Titel: | Ueber Chrombeizen. |
Autor: | P. Naef |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 570 |
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Ueber Chrombeizen.
Ueber Chrombeizen.
Das Chrom wurde im J. 1797 von Vauquelin entdeckt und Kaliumbichromat
scheint im J. 1820 von Köchlin zuerst als Beize für
Wolle benutzt worden zu sein. Die allgemeine Annahme war die, daſs beim Kochen von
Wolle mit Bichromatlösungen Chromoxydhydrat auf der Faser abgeschieden wird. Die
gebeizte Wolle erhält aber erst durch Behandlung mit Schwefligsäure eine grüne
Farbe, woraus hervorzugehen scheint, daſs das Bichromat nur von der Wolle
aufgesogen, nicht aber von derselben umgesetzt wird. Aus Versuchen, welche R. L. Whiteley im Journal of
the Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 131) veröffentlicht, geht
hervor, daſs beim Beizen von Wolle mit Bichromat gar keine Reduction eintritt. Ein
gebeiztes Tuch, welches so lange mit destillirtem Wasser gewaschen wurde, bis das
Waschwasser keine Spur Chromsäure mehr enthielt, lieſs man eine Woche in Wasser
liegen. Nach dieser Zeit enthielt das Wasser Chromsäure, welche auch auf der Wolle
durch Silber noch deutlich nachgewiesen werden konnte. Nach gleicher Behandlung
derselben Wolle während der zweiten Woche enthielt das Waschwasser wiederum
Chromsäure; Chromoxydsalze aber lieſsen sich in demselben nicht auffinden. Wird
Wolle jedoch mit einem Bade, welches 1 Mol. Chromsäure auf 1 Mol. Schwefelsäure
enthält, gebeizt, so erhält sie eine grünliche Farbe und in den Waschwassern erzeugt
Ammoniak einen Niederschlag. In diesem Falle wird Chromoxyd auf der Faser gefällt
und auch Chromsäure im unveränderten Zustande zurückgehalten.
Zur Untersuchung des Einflusses der Temperatur beim Beizen mit Bichromat allein oder
mit Mischungen desselben mit Säure hat Whiteley mehrere
Versuchsreihen angestellt, welche zeigen, daſs die bei der höchsten Temperatur gebeizten
und gefärbten Muster die besten Resultate liefern. Diese Thatsache ist von
Wichtigkeit, da sie beweist, daſs ein Färber nur dann gute Erfolge erwarten kann,
wenn sein Chrombad sowohl als seine Färbebäder zum Kochen erhitzt sind. Beim Beizen
bei einer Temperatur unter 40° kann nachher im Färbebade gar keine Farbe auf der
Faser erzeugt werden.
Whiteley's Versuche deuten darauf hin, daſs Veränderung
der Stärke der Chromsäurelösung gleichen Einfluſs wie die Benutzung gröſserer oder
kleinerer Mengen Bichromat ausübt.
Bei Mischungen von Bichromat und Schwefelsäure kann zu groſse Concentration der
Lösungen leicht eine Ueberchromirung der Faser verursachen. So gibt 10g Wolle mit 3 Proc. Bichromat und 1 Proc.
Schwefelsäure in 1200cc Wasser gebeizt beim
nachherigen Färben eine gute Farbe, während unter gleichen Bedingungen mit nur
600cc Wasser die Faser überchromirt wird. Die
Verdünnung muſs daher auch im Groſsen entschieden berücksichtigt werden.
Versuche haben gezeigt, daſs beim Beizen von Wolle mit 3 Proc. Bichromat (vom Gewicht
der Wolle) gute Farben erzielt werden und daſs durch Zusatz von 1 Proc.
Schwefelsäure die Wirkung noch erhöht wird. Die Schwefelsäure wirkt wahrscheinlich
nach der Gleichung
K2Cr2O7 + H2SO4 = K2SO4 + 2H2CrO4
auf das Kaliumbichromat ein.
Bei Benutzung von sehr hartem Wasser oder von Stoffen, welche reducirende Körper
enthalten, wie z.B. Blauholzextract, muſs der Zusatz von Schwefelsäure in anderem
Verhältnisse erfolgen oder kann ganz unterbleiben. Manchmal wird statt Schwefelsäure
Weinstein zugesetzt, welcher wahrscheinlich auch reducirend wirkt und daher wohl mit
Vortheil durch Glucose oder andere reducirende Stoffe ersetzt werden könnte. Für
gewisses Schwarz wird dem Bade auch Kupferoxydulsalz zugesetzt. Dadurch erhält das
Schwarz einen schwach röthlichen Stich und soll weniger nachgrünen. Haddow glaubt, daſs ein Zusatz von je 0,25 Proc.
Kupferoxyd- und -oxydulsalz ein noch weniger nachgrünendes Schwarz erzeugen
würde.
Chromsalze haben im Allgemeinen keine groſse Verwendung
in der Färberei, da sowohl Chromalaun als -sulfat wenig Oxyd auf der Faser
abscheiden. Für Wolle haben chromsaure Salze den groſsen Vortheil, daſs Chromsäure
Hämatoxylin oxydirt und das Oxyd sich mit dem gebildeten Hämateïn zu einem Lacke
verbindet.
Während beim Beizen von Wolle mit Bichromat Chromsäure durch vorhandene Fette oder
durch die Faser selbst oxydirt wird, wirkt Baumwolle
oder Cellulose nicht auf Chromsäure ein. Baumwolle nimmt auch bedeutend weniger
Bichromat auf als Wolle und wird dasselbe daher selten in der Baumwollfärberei als
Beizmittel verwendet. Bedeutende Mengen Bichromat werden aber zur Herstellung von
salpetersaurem und essigsaurem Chrom benutzt. Die Hauptschwierigkeit bei Benutzung von Chromsalzen
bei der Baumwollfärberei liegt in der Abscheidung einer genügenden Menge Oxyd auf
der Faser, so daſs starke Farbtöne erzeugt werden. Die benutzten Chromverbindungen
müssen sich daher auch möglichst leicht in Lösung oder durch Erhitzen zersetzen. In
der Calicodruckerei werden Chromsalze in bedeutenden Mengen durch Dämpfen fixirt.
Beim Färben zieht man die Stoffe am besten zuerst durch das Chrombad, trocknet und
fällt durch Behandlung mit Soda das Oxyd auf der Faser (vgl. auch H. Köchlin 1885 255 447 und
O. N. Witt 1887 264
340).
P. Naef.