Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. |
Autor: | A. r. Glasser |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 368 |
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Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
(Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes S. 261
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
6, 16 und 22.
Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Doppelsteppstich-Nähmaschinen mit kreisendem oder schwingendem
Schiffchen bezieh. Greifer.
Eine der von Daniel Jones in Cardiff (* D. R. P. Nr.
36023 vom 24. September 1885, Nr. 36387 und Nr. 38118 vom 21. Juli 1885) angegebenen
Einrichtungen für Steppstich-Nähmaschinen zum Vernähen
groſser Unterfadenspulen ist in Fig. 1 und 2 Taf. 22 dargestellt.
Die gewöhnliche Spule a sitzt lose
auf dem Rohre b des cylindrischen, vorn offenen
Gehäuses e und wird durch eine Mutter d auf der Spindel c
gehalten. Das Gehäuse e trägt ferner noch den
Fadenspanner f, welcher aus zwei Bremsscheibchen
besteht, deren Pressung durch eine Feder hervorgebracht und durch eine Schraube veränderlich
gemacht wird. Um die Drehungen des Gehäuses e nebst dem
Fadenspanner zu verhindern, greift der Arm h
gabelförmig mit dem zum Schlingendurchgange erforderlichen Spielräume um letzteren.
Für den Spulenwechsel kann der Arm h zurückgeschlagen
werden. Das Spulengehäuse wird von einer Kapsel k
umgeben, welche an passender Stelle zu einem Greifer ausgebildet und in der
winkelförmig ausgearbeiteten Bahn l geführt ist. Diese
Kapsel erhält durch die unterhalb der Nähplatte gelagerte Trieb welle, welche
auſserdem durch ein Kreisexcenter die Nadelstange bewegt, eine kreisende Bewegung.
Der Mitnehmer besteht aus zwei Klauen m und n, welche mit ihren nach hinten verlängerten Armen auf
dem am Lager p angeordneten Excenter q ruhen und durch dasselbe so bewegt werden, daſs die
Klauenspitzen der Nadel faden schleife vollständig freien Durchgang gestatten.
Behufs Bildung eines Stiches in dem zu nähenden Stoffe wird jede nachfolgende
Schleife durch den Eintritt und die Drehung des auf der Kapsel h sitzenden Greifers in die nächste von der Nadel
gebildete Schleife zusammengezogen; der Anzug des Stiches findet also wie bei der
Wheeler und Wilson'schen Maschine mit gebogener
Nadel durch den Greifer nach dem zweiten Stiche statt.
Jones erwähnt noch, daſs die Kapselt
auch mit zwei Greiferspitzen versehen werden kann, in welchem Falle die
Mitnehmerklauen fest auf der Welle sitzen und nur eine schwingende Bewegung
ausführen. Ferner ist auch eine weniger vortheilhaft scheinende Construction einer
wagerecht schwingenden, in der Form der beschriebenen gleichenden, aber mit zwei
Greiferspitzen versehenen Kapsel angegeben, deren Schwingungen durch die von einer
Kurbel aus bewegte Zahnstange erfolgt.
Die Doppelsteppstich-Nähmaschine zum Vernähen käuflicher
Garnrollen von W. David und J. Woodley in Cardiff (* D. R. P. Nr. 34077 vom 26.
März 1885 und Zusatz Nr. 37490 vom 14. Februar 1886) enthält, wie diejenige von J. de Castro (vgl. 1883 250
* 509) ein vom Greifer unabhängig gelagertes, senkrecht stehendes Spulengehäuse,
über welches die Fadenschleife durch den Greifer geführt wird.
Fig. 5 Taf. 22
veranschaulicht die Stirnansicht der bezüglichen Einrichtung. Die Grundplatte a besitzt eine Oeffnung b,
um zu dem Unterfaden gelangen zu können; diese Oeffnung wird durch eine Blechplatte
verschlossen, über welche das Arbeitstück gleitet. Der Spulenträger c umschlieſst oberhalb leicht das Gehäuse g und legt sich mit seinen Armen d, d1 an den verjüngten
Theil des Gehäuses an. An der Verlängerung e kann der
Spulenträger etwas zurückgezogen bezieh. gedreht werden, wodurch sich das Gehäuse
g mit der Spule bequem entfernen und letztere
auswechseln läſst. In Gemeinschaft mit dem Träger c und
dessen Armen d, d1
dient noch der Arm h als Stütze des Gehäuses g, welches hierdurch zwar lose umfaſst, doch sicher
gehalten wird. Dieser Arm h wird in dem an der
Grundplatte angeschraubten Lager i durch die Mutter h1 unbeweglich
gehalten. Eine Hohlachse k, welche den kreisenden
Greifer l trägt, umgibt die Spindel h2 des Armes h. Der Greifer l dreht
sich in Richtung der Linie x um das Spulengehäuse,
durch Vermittelung von Kegelrädern oder sonstiger geeigneter Uebersetzung von der
unterhalb der Grundplatte gelagerten Hauptwelle aus.
Ein Fadenheber ist bei dieser Maschine nicht vorhanden, weil bei
dem Erweitern der durch den Greifer erfaſsten Nadelfadenschleife der vorhergehende
Stich angezogen wird. Die Verstärkung l2 (Fig. 4 Taf. 22) des
Greiferarmes dient als Stütze der Schleife, wenn diese durch den Arm l1 erweitert und auf
das Spulengehäuse abgegeben wird.
Das Spulengehäuse g (Fig. 3 Taf. 22) hat einen
Schlitz g1
, in welchen der Faden bequem eingeführt, aber auch,
der erforderlichen Spannung wegen, nach Bedarf eingeklemmt werden kann. Hierzu läſst
sich die Weite des Schlitzes durch ein kleines, mittels Schraube feststellbares
Excenter r, welches gegen die Gehäusewand drückt,
regeln. (In dem Zusatzpatente ist noch eine andere jedoch ähnliche Ausführungsweise
der Fadenbremsung angegeben.) Das Plättchen o dient zur
Führung des Fadens, welcher von o aus abermals durch
den Schlitz g1 geht und
schlieſslich am oberen Ende des Hohlstiftes n austritt.
Das Spulengehäuse ist unten kegelförmig gestaltet und trägt auf dem Arme q diesen Hohlstift n, über
welchen die mit drei scharfen Kanten versehene Hülse p
leicht drehbar geschoben wird. Auf diese Kanten steckt man die Spule m, wodurch die sichere und centrische Lage derselben
gewahrt wird.
Eine durchdachte Schiffchenconstruction für
Doppelsteppstich-Nähmaschinen mit groſsen
Unterfadenspulen, welche vorzugsweise für die Wheeler und Wilson'sche Maschine mit gerader Nadel bestimmt ist und diese
befähigt, eine gröſsere Unterfadenspule aufzunehmen und eine bessere
Schleifenbildung zu bewirken, stammt von Nathaniel
Wheeler in Bridgeport (* D. R. P. Nr. 37573 vom 13. Oktober 1885).
Bekanntlich besitzt dieses Maschinensystem mit gerader Nadel eine unterhalb der
Nähplatte gelagerte Welle, welche durch ein Excenter mittels Zugstange zunächst die
obere Welle im Maschinenarme in Schwingungen versetzt, in Folge dessen durch die
Nadelstange eine Kurbel mit Pleuelstange auf- und abgeschoben wird (vgl. Fig. 29 Taf.
22). Die Triebwelle A (Fig. 8 Taf. 22) liegt
excentrisch zur Mitnehmerwelle B und beide sind durch
eine Doppelkurbel verbunden, so daſs der Greifer mit wechselnder Geschwindigkeit
umgedreht wird. Am hinteren Theile des Maschinenarmes ist der Fadenhebel angebracht,
welcher durch eine Curvenscheibe der Trieb welle bewegt wird und jeden einzelnen
Stich anzieht, ein Vortheil, auf welchen schon früher (vgl. 1883 248 * 232) näher eingegangen wurde und der für die
Schönheit der Naht von Nutzen ist. Der Stoffrücker wird auf gewöhnliche Weise von
zwei Excentern bewegt. Das Lager F der Mitnehmerwelle
B ist nach unten verlängert, so daſs sich ein Fuſs
bildet, welcher als Schutz für den Greifer dient, wenn die Maschine aus der
Nähtischplatte gehoben und auf einen flachen Tisch gesetzt wird. Der Mitnehmer C des Greifers ist mit seiner Welle B aus einem Stücke hergestellt und bildet ungefähr die
Form eines Kreisausschnittes (vgl. Fig. 11) mit der Spitze
C2 und dem Ansätze
C1; die vordere
ebene Fläche dient gleichzeitig als Nadelschutz, an welche sich die Nadel anlegen
und daher niemals von der Greiferspitze getroffen werden kann.
Der Greifer a (Fig. 10 und 11 Taf. 22)
besteht aus einem Ringstücke von ungefähr 270° Ausdehnung, welches mit der
Greiferspitze, den beiden Vorsprüngen a1 und a2 und dem Greiferfuſse a3 versehen ist. Der Vorsprung a2 tritt gleichzeitig
aus der Bildebene hervor und bewirkt die Verbreiterung der Oberfadenschlinge, damit
dieselbe frei über die Spule hin wegschlüpfen kann; er ist ferner durch einen Steg
c mit dem Fuſse a3 verbunden, welcher zur Festigkeit des Ringes
beiträgt, auſserdem aber noch einen später zu erwähnenden Nutzen hat. Durch zwei
Schräubchen b1 steht
der Greiferring mit einer ausgehöhlten Platte b in
Verbindung, welche centrisch zum ersteren den Stift d
für das Spulengehäuse trägt. Der Greifer bewegt sich in der zu B excentrischen Nuth einer tiefen Schale D (Fig. 8) mit breitem Rande
und einem Ansätze D1;
damit der Greifer nicht aus seiner Nuth herausfällt, wird derselbe durch einen
vorspringenden Blechring E gehalten. Dieses
Greiferlager D enthält eine Bohrung, welche auf den
centrisch zur Welle B liegenden Ansatz des Lagers F paſst, aber nicht genau im Mittelpunkte der
Fuhrungsnuth des Greifers liegt, sondern um ein sehr geringes Maſs auſserhalb
derselben. Durch die Schrauben x wird das Greiferlager festgehalten;
um dasselbe aber erforderlichenfalls genau zur Nadel einstellen zu können, ist noch
die Schraube y vorhanden, durch welche das Lager etwas
vorgeschoben werden kann. Dieses Lager ist im oberen Theile abgeflacht (vgl. Fig. 8 und 10), um Raum
für die Stoffrückertheile G zu gewinnen und eine kleine
Schleifenschutzplatte H aufzunehmen; letztere ist mit
einem länglichen Schlitze versehen, durch welchen die Nadel sticht und beim Erheben
derselben kann sich nur in unmittelbarer Nähe des Oehres die Fadenschleife bilden,
so daſs der Greifer dieselbe sicher fangen kann.
Auf dem Stifte d des Greifers a bezieh. der Platte b
(Fig. 11)
kann sich die Hülse e (Fig. 9), welche mit
Spulenkapsel f verbunden ist, leicht drehen. Diese
Hülse nimmt die Spule h auf, deren Faden durch einen
Schlitz der Kapsel austritt und unter die Feder p bis
zum Austrittsrohr geführt ist. Diese Feder ist am Ende angeschraubt, während die
mittlere Schraube den Druck derselben gegen die Spulenkapsel verändert und dadurch
eine stärkere oder schwächere Spannung des Unterfadens herbeiführt. Die Spulenkapsel
wird an der Drehung durch eine Nase i verhindert,
welche von einem Schlitze des Spulenhalters k (Fig. 8) umfaſst
wird; letzterer besteht aus einem dünnen Bleche, welches in dem Ansätze D1 der Greiferführung
durch den Bolzen l gehalten wird. Der Bolzen l ist vorn mit einem Knopfe versehen und dieser wird
beständig durch eine Spiralfeder an den Spulenhalter gedrückt. Durch Zurückziehen
und Drehen des Knopfes kann man den Spulenhalter zur Seite schieben und die
Spulenkapsel nebst Spule aus dem Greifer entfernen.
Zwischen dem Greiferfuſse a3 (Fig. 10 und 11) und dem
Vorsprunge a2 ist der
Raum, in welchen sich der Mitnehmer einlegen läſst. Die Abmessungen dieser Theile
sind nun so gewählt, daſs, wenn die Mitnehmerspitze C2 anliegt, zwischen dem Ansätze C1 desselben und der
Aussparung des Greifers ein kleiner Zwischenraum entsteht, groſs genug, um den
Nähfaden durchschlüpfen zu lassen. Liegt dagegen, wie in Fig. 10 der Ansatz C1 am Greifer an, so
entsteht umgekehrt ein Zwischenraum zwischen Mitnehmerspitze C2 und Greiferfuſs a3. Der Wechsel in der Anlage der
Mitnehmertheile geschieht selbstthätig in Folge der excentrischen Lagerung des
Greifers zum Mitnehmer. Damit der Unterfaden nicht mit dem Oberfaden in Berührung
kommt und dadurch etwas mehr, als zur Bildung eines Stiches erforderlich, vom
ersteren frei wird, ist der Steg c des Greifers nach
vorn abgebogen, so daſs der Spulenfaden an demselben hingleiten und der Schleife aus
dem Wege kommen kann. Diese Ausbiegung erstreckt sich jedoch nur auf die Mitte des
Steges, während dicht hinter dem Vorsprunge a2 eine leichte Einsenkung vorhanden ist, welche das
Abgleiten der Schleife nach oben beschleunigt, und auſserdem tritt die Greiferspitze
etwas aus ihrer Fläche hervor, so daſs ein sehr sicheres Fangen der durch die
Schleifenschutzplatte H seitlich stark ausgebogenen
Schleife erfolgt. Die wechselnde Drehung des Mitnehmers nebst Greifer, hervorgerufen
durch die excentrische Lage der beiden Wellen A und B (Fig. 8), ist derart
eingerichtet, daſs während des schnelleren Theiles der Greiferdrehung sich die Greif
erspitze in derjenigen Lage befindet, wo sie die Schleife erfaſst und aufnimmt. Bei
dem Ausarbeiten der Schleife bewegt sich der Greifer entsprechend langsamer, so daſs
dieser Theil der Fadenverschlingung mit der für eine gute Naht erforderlichen
Sorgfalt vollzogen werden kann.Genau dieselbe Einrichtung erhielt F. Engel in
Hamburg durch das deutsche Patent Nr. 36377 vom 4. December 1885
geschützt.
Von den vielen durch E. Tibbles in Burlington (* D. R.
P. Nr. 26769 vom 14. März 1883) vorgeschlagenen Neuerungen an Theilen einer
Doppelsteppstich-Nähmaschine mit im Bogen bewegten
Schiffchen seien hier nur die bemerkenswerthesten hervorgehoben.
Die Bewegungsvorrichtung des Stoffrückers kann bei gleichbleibender Umdrehungsrichtung der Hauptwelle
in die entgegengesetzte umgewandelt werden. Hierzu sitzt nur das Excenter für das
Heben und Senken des Stoffrückers auf der Welle fest, während das zweite Excenter
für den Vor- und Rückschub lose auf derselben angeordnet ist und einen
concentrischen Schlitz von 180° besitzt, in welchem sich ein Stift des ersten Excenters
einlegt. Eine Schraube sichert den jeweiligen Stand des Vorschubexcenters. Je
nachdem nun dieses so gedreht wird, daſs der Stift an dem einen oder anderen Ende
des Schlitzes desselben zum Anliegen kommt, findet die Stoffverschiebung nach der
einen oder anderen Richtung statt. Die Excenter haben die Form wie die der Singer'schen Maschinen und bewegen sich auch hier in
einem vierseitigen Rahmen; doch ist die eine Seite desselben, an welcher sich das
Vorschubexcenter anlegt, durch eine Schraube zu verstellen möglich, so daſs dieses
Excenter mehr oder weniger Verschiebung des Stoffrückers hervorbringen kann. – Diese
Stoffrückereinrichtung steht jedoch derjenigen von Gritzner (vgl. 1883 248 * 274) in praktischer
Beziehung nach.
Die Nachstellung des
Nadelstangenlagers erfolgt durch eine schräg aufgeschnittene Büchse a (Fig. 12 Taf. 22), dessen
kegelförmiges Gewinde beim Einschrauben die Bohrung verringert. Tibbles gibt noch eine zweite Einrichtung zu gleichem
Zwecke an, darin bestehend, daſs die weite, mit cylindrischem Gewinde versehene
Bohrung nicht ganz durch das Nadelstangenlager geführt ist, so daſs gleichsam ein
Boden entsteht, auf welchen sich der nach oben verjüngte, ebenfalls aufgeschnittene
Kegel legt; auf diesen wird die entsprechend ausgedrehte, unaufgeschnittene, auſsen
cylindrische Büchse geschraubt.
Die Fußtritt- und Triebradlagerung
ist in Fig.
14 Taf. 22 dargestellt. Der Fuſstritt b
schwingt wie gewöhnlich um eine ruhende Achse c. Um nun
ein Dichtgehen auf dieser Achse zu bewirken und eine seitliche Verschiebung zu
verhindern, werden die Futterklötze d, welche die Form
einer abgestumpften vierseitigen Pyramide haben, in den entsprechenden Aussparungen
des Fuſstrittes durch eine Schraube gehalten. Das Triebrad sitzt auf einer
gekröpften Welle; die eine Seite ist in der einen Gestellwand, die andere in der
Mitte des Verbindungskreuzes beider Gestellwände gelagert. Die Lagerung ist für
beide Wellenenden die gleiche. Eine Büchse f, welche
das Lager der mit Spitzen versehenen Triebradachse g
bildet, ist zweckmäſsig theils cylindrisch, theils kegelförmig ausgedreht. Auſsen
ist diese Büchse mit Gewinde versehen, welches auf einen Theil abgedreht ist, so
daſs ein breiter ringförmiger Kanal i entsteht, wenn
dieselbe in die mit Nabe k versehene Gestellwand h eingeschraubt wird. In den Kanal mündet ein
Schmierloch und steht derselbe ferner durch mehrere Bohrungen mit dem Inneren des
Lagers in Verbindung. Der ringförmige Kanal i und die
Ausdrehung m bilden die Oelbehälter. Die
Pleuelstangenlager sind einfach aufgeschnitten und werden durch eine Schraube
zusammengepreſst.Vgl. Brüncke's verstellbare Pleuelstangenlager
1883 248 * 232.
Bei der Tibbles'schen Auslösung des Schwungrädchens der Nähmaschinenwelle
wird der Würtel durch das Schwungrädchen n (Fig. 13 Taf.
22) und einer an dieses angeschraubten Scheibe o
gebildet, so daſs zwischen beiden Theilen ein Raum für die Kuppelung frei bleibt.
Die Ausbohrung des Wellenendes nimmt einen Bolzen p
auf, durch den ein Stift q gesteckt ist und durch
Schlitze f der Welle nach auſsen reicht. Der Bolzen p läſst sich durch eine Schraube mit Kopf s vor- oder zurückschieben, wobei der Stift q seine Drehung verhindert; letzterer legt sich bei
seiner rechtsseitigen Verschiebung in die Sperrzähne t
und kuppelt dadurch das Rad mit der Welle.Vgl. Uebersicht der Radauslösungen 1883 250 *
505.
Um das Umklappen der Nähmaschine zu
vermeiden, welches beim Oelen der unter der
Arbeitsplatte liegenden Theile der gebräuchlichen Maschinen erforderlich ist, bringt
Tibbles zum Freilegen der Theile mehrere Schieber an; an geeigneten Stellen sind
Vertiefungen angebracht, aus denen das im Vorrathe gehaltene Oel durch feine Kanäle
nach den zu schmierenden Flächen gelangt. Tibbles will
diese Vertiefungen mit Filz ausfüllen, um das Durchsickern des Oeles in die Kanäle
zu verlangsamen und um damit gleichzeitig die Resonanz der PlatteJ. Werthheim in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr.
38074 vom 18. Mai 1886) erzielt die Tonlosigkeit der
Tischplatte durch Herstellung eines Rippenrahmens, welcher mit Blei bekleidetem Blech bedeckt
ist.zu vermindern.
Um einen schnellen und geräuschlosen Gang der Nähmaschinen bei geringem
Kraftverbrauche erzielen zu können, ist es nothwendig, die sich bewegenden Theile
bei genügender Festigkeit so leicht als möglich anzufertigen, die Bewegungen ohne
Stoſs auszuführen, die Anwendung von Verzahnungen, Hebedaumen und schwingenden
Hebeln zu vermeiden, dagegen die Drehbewegung thunlichst unmittelbar zu verwenden.
Diese Gesichtspunkte leiteten Leonard Fallet in
New-York (* D. R. P. Nr. 32060 vom 17. Juni 1884) bei der Construction seiner
beachtenswerthen Doppelsteppstich-Nähmaschine mit kreisendem Schiffchen. Die Grundplatte A
(Fig. 22
und 23 Taf.
22) ist unterhalb mit starken Rippen A1 versehen, welche sich nach hinten allmählich
verbreitern, bis sie die gleiche Höhe mit der Schiffchenführung C erreichen; keine beweglichen Theile ragen über die
Rippen hervor, so daſs man die ganze Maschine auf eine ebene Platte stellen kann,
ohne daſs eine Gefahr der Verletzung der arbeitenden Theile eintritt.
Die Hauptwelle D liegt im Maschinenarme, von welcher aus
die Bewegung durch Universalgelenke E, E1 und der Zwischenwelle F auf die Schiffchen welle G übertragen wird.
Zur Verminderung des Gewichtes sind diese drei Wellen ganz oder theilweise hohl
hergestellt diese Höhlungen werden mit Oel angefüllt, um die Schmierung zu
erleichtern. Die Wellen tragen dann an den Lagerstellen kleine Bohrungen, während
die Einguſslöcher durch Korke oder Schrauben verschlossen werden. Das Lager der
Zwischenwelle F wird durch Schrauben am Maschinenarme
befestigt und durch die abnehmbare Platte B
verdeckt.
Die Nadelstange wird von der
Hauptwelle aus durch eine ausgewogene Kurbel H und eine
Kurbelstange J in Bewegung gesetzt, wobei der Kreuzkopf
K in passenden Gleitflächen des Nähmaschinenkopfes
geführt wird. Die durch die Universalgelenke umgedrehte Welle G bewegt nur das kreisende Schiffchen mit Greifer und
den Stoffrückermechanismus. Diese Anordnung ermöglicht die unmittelbare Uebertragung
der Kraft auf die Nadelstange und nur die geringe, zur Bewegung des Schiffchens und
Stoffrückers erforderliche Kraft ist durch das Universalgelenk zu übertragen. Alle
Stöſse, welchen die Verbindungsstücke bei Uebertragung der Arbeitskraft auf die
Nadelstange von der unter der Nähplatte gelagerten Welle ausgesetzt wären und
Geräusch verursachen würden, sind durch diese Anordnung vermieden. Da ferner die
Nadelstange einer der bewegten Theile ist, welcher bei seiner Arbeit die meiste
Kraft verbraucht, so hat Fallet auch diese hohl
hergestellt. Die Nadelstange hebt sich etwas höher als üblich über den Stoff empor,
so daſs genügend Zeit bleibt, jeden Stich vollkommen anzuziehen, ehe die Nadel
wieder einsticht.
Der Fadenheber L schwingt um den
Zapfen M und trägt am freien Ende einen Haken. Die
Bewegung desselben erfolgt durch die Gegenkurbel N,
welche starr mit dem Kurbelzapfen N1 verbunden ist. Die Gegenkurbel hat eine solche
Lage, daſs ihr Drehzapfen N2 etwas über 90° dem Kurbelzapfen N1 nacheilt. Bei dieser Anordnung liegt der
Drehzapfen N2 für die
Bewegung des Fadenhebers am weitesten von dem Stützpunkte M entfernt, wenn die Nadel ihren tiefsten Punkt erreicht hat; ist letztere
dagegen aus dem Nähstoffe getreten, so geht ersterer dicht am Stützpunkte M vorüber, was zur Folge hat, daſs der Fadenheber
schnell und zwar, bei einer Vierteldrehung der Hauptwelle aufsteigt, während welcher
Zeit sich die Nadel noch über dem Stoffe befindet.
Der Oberfaden geht von der Spule zunächst durch das mit Schlitz
und Loch versehene Säulchen P, durch die Bremsscheiben
Q nach der Oese R
unterhalb der Feder S hinweg, durch die Oese T
und nach der Nadel weiter. Die schwache Feder S, deren
Bogen mit dem vom Fadenheberhaken beschriebenen parallel läuft, ist durch die
Schraube S1 an einer
vorspringenden Platte des Maschinenkopfes befestigt und kann durch die Schraube S2 in ihrem Drucke
gegen den Faden verändert werden. Diese Feder S
verhindert das Entschlüpfen des Fadens aus der Oese R
und sichert gleichzeitig den regelmäſsigen Durchgang desselben durch die
Bremsscheiben Q.
Der Stoffdrücker V (Fig. 22 und 23) greift mit
seinem rechtwinkelig abgebogenen Arme W in den Schlitz
der Schraube W1 des
Stoffdrückerhebels, wodurch einestheils die seitliche Drehung des Stoffdrückers
verhütet, anderentheils aber auch das Lösen der Schraube W1 unmöglich gemacht wird. Der Stoffrücker a wird von der excentrisch abgedrehten Nabe
des Schiffchentreibers i bewegt; er trägt unten einen
Finger a1, welcher sich
gegen den Arischlag d unter der Wirkung der Feder b1 legt. Dieser
Anschlag d dient gleichsam dem als einarmigen Hebel zu
betrachtenden Stoffrücker als Drehpunkt. Um nun die Stichlänge veränderlich zu
machen, wird der Anschlag d einen bestimmten Betrag von
dem Finger a1 entfernt,
so daſs während einer längeren oder kürzeren Zeit der Excenterdrehung Anschlag und
Finger nicht in Berührung kommen. Während dessen legt sich der Stoffrücker a mit dem Arme b an den
unverrückbar in der Grundplatte liegenden Anschlag c.
Die Verschiebung des Anschlages d erfolgt durch
Verstellung des Hebels e (Fig. 23 rechtwinkelig
gegen die Bildebene), welcher vorn den Anschlag d trägt
und am hinteren Ende bei e1 drehbar ist. Eine mit diesem Hebel in Verbindung stehende Gabel f umschlieſst ein Excenter g, das sich durch die von Hand zu verstellende Scheibe h drehen läſst. Die Scheibe ist mit Theilstrichen
versehen und ein auf der Nähplatte angegebener Zeiger bezeichnet die
Stichgröſse.
Das kreisende Schiffchen k (Fig. 22 und 23) ist mit
seinem Umfange an der Bahn C geführt, ohne an seiner
Stirnfläche anzuliegen; es wird daher seitlich durch eine Schraube m und den Mitnehmer i
gehalten, doch so, daſs der nöthige Spielraum für den Schleifendurchgang vorhanden
ist. Das Schiffchen kann sich demnach etwas seitwärts bewegen; doch preſst, um
trotzdem das sichere Fangen des Fadens zu ermöglichen, eine Spiralfeder den Stöſser
x der Hohlwelle G
gegen das Schiffchen, wodurch sich dieses an die Schraube m anlegt. Ist das Fangen erfolgt, so wird der Stöſser durch die Schraube
x1 zurückgezogen,
welche sich an der nur wenig curvenförmig gestalteten Stirnfläche des Lagers A2 hinführt. Ueber den
centrischen Stift des Schiffchens, gegen welchen sich die Schraube m legt, wird die Spule mit ihrer Kapsel geschoben. Die
Einrichtung der letzteren mit ihrer Fadenspannvorrichtung stimmt mit derjenigen der
Wheeler'schen Maschine (Fig. 9 Taf. 22) überein;
doch wird hier die Theilnahme an der Schiffchendrehung lediglich durch den
Unterfaden verhindert, so daſs die Richtung der Spulenbewickelung der Drehrichtung
des Schiffchens entgegengesetzt sein muſs. Die Schraube m ist durch einen Träger mit dem Schieber n
verbunden, wodurch sie sich beim Spulenwechsel vom Greifer entfernen läſst. Da aber
das Spulengehäuse auf einem Stifte steckt, so fällt dieses bei Lüftung der Schraube
m nicht ohne weiteres heraus. Follet ordnet deshalb in der Hohlwelle G noch einen Stift l an,
welcher durch eine entsprechende Bohrung des Schiffchens reicht und die Spule nebst
Kapsel aus dem Schiffchen stöſst, wenn durch eine kleine Kurbel von der Nähplatte
aus der Schieber l1
verschoben wird. Das Schiffchen ist, um es möglichst leicht zu machen, in seinem
stärkeren Theile mehrfach durchbohrt.
H. Loog in London (* D. R. P. Nr. 30465 vom 22. Juni
1884) legt ebenfalls die Hauptwelle seiner Doppelsteppstich-Nähmaschine mit veränderlich bewegtem Greifer in den Maschinenarm,
überträgt aber die Bewegung durch Winkelräder oder durch eine Kette auf eine kurze,
unterhalb der Nähplatte liegende Zwischenwelle. Die Greiferwelle liegt zu dieser,
wie bei der Wheeler'schen Maschine (vgl. Fig. 8),
excentrisch, so daſs die Greiferwelle bezieh. der Greifer mit veränderlicher
Winkelgeschwindigkeit umgedreht wird. Die Neuerung bezieht sich nun vorzugsweise auf den Greifer (Fig. 16 Taf. 22).
Die Greiferspitze a ist an einer
Scheibe b angebracht, welche mit der Welle verbunden
und mit einer tellerartigen Vertiefung c zur Aufnahme
der Spulenkapsel nebst Spule versehen ist. Diese Vertiefung liegt zur Wellenmitte
excentrisch und hat zum Zwecke, die Spule zu senken und dadurch den Unterfaden in
dem Augenblicke anzuspannen, wo die Spitze des Hakens in die Schlinge des
Nadelfadens eintritt. Hierdurch wird verhindert, daſs sich der Greifer gleichzeitig
auch im Spulenfaden verfängt, indem zu dieser Zeit sich die Spulenkapsel und die
Spule in ihrer tiefsten Stellung befinden. Bei der Weiterbewegung wird der
Spulenfaden lose, wiederum in Folge der Excentricität der Vertiefung, wenn der
Nadelfaden den Greifer verlassen hat und der Fadenheber denselben festzieht. Die
cylindrische Spulenkapsel trägt in ihrer Mitte einen Stift zur Aufnahme der Spule.
Erstere enthält auſserhalb auf ihrer Bodenfläche einen nach unten verlaufenden
Leitsteg, durch dessen Löcher der Faden behufs Erlangung der erforderlichen Spannung
gezogen wird. Kapsel und Spule liegen also lose in der Greifervertiefung und werden
daher durch eine Platte mit drei federnden Stiften vor dem Herausfallen geschützt.
Gleichzeitig enthält diese Platte eine Rinne, in welche sich der Fadenleitsteg mit
dem nöthigen Spielräume einlegt und die Drehung der Spulenkapsel verhindert.
Bei der gewöhnlichen Doppelsteppstichnaht (Fig. 15 Taf. 22) geht der
Nadelfaden x einfach unter dem Unterfaden y hinweg, so daſs bei lockerer Naht der letztere
verhältniſsmäſsig leicht herauszuziehen ist. Loog dreht
jedoch durch den Greifer die gefangene Schleife um 1800 und führt dieselbe dann erst
um die Spule. Dadurch bildet jede Vereinigungsstelle des Ober- und Unterfadens einen
halb geknüpften Knoten z (Fig. 15, vgl. auch 1885
256 * 250), so daſs der Unterfaden fester vom
Oberfaden gehalten und die Naht weniger leicht aufziehbar wird. Zu diesem Zwecke
tritt die Greiferspitze a (Fig. 16) seitlich vom
Rande der Scheibe b hervor und ist auſsen mit einem
schrägen Ansätze d versehen, an welchem die Schleife
hingleitet und sich somit dreht. Bei e ist der Rand
weggenommen, so daſs die Schleife ungehindert um die Spulenkapsel geführt werden
kann.
Hengstenberg und Comp. in Bielefeld (* D. R. P. Nr.
34055 vom 23. Mai 1885) suchen durch die Bewegungseinrichtung und Führung des Schiffchens bei der bekannten Singer'schen Nähmaschine einen geräuschloseren Gang, welcher durch die zur Uebertragung der Drehbewegung
dienenden Zahnräder entsteht, zu erzielen und ein möglichst
groſses Schiffchen zu verwenden. Das Schiffchen wird nicht mehr geradlinig
hin und her geführt, sondern bewegt sich in einem Kreisbogen quer gegen den
Stoffrücker. Der Schiffchenkorb oder Treiber ist daher an einem einarmigen Hebel
befestigt, dessen Drehpunkt weit genug vom Schiffchen entfernt ist, so daſs
letzteres beim Oelen nicht beschmutzt wird, was allerdings bei der Singermaschine zu
Folge der Lagerung des Schiffchenkorbes nicht ausgeschlossen ist.
Die schwingende Bewegung des Schiffchentreibers ermöglicht die
Anordnung folgender Antriebseinrichtung. Mit der Kröpfung der Hauptwelle a (Fig. 17 Taf. 22) ist die
Gleitstange b verbunden; letztere schiebt sich in den
Führungslagern c des in Spitzen gelagerten zweiarmigen
Hebels g, welcher somit bei den Drehungen der
Hauptwelle in Schwingungen versetzt wird und seine Bewegung mittels Kugelgelenk auf
den Winkelhebel dd1
sowie auf die Zugstange e und den Schiffchentreiber
überträgt.
Um größere Schiffchenspulen ohne
Anwendung einer längeren Nadel verwenden zu können, ist das in Fig. 18 Taf. 22
dargestellte Schiffchen an der jenigen Seite, welche an
der Schiffchenbahn anliegt, mit einer in eine Nuth der Bahn eingreifenden
Führungsleiste f versehen; hierdurch wird verhindert,
daſs das Schiffchen
beim Durchgange durch die Schleife gehoben wird. Wäre diese Anordnung nicht
getroffen, so müſste das Nadelöhr bis zur unteren Kante des Schiffchens her
abgehen.
Einen hübschen Bewegungsmechanismus bringt C. J. Hermann in Bielefeld (* D. R. P. Nr. 35350 vom
20. August 1885) für Schiffchennähmaschinen in Vorschlag. Die Triebwelle a (Fig. 7 Taf. 22) ist
zwischen dem Nadelstangenhebel und Schiffchentreibhebel angeordnet und läuft
einerseits in der Körnerspitze b und andererseits auf
dem kegelförmigen Stahlringe c. Diese Trieb welle trägt
zwei Excenter e und f;
ersteres dient zur Bewegung der Nadelstange, letzteres zu der des Schiffchens. Der
Schiffchentreibhebel d sitzt mit seiner langen Nabe auf
einem kegelförmigen Bolzen, welcher im Maschinenarme eingeschraubt ist und durch
eine seitlich eingeführte Stellschraube noch besonders gehalten wird. Der Arm d2 des
Schiffchentreibhebels dient zur Bewegung des Stoffschiebermechanismus und ist zu
diesem Zwecke mit einer Rolle versehen, welche sich in einer Nuth des
Stoffschieberhebels h verschiebt.
Die Verbindung k des Excenters e mit dem Nadelstangenhebel muſs eine Bewegung nach
allen vier Seiten gestatten. Es besteht daher dieses Verbindungsstück aus zwei
Hälften, wie Fig.
6 Taf. 22 zeigt. Die Kugel l des Nadel-Stangenhebels und auch das Excenter e werden theilweise von muldenartig ausgedrehten
Schalen m bezieh. o
umfaſst, welche mit Stiften m1 bezieh. o1
versehen sind, durch welche sie in dem Verbindungsstücke k drehbar gehalten werden. Da die Schalen m
und o einen groſsen Theil der Kugel oder des Excenters
umschlieſsen, so wird durch die groſse Berührungsfläche die Abnutzung eine sehr
geringe und es ist ferner ersichtlich, daſs das Verbindungsstück k allen durch die Drehung des Excenters bedingten
Verstellungen folgen kann. Das Excenter f ruht in
gleicher Weise in zwei Schalen, welche sich an den inneren flachen Wänden der Gabel
g auf und nieder führen und zu Folge der Schwingung
des Armes d1 auch seitlich verschieben, aber,
trotzdem sie in der Gabel nicht gehalten werden, nicht herausfallen können, da das
Excenter in die muldenförmige Vertiefung derselben eingreift. Die Gabel g ist in dem Arme d1 drehbar, so daſs dieselbe bei ihrer seitlichen
Bewegung die rechtwinkelige Lage zur Triebwelle beibehält.
Nach Fig. 7 Taf. 22 wird die
Welle a der Maschine durch Fuſsbetrieb in Umdrehung
versetzt; um aber die Maschine auch ohne weiteres für Handbetrieb umwandeln zu
können, ist oberhalb der Triebwelle a in einer
passenden Vertiefung des Maschinenarmes ein Bolzen p
angebracht, welcher um p1 drehbar ist und nach Lüftung der Schraube q
in die (punktirte) wagerechte Lage übergeführt und bei q1 wieder angeschraubt werden kann. Mit
dem Handrädchen r ist das Zahnrad s und der Würtel t in
fester Verbindung. Durch Lösung der Schraube v können
diese Theile von der Trieb welle a abgenommen und auf
den Bolzen p drehbar aufgesteckt werden, worauf auch
hier die Schraube v das Herabgleiten verhindert. Das
Zahnrad s greift nun in das kleinere Zahnrad u und dreht die Triebwelle a mit entsprechender Geschwindigkeit um.
Bei solchen Nähmaschinen, bei welchen das Schiffchen in einem
Bogen von groſsem Radius, also mittels eines langen Hebels bewegt wird,
tritt nach P. Diehl (* D. R. P. Nr. 35520 vom 18.
November 1885) bei schnellem Gange der Maschine leicht ein Federn dieses Hebels ein,
welches eine unregelmäſsige Stichbildung zur Folge hat. Diehl legt daher bei seinem Schiffchenantrieb
den Angriffspunkt der Kraft möglichst in die Nähe des Schiffchentreibers, indem er
einen Winkelhebel a, wie in Fig. 25 Taf. 22
angedeutet ist, einführt, welcher durch eine Zugstange b von der Kurbel c
der lothrecht im
Maschinenarme gelagerten Welle seine Schwingungen erhält und diese durch das
gegabelte Ende auf den Schiffchentreiberhebel überträgt.
Die Bewegungsvorrichtung für Schiffchen und
Stoffschieber bei Nähmaschinen mit schwingendem Schiffchen der Nähmaschinenfabrik
vormals Frister und Roſsmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 35815 vom 1.
September 1885) gestattet ebenfalls wie die vorher beschriebenen Maschinen die
Bewegung des Schiffchens und Soffrückers von der im Maschinenarme gelagerten
Hauptwelle aus, ohne Anwendung von Zahnrädern. Die
Hauptwelle erhält hier innerhalb des lothrechten Theiles des Maschinenarmes zwei
unter 120° stehende Kröpfungen, deren Krummzapfen mit je einer Lenkerstange
verbunden sind, von denen jede eine Kurbel bezieh. Welle in Schwingungen versetzt.
Die eine kürzere Welle a (Fig. 21 Taf. 22) ist hohl
und wird in der Schiffchenplatte d und einem kurz vor
dem Maschinenarme angebrachten Lager drehbar gehalten. Die zweite längere Welle b geht durch erstere hindurch und dreht sich in den
beiden an den Enden der Nähplatte angegossenen Lagern c. Die Hohlwelle a trägt auf ihrem linken Ende
hinter der Schiffchenplatte d das Excenter e (Fig. 19 und 21) für den
Auf- und Niedergang des Stoffrückers f und auf der
anderen Seite der Schiffchenplatte den Schiffchenkorb g; letzterer ist aber nicht unmittelbar mit der Welle verbunden, sondern sitzt
an einer Hülse A, welche eine gewundene Feder aufnimmt,
so daſs der Schiffchenkorb von der Schiffchenbahn zurückgezogen und dadurch das
Schiffchen herausgenommen werden kann. Die Welle b
trägt nur das Excenter i für den Vorschub des
Stoffrückers, dessen Feder k (Fig. 19) den Rück- und
Niedergang vermittelt, während die Schraube l die
Stichgröſse auf bekannte Weise veränderlich macht.
Die Schiffchenbahn besteht aus der
Schiffchenplatte d (Fig. 20 und 21) und dem
angeschraubten Ringe m; die Platte enthält eine Nuth für die Nadel und das
Schiffchen n, welches durch den Schiffchenkorb g und durch die schräge Fläche des Ringes m gezwungen wird, mit seiner flachen Seite an der
Platte d anzuliegen, bewegt sich wie ein gewöhnliches
Schiffchen vor dieser Nuth vorbei. Die Schraubenlöcher des Ringes m sind weit genug, um denselben so einzustellen, daſs
zwischen Schiffchen und Korb der nöthige Spielraum für den Durchgang der Schleife
verbleibt. Diese Anordnung der Schiffchenbahn nebst Schiffchen bietet den Vortheil,
nach Wegnahme des Schiebers p die Stichbildung bequem
beobachten oder das Schiffchen nach dem Zurückziehen der Hülse h herausnehmen zu können. Die Bewegung der Nadelstange
erfolgt mittels Herz und- Kurbel, so daſs die Nadel so lange im Nadelkanale
verharrt, bis das Schiffchen die Fadenschleife durchlaufen hat; dann steht dessen
Spitze bei x (Fig. 20) und nun erfolgt
der Anzug des Stiches durch einen Fadenheber, dessen Bewegung durch eine
Curvenscheibe der oberen Welle vermittelt wird.
Das Bulletin de la Société d'Encouragement, 1886 * S.
552 enthält eine Beschreibung einer Doppelsteppstich-Nähmaschine mit kreisendem Greifer von Steph.
Péchard in Paris, welche wegen ihrer geschickten Construction
bemerkenswerth ist. Der Maschinenarm A (Fig. 29 Taf. 22) bildet
ein flaches Guſsstück, welches mit einer breiten Fläche auf der Näh platte aufsitzt.
Der von der Spule b kommende Oberfaden c läuft über das Führungssäulchen d, durch die
Fadenbremse e nach der Oese h, durch einen Einschnitt des hufeisenförmigen Stückes B über ein Röllchen i des
Fadenhebers k und sodann zur Nadel weiter. Die
Fadenbremse e besteht wie gewöhnlich aus zwei
Bremsscheiben; der gegenseitige Druck derselben erfolgt aber nicht mittels
Spiralfeder und Schraube, sondern der frei durch die Mitte gehende Bolzen wird auf
der Rückseite von einer Blattfeder g erfaſst, deren
Pressung durch die schraubenförmige Endfläche des mit einem Griffe f versehenen Bolzens verändert werden kann. Auf den
8mm breiten Umfang des hufeisenförmigen
Stückes B legt sich der Faden, sobald er durch den
Fadenheber k gehoben wird, um den Stich anzuziehen. Die
Reibung des Fadens auf dem Umfange von B wächst somit
beim Anzüge des Stiches und verhindert ein etwaiges Abrollen des Fadens von der
Spule b, statt die Fadenschleife wegzuziehen.
Die Nadelstange C ist durch das
Zwischenstück S unterbrochen, so daſs genau in ihrer
Achse der Hebel l angreifen kann; Seitendrücke sind
dadurch vermieden und folglich die Abnutzung auf das geringste Maſs beschränkt. Der
Nadelstangenhebel ist auf einer kurzen Welle befestigt, deren Zapfen sich in den zu
beiden Seiten des Maschinenarmes angegossenen Lappen H
drehen. Die Schwingungen dieses Hebels werden wie bei der Wheeler und Wilson'schen Nähmaschine mit gerader Nadel durch ein
Kreisexcenter hervorgebracht und im Allgemeinen ist auch die Einrichtung der
Spulenkapsel v und des Greifers N, welch letzterer durch die verschiedene Lage der beiden Wellen m und n, deren Kuppelung
o1 bis o3 in Fig. 30 dargestellt ist,
mit veränderlicher Geschwindigkeit umgedreht wird, mit jener übereinstimmend.
Der Auf- und Niedergang des Stoffrückers erfolgt durch ein unmittelbar hinter dem Greifer angeordnetes
Excenter, während der Vorschub auf folgende Weise bewerkstelligt wird: Neben der
Triebwelle ruht in den Lagern x und y die Wendewelle p, welche
vorn durch einen Arm (in der Figur nicht sichtbar) mit dem Stoffschieber in
Verbindung steht. Das hintere Ende dieser Wendewelle trägt den Arm q (Fig. 26 Taf. 22), welcher
durch den Bolzen r mit dem zweiarmigen Hebel t in Zusammenhang steht; letzterer ruht mit seinem Arme
auf dem Vorschubexcenter u. Der Zwischenbolzen r kann durch die Schraube P oberhalb der Nähmaschine verschoben werden. Je weiter der Bolzen nach
links bewegt wird, desto gröſser fällt zu Folge des Hebelverhältnisses der Stich
aus. Bei dieser Einrichtung liegt der Arm t bei jeder
Stichgröſse fortwährend auf dem Excenter auf, so daſs ein Anstoſsen des Stoffrückers
an die Regulirschraube, wie dies bei den gewöhnlichen Einrichtungen (vgl. z.B. Fig. 19 Taf.
22) der Fall ist und Geräusch verursacht, vermieden wird.
Da sich die Greiferspitze in einer ganz bestimmten Ebene bewegt,
so wird, wenn die Maschine für eine starke Nadel gewöhnlicher Construction genau
eingestellt wurde, die feinere einen gewissen Abstand von der Greiferspitze erhalten
und das Fangen der Fadenschleife unsicher machen. Péchard gibt nun dem oberen Nadelcylinder einen etwas gröſseren
Durchmesser als solchen die stärkste Nadel besitzt und flacht denselben parallel zur
Nadelachse nach Fig. 28 ab; die Nadel D wird nun so
angefeilt, daſs die vordere Fläche nur eben mit berührt wird, wie die punktirten
Kreise zeigen. In das Nadelstangenende G wird ein
Schnitt eingefräst und durch ein Stahlplättchen E (Fig. 27),
gegen welches die Schraube G drückt, ausgefüllt; ein
Ring F schützt E gegen
Herausfallen. Auf diese Weise nimmt die Nadel bei jeder Stärke die gleiche Lage zur
Greiferspitze ein.
A. r. Glasser.