Titel: | Ueber die Fortschritte der chemischen Technologie der Textilfasern; von Dr. Otto N. Witt. |
Autor: | Otto N. Witt |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 339 |
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Ueber die Fortschritte der chemischen Technologie
der Textilfasern; von Dr. Otto N. Witt.
(Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes S. 290 d. Bd.)
Witt, über Fortschritte der chemischen Technologie der
Textilfasern.
In der Baumwollfärberei findet noch immer ein reger Meinungsaustausch über die
verschiedenen Antimonbeizen statt (vgl. auch H. Köhler 1885 258 * 520.
B. Gerland 1886 259 475.
G. Watson 1887 263 *
577). Auſser dem durch die Köpp'sche Fabrik in Oestrich
a. Rh. eingeführten und nun wohl allgemein verwendeten Kalium-Antimonoxalat sind
noch einige neuere Antimonverbindungen zum gleichen Zwecke vorgeschlagen worden,
über deren Vorzüge endgültige Entscheidungen bis jetzt nicht vorliegen.
M. B. Vogel in Lindenau-Leipzig (D. R. P. Nr. 36753 vom
16. Februar 1886) lieſs sich ein Verfahren zur Befestigung
von Tannin auf den Geweben schützen, darin bestehehend, daſs das unlösliche
normale Antimonoxalat, welches als feines Krystallmehl in den Handel gelangt, in
kaltem oder warmem Wasser zu einer Milch verrührt wird, durch welche die tannirten
Stoffe vor dem Ausfärben, oder mit Tanninfarben gedruckte Stoffe gleich nach dem
Dämpfen hindurchgehaspelt werden. Als vortheilhafteste Temperatur gibt der Erfinder
79° an; er empfiehlt ferner, dem Bade fein geschlemmte Kreide oder ein anderes
Neutralisationsmittel zur Aufnahme der während des Prozesses frei werdenden Oxalsäure zuzusetzen. Da
das Oxalsäure Antimon weit mehr Antimon enthält als die bisher zu gleichen Zwecken
verwendeten in Wasser löslichen Antimonsalze, so ist seine Verwendung – vollständige
Ausnutzung vorausgesetzt – selbstverständlich vortheilhafter.
Was nun die für Baumwolle vorgeschlagenen neuen Färbeverfahren anbelangt, so liegt zunächst ein schon
seit einiger Zeit benutztes Verfahren vor, über welches der Textile Manufacturer, 1886 S. 377 die erste Mittheilung veröffentlichte.
Dinitrosoresorcin wird als dunkelgrüner Farbstoff
für eisengebeizte Baumwolle verwendet und liefert schöne, durch Zinnsalz ätzbare
Töne.
Das Chromoxyd:
„Die Beize der Zukunft“, wie dasselbe von H.
Schmid genannt worden ist, fährt fort, in immer ausgedehnterem Maſse
Verwendung zu finden. Fast alle mit demselben herstellbaren Färbungen zeichnen sich
durch gleichzeitige Schönheit und Echtheit aus. Leider aber entsprechen die bis
jetzt zur Fixirung von Chromoxyd auf der Faser bekannt gewordenen Verfahren weder in
Bezug auf Billigkeit, noch auf Bequemlichkeit den gerechten Anforderungen der
Praxis. Blondel unterzieht dieselben im Bulletin de Rouen, 1886 S. 471 einer Kritik und schlägt
zur Darstellung einer guten Chrombeize ein neues Verfahren vor. Dasselbe beruht auf
der Bildung eines Doppelnitrates von Calcium oder Magnesium mit Chromoxyd, welches
in nachfolgender Weise bereitet wird: 2k,95
Kaliumbichromat werden in 5l Wasser unter Zusatz
von 3k,5 Salpetersäure von 36° B. gelöst und durch
Zusatz von 75g Glycerin und 170g Salpetersäure reducirt. Beim Abkühlen der
heiſsen Flüssigkeit scheiden sich etwa 2k
Salpeterkrystalle aus. Das Filtrat von denselben, welches durch die Waschwässer von
40° auf 20° B. verdünnt wird, wird durch vorsichtigen Zusatz von 500g Calcium- oder Magnesiumcarbonat neutralisirt und
ist zum Gebrauche fertig. Diese Beize, deren Bereitung einfach und billig ist,
reagirt neutral, greift die Faser nicht an und dissociirt sich mit Leichtigkeit beim
Trocknen oder Dämpfen namentlich auf geölten Geweben.
Ueber das Färben gemischter Gewebe mit Anilinschwarz hat
C. Franc einige hübsche Versuche ausgeführt. Durch
Fällung einer Lösung von Anilinsulfat mit der theoretischen Menge Bariumchlorat
bereitete derselbe eine Lösung von Anilinchlorat. Diese Lösung hält sich
unverändert; versetzt man sie aber mit Vanadchlorid und tränkt mit der so erhaltenen
Lösung gemischte Gewebe, so färben diese sich beim Trocknen oder Dämpfen durch
Bildung von Emeraldin grün. Durch Kochen des Gewebes mit angesäuerter
Bichromatlösung wird die Baumwollfaser, unter Bildung von unvergrünlichem
Anilinschwarz, schwarz gefärbt, während die Wolle grün bleibt, sich aber mit
Chromoxyd beladet, so daſs sie durch ein Blauholzbad nunmehr schön schwarz gefärbt
wird. Die erzielten Färbungen sind nach den Angaben des Verfassers im Textile Manufacturer, 1886 S. 480 widerstandsfähig
gegen Licht und Luft.
Ueber den Grawitz'schen Patentstreit
bezüglich der Priorität in der Erfindung eines unvergrünlichen Anilinschwarz sind vielfach Mittheilungen in den
verschiedensten Zeitschriften veröffentlicht worden. Da dieselben indessen mehr oder
minder unvollständig sind, eine sehr ausführliche Arbeit über diesen Gegenstand aber
in Vorbereitung ist, so zieht Referent es vor, mit einer Schilderung dieses für die
französische Färberei zur Lebensfrage gewordenen Themas bis zum Erscheinen der
fraglichen Arbeit zu warten.
Die bedeutsamsten Erfolge auf dem Gebiete der Baumwollfärberei sind durch die Einführung der Azofarbstoffe mit
unmittelbarer Affinität zur Cellulose errungen worden. Der erste dieser Farbstoffe
war das im J. 1884 von der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation in den Handel gebrachte Congoroth (vgl. auch Witt 1886 261 276), dem
inzwischen eine ganze Reihe ähnlicher Farbstoffe gefolgt sind, welche jetzt bereits
alle Farbentöne von Gelb durch Roth und Violett bis zum grünlichen Blau umfassen. Im
Textile Manufacturer, 1886 S. 426 werden die
wichtigsten derselben, nämlich Benzopurpurin 4 B,
Benzoazurin, Chrysamin und Azoblau besprochen.
Dieselben werden am besten in einer Menge von 2 bis 2½ Procent vom Gewichte der
Baumwolle unter Zusatz von 2½ Proc. Seife und 5 Proc. kohlensaurem Kali zum Bade
ausgefärbt. Das kohlensaure Kali kann durch die gleiche Menge Soda, Borax,
Wasserglas, zinnsaures Natron, ja sogar Glaubersalz ersetzt werden. Nach dem Färben
empfiehlt sich eine Behandlung durch eine mit wenig Soda angesetzte Emulsion von
Türkischrothöl. Jute, Hanf und Leinen lassen sich ebenso wie Baumwolle färben. Benzopurpurin 4 B liefert tiefere und vollere, dabei
blauere Töne als Benzopurpurin B. – Benzoazurin soll, in Verbindung mit wenig
Chrysamin, Indigo artige Töne geben, während Chrysamin allein äuſserst echte gelbe
Färbungen liefert. Benzazurin mit einem geringen
Zusätze von Chrysamin liefert ein Blau auf Baumwolle,
welches seifenecht und dem Küpenblau täuschend ähnlich ist. Dieses Blau läſst sich
durch essigsaures Zinn ätzen.
Eine passende Druckfarbe für Weiſs wird auf folgende
Weise bereitet:
1l,5 Wasser,
160g Weizenstärke,
160g dunkel gebrannte Stärke
werden zum Kleister
gekocht und kalt gerührt; dann fügt man hinzu:
100g Zinnsalz,
100g essigsauren Kalk 14° Tw.,
druckt und dämpft ½
Stunde.
Eine gelbe Aetzfarbe erhält man aus:
920g
Gummiwasser (75 : 100),
480g
Kreuzbeerenextract 30° B.,
320g
essigsaures Zinn,
240g
essigsaures Chrom 21° B.,
40g
Zinnsalz.
Die gedämpften und gewaschenen Gewebe dürfen nicht zu heiſs geseift werden. (Nach dem
Textile Manufacturer, 1886 S. 479.)
Blaue Aetzungen auf azorothem Grunde werden nach Horace Köchlin (daselbst 1885 S. 593) in vorzüglicher
Weise durch Anwendung von mit Zinnoxydulpaste versetztem Indophenol bei Gegenwart von Soda erhalten. Die
Druckfarbe setzt sich am besten zusammen aus:
4k
Indophenolpulver,
10l
Zinnoxydulpaste,
1l,5
dicken Dextrinschleimes (25k Dextrin im
Liter),
0l,5
Wasser, 4k Krystallsoda,
10l
Echtviolett B. S. (Gallocyanin),
5l
Glycerin.
Das Ganze wird bis zur vollständigen Reduction (durch
Gelbwerden der Mischung sichtbar) erwärmt, dann zum Drucke verwendet. Die gedruckten
Waaren werden gedämpft und durch Liegen an der Luft entwickelt, dann gewaschen. Die
auf diese Weise auf Wolle erzielten Wirkungen entsprechen den auf Baumwolle nach dem
Schlieper und Baum'schen Verfahren erhaltenen (vgl. 1883 250
373). Die zum Aufdrucke dieser Indophenolätzfarbe bestimmten Wollstücke werden
vorher in bekannter Weise mit einem Höchster Ponceau von entsprechender Nuance
gleichmäſsig roth gefärbt. Der Indophenolätzdruck auf Wolle ist so schön und scharf,
daſs man nach diesem Verfahren Muster drucken kann, bei denen der Inhalt der
bedruckten Fläche weitaus überwiegt und nur ganz feine Figuren des ursprünglichen
rothen Grundes übrig bleiben.
Nach dem gleichen Verfahren druckt Horace Köchlin
(Privatmittheilung) Indophenolblau auf mit Congoroth oder
Benzopurpurin roth gefärbter Waare. Eine ganze Reihe von verschiedenen
Verfahren sind bekannt geworden zur Fixirung von
spritlöslichem Indulin auf Baumwolle behufs Nachahmung der durch Indigo
erzielbaren Töne. Am originellsten sind die Vorschriften, welche der Badischen Anilin- und Sodafabrik patentirt worden sind
und auf der Verwendung von Säureestern des Glycerins beruhen (vgl. 1886 262 542). Diese Ester besitzen ein sehr bedeutendes
Lösungsvermögen für alle Anilinfarbstoffe und eignen sich daher ungemein dazu, diese
Farbstoffe bis ins Innere des Gewebes zu tragen. Beim Dämpfen werden sie dann
zersetzt in freie Säure, welche, wenn ein Acetin zur Verwendung kam, entweicht, und
Glycerin, das beim Waschen entfernt wird, während das der Druckfarbe zugesetzte
Tannin mit dem Farbstoffe verbunden unlöslich im Gewebe zurückbleibt. Die
nachfolgenden Vorschriften haben sich beim Gebrauche bewährt:
50g
Indulin und
200g
Acetin
werden bis zur völligen Lösung auf 80 bis 90° erwärmt.
Von der erhaltenen Lösung werden 15g mit:
100g
Stärkekleister und
4 bis 5g
Tannin zur Druckfarbe verarbeitet,
oder man mischt:
10g
25 procentige Indulinpaste mit
77g
Verdickung,
3g
Tannin und
10g
Acetin
zur Druckfarbe. Statt der Acetine lassen sich auch
andere Glycerinäther, wie Acetochlorhydrin und Dichlorhydrin, verwenden, wenn man
der Druckfarbe noch freie Essigsäure zusetzt.
Auch die Farbwerke in Höchst a. M. haben ein neues
Mittel zum gleichen Zwecke patentirt (vgl. 1886 259 384).
Dasselbe gründet sich auf die auſserordentliche Löslichkeit der meisten
Anilinfarbstoffe in einer Lösung von Lävulinsäure.
Unter dem Namen „Lävulinblau“ bringen diese Farbwerke eine syrupöse Lösung von
Indulin in Lävulinsäure in den Handel, welche bloſs mit Verdickung und Tanninlösung
versetzt zu werden braucht, um ohne weiteres druckfähig zu sein. Lävulinsäure soll
sogar angeblich den sonst üblichen Zusatz von Essigsäure zu Alizarinchrom- oder
Thonerdefarben ersetzen können.
Unter dem Titel: Neue Farbstoffe und Verfahren
veröffentlicht der Textile Manufacturer, 1886 S. 377
und 426 eine Zusammenstellung einiger neueren Farbstoffe und ihre Verwendungsweisen.
Das Neublau R und B von
Cassella und Comp. wird empfohlen; die Anwendung im
Drucke geschieht in der bekannten Form einer Tannin-Essigsäure-Druckfarbe. Das Galloflavingelb der Badischen
Anilin- und Sodafabrik (vgl. 1887 263 205) kommt
ebenso wie Anthracenbraun in Form einer 20 procentigen
Paste in den Handel, welche sich mit Hilfe von Chrombeizen fixiren läſst:
Verdickung für Galloflavin:
100g Wasser,
15g Stärke,
30g Traganthschleim
und
5g
Olivenöl
werden verkocht und kalt gerührt. Für die Farbe
verwendet man:
100g
dieser Verdickung,
12 bis 14g
Galloflavinpaste,
2g
essigsaures Chrom 20° B.,
6g
Essigsäure 80 B.
Auch mit essigsaurer Thonerde läſst Galloflavin sich
fixiren, während mit Eisenbeizen olivengrüne Töne erhalten werden.
Das Alizarinbraun läſst sich nach genau dem gleichen
Verfahren befestigen. Ueber die Natur des Galloflavins
ist bis jetzt nichts Näheres bekannt geworden. Leider sind die damit erhaltenen
Färbungen weniger lichtecht als die mit Alizarin und seinen Verwandten
hergestellten. Dem Alizarinbraun in der Anwendung ganz ähnlich ist das unter dem
Namen Alizarinmarron von der gleichen Fabrik
hergestellte Product.
Weiter sind die Fortschritte im Wolldrucke auf Grund der
Mittheilungen von H. Köchlin besprochen. Die
Wollenstoffe werden zuerst in gewöhnlicher Weise entfettet und dann unter Anwendung
von Wasserstoffsuperoxyd gebleicht (vgl. C. H. Löbner
1885 258 96. G. Lunge 1886
259 196). Das käufliche Wasserstoffsuperoxyd, je nach
dem Grade der Färbung der Wolle und der gewünschten Weiſse mit seinem doppelten bis
12 fachen Volumen Wasser verdünnt, dient als Bleichbad. Die durch dasselbe gezogene
Waare bleibt 24 Stunden lang aufgerollt; dann wird sie durch ein Bad von
Natriumbisulfit genommen und abermals 24 Stunden aufgerollt gelassen. Es kann auf
diese Art ein Weiſs erhalten werden, welches der besten Baumwollbleiche gleich kommt. Es folgt
nun, als Vorbereitung für den Druck, eine Behandlung mit durch Schwefelsäure
angesäuerter Natriumhypochloritlösung, welche indeſs nicht zu stark sein darf, weil
sonst die Wolle leicht gelb und hart wird. Dann wird gewaschen und getrocknet.
Die Druckfarben werden jetzt fast ausschlieſslich mit Theerfarben hergestellt, welche
unter Zusatz von Glycerin und Essigsäure mit Gummiwasser verdickt werden. Die Rosa
werden meist mit Eosinfarbstoffen, Roth und Orange mit Azofarbstoffen, Blau mit
Anilinblau und Indulin hergestellt. Für Schwarz empfiehlt Horace Köchlin die nachfolgende, auf Verwendung von Dinitrosoresorcin beruhende Vorschrift:
100g
Dinitrosoresorcinpaste,
250g
Essigsäure,
750g
Traganthschleim,
50g
Ferricyankalium,
250g
Gallocyaninpaste.
Carl Fröhlich, Druckfabrikant in Warnsdorf, erhielt ein
österreichisch-ungarisches Privilegium (Kl. 8 vom 19. November 1885), in welchem als
„neu und Gegenstand des Patentes“ angegeben wird, daſs auf
Kantenrockstoffen Kante und Muster des Stoffes gleichzeitig durch ein Rouleau von
der Breite des Stoffes hergestellt werden, dessen eines Ende die Gravirung der Kante
enthält, während der Rest in der üblichen Weise das Stoffmuster trägt. – Es ist
erstaunlich, daſs diese „Erfindung“ für neu gehalten werden konnte.
Auf die Brauchbarkeit der Maisstärke zur Appretur baumwollener Gewebe wird schon seit einer Reihe von
Jahren immer wieder hingewiesen. Neuerdings ist wieder Romen's Journal, 1886 Bd. 1 S. 209 kräftig
dafür eingetreten.
Ein bisher literarisch sehr vernachlässigter Zweig der Textilindustrie hat in
jüngster Zeit auch eine ebenso eingehende wie gründliche Bearbeitung erfahren. Es
ist dies die Appretur der baumwollenen Gewebe, welche
Josef Dépierre in einem soeben erschienenen starken
Bande (Traué élémentaire des apprêls sur tissus de coton
blancs, teints et imprimés. Paris 1887. Baudry et
Cie.) auf das Vollständigste behandelt. Das sorgfältig ausgestattete Werk
enthält vorzüglich ausgeführte Textbilder und eine sehr groſse Anzahl von
Stoffmustern, welche je in einem appretirten und einem nicht appretirten
Musterabschnitte neben einander eingeklebt die Wirkung des jeweilen gewählten
Appreturmittels auf das Vollkommenste erläutern. Dieses Werk, zu dessen Abfassung
nur ein mitten im Getriebe einer groſsartig eingerichteten Fabrik stehender Fachmann
befähigt war, besitzt eben deshalb den gröſsten praktischen Werth für Alle, welche
der Baumwollindustrie nahestehen; es ist daher auch von der Société industrielle in Mülhausen i. E. mit einem Preise gekrönt
worden.
Ueber die Fabrikation der Buntpapiere brachte Romen's Journal, 1886 Nr. 19 ff. einige
beachtenswerte Mittheilungen. Es wird zunächst zwischen gefärbtem und Buntpapier
unterschieden. Letzteres wird in fertigem Zustande auf einer oder beiden Seiten
gefärbt, ersteres aber ist schon im Holländer durch die Masse mit Farbstoff
behandelt worden. Die Buntpapiere werden unterschieden: als 1) einfarbige, 2)
gemusterte, 3) Kattun-, 4) Iris-, 5) Gold- und Silber-, 6) Imitations- und
Phantasiepapiere. Die einfarbigen Papiere werden durch Ueberbürsten mit Farben
hergestellt, welche irgend welches passende Farbmittel in Verbindung mit Leim
enthalten. Durch Ueberbürsten mit Alaunleim werden die Farben haltbarer, durch
andauerndes Bürsten mit Federweiſs erhalten die Papiere Glanz. Von den gemusterten Papieren wird das Wichtigste, das sogen.
Marmorirpapier, durch Aufspritzen der verschiedenen
Farben auf in einem Kasten befindliches, aus Flohsamenschleim bestehendes
Marmorirwasser und Abheben des entstandenen Bildes mittels eines Papierbogens
erhalten. Die Kattunpapiere werden wie Kattun mittels
Hand- oder Walzendruck in einer oder mehreren Farben hergestellt. Das Irispapier ist durch neben einander laufende farbige
Streifen charakterisirt. Es wird durch Ueberbürsten mit verschiedenen in einem
getheilten Kasten gleichzeitig enthaltenen Farben hergestellt. Gold- und Silberpapiere
werden erst mit Ocker und Leim oder Bleiweiſs und Leim grundirt und alsdann mit
Blattgold und Blattsilber belegt. Die sogen. Imitations- und Phantasiepapiere werden auf
verschiedene Weise, meist unter Mithilfe passender Pressung erzeugt.
Die gefärbten Papiere werden durch Zusatz passender Farben zu dem Papierbreie im
Holländer hergestellt. Bezüglich der zu diesem Zwecke empfohlenen Farbmittel sei auf
die Quelle verwiesen.