Titel: | Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. |
Autor: | C. Engler |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 76 |
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Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C.
Engler.
(Schluſs des Berichtes S. 28 d. Bd.)
Engler, über die deutschen Erdöle.
Die Verarbeitung der Oelheimer Rückstände.
1) Darstellung dickflüssiger Schmieröle. Die Rückstände
besaſsen das specifische Gewicht 0,923 und ergaben bei der nach früher beschriebenem
Verfahren für dicke Oele (kurzer Separator, 0m,8
Gesammtrohrlänge) durchgeführten Destillation die folgenden vier Rohfractionen in
Gewichts-Procenten:
spec. Gew.
auf 100 Th.Rohöl
auf 100 Th.Rückstände
Schmieröl
Nr. I
0,934
17,8
12,7
„
Nr. II
0,9235
26,6
19,0
„
Nr. III
0,910
23,9
17,1
Mischöl (Gasöl u.s.w.)
0,877
15,8
11,3
Koksrückstand und Verlust
–
15,9
11,4.
Diese Destillate können direkt als Schmieröle verwendet werden, doch empfiehlt es
sich, zur Beseitigung mitgerissener harzartiger und phenolartiger Verbindungen, noch
eine chemische Reinigung folgen zu lassen. Auch kleine Reste noch anhaftenden
unangenehmen Geruches lassen sich dabei beseitigen.
Die chemische Reinigung besteht in auf einander folgender Behandlung der Oele mit
englischer Schwefelsäure, Natronlauge verschiedenen specifischen Gewichtes und
zuletzt Wasser.
Man erwärmt das Rohdestillat im Wasserbade auf etwa 60 bis 65° versetzt mit 4 bis 8
Proc. Schwefelsäure von 66° B., schüttelt während einer
halben Stunde wiederholt kräftig durch und setzt zur Ausscheidung des gebildeten
Säureharzes das ganze Gefäſs in ein Wasserbad, worin man das Oel so lange, meist ein
bis zwei Stunden, bei 60 bis 70° erhält, bis das Säureharz sich als compacte, dicke
und schwarze harzartige Masse zu Boden gesenkt hat. Man gieſst dann das geklärte Oel
in ein anderes Gefäſs ab, um es hier mit Natronlauge zu behandeln. Es wird zuerst
eine Lauge von 1,16 spec. Gew. verwendet, mit welcher bis zur Emulsion geschüttelt
werden muſs, worauf der Klärprozeſs in gleicher Weise wie nach der Säuerung, also
bei 60 bis 70°, vorgenommen wird. Er dauert nur viel länger, und es ist dabei die
Erwärmung unerläſslich. Ueber 70° zu gehen, empfiehlt sich jedoch nicht, denn das
Klären wird dadurch nicht beschleunigt. Es folgt ein zweites Laugen mit Natronlauge
von 1,105 und ein drittes mit solcher von 1,05 spec. Gew. und dann erst mit Wasser.
Würde man gleich nach Behandlung mit stärkerer Natronlauge das Waschen mit Wasser
vornehmen, so würden dabei Seifenemulsionen entstehen, die nur äuſserst schwer zu
klären sind. Um das Oel schlieſslich zu trocknen, wird es nach wiederholtem Waschen
mit Wasser mehrere Stunden auf dem Wasserbade erwärmt.
Bei dieser chemischen Reinigung findet ein nicht unbedeutender Gewichtsverlust statt,
theils durch Verunreinigungen, die in die Schwefelsäure, das Natron und das Wasser
gehen, theils aber auch durch reine Oeltheile, die in den Waschflüssigkeiten gelöst
und suspendirt mit fortgeführt werden. Diese Verluste sind um so gröſser, je dicker
die Oele sind; sie betrugen beispielsweise bei Schmieröl I und II je 26 Proc., bei
Schmieröl III 22 Proc., bei Mischöl 8 Proc. Auch das specifische Gewicht,
desgleichen die Viscosität gehen in geringem Grade zurück. Die Abnahme des ersteren
beträgt je nach Oel 0,002 bis 0,005.
Die in beschriebener Weise destillirten und chemisch gereinigten Oele sind nun
Verkaufswaare. Insbesondere ist der Geruch so viel wie ganz verschwunden, auch die
Farbe ist eine hellere geworden. In letzterer Beziehung läſst sich
selbstverständlich durch Anwendung einer gröſseren Menge von Schwefelsäure noch mehr
erreichen, und thatsächlich geht man in den Fabriken für Erzeugung hellerer Oele bis
auf 10 und noch mehr Procent Schwefelsäure (bei den hier beschriebenen Versuchen
wurden durchschnittlich 5 Proc. angewendet). Daſs die Entfärbung erheblich weiter
getrieben werden kann, auch bei den Oelheimer Producten, beweisen die weiter unten
beschriebenen leichteren Schmieröle, sowie die Schmieröle aus Pechelbronner
Schachtöl.
Die wichtigeren Eigenschaften der erhaltenen Schmieröle ergeben sich aus der
untenstehenden Zusammenstellung, bezüglich welcher noch vorausgeschickt sein mag,
daſs für besseren Vergleich des Flüssigkeitsgrades in Rücksicht auf die Verwendung
als Schmieröle, neben den Viscositätsgraden bezogen auf Wasser von 20° = 1, auch
noch die Viscositätswerthe, welche auf Rüböl von jeweils derselben Temperatur sich
beziehen, aufgeführt sind.
Spec. Gew.
Entflamm.-pkt.
Entzünd.-pkt.
Viscositätsgrad
Wasser = 1
Rüböl = 1
50°
100°
150°
50°
100°
150°
Schmieröl
I
0,931
243°
274°
11,3
2,9
1,6
2,5
1,5
1,1
„
II
0,921
216°
246°
7,31
2,5
1,34
1,6
1,3
0,95
„
III
0,906
189°
208°
3,45
1,54
1,20
0,8
0,8
0,8
Bei ihrer Abkühlung in einer Kältemischung zeigten die Oele die folgende
Consistenz:
bei 0°
– 5°
– 10°
– 15°
– 20°
Schmieröl
I
schmalzartig
butterartig
butterartig
talgartig
talgartig
„
II
„
„
„
„
„
„
III
„
schmalzart.
schmalzart.
schmalzart.
butterart.
Die Destillationsprobe endlich, in gleicher Weise wie bei den Leuchtölen mit 100cc Oel (also Oel I = 93,1, II = 92,1, III =
90,6g) durchgeführt, ergab:
Beginn desSiedens
bis 300°
300 bis 320°
über 320°
Koks und Verlustg
cc
g
cc
g
cc
g
Schmieröl
I
281°
5
4,1
8
7,3
78
73,6
8,1
„
II
273°
6
4,9
9
8
80
70,1
9,1
„
III
271°
8
6,2
8
6,6
81
72
5,8
Nach diesen Resultaten qualificiren sich alle drei Sorten der Schmieröldestillate aus
Oelheimer Residuen als vorzügliche Schmieröle. Insbesondere darf Schmieröl Nr. I als
ein vorzügliches Cylinderöl bezeichnet werden; es besitzt hohen Entzündungs- und
Entflammungspunkt und noch bei 100° die 1½fache, bei 150° die 1,1fache Viscosität
des Rüböles, was bei Mineralölen, deren Viscosität mit steigender Temperatur
ungemein rapide abnimmt, nur bei den besten Marken vorkommt. Auch Schmieröl Nr. II
kann noch als ein vorzügliches Schmieröl bezeichnet werden. Schmieröl Nr. III
endlich eignet sich besonders für mittelschwere Maschinen, auch noch für
Eisenbahnwagenachsen. Für letzteren Zweck dürfte sich jedoch besonders Vermischung
mit Nr. II empfehlen.
Alle drei Oele zeichnen sich durch einen ganz vorzüglichen Viscositätsgrad auch noch
bei höherer Temperatur aus, und auch in Bezug auf Kältebeständigkeit entsprechen sie
allen Anforderungen, die man an solche Oele zu stellen hat. Nr. I und II werden erst
bei – 15°, Nr. III erst unter – 20° talgartig, vorher haben sie noch die Consistenz
von Vaselin, ohne feste Ausscheidungen von Paraffin erkennen zu lassen. Nur von
einigen Baku-Maschinenölen werden sie in dieser Beziehung noch etwas übertroffen, in
allen sonstigen für Schmieröle wichtigen Eigenschaften können sie jedoch mit den
Bakuölen in Concurrenz treten, und es ist nicht unmöglich, daſs bei eventuellem
Groſsbetrieb auch noch die Kältebeständigkeit der Bakuöle zu erreichen sein
wird.
Das in der Tabelle S. 76 als „Mischöl“ aufgeführte vierte Destillationsproduct
der Residuen, welches nicht im Separationskühler, sondern in der daran sich
anschlieſsenden Kühlschlange verdichtet wurde und naturgemäſs aus den leichtesten
Theilen des Destillates besteht, kann zwar direkt als Gasöl verwerthet werden, doch
läſst es sich durch einmalige Rectification in etwa ⅓ Solaröl und ⅔ eines
Rückstandes zerlegen, der noch als dünnes Maschinenschmieröl (Spindelöl) verwendet
werden kann. Beides sind Nebenproducte, die sich zu relativ besseren Preisen als das
„Mischöl“ verwerthen lassen. Ist keine Nachfrage nach dünnem Maschinenöl, so läſst
sich dasselbe immer noch als Gasöl absetzen, und man kann wenigstens das Solaröl zu
besserem Preis verkaufen.
Das Solaröl hat, nachdem es mit 3 Proc. Schwefelsäure, dann mit Natronlauge und
Wasser gewaschen ist, das specifische Gewicht 0,830, den Entflammungspunkt 65° und
läſst sich auf Lampen mit verstärkter Luftzufuhr noch mit Vortheil brennen. Auch zu
den gleichen Zwecken, zu welchen das sächsische Solaröl vielfach verwendet wird, dem
sogen. „Verschneiden“ leichterer Brennöle, kann es genommen werden.
Schmieröl Nr. IV, welches bei der Rectification des „Mischöles“ neben dem
Solaröl, welches überdestillirt wird, als Rückstand resultirt und schon oben als
dünnes Maschinenöl erwähnt worden ist, hat in rohem Zustande das specifische Gewicht
0,892 und zeigt nach seiner chemischen Reinigung das folgende Verhalten:
Viscositätsgrad
Spec. Gew.
Entflamm.-pkt.
Entzünd.-pkt.
Wasser = 1
Rüböl = 1
bei 20°
50°
20°
50°
0,887
90
138
3,6
1,7
0,3
0,4
Die Destillationsprobe mit 100cc (= 88g,7) des Oeles ergab:
Beginn des Siedens
bis 300°
300 bis 320°
über 320°
Koks und Verlust
243°
cc 22
8
68
–
g 18,6
6,4
60,7
3,0
Bei Abkühlung auf 0° wird es erst dickflüssig, nimmt dann Schmalzconsistenz an und
behält diese bis – 20° bei, ohne Paraffinausscheidungen zu geben. Sonach ist das Oel
in der That zum Schmieren von leichten Maschinen sowohl, als auch seines hohen
Siedepunktes wegen als Verdünnungsmittel für zu dicke Oele sehr wohl zu verwenden.
Schlimmsten Falles dient es, wie schon erwähnt, als Gasöl.
2) Darstellung dünnflüssiger Schmieröle. Nach der früher
beschriebenen Destillationsweise lassen sich durch Verminderung des Dampfes oder
durch Verlängerung des Separationskühlers aus den Residuen mehr leichte Schmieröle
und in relativ gröſserer Menge gewinnen. Die folgenden Resultate sind erhalten unter
Anwendung ganz des gleichen Destillationsapparates wie bisher, nur daſs die
Windungen des Separationskühlers die doppelte Höhe besaſsen (Gesammtlänge des
Separators 1m,5). Die Residuen waren die gleichen
wie bei dem früheren Versuch (specifisches Gewicht 0,923).
Ausbeute
Spec. Gew.
aus 100 Th.Residuen
auf 100 Th.Rohöl berechnet
Dünnes
Schmieröl
A
0,906
39,7
28,4
„
„
B
0,895
28,7
20,5
„
„
C
0,8825
9,4
6,7
Mischöl
D
0,859
6,9
4,9
Koksrückstand und Verlust
–
15,3
11,0
Diese Oele zeigten nach ihrer chemischen Reinigung mit Schwefelsäure, Natronlauge und
Wasser in früher beschriebener Weise die folgenden Eigenschaften:
Viscositätsgrad
Spec.Gew.
Entfl.-pkt.
Entz.-pkt.
Wasser = 1
Rüböl = 1
20°
50°
100°
150°
20°
50°
100°
150°
Schmieröl
A
0,904
170°
207°
8,65
2,65
1,73
1,27
0,67
0,58
0,91
0,88
„
B
0,891
151°
182°
4,77
1,86
1,30
–
0,37
0,40
0,70
–
„
C
0,8785
108°
148°
2,90
1,48
–
–
0,22
0,32
–
–
Mischöl
D
0,8550
42°
45°
1,65
–
–
0,13
–
–
–
Die Destillation von 100cc (also Oel A = 90,4, B =
89,1, C = 87g,85) ergab:
Beginn desSiedens
bis 300°
300 bis 320°
über 320°
Koks und Verlustg
cc
g
cc
g
cc
g
Schmieröl
A
305°
–
–
5
3,8
91
79,8
6,8
„
B
270°
7,5
5
3,5
3
86
76,3
5,2
„
C
210°
28
22,9
8
5,8
62
55,8
2,75
In Bezug auf Kältebeständigkeit übertreffen sie die dickeren Schmieröle der ersten
Serie noch bedeutend. Doch wenn sie auch in dieser Hinsicht, sowie in Bezug auf
Entflammbarkeit und in der Siedeprobe den Anforderungen guter Schmieröle
entsprechen, so sind sie, wie die Resultate der Viscositätsmessungen zeigen, mit
Ausnahme vielleicht des Oeles A, zu dünnflüssig, um für irgend schwerere Maschinen
in Gebrauch genommen werden zu können. Die Oelheimer Residuen sind also ein selten
gutes Rohmaterial für Erzeugung von Schmierölen der verschiedensten Consistenz und
von vorzüglichen Eigenschaften. Das bei der Destillation erhaltene vierte Product
dient entweder als Gasöl oder aber man verarbeitet es durch Rectification zu
ungefähr gleichen Theilen auf Solaröl und einen Rückstand, der entweder als Gasöl
oder als dünnes Schmieröl verwendet werden kann.
3) Darstellung von Schmieröl aus Oelheimer Residuen ohne
Destillation. a) Direkte Anwendung als Schmiermittel. Bei dem geringen
Gehalte des Oelheimer Erdöles an asphaltartigen Theilen und an Paraffin ist eine
direkte Verwendung derselben zu Schmierzwecken nicht ausgeschlossen, dürfte sich
vielmehr bei niedrigen Preisen der mineralischen Schmieröle in erster Reihe
empfehlen. Man hat es dabei in der Hand, durch Zurücklassen wechselnder Mengen der
unmittelbar unter 300° siedenden Theile des Brennöles bezieh. also auch durch
Ausbeutung wechselnder Mengen von Brennöl, Rückstände von beliebiger Viscosität zu
erzeugen. Denn läſst man gröſsere Mengen der höchstsiedenden Fraction der Brennöle
(250 bis 300°) bei dem Rückstand, so ist er entsprechend dünnflüssiger.
Um dies darzuthun, wurden zwei Versuche angestellt; bei dem ersten wurde das gesammte
bis 300° übergehende Destillat (Leuchtölfraction), bei dem zweiten nur die Hälfte
davon übergetrieben.
Die Rückstände, welche nach Uebertreiben der gesammten Leuchtölfraction (bis 300°)
zurückbleiben, betragen rund 70 Proc. vom Gewicht des Rohöles und zeigten in
ungereinigtem Zustand folgende Eigenschaften:
Spec. Gew.
Viscositätsgrad(Wasser =1)
bei 50°
100°
150°
––––
––––
–––
0,923
tropft
langsam
2,3
1,5
Bei 0° nehmen die rohen Residuen Schmalzconsistenz an und behalten diese bis etwa
10°, von wo ab allmählicher Uebergang in Butterconsistenz erfolgt. Für viele Zwecke,
wo ein leichtes Reinigen der Schmiervorrichtungen möglich ist, lassen sich nach
diesen Eigenschaften die Residuen der Oelheimer Leuchtöldestillation direkt als
Schmiermittel verwerthen. Nur die etwas zu dicke Consistenz bei gewöhnlicher
Temperatur und noch bei 50° steht hinderlich im Wege. Die Farbe ist dunkelbraun,
doch ist beim Verlaufen auf einer Glasplatte bei durchfallendem Licht zu erkennen,
daſs keine festen Asphalttheilchen darin suspendirt sind, auch lösen sie sich klar
in Petroleumäther auf.
Die Rückstände, welche nach Uebertreiben der Hälfte des
Leuchtöles hinterbleiben. Solche Rückstände werden aus manchen
ausländischen schweren Erdölen behufs Gewinnung eines leichten Brennöles und so
dünnflüssiger Residuen gewonnen, daſs letztere den Anforderungen guter
Maschinenschmieröle entsprechen. Man treibt das Brennöl dabei meist mit Dampf ab
(Apparat S. 41). Die Ausbeute beträgt alsdann rund 85 Proc. Residuen und 14 Proc.
Brennöl; erstere besitzen die folgenden Eigenschaften:
Spec. Gew.
Viscosität (Wasser = 1)
Entflamm.-pkt.
Entzünd.-pkt.
bei 100°
150°
0,917
2,6
1,5
132°
168°
Auch dieses Oel flieſst bei 50° nicht mehr genügend, um auf Viscosität geprüft zu
werden und es ist wider Erwarten selbst bei 150° die Viscosität etwas gröſser als
bei ersteren Rückständen 80 gegen 77 Secunden, was sich bei Umrechnung auf Wasser in
der ersten Decimale nicht mehr markirt, daher bei beiden 1,5. Noch gröſser ist der
Unterschied bei 100° (2,6 gegen 2,3, Wasser = 1). Diese auffallende Erscheinung,
daſs die Rückstände, aus welchen nur die Hälfte Leuchtöl abdestillirt ist,
dickflüssiger sind, als diejenigen, welche keine Theile der Leuchtölfraction mehr
enthalten, erklärt sich nur dadurch, daſs im ersteren Falle (Abdestilliren der
Hälfte Leuchtöl) mit Wasserdampf gearbeitet wurde und daſs dabei
Dissociationserscheinungen, die wahrscheinlich schon beim Erhitzen auf freiem Feuer
bis 300° auftreten, in Wegfall kommen, das Oel also seine ursprüngliche Consistenz
mehr erhält.
b) Die bloſs chemisch gereinigten Rückstände (nicht destillirt) zeichnen sich im
Allgemeinen vor den rohen Rückständen durch die Abwesenheit der asphaltartigen
Beimischungen, die den Schmierwerth beeinträchtigen, aus. Obgleich gerade die
Oelheimer Oele nur wenig Asphalttheile enthalten, glaubte Engler doch in Rücksicht auf die Verbesserung des äuſseren Aussehens eine
solche Reinigung vornehmen zu sollen. Es wurde in der schon beschriebenen Weise mit
Schwefelsäure (davon wurden hier 10 Proc. genommen) und Natronlauge gewaschen,
zuletzt getrocknet. Das Product erscheint beim Verlaufen auf der Glasplatte etwas
heller, immer aber noch stark braun gefärbt und ergab:
Spec. Gew.
Viscosität (Wasser = 1)
Entflamm.-pkt.
Entzünd.-pkt.
50°
100°
150°
0,921
27,8
2,8
1,5
163°
192°
Specifisches Gewicht und Viscosität haben sich sonach nicht nennenswerth verändert.
Es liegt ein dickes für ganz schwere Maschinen und in der Wärme noch sehr
brauchbares Schmiermaterial vor. Für Cylinder ist der Entflammungspunkt zwar etwas
niedrig, doch läſst er sich durch das sogen. Dämpfen des Oeles leicht erhöhen. Die
Farbe ist etwas heller geworden. Bei 0° ist es ebenfalls von Schmalzconsistenz und
wird erst bei – 20° butterartig. Der Verlust bei der chemischen Reinigung betrug im
vorliegenden Falle 29 Proc. vom Gewicht der Rückstände. Doch arbeitet man im
Groſsbetrieb mit erheblich geringerem Verlust.
Wenn man noch mehr Schwefelsäure anwendet oder mit Knochenkohle entfärbt, so läſst
sich auch der nicht destillirte Rückstand in beliebig heller Farbe herstellen, doch
erhöhen sich dabei die Herstellungskosten dermaſsen, daſs die Arbeit kaum mehr
lohnend sein kann.
Der Koksrückstand, der bei allen Darstellungen
destillirter Schmieröle aus den Erdölresiduen hinterbleibt, kann verbrannt werden,
falls er nicht noch in so plastischem Zustand zu erhalten ist, daſs man ihn wie das
Steinkohlentheerpech als Bindemittel bei Herstellung von Briquettes oder für
künstlichen Asphalt verwenden kann. Er stellt, falls man mit Dampf destillirt, eine
schwarze pechartige Masse dar- anderenfalls nimmt er eine blasig-poröse
Beschaffenheit an.
Die Verarbeitung der Pechelbronner Rückstände.
Es können hierbei nur die Rückstände der Springquellenöle in Betracht kommen, denn
das Schachtöl ist schon so dick, daſs es nicht auf Leuchtöl verarbeitet werden kann
und an und für sich schon eine Art von Residuum darstellt. Die Verarbeitung dieses
dicken Oeles soll im Anschlusse an die Beschreibung der Versuche mit den
Pechelbronner Leuchtöl-Residuen besprochen werden.
1) Versuch der Gewinnung dickflüssiger Oele und von Paraffin
aus den Pechelbronner Leuchtöl-Residuen. Wenn man die Residuen, welche nach
Abtreiben des Leuchtöles bis auf 300° hinterbleiben, in gleicher Weise, wie dies bei
den Oelheimer Residuen durchgeführt wurde, einer Destillation mit überhitztem
Wasserdampf und unter Anwendung des kurzen Separationskühlers unterwirft, so
resultiren zwar auch drei sehr dicke, geruchlose Oelfractionen, dieselben werden
jedoch in Folge hohen Paraffingehaltes schon bei gewöhnlicher Temperatur talgartig
und sind bei 0° völlig fest. Da sich eine Ausscheidung des Paraffins aus den
Einzelfractionen aus praktischen Rücksichten nicht empfiehlt, so wurde eine
Gesammtdestillation der Rückstände mit Unterstützung von Wasserdampf ausgeführt und
dabei nur der leichtest siedende Theil beseitigt. Er kann als Gasöl verwendet
werden, auch kann man noch einen Theil Solaröl daraus gewinnen. Das nach diesem Vorlauf
übergehende schwere Oel scheidet bei schwacher Abkühlung (in der Winterkälte von
selbst) Paraffin aus, welches sich wegen seiner schmierigen Beschaffenheit nur
schwer durch gewöhnliche Filtration, leichter mittels Filterpresse von dem Oel
scheiden läſst. Das von dem Rohparaffin abgepreſste Oel kann als gewöhnliches
Schmieröl oder als Gasöl direkt verwerthet werden, seiner Verwerthung dagegen als
Schmieröl zu guten Preisen steht der Gehalt an weichen Paraffinen hinderlich im
Wege. Die Beseitigung dieser Weichparaffine aus dem an und für sich dicken Oele
durch Abkühlen und Abpressen bietet zu groſse Schwierigkeiten und ist zu theuer,
insbesondere weil durch das zu gewinnende sehr weiche Paraffin eine Compensation
nicht geboten wird. Selbst die Verarbeitung des aus dem Rohdestillat zuerst
ausgeschiedenen härteren Paraffins hat sich in Rücksicht auf die geringe Menge
desselben und die Geringwerthigkeit des nebenbei gewonnenen Schmieröles nicht
rentirt. Die Schwierigkeit liegt immer an der Unterbringung des Schmieröles, an
welches bei den jetzt im Handel zu billigen Preisen zu habenden vorzüglichen
kaukasischen Schmierölen so hohe Anforderungen in Bezug auf Viscosität und
Kältebeständigkeit gestellt werden, daſs solchen ohne unverhältniſsmäſsige Umstände
und Kosten bei dem Pechelbronner Oele nicht entsprochen werden kann. Immerhin
erschien mir eine Bearbeitung dieser Frage in Rücksicht auf zu gewinnendes Paraffin
von Interesse zu sein, da sich bei hohen Paraffinpreisen eine Gewinnung desselben
vielleicht doch lohnen könnte.
Die Ausbeute an Rohparaffin beträgt etwa 2 Proc. vom Gewicht des Rohöles. Es ist von
schmieriger Beschaffenheit, kann aber nach folgender Methode auf ein reines
Hartparaffin umgearbeitet werden. Man schmilzt es unter Erwärmung mit 10 bis 15
Proc. Benzin zusammen, filtrirt auf einem Warmwasserbad-Filter von den beigemischten
kohligen Ausscheidungen ab und gieſst das Filtrat auf kaltes Wasser. Es erstarrt
hier zu einem Kuchen, den man gut auspreſst. Dieses einmal umkrystallisirte Paraffin
wird noch zweimal in gleicher Weise behandelt, nur daſs man das Schmelzgemisch von
Paraffin mit 10 Proc. Benzin vor dem Aufguſs auf kaltes Wasser nicht mehr zu
filtriren braucht. Nach der dritten Pressung erfolgt ein nur noch gelblich gefärbtes
Product, aus dem man den Rest des Benzins durch Hindurchleiten von gespanntem
Wasserdampf abtreibt. Man trennt das geschmolzene Paraffin von dem heiſsen
Condensationswasser und behandelt es in geschmolzenem Zustande mit etwa 5 Proc.
Thierkohle oder Entfärbungspulver (aus Blutlaugensalz-Fabriken), worauf noch durch
Papier filtrirt werden muſs, um das Paraffin nach Erkalten in schön weiſsem Zustande
zu erhalten. Aus den Preſsölen kann man nach Uebertreiben der flüchtigeren Oele
(auch des Benzins), bis die Destillate beim Abkühlen zu erstarren beginnen, nochmals
Rohparaffin übertreiben und dieses in gleicher Weise auf ein geringeres Quantum
fertiges Paraffin verarbeiten. Letzteres besitzt den Schmelzpunkt 57°.
Das nach beschriebener Methode aus dem Pechelbronner Rohparaffin erhaltene
Hartparaffin (I. Product) besitzt den Schmelzpunkt 58° (Methode der sächsischen
Fabrikanten durch Erstarrung eines Tropfens geschmolzenen Paraffins auf Wasser und
Bestimmung der Temperatur des Wassers im Moment des Erstarrens).
Aus 1200g Rohparaffin wurden 279g Hartparaffin erhalten, was einer Ausbeute von
23,3 Proc. gleichkommt. Im Groſsbetrieb würde sich jedoch die Ausbeute durch weitere
Verarbeitung der Preſsöle des zweiten Productes, auch durch im Uebrigen günstigeres
Arbeiten, ohne Zweifel gegen 30 Proc. stellen. Auf das Rohöl berechnet, beträgt dies
etwa ⅔ Proc.
2) Darstellung von dünnflüssigen Schmierölen aus den
Pechelbronner Residuen. Um zu prüfen, ob vielleicht eine Destillation auf
dünnere Schmieröle zu besseren Resultaten führt, als die Arbeit auf dicke Oele,
wurden im gleichen Apparat, jedoch unter Einschaltung des gröſseren
Separationskühlers, Residuen der Destillation mit überhitztem Wasserdampf
unterworfen. Dabei resultirten:
Spec. Gew.
100 Th. Residuenergaben
auf 100 Th. Rohölberechnet
Schmieröl
A
0,909
43,5
33,9
„
B
0,900
18,8
14,7
„
C
0,871
6,3
4,9
„
D
(„Mischöl“)
7,6
5,9
Koks und Verlust
–
23,8
18,6
Nach Vornahme der chemischen Reinigung in schon mehrfach beschriebener Weise mit
Schwefelsäure und Natronlauge zeigten die drei ersteren Oele das folgende
Verhalten:
Viscositätsgrad
Sp. Gew.
Entfl.-pkt.
Entz.-pkt.
Wasser = 1
Repsöl = 1
bei 20°
50°
100°
150°
20°
50°
100°
150°
Schmieröl
A
0,905
165°
202°
–
3,1
1,5
1,25
–
0,7
0,8
0,9
„
B
0,894
139°
170°
7,6
3,6
1,3
–
0,58
0,8
0,7
–
„
C
0,866
90°
124°
2,5
1,5
–
–
0,2
0,33
–
–
Die Destillationsprobe ergab mit je 100cc Oel:
Beginn desSiedens
200 bis 250°
250 bis 300°
300 bis 320°
über 320°
cc
g
cc
g
cc
g
cc
g
Schmieröl
A
300
–
–
–
–
11
8,5
85
82,5
„
B
274
–
–
11,5
8,5
4
3,4
81
69,8
„
C
204
18,5
14,4
21,5
17,2
7
5,2
51
44,8.
Die Oele sind durchweg von heller Farbe (je leichter, desto heller), durchsichtig,
doch leider auch wenig kältebeständig, so daſs sie schon über 0° schmalz- bis
butterartig erstarren. Sie können also auch in diesem Zustande der Verdünnung mit
den im Handel zur Verfügung stehenden billigen dünnen Mineralölen nicht in
Concurrenz treten, müssen zum mindesten zu sehr reducirten Preisen abgegeben werden.
– Das oben aufgeführte „Schmieröl“ D kann theilweise auf Solaröl, theilweise
auf Gasöl verarbeitet werden.
Nach diesen Resultaten läſst sich eine lucrative Verwerthung für die aus den
Pechelbronner Springquellenölen erhaltenen Residuen nicht auffinden. Es bleibt nur
übrig, dieselben entweder durch Ueberdruckdestillation in leichte Brennöle
umzuwandeln, oder aber sie direkt als Gasöl oder ganz billiges Schmiermaterial zu
verkaufen, oder endlich sie als Heizmaterial zu benutzen. Wohl läſst sich durch
Abtreiben der noch vorhandenen leichten Oele aus dem Gesammtdestillat ein Rückstand
erhalten, welcher durch Bleichen mit Schwefelsäure in Vaselin umgewandelt werden
kann. Der Verbrauch an solchem ist aber nicht bedeutend genug, um davon groſse
Massen unterbringen zu können, besonders da auch noch die deutsche Pharmacopöe die
Anwendung eines durch Mischen von Vaselinöl mit Ceresin bereiteten Vaselines
vorschreibt.
3) Darstellung von Schmieröl aus Pechelbronner Residuen ohne
Destillation, a) Die direkte Anwendung der Residuen als Schmiermittel ist
in Folge des hohen Asphaltgehaltes nur für ganz gewöhnliche Zwecke und zu sehr
billigen Preisen denkbar. Ein Vergleich der Menge des Koksrückstandes, welchen
Residuen verschiedener Abstammung hinterlassen und der einen Anhaltspunkt für die
Menge des den Rohölen beigemischten Asphaltes abgibt, läſst dies sofort erkennen. In
kleinem Glaskölbchen, in dessen kurzen Hals ein Entbindungsröhrchen zur Fortführung
der Oeldämpfe, aber auch zur Abhaltung der Luft eingeschliffen war, der trockenen
Destillation bis zum Glühen des Rückstandes unterworfen, wurden mit Residuen
verschiedener Rohöle die folgenden Koksmengen in Gew.-Proc. erhalten:
Brennöl-Residuen aus Rohöl
von
Pechelbronn
Oelheim
Baku
Pennsylvanien
7 bis 9,5
4,5 bis 5,5
2 bis 2,5
1 bis 1,25
Hiernach sind die Pechelbronner Residuen zur direkten Verwendung als Schmiermittel
die geringwerthigsten, was auch den damit gemachten Erfahrungen entspricht.
Die hohe Viscosität, welche diese Residuen auch noch in höherer Temperatur aufweisen
(4,0 bei 100 und 1,9 bei 150), rührt mit von dem hohen Asphaltgehalt her und ist
deshalb bedeutungslos. Das specifische Gewicht derselben beträgt 0,954, der
Entflammungspunkt 151°, der Entzündungspunkt 199°, erreicht also trotz ungemein
dicker Consistenz nicht denjenigen guter Cylinderöle. Bei gewöhnlicher Temperatur,
noch über 10°, sind dieselben so fest, daſs sie nicht flieſsen, dunkel gefärbt und
lassen in dünner Schicht schwarze Suspensionen (Asphalt, Kohle) erkennen.
b) Die chemisch gereingten (nicht destillirten) Rückstände zeigen durch die bei der
Behandlung mit Schwefelsäure stattfindende Abscheidung des Asphaltes weit bessere
Eigenschaften. Das specifische Gewicht geht bei dieser Raffination von 0,954 auf
0,922 zurück; das Product ist noch unter der mittleren Zimmertemperatur flüssig, bis
10° schmalzartig und nimmt erst unterhalb 15° allmählich feste Form an. Auch sind die schwarzen
Suspensionen verschwunden, und das Material ist zwar noch stark braun gefärbt, doch
in dünner Schicht durchsichtig. Seine Viscosität beträgt bei 50° = 11,7, bei 100° =
2,2 (Wasser = 1).
c) Destillirt man nur die Hälfte des Leuchtöles mit Wasserdampf fort, so hinterbleibt
ein Rückstand, dessen direkter Verwendung als Schmieröl auch wieder der
Asphaltgehalt im Wege steht. Chemisch gereinigt qualificirt er sich jedoch weit
besser für Schmierzwecke, wie die folgenden Eigenschaften zeigen:
Spec. Gew.
ViscositätWasser = 1
Entflammungs-punkt
Entzündungs-punkt
100°
150°
0,927
2,8
1,5
136°
161°
Bei 0° besitzt dieses Material Butterconsistenz, desgleichen noch bei – 50, bei – 10°
ist es talgartig erstarrt. Für Zwecke der Verwendung bei höherer Temperatur dürfte
sich ein weiteres Abdämpfen der leichteren Oeltheile behufs Erhöhung des
Entflammungspunktes empfehlen.
Nach diesen Resultaten zu urtheilen, lassen sich die Pechelbronner
Springquellenöl-Residuen noch am besten zu Schmierölen umarbeiten durch bloſse
chemische Reinigung, also ohne Destillation. Die Destillation bedingt immer die
Bildung sehr paraffinreicher Oele, die schon bei 0° fest sind, während die bloſs
chemisch gereinigten Rückstände ihre flüssige Consistenz beim Abkühlen weit besser
beibehalten. Nur der Aufwand an Schwefelsäure, von der wegen des hohen
Asphaltgehaltes mindestens 10 Proc. nothwendig sind, ist ein groſser, und es ist
eine Frage der jeweiligen Preise der Säure und der Schmieröle, ob sich bloſse
chemische Reinigung der Residuen behufs Gewinnung von Schmieröl rentirt oder nicht.
Anderenfalls bleibt die Verwendung als Gasöl und als Heizmaterial. In guten Brennern
mit Dampf zerstäubt, brennen die Erdölrückstände mit einem Heizeffect gleich dem
Doppelten der Steinkohle, im Allgemeinen mit 12 bis 15facher Verdampfung von Wasser.
Daſs an eine Verarbeitung der Rückstände durch trockene Destillation auf aromatische
Rohstoffe für Farbenfabrikation bei den heutigen Preisen des Steinkohlentheeres und
seiner Producte nicht zu denken ist, wurde schon weiter oben ausgeführt.
Was in Bezug auf die Verarbeitung der Pechelbronner Rückstände gesagt wurde, gilt
auch für diejenigen des Erdöles von Ohlungen und von Biblisheim. Die Ohlunger
Residuen enthalten vielleicht etwas mehr Paraffin. Da aber auch bei Ausscheidung des
letzteren – und sie müſste dann nur mit Zuhilfenahme einer Eismaschine geschehen –
immer geringwerthige Schmieröle entstehen, so ist es sehr zweifelhaft, ob sich eine
Verarbeitung auf Paraffin lohnt.
C. Das Pechelbronner Grubenöl.
Dieses Oel wird in Pechelbronn noch heute in bedeutender Menge (1886: 1700000k) durch Schachtbetrieb gefördert. Es ist von
dunkelbraunschwarzer Farbe, sehr dickflüssig und sein specifisches Gewicht schwankt zwischen 0,95 und
0,96, steigt ausnahmsweise auch auf 0,97. Da es erst über 200° siedet, so ist an
eine Verarbeitung auf Leuchtöl nicht zu denken. Dagegen ist dasselbe sowohl schon an
sich ein vorzügliches Schmiermaterial für gewöhnliche, weniger feine Maschinen, als
auch stellt es insbesondere ein Rohmaterial zur Darstellung ganz ausgezeichneter
raffinirter Schmieröle dar.
Bei der Destillation mit überhitztem Wasserdampf liefert dasselbe im Mittel die
folgenden Rohproducte:
Paraffin haltiges Oel
10 bis 12
Vol.-Proc.
Dickes Schmieröl
51
„
Dünnes Schmieröl
10
„
Gasöl
2
„
Koks-Rückstand und Verlust
25 bis 27
„
Das Paraffin haltige schwarze Oel kann man durch Filtration von der Paraffinschmiere,
deren Aufarbeitung sich jedoch nicht lohnt, trennen und als gewöhnliches Schmieröl
(Wagenschmiere u.s.w.) verkaufen. Das zweitschwerste dicke Oel behandelt man zur
Gewinnung eines Maschinenschmieröles mit Schwefelsäure und Natronlauge in schon
mehrfach beschriebener Weise, und wenn man dabei genügende Mengen Schwefelsäure (20
Proc.) anwendet, resultirt ein helles, dickes Maschinenschmieröl Nr. I von
vorzüglicher Qualität. Auf dieselbe Weise erhält man aus dem dünneren Destillat ein
leichtes Maschinenöl Nr. III, doch reichen dabei 5 Proc. Schwefelsäure aus.
Die Verluste, die bei der chemischen Reinigung eintreten, betragen bei Oel Nr. I 20
Proc., bei Oel Nr. III nur 5 bis 10 Proc. Nimmt man zur Reinigung weniger
Schwefelsäure, so ist auch der Verlust ein geringerer, nur das Oel dunkler. Durch
Vermischung von Nr. I und III kann man sich ein Oel von mittlerer Consistenz,
Schmieröl Nr. II, herstellen. Es folgt hieraus, daſs das Pechelbronner Schachtöl aus
einer Mischung sehr schweren dicken Oeles mit wenig leichtem besteht. Ganz leichtes,
für Brennöl geeignetes Destillat wird überhaupt nicht erhalten, bloſs ein ganz
geringes Quantum (2 Proc.) Gasöl. Selbstverständlich kann man durch anders geleitete
Separation der Dämpfe auch Producte anderer Consistenz erzeugen.
Die oben erwähnten Schmieröle besitzen folgende Eigenschaften:
Viscositätsgrad
Spec. Gew.
Wasser = 1
Rüböl = 1
20°
50°
100°
150°
20°
50°
100°
150°
Schmieröl
I
0,920
26,6
6,7
1,7
1,2
2,0
1,5
0,9
0,8
„
II
0,905
7,3
2,7
1,4
1,2
0,6
0,6
0,7
0,8
„
III
0,891
2,2
1,6
1,2
1,0
0,2
0,5
0,6
0,7
Bei Abkühlung auf 0° nimmt Oel Nr. I schmalzartige Consistenz an, welch letztere erst
bei – 20° in Butterconsistenz übergeht; talgartige Festigkeit wurde durch stärkstes
Abkühlen nicht erreicht. Noch kältebeständiger ist Oel Nr. III, welches noch bei –
15° dickflüssig ist und erst bei – 20° Schmalzconsistenz annimmt. Sowohl in Bezug
auf Viscosität, als auch
auf Kältebeständigkeit liegen hiernach in den Schmierölen aus Pechelbronner
Schachtöl ganz ausgezeichnete Marken vor. Selbstverständlich kann Nr. III nur als
Spindelöl, als Verdünnungsöl für Nr. I oder andere dicke Oele benutzt werden.
Mit dem Pechelbronner Schachtöl nahe verwandt ist in Bezug auf Qualification für
Schmierzwecke das neuerdings bei Wietze erbohrte Erdöl. Nach Vorversuchen liefern
die Rückstände Schmieröle ganz vorzüglicher Qualität.
D. Verarbeitung der Rückstände durch
Ueberdruckdestillation auf leichte Oele. (Brennöle u.s.w.).Vgl. die Anmerkung auf S. 597 Bd. 267.
Bei der Thatsache, daſs der Schwerpunkt der Verwerthung der meisten deutschen Erdöle
in Folge ihres geringen Leuchtölgehaltes auf eine geeignete Aufarbeitung der
Rückstände gelegt werden muſs und da ferner der Verwerthung derselben als Schmieröl
theils ihre eigene chemische Natur, theils aber auch die immer mächtiger auftretende
Concurrenz der vorzüglichen kaukasischen Schmieröle hinderlich im Wege stehen, muſs
an eine anderweitige lucrative Verwerthung derselben gedacht werden. Als solche
bietet sich in neuester Zeit die Destillation derselben unter Ueberdruck nach dem
Patent von Dr. Krey.1887 264 336.
Bei Destillation der Residuen unter Ueberdruck müssen sich im Wesentlichen dieselben
Producte bilden, wie bei einer trockenen Destillation bei ganz mäſsiger Temperatur.
In letzterer Beziehung sind schon seit Jahren Versuche, jedoch ohne praktisches
Ergebniſs, im Gange gewesen. So hat Vohl 1865 schon
nachgewiesen, daſs sich beim Durchleiten der Dämpfe von schweren Oelen aus
Bogheadkohle, Torf, Erdöl u.s.w. durch auf 500 bis 550° erhitzte Röhren leichte, auf
Brennöl zu verarbeitende Oele bilden. Leider nur stellte sich das Verfahren als zu
theuer heraus, und von bleibendem Interesse bei Vohl's
Untersuchungen ist nur der Nachweis, daſs in den von ihm dargestellten Oelen
(Fraction 200°) die Kohlenwasserstoffe C13H28, C14H30, C15H32 enthalten sind. Aehnliches hat Hayes bei amerikanischem Erdöl beobachtet und Willard (daselbst) hat auf Grund dieser Beobachtungen
einen Apparat construirt, um die schweren Mineralöle unter Druckvermehrung bei
höherer Temperatur zu destilliren. Die Genannten legten aber jeweils das
Hauptgewicht auf die Erhöhung der Temperatur.
Ein völlig neues Prinzip hält Krey bei seinen Versuchen
fest. Derselbe hat beobachtet, daſs bei Destillation der schweren Mineralöle unter
Druck wieder leichte Oele entstehen, und daſs man durch Variation des Druckes es
völlig in der Hand hat, leichte Oele von beliebiger Beschaffenheit herzustellen.
Dr. Krey hat in seinem Apparat einige Partien von
Residuen aus Oelheimer
und aus Pechelbronner Rohöl der Druckdestillation unterworfen, dabei resultirten
unter einem Druck von 2 bis 5at:
Aus Residuen
Gew.-Proc.Rohdestillat
Spec. Gew.
Koks-Rückstand
Gasverlust
von Oelheim
75
0,800
17
8
von Pechelbronn
60
0,785
31
9
wozu bemerkt werden muſs, daſs die in der Destillirblase
zurückgebliebenen Koksrückstände der Oelheimer Residuen vollständig verkohlt,
diejenigen der Pechelbronner dagegen bloſs asphaltartig erschienen, so daſs die
Ausbeute aus letzteren durch Fortsetzung der Destillation noch etwas hätte
gesteigert werden können.
Eine mit 100cc, also mit 80 (Oelheim) bezieh. 78g,0 (Pechelbronn), nach früher beschriebener
Methode durchgeführte fractionirte Destillation ergab die folgenden Resultate:
Ueberdruckölaus Residuenvon
BeginndesSied.
bis 100°
100–150°
150–200°
200–250°
250–300°
über 300°
cc
g
cc
g
cc
g
cc
g
cc
g
cc
g
Oelheim
45°
11,3
8
14
10,4
22,7
17,8
24,7
20,3
13,7
11,7
13,6
11,8
Pechelbronn
45°
11,0
7,4
19
14,7
23
17,7
28,3
23,3
11,3
9,8
7,4
5,6
Im Ganzen enthielten dieselben in den drei Hauptfractionen:
unter 15°
150 bis 300°
über 300°
V.-Proc.
G.-Proc.
V.-Proc
G.-Proc.
V.-Proc.
G.-Proc.
Ueberdrucköl
von
Oelheim
25,3
23
61,1
62,3
13,6
14,7
„
„
Pechelbronn
30
28,2
62,6
64,7
7,4
6,1
In dem nach oben beschriebener Methode erhaltenen Producte liegt sonach ein Gemisch
von leichten Essenzen mit sehr viel Brennöl und nur wenig Schwerölen vor.
Die zur Verfügung stehende Menge war nicht ausreichend, um durch fractionirte
Destillation einzelne Kohlenwasserstoffe zu isoliren; um jedoch einen Anhaltspunkt
für Beantwortung der Frage zu gewinnen, ob das Ueberdruckdestillat vorwiegend aus
ungesättigten (CnHn,
aromatischen) Kohlenwasserstoffen bestehe, wurden je drei Hauptfractionen desselben
dreimal hinter einander, das erste Mal kalt, die beiden folgenden Male bei 40°, mit
je drei Volumen englischer Schwefelsäure durchgeschüttelt, welche 20 Proc. rauchende
Säure enthielt. Es ergab sich dabei eine Abnahme der Oelschicht, ausgedrückt in
Vol.-Proc., von:
Fraction:
Druckdestillat von
100 bis 150°
150 bis 200
200 bis 250°
Oelheimer Residuen
27
40
40
Pechelbronner „
25
37
38
Da bei dem letzten Behandeln mit Schwefelsäure eine nennenswerthe Abnahme nicht mehr
stattfand, dürfen die Differenzen gegen 100 als gesättigte Kohlenwasserstoffe,
theilweise vielleicht auch als Hexahydrüre, angesprochen werden, und es bestehen
demnach auch die Ueberdrucköle der Hauptsache nach aus solchen. Hiermit stimmt auch
das geringe specifische Gewicht dieser Oele, wenigstens der niedriger siedenden
Fractionen überein. Es wurden die folgenden specifischen Gewichte (bei 16°)
gefunden:
aus Residuen
Fractionunter 100°
100 bis 150°
150 bis 200°
200 bis 250°
250 bis 300°
Oelheim
0,6965
0,7460
0,7865
0,8315
0,8590
Pechelbronn
0,6970
0,7535
0,7805
0,8250
0,8570
Auffallend bei diesen Resultaten ist die groſse Differenz der specifischen Gewichte
der am niedrigsten und am höchsten siedenden Fractionen. Worauf dies zurückzuführen
ist, kann erst die weitere chemische Untersuchung dieser Oele lehren.
Um die Ueberdrucköle auf ihren Werth als Leuchtmaterial zu prüfen, ist zunächst der
Entflammungspunkt des gesammten unter 300° siedenden Destillates ermittelt worden
und da dieser zu niedrig, erheblich unter 21°, ausfiel, wurden die unter 125°
siedenden Oele aus der „Leuchtölfraction“ (alles unter 300° siedende)
abdestillirt. Der dadurch bedingte Verlust beträgt etwa die Hälfte der unter 150°
siedenden Theile, so daſs die Leuchtölausbeute bei beiden Ueberdruckölen rund 75
Proc. beträgt. Die derart durch Destillation gewonnenen und alsdann chemisch
gereinigten Brennöle zeigen die Entflammungspunkte 22,5° (aus Oelheimer Residuen)
und 26,5 (aus Pechelbronner Residuen). Je nach Ausfall der photometrischen Prüfung
dürfte übrigens auch noch ein kleiner über 300° siedender Theil des Oeles mit zu dem
Brennöl genommen werden können. Selbstverständlich lassen sich auch die als
Nebenproduct gewonnenen, unter 125° siedenden leichten Essenzen als Ligroin, Benzin,
Petroleumäther sehr gut verwerthen, und der Rückstand dient als Brennmaterial.
Ein auf gleiche Weise aus Residuen von Baku unter einem Druck von 4at dargestelltes Ueberdrucköl ergab in
Gewichtsprocenten:
Ausbeute
Spec. Gewicht
Koksrest
Gasverlust
76
0,836
14
10
Das Rohdestillat lieferte nach chemischer Reinigung mit Schwefelsäure und Natronlauge
durch Destillation ein Brennöl mit
Ausbeute
Spec. Gewicht
Entflammungspunkt
61 Gew.-Proc.
0,818
34°
Dieses Brennöl war, ebenso wie die aus Residuen von Oelheim und Pechelbronn,
wasserklar und leichtbeweglich und ergab bei fractionirter Destillation von 100°
nach bisheriger Methode die folgenden Hauptfractionen in Vol.-Proc:
bis 150°
150 bis 200°
200 bis 250°
250 bis 285°
Rest
12
38
39
8
3
Es liegt also auch hier ein, seinen Fractionstheilen nach, recht gutes Brennöl vor.
Inwieweit es bei praktischem Gebrauch diesen Erwartungen entspricht, muſs die
photometrische Prüfung ergeben, doch ist an einem günstigen Resultat kaum zu
zweifeln.
In dieser von Krey angebahnten Verarbeitungsweise liegt
eine für die Verwerthung unserer meist sehr schweren deutschen Erdöle und
insbesondere derjenigen Residuen, die sich für Umarbeitung auf Schmieröl nicht
eignen, wie z.B. fast sämmtliche elsässische, wohl zu beachtende Neuerung.