Titel: | J. Baumann's Schaltung zur ständigen Verbindung zweier Leitungen von städtischen Telephonanlagen. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 214 |
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J. Baumann's Schaltung zur ständigen Verbindung
zweier Leitungen von städtischen Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Baumann's Schaltung zur ständigen Verbindung zweier
Leitungen.
Im Betriebe städtischer Telephonanlagen finden sich häufig Sprechstellenpaare A und B, auf verschiedenen
Seiten des Vermittelungsamtes C gelegen, deren Verkehr
unter sich jenen mit den übrigen Theilnehmern an Umfang und Wichtigkeit weit
übertrifft. Den ständigen Verkehr derartiger Stellen ermöglicht man gewöhnlich durch
zwei Arten des Anschlusses, je nachdem man mehr Gewicht darauf legt, die Arbeit der
Vermittelungsämter oder die Anzahl der Leitungen im Netze zu verringern. Nach der
ersteren Art werden die beiden Sprechstellen A und B durch eine Leitung und letztere Sprechstelle durch
eine eigene Leitung mit dem Vermittelungsamte C
verbunden. Dabei können entweder A und B unabhängig von einander mit C sprechen und von C gerufen werden, oder es
muſs, falls A und C
verkehren wollen, in B vermittelt werden.
Nach der zweiten Schaltung erhalten A und B je einen einfachen Anschluſs an das Vermittelungsamt
C, welch letzteres sowohl den Verkehr zwischen A und B, als den der
beiden Sprechstellen mit den übrigen Theilnehmern zu vermitteln hat.
Die Vortheile beider Schaltungen würde nun eine Verbindung, wie sie Fig. 1 zeigt, vereinigen, wenn A und B unabhängig und unbemerkt von C mit einander verkehren könnten, A und B jedoch auch C zum Zwecke des Verkehrs mit den übrigen Theilnehmern
rufen und von C gerufen werden könnten.
Eine Schaltung der letzteren Art hat J. Baumann in
München in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 *
S. 542 für das auch in Europa vielfach verwendete Umschaltermodell der Western electric im Vermittelungsamt beschrieben. Das
Wesentlichste der Einrichtung des Vermittelungsamtes C
gibt Fig. 2 wieder.
In C sind die Leitungen L1 und L2 nach A und B durch ein polarisirtes Relais R verbunden, welches weder auf einen von A
nach B, noch auf einen von B nach A bestimmten Strom anspricht. Die
beiden Sprechstellen A und B sind mit je einem
Doppeltaster ausgerüstet, welcher gestattet, Ströme von verschiedenem Vorzeichen, je
nachdem zwischen den Endstellen oder von letzteren nach dem Vermittelungsamt
verkehrt werden will, in die Leitung zu geben. Im Uebrigen entspricht die Schaltung
der Sprechstellen A und B
der in den gewöhnlichen Stellen des Netzet verwendeten Anordnung.
Fig. 1., Bd. 267, S. 215Fig. 2., Bd. 267, S. 215Fig. 3., Bd. 267, S. 215 Die Schaltung hat folgende Bedingungen zu erfüllen:
1) Es muſs dem Vermittelungsamt C die Möglichkeit
gegeben sein, im Falle eines Anrufes durch A oder B zu erkennen, welche der beiden Stellen gerufen
hat.
2) Während eine der beiden Sprechstellen A und B mit einem anderen Theilnehmer der Anlage spricht,
soll die andere Sprechstelle mit C verkehren und mit
einem zweiten anderen Theilnehmer verbunden werden können.
Beides ermöglicht eine einfache Abänderung der Umschalterklinke und des zugehörigen
Stöpsels. Die Umschalterklinke enthält statt der gewöhnlichen einfachen Feder zwei
Federn a und b, welche in
der Ruhelage die ins Vermittelungsamt eingeführten Leitungsenden L1 und L2 durch das
polarisirte Relais B hindurch verbinden. Bei Einführung
des Verbindungsstöpsels d werden diese beiden Federn zu
gleicher Zeit in Bewegung gesetzt. Der Stöpsel (Fig.
3) selbst unterscheidet sich von den gewöhnlichen nur dadurch, daſs sein
Kopf einen seitlichen Ansatz i aus isolirendem Material
trägt. Wird dieser Stöpsel derart in die Umschalterklinke eingeführt, daſs dessen gröſster
Kopfdurchmesser horizontal steht, so werden die beiden Federn a und b ungleich weit von
der Achse der Klinke abgedrückt. Indem zu gleicher Zeit die von den Federn a und b ausgehenden
Verbindungen zu dem polarisirten Relais R aufgehoben
werden, wird z.B. die Feder a durch den isolirenden
Ansatz i am Stöpselknopf an den Contact c und damit die Leitung L1 nach A von
x aus an eine Ausweichklinke und somit im
Vermittelungsamt an die Erde gelegt. Die Feder b tritt
in die Vertiefung v des Stöpsels ein und bleibt an dem
metallischen Theile des Stöpsels anliegen; sie verbindet so die Leitung L2 nach B von y aus in der
gewöhnlichen Weise mit der Schluſsklappe, den Sprecheinrichtungen im
Vermittelungsamt und endlich mit irgend einer Theilnehmerleitung.
Wünscht nun A mit B oder
umgekehrt zu sprechen, so wird in A bezieh. in B der entsprechende Taster gedrückt, wodurch in beiden
Fällen ein Strom in die Leitung geschickt wird, welcher zwar die Signale in B bezieh. A erscheinen,
den Anker des polarisirten Relais R in C jedoch in Ruhe läſst.
Will dagegen A mit einem anderen Theilnehmer sprechen,
so wird der zweite Taster gedrückt, der einen Strom entsendet, worauf R anspricht. Der letztere Strom gelangt auch nach B, und es wird sich zumeist empfehlen, ihn auch hier
eine Wirkung hervorbringen zu lassen, jedoch durch ein zweimaliges Drücken des
Tasters zugleich B zu verständigen, daſs A mit C zu sprechen
beginnt. Zu Folge des Rufes setzt in C der Beamte den
Stöpsel d in den Umschalter ein und antwortet. Setzt er
ihn fälschlich so ein, wie in Fig. 2, so hat seine
Meldung keinen Erfolg, weil sie nach B ging. Der Beamte
wird daher den Stöpsel um 180° wenden und dann in gewöhnlicher Weise über y mit A weiter verkehren
können, wie es eben erforderlich ist.
Während dieser Zeit kann B mit C selbst über x in Verkehr treten und sich
auch mit jedem anderen Theilnehmer verbinden lassen.
Nach Beendigung des Gesprächs seitens der Stelle A wird
in C der Stöpsel d wieder
herausgezogen und so die normale Stellung wieder herheigeführt. Vor dem Herausziehen
des Stöpsels muſs indessen nachgesehen werden, ob nicht etwa zur Zeit noch B in einem Gespräche begriffen ist. Ebenso darf, wenn
ein anderer Theilnehmer mit A oder B zu sprechen wünscht, in C der Stöpsel nicht eingesteckt werden., so lange A und B mit einander sprechen.