Titel: | Trennung von Zinnoxyd und Wolframsäure. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 471 |
Download: | XML |
Trennung von Zinnoxyd und
Wolframsäure.
Trennung von Zinnoxyd und Wolframsäure.
Im Handel kommen gegenwärtig vielfach Wolfram haltige Bronzen, sowie andere Zinn- und
Wolfram haltige LegirungenDie Firma Biermann in Hannover erzeugt,
namentlich für metallurgische Zwecke, gröſsere Mengen der verschiedensten
Wolframlegirungen. vor und es ist deshalb für den Chemiker von
Wichtigkeit, eine sichere und rasche Methode zur Trennung der beiden obengenannten
Körper zu besitzen. Ed. Donath und Fr. MüllnerNach von den Herren Verfassern gefälligst eingesendetem
Sonderabdruck. theilen nun in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften, II. Abth.
December-Heft 1887 Bd. 96 ein Verfahren mit, welches sich darauf gründet, daſs
Zinnoxyd beim Glühen mit
feinst vertheiltem Zink zu einem Schwamm von metallischem Zinn reducirt wird, der
sich leicht in heiſser verdünnter Salzsäure löst, während Wolframsäure bei dieser
Behandlung bloſs zu blauem Wolframoxyd reducirt wird, welches leicht durch Oxydation
in die in Salzsäure unlösliche Wolframsäure wieder übergeführt werden kann. Das Zink
kann als Zinkstaub, Zinkpulver oder feinste Zinkfeile verwendet werden. Am
vortheilhaftesten fanden die Verfasser das unter dem Namen Zincum pulv. puriss.
käufliche Präparat, von dessen völliger Reinheit man sich jedoch überzeugen muſs, da
man darin auch schon nicht unbeträchtliche Mengen Zinn nachgewiesen hat.
Die Trennung der in Rede stehenden Körper wird nun in folgender Weise ausgeführt. Das
geglühte und gewogene Gemisch von Zinnoxyd und Wolframsäure, wie man es in der Regel
bei der Analyse solcher Legirungen durch Zersetzung mit Salpetersäure erhält, wird
in einer Achatschale mit dem doppelten Volum von Zinkstaub, Zinkpulver oder
Zinkfeile zerrieben und unter Nachspülen mit letzterem in einen kleinen
Porzellantiegel gebracht. Bei Anwendung von Zinkstaub genügt schon eine einfache
Mischung im Tiegel selbst; bei Zinkpulver oder Feile muſs die Mischung in der
Achatschale sorgfältigst gerieben werden. Der bedeckte Tiegel wird nun durch eine
Viertelstunde stark geglüht; nach dem Abkühlen bringt man den schwammigen Inhalt in
ein Becherglas, übergieſst hier mit mäſsig verdünnter Salzsäure (1 Th. Säure, 2 Th.
Wasser), spült mit dieser Säure auch die am Tiegel haftenden Reste heraus und erhält
die Flüssigkeit im Kochen, bis keine Wasserstoffentwickelung mehr zu beobachten und
demnach alles Zinn vollständig gelöst ist. Die Flüssigkeit wird nun etwas abkühlen
gelassen und vorsichtig gepulvertes Kaliumchlorat eingetragen, bis das blaue
Wolframoxyd zu gelber Wolframsäure oxydirt ist und die Flüssigkeit absolut nicht
mehr blau gefärbt erscheint.Die blaue Farbe der Lösung rührt jedenfalls nur von äuſserst fein
suspendirtem blauem Wolframoxyd her. Die nun mit dem mindestens
1,5 fachen Volum Wasser verdünnte Flüssigkeit wird 24 Stunden stehen gelassen, die
ausgeschiedene Wolframsäure abfiltrirt, zuerst mit Salpetersäure haltigem Wasser und
schlieſslich mit einer verdünnten heiſsen Lösung von Ammoniumnitrat gewaschen, da
beim Waschen mit Wässer allein stets trübe Filtrate erhalten werden.
Schlieſslich wird der getrocknete Niederschlag geglüht und die Wolframsäure gewogen.
Man kann sich damit begnügen, das Zinnoxyd aus der Differenz beider Körper zu
berechnen. Zur direkten Bestimmung desselben braucht man bloſs im Filtrat durch
Schwefelwasserstoff in der Kälte das Zinn als Sulfid zu fällen, um letzteres durch
anhaltendes Glühen bei Luftzutritt, allenfalls unter Zuhilfenahme von salpetersaurem
Ammoniak, in Zinnoxyd überzuführen. Diese direkte Bestimmung des Zinnes in der
angegebenen Weise kann jedoch nur dann erfolgen, wenn man sich zur Reduction nicht des
Zinkstaubes bedient hat, da sonst der Cadmiumgehalt des letzteren die Resultate
beeinfluſst.
Die Verfasser belegen die Brauchbarkeit ihrer Methode durch mehrere Analysen.
Im Allgemeinen findet man unbeträchtlich weniger Wolframsäure als angewendet wurde.
Dies rührt davon her, daſs man wegen der Flüchtigkeit des Zinnchlorides die
Flüssigkeit nicht, wie es nothwendig wäre, vollständig zur Trockne eindampfen darf.
Läſst man jedoch dieselbe längere Zeit, z.B. 2 Tage, stehen, so scheiden sich auch
die letzten Spuren von Wolframsäure ab und man wird in diesem Falle auch genauere
Resultate erhalten.