Titel: | George Simpson Strong's Schiebersteuerung. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 490 |
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George Simpson Strong's Schiebersteuerung.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 25.
Strong's Schiebersteuerung.
Die Schiebersteuerung für Dampfmaschinen von George Simpson
Strong in Philadelphia (D. R. P. Nr. 34498 vom 23. Juni 1885) gehört zu
jener Klasse von Umsteuerungen, wobei keinerlei Excenter verwendet werden, sondern
die Bewegung des Schiebers nur von der Pleuelstange abgeleitet wird. Die Umsteuerung
erfolgt mit Hilfe einer völlig feststehenden Coulisse. Fig. 8 und 9 zeigen diese Steuerung
in Aufriſs und Grundriſs. Es ist dabei W der Cylinder
(als Locomotivcylinder gedacht), a der Kurbelzapfen des
Triebrades, und zwar in dem todten Punkte, welcher dem Cylinder am nächsten liegt;
B ist die Schieberstange für den Dampfeintritt, B1 die für den
Austritt. Es sind für Dampfein- wie Austritt besondere Schieber vorhanden, für
welche ganz gleiche Bewegungsmechanismen angeordnet sind; im Aufrisse decken sich
dieselben vollständig. Der Mechanismus zur Umsteuerung läſst sich aber für Ein- und
Austritt gesondert handhaben. In Nachfolgendem soll bloſs von der Steuerung der
Eintrittsschieber die Rede sein.
Die ganze Bewegung geht von dem Punkte m an der
Pleuelstange aus; hier ist ein Hebel mk angeschlossen,
dessen anderes Ende von dem an einem festen Schwingungspunkte gelagerten Lenker K geführt wird. An diesem Hebel hat bei l der den Schieber bewegende Hebel H seinen Anschluſspunkt, welcher bei f an der Lenkstange F
seine Drehachse findet. Die Lenkstange F ist bei e drehbar an dem Gleitstücke E angehangen, welches sich durch den Winkelhebel w1
w1 und eine kurze
Schubstange mittels der Steuerstange j an der
feststehenden Coulisse D verschieben läſst. Der
Endpunkt d des Hebels H
bewegt endlich die Steuerstange B, an deren Ende (etwas
oberhalb der Achse) bei b die Schubstange G angeschlossen ist. I ist
noch eine Schwinge, durch welche die Schieberstange B
unterstützt wird.
Die Umsteuerung erfolgt durch Heben und Senken des Gleitstückes E an der Coulisse D.
Befindet sich dieselbe in der Mittelstellung, so steht der Arm ef horizontal, der Punkt f
schwingt also in einem Kreisbogen ww (Textfig. 1), dessen Sehne vertikal steht. Der Punkt
d beschreibt dann eine ellipsenähnliche Bahn, deren
Gestalt in dem horizontal schraffirten Theile w (Textfig. 2) dargestellt ist. Senkt man die Coulisse,
so bewegt sich der Punkt f in dem Bogen w1
w1, hebt man sie, in
dem Bogen w2
w2, welchen Stellungen
dann die Bahnen in w1
und w2 entsprechen,
welche mit vollen bezieh. punktirten schrägen Linien schraffirt sind.
Fig. 1., Bd. 265, S. 490
Fig. 2., Bd. 265, S. 490
Eigenthümlich ist die Art und Weise, in welcher die Schiebersitze und Schieber
angebracht sind. Sämmtliche Schieber sind als Rostschieber ausgeführt, wie Fig. 10
deutlich erkennen läſst. An jeder Seite des Cylinders befindet sich ein Anguſs Y, in welchen die Schiebersitze eingelassen sind;
dieser Anguſs steht einerseits mit dem Dampfkanale C,
andererseits mit dem Auspuffrohre U in Verbindung (Fig. 10 und
11).
Diese Angüsse Y sind nun in senkrechter Richtung derart
ausgebohrt, daſs ihr Inneres zwei sich durchdringende Cylinder darstellt (vgl. Fig. 11). In
diese Bohrungen sind die Schiebersitze dicht schlieſsend eingepaſst; auf ihnen
liegen die an der Auſsenseite ebenfalls cylindrisch gestalteten Schieber. Die
Schiebersitze sind durch Stifte oder Röhren r, welche
auf die Fuge eingesetzt sind, an jeder Bewegung gehindert. Um den schädlichen Raum
möglichst zu verkleinern, sind die Schiebersitze etwas schräg gestellt, wie dies
Fig. 11
zeigt.
Fig. 12 und
13 zeigen
noch den Mechanismus zur Bewegung der Schieber, welcher in den Aufsätzen vv der Cylinder enthalten ist. Die Schieberstange Q geht durch eine in den Boden des Aufsatzes V eingeschraubte Stopfbüchse und ist an ihrem oberen
Ende mit dem eingebogenen Theil D1 verbunden, welcher oben in einen Kolben h1 endigt. Dieser
Kolben führt sich in einem kleinen Cylinder A1. In einem Ansätze des Kastens ist die Welle v1 gelagert, die einen
Arm L trägt, dessen Zapfen m1 mittels einer Stange H1 mit dem durch D1 hindurchgehenden
Bolzen i1 verbunden
ist. An dem Bolzen O der Gabel N1 greift die Steuerstange B an.
Um einen Rückschlag der Dampfschieber zu verhindern, sofern derselbe nicht durch
Ansammlung von Condensationswasser verursacht wird, dienen mit Schraubenfedern
versehene Hülsen, welche gegen eine an der Rückseite des Schiebers befindliche
Führung drücken. Die Spannung der Schraubenfeder kann durch Drehung der Schrauben
regulirt werden. Jeder Dampfschieber besitzt zwei solcher Einrichtungen, wodurch
derselbe stets gegen seinen Sitz gedrückt wird.