Titel: Technisch-chemische Verfahren und Apparate.
Autor: Sachse
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 315
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Technisch-chemische Verfahren und Apparate. (Patentklasse 12. Fortsetzung des Berichtes Bd. 266 S. 590.) Mit Abbildungen auf Tafel 15. Technisch-chemische Verfahren. Bekanntlich enthalten die Waschwässer der Wollwäschereien oder Kämmereien vorwiegend Wollfett, Seife und kohlensaures Alkali. Bei der vielfach üblichen Fällung derselben durch eine neutrale Chlorcalciumlösung enthält der erzeugte Niederschlag neben Kalkseife und Wollfett eine nicht unbedeutende Menge von kohlensaurem Kalk, welcher von der Umsetzung des Chlorcalciums mit kohlensaurem Alkali herrührt. Die Gegenwart des kohlensauren Kalkes aber vergröſsert die Masse des Niederschlages und verzögert die Trennung des letzteren von der Flüssigkeit. Ferner muſs zur Zersetzung der Kalkseifen, wie sie zur Gewinnung der Fettsäuren nach Abscheidung des unverseiften Fettes aus dem Niederschlag erforderlich ist, dem Gehalt an kohlensaurem Kalk entsprechend, so viel mehr Salzsäure hierzu verwendet werden. W. Graff in Lesum bei Bremen (D. R. P. Nr. 41557 vom 16. September 1886) vermeidet diesen Niederschlag von kohlensaurem Kalk dadurch vortheilhaft, daſs er der Chlorcalciumlösung von vornherein diese überschüssige Menge Salzsäure zusetzt, um dadurch das vorhandene kohlensaure Alkali in Chloralkali zu verwandeln. Natürlich darf nur ebenso viel Salzsäure hinzugefügt werden, daſs die Waschwässer nach der Fällung neutral, keinesfalls aber sauer reagiren, da sonst die Fällung der Fettsäuren als Kalkseifen theilweise verhindert werden würde. Bei der im Verlauf der weiteren Operationen nöthigen Zersetzung der abgeschiedenen und gereinigten Kalkseifen wird dann so viel Salzsäure im Ueberschuſs verwendet, daſs dadurch sogleich die zum Fällen wieder zu benutzende saure Chlorcalciumlösung erhalten wird. Gegenüber dem Fällen der Wollwaschwässer mit Kalkmilch hat das Fällen mit Chlorcalcium den Vorzug, daſs die vom Niederschlag abgeführten Wässer nur unschädliche Alkalichloride enthalten, während die vom Kalkfällverfahren erst von ihrem Aetzalkaligehalt befreit werden müssen. Dr. A. Jolles in Breslau (D. R. P. Nr. 41348 vom 28. Oktober 1886) gibt ein bisher noch nicht verwendetes Bleich- und Oxydationsmittel, das mangansaure Blei, sowie ein Verfahren zur Herstellung und Regenerirung dieses wenig bekannten Manganates an. Das mangansaure Blei, welches durch Fällung einer Lösung von essigsaurem Blei mit mangansaurem Kali in dem Aequivalentverhältnisse dargestellt wird, wird mit Wasser zu einem Brei verrieben und der kochenden Flüssigkeit so lange zugesetzt, bis sie entweder völlig oxydirt ist oder ihr Farbstoff genügend gebleicht erscheint. Es bildet sich manganigsaures Blei PbMnO3, welches sich rasch zu Boden setzt und durch Filtration entfernt werden kann. Das manganigsaure Blei ist in neutraler und alkalischer Flüssigkeit völlig unlöslich, so daſs keine Spur von Blei in der gebleichten oder oxydirten Flüssigkeit nachgewiesen werden kann, während dies bei dem mangansauren Baryt, der zu ähnlichen Zwecken vorgeschlagen wurde, nicht der Fall ist. Der mangansaure Baryt erfährt während des Oxydirens oder Bleichens einer Flüssigkeit eine fortwährende Zersetzung unter Bildung von löslichem Bariumhydroxyd (BaH2O2), was zur Folge hat, daſs der sich zu Boden setzende Niederschlag zum gröſsten Theile aus Mangansuperoxydhydrat (MnO2+H2O) besteht und natürlich nicht mehr durch Erhitzen an der Luft zu mangansaurem Barium regenerirt werden kann. Das zu Boden fallende manganigsaure Blei dagegen, welches in neutraler und alkalischer Flüssigkeit nicht die geringste Zersetzung erleidet, nimmt beim Erhitzen an der Luft oder unter Mitwirkung überhitzten Wasserdampfes den beim Bleichen verloren gegangenen Sauerstoff wieder auf und wird der Hauptsache nach wieder in mangansaures Blei PbMnO4 verwandelt. Das mangansaure Blei hat eine chokoladenbraune Farbe, welche beim Erhitzen auf etwa 150°, bei welcher Temperatur das chemisch gebundene Wasser entweicht, in eine dunkelbraune übergeht. Beim Erwärmen geringer Mengen Bleimanganates mit verdünnter Salpetersäure tritt, wie bei allen Manganaten, purpurrothe Färbung, von der Bildung von Uebermangansäure herrührend, auf. Bei Gegenwart von Salzsäure oder von Chlormetallen tritt diese Reaction nicht ein. Concentrirte Schwefelsäure entwickelt aus Bleimanganat beim Erwärmen Sauerstoff, zunächst unter Bildung von Bleisulfat und Mangansuperoxyd, bis auch letzteres unter Abgabe von Sauerstoff in Mangansulfat verwandelt wird. Zur Bestimmung des Kohlenstoffes im Eisen wird nach einer neueren Methode das Eisen im Chlorstrom geglüht, wobei dasselbe in Form von Eisenchlorid entweicht, während der Kohlenstoff im Schiffchen zurückbleibt und aus diesem direkt verbrannt wird. Diese analytische Methode hat die Chemische Fabrik Goldschmieden, H. Bergius und Co. in Goldschmieden (D. R. P. Nr. 40393 vom 10. Juli 1886) zu einem technischen Verfahren zur Befreiung Eisen haltiger Körper von ihrem Eisengehalt unter eventueller Gewinnung von Aluminiumchlorid (-Bromid, -Jodid) ausgebildet. Zu dem Zwecke werden die Eisen haltigen Materialien in Retorten, Muffeln oder ähnlichen Apparaten so lange einem Glühprozeſs unterworfen, bis das etwa vorhandene Wasser u.s.w. entfernt ist. Hierauf leitet man über die glühende Masse zugleich mit einem Strom von Kohlenoxyd einen solchen von Chlorgas. Durch das Kohlenoxyd wird das vorhandene Eisenoxyd unter Bildung von Kohlensäure zu Eisen reducirt. Letzteres verbindet sich mit dem Chlor zu wasserfreiem Eisenchlorid, welches sublimirt und in einer Vorlage aufgefangen wird. Anstatt das zur Reduction nöthige Kohlenoxyd besonders darzustellen, kann man die Entstehung des letzteren durch Mischen der Materialien mit Kohle und Darüberleiten von geringen Mengen atmosphärischer Luft bewirken; oder man mischt die Materialien mit Kohle, glüht und leitet in die Retorten u.s.w. Kohlensäure und Chlor. Letzteres kann auch durch Salzsäure ersetzt werden, doch geht in diesem Falle die Reaction nicht so schnell vor sich, als bei Anwendung von Chlor. Eine weitere Modification des Verfahrens ergibt sich, wenn die Materialien mit Kohle und einem Salz, welches leicht Chlor bezieh. Salzsäure frei gibt, gemischt werden, so daſs die zur Eisenchloridbildung nöthigen Bestandtheile gewissermaſsen in statu nascendi auf das Eisen einwirken. An Stelle des Kohlenoxydes kann Wasserstoff treten, ebenso wie statt des Chlors in allen Fällen Jod, Brom oder die entsprechenden Haloidsäuren verwendet werden können. Behufs Verarbeitung der Thonerde, welche in der so vom Eisen gereinigten Masse etwa enthalten ist, wird dieselbe den fortgesetzten Einwirkungen von Kohlenoxyd und Chlor bezieh. Brom oder Jod ausgesetzt, oder nach einem der oben genannten ähnlichen Verfahren weiter verarbeitet. Hierbei bildet das Chlor bezieh. Brom oder Jod mit der in dem Rohmaterial enthaltenen Thonerde, sobald der letzte Rest Eisen aus demselben entfernt ist, wasserfreies Chloraluminium u.s.w. Hatte man die Thonerde mit anderen Salzen, z.B. Kochsalz, gemischt, so erhält man als Sublimat die entsprechenden Doppelverbindungen. Nach diesem Verfahren sollen Eisen haltige Thone und Bauxit, Eisen haltiger Feldspath bezieh. Fluſsspath u.a. von Eisen befreit werden. Die hohe Temperatur, welche man mittels des elektrischen Stromes erzeugen kann, ist bereits von Siemens (vgl. Berg- und Hüttenmännische Zeitung Bd. 42 S. 66) bei dessen elektrischem Schmelzofen zum Erzschmelzen verwendet und in neuerer Zeit von Cowles (vgl. 1887 265 * 550) zur Reduction von Metalloxyden, namentlich zur Herstellung von Aluminium, angeblich in gröſserem Maſsstabe verwerthet worden. Hierbei läſst man den Lichtbogen zwischen zwei Kohlenelektroden überspringen, welche in einer Retorte von dem zu reducirenden Material (Thonerde und Kohle) umgeben sind. Es leuchtet ein, daſs bei der Reduction schwer schmelzbarer Erze dieselbe vornehmlich in der Nähe des Lichtbogens stattfinden wird, während der übrige Inhalt wenig davon berührt werden wird, da die in Betracht kommenden Substanzen sehr schlechte Wärmeleiter sind und so hohe Schmelztemperaturen besitzen, daſs eine Verflüssigung des ganzen Tiegelinhaltes nicht möglich ist. C. L. R. E. Menges im Haag (* D. R. P. Nr. 40354 vom 16. Januar 1886) sucht diese Uebelstände bei seinem Verfahren zur Reduction oder Dissociation von Verbindungen mittels elektrischer Glühhitze dadurch zu beseitigen, daſs er aus den zu reducirenden Substanzen und elektrisch gut leitender Kohle mit Hilfe geeigneter Bindemittel Stäbe oder Platten bildet und wie die Kohlenelektroden elektrischer Bogenlichtlampen durch den elektrischen Strom zum Glühen bringt, wobei die bei solchen Lampen gebräuchliche Glaskugel durch einen feuerfesten, den freien Zutritt der Luft abhaltenden Mantel um den glühenden Theil ersetzt wird. In Fig. 1 Taf. 15 ist ein zur Ausführung des Verfahrens geeigneter Apparat dargestellt. Im Kasten f ist der Mechanismus, welcher zur Bewegung der aus dem zu reducirenden Material, z.B. Aluminium-, Nickel-, Kobalt-, Chrom- oder Manganoxyd und Kohle hergestellten Elektrode ab dient, untergebracht, um denselben vor Beschädigung zu schützen. Die andere Elektrode cd steht fest und ist nur aus Kohle gebildet, wodurch ein langsameres Abnutzen derselben bewirkt wird. Ein Schmelztiegel ee aus Graphit oder feuerfestem Thon mit einem für den Hindurchtritt der Elektrode ab durchlochten Deckel umschlieſst die Elektroden. Bei der Reduction leicht flüchtiger Erze, z.B. solcher von Blei, Zinn, Zink, empfiehlt sich die Anwendung von Druck; zu dem Ende wird der ganze Apparat in einen Kessel gg eingesetzt und an den Deckel hh luftdicht angeschlossen, so daſs man ihn nach Abschrauben dieses Deckels leicht entfernen, neue Elektroden einsetzen und die dargestellte Substanz aus dem Tiegel ee herausnehmen kann. Auf dem Deckel sind ferner die gewöhnlichen Armaturen für Kessel, die unter Druck stehen, angebracht: Manometer M, Sicherheitsventil S, Ventile V1 und V2 zum eventuellen Einlassen reducirender Gase und zum Auslassen der Reactionsgase. Ist die Substanz nicht zu flüchtig, so genügt die dargestellte Einrichtung, indem der Tiegel ee verhältniſsmäſsig kalt bleibt, sonst muſs der Tiegel durch eine Retorte mit Vorlage ersetzt werden, oder man theilt den Tiegel durch eine horizontale Scheidewand in zwei Theile. Die durch den höheren Druck bedingte geringere Flüchtigkeit bewirkt ein besseres Zusammenflieſsen und macht auch, daſs die abziehenden Gase weniger von der hergestellten Substanz mit sich führen. Wird bei Herstellung der Reductionselektrode eine Mischung verschiedener Metalloxyde, z.B. Aluminium- und Kupferoxyd, verwendet, so erhält man wie bei dem Verfahren von Cowles die entsprechenden Metalllegirungen, Bronzen u.s.w. Ein elektrolytisches Scheideverfahren nicht elektrolysirter Stoffe von einem Bestandtheil elektrolytisch zersetzter Stoffe in Lösungen beschreibt L. Wollheim in Wien (* D. R. P. Nr. 41714 vom 22. August 1886); dasselbe soll im Besonderen zur Trennung des Zuckers der Melassen von den Alkalien dienen. Die betreffenden Zucker haltigen Lösungen befinden sich in einem Reservoire! (Fig. 2 und 3 Taf. 15) in beliebiger, durch die Hähne d1, d2 u.s.w. regulirter, aber constanter Höhe; der Abfluſs erfolgt durch zwei Kanäle a und a1, deren Ausfluſsöffnung sich durch Schieber b (wie bei a gezeichnet) vergröſsern und verkleinern läſst. Zunächst der Abzweigungsstelle dieser Kanäle sind die Elektroden m und n angebracht. Je mehr die Abfluſsmenge von der Kathodenseite, nach welcher sich das Aetzkali begibt, gegenüber jener von der Anodenseite, an welcher sich der von Aetzkali befreite Zucker ansammelt, vermindert wird, in desto concentrirterem Zustande wird dort das Aetzkali und in desto gröſserer Menge wird hier der von Aetzkali befreite Zucker erhalten werden. So soll z.B. bei der Scheidung einer Lösung, welche 3 Proc. Aetzkali und 20 Proc. Zucker enthält und bei dem günstigsten Verhältniſs zwischen dem Abfluſs von der Anoden- und dem von der Kathodenseite von 9 : 1, das gesammte (?) Aetzkali mit nur mehr 2 Gew.-Th. Zucker von der Kathodenseite und 18 Gew.-Th. Zucker ohne eine Beimengung von Aetzkali (?) von der Anodenseite aufgefangen werden können. A. Feldmann in Linden vor Hannover (D. R. P. Nr. 41717 vom 26. Januar 1887) stellt Fluormagnesium anstatt durch Behandeln von Magnesia mit Fluſssäure oder durch Zersetzung von Magnesiasalzen mit Fluoralkalien, wie bisher üblich, durch Umsetzen von Chlormagnesiumlauge mit Fluorcalcium in der Hitze dar. Gegen Ende des Prozesses kann die Temperatur bis zur theilweisen Zersetzung des überschüssigen Chlormagnesiums gesteigert werden; doch ist dann beim Weiterverarbeiten der erstarrten Masse ein Aufweichen mit verdünnter Salzsäure nöthig, um die ausgeschiedene Magnesia und das Chlorcalcium von dem unlöslichen Fluormagnesium durch Auswaschen zu scheiden; ein vorhandener Ueberschuſs des unlöslichen Fluorcalciums wird von dem voluminöseren Fluormagnesium durch Schlämmen abgesondert. Das Fluormagnesium dürfte zur Milchglasfabrikation Verwendung finden können. Um das Abtreiben des Schwefels aus Schwefel haltigen Mineralien, Erden u.s.w. mittels überhitzten Wasser dampf es, was schon früher von Dubois vorgeschlagen ist, praktisch ausführbar zu machen, hat derselbe einen neuen Destillirapparat (* D. R. P. Nr. 41718 vom 8. Februar 1887) angegeben. Derselbe besteht aus einem metallenen Behälter A (Fig. 4 und 5 Taf. 15), welcher in einem aus Mauerwerk bestehenden Mantel um die hohlen Achsen B und C drehbar gelagert ist. Die Verbrennungsproducte der beiden Feuerungen W und W1 umspülen sowohl den Behälter A als auch das den letzteren umlaufende, als Ueberhitzer dienende Dampfrohr N, welches bei f in den Heizmantel ein-, bei f1 aus-, bei f2 wieder ein- und f3 wieder austritt, um sodann mittels der Leitung O den überhitzten Dampf durch die hohle Achse B in das mit zugespitzten Ausströmungsröhrchen Q versehene Dampfvertheilungsrohr T zu leiten; das letztere wird an seinem Ende von einer Querschiene h getragen. Die Verbrennungsproducte verlassen den Heizmantel durch Schornsteine x, welche auf die Oeffnungen g und g1 des Mantels aufgesetzt sind. Die Schwefel haltigen Mineralien u.s.w. werden durch die Oeffnung p des Mantels und t des Behälters A eingetragen und die entschwefelten Mineralien durch die entsprechenden Oeffnungen t1 und Y in den Abkühlraum Z entleert. Der Austritt der erzeugten Schwefeldämpfe und des Wasserdampfes erfolgt durch die mit Stopfbüchse R versehene hohle Achse C und dann durch die zur Dampfvertheilung nach dem Hauptrohr P oder dem Nebenrohr U vorgesehene Büchse S. Ein in letzterer angebrachter Schieber V verschlieſst je nachdem das Rohr P oder U, falls eine besondere Auffangung etwa vor dem Schwefel entweichender Destillationsproducte erforderlich wird. Der drehbare Destillationsbehälter A kann anstatt von cylinderförmiger Gestalt aus zwei abgestumpften, mit ihrer Basis an einander liegenden Kegeln bestehen, wodurch das in demselben befindliche Material in Folge der Drehung und der Neigung der Behälterwände von selbst nach der Mitte des Apparates behufs Entleerung geschafft wird. An Stelle des centralen Dampfzuführungsrohres T mit Zweigröhrchen Q soll bei Verarbeitung von Schwefelerzen u.s.w., bei welchen kein Mitreiſsen von Theilchen zu befürchten ist, welche die Reinheit des Schwefels beeinträchtigen könnten, eine Vorrichtung angebracht werden, durch welche der Dampf die Materialien von unten her durchströmt; dieselbe ist in Fig. 6 und 7 dargestellt. Die mehrere Kammern (z.B. acht) bildende Achse A empfängt den Dampf des centralen Rohres T durch einen groſsen Längenschlitz n1 n1 , welcher sich an der unteren Seite des Rohres befindet. Die Kammern sind gegen den Behälter A hin durch eine Scheibe verstopft, welche mit einer Anzahl Löcher (z.B. acht) a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 versehen ist, von welchen jedes eine Röhre a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 aufnimmt: diese Röhren sind durch Bänder p1 an den Wänden des Behälters befestigt und zur Vertheilung des überhitzten Dampfes mit Löchern versehen. Dreht sich nun der Behälter, während das centrale Dampfzuführungsrohr T fest bleibt, so treten die Oeffnungen von je drei Kammern nebst den dazu gehörigen Oeffnungen, z.B. a2 b2 c2 vor den Schlitz n1 n1 von T, während von den anderen fünf Oeffnungen (wie d2 e2 f2 g2 h2) der Dampf abgeschlossen ist. Hierdurch erhalten auch nur die Röhren a3 b3 c3 Dampf, während die Röhren d3 e3 f3 g3 h3 keinen erhalten und inactiv bleiben. Der Ort, wo die Arbeit des Dampfes stattfindet, ist inmitten des zu behandelnden Materiales, da der durch die unteren Röhren eintretende Dampf das Material von unten nach oben durchstreicht, während kein Dampf von oben eintritt, da alle anderen Röhren abgeschlossen sind. Dieses intermittirende Spiel, welches in der Mitte der Materialien lokalisirt ist, bewirkt eine gründliche Durchstreichung der Materialien und Gewinnung des Schwefels. Die Vereinigung von schwefliger Säure und Sauerstoff zu Schwefelsäureanhydrid geschieht, wie bekannt, durch Ueberleiten des schweflige Säure und Sauerstoff haltigen Gasgemisches über Platinschwamm oder andere wirksame Contactsubstanzen bei schwacher Rothglut. Zur Erreichung eines besseren Effectes hat man das Platin auf Asbest oder andere geeignete Substanzen mit groſser Oberfläche übertragen, um auf diese Weise beim Ueberleiten der zu vereinigenden Gase eine möglichst lange Berührungsdauer mit dem Platin zu erzielen. Es ist dies Verfahren besonders von Winckler in Freiberg zur Unschädlichmachung und gleichzeitigen Verwerthung der schwefligen Säure des Hüttenrauches mit Vortheil in die Praxis eingeführt worden (vgl. Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen Bd. 29 S. 428). E. Haenisch in Rosdzin, O.-Schl., und Dr. M. Schröder in Neumühl-Hamborn, Rheinland (D. R. P. Nr. 42215 vom 1. Februar 1887) verlängern neben der Anwendung einer möglichst groſsen Platinoberfläche die Berührungszeit noch dadurch, daſs das Volumen des schweflige Säure und Sauerstoff haltigen Gasgemisches während der Dauer des Ueberleitens über die Platin Substanz durch Anwendung höherer Spannung wesentlich vermindert wird. Wendet man hierbei beispielsweise eine dreifache atmosphärische Spannung an, so wird das Gas auf den dritten Theil seines ursprünglichen Volumens verdichtet und wird dementsprechend die dreifache Zeit in dem mit platinirter Substanz angefüllten Raum verweilen, als wenn es mit gewöhnlicher atmosphärischer Spannung hindurchstreicht. Auſserdem geht auch der chemische Prozeſs an sich unter dem Einfluſs der höheren Spannung besser vor sich, da die chemisch activen Gasmoleküle näher an einander liegen. Ist das Gemisch von schwefliger Säure und Sauerstoff nicht in dem zur Bildung von Anhydrid günstigen Mischungsverhältniſs von etwa 25 Vol.-Proc. schwefliger Säure und 75 Vol.-Proc. Luft vorhanden, wie solches bei dem durch Zersetzung von concentrirter Schwefelsäure oder Sulphaten in höherer Temperatur resultirenden Gasgemisch von schwefliger Säure und Sauerstoff annähernd vorliegt, so muſs dieses vortheilhafte Mischungsverhältniſs erst künstlich erzeugt werden. Dies geschieht unter gleichzeitiger Comprimirung der Gase durch den Zwillingscompressor A (Fig. 8). Die beiden Cylinder desselben a und b sind in ihren Abmessungen so gewählt, daſs der die Luft ansaugende Cylinder a bei gleicher Hubhöhe einen dreimal so groſsen Querschnitt hat als der die schweflige Säure ansaugende Cylinder b, so daſs also beim Betriebe des Compressors stets dreimal so viel Luft als schweflige Säure befördert wird. Die comprimirten Gase beider Cylinder vereinigen sich im Druckrohr c und werden durch dieses nach dem Druckkessel B geführt, der mit einem Sicherheitsventil und einem Manometer versehen ist. Von hier gehen die gemischten, unter höherem Druck befindlichen Gase durch Rohr und Ventil f in den zur Vereinigung dienenden Ofen C. Derselbe enthält zwei mit der platinirten Contactmasse gefüllte, auf schwache Rothglut erhitzte schmiedeeiserne Rohre g, welche von der unter Druck befindlichen Gasmischung gleichzeitig passirt werden. Die Rohre dürfen nur einen verhältniſsmäſsig kleinen Durchmesser haben und müssen sehr starkwandig sein, damit sie bei schwacher Rothglut, ohne aufzureiſsen, noch einen Druck von mehreren Atmosphären ertragen können. Nach dem Passiren der Rohre g, in welchen die Gase zum gröſsten Theil in Schwefelsäureanhydrid übergeführt sind, vereinigen sich dieselben wieder in dem gemeinsamen Rohre h und gelangen nun nach dem Druckentlastungsventil i, welches so eingestellt ist, daſs es bei dem für die Einwirkung bestimmten Druck (für gewöhnlich 2 bis 3at) gleichmäſsig die Gase in das Rohr k abbläst. Damit sich das gebildete Anhydrid nicht schon in den Rohren h und k oder im Entlastungsventil i absetzen und zu Verstopfungen Veranlassung geben kann, sind dieselben auſsen mit einer Bleischlange umwickelt, durch welche Dampf streicht, so daſs die Temperatur immer über dem Verflüchtigungspunkt des Anhydrids gehalten wird. Sollte dennoch durch zufällige Veranlassungen eine Verstopfung dieser Rohre oder ein Festsetzen des Abblaseventiles eintreten, so steigt auch der Druck im Kessel B, und es tritt alsdann das auf diesem Kessel angebrachte Sicherheitsventil in Function, welches so eingestellt ist, daſs es etwa bei einer um 1at höheren Spannung abbläst, als bei normalem Verlauf des Prozesses angewendet werden soll. Die nach der Umsetzung im Wesentlichen aus Stickstoff und Schwefelsäureanhydrid bestehenden Gase passiren hierauf eine Reihe von thönernen Condensationsgefäſsen l, welche zur Abscheidung des Anhydrids bezieh. zur Lösung desselben in gewöhnlicher Schwefelsäure oder Wasser dienen. Die nach Abscheidung des Anhydrids in den Endgasen noch enthaltene geringe Menge schwefliger Säure wird in der bisher üblichen Weise durch Ueberführung in Kammersäure nutzbar gemacht oder auch nach Trennung von dem Stickstoff von Neuem in den Anhydridprozeſs zurückgeführt. Nach Versuchen von Dr. Knublauch in Ehrenfeld bei Köln (D. R. P. Nr. 41930 vom 18. August 1886) gestaltet sich die Abscheidung von relativ geringen Mengen Cyanverbindungen aus Gasen, welche auſserdem Kohlensäure und Schwefelwasserstoff enthalten, durch Gemische von Alkali, alkalischen Erden oder Magnesia und Eisen, Oxyden oder Carbonaten desselben wesentlich vortheilhafter, wenn das Gas durch eine Flüssigkeit (nicht eine feste Masse), welche jene gelöst oder suspendirt enthält, geleitet wird. Die Ausbeute ist hier deshalb bedeutender, weil das Cyan überall mit Eisen- und Alkalimolekülen gleichzeitig zusammentrifft, was bei festen Massen nur in sehr geringem Maſse der Fall ist, nämlich nur an der im Vergleich mit der ganzen Masse relativ geringen Berührungsfläche der Eisenalkalitheilchen, und das wiederum nur so weit, als die Oberfläche der Theilchen nicht schon von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff angegriffen ist. Hat die Einwirkung der Gase auf die feste Masse aber einmal stattgefunden, so hört jede weitere Zersetzung auf, da Cyan oder Blausäure gebildetes Schwefeleisen oder kohlensaures Alkali nicht zersetzen, während beim Absorbiren mittels Flüssigkeit das gebildete Doppelcyanür in Lösung geht, immer wieder neue Zersetzung stattfindet, und nur sehr geringe Mengen von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff mit absorbirt werden. Die Versuche zeigten nämlich, daſs beim Durchleiten von Cyan haltigen Gasen selbst mit sehr groſsen Ueberschüssen an Kohlensäure und Schwefelwasserstoff durch eine Flüssigkeit, welche gleichzeitig Alkali- und Eisenverbindungen enthält, das Cyan mit solcher Energie Ferrocyansalz bildet, daſs die Affinität der Kohlensäure und des Schwefelwasserstoffes gegenüber dem Cyan so geschwächt wird, daſs nur geringe Mengen von Schwefelwasserstoff (Kohlensäure) zur Absorption kommen. Die Versuche stellten fest, daſs das Verhältniſs des absorbirten Cyans zu dem absorbirten Schwefelwasserstoff ein ganz bestimmtes ist, nur von dem Verhältniſs des in der Flüssigkeit befindlichen Alkalis zum Eisen und den Verbindungsformen von Alkali und Eisen selbst, aber unabhängig von den Ueberschüssen an Kohlensäure und Schwefelwasserstoff zu dem vorhandenen Cyan. Es ist nach dem Verfahren möglich, das Cyan zu binden und nur einen Bruchtheil vom Cyan an Schwefelwasserstoff zur Absorption zu bringen. Leitet man z.B. ein Cyan, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff haltiges Gas durch eine Flüssigkeit, in welche Eisenoxydulsalz und Alkali in dem für den Versuch am günstigsten Verhältniſs eingetragen sind, so verschwindet nach und nach das gefällte Eisenoxydulhydrat vollständig, indem der gröſste Theil desselben als Ferrocyanalkali in Lösung geht, während nur ein bestimmter Bruchtheil desselben als Schwefeleisen in der Lösung suspendirt bleibt. Während also beim Absorbiren mit festen Massen das gebildete Ferrocyan zu der ganzen Masse verschwindend klein, ist hier umgekehrt der gröſste Theil des Alkalieisens in Ferrocyan übergeführt. Während nun bei festen Massen die geringen Mengen Doppelcyanür ausgelaugt werden müssen, resultirt hier direkt eine an Doppelcyanür sehr reiche Flüssigkeit, welche vom Ungelösten getrennt und weiter verarbeitet wird. Ist ein gewisser Ueberschuſs von Eisen zum Alkali in der Absorptionsflüssigkeit enthalten, so bildet sich neben dem Doppelcyanür in Lösung gleichzeitig unlösliches Cyanürcyanid, welches dann aus dem Rückstande gewonnen werden kann. Durch Steigerung des Eisens zum Alkali kann man es dahin bringen, daſs direkt unlösliches Cyanürcyanid gebildet wird. Die Menge der Absorptionsstoffe für ein bestimmtes Gewicht Cyan hängt mit davon ab, ob man mit ein- oder zweiwerthigen Basen, mit Hydraten oder Carbonaten derselben, mit Eisenoxydulhydrat, Eisenoxydhydrat oder Eisenerzen arbeitet. Im Allgemeinen aber kann man sagen, daſs beim Operiren mit Eisen und Alkali oder Erden (Magnesia) auf je 1 Mol. vorhandene Blausäure (Cyan) annähernd 1 Mol. Alkali oder Erdalkali, Hydrat oder Carbonat und bedeutend weniger als 1 Mol. Eisenverbindung in der Flüssigkeit gelöst oder suspendirt vorhanden sein soll. Bei Eisenerzen und metallischem Eisen kann dessen Menge entsprechend der geringeren Reactionsfähigkeit überschritten werden, die Menge des Alkalis aber gleich bleiben. Bei einem gewissen Schwefelwasserstoffgehalt ändert sich zwar das Verhältniſs, aber auch da kommen auf 1 Mol. Blausäure (Cyan) am besten annähernd nur 1 Mol. Alkali (-Erde) und weniger als 1 Mol. Eisenverbindung. Steigt der Schwefelwasserstoffgehalt beliebig hoch, so ist an Menge und Verhältniſs der Absorptionsstoffe nichts zu ändern; es wird mit denselben Mengen Eisenalkali das Cyan gebunden, und die Ueberschüsse von Schwefelwasserstoff gehen unabsorbirt durch die Flüssigkeit. Da bei Schwefelwasserstoff haltigen Gasen der erstere gegen die Menge des Cyans meist sehr hoch ist, z.B. bei Kohlendestillationsgasen, so ist auch die Gesammtschwefelabscheidung nur äuſserst geringfügig und ganz nebensächlich und unerheblich. Die Menge der Flüssigkeit soll im Minimum so viel betragen, daſs das Gas durch Druck oder Saugen die Flüssigkeit unter Blasenwerfen durchstreichen kann, oder daſs Flächen o. dgl. mit der Flüssigkeit berieselt werden können. Sachse.

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