Titel: | Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. |
Autor: | C. Engler |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 555 |
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Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C.
Engler.
(Fortsetzung des Berichtes S. 506 d. Bd. †) )
Engler, über die deutschen Erdöle.
Die Elemente des Erdöles.
Ein reichhaltiges Material über den Gehalt der verschiedenen rohen Erdöle an
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff verdanken wir den Untersuchungen St. Claire-Deville's.1) Die Resultate, so weit sie sich
auf deutsche Rohöle beziehen, sind die folgenden:
Spec. Gew.bei 0°
Procentische Zusammensetzung
C
H
O
Pechelbronn (Elsaſs) I*)
0,968
85,6
9,6
4,6
Pechelbronn II
0,892
85,7
12,0
2,3
Schwabweiler (Elsaſs) I
0,861
86,2
13,3
0,5
Schwabweiler II
0,829
79,5
13,6
6,9
Oedesse (Hannover)
0,892
80,4
12,8
6,9
Wietze (Hannover)
0,955
86,2
11,4
2,4
Oberg (Hannover)
0,944
84,4
11,5
4,1.
Weitere Analysen von deutschen und ausländischen Erdölen sind ausgeführt von Boussingault2) ,
Markownikoff und Ogloblin3) und Krämer.4)
Krämer zieht aus seinen Analysen den Schluſs, daſs in
gleichwerthigen Erdölfractionen ein erheblicher Unterschied in Bezug auf
procentische Zusammensetzung nicht existirt.
Von besonderem Interesse wäre im Hinblick auf die Entstehungsweise des Erdöles sein
Sauerstoffgehalt, wenn man noch unterscheiden
könnte, welcher davon ursprünglich in dem Oele vorhanden war und welcher
nachträglich hinzukam. Indessen darf angenommen werden, daſs die mehrfach bemerkten
aromatischen Sauerstoffverbindungen, so insbesondere die Phenole, die sich sonst
unter gewöhnlichen Umständen durch Oxydation mit Luft nicht bilden, schon in dem
ursprünglichen Oele, also bei dessen Bildung anwesend waren, während aus Analogie zu
schlieſsen ist, daſs sich die harzartigen und asphaltartigen Stoffe durch
Luftoxydation nachträglich erst gebildet haben. Während an den erstgenannten
Sauerstoff Verbindungen bis jetzt immer nur äuſserst geringe Mengen beobachtet sind,
zeigen die verschiedenen Rohöle sehr wechselnde Mengen von letzteren; offenbar um so
mehr, je stärker und länger die Luft eingewirkt hat.
Als höchsten Sauerstoffgehalt findet man in der Literatur 6,9 Proc., welche St. Claire-Deville (vgl. die vorstehende Tabelle) in
einem Erdöl von Schwabweiler und von Oedesse nachgewiesen hat. Daſs aber in der That
dieser Sauerstoffgehalt immer noch mehr in die Höhe geht in dem Maſse, als weitere
Lufteinwirkung stattfindet, zeigen die Analysen Boussingault's5) ,
welche bei einem Bitumen des todten Meeres 11,54 Proc., bei einem solchen aus der
Provinz Antiochia sogar 21,57 Proc. Sauerstoff ergeben haben.
Von höherem wissenschaftlichen Interesse ist aber der Befund Markownikoff's6) , wonach eine zwischen 220 und 230° siedende Fraction
russischen Erdöles 5,25 Proc. Sauerstoff enthielt. Denn wenn auch zugegeben werden
muſs, daſs aus den durch Oxydation ursprünglicher Kohlenwasserstoffe gebildeten
harzartigen Stoffen wieder ein Theil des Sauerstoffes in Gestalt von flüchtigen
organischen Sauerstoffverbindungen mit überdestilliren konnte, ja daſs sich solche
flüchtige Sauerstoff haltige Verbindungen bei der Oxydation mit Luft direkt gebildet
haben können, so wird doch die Feststellung der chemischen Natur dieser Stoffe
sicherere Anhaltspunkte für die Beantwortung der Frage, ob der Sauerstoff von Anfang
an in dem Oel enthalten war oder nicht, darbieten, als man sie bisher hatte. Es sei
noch erwähnt, daſs nach Versuchen
Krämer's (a. a. O.) nach Behandlung des destillirten
Erdöles mit Natronlauge, der Sauerstoffgehalt desselben nur noch äuſserst gering
ist, wenn überhaupt noch solcher vorhanden ist. Es deutet dies darauf hin, daſs es
sich in den Destillaten nur um saure oder phenolartige Körper handeln kann.
Ueber den Gehalt an Stickstoff finden wir sehr
verschiedene Angaben. Meistens ist ein solcher in den Analysen nicht aufgeführt. Da
aber in den meisten Fällen auch nicht gesagt ist, daſs ausdrücklich auf Stickstoff
geprüft wurde, so mag häufig auf Stickstoff nicht Rücksicht genommen worden sein und
derselbe im Verlust bei dem Sauerstoff figuriren. Jedenfalls ist der Stickstoff von
einer Anzahl zuverlässiger Chemiker in verschiedenen Erdölen constatirt und
theilweise sogar quantitativ bestimmt worden.7) Seine Menge schwankte zwischen 0,02 und 1,1 Proc. in
verschiedenen Oelen. Ueber die chemische Natur der Stickstoffverbindungen fehlen
noch sichere Anhaltspunkte; nicht unwahrscheinlich ist es, daſs Stickstoff haltige
Basen vorhanden sind; auch mag erwähnt sein, daſs Carnegie8) in den
Gasquellen von Pittsburg Krystalle von Ammoniumcarbonat wahrgenommen hat.
Eingehendere Versuche liegen über den Schwefelgehalt der
verschiedenen Erdöle vor.9)
Der höchste Schwefelgehalt wurde von Engler in dem
Erdöle der terra di Lavoro (Italien) mit 1,08 bis 1,30 Proc. nachgewiesen.10) Die Natur der in dem
Erdöl enthaltenen Schwefelverbindungen ist ebenfalls noch nicht ermittelt. Krämer vermuthet thiophenartige Stoffe und einen
Fingerzeig gibt vielleicht auch die Wahrnehmung von Friedel und Crafts11)
, wonach der Schwefelgehalt eines Erdöles durch
Behandlung mit Aluminiumchlorid verschwindet. Endlich sei noch erwähnt, daſs Hager12) in Petroleumäther (wohl
amerikanischen Ursprunges?) erhebliche Mengen Schwefelkohlenstoff nachgewiesen hat.
Ohne Zweifel sind die Schwefel haltigen Stoffe für die Raffination des Erdöles sehr
unbequem, denn während einerseits vollständige Beseitigung derselben mit groſsen
Schwierigkeiten verbunden ist, veranlassen schon äuſserst geringe Mengen davon einen
sehr unangenehmen Geruch der betreffenden Leuchtöle, gröſsere Mengen aber erzeugen beim Brennen das
sehr lästige schwefligsaure Gas.13)
Die in verschiedenen rohen Erdölen nachgewiesenen Aschentheile, worunter auch das Gold nicht fehlt, sind von nur geringerem
Interesse.
Die chemische Natur der Bestandtheile des Erdöles.
Seiner Hauptmasse nach besteht jedes Erdöl aus einer groſsen Zahl von
Kohlenwasserstoffen verschiedenen specifischen Gewichtes und Siedepunktes,
verschiedener Zusammensetzung und Constitution. Schon im ersten Theile dieser
Abhandlung ist darauf hingewiesen worden, daſs die Verschiedenheiten gleichsiedender
Fractionen von Erdölen verschiedener Fundstätten, zum Theil auf innere chemische
Unterschiede der correspondirenden Fractionen zurückgeführt werden müssen. Aber auch
die Kohlenwasserstoffe ein und desselben Oeles können nicht ohne Weiteres als eine
Mischung einfach homologer Kohlenwasserstoffreihen betrachtet werden. Schon das von
Mendelejeff (vgl. S. 508) beobachtete periodische
Steigen und Sinken des specifischen Gewichtes der Fractionen eines und desselben
Oeles mit steigendem Siedepunkt spricht gegen eine solche Annahme, abgesehen davon,
daſs auch schon von einer ganzen Anzahl von Forschern in demselben Rohöle
Kohlenwasserstoffe nicht homologer Reihen neben
einander nachgewiesen worden sind. Soweit bis jetzt die Untersuchungen erschöpfend
durchgeführt wurden, scheint die in einer Erdölsorte vertretene
Kohlenwasserstoffreihe auch in keiner anderen zu fehlen und nur durch ihr relatives
Mengenverhältniſs ist der typische Unterschied der Erdöle verschiedener Abstammung
bedingt.
1) Die Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n + 2. Als
feststehend darf angesehen werden, daſs fast durchweg die niedersiedenden Theile der
Erdöle der Reihe CnH2n +
2 angehören.14)15)
Aber erst durch die Untersuchungen von Pelouze und Cahours16) wurde mit Sicherheit festgestellt, daſs wenigstens die
amerikanischen Erdöle der Hauptsache nach aus Kohlenwasserstoffen der Reihe CnH2n + 2 bestehen.
Nachdem sie zuerst nur das Hexan beschrieben hatten, isolirten und beschrieben sie
13 zwischen C4H10
und C16H34 gelegene
Glieder dieser Reihe. Fast gleichzeitig nahm Schorlemmer17) seine eingehenden Untersuchungen über die Kohlenwasserstoffe
des Erdöles auf und stellte die Verbindungen C5H12, C6H14, C7H16 und C8H18 aus dem pennsylvanischen Erdöl dar. Später wies
derselbe Forscher18) nach, daſs neben den
normalen Kohlenwasserstoffen der Methanreihe auch noch die Isomeren derselben
(Isopentan bis Isooctan) im amerikanischen Erdöle vertreten sind. Warren19) , Beilstein und Kurbatow20) , Lemoine21) , Biel22) u.a. fanden in dem
pennsylvanischen Erdöl ebenfalls die gesättigten normalen und theilweise isomeren
Methan-Homologen. Lemoine konnte in den niedriger
siedenden Antheilen neben den gesättigten Kohlenwasserstoffen (C8H18, C9H20, C10H22) nur 3 Proc.
durch Brom entfernbare Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n nachweisen.
In dem galizischen Erdöl sind die gesättigten Kohlenwasserstoffe CnH2n + 2 (Pentan und
Isopentan, Hexan, Heptan, Nonan und Decan) durch Lachowicz23)
, in dem centralkaukasischen durch Beilstein und Kurbatow24)
, in dem Gele von Buxière la
Grue und von Cordesse durch Joffre25) (C8H18 bis C17H36) aufgefunden worden.
Auch zahlreiche Analysen von Petroleumgasen, nach denen
Sumpfgas und dessen Homologe immer den Hauptbestandtheil darstellen, liegen vor. So
von Fouqué26) über das Gas amerikanischer Quellen, desgleichen von Sadtler27)
, welcher in dem Gase vier westpennsylvanischer Quellen
neben ganz geringen Mengen Aethylen-Kohlenwasserstoffen hauptsächlich Sumpfgas,
Aethan und Wasserstoff findet28) , und endlich in neuester Zeit von Carnegie (Pittsburger Gase).29) Die kaukasischen Naphtagase sind von Bunsen und von Schmidt30) untersucht. Auch diese Gase bestehen vorwiegend
aus Sumpfgas (92,24 bis 97,57 Proc.) und enthalten nur wenig Olefine (0 bis 3,26
bezieh. 4,26 Proc.). Die Gasquellen von St. Barthélemy ergaben nach Raoult31)
einen Gehalt von 98,81, eine Gasquelle bei Apenrade nach A.
Emmerling32) von 92,38 Proc. Sumpfgas.
2) Die Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n- Schon mit den
ersten Untersuchungen über die chemische Natur der in den Erdölen enthaltenen
Kohlenwasserstoffe begann auch die noch heute bestehende Controverse darüber, ob
jene Kohlenwasserstoffe vorwiegend der Reihe CnH2n + 2 oder aber CnH2n angehören.33)
Ueber die Constitution der ungesättigten Kohlenwasserstoffe ist man theilweise noch
im Unklaren. Daſs man es bei den meisten Erdölen nur mit geringen Mengen der
Homologen des Aethylens zu thun hat, steht schon nach dem Verhalten der Erdöle gegen
Brom auſser Zweifel. Die von Le Bel34) in elsässischem Erdöl nachgewiesenen beiden Amylene und
Hexylene sind offenbar nur als Producte trockener Destillation jenes Pechelbronnner
schweren Oeles zu betrachten, also in dem Rohöl nicht schon fertig gebildet
anzunehmen. Beilstein und Kurbatow (a. a. O.), auch Schützenburger und
Jonine35) beweisen, daſs gewisse kaukasische Erdöle
(Baku) die Hydrüre des Benzols und seiner Homologen zu bedeutenden Theilen
enthalten, und daſs diese Hydrüre in kaum einem Erdöl fehlen, wird wiederum von Beilstein und Kurbatow
durch Nachweis derselben im centralkaukasischen36) (Tiflis) und im pennsylvanischen Oele37) wahrscheinlich gemacht. Auch im
galizischen vermuthet Lachowicz38) diese Kohlenwasserstoffe. Jedenfalls aber enthalten die
Bakuöle am meisten, die amerikanischen am wenigsten davon, während nach Lachowicz die galizischen in der Mitte stehen.
Markownikoff und Ogloblin39) nahmen als Hauptbestandtheile der
Leuchtölfraction des Erdöles von Baku nicht die Hydrüre der aromatischen Reihe,
sondern Kohlenwasserstoffe einer neuen Reihe CnH2n an, die sie mit dem Namen Naphtene bezeichneten
und die sich von den eigentlichen Aethylenen hauptsächlich dadurch unterscheiden,
daſs sie Brom nicht addiren, von den Hexahydrüren des Benzols, Toluols u.s.w. aber
dadurch, daſs sie mit Salpetersäure keine Nitroverbindungen der aromatischen Reihe
bilden. Sie isolirten aus dem Erdöl von Balakhani Octonaphten (C8H16), Nononaphten
(C9H18), ferner
C11H22, C12H24, C14H28, C15H30, auch wurde sowohl das Octonaphten
durch Markownikoff selbst40) , als auch ein Isooctonaphten durch Putochin41)
, das Nononaphten durch Konowaloff42) und ein Heptanaphten durch Milkowsky43) in dem Erdöl von Bibi-Eybat bei Baku aufgefunden.
Nach der Mittheilung Konowaloff's, der in seinem
Nononaphten nach Gustavson's Reaction immer noch die
Gegenwart aromatischer Kohlenwasserstoffe nachweisen konnte, scheinen hier ganz
reine Substanzen noch nicht vorzuliegen. Krämer und Böttcher44) kommen auf Grund zahlreicher Analysen des
indifferenten Theiles der Erdöle von Tegernsee, Pechelbronn und Oelheim zu der
Ansicht, daſs auch in diesen Oelen die Naphtene vertreten sind, und zwar am meisten
in dem indifferenten Theil des stark verharzten schweren Erdöles von Oelheim,
während die relativ leichteren Oele von Tegernsee und Pechelbronn nur wenig davon
enthalten. Aus der Analyse einer bei 150 bis 160° siedenden Fraction von Baku-Erdöl
ziehen dieselben Chemiker den Schluſs, daſs dieses Oel vorwiegend aus Naphtenen
bestehen müsse.
Dagegen erkannten Beilstein, Krämer und Böttcher die von Markownikoff angeführten Gründe dafür, daſs die Naphtene verschieden seien
von den Wreden'schen Hexahydrüren des Benzols, Toluols
u.s.f. nicht an, hielten vielmehr beide Körperklassen für identisch, eine
Auffassung, die jetzt von den meisten Chemikern getheilt werden dürfte. Auch Markownikoff selbst ist von seiner ursprünglichen
Auffassung, daſs die Naphtene eine neue Kohlenwasserstoffreihe repräsentiren,
zurückgekommen und hat in einer gemeinschaftlich mit Spady45) veröffentlichten Untersuchung dargethan,
daſs sein Octonaphten mit Hexahydroxylol identisch ist, gibt also die Richtigkeit
der Beilstein'schen Auffassung über die Identität
beider Körperklassen zu. Desgleichen wird von Konowaloff46) die Identität des Markownikoff'schen Nononaphtens mit dem
Hexahydropseudocumol nachgewiesen.
Die festen Paraffine sind in allen Erdölsorten, allerdings in sehr wechselnden
Mengen, nachgewiesen worden. Bleckrode47) fand in dem Erdöl von
Java bis zu 40 Proc. und auch Perutz48) gibt
für das Erdöl von Tajakeiana (Ostindien) 40 Proc. an. Fr.
Reinitzer und Gintl49) führen folgende Paraffingehalte in Procenten auf; in Erdölen
von
Canada
Rangoon
Roth. Meer
Ostgalizien(Boryslav)
Bukowina
Rumänien
Baku
3,0
6,07
5,2
11,4
12,4
2,23
5 Proc.
Nordamerikanisches Erdöl enthält in seinem Destillationsrückstande nach Bourgougnon50) 2,5 Proc.
Paraffin, dasjenige von Baku nach Redwood und Engler51) höchstens 0,25 Proc.,
das von Tscheleken (Kasp. Meer) dagegen bis zu 6 Proc.
Die bis jetzt vorliegenden Angaben über Paraffingehalt der Erdöle besitzen wegen der
bei der Bestimmung angewendeten sehr verschiedenartigen Methoden nicht einmal einen
relativen Werth, weil je nach Gehalt der Oele an dicken, schwerflüchtigen Oelen die
Möglichkeit der Ausscheidung des Paraffins ungemein verschieden ist. Je mehr dicke
schwere Oele vorhanden sind, desto mehr Paraffin wird gelöst erhalten und entgeht so
der Wägung (vgl. auch R. Zaloziecki S. 274 d. Bd.). Des
Weiteren muſs betont werden, daſs nach den Untersuchungen von Engler und Böhm52) das in den rohen Erdölen
vorkommende Paraffin meist nicht identisch ist mit unserem gewöhnlichen festen
krystallinischen Paraffin, vielmehr besteht das erstere aus nicht kristallinischen,
dem Erdwachs nahestehenden Modifikationen, die erst bei der Destillation in den
krystallinischen Zustand übergehen. Das sogen. Vaselin, eine in allen Erdölen sich
findende Substanz, wurde von denselben Chemikern (a. a. O.) in einen festen und
einen flüssigen Theil, beide von gleicher chemischer Zusammensetzung (nahezu CnH2n + 2) zerlegt,
von denen der feste auch erst durch Destillation krystallinische Beschaffenheit
annimmt, so daſs das Vaselin als ein Gemisch von festem sogen. „Paraffin“ und
dicken Oelen angesehen werden muſs.
Daſs übrigens das Paraffin in der Natur ausnahmsweise auch in krystallisirter
Modifikation sich im Erdöl vorfindet, muſs bei der Wahrscheinlichkeit oftmals
eingetretener natürlicher Destillationsprozesse nicht bloſs als naheliegend
bezeichnet werden, sondern scheint durch die Wahrnehmungen Sadtler's53) ,
welcher Ausscheidungen krystallisirter Paraffine in Bohrlöchern und Röhren wahrnahm,
thatsächlich begründet zu sein. Auch Peckham54) bestätigt dies.
3) Terpene bezieh. Polyterpene werden von Krämer (a. a. O.) als
Bestandtheile der höher siedenden, insbesondere der dickflüssigen Fractionen des
Erdöles angenommen.
4) Aromatische Stoffe: Benzolreihe. Schon vor Jahren
haben Hugo Müller und Warren de
la Rue55) aus dem Erdöl von Birmah durch Behandlung mit Salpetersäure
Nitrobenzol, Dinitrotoluol und Trinitroxylol, durch Behandlung mit Schwefelsäure
Cumolsulfosäure dargestellt, sie nehmen deshalb Benzol, Toluol, Xylol und Cumol als
Bestandtheile genannten Erdöles an. Bald darauf kam Pebal56) auf Grund von Untersuchungen Freund's zu demselben Resultat bezüglich des galizischen Erdöles. Aus dem
hannoverschen Erdöl isolirten Bussenius und Eisenstuck57) Trinitroxylol („Trinitropetrol“),
und wahrscheinlich hatten sie auch schon das Trinitrocumol in Händen. In dem
pennsylvanischen Oele weist Schorlemmer58)
Benzol, Toluol und Xylol ebenfalls in Form ihrer Nitroverbindungen nach. Der
Nachweis der Anwesenheit erheblicher Mengen Cumol (Mesitylen und Pseudocumol) in
pennsylvanischem Erdöl gelang Engler59) durch Darstellung der Bromverbindung, und in
einer gemeinschaftlichen Arbeit mit Bock60) that derselbe
Forscher die Anwesenheit der beiden Cumole auch in den Erdölen des Elsaſs
(Schwabweiler), von Galizien, Baku und Italien (terra di Lavoro), sowie etwas später
von Hannover61) sowohl als Brom- als auch als Nitroverbindung dar. Später gelang
der Nachweis des Pseudocumols im Erdöl von Baku auch Markownikoff und Ogloblin62) welch letztere gleichzeitig noch Durol, Isodurol
und andere Isomere des Cymols, Diäthyltoluol, Isoamylbenzol und andere
Kohlenwasserstoffe der Formel C11H16 darin auffanden. Markownikoff63) fand dann auſser den schon aufgeführten Kohlenwasserstoffen
auch noch Benzol, Toluol, Isoxylol, Mesitylen, Diäthylbenzol und dessen Isomere,
sowie eine Anzahl Kohlenwasserstoffe von ihm unbekannter Structur (C11H14, C11H12, C12H14, C13H14), nachdem es
vorher schon Lachowicz64) gelungen war, die meisten
der genannten Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe (Benzol, wovon Fraction 100° etwa
1/7 enthält,
ferner Toluol, Isoxylol, Mesitylen u.a.) im galizischen Erdöl nachzuweisen. Die
letztaufgeführten Kohlenwasserstoffe enthält nach Doroschenko65) auch das Erdöl von Bibi-Eybat bei Baku, und
Paraxylol endlich wurde von Pawlowsky66) (die Menge der aromatischen
Kohlenwasserstoffe beträgt nach ihm etwa 2 Proc. des Rohöles, hauptsächlich Benzol
und Paraxylol) zuerst im westgalizischen Erdöl (Kleczany) aufgefunden.
Was den Nachweis der aromatischen Kohlenwasserstoffe betrifft, so geschah derselbe in
den meisten Fällen durch Darstellung von Nitroproducten, eine Methode, die zuerst
von Müller und Warren de la
Rue (a. a. O.) angewendet wurde. Brom wurde zu demselben Zwecke zuerst bei
den Versuchen Engler's (a. a. O.) benutzt, und der
Ausscheidung als
Sulfosäuren bedienten sich zuerst ebenfalls Müller und
Warren de la Rue. Letztere Methode wurde in neuerer
Zeit ganz besonders von Markownikoff zur Isolirung
einzelner Sulfosäuren neben einander angewandt. Will man nur einen bestimmten
Benzolkohlenwasserstoff nachweisen, so genügt es in den meisten Fällen, eine
einzelne Fraction, in welcher sich die gesuchte Verbindung befindet, mit
Salpetersäure zu behandeln, um die Nitroverbindung zu gewinnen.
Wasserstoffärmere Kohlenwasserstoffe der aromatischen Reihe sind ebenfalls schon im
Erdöl aufgefunden worden. Naphtalin z.B. wurde im Erdöl von Birmah schon von Warren und Storer67) nachgewiesen, und in neuerer Zeit fand es Krämer68) in deutschem Erdöl auf. Andere
Naphtalin-Abkömmlinge werden von letzterem als Bestandtheil der Erdöle vermuthet,
und derselbe leitet die Verschiedenheiten des specifischen Gewichtes der Erdölsorten
verschiedener Fundstätten, insbesondere ihre oft sehr groſse Schwere, nicht sowohl
von der Beimischung des Benzols und seiner Homologen, als insbesondere von ihrem
Gehalt an Naphtalin und anderen wasserstoffarmen Kohlenwasserstoffen ab, eine
Auffassung, die in dem hohen specifischen Gewicht der letzteren ihre Begründung
erfährt. Auch Markownikoff69) vermuthet im kaukasischen Erdöl schon ein
Homologes des Naphtalins (C13H14, Propyl- oder Pseudopropylnaphtalin?) aufgefunden
zu haben. Jedenfalls hat er schon eine Reihe wasserstoffarmer Kohlenwasserstoffe
(C11H14, C11H12, C12H14, C13H14) isolirt, von
denen jedoch noch nicht feststeht, ob sie einer bekannten oder einer neuen Reihe
angehören. Krämer70) hält sie für Condensationsproducte der
Naphtene.
Das „Petrocen,“ welches Hemiliani71) aus den Rückständen des amerikanischen Erdöles hergestellt hat,
ist nach Graebe und Walter72) identisch mit Picen, während Prunier und David73) in dem bei der Destillation von Petroleumrückständen
erhaltenen „Petrocen“ und „Carbopetrocen“ Anthracen, Chrysen, Pyren,
Phenanthren, Chrysogen. Reten, Benzerythren u.s.w. fanden. Allem Anscheine nach
bilden sich je nach der Destillationsweise verschiedenartige dieser hochsiedenden
Kohlenwasserstoffe. Jedenfalls ist es höchst unwahrscheinlich, daſs die genannten
Kohlenwasserstoffe in dem rohen Erdöle in nennenswerther Menge enthalten sind;
vielmehr muſs angenommen werden, daſs sie sich bei der mit Dissociationen
verbundenen trockenen Destillation der Rückstände erst bilden. Dasselbe dürfte
bezüglich des Kohlenwasserstoffes (C6H2)n von Prunier, sowie der Verbindung C14H2 von Prunier74)
und Varenne75) und wahrscheinlich auch (C4H3) von Divers und Nakama76) der Fall sein.
Phenolkörper sind zuerst von Pebal und Freund77) als Bestandtheil des galizischen Erdöles erkannt worden; in
neuerer Zeit führen auch Markownikoff und Ogloblin78) dieselben als einen in geringer Menge vorhandenen
Bestandtheil des kaukasischen Erdöles auf.
Organische Säuren. Krämer79) hat die relativen Mengen der in den Erdölen von
Tegernsee, Elsaſs und Hannover enthaltenen Säure festgestellt. Ueber die chemische
Natur derselben ist nur sehr wenig bekannt. Nach Hell
und Medinger80) enthält das wallachische Erdöl eine
Säure von der wahrscheinlichen Formel C11H20O2 oder C11H22C2, sie gehört jedoch nicht der normalen
Oelsäure-Reihe an. Auch Markownikoff81) findet zwei entsprechende Säuren: Undeka- und
Dodekanaphtensäure (C10H19, CO2H und C11H21, CO2H), Krämer82) zwei Säuren: C13H24O2
und C15H28O2. Letzterer hält diese sämmtlichen Petrolsäuren für
Carbonsäuren der Naphtene. Daſs übrigens das Rohpetroleum auſserdem auch gewöhnliche
Fettsäuren enthält, ist nach Engler auf Grund einer in
Gemeinschaft mit Bock83)
begonnenen und später allein fortgesetzten Versuchsreihe für sehr wahrscheinlich.
Diese Versuche ergaben, daſs, wenn man durch heiſses völlig entsäuertes Erdöl
längere Zeit Luft hindurchleitet, aus dem theerigen stark sauren Product sich
Buttersäure abdestilliren und nachweisen läſst. Dieselben Chemiker haben damals (a.
a. O. S. 34) auch schon constatirt, daſs die Säurebildung durch einen Zusatz von
Alkali sehr erheblich verstärkt werden kann, eine Wahrnehmung, auf welcher
bekanntlich auch das Schaal'sche Patent (1885 258 * 230) der Darstellung von Seifen beruht. Unter den
Oxydationsproducten, welche sich beim Durchleiten von Luft durch erwärmtes Erdöl
bilden, haben wir auch erhebliche Mengen von Kohlensäure und Wasser feststellen
können.
Ueber die harzartigen bezieh. asphaltartigen Stoffe, welche ohne Zweifel Producte der
oxydirenden Wirkung der Luft auf das Erdöl sind, herrscht fast noch völliges Dunkel.
Wir wissen nur, daſs ihre Menge in einzelnen Erdölen sehr verschieden ist. Auch
haben Le Bel und Münz84) eine Analyse des „Asphaltes“ des Pechelbronner
Erdöles ausgeführt (C = 86,2, H = 8,8, also viel Sauerstoff).
Das Erdöl des Elsaſs.
Unter den deutschen Erdölen bietet in Bezug auf seine derzeitige technische Bedeutung
dasjenige des Unterelsaſs das hervorragendere Interesse. Das Oelterrain zerfällt
hier in zwei verschiedene Regionen, in deren einer sich nur schweres dickes Oel
findet. Dazu gehören: Das Rohöl aus dem Sand und Asphaltkalk von Lobsann, sowie das
sämmtliche auf den Bergwerken (durch Schachtbetrieb) aus den Sandflötzen bei
Pechelbronn geförderte Oel. Zu der zweiten Region gehören die früher bei
Schwabweiler durch Bergwerksbetrieb, sowie sämmtliche bei Pechelbronn durch
Bohrlöcher gewonnene Springquellenöle, ferner die Oelfelder von Biblisheim bei Wörth
und von Ohlungen bei Hagenau.
Die Production auf den Pechelbronner Erdölfeldern betrug:
1885
1886
Erdöl aus Springquellen
1946600k
5400000k
Erdöl durch Schachtbetrieb
927000
1700000
Auf den Werken von Finkler zu Biblisheim beträgt die
jährliche Production zur Zeit etwa 600000 K., und ebenso stark dürfte diejenige von
Ohlungen sein, wenn nach Anlage einer Raffinerie die Quellen in regelmäſsigen
Betrieb treten.
Das specifische Gewicht des Springquellenöles von Pechelbronn schwankt zwischen 0,878
und 0,885 (ausnahmsweise 0,907), während dasjenige aus den Schächten das hohe
specifische Gewicht von 0,950 bis 0,960 (ausnahmsweise sogar 0,970) aufweist.
Bei Vergleich der specifischen Gewichte fällt die Uebereinstimmung zwischen
gleichsiedenden Fractionen des pennsylvanischen Oeles und des elsässischen
Springquellenöles, auch des Erdöles von Tegernsee auf, und dasselbe gilt bezüglich
des Lichtbrechungsvermögens.
Seiner chemischen Natur nach besteht das Pechelbronner Springquellenöl vorwiegend aus
einer Mischung gesättigter Kohlenwasserstoffe, und findet sonach auch hierin, ebenso
wie bezüglich der specifischen Gewichte und Lichtbrechungswinkel correspondirender
Fractionen Uebereinstimmung mit dem pennsylvanischen Erdöl statt. Aus den
leichtsiedenden Theilen des Oeles der Springquelle Nr. 213 gelang Engler bis jetzt die Isolirung des normalen Pentans,
Hexans und wahrscheinlich Nonans.
Der unter 150° siedende Antheil des Oeles wurde zur Zerstörung und Beseitigung der
aromatischen Stoffe, auch der Aethylene, sowie nach Möglichkeit auch secundärer und
tertiärer Kohlenwasserstoffe zuerst 2 bis 3mal mit je etwa 10 Proc. eines Gemisches
von Schwefelsäure und Salpetersäure, alsdann mit etwa dem sechsten Theil der zur
vollständigen Bromirung nöthigen Menge Bromes in gelinder Wärme (bis zum völligen
Verschwinden des freien Bromes) behandelt. Von dem mit Wasser, zuletzt mit
verdünnter Sodalösung durchgeschüttelten Product wurde dann der leichter siedende
Theil (die gebildeten Bromderivate besitzen bedeutend höheren Siedepunkt)
abdestillirt und durch wiederholte fractionirte Destillation mittels Dephlegmation
einzelne Kohlenwasserstoffe ausgeschieden.
Das Pentan, C3H12
wurde erhalten vom Siedepunkt 36 bis 38°, ergab bei der Dampfdichtebestimmung nach
Hofmann 2,46 (berechnet 2,49) und bei der
Elementaranalyse in Procenten:
Gefunden:
Berechnet auf C5H12:
Kohlenstoff
83,03
83,11
83,33
Wasserstoff
16,68
16,89
16,67
Hiernach liegt in dem Kohlenwasserstoff ohne Zweifel das normale Pentan vor.
Das Hexan, C6H14,
wurde in gleicher Weise wie das Pentan isolirt und vom Siedepunkt 67 bis 69°
erhalten. Als Dampfdichte wurde gefunden: 3,06, berechnet: 2,98. Die
Elementaranalyse ergab in Procenten:
Gefunden:
Berechnet auf C6H14:
Kohlenstoff
83,62
83,72
Wasserstoff
16,71
16,28
Die Verbindung muſs als normales Hexan angesprochen werden.
Das Nonan, C9H20,
konnte bis jetzt nur indirekt durch Darstellung des Nonylens nachgewiesen werden.
(Dieser Theil der Arbeit wurde in Gemeinschaft mit Grodnitzky85) durchgeführt.) Die
Schwierigkeit der Isolirung liegt ohne Zweifel in der Anwesenheit mehrerer Isomeren
nicht allein des Nonans, sondern auch der Kohlenwasserstoffe mit höherem
Kohlenstoffgehalt, welche annähernd gleichen Siedepunkt, aber verschiedene
Dampfdichte besitzen. Eine nach wiederholter Destillation mit Dephlegmation bei 138°
ziemlich constant siedende Fraction des rohen Petroleums ergab bei der
Elementaranalyse in Procenten:
Kohlenstoff
84,84
84,92
Wasserstoff
15,43
15,41
Die Dampfdichtebestimmung zeigte, obgleich die Zahlen der Elementaranalyse auf einen
gesättigten Kohlenwasserstoff hinweisen, daſs noch ein unreiner Körper vorlag. In
der That lieſs sich durch Behandlung mit Brom noch ein Tribromcumol ausscheiden, was
auch den oben gefundenen etwas zu hohen Kohlenstoff- und zu niederen
Wasserstoffgehalt gegenüber dem Nonan erklärt. Das von der krystallinischen Brom
Verbindung erhaltene Filtrat wurde noch mit so viel Brom behandelt, daſs unter der
Voraussetzung vorhandenen Nonans auf dieses etwas mehr als 1 Mol. Brom kam. So
muſste ein Gemisch von viel Monobromid mit etwas Dibromid entstehen. Nach Waschen
mit Wasser und verdünnter Natronlauge wurde das erhaltene Oel mit feuchtem
Silberoxyd am Rückfluſskühler 7 Stunden lang gekocht und das Product mit Wasserdampf
überdestillirt. Bei der darauf vorgenommenen fractionirtenDestillation siedete die
Hauptmenge des farblosen Oeles zwischen 135 bis 139° und ergab bei der
Elementaranalyse in Procenten:
Kohlenstoff
85,60
85,49
Wasserstoff
14,58
14,73
Bei der Dampfdichtebestimmung nach der Methode von Victor
Meyer wurde 4,12 gefunden.
Da die Verbindung leicht Brom ohne Entwickelung von Bromwasserstoff addirt,
desgleichen sich leicht mit Jodwasserstoff vereinigt, so muſs ein Homologes des
Aethylens vorliegen. In der That stimmen die gefundenen Werthe mit der
Zusammensetzung des Nonylens, welches 85,71 Proc. C und 14,28 Proc. H verlangt,
genügend überein. Desgleichen die Dampfdichte, welche nach Berechnung auf Nonylen
4,35 betragen müſste (gefunden 4,12). Auffallend an dem nach dieser Art
dargestellten Nonylen ist die Unmöglichkeit, dasselbe in Nonan zurückzuverwandeln.
Bei allen Versuchen der Ersetzung des Bromes im Dibromid durch Wasserstoff, wurde
Bromwasserstoff abgespalten und das Nonylen zurückgebildet.
9 Aus dem geschilderten Verhalten der bei 138° siedenden
Fraction des elsässischen Erdöles muſs geschlossen werden, daſs dieselbe der
Hauptsache nach aus Nonan besteht. Das Vorhandensein von Nonylen selbst ist durch
die starke Bromwasserstoffentwickelung bei der Einwirkung des Bromes ausgeschlossen.
Welcher chemischen Structur dieses Nonan ist, konnte nicht festgestellt werden; sein
Siedepunkt stimmt mit keinem der bis jetzt bekannten überein.
Desgleichen konnte die Constitution eines bei der Einwirkung des Bromes auf Fraction
138° erhaltenen krystallisirten, constant bei 251° schmelzenden Bromides nicht
ermittelt werden. Dasselbe enthält in Procenten:
Kohlenstoff
26,54
Wasserstoff
2,74
Brom
70,74
Die Werthe stimmen am besten auf eine Formel C10H12Br4, welche 26,56
Proc. C, 2,66 Proc. H und 70,78 Proc. Br verlangt.
Dieser Körper hat vielleicht Interesse in Rücksicht auf. die von Krämer geäuſserte Vermuthung, daſs in den Erdölen
Terpene enthalten sind. Es kann als ein einfaches Tetrabromterpen aufgefaſst
werden.
Ein annäherndes Bild über die Menge der gesättigten Kohlenwasserstoffe in den
niedriger siedenden Fractionen des Elsässer Erdöles erhält man beim Ausschütteln
derselben mit dem Dreifachen ihres Volumens concentrirter Schwefelsäure, der etwa 20
Proc. rauchende Schwefelsäure zugesetzt sind. Nach dreimaligem gründlichen
Durchschütteln, bei dem letzten Male bei 40°, von 100cc der Oelfractionen 150 bis 200° und 200 bis 250° bleiben die unten
verzeichneten Mengen zurück. Des Vergleiches halber wurden Parallelversuche mit den
correspondirenden Fractionen anderer Erdölsorten durchgeführt, deren Resultate hier mit aufgeführt
sind. Dabei sind selbstverständlich die eventuell vorhandenen Hexahydrüre der
Benzolreihe den gesättigten Hydrocarbüren beigemischt.
Fraction
150 bis 200°
200 bis 250°
Erdöl
von
Pechelbronn
81
82
„
„
Oelheim
84
81
„
„
Tegernsee
84
81
„
„
Pennsylvanien
84
82
„
„
Galizien
85
87
„
„
Baku
85
84
Im Allgemeinen enthält die niedriger siedende Fraction etwas mehr an nicht
absorbirbaren, also gesättigten Kohlenwasserstoffen. Aus welchen Kohlenwasserstoffen
der an 100cc fehlende Rest besteht, ist noch nicht
ermittelt. Es befinden sich darunter höchst wahrscheinlich Kohlenwasserstoffe der
Zusammensetzung CnH2n und jedenfalls auch aromatische, deren Nachweis noch kurz berührt
werden soll.
Die Anwesenheit aromatischer Kohlenwasserstoffe im Elsässer Oel gelingt leicht und
schnell nach der von Engler86) schon früher beschriebenen Methode. Man schichtet
die zwischen 160 und 182° siedende Fraction des rohen Erdöles über ein Gemisch von
zwei Theilen englischer Schwefelsäure und einem Theil Salpetersäure (specifisches
Gewicht 1,4 bis 1,5), wobei ziemliche Erwärmung
eintritt, so daſs man kühlen muſs, bis die Reaction nachläſst. Läſst man alsdann
noch einige Tage unter öfterem Umschütteln stehen, so bildet sich zwischen Oel- und
Säureschicht eine ölig krystallinische Masse, die man auf Glaswolle abfiltrirt,
zuerst mit Wasser, dann mit verdünnter Sodalösung, zuletzt, zur Entfernung
anhaftenden Oeles, mit kaltem Alkohol wäscht. Durch Umkrystallisiren aus heiſsem
Alkohol erhält man die eigenthümliche, schon erwähnte Doppelverbindung der beiden
Trinitroderivate des Mesitylens und Pseudocumols vom constanten Schmelzpunkt 167°.
Nur durch Umkrystallisiren aus Benzol gelingt die Trennung in Trinitromesitylen und
in Trinitropseudocumol.
Daſs sich das Cumol auch in Gestalt der Tribromverbindung (wahrscheinlich
Tribrompseudocumol) im elsässischen Oel nachweisen läſst, ist bereits weiter oben
beim Nachweis des Nonans erwähnt worden. Man kann es auch direkt nach der, bei
Untersuchung des hannoverschen Oeles auf aromatische Verbindungen näher
beschriebenen Methode aus der zwischen 160 bis 182° siedenden Fraction des rohen
Erdöles gewinnen.
In dem Erdöle von Schwabweiler, Elsaſs, hat Engler in
Gemeinschaft mit Bock ebenfalls die Aliwesenheit von
Mesitylen und von Pseudocumol nachgewiesen.
Wie weiter unten noch erörtert werden wird, enthält das Pechelbronner Springquellenöl
nicht unerhebliche Mengen fester Kohlenwasserstoffe (Paraffin). Dieselben treten in
krystallinischen Ausscheidungen in jeder Fraction der schweren über dem Brennöl
siedenden Oele und in höchstsiedenden Theilen in solcher Menge auf, daſs die
Destillate schon bei gewöhnlicher Temperatur, oder doch wenig darunter, zu einer
butterartigen Masse erstarren. Die Menge dieses sich ausscheidenden Paraffines
beträgt etwa 1 bis 2 Proc.
Auch Säuren sind nach Krämer's87) Versuchen zugegen, und besonders reich ist das
Elsässer Oel an asphaltartiger Substanz, was sich an dem hohen Koksrückstand88) bei trockener Destillation im Vergleich zu
anderen Oelen ergibt.
Das Schachtöl von Pechelbronn, welches hierselbst durch ziemlich ausgedehnten
Bergwerksbetrieb aus einer Tiefe von durchschnittlich 60 bis 70m gefördert wird, ist in seinen physikalischen und
chemischen Eigenschaften völlig verschieden von dem dortigen Springquellenöl. In
Bezug auf das specifische Gewicht der correspondirenden Fractionen ähnelt es
vielmehr dem Erdöl von Baku, mit dem es auch den sehr geringen Paraffingehalt und
die Dickflüssigkeit seiner Destillate, in Folge dessen vorzügliche Eignung für
Schmieröle gemein hat. Der niedrigst siedende Antheil des Oeles (235 bis 245°)
enthält nach Le Bel89)
Kohlenstoff
86,5
Proc.
Wasserstoff
13,4
„
und zeigt ein so hohes specifisches Gewicht, wie solches nur
von der correspondirenden Fraction des Erdöles von Tschungnelek auf der Krim (bei
Kertsch) übertroffen wird. Nicht einmal das bekanntlich sehr schwere Oel von Baku
erreicht dessen Dichte.
(Fortsetzung folgt.)