Titel: | Rud. Berg's Rundschiebersteuerung. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 530 |
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Rud. Berg's Rundschiebersteuerung.
Mit Abbildungen auf Tafel
31.
R. Berg's Rundschiebersteuerung.
Der Rundschieber von Rud. Berg zu Meinhardt bei Haardt
a. d. Sieg (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 36046 vom 28. Juli 1885) ist von sehr einfacher
Gestalt. Wie aus Fig. 1 und 2 Taf. 31 hervorgeht,
besitzt derselbe die Form eines einfachen, etwas kegelförmigen Rohres, welches durch
eine Querwand in eine obere und untere Abtheilung geschieden ist. Aus jeder dieser
Abtheilungen, deren eine für den Dampfeintritt, die andere aber für den Austritt des
Dampfes bestimmt ist, führen einfache Durchbrechungen der Wand durch entsprechende
Oeffnungen des Gehäuses in die umgebenden Kammern, von welchen aus der Dampf nach
den beiden Cylinderenden geht.
In den zugehörigen Abbildungen ist angenommen, daſs der
Rundschieber die beiden Cylinder einer gewöhnlichen Zwillingsmaschine mit
rechtwinkelig zu einander stehenden Kurbeln zu steuern habe; es stehen dann die
beiden Stutzen E1 und
A1 mit dem einen,
E1 und A1 mit dem anderen
Cylinder in Verbindung. Der Rundschieber besitzt sowohl in der oberen, wie in der
unteren Abtheilung 5 Durchgangsöffnungen von trapezförmiger (oder rechteckiger)
Form, welche gegen einander versetzt sind, so daſs dieselben, da die Oeffnungen des
Gehäuses, je vier an der Zahl, mit einander in gleicher Linie stehen, abwechselnd
Eintritts- und Austrittsöffnung frei machen. Die durchbrochene Wand des Gehäuses ist
übrigens als besonderer Hohlkegel in die äuſsere, mit den Rohrstutzen E1, A1 u.s.w. versehene
Umhüllung eingesetzt; vier Längsrippen darin und zwei ringsherum gehende Ränder an
dem oberen und unteren Ende bilden dabei einen dichten Abschluſs zwischen den beiden
Theilen, so daſs vier von einander getrennte Kammern entstehen, welche mit den vier
Rohrstutzen in Verbindung sind. (Wollte man mehr als 2 Cylinder mit dem Berg'schen Schieber steuern, so wären natürlich je nach
Umständen 6, 8 . . Kammern zu bilden und die Anzahl der Schieberöffnungen
entsprechend zu bestimmen.)
Auf den eigentlichen Rundschieber H
ist ein cylindrisches Rohr A aufgesetzt, welches durch
eine Stopfbüchse in den oberen Theil des Gehäuses D
eintritt; eine Anzahl Löcher in diesem Rohre A erlaubt
dem seitlich in das Gehäuse D eintretenden Dampfe in
das Innere des Schiebers zu gelangen. An die untere Flansche C des Gehäuses schlieſst sich das Ausströmungsrohr an.
Die erforderliche Drehbewegung erhält der Schieber H durch ein Schraubenrad g, das auf den oberen Theil des Rohres A
aufgesetzt ist und durch die Schnecke S1 gedreht wird, welche von der Kurbelwelle durch
entsprechendes Zahnradvorgelege xy stetige Umdrehung
erhält.
In das Innere des Rundschiebers H ist
noch ein besonderer Expansionsschieber P eingesetzt,
welcher ebenfalls die Form eines Hohlkegels besitzt und dessen Oeffnungen genau den
Aussparungen des Gehäuses entsprechen. Steht derselbe, wie in Fig. 2 dargestellt,
derart, daſs seine Oeffnungen genau über denen des Gehäuses liegen, so wird die höchste
Cylinderfüllung stattfinden; dreht man denselben aber etwas weiter, so wird der
Abschluſs früher eintreten, also Expansionswirkung eintreten. Diese Verstellung des
Expansionsschiebers erfolgt von dem Regulator R aus,
dessen Kugeln durch ihre Hebung und Senkung einen mit Reibungsscheiben versehenen
Muff mit zwei Kegelrädern in Berührung bringen, welche durch die Betriebswelle des
Regulators nach verschiedenen Seiten in Umdrehung gesetzt werden. Um den als
Riemenscheibe gestalteten Muff liegt ein Riemen t,
welcher über die Scheibe r einer Schnecke d geht und dergestalt durch das Schraubenrad d1 und
Schneckengetriebe e auf die Expansionsschieberspindel
bezieh. auf Verstellung der Expansion wirkt.
Die Umsteuerung der Maschine erfolgt
dadurch, daſs man den Schieber aus freier Hand etwas verdreht, bis die Stellung der
Durchlaſskanäle auf den Oeffnungen des Gehäuses die entgegengesetzte geworden ist.
Um dies zu gestatten, ist die Achse der Schnecke S1 in einer auſsen mit Gewinde versehenen Büchse mit
Anschlagringen derart drehbar gelagert, daſs man durch Drehung dieser Büchse mittels
einer Kurbel die Schnecke etwas verschieben und so die für den Rückwärtsgang
erforderliche Stellung des Schiebers herstellen kann. Um dies zu gestatten, ist das
Triebzahnrad x auf die Schneckenachse mit Nuth und
Feder aufgesetzt und vor einer Verschiebung gegen das treibende Rad gesichert.
Während bei Dampfmaschinen gewöhnlicher Art die Verstellung der
Expansion durch den Regulator erfolgen kann, beabsichtigt Berg dies bei Gebläse- und
Wasserhaltungsmaschinen durch einen Winddruckregulator zu erzielen, in welchem eine nachgiebige Scheidewand
dem Luftdrucke ausgesetzt ist und unmittelbar auf den Reibungsmuff des Regulators
einwirkt, der also je nach dem Schwanken des Druckes nach oben oder unten geführt
wird.