Titel: | W. S. Cherley's Ruhestrom-Uebertrager. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 544 |
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W. S. Cherley's Ruhestrom-Uebertrager.
Mit Abbildung.
Cherley's Ruhestrom-Uebertrager.
The Electrician macht in Bd. 19 * S. 519 nach der Electrical World eine kurze Mittheilung über eine von
W. S. Cherley angegebene Anordnung zur Translation
bei Ruhestrombetrieb. Für dieselbe sind zwei gewöhnliche Relais erforderlich und
zwei Geber von der Form, welche in Amerika häufig dann angewendet wird, wenn der
Geber nicht unmittelbar mit der Hand, sondern durch Vermittelung eines Lokalstromes
bewegt werden soll (vgl. 1874 212 * 111).
Wenn man die nicht ganz vollständige und ziemlich unklare Schaltungsweise
vervollständigt und die Unterscheidung der Linien- und Lokalstromkreise erleichtert,
so nimmt sie die in nebenstehender Figur gegebene Gestalt an. R1 und R2 sind die beiden
Relais; so lange die Spulen derselben von dem in den Leitungen L1 bezieh. L2 vorhandenen
Ruhestrome durchflössen sind, halten ihre Ankerhebel die Lokalbatterien b1 und x2 über x2 und x1 durch die
Elektromagnete m1
bezieh. m2 der Geber
G1 und G2 geschlossen. Auf den
Ankerhebeln dieser Geber sind isolirt zwei Metallfedern r1 und r2
angebracht, welche sich, so lange die Elektromagnete m1 und m2 durchströmt sind und ihre Anker angezogen
halten, gegen die Stellschrauben s1 und s2 anlegen und von denselben fern von dem umgebogenen und über r1 und r2 übergreifenden Ende
des metallenen Ankerhebels gehalten werden; wenn dagegen beim Aufhören des Stromes
in m1 bezieh. m2 der Ankerhebel
abgerissen wird, so streckt sich die Feder r1 bezieh. r2, bis sie endlich an das übergreifende
Hebelende antrifft und nun, mit diesem noch weiter niedergehend, sich von den
Schrauben s1 und s2 entfernen.
Textabbildung Bd. 266, S. 544
Die Vorgänge bei der Uebertragung gestalten sich nun folgendermaſsen. Wird beim Geben
eines Zeichens der Ruhestrom in der Leitung L1 unterbrochen, so fällt im
Uebertragungsamte der Anker des Relais R1 ab; dadurch wird der Strom der
Lokalbatterie b1 im
Elektromagnete m2
des Gebers G2 unterbrochen und der
Ankerhebel fällt ab. In Folge dessen entfernt sich sodann die Feder r2 von s2 und unterbricht
somit den Stromweg aus L2 durch R2 über r2 und s2
zur Erde E, unterbricht also den Ruhestrom in L2 und pflanzt das aus
L1 angekommene
Zeichen in die Leitung L2 fort. Dabei darf aber bekanntlich nicht auch der Geber G1 durch das Relais R2 in Thätigkeit
versetzt werden, weil sonst G1 die Stromunterbrechung auch rückwärts in L1 weitergeben und so
jede Verständigung unmöglich machen würde. Deshalb läſst Cherley die Feder r2 beim Anlegen an den übergebogenen Ankerhebel eine neue
Schlieſsung von b2 über
n2, r2, q2 durch
m1 herstellen,
schon bevor der Ankerhebel von R2 die Schlieſsung über x2 abbricht. Der Ankerhebel in G1 bleibt daher
vollständig in Ruhe.
Ist darauf das Zeichen beendet und tritt in L1 und R1 der Ruhestrom wieder auf, so zieht R1 seinen Anker wieder
an und schlieſst dadurch die Lokalbatterie b1 wieder über x1 durch m1. m2 zieht
also seinen Anker an, und es folgt ein Moment, wo r2 zugleich noch mit dem Ankerhebel, aber
auch bereits mit s2 in
Berührung ist, der Weg für den Ruhestrom aus L2 durch R2 über r2 und s2 zur Erde E
also bereits hergestellt ist, ohne daſs der Lokalstrom von b2 über n2, r2, q2 durch m1 schon unterbrochen wäre. R2 wird daher seinen
Anker anziehen, der Stromweg über x2 wird wieder hergestellt, hat den im
Abbruch begriffenen über n2,
r2, q2
zu ersetzen, und es muſs hierfür die Spielweite der Anker so regulirt werden, daſs
beim Wechsel der Schlieſsungen der Batterie b2 über n2, r2, q2 und über x2 der Anker von m1 nicht merklich angezogen wird.
Es geht hieraus hervor, daſs der Uebertrager von Cherley
in die Klasse von Uebertragern gehört, bei welchen (vgl. 1876 222 * 352) die im eigenen Empfänger hervorgebrachte Wirkung der in die
zweite Leitung fortzupflanzenden Stromzustandsänderung unschädlich gemacht wird. Eine nähere Untersuchung aber läſst erkennen,
daſs dieser Uebertrager dem (ebenda erwähnten und in der Zeitschrift des Deutsch-Oesterreichischen Telegraphen-Vereins, 1858 Jahrg.
5 * S. 216 beschriebenen) Translator von C. Frischen an
die Seite gestellt werden kann.Daſs derselbe Zweck sich nicht bloſs auf mechanischem, sondern auch auf
elektrischem Wege erreichen läſst, hat Häneke
in der Zeitschrift des Deutsch-Oesterreichischen
Telegraphenvereins, Jahrgang 14 * S. 116 gezeigt; er brauchte zu
seiner Ruhestrom-Uebertragung allerdings 4 Relais und 2 Schreibapparate. Während Frischen die Schreibapparate, welche er
als Geber verwendet, in den Lokalstromkreisen auf Arbeitsstrom schaltet, betreibt Cherley auch
die Geber im Lokalstromkreise mit Ruhestrom, wie dies
auch bei den in Anm. 5 auf S. 351 des 222. Bandes
erwähnten beiden Uebertragern gethan worden ist. Ein weiterer Unterschied beider
Uebertragungsweisen liegt darin, daſs Cherley die
einfache Form des Geberhebels beibehalten kann, während Frischen, um bei Verwendung einer gemeinschaftlichen Lokalbatterie die Linien- und
Lokalstromkreise von einander getrennt zu halten, die Ankerhebel der Schreibapparate
noch mit Hilfshebeln ausrüstete. Selbst bei Anwendung getrennter Lokalbatterien
erscheint die Beibehaltung der Hilfshebel behufs Trennung der Stromwege noch nöthig,
weil die abfallenden Relaishebel zugleich neue Wege aus L1 und L2 zur Erde herstellen, und auſserdem stellt
sich noch ein anderer Uebelstand ein, nämlich eine unrichtige Aufeinanderfolge der
rückgängigen Ankerbewegungen beim Aufhören des Zeichens.Bei Beibehaltung des Arbeitsstromes in den Lokalstromkreisen wird demnach die
Weglassung der Hilfshebel nur zulässig sein, wenn man an Stelle der zweiten
Unterbrechungsstelle im Lokal Stromkreise zu einer Kurzschlieſsung der
Lokalbatterie mittels des Schreibhebels greifen möchte.
Cherley hat getrennte Lokalbatterien nöthig, weil wegen
der geringen Widerstände in den Lokalstrom wegen die Stromstärken merklich
verschieden ausfallen würden, je nachdem der Lokalstrom bloſs durch einen Geber oder
durch beide geht.