert Ilges in Bayenthal patentirt (* D.R.P.
Nr. 38575 vom 24. Februar 1886).
Eine Prüfung des Retter'schen Maisch- und Kühlapparates wurde in der Brennerei von A. Gontard in Mockau bei Leipzig ausgeführt. Ein den
Mittheilungen der sächsischen Prüfungscommission für landwirthschaftliche Maschinen
darüber entnommenes Gutachten wird in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 211, veröffentlicht. Die eingehende Prüfung
erstreckte sich auf die Leistung des Apparates der Zeit nach auf den
Wasserverbrauch, auf den Kraftverbrauch und auf die Solidität der Construction,
ferner, wie sich der Apparat in Bezug auf die Mischung der Maische und die
Temperaturausgleichung bewährt. Das Gesammturtheil wird, wie folgt, zusammengefaſst:
der Retter'sche Apparat leistet Gutes in Bezug auf
Verwendung an Zeit bei mäſsigem Kühlwasserverbrauch; er verspricht eine gute
Haltbarkeit und seine Leistung, auch bei längerem Gebrauch, wird unverändert
bleiben; die Mischwirkung, die Zuckerbildung und Temperaturausgleichung ist eine
genügende, der Kraftverbrauch ist ein geringer. Es liegt die Wahrscheinlichkeit vor,
daſs der Apparat auch bei hoch concentrirten Maischen zufriedenstellend arbeiten
wird; hierbei muſs der Malzvertheilung besondere Sorgfalt zugewendet werden. Die
eigenthümliche, sehr lang gestreckte Form wird die Anwendbarkeit in manchen Fällen
beschränken. Bei sehr groſsen Apparaten werden die besonderen Vorzüge des Apparates
nicht mehr vollständig zur Geltung kommen.
Einen combinirten Maischdestillirapparat und
Rectificirapparat hat Joseph Scheibener in
Berlin zur Patentirung angemeldet. Derselbe besteht nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 368, im Wesentlichen in der
Anbringung einer Rectificationsblase neben dem Maischdestillirapparat. Wie weit
diese Einrichtung sich in die steueramtlichen. Vorschriften wird einfügen lassen,
ist noch nicht zu übersehen. Erfahrungen aus der Praxis mit dem Apparat liegen noch
nicht vor.
Mit dem automatisch continuirlich wirkenden Filtrirapparat
zur Entnahme von filtrirten Maisch- und Hefeproben von O. Heinicke in Berlin (* D.R.P. Nr. 38531) hat Heinzelmann Versuche angestellt, über welche er in der
Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 148,
berichtet. Er fand den Apparat, welcher im Wesentlichen aus einem Gazecylinder
besteht, in welchen die Maische durch den hydrostatischen Druck hineinfiltrirt, zur
Beobachtung des Fortschreitens der Gährung sehr bequem, indem dadurch das
umständliche Probenehmen und Filtriren durch Beutel beseitigt wird. Jedoch sind die
Resultate nicht ganz zuverlässig, und es können Differenzen von mehr als 0,5° B.
vorkommen. Zur genauen Ermittelung der Vergährung der Maischen wird daher das
Filtrirverfahren vorzuziehen sein. Für die Praxis, zur Controle der Gährung in Hefe-
und Dickmaischen, hält Verfasser jedoch den Apparat für ausreichend genau.
Ueber Spiritusbehälter aus Cement und Eisen nach Monier s
System (* D.R.P. Nr. 14673) wird in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 313, berichtet. Die Fabrikanten dieser
Behälter (Gebr. Huber in Breslau für Schlesien und
Posen, Freitag und Heitschuch in Neustadt an der Hardt
und Martenstein und Josseaux in Offenbach a.M. für Süd-
und Südwestdeutschland, Ingenieur G.A. Waysz in Berlin.
Altmoabit 97, für das übrige Deutschland, einschlieſslich Bayerns) haben sich bereit
erklärt, volle Garantie für die Dichtigkeit der von ihnen gelieferten Reservoire zu
leisten, so daſs damit alle Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der neuen Apparate
abgethan sein dürften. Die Preise sollen sich durchschnittlich um ⅓ billiger als für
Reservoire aus Walzeisen stellen.
Ueber den Siemens'schen Meſsapparat finden sich Erörterungen, auf welche wir hier nicht näher
eingehen können, in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 212.
Ueber die kleine Spiritusmeſsuhr von Siemens und Halske theilt Neuhaus in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 368, mit, daſs dieselbe sich für die
Feststellung der täglichen Ausbeuten ausreichend
bewährt habe, und daſs auch steueramtlich gegen die Aufstellung der Uhr Bedenken
nicht erhoben sind, sondern nur die Einschaltung eines Rohres zur Ableitung des
Spiritus, falls die Uhr nicht funktionirt, oder ein Uebermaſs von Spiritus derselben
zugeführt wird, angeordnet hat. In einer anderen Mittheilung (dieselbe Zeitschrift,
S. 392) wird angeführt, daſs die Uhr bis auf 2 Proc. nur dann richtig miſst, wenn in
der Minute mindestens 1⅓l den Apparat
durchflieſsen. Danach würde der Apparat für kleinere Destillirapparate und für
kleine Blasenapparate mit langsamem Abtrieb nicht zu empfehlen sein.
Ueber den Schlämpetrockenapparat, Patent Klaunig (vgl. 1886 261 256),
berichtet Karl Ungerer in München in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 10 S. 384.
Innenanstrich eiserner Spiritusreservoire. Gosslich
schreibt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
10 S. 299, daſs ihm Mittheilungen zugegangen seien, daſs der Anstrich mit Cement
sich nach dem Trocknen vollkommen bei nur loser Berührung mit dem Finger wieder
abwischen lieſs. Er schreibt diesen Miſserfolg einer unsachgemäſsen Ausführung zu.
Man muſs das Bassin innen vollständig reinigen. Oelflecken auf den Blechen und an
den Nieten verhindern das Anhaften des Cementanstriches und müssen daher mit Soda
und Seife vollständig entfernt und das Bassin mit Wasser gut ausgespült werden.
Loser Rost geht beim
Abwaschen mit herunter, einige Rostgruben schaden nicht, befördern sogar die
Dauerhaftigkeit des Anstriches. Nur bester Cement darf verwendet werden, welcher
absolut keine Neigung zum Treiben hat. Man prüft dieses durch Anrühren des Cementes
mit Wasser zu einem steifen Brei, Ausgieſsen auf eine gereinigte Glasplatte,
Abbindenlassen an der Luft und Beobachtung der in Wasser gestellten
„Glasprobe“ 8 Tage lang darauf, ob sich der Kuchen nicht vom Glase löst
und keine Kantenrisse erhält. In diesem Falle ist der Cement auch zu anderen Zwecken
gänzlich unbrauchbar. Zum Anstrich der Reservoire verfährt man in der Weise, daſs
man den mit Wasser dünn angerührten Cement mit dem Maurerpinsel nicht zu stark
aufträgt, durch Schlieſsen des Mannlochdeckels dafür sorgt, daſs der frische
Anstrich nicht zu schnell austrocknet und nach 24 Stunden den Anstrich nochmals mit
etwas steifer angemachtem Cement wiederholt. Bei der oben beschriebenen
„Glasprobe“ kann man auch Auskunft über die Bindezeit des Cementes
erhalten, indem man den frisch ausgegossenen Kuchen mit dem Fingernagel prüft, ob er
noch Eindrücke aufnimmt. Cement, welcher innerhalb einer halben Stunde bindet
(Schnellbinder), ist minderwerthig und wird nur zu besonderen Zwecken angefertigt,
während langsam bindender Cement, welcher viel höhere Festigkeit erreicht, erst in 5
bis 6 Stunden abbindet. Vielfach bleiben die neuen Reservoire innen ganz ohne
Anstrich. Kurz vor der Beschickung mit Spiritus wird der Rost beseitigt, und es soll
sich neuer nicht bilden, da Spiritus das Eisen nicht angreift und auch die Luft fest
abgeschlossen ist. Das Cementiren hat den Vortheil, daſs dadurch kleine
Undichtheiten dauernd beseitigt werden.
Neuerungen an dem unter Nr. 30902
geschützten Verfahren zur Entfuselung von Rohspiritus von Axel Ferdinand Bang und Marie
Alfred Rouffin in Paris (D.R.P. Nr. 39785 vom 26. September 1886; zweites
Zusatzpatent zu Nr. 30902 vom 5. August 1884 und erstes Zusatzpatent zu Nr. 37355;
vgl. auch 1887 203 * 39).
Neuerung an dem unter Nr. 37932
patentirten Apparat zum Entschalen und Reinigen der Maische von Ernst Mueller in Bomberg (D.R.P. Nr. 39347 vom 10.
November 1886; Zusatzpatent zu Nr. 37232 vom 10. Februar 1886; vgl. auch 1887 205 414).
Neuerung an dem unter Nr. 33300
patentirten Apparat zur ununterbrochenen Destillation und Rectification
alkoholischer Flüssigkeiten von Ludwig Béchaux
in Pruntrut, Kanton Bern, Schweiz (Zusatzpatent zu Nr. 33300 vom 23. December
1884).
Patent-Trocknungsapparat für Schlampe,
Trabern u. dgl. von Heinrich Hencke und Comp.
in Darmstadt findet sich abgebildet und beschrieben im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1887 Nr. 20 S. 266.
Morgen.