Titel: Ueber Neuerungen an Stickmaschinen; von Ernst Müller in Hannover.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 160
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Ueber Neuerungen an Stickmaschinen; von Ernst Müller in Hannover. Patentklasse 52. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 10. E. Müller, über Neuerungen an Stickmaschinen. Die Stickmaschine bezweckt das Einnähen – Einsticken – von Mustern in flächenartige Gebilde. Die bei der Handstickerei zur Steigerung der Wirkung benutzten mannigfachen Sticharten sind bei der Maschinenstickerei durch einige wenige ersetzt. Die hervorragendsten, am häufigsten angewendeten und den übrigen Sticharten als Grundlage dienenden sind der Plattstich, der Tambourir- oder Kettenstich bezieh. Festonstich und der Doppelsteppstich. Der Plattstich wird auf Maschinen erzeugt, welche mit kurzen, Kettenstich und Doppelsteppstich auf Maschinen, welche mit sogen. endlosen Fäden arbeiten, wie die gewöhnliche Nähmaschine.Vgl. Hugo Fischer, die Stickmaschine, Civilingenieur 1877 S. 417; 1878 S. 431; 1880 S. 463. Die Tambourirstich-Stickmaschinen sind bereits in den Berichten über Nähmaschinen behandelt worden, im Nachfolgenden soll deshalb nur auf die Neuerungen an den übrigen Maschinengattungen eingegangen werden. Im Allgemeinen ist die Stickmaschine anzusehen als die Verbindung einer groſsen Anzahl von Nähmaschinen (bis über 600), welche gemeinschaftlich ein und dasselbe Muster einnähen. In fast allen Fällen ist dabei der zu bestickende Stoff in einem Rahmen ausgespannt, welcher nach Maſsgabe des Musters bewegt wird, während die Nähmaschinen an ihrer Stelle bleiben. Der umgekehrte Fall, bei welchem der Stoff fest liegen bleibt und die Nähmaschinen bewegt werden, kommt seltener vor. Zuerst sollen nun die Neuerungen behandelt werden, welche sich auf den Rahmen beziehen, und dann diejenigen, welche an den eigentlichen Stichbildungswerkzeugen, ihren Trägern und Bewegungsmechanismen vorgenommen worden sind. In dieser zweiten Gruppe sei vorerst auf die Plattstichstickmaschinen Rücksicht genommen, für welche die von Josua Heilmann1836 59 * 5. erdachte Bauart meist zu Grunde gelegt wird, dann auf die Schiffchenstickmaschinen und endlich auf die combinirten Maschinen. Der meist senkrecht aufgehängte, durch Gegengewichte ausgeglichene Stickrahmen (Gatter), in welchem der zu bestickende Stoff ausgespannt ist, ist parallel mit sich selbst in seiner Ebene geführt und wurde bislang von dem Arbeiter nach Maſsgabe des Musters mittels eines Storchschnabels (Pantographen) bewegt. Es liegen nun mehrere Versuche vor, auch die Bewegung selbstthätig von der Maschine ausführen zu lassen, so daſs dann der geschulte Sticker durch bloſse Aufsichtspersonen ersetzt werden könnte; die Aufhängung und Gewichtsausgleichung des Rahmens ist dabei die gewöhnliche. Den Constructionen ist folgender Gedankengang zu Grunde gelegt: Die Lage eines jeden Punktes ist bestimmt durch seine Abscisse und seine Ordinate, um also das Gatter in eine bestimmte Lage zu bringen, ist nur nöthig, demselben die bestimmte Verschiebung sowohl in wagerechter als in lothrechter Richtung zu ertheilen.Die nachstehende Beschreibung der hierher gehörenden Constructionen ist einem vom Berichterstatter im Hannover'schen Bezirksverein deutscher Ingenieure gehaltenen Vortrage (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1887 S. 347) entnommen. Diese Verschiebungen werden bei der Construction von Bruno Neubauer in Plauen im Voigtlande (* D. R. P. Nr. 35139 vom 29. August 1885) veranlagst durch Daumenscheiben, welche auf zwei lothrechten und zwei wagerechten Wellen aufgesteckt und in der aus Textfig. 1 ersichtlichen Weise mit dem Stickrahmen verbunden sind. Die Scheiben auf der senkrechten Welle a bewirken die wagerechten Verschiebungen des Gatters G in der Richtung des Pfeiles α, die Scheiben auf b die entgegengesetzt gerichteten β. Die lothrechten Verschiebungen nach den beiden entgegengesetzten Richtungen werden von zwei wagerechten Wellen in gleicher Weise abgeleitet. Für jede Gatterbewegung, also zu jedem Stiche nach dem Muster muſs man vier Daumenscheiben, eine auf jede der vier Wellen aufstecken. Je zwei Wellen für jede Bewegungsart sind angeordnet, damit die Curvenscheiben immer nur zu drücken brauchen; es wirkt also entweder nur die auf a oder die auf b gesteckte Scheibe. Fig. 1., Bd. 265, S. 162Die für ein ganzes Muster nöthig werdende groſse Anzahl von Daumenscheiben ist nun auf den mittleren vierkantigen Theil der Wellen aufgeschoben und wird auf jeder Welle durch eine zu ihr parallel laufende Schraubenspindel mit. Mutterstück nach jedem ausgeführten Stiche so viel weiter geschoben, daſs die nächste Curvenscheibe auf die am Ende der Hebel befindlichen Rollen r wirken kann. Vierkantig sind die Wellen gemacht, damit man die vorräthigen Daumen, immer um 90° versetzt, aufstecken kann und die Wellen also immer nur um 90° zu drehen braucht. Durch eine besondere Vorrichtung wird auſserdem das Gatter nach jeder Wirkung der Daumenscheiben bis zur Vollendung des Stiches festgehalten und erst kurz vor der Wirkung der nächsten Curvenscheiben wieder freigegeben. Fig. 2., Bd. 265, S. 162S. Berger in Leipzig (* D. R. P. Nr. 36771 vom 10. Oktober. 1885) bringt die Verschiebungen durch Rollen von verschiedener Gröſse hervor, welche wie die Rollen und Büchsen der Schaftmaschinen der Webstühle zu einer endlosen Kette vereinigt sind (vgl. Textfig. 2). An dem Stickmaschinengatter ist seitlich ein Rahmen angebracht mit einer wagerechten Leiste c und einer senkrechten d. Die Rolle g wirkt auf die wagerechte Leiste und bringt also die lothrechten Verschiebungen hervor, während f die wagerechten Verschiebungen verursacht. Hierbei sind natürlich Federn oder Gewichte nothwendig, welche das fortwährende Anliegen des Rahmens an die Rollen bewerkstelligen. Es ist auſserdem die Einrichtung getroffen, daſs die Trommel a der Trommel b etwas voraneilt, so daſs letztere ihre Drehung erst beginnt, wenn a dieselbe schon beendet hat. Die beiden vorstehenden Bauarten sind nur für einfachere Muster mit Vortheil brauchbar, während die nachfolgenden Constructionen auch für reichere Muster anwendbar sein dürften, da sie sich der Jacquard-Einrichtung bedienen. Sie gestatten zudem ein viel rascheres Vorrichten der Maschine für ein neues Muster, weil hierzu nur das Einhängen einer neuen Jacquardkette nöthig ist. Als eine jedenfalls sehr sinnreiche Lösung der Aufgabe mag hier zunächst die Construction von Joseph Arnold Groebli in New-York (* D. R. P. Nr. 23450 vom 5. Oktober 1882) angeführt sein (vgl. Textfig. 3 bis 8). Der Stoffrahmen ist in gewöhnlicher Weise aufgehängt und mit Gegengewichten versehen. Ein seitlicher Ansatz des Rahmens trägt vorn und hinten einen Zapfen a, deren jeder von einem Gleitklotz umschlossen wird (vgl. Fig. 3). Der eine derselben a2 gleitet in einem Schlitze a3 des senkrecht beweglichen Schlittens E, der hintere Stein gleitet in einem Schlitze b3 des gleichfalls senkrecht geführten Schlittens F. Fig. 3., Bd. 265, S. 163Fig. 4., Bd. 265, S. 163Die beiden Schlitze stehen senkrecht zu einander. Bei Bewegung der Schlitten E und F ist der Zapfen a also gezwungen, stets an der Kreuzungsstelle der beiden Schlitze zu bleiben. Steht z.B. der hintere Schlitten F still und wird der vordere E gehoben, so bewegt sich der Zapfen und damit der parallel mit sich selbst geführte Stoffrahmen nach links aufwärts; wird der Schlitten E gesenkt, so geht a nach rechts abwärts. Wird dagegen nur der Schlitten F gehoben, so gleitet a2 in E nach rechts aufwärts, und wird F gesenkt, so schiebt sich a1 nach links unten. Durch gemeinsame Auf- und Abbewegung der Schlitten wird der Rahmen in gleichem Maſse senkrecht gehoben oder gesenkt. Durch gleich groſse entgegengesetzte Verschiebungen der Schlitten erreicht man eine Horizontalverschiebung des Rahmens. Man sieht, daſs man jeden beliebigen Punkt P (Fig. 4) innerhalb des Rechteckes bestimmen kann durch seine Abscisse x und seine Ordinate y, also hier durch verschieden groſse senkrechte Verschiebungen der beiden Schieber E und F, im nebenstehenden Falle um die Beträge h1 und h2. Die Auf- und Abbewegung der Schlitten erfolgt nun durch im Gestelle gelagerte Schrauben, deren Muttern mit den Schlitten verbunden sind und welche an ihrem oberen Ende durch Zahnräder g gedreht werden. Die Zahnräder empfangen die Drehung wieder durch Zahnstangen entweder nach der einen oder anderen Richtung und in verschieden groſsem Betrage, je nachdem es das Muster vorschreibt. Zunächst sei der Bewegungsmechanismus für eine Zahnstange erläutert. Jede der Zahnstangen ist rahmenartig mit doppelter innerer Verzahnung gebildet und zwar ist der Rahmen so weit, daſs immer nur eine Verzahnung im Eingriffe steht. Mit der Zahnstange J (Fig. 5) ist ein gerade geführtes Querstück L verbunden, welches über einer Reihe Haken N liegt, deren Ansätze i hinter das Querstück greifen. Jeder Haken steht in Verbindung mit einer Nadel P eines Jacquard-Mechanismus. Fig. 5., Bd. 265, S. 164 Fig. 6., Bd. 265, S. 164 Fig. 7., Bd. 265, S. 164 Fig. 8., Bd. 265, S. 164 Wird die Nadel P durch die volle Jacquardkarte Q2, welche über dem auf und ab steigenden Prisma Q liegt, gehoben, so wird damit gleichzeitig der betreffende Haken N gehoben, aus der punktirten in die voll ausgezogene Stellung übergeführt und dadurch die Nase j in eine solche Höhe gebracht, daſs nun der um p (Fig. 6 und 7) schwingende Hebel O sich dagegen legt und den Haken mitnimmt. Der Weg, welchen hierbei der Haken N zurücklegt, ist nun, wie man ohne Weiteres sieht, abhängig von seiner Lage zum Drehpunkte p. Der nächst p liegende Haken beschreibt den kleinsten Weg und je weiter der Haken nach auſsen liegt, um so gröſser wird sein Weg sein. Für eine bestimmte Hebung des Schlittens E ist also nur nöthig, einen bestimmten Haken durch die Jacquard karte heben zu lassen. Das Zurückführen des Querstückes L und damit des Hakens N in die Urlage wird durch ein Gewicht W bewerkstelligt. Für den Schlitten F ist die Vorrichtung genau dieselbe und ist die Verbindung beider Mechanismen, für welche nur ein Jacquard-Prisma gebraucht wird, in Fig. 1 Taf. 10 gezeigt. Um nun dieselben Nadeln sowohl für das Heben als auch für das Senken des Schlittens E bezieh. F benutzen zu können, um also mit der Hälfte der Nadeln auskommen zu können, ist die Einrichtung der Zahnstangenrahmen getroffen. Je nachdem die eine oder die andere Seite des Rahmens zum Eingriff gebracht wird, dreht sich das Rad g (Textfig. 6) beim Auswärtsgange des Querstückes L nach rechts oder links. Das Ein- und Auslösen der Zahnstange, welches ebenso vom Muster abhängt, ist also gleichfalls durch eine Jacquardnadel zu beeinflussen und vor dem Auswärtsgange der Hebel O auszuführen. Während des Rückganges des Hebels O und der Haken, sowie der Zahnstangen muſs natürlich der Stoffrahmen der Stickmaschine in seiner Lage gesichert sein, damit derselbe nicht etwa durch zufällige äuſsere Kräfte verrückt wird. Aus diesem Grunde werden die Zahnräder auf den Schraubenachsen durch besondere Sperrklinken in ihrer Lage bis zum Wiedereingriff der Zahnstangen gesichert; auch diese Sicherung ist von der Bewegung des Hebels O abhängig gemacht. In der schematischen Fig. 6 ist der Hebel O einfach ausgeführt; es ist jedoch vorzuziehen, ihn mit einer Gleitschiene herzustellen, um eine übermäſsige Reibung zwischen ihm und den Haken, welche er bewegt, zu verhindern (Fig. 7). Die Gleitschiene s liegt parallel zu dem betreffenden Hebel und ist nach vorn und unten durch Halter getragen, rückwärts stützt sich aber diese Schiene gegen Reibungsrollen t, so daſs beim Schwingen der Hebel O die Schiene s in der Hauptsache nur wälzende Reibung verursacht. Will man die Haken N sämmtlich von gleicher Gestalt haben, so kann man dies erreichen, wenn man die erste Todtlage des Hebels O senkrecht zur Hakenbewegung nimmt, es liegen dann sämmtliche Nasen j in gleicher Entfernung von dem Querstücke L und der Hebel O schwingt nur nach rechts aus. Der Angriff der Haken N an das Querstück L ist ein sehr wechselnder, bald nahe der Mitte, wo die zu bewegende Zahnstange angreift, bald weit auſsen, so daſs, um ein Ecken zu vermeiden, das Querstück L parallel zu führen ist. Groebli versieht sie deshalb mit einer Achse v2, auf welcher Zahnrädchen v sitzen, die in die fest liegenden Zahnstangen u eingreifen (Fig. 8). Anstatt die Jacquard-Nadeln P durch das Prisma Q so zu beeinflussen, daſs sie durch die Karte hindurchschlagen, ausgenommen diejenige Nadel, welche einen Haken heben soll, kann auch die Einrichtung leicht so getroffen werden, daſs die zur Hakenbewegung dienenden Nadeln in Oeffnungen der Karte eindringen, wobei die anderen Nadeln auf dem festen Theile der Karte liegend erhalten werden; es sind dann immer nur wenige Löcher in die Karte zu schlagen. Eine andere Lösung, den Rahmen selbstthätig von der Maschine unter Zuhilfenahme der Jacquard-Einrichtung zu bewegen, ist die von J. C. und H. Dietrich in Plauen (Voigtland) angegebene (* D. R. P. Nr. 38896 vom 22. Juli 1886). Zur Erlangung einer bestimmten Lage wird dem Stickrahmen wiederum eine bestimmte wagerechte und eine bestimmte senkrechte Verschiebung ertheilt. Von einer constanten Verschiebung wird auf den Rahmen nur ein Theil übertragen und zwar mehr oder weniger, je nachdem aus einem übertragenden Zwischengliede weniger oder mehr Platinen durch die Jacquardschnuren herausgezogen werden, dasselbe also um einen kleineren oder gröſseren Theil verkürzt worden ist. Die hierzu dienende Ausführung ist in den Fig. 9 und 10 wiedergegeben. Auf der Welle w sitzen Daumenscheiben, welche die durch Federn gegen sie angedrückten Bolzen m mit den Platinenkästen d bei jeder Umdrehung einmal um einen bestimmten Betrag nach rechts schieben. Diese Verschiebung kommt voll auf den Bolzen l zur Uebertragung, wenn sämmtliche Platinen f sich in ihrer normalen Stellung in dem Kasten befinden. Werden jedoch durch die Jacquardvorrichtung an den Bolzen l angrenzende Platinen so bewegt, daſs sie nicht auf den Bolzen l einwirken können, z.B. so tief gesenkt, daſs Löcher in denselben einen Kanal bilden, in welchen der Bolzen eindringen kann, dann kommt der Betrag ihrer Breite für die Rechtsschiebung in Abzug und es wird der Bolzen nur um die Dicke der übrigen Platinen nach rechts gedrängt.Die Verschiebung des Platinenkastens muſs natürlich mindestens die Dicke sämmtlicher Platinen betragen und nicht bloſs einen Theil davon, wie es fälschlich in der Patentschrift gezeichnet ist. Für die Horizontalbewegung des Rahmens a wird nun die Bewegung des Bolzens l2 bezieh. l3 auf den Rahmen unmittelbar durch die Rollen bb1 übertragen, während für die Vertikalbewegung die wagerechte Verschiebung der Bolzen l1 bezieh. l4 durch die Winkelhebel c in eine lothrechte umgewandelt wird. Auf der Welle sitzen vier Daumenscheiben e und zwar ist die gegenseitige Anordnung derselben zu einander derart, daſs immer, während zwei auf den Stoffrahmen wirken, die beiden anderen keine Wirkung auf den letzteren ausüben und nicht auf ihre Platinen drücken, so daſs ein Wechseln derselben für den neuen Stich vor sich gehen kann, während der alte Stich gebildet wird. Vorstehende Einrichtung ist an beiden Seiten der Maschine angebracht und dient die eine für Rechtsund Aufwärts-, die andere für Links- und Abwärtsbewegung des Stoffrahmens. Fig. 9., Bd. 265, S. 167Fig. 10., Bd. 265, S. 167Zur Aufnahme des mit den Mustern zu bestickenden Stoffes trägt der Rahmen (Gatter) vier (bei 3 reihigen Maschinen 6) Stoffwalzen oder Waarenbäume. Dieselben sind paarweise zusammen gehörig, und zwar so, daſs die oberen den rohen Stoff, die unteren den bestickten Stoff aufnehmen, nachdem derselbe während der Ausführung des Stickens zwischen beiden Walzen ausgespannt war. Jede dieser Stoffwalzen ist an ihren Enden drehbar gelagert und mit einem Sperrrade versehen, um sie beim Auf- oder Abwickeln von Stoff in jeder beliebigen Lage leicht und sicher feststellen und den Stoff genügend straff spannen zu können. Für die seitliche Anspannung dienen in der Regel die durch Schraubenspindeln mit dem Rahmen verbundenen Spannbacken, welche mit Häkchen versehen sind. Zur Verhütung des Durchbiegens der langen, verhältniſsmäſsig dünnen Stoffwalzen sind bei gröſseren Längen der Stickmaschinen mehrere Stützpunkte anzubringen.Vgl. auch die Construction von Rieter in Winterthur (Civilingenieur 1877 S. 425; Englisches Patent 1873 Nr. 4278). Dieselben müssen so construirt sein, daſs sie nach der veränderlichen Dicke der Stoffwalzen eingestellt werden können, ihre Höhenlage also zu regeln ist, und so, daſs das Auf- und Abwickeln des Stoffes in keiner Weise durch die Stützpunkte gehindert wird. Fig. 11 zeigt die von F. Saurer und Söhne in Arbon angegebene Bauart (* D. R. P. Nr. 37530 vom 20. April 1886). An das in der Längsrichtung der Maschine hinlaufende Querstück a ist das zweifach im rechten Winkel umgebogene Stück b angeschraubt, welches die Mutter für die Schraubenspindel c enthält. Mit letzterer ist durch einen Wirbel das senkrecht geführte Winkelstück d verbunden, auf dessen wagerecht liegenden Schenkel die kleinen Rollen e gelagert sind, welche die Stützpunkte für die Stoffwalze f bilden. Der Stoff kann leicht auf die Walzen und von diesen abgewickelt werden, ohne daſs hierbei die kleinen Rollen e dieses beeinträchtigen. Fig. 11., Bd. 265, S. 168Zur seitlichen Anspannung des Stoffes verwenden die Sächsische Stickmaschinenfabrik und Albert Voigt (D. R. P. Nr. 11250 vom 24. Februar 1880) Spannstäbe, welche gegen die gewöhnlichen den Vorzug haben, daſs keinerlei Spitzen nach vorn oder hinten herausragen, so daſs dieselben bei Schiffchenstickmaschinen auch zwischen Stichlochschiene und Stoffdrücker und bei gewöhnlichen Stickmaschinen zwischen die Nadelzangen gebracht werden können, ohne daſs die Spitzen Beschädigungen ausgesetzt sind. Diese Befestigungsweise ist namentlich dann von Vortheil, wenn der zu bestickende Stoff nicht über die ganze Länge der Nadelreihe hinweg reicht (Tischdecken u.s.w.). Eine Anzahl Steppmaschinennadeln mit einseitig zugeschärfter Spitze (vgl. nebenstehende Fig. 12) sind in Blechstreifen so befestigt, daſs nachdem dieselben in den zu spannenden Stoff eingestochen sind, ein flacher Draht d bequem durch sämmtliche Oehre hindurchgeschoben werden kann. Fig. 12., Bd. 265, S. 168Die Nadel spitzen legen sich vermöge ihrer einseitigen Zuschärfung dicht an die Ebene des gespannten Stoffes, wodurch auch ein Anstoſsen des am Stoffe hingleitenden Festonirapparates an die Nadeln verhindert wird. Die Verbindung des Spannstabes mit den zugehörigen Spannschrauben wird durch beliebig lange einzuknöpfende Bänder vermittelt. Auch der Spannrahmen selbst ist von oben genannter Firma in seiner Bauart etwas geändert worden. Um möglichst an Stickhöhe zu gewinnen, d. i. die lothrechte Ausdehnung der nach einem jedesmaligen Auf- und Weiterspannen zum Besticken gebotene Stofffläche, sind sämmtliche Spannbäume hinter verlegt worden, was namentlich bei den gewöhnlichen Stickmaschinen von Werth ist, wo ein wesentlicher Theil der Stofffläche unterhalb der Nadelreihen vom Festonirapparat verdeckt ist. Das untere Längenstück L des Rahmens (vgl. Fig. 13), welches den Zweck hat, den unteren Spannbaum beim Spannen zu unterstützen und dessen Durchbiegungen zu begegnen, ist zum Theile gleichfalls auf die hintere Seite verlegt, es ist in seitlichen Führungen auf und nieder beweglich und wird mittels Schrauben s gegen den Spannbaum hinabgedrückt. Fig. 14 gibt eine etwas andere Construction wieder, bei welcher das Längenstück unterhalb des Spannbaumes liegt und diesen mittels Haken h nach unten hält. Die Sperrräder an den Spannbäumen sind in so fern verbessert, als sie seitliche Aussparungen haben, in welche die Schlüssel zum Spannen und Drehen eingesteckt werden, so daſs ein Ansetzen des Schlüssels an dem Umfange der Sperrräder vermieden bleibt. Fig. 13., Bd. 265, S. 169Sämmtliche Walzensysteme der mehrreihigen Stickmaschine sowohl gleichzeitig, wie getrennt, ebenso aber auch jede Walze für sich bewegen zu können, um dadurch Ungleichheiten in der Spannung auszugleichen, ist der Zweck der nachfolgenden Neuerung von R. Mansfield und A. Goddard in Nottingham (* D. R. P. Nr. 38899 vom 1. Oktober 1886). (Vgl. Fig. 2 bis 5 Taf. 10.) Fig. 14., Bd. 265, S. 169Die Walzen jedes einzelnen Systemes sind unter einander durch Ketten c verbunden, welche über Kettenscheiben laufen; es hängt also a mit a1 und b mit b1 zusammen (Fig. 2 und 3 Taf. 10). Während aber die Kettenscheiben d1 der Walzen a1 und b1 auf den Walzenzapfen festgemacht sind, drehen sich die Scheiben d lose auf den Zapfen der Walzen a und b und nehmen dieselben nur dann mit, wenn die an den Scheiben d sitzenden Sperrklinken e in die Sperrräder f eingreifen, welche ihrerseits auf die Walzenzapfen aufgekeilt sind. Nach Auslösung der Sperrklinken e kann man also die Walzen a und b unabhängig von den Walzen a1 und b1 vorwärts drehen, während das Rückwärtsdrehen zulässig ist, sobald die entsprechenden Sperrklinken i an den Sperrrädern h umgelegt sind (Fig. 2 und 5). Zur Regelung der Spannung in jedem einzelnen Systeme dienen die auf die Walzen a1 und b1 wirkenden Bremsen g (Fig. 2 und 3), welche an die auf den Walzenzapfen befestigten Bremsscheiben k gepreſst werden können. Zum Kuppeln der beiden Walzensysteme dient das mittels der Gabel n verschiebbare Zahnrad m, welches so gestellt werden kann, daſs es mit den Zahnrädern l in Eingriff kommt. Die beiden Zahnräder l sind natürlich fest auf die Walzen a1 und b aufgekeilt. Zum Einspannen von Decken, welche mit Buntstickerei versehen werden sollen, hat A. Glaser in Leipzig (* D. R. P. Nr. 24491 vom 27. Januar 1883) besondere Rahmen aus Flacheisen mit Spannvorrichtung angegeben, welche an dem eigentlichen Gatter der Stickmaschine befestigt und leicht ausgewechselt werden können. Hierdurch wird das öftere Umspannen der Decken, wie auch das öftere zeitraubende Umfädeln der Nadeln bedeutend beschränkt und somit Zeit gespart. Hermann Hähnel und Paul Krauss in Eibenstock (* D. R. P. Nr. 35162 vom 23. Juli 1885) bauen ihre auswechselbaren Rähmchen aus schwachem Stahlbleche zum Einspannen von façonirten, zu bestickenden Wirkwaaren (Handschuhe, Strümpfe u.s.w.) so, daſs sie über einen quer durch den Maschinenrahmen gespannten Draht gehängt werden. In dem unteren Rahmentheile befindet sich aber eine Aussparung, welche gestattet, daſs jedes einzelne Waarenstück auch mit seinem Rähmchen in der Ebene des eingespannten Stoffes gedreht werden kann, um, wie z.B. bei Rankenmustern u.s.w. auf Handschuhen erforderlich ist, die Stickerei in die richtige Stellung zu den bereits ausgeschnittenen und ausgespannten Fingern zu bringen. Eine andere Construction für den gleichen Zweck ist derselben Firma unter Nr. 38293 (vom 18. Mai 1885 ab) patentirt worden. Die aufzunehmenden Waarenstücke werden oben und unten mit einem weiten Saume versehen und an den Längsseiten an einander geheftet. In die Säume werden Drähte eingeschoben, welche an die durch die Stoffwalzen gespannten Annähtücher angehängt werden. Zum Spannen in horizontaler Richtung dienen mit Nadeln versehene Blechkämme, welche in die äuſsersten Waarenstücke eingehakt und mittels Schrauben nach auſsen gezogen werden. Um ein Aufreiſsen der Wirkwaaren zu verhüten, verwendet Johannes Haas in Eibenstock (* D. R. P. Nr. 37526 vom 7. Januar 1886) bei seinen ebenfalls dem vorgenannten Zwecke dienenden Einspannrahmen nur Klemmvorrichtungen, welche entweder in dreikantigen, in der Druckkante mit Gummi gefütterten Stäben und entsprechender Gegenrinne bestehen, oder für die Längsseiten aus einer schräg nach auſsen überhängenden Leiste mit seitlich anschlagendem Stabe zusammengesetzt sind, welcher durch einen mittels Feder angetriebenen Keil zum Schlüsse gebracht wird. Auch diese aus Blechstreifen gebildeten Rähmchen werden mit ihren Haken auf eine Rundstange, die am oberen Theile des Stoffrahmens der Stickmaschine angebracht ist, eingehakt und das untere Ende mittels Vorreiber festgehalten. So weit über Neuerungen, welche den Rahmen betreffen es folgen nun diejenigen, welche sich auf den Wagen der Plattstichstickmaschine und dessen Bewegungsmechanismen beziehen. Zuerst sei auf die Bestrebungen hingewiesen, welche dahin zielen, die Breite der Stickmaschine bei gleich langem Fadenauszuge zu vermindern (vgl. 1885 255 * 155). Die Sächsische Stickmaschinenfabrik in Kappel und Albin Graf in Plauen im Voigtlande (* D. R. P. Nr. 12393 vom 20. Juli 1880) bewirken den Auszug der Fäden durch Aufwickeln derselben auf einen Haspel. Die Nadelzangen sind auf je einer Leiste eines auf beiden Seiten gleichmäſsig angeordneten Haspels so angebracht, daſs die Nadeln radial zu stehen kommen. Wenn die Zangen die Nadeln gefaſst haben, erfolgt eine kurze wagerechte Verschiebung des Haspels und dann zum Anziehen der Fäden die nöthige Drehung desselben. Durch darauf folgende Drehung dieses Haspels in entgegengesetzter Richtung werden die Fäden wieder frei, die Nadeln kommen wieder in die wagerechte (Stich-) Lage und werden in dieser gegen den Stoff geführt, um an der anderen Seite desselben von der gleichen Einrichtung in Empfang genommen und in gleicher Weise behandelt zu werden. Damit hierbei die Fäden nicht in zu schräger Richtung aus dem Stoffe heraustreten, sind lange Schutz-(Führungs-) Schienen angebracht, welche während des Einstechens der Nadeln selbstthätig gehoben werden, sofort nach dem Herausziehen derselben auf die andere Seite aber wieder bis auf die Fäden heruntergehen und den nach aufwärts gehenden Zug der Fäden wagerecht ablenken. C. R. Eichhorn in Plauen im Voigtlande (* D. R. P. Nr. 16053 vom 24. Mai 1881) bewirkt das Nachziehen der Fäden durch je ein Abzugswalzenpaar auf jeder Seite des Stoffrahmens. Behufs Durchführung der Nadeln werden die betreffenden Oberwalzen durch Gabeln, welche sich an dem Wagen befinden., gehoben und ausgelöst. Ewald Maria de Syo in Paris (* D. R. P. Nr. 30932 vom 18. Juli 1884) benutzt als Spannapparat eine wagerechte Spannleiste, welche lothrecht auf und ab geführt wird. Damit auch hier die Fäden wagerecht aus dem Stoffe austreten, ist wieder eine besondere wagerechte Schiene angebracht, welche als Fadenführer dient. Der Wagen macht hierbei unter Beibehaltung der gewöhnlichen Stickmaschinenverhältnisse nur einen Weg von 35cm. Für bessere Waare benutzt man aber immer noch den langen Fadenauszug der Handstickmaschine, weil durch die Hilfs- und Führungsapparate der zu verstickende Faden viel zu sehr angegriffen wird. Um dem leichten Zusammenlaufen und Verwickeln der schlaff herabhängenden Stickfäden vorzubeugen, bringt J. A. Schönenberger in St. Gallen (* D. R. P. Nr. 6856 vom 16. Februar 1879) auf der Bohrlatte, welche auf den Nadelzangen des Hinterwagens der Stickmaschine befestigt ist, einen Streifen gewöhnlichen Baumwollen- oder Leinenstoffes an. Der Streifen wird durch eine unten eingenähte Eisenstange gespannt und hängt bis nahezu an das mit Tuch überzogene Schutzbrett herab, wodurch er die Fäden an dieses anlegt. Der Stoffstreifen wird durch die Nadeln immer an derselben Stelle mit durchstochen. Die von der Sächsischen Stickmaschinenfabrik in Kappel bei Chemnitz (D. R. P. Nr. 14049 und Nr. 15514 vom 21. November 1880 bezieh. 25. Januar 1881) angegebene neue Construction der Nadelzangen („Klüppel“, „Kluppen“) bietet gegenüber den älteren namentlich den Vortheil, daſs dieselben leicht in senkrechter, wie seitlich in wagerechter Richtung ohne Verwendung von Unterlagen verstellt werden können. Um auſserdem ein leichtes Einsetzen und Herausnehmen der oberen Schenkel („Hämmerchen“) zu ermöglichen, sind die Gelenkstifte s entweder in den Hämmerchen h (vgl. Fig. 6 Taf. 10) oder in dem Klüppeluntertheil K festgemacht (Fig. 7); im ersten Falle greifen dieselben in einen Schlitz von K, im letzteren Falle werden die Hämmerchen unter den Stift eingeschoben. Die zur Aufnahme des Stiftes vorhandene kleine Einkerbung genügt in beiden Fällen in Folge des fortwährend aufwärts wirkenden Druckes der Feder f für die sichere Festhaltung. Bei den Stickmaschinen mit kurzen Fäden verkürzt sich der Faden bei jedem Stiche, es wird also der Wagenweg bei gleicher Fadenspannung fort und fort geringer werden müssen. Bei den Stickmaschinen mit Handbetrieb bringt es nun der Sticker durch groſse Uebung dahin, daſs er beim Andrehen der Handkurbel fühlt, wenn der Faden die gehörige Spannung hat. Bei den Stickmaschinen mit Elementarbetrieb gehört aber auſserordentliche Aufmerksamkeit dazu, um gerade bei der richtigen Anspannung den Wagen umzusteuern. Diesen Uebelstand dadurch zu mildern, daſs dem Sticker ein besonderes Zeichen gegeben wird, wenn die richtige Fadenspannung erreicht ist, also der Augenblick des Umsteuerns gekommen ist, hat Bruno Neubauer in Plauen im Voigtlande (* D. R. P. Nr. 24592 vom 6. April 1883) folgenden elektrischen Fadenspannungszeiger construirt, welcher durch seine Anwendung ermöglichen soll auch ungeübtere Sticker zu verwenden. Quer über sämmtliche Fäden f liegt ein Fühldraht, welcher durch Arme A getragen wird, die an der Welle C befestigt sind. (Vgl. Fig. 8, 9 und 10 Taf. 10.) Die Gabel g und der Ring p mit dem Stifte s sind ebenfalls mit der Welle C fest verbunden, nehmen also an deren Drehung gleichmäſsig theil, während der mit dem Hebel H verbundene Messingcylinder d lose auf die Welle aufgesteckt ist. Die dichte Berührung zwischen den beiden Ringen d und p wird durch die Schraubenfeder q bewerkstelligt. Auf dem mit dem Wagen W verbundenen Guſsstücke r sind isolirt zwei Messingstücke h und l aufgeschraubt, welche die Kupferfedern a und b tragen und welche mit den Drähten einer elektrischen Leitung mit Läutewerk in Verbindung gebracht sind; b schleift leitend auf dem Ringe d, und wird der Schluſs des Stromes dann durch Berührung des Stiftes s mit der Feder a hervorgerufen. Die Wirkungsweise der Vorrichtung ist nun folgende: Fährt der gezeichnete Wagen von rechts nach links aus, so spannen sich die schlaff herabhängenden Fäden f1 und heben dabei mit Hilfe des Fühldrahtes den Arm A aus der Lage A1 in die Lage A, g1 somit in die Lage g, während der Ringe d vermöge der Druckfeder m in seiner Lage verharrt. Noch ehe die Fäden wagerecht angespannt sind, berührt der Stift s die Feder a, schlieſst den Strom und gibt dem Sticker somit das Zeichen zum Umsteuern. Beim Einfahren schlägt dann der Arm A wieder nach unten durch. Bevor aber die Nadeln den Stoff durchstechen, muſs natürlich der Fühldraht und der Arm A wieder gehoben werden, um die Fäden frei und die Nadeln auf die andere Seite zu lassen. Diese Aufwärtsbewegung geschieht durch Aufheben der Gabel g durch den am Gestelle festen Stift B1, es würde also hierbei der Stift s den Strom abermals schlieſsen und die Glocke abermals ertönen, den Sticker also irre leiten. Um nun an dieser Stelle den Stromkreis zu unterbrechen, trägt der Ring d eine isolirende Nase e aus Hartgummi (Fig. 9), welche in dieser Wagenstellung durch Heben der Schleiffeder b den Strom unterbricht. Zu diesem Zwecke ist der Ring d mit dem Hebel H verbunden, welcher für gewöhnlich durch die Feder m an den Anschlag c gedrückt wird, aber dann, wenn behufs Durchlassens der Nadeln n der Arm A gehoben wird, also beim Einfahren des Wagens durch den Stift D nach unten so durchgedrückt wird, daſs sich die Nase e unter die Schleiffeder b schiebt. Beim Auswärtsfahren des Wagens wird der leitende Schluſs zwischen d und b wieder hergestellt, da die Nase e wieder nach links ausweicht.

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Tafel Tafel 10
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