Titel: | Ueber die Vertheilung der Wärme im Dampfcylinder; von Sigmund Gottlob, Direktor der deutschen Staatsgewerbeschule in Pilsen. |
Autor: | Sigmund Gottlob |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 293 |
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Ueber die Vertheilung der Wärme im Dampfcylinder;
von Sigmund Gottlob, Direktor der deutschen Staatsgewerbeschule in Pilsen.
Gottlob, über die Vertheilung der Wärme im
Dampfcylinder.
Major Thomas English berichtete in der Institution of mechanical Engineers über eine Reihe von
Versuchen, deren Ergebnisse für den Dampfmaschinenconstructeur bemerkenswerth sind
daher über dieselben an dieser Stelle berichtet werden soll.
Die Versuchsmaschinen waren von Tannet Walker und Comp.
in Leeds gebaut. Die wichtigsten Dimensionen derselben waren:
Cylinderdurchmesser
16''
engl.
(406mm)
Kolbenhub
18''
„
(463mm)
Kolbenstangen durchgehend und mit Pum- penplungern
verkuppelt; Durchmesser
2½''
„
(63mm,5)
Einlaſskanäle
10'' × 1¼''
„
(254mm × 31mm,75)
Auslaſskanal
10'' × 2½''
„
(254mm × 63mm,5)
Aeuſsere Ueberdeckung
⅝''
„
(15mm,8)
Innere „
–
Schieberweg
3½''
„
(89mm)
Voreilwinkel des Vertheilungsexcenters
28°
Hub des Expansionsexcenters
95mm
Die Füllung konnte durch Verdrehung dieses Excenters verändert werden.
Der Auspuff erfolgte nach einem fahrbaren Oberflächencondensator mit 604 Quadratfuſs
(37qm,7) Kühlfläche, zu welchem besonders
angetriebene Luft- und Circulationspumpen mit 12'' (305mm) Cylinderdurchmesser und 14'' (355mm,5) Hub gehörten.
Den Dampf für die Versuchsmaschinen lieferten zwei Locomobilkessel von Fowler und Comp. in Leeds mit etwa 15 Quadratfuſs (1qm,4) Rost und 548 Quadratfuſs Heizfläche (50qm,9), welche bei einem Kohlenbrand von 6,5 bis
12,4 Pfund für den Quadratfuſs Rostfläche (31 bis 60k für 1qm) eine 7,9fache Verdampfung
ergaben. Der Dampf wurde aus den Domen von 2' (609mm,5) Durchmesser und 3' (914mm) Höhe
durch eine Rohrleitung entnommen, welche in einer Länge von 21,5' (6m,55) einen Durchmesser von 3'' (76mm) hatte und in einen Hauptstrang von 6'' (152mm) Durchmesser und 19' (5m,79) Länge mündete. Von dieser ging eine
Zweigleitung mit 4'' (101mm,5) Durchmesser und
68,5' (20m,878) Länge und 2½'' (63mm,5) Durchmesser auf 9¼' (2m,819) Länge zu den Maschinen, so daſs die totale
Oberfläche der Dampfleitung 141 Quadratfuſs (10qm,13) betrug. Dieselbe war ihrer ganzen Ausdehnung nach mit Filz verkleidet,
auſserdem war ein Theil derselben (54 Quadratfuſs = 5qm,02) gemantelt und konnte von einem besonderen Locomobilkessel mit Dampf
von 140 Pfund (9k,84) Spannung geheizt werden. Das
Dampfauslaſsrohr von 4'' (101mm,5) in einer Länge
von 8¾' (2m,667) konnte nach Belieben mit dem
Condensator, durch ein Rohr von 6'' (152mm) und
13½' (4m,015) Länge verbunden, oder mit der
Atmosphäre in Verbindung gebracht werden.
In der Minute gelangten 210 bis 270 Gallonen (954 bis 1227l) Wasser nach dem Condensator und erfuhren eine
Temperaturerhöhung von etwa 15° F. (8° C.), wobei ein Vacuum von 26 bis 28'' (66 bis
71cm) leicht zu erzielen war. Das
Condensationswasser gelangte von dem Ausguſs der Luftpumpe nach einem Meſsgefäſse,
so daſs die Menge desselben ermittelt werden konnte; die Zahl der Hübe wurde mittels
eines Hubzählers ermittelt. Auch wenn ohne Condensation gearbeitet wurde, blies der Cylinder nach dem
Condensator aus, von welchem dann die Saugleitung der Luftpumpe ausgeschaltet war,
so daſs die Condensation bei atmosphärischem Drucke stattfand, wobei die
Indicatordiagramme von solchen gewöhnlicher Auspuffmaschinen keinen Unterschied
aufwiesen. Major English fand, daſs die Ermittelung der
Speisewassermenge aus dem Condensationswasser verläſslichere Resultate, als die
direkte Ermittelung desselben gibt.Ist W1 die zu
ermittelnde Speisewassermenge, W das erhobene
Gewicht des Condensationswassers (jedes für 1 Pferd und Stunde); ist ferner
t0 die
Temperatur des Condensationswassers 00, jene
des Kühlwassers zugleich die des Speisewassers,
so ist, abgesehen von der Ausstrahlung am Cylinder und der der Kolbenreibung
entsprechenden Wärme, die verausgabte Wärme W1
R verwendet worden: Zur Erhöhung der Temperatur
des Kühlwassers und Speisewassers im Ausmaſs von W(t0 – 00) und zur Arbeitsvorrichtung
(1 eine Stunde lang), d. i. \frac{60\times 60\times
75}{424}=636,8 cal. Daher ist
W^1R=636,8+W\,(t_0-0_0) woraus W1 zu ermitteln
ist.Ist die Speisewassertemperatur t1 gröſser als 00, so ist W1
R um tx – 00 cal. für 1 Kilogramm des für diese Correctur abzuschätzenden
Dampfverbrauches zu corrigiren (vgl. Cotterill, The
Steam Engine S. 272 und 274).
Die Versuche erstreckten sich über eine 50stündige Arbeitsdauer; von denselben wurde
jedoch eine gröſsere Anzahl (entsprechend einer 28 stündigen Versuchsdauer) als
unverläſslich ausgeschaltet. Sie wurden nach 12 Anordnungen durchgeführt: Mit
Condensation, ohne Condensation; jede bei gemantelter, wie auch ungemantelter
Rohrleitung, bei Füllungen von ¼, ⅛ und 1/16. Alle 5 Minuten wurden Indicatordiagramme
genommen.
Die Indicatordiagramme wurden nun derart für die Berechnungen verwerthet, daſs für
die einzelnen Kolbenstellungen der Wasser- und Dampfinhalt, die bezüglichen
Wärmemengen und die bis dahin verrichtete absolute Arbeit ermittelt wurden, so daſs
sich aus der Differenz der vom Kessel gelieferten Wärme und der Summe der
angeführten Wärmemengen der Ueberschuſs der von Cylinder und Kolben absorbirten
Wärme über jene ergab, welche zur Wieder Verdampfung diente und anderweitig bis zur
fraglichen Kolbenstellung verloren ging. Der Gang der einschlägigen Rechnungen (wie
er von Cotterill in dem in der Fuſsnote citirten Buche
angegeben ist) stellt sich nach Beseitigung der vielen überflüssigen
Umständlichkeiten, von welchen er in unserer Quelle (Engineering vom 22. Juli 1887) begleitet ist, in folgender Weise dar.
Der Kolben habe η Proc. des Hubes zurückgelegt, p2 sei die bezügliche
Hinterdruckspannung (Ordinate der Expansionscurve); sei ferner pc der Gegendruck am
Ende der Compression, welche c Proc. des Kolbenhubes
beträgt; ist noch V = FS der vom Kolben durchstrichene
Raum und ζV der schädliche Raum, so ist zunächst das
Volumen der vom Kessel für den Hub gelieferten Dampfmenge im Gewichte von W1 zu bestimmen, zu
welchem Zwecke von dem Dampfvolumen (ζ + η) V
das Volumen des beim
Hubwechsel zurückgebliebenen Dampfes abzuziehen ist.
Bei der Spannung pc
beträgt dieses Volumen ζV, bei der Spannung p2 mithin
\zeta\,\frac{Vp_c}{p_2}, so daſs das Volumen des vom Kessel
gelieferten Dampfes bei der in Rede stehenden Kolbenstellung
V_x=\left(\eta+\zeta-\zeta\,\frac{p_c}{p_2}\right)\,V=\left(\eta+\zeta\,\frac{p_2-p_c}{p_2}\right)\,V
beträgt. Ist noch \frac{1}{\gamma^2} das
specifische Volumen gesättigten Dampfes bei der Spannung p2, x der
Dampfgehalt des im Cylinder befindlichen Gemisches in Kilogramm, so ist bekanntlich
das specifische Volumen des Gemisches die Summe aus dem Volumen von xk Dampf und (1 – xk) Wasser, daher:
\frac{x}{\gamma_2}+\frac{1-x}{1000}=v_x und
x=\frac{v_x-0,001}{u}, wofür annähernd
\frac{v_x}{u} gesetzt werden kann und worin u die Differenz der specifischen Volumina von Dampf und
Wasser, aus den Dampftabellen zu entnehmen und
v_x=\frac{V_x}{W_1} ist.
Zur Ermittelung der jeweiligen Wärmevertheilung führt folgende Betrachtung: Ist Q1 die vom Kessel
zugeführte Wärme für 1k Speisewasser, gerechnet
bis zur Temperatur, welche dem Gegendruck entspricht, d. i. unter Beibehaltung der
üblichen Bezeichnungen, wenn man (wie dies English
thut) für die Flüssigkeitswärme bei der Anfangsspannung die Temperatur t1, für jene bei der
Gegendruckspannung tb
und für die bei der in Betracht gezogenen Kolbenstellung indicirten Spannung
entsprechende Temperatur t2 setzt und endlich mit r1 und r2 die Verdampfungswärmen bei t1 und t2 Celsiusgraden bezeichnet
Q1 = t1
– tb + x1
r1
entsprechend der Kesselspannung p1, so finden sichhiervon im Dampfe der
im Augenblicke indicirtenSpannung p2
Q2 = t2– tb + x2
r2
daher um Q1
– Q2 = t1 – t2 + x1
r1
– x2
r2
weniger.
In Arbeitsform erscheinen E2 cal., sohin beträgt der vorhin charakterisirte Ueberschuſs der vom
Metall aufgenommenen Wärme für 1k Speisewasser Q1
– Q2
– E2.
E2 berechnet sich aus
der mittleren Hinterdruckspannung pm, welche entsprechend dem schädlichen
Raume im Verhältnisse
\frac{\eta}{\eta+\zeta\,\frac{p_2-p_c}{p_2}} zu reduciren
ist, d. i. E_2=\frac{10000}{424}\
\frac{p_m\,v_x}{\eta+\zeta\,\frac{p_2-p_c}{p_2}} Berechnet man noch
die zugehörige Gegendruckarbeit für 1k Dampf
E_b=\frac{10000}{424}\,p_b\,v_x, so wäre für die vollkommene Dampfmaschine bei dem gleichen Temperaturgefälle
Q_t=\frac{t_1+273}{t_1-t_b}\,(E_2-E_b) und ist
Q_1–Q_t die Summe aller vom theoretischen Standpunkte
vermeidlichen Verluste.
Auf Seite 298 und 299 sind einige Diagramme einer Reihe nebst dem durch die Punkte
markirten mittleren Diagramm wiedergegeben. English hat
für seine Berechnungen das um den schädlichen Raum vermehrte Cylindervolumen V in zehn gleiche Theile getheilt und für jede der
diesen Theilen entsprechenden Kolbenstellungen der Expansionsphase die vorerwähnten
Daten ermittelt und graphisch dargestellt. Die Curve HH
entspricht der Hyperbel für die Expansion, ausgehend von der Kesselspannung und dem
nach dem zugehörigen specifischen Volumen berechneten idealen Füllungsraum.
In den Wärmevertheilungs-Diagrammen, welche sich auf die Gewichtseinheit des Dampfes
beziehen, ist die Ordinate der oberen Begrenzungslinie die totale, dem Speisewasser
zugeführte Wärmemenge von der Temperatur des Gegendruckdampfes gerechnet. Die Curve
EE entspricht der indicirten Arbeit (E2
– Eb), die Curve TT der absoluten Arbeit (E2) die Curve PP der für die vollkommene Maschine bei gleicher Arbeit erforderlichen
Wärme, die Curve SS die im Dampfe enthaltene Wärme (xr2 – qb), aufgetragen von
TT, und endlich WW die
im Wasser enthaltene Wärme (1 – x)(q2
– qb), aufgetragen von
SS.
Nunmehr geben die Ordinaten der Curven WW von oben
gemessen die vom Metall absorbirte Wärme und jene der Curve PP sämmtliche auftretenden Wärmeverluste an. English hebt hervor, daſs die Resultate nur von der am Ende der Admission
im Cylinder befindlichen Wassermenge abhängen, gleichgültig ob und inwieweit
derselbe von der Condensation im Cylinder herrührt, oder nach dem Cylinder hin
mitgerissen wurde. Findet jedoch Condensation in der Röhrenleitung statt, so wird
dementsprechend weniger Wärme dem Cylinder zugeführt und der Verlust an Wärme
während der Admission überschätzt. Nach den Diagrammen zu schlieſsen, war die
Wirkung der Mantelung der Rohrleitung gering und ungleichmäſsig, sie bestand nach
Ansicht English's in der Wiederverdampfung des in der
Rohrleitung entstandenen Condensationswassers.
Auf Seite 300 sind die vom Cylinder und Kolben absorbirten Wärmemengen, bezogen auf
die Kühlflächen (ausschlieſslich der Oberfläche des schädlichen Raumes),
dargestellt.
Aus diesen Ergebnissen schlieſst English zunächst, daſs
die Cylindermaſse, und insbesondere die Oberfläche des schädlichen Raumes nicht
unabhängig von dem Temperaturgefälle zu wählen seien, und daſs hierauf beim Entwurf
von Dampfmaschinen Nachdruck zu legen sei.
In der Tabelle auf S. 301 sind die berechneten Ergebnisse für zwei verschiedene
Füllungen zusammengestellt, welche zeigen, wie sich für gleich groſse Durchmesser
bei gleichen schädlichen Räumen und verschiedenen
Dampfrohr ummantelt.
Cylindervolumen sammt schädlichem Raum in Cubikfuſs.
Textabbildung Bd. 267, S. 298
Barometerstand 29,8 Zoll
Quecksilber; Absoluter Druck in Pfund auf 1 Quadratzoll.
Wärmevertheilung. Thermometer 50° Fahrenheit.
Textabbildung Bd. 267, S. 298
Procente vom Hub, einschlieſslich
schädlicher Raum; Wärmeeinheiten für das Pfund Dampf; Verlorene Wärme; Unbedingt
erforderliche Wärme.
In der Figur bezeichnet
EE die effective Arbeit.
TT Gegendruck.
PP für eine vollkommene
Maschine erforderliche Wärme.
Die untere Klammer a gilt für
den ausströmenden Dampf.
Die obere b für die an Cylinder
und Kolben abgegebene Wärme.
Mittel von 16 Diagrammen, 3,47 fache Expansion, 40,2
Umgänge in der Minute.
beobachtet
berechnet
Indicirte Leistung in
57,8
61,2
Wasser für jeden Hub in Pfunden
0,205
0,206
Wasser für 1 und 1 Stunde
34,2
32,5
Wirkungsgrad in Procenten
7,0
7,9
Cylindervolumen sammt schädlichem Raum in Cubikfuſs.
Textabbildung Bd. 267, S. 299
Barometerstand 29,9 Zoll
Quecksilber; Absoluter Druck in Pfund auf 1 Quadratzoll
Wärmevertheilung. Thermometer 41° Fahrenheit.
Textabbildung Bd. 267, S. 299
Procente vom Hub, einschlieſslich
schädlicher Raum; Wärmeeinheiten für das Pfund Dampf; Verlorene Wärme; Unbedingt
erforderliche Wärme.
Mittel von 12 Diagrammen, 3,37 fache Expansion, 40,4
Umgänge in der Minute.
beobachtet
berechnet
Indicirte Leistung in
52,4
54,6
Wasser für jeden Hub in Pfunden
0,214
0,204
Wasser für 1 und 1 Stunde
39,6
36,2
Wirkungsgrad in Procenten
6,5
7,1
Cylinderlängen der Wirkungsgrad verschieden gestaltet für
dasselbe Expansionsverhältniſs, und daſs umgekehrt bei gleichem Hub durch
Verdoppelung des Expansionsverhältnisses der Wirkungsgrad nur wenig verschieden
ausfällt.
Der Verlauf der Curven (S. 300) deutet an, daſs der eintretende Dampf eine plötzliche
Condensation erfährt, welche bei der Versuchsmaschine der Zufuhr von 150
Wärmeeinheiten (37,8 cal.), d. i. da die Oberfläche des schädlichen Raumes 5,24 Quadratfuſs engl.
(0qm,488) miſst, 77,5 cal. für 1 Quadratmeter
des schädlichen Raumes entspricht. Diese Wärme wird im Verlauf des Kolbenweges zum
Theil wieder abgegeben, und zwar proportional der zunehmenden Oberfläche, welche
beim Hubende 11,98 Quadratfuſs (1qm,113) beträgt,
doch bleiben dann immer noch im Eisen 0,4 engl. W. E. für 1 Fahrenheitgrad des
Temperaturgefälles
Initial-Condensation und Wiederverdampfung.
Textabbildung Bd. 267, S. 300
Procente des Hubes; Beobachtete
Wärmemenge, welche dem Cylinder vom Dampfe entzogen wurde; Quadratfuſs der
dampfberührten Fläche
3,4, 5,6 und 6,7 fache Expansion.
C = Condensation
N = Auspuff unter Atmosphärendruck.
a = Oberfläche des schädlichen Raumes einschlieſslich
Kolben- und Deckelfläche,
b = Cylindermantelfläche.
Maſse englisch.
zwischen Anfangs- und Gegendruckspannung zurück (0,1807 cal.
für 1° C.).
Cylinder-Durch-messer 16'' (406mm)
Füllung: 1,4'' = 35mm,5Admissionsspann. 87,4
Pfd.(6k,14)Gegendruck 2,7
Pfd. (1k,9)
Füllung 4,25'' (108mm)Admissionssp. 71,3 Pfd. (4k,99)Gegendruck 2,9 Pfd. (2k,04)
HubExpansionsverh.
8''(203)3,47
18''(457)7,24
21,8''(554)8,67
8''(203)1,68
18''(457)3,47
21,8''(554)4,20
38,6''(980)7,24
46,3''(1176)8,67
Wirkungsgrad %Pfd. Wasser für und
Stunde
4,856
7,334,6
8,131,3
5,354,8
7,932,5
8,630
10,323
11,121
Die auf Grund dieser Hypothese berechneten Wasserinhalte sind in den
Wärmevertheilungs-Diagrammen durch die Linie AA
dargestellt, aus welcher das Diagramm DD (gestrichelt)
abgeleitet wurde. Major English hat auch die Versuche,
die von dem Board of marine Engineers im J. 1873/4
angestellt wurden, graphisch dargestellt und findet in denselben eine Bestätigung
für die Haltbarkeit seiner Hypothese, nur dürfte die oben angegebene Wärme für
gemantelte Cylinder um etwa ⅓ kleiner anzunehmen sein.
In einer späteren Vereinsversammlung machte Major English Mittheilungen über neuere Versuche über die Wärmeverluste im
schädlichen Raum. Der Cylinder gehörte zu einem Locomobil und hatte 10'' (254mm) Durchmesser und 14'' (356mm,5) Hub, er war bis auf die Deckel gemantelt.
Bei den Versuchen war die Leitstange ausgehängt, der Kolben am Hubende festgekeilt,
der Cylinderraum, sowie der schädliche Raum an der jenem Hubende entgegengesetzten
Seite mit Holz und Eisen ausgefüllt und der Eintrittskanal mittels eingepaſster
Platte verschlossen, während der Einlaſskanal zunächst dem Kolben gebrauchsfähig
blieb. Kurbel und Excenter wurden von einer besonderen Maschine angetrieben, und
zwar abwechselnd mit 130, 100, 70 und 50 Umgängen in der Minute. Der Dampf wurde mit
verschiedenen Spannungen: 45, 30, 20 und 10 Pfund engl., d. i. 3,15, 2,1, 1,4 und
0,7k/qcm, bei
offenem Regulator eingeführt, so daſs angesichts der geringen Dampf mengen und dem
direkten Dampfwege jede Condensation und Wasserabscheidung auf dem Wege zum Cylinder
auſser Betracht kam. Der Dampf wurde sonach abwechselnd dem schädlichen Raum
zugeführt und aus demselben abgeblasen, wobei die Dauer der Admission jener einer
Füllung von 0,7 des Hubes entsprach. Während jedes Versuches, d. i. ungefähr in der
Stunde, wurden 3 Diagramme entnommen; auſserdem wurden die Dampfmengen wie oben
angedeutet ermittelt. Der schädliche Raum betrug etwa 0,035 Cubikfuſs und dessen
Oberfläche 2 Quadratfuſs (0qm,001 bezieh. 0qm,1858).
Von 64 Versuchen bezogen sich 35 auf Arbeit mit Condensation, die anderen auf Arbeit
ohne Condensation.
Ist nun W das Gewicht der für die Umdrehung ermittelten
Dampfmenge, sind weiter γ1 und γ0 die
specifischen Dampfgewichte entsprechend der Admissions- und Gegendruckspannung (bei
Abschluſs des Auslasses). Ist weiter cx das Volumen des
schädlichen Raumes, so ist im Cylinder zurückgeblieben cxy0, daher wurde ausgestoſsen
c\,x\,(\gamma_1-\gamma_0). Ist nun
W>c\,x\,(\gamma_1-\gamma_0), so liegt dies an dem
condensirten Dampfe, dessen Gewicht somit
W-c\,x\,(\gamma_1-\gamma_0), entsprechend einer
Wärmeabsorption von (W-c\,x\,[\gamma_1-\gamma_0])\,(\gamma_1-q_1)
durch das Metall entspricht.
Aus diesen Versuchen, im Vereine mit den vorausgegangenen, sowie aus den vorerwähnten
amerikanischen Versuchen leitet English eine empirische
Formel zur Berechnung der in Rede stehenden Wärmeverluste ab. Sie lautet für
gemantelte Cylinder:
Engl. Maſs
Metermaſs
C=\frac{60\,\gamma_1\,S_c}{\sqrt{n}}\left(1-\frac{\gamma_0+0,06}{\gamma_1}\
\frac{S}{S_c}\right)
:\ \frac{10,16\,\gamma_1\,S_c}{\sqrt{n}}
\left(1-\frac{\gamma_0+0,9612}{\gamma_1}\
\frac{S}{S_c}\right)
und für ungemantelte Cylinder:
C=\frac{80\,\gamma_1\,S_c}{\sqrt{n}}\left(1-\frac{\gamma_0+0,06}{\gamma_1}\
\frac{S}{S_c}\right):\frac{13,55\,\gamma_1\,S_c}{\sqrt{n}}\
\left(1-\frac{\gamma_0+0,9612}{\gamma_1}\ \frac{S}{S_c}\right)
worin n die Umlaufszahl in der
Secunde, Sc die
Oberfläche des schädlichen Raumes, S die bei der
bezüglichen Kolbenstellung vom Dampf berührte Fläche und C die von den dampf berührten Flächen (5) absorbirte Wärmemenge.
In der den Mittheilungen folgenden Besprechung wurde constatirt, daſs Kolben,
Schieber und Condensator vollkommen dicht befunden worden waren.