Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 261 |
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Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
(Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes S. 61
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
6, 16 und 22.
Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Doppelsteppstich-Nähmaschinen mit kreisendem oder schwingendem
Schiffchen bezieh. Greifer.
Eine Doppelsteppstich-Nähmaschine mit kreisendem Greifer
von Perenot und Schor in Paris, welche im Allgemeinen
der Wheeler- und Wilson-Maschine ähnelt und sich durch groſse Einfachheit
auszeichnet, ist in Fig. 1 bis 7 Taf. 16 nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1886 * S. 113
dargestellt. Die im Gestelle a gelagerte Triebwelle b bewegt mit Hilfe des Würtels e unmittelbar den Nadelhebel c, indem dieser
mit einer Rolle in eine excentrische Nuth des Würtels e
eingreift. Der Nadelhebel schwingt um einen im Gestelle befestigten kegelförmigen
Bolzen x, auf welchem auch der Stoffdrückerhebel g seine Lagerung findet, so daſs dieser nicht wie
gewöhnlich in einem feststehenden Arme geradlinig sich verschiebt, sondern wie die
Nadel p bogenförmig bewegt wird. Dieser
Stoffdrückerhebel g kann durch die zweigängige Schraube
h gehoben und gesenkt werden, wenn man nicht
vorzieht, diesen Hebel unmittelbar zu erfassen und empor zu heben, um den Stoff
einzulegen. Die Feder i erzeugt die nöthige Pressung
des Stoffdrückers g auf den Stoff und wird durch die
Mutter i1 nach Bedarf
geregelt. Die Nadel p wird einfach durch eine Schraube
r (Fig. 4) mit kegelförmigem
Ansatze festgeklemmt. Die Bremsung des Nadelfadens erfolgt nicht wie üblich durch
zwei auf einander gedrückte Scheiben, sondern durch eine Feder o (vgl. Fig. 1), die eine Platte
des Nadelarmes c umschlieſst und durch eine Schraube
gegen diese bezieh. den Faden, welcher durch Löcher der Feder o über die Platte gelangt, gepreſst wird. Der Greifer
l (Fig. 5) und die Spule
haben die Einrichtung wie bei der Wheeler- und Wilson-Maschine, so daſs auch die
Schleife durch den Greifer angezogen, also der Stich nach der zweiten Umdrehung
vollendet wird. Dicht hinter dem Greifer befindet sich ein Excenter s1, das unmittelbar
unterhalb des gezahnten Stoffrückers (grappe) v (Fig. 6)
angreift und das Heben und Senken bewirkt, während sich ein zweites Excenter s gegen den Ansatz w der
Schiene t legt und die Bewegung zur Stoffverschiebung
ausführt. Eine Spiralfeder t1 (Fig.
7) veranlaſst den Rückgang, welcher durch die Schraube w begrenzt wird, deren Drehung somit die Stichlänge
verändert. Die im Inneren des Greifers ruhende flache Unterfedenspule wird vor dem
Herausfallen durch den Arm n geschützt, dessen Feder
k denselben entweder in der geschlossenen, oder in
der aufgeklappten (punktirten) Lage hält, so daſs im letzteren Falle die Spule
bequem ausgewechselt werden kann. Die Schraube m dient
zur Einstellung des Armes n, um der Spule den nöthigen
Spielraum für den Schleifendurchgang geben zu können.
Diese einfache Doppelsteppstich-Maschine, welche sich freilich zu Folge ihrer
Stichbildung und Anwendung einer gebogenen Nadel nur für Weiſswaaren eignet, liefern
Perenot und Schor für 60 M.
Bei der Doppelsteppstich-Nähmaschine mit kreisendem
Schiffchen von Sigurd Klogel in Bäckestad,
Schweden (* D. R. P. Nr. 20746 vom 26. Mai 1882) vermittelt die unter der Nähplatte
liegende Triebwelle durch eine hinter dem Würtel angebrachte kleine Kurbel mittels
einer Zugstange und einer im Maschinenarme gelagerten Wendewelle eine gleichmäſsig
auf und nieder gehende Bewegung der Nadelstange. Ferner ertheilt die Triebwelle
unmittelbar durch den Schiffchentreiber dem an einer ebenen lothrechten Bahn
gleitenden Schiffchen, dessen Einrichtung der des Singer-Schiffchens entnommen ist,
eine gleichförmig kreisende Bewegung. Hat demnach das Schiffchen die Fadenschleife
gefangen, so bewegen sich Nadel und Schiffchen weiter. Die Nadel sucht also den
Faden zurückzuziehen, während das Schiffchen Faden verlangt, um durch die Schleife
durchschlüpfen zu können; der Fadenhebel geht daher durch einen Schlitz der
Nadelstange, so daſs derselbe erst erfaſst wird, wenn das Schiffchen die
Fadenschleife verläſst. Die Anwendung eines gewöhnlichen kreisenden Schiffchens ist
wegen der dadurch bedingten Zwirnung des Fadens wohl kaum der Bewegungseinrichtung
des Singer-Schiffchens vorzuziehen; doch besitzt die Maschine eine wohldurchdachte
verläſsliche Bauart. So zeigt z.B. der Stoffrücker
folgende einfache Construction: Der am linken Ende geführte Haupttheil a (Fig. 10 Taf. 16), dessen
Rückerzähne das Stichloch symmetrisch umschlieſsen, trägt unten einen in seiner Höhe
verstellbaren Fuſs, der sich gegen das Excenter b und
gegen den in einem Gelenke ruhenden Winkelhebel c
stützt. Der eine Arm ruht auf dem zweiten Excenter d
auf, während der andere Arm an dem festen Anschlage e
liegt; letzterer kann durch eine über der Nähplatte angebrachte Schraube in seiner
Höhe verändert werden. Eine Feder treibt die entsprechenden Theile des Rückers gegen
die Excenter b und d. Die
Seitenbewegung des Stoffrückers wird in Folge seines Winkelhebels c und dessen veränderlichem Stützpunkte e gröſser oder kleiner ausfallen, je nachdem e tiefer oder höher liegt. Da durch diese Einrichtung
die Excenter bei jeder Stichgröſse in Berührung mit den zu bewegenden Theilen
bleiben, ist der Gang des Stoffrückers ein sanfter und ruhiger.
Folgende Einrichtungen bezwecken, die Singer-Maschine mit
einem schwingenden oder kreisenden Schiffchen zu versehen, um einestheils
eine gröſsere Unterfadenspule zu verwenden,
anderentheils einen geräuschlosen Gang zu erzielen.
Die von O. Schmidt in Berlin (* D. R. P. Nr. 22899 vom
29. Juli 1882 und Nr. 23556 vom 2. December 1882) angegebene Einrichtung läſst sich
auch an vorhandenen Singer-Maschinen anbringen. Das wagerechte Schiffchen a (Fig. 8 Taf. 16) erhält
durch einen Treiber, welcher sich mit einem gewissen Spielraume in den Ausschnitt b legt, seine Drehbewegung. Um den im Inneren des
Schiffchens concentrisch angebrachten Stift e dreht
sich leicht der Fadenspanner c und über dessen
Hohlzapfen ist die Spule d geschoben. Fadenspanner und
Spule werden durch den abgeleiteten Faden, welcher
durch mehrere Löcher des ersteren gesogen ist, verhindert, an der Drehung theil zu
nehmen, so daſs der Faden keine nachträgliche Zwirnung erhält. Das Schiffchen wird
mit veränderlicher Geschwindigkeit umgedreht, was zur Folge hat, daſs die zur
Festhaltung der Spule erforderliche Fadenspannung, welche zu der im Fadenspanner c erzeugten hinzukommt, wechselt und somit die
Gleichmäſsigkeit der Naht beeinfluſst. Deshalb tritt der Fadenspanner c aus dem Schiffchen heraus, so daſs sich derselbe an
einen unterhalb der Nähplatte angebrachten Vorsprung anlegen kann, jedoch dem Faden
freien Durchgang gestattet.
Bewegt sich die Nadel empor, während sich die vom Schiffchen gefangene Schlinge
ausbildet, so wird der Faden bedeutend mehr angestrengt, als wenn die Nadel während
dieser Zeit, also während einer halben Schiffchendrehung in Ruhe bleibt. Bei der
Singer-Maschine wird bekanntlich die Nadelstange durch ein Herz bewegt, wodurch es
möglich wird, erstere während einer Vierteldrehung der Triebwelle in ihrer unteren
Lage zu halten; soll sich daher die Schlinge vollständig ausbilden können, so muſs
das kreisende Schiffchen hierbei wenigstens eine halbe Drehung machen. Dies erreicht
O. Schmidt dadurch, daſs er die bekannte Kurbel f (Fig. 9 Taf. 16) mit einer
Stange g verbindet, deren Drehpunkt veränderlich und
deren Länge so bemessen ist, daſs g in seiner
zurückgezogenen Stellung nur wenig über den Mittelpunkt des Drehstückes h hinausreicht. Das freie Ende der Stange g hat ein Loch zur Aufnahme des Zapfens k, welcher sich in einem Auge des Stiftes m dreht; dieser gleitet in einer entsprechenden Bohrung
des mit dem Schiffchentreiber verbundenen Muffes l. Der
Zapfen k beschreibt eine lang gezogene Curve x, während der Gleitstift sich mehr oder weniger im
Muffe verschiebt. Das Schiffchen bezieh. der Muff / dreht sich in Folge dieser
Anordnung mehr als ½ um sich selbst herum, während die Hauptwelle nur ¼ Umdrehung
ausführt.
Um die seitlichen Drücke von der Befestigungsschraube des Drehstückes h (Fig. 9) fern zu halten und
das Lockerwerden derselben zu verhüten, bewegt sich das cylindrische Führungsstück
h in einer entsprechend ausgeschnittenen Bohrung
der an der Nähplatte angegossenen Warze i. Auſserdem
schaltet O. Schmidt eine besondere Fadenklemme zwischen
Nadel und der gewöhnlichen Scheibenbremse zu dem Zwecke ein, daſs in Fällen geringer
Oberfadenspannung, hervorgebracht durch die Scheibenbremse, der Fadenhebel nicht
etwa den Faden von der Garnrolle abwickelt, statt die über das Schiffchen
hinweggeführte Schlinge anzuziehen. Diese besondere Fadenklemme besteht aus zwei Blattfedern, welche am unteren Ende gemeinschaftlich an
die Seitenwand des Maschinenkopfes geschraubt sind; zwischen diesen Federn geht der
Nadelfaden hindurch, wird aber für gewöhnlich von denselben festgehalten und erst
dann durch den aufsteigenden Fadenhebel, welcher die Federn von einander entfernt,
frei gelassen, wenn die unter dem Stichloche befindliche Schlinge ganz aufgezogen
ist. Diese Einrichtung gestattet das Vernähen der verschiedensten Stoffe, ohne daſs
auf der unteren Nahtseite Schleifen entstehen.
Eine gleiche Einrichtung hat O. Schmidt (* D. R. P. Nr.
29912 vom 5. December 1883, Zusatzpatent zu Nr. 23556) auch für stehend kreisende
Schiffchen angegeben. Den Schiffchenantrieb kann man sich vergegenwärtigen, wenn man
sich die Fig.
9 Taf. 16 um 90° gedreht denkt, so daſs die Welle f1 nach oben zu liegen kommt; sie liegt
nun wagerecht im Maschinenarme, bewegt am vorderen Ende durch eine Kurbel die
Nadelstange und im hinteren Theile des Maschinenarmes durch eine gekröpfte Kurbel
den verschiebbaren Hebel g, während das andere Ende
dieser Welle mit Würtel und Schwungrädchen versehen ist. Die Bewegung der Kurbel f wird hier ebenfalls durch die Theile g und m auf die unter der
Nähplatte liegende wagerechte Welle des Muffes l
übertragen, welche vorn einen Bund trägt, auf welchem der Schiffchentreiber
angeschraubt ist. Das Schiffchen behält im Allgemeinen die in Fig. 8 veranschaulichte
Einrichtung bei; doch liegt die Nase c zwischen den
beiden Vorsprüngen einer Aussparung der vor dem Schiffchen befestigten Brille;
letztere verhütet auch das Herausfallen der Spule und kann behufs Spulenwechsels um
ein Gelenk zurückgeschlagen werden. Diese Nähmaschine ist ebenfalls mit Fadenhebel
versehen, welcher die Fadenschlinge bei jedem Stiche vollständig anzieht.
Zwei Bewegungseinrichtungen für schwingende Schiffchen,
ebenfalls verwendbar an der Singer-Maschine, schlägt G.
Neidlinger in Hamburg (* D. R. P. Nr. 30753 vom 14. Februar 1884 und Nr.
31621 vom 31. Mai 1884) vor; die zweite verbesserte Einrichtung ist in Fig. 14 Taf.
16 dargestellt: Der Kurbelzapfen a der lothrecht im
Maschinenarme gelagerten Welle steht durch eine Lenkstange b mit dem zweiarmigen Hebel cc1 in Verbindung. Der Arm c1 bildet eine Führung für den mit einer
Rolle versehenen Zapfen d des Schiffchentreiberhebels,
welcher hierdurch fast eine halbe Umdrehung zurücklegt. Um bei der Einstellung der
Maschine den Beginn des Schiffchenausschlages trotz gleicher Ausschlaglänge leicht
verändern zu können, ist die Platte e, welche den
Drehzapfen des Hebels cc1 trägt, verschiebbar.
Th. Chadwick, Th. Sugden und Ch.
Shaw in Firma Bradbury und Comp. in Oldham
benutzen im Allgemeinen ebenfalls die Singer-Type, ersetzen aber das geradlinig
bewegte Schiffchen durch ein wagerecht kreisendes, wie
bereits in diesem Journal 1883 248 * 232 beschrieben
wurde. Die Genannten (* D. R. P. Nr. 26707 vom 1. Mai 1883, Zusatz zu Nr. 18580) haben aber ihre
Nähmaschine in mehreren Theilen verbessert. In der älteren Einrichtung erhält der
Unterfaden bei jeder Umdrehung des Schiffchens eine einmalige Verdrehung; um dies zu
vermeiden, wird auch hier die Schiffchenspule durch den abzuziehenden Fraden
verhindert, an der Drehung theil zu nehmen. Deshalb ist die Spule B (Fig. 16 und 17 Taf. 16)
auf den Hohlzapfen des Schiffchens 4 geschoben, hat jedoch eine bestimmte Reibung
auf demselben, welche die Spannung des Fadens bedingt. Wenn sich nämlich das
Schiffchen in der Richtung des Pfeiles bewegt, so erzeugt seine Bewegung das
Bestreben, den Faden auf die Spule aufzuwickeln; da aber letztere von dem Faden an
der Drehung mit dem Schiffchen verhindert wird, so muſs sich der Faden je nach der
Reibungsgröſse anspannen und diese hängt von dem Drucke der Spiralfeder im
Hohlzapfen gegen den Finger C ab. Derselbe läſst sich,
um die Spule abheben zu können, auswechseln und der Druck gegen die Spule, also auch
die Fadenspannung durch Verstellung der Schraube D
verändern.
Der Schiffchentreiber E liegt nun zu Folge der
Spulenbremsung mit einem entsprechenden Drucke am Schiffchen A an, so daſs es unmöglich wird, ohne besondere Vorkehrung die
Fadenschleife zwischen Treiber und Schiffchen durchschlüpfen zu lassen. Die Erfinder
haben daher den Schiffchenkörper mit einer Vertiefung F
versehen, gegen deren Randfläche sich zur gehörigen Zeit ein Arm eines Hebels legt,
welcher von einem besonderen Excenter bewegt wird und das Schiffchen beschleunigt,
um freien Raum für den Schleifendurchgang zu schaffen.
Diese Schiffcheneinrichtung dürfte weniger vollkommen als die vorher erwähnte Schmidt'sche sein; denn der wechselnde
Bewickelungsdurchmesser der Spule muſs zu Folge der Spulenbremsung auch eine
veränderliche Fadenspannung bewirken, ganz abgesehen von der zur
Schiffchenbeschleunigung erforderlichen Vorkehrung.
Einfach und zweckentsprechend ist dagegen der Antrieb des Schiffchens bezieh. des Schiffchentreibers. Die Kurbel a, schematisch gezeichnet in Fig. 15, steht durch eine
Lenkstange b, deren Drehpunkt x wie in Fig. 9 Taf. 16 veränderlich ist, mit dem Arme c in Verbindung und dieser dreht sich wiederum um den Zapfen der Kurbel
d für den Schiffchentreiber. Die Bewegungsweise ist
aus Fig. 15
zu entnehmen. Der Kurbelkreis a ist in 6 gleiche Theile
getheilt und dem entsprechend die Stellung des Armes c
und seiner Kurbel d bezeichnet. Man sieht, daſs, wenn
sich die Kurbel a von 3
bis 5 bewegt, also 2/6 Umdrehung ausführt, die Kurbel d bezieh. das Schiffchen einen halben Umgang
zurücklegt. Während dieser Zeit ruht die Nadel in ihrer unteren Lage und das
Schiffchen fängt und bildet die Schleife aus. Von 1 bis
2 belegt sich die Kurbel d am langsamsten und dies entspricht dem Eingehen der Nadel. Durch andere
Gröſsenverhältnisse der Theile a, c
und d sowie durch Verlegung des Drehpunktes x kann die Bewegungsweise in gewissen Grenzen geändert
werden.
Die von E. Brünckner erfundene Einrichtung einer Zweifaden-Nähmaschine mit kreisender Spulenkapsel,
welche als Greifer dient (vgl. 1883 248 * 231), erhielt
durch M. Lambotte in Ehrenfeld bei Köln (* D. R. P. Nr.
30855 vom 21. März 1884, Zusatz zu Nr. 15582) nachstehende Verbesserungen: Um zu
verhüten, daſs die über das Schiffchen oder die Spulenkapsel a (Fig.
13 Taf. 16) gleitende Fadenschleife nicht durch Oel beschmutzt werde, sind
die vorspringenden, den Faden reibenden Kanten t so am
Schiffchen angeordnet, daſs dieselben nicht von der Führung des letzteren berührt
werden und somit auch kein Oel an den Faden abgeben können. Das Schiffchen ist in
seiner äuſseren Gestalt im Uebrigen mit dem früher angegebenen übereinstimmend *
dagegen hat die Lagerung, welche dasselbe ringförmig umschlieſst, noch eine
Schmutzableitungsrinne c rings um die Bahn erhalten,
welche mit 2 bis 3 Ausstoſslöchern c1 in Verbindung steht und zur Absonderung von Garn-
und Stoffasern dient, so daſs ein Festklemmen derselben zwischen Schiffchen und
Lager, also auch eine zeitraubende Reinigung dieser Theile vermieden wird.
Damit der Fadenspanner g (Fig. 12 und 13 Taf. 16)
bei jedesmaligem Spulenwechsel nicht umständlich mit der Spule aus dem Schiffchen
herausgenommen werden muſs, ist derselbe vortheilhafter und zwar in umgekehrter Lage
im Schiffchen angeordnet worden; derselbe bildet einen stillstehenden flachen
Cylinder mit Boden und umschlieſst und schützt daher die Spule gegen Drehung durch
das Schiffchen. Die Drehrichtung des letzteren hat somit keinen Einfluſs auf das
Ablaufen des Spulenfadens, gleichgültig, ob die Spule mit oder gegen die Bewegung
abläuft, und kann deshalb ohne Rücksicht auf die Bewickelungsrichtung in das
Schiffchen eingesetzt werden. Um die Achse des Fadenspanners g (Fig.
13) ist die Hülsen leicht drehbar angeordnet; beide, Fadenspanner und
Hülse, werden von dem Stifte e getragen und durch
dessen Kopf gehalten. Die Spule f wird einfach auf die
Hülsen geschoben; letztere ist mit Einschnitten versehen und klemmt federnd die
Spule fest, so daſs diese sich nicht heben kann. Die Spannung des Spulenfadens
erfolgt gleichmäſsig auſserhalb der Spule am Rande des Fadenspanners g, wodurch der Bewickelungsdurchmesser die Spannung
nicht beeinflussen kann, und wird durch Einhaken des Fadens unter die andrückende
Feder k (Fig. 12) nach Bedarf
durch Führung um ein oder n ehrere Zinken geregelt.
Obgleich nun der Unterfadenspanner g vor Mitdrehung
durch das Schiffchen schon durch eine starke Spannung gesichert ist, so müſste doch
bei Anfang jeder Naht darauf gesehen werden, um nicht die ersten Stiche fehlerhaft
zu machen, daſs der Spulfaden oben angezogen oder festgehalten wird, da er sonst an
der Umdrehung des Schiffchens theilnimmt. Bei feinen Arbeiten und namentlich bei
zarter Spannung geräth der Unterfadenspanner in Schwankungen nach vor- und rückwärts; weil ferner
die Stiche ruckweise angezogen werden und der Stoffrücker den Stoff und damit den
Unterfaden hebt und senkt, so wird dieser bald lockerer, bald fester. Dieses Spiel
unter dem Einflüsse der Schiffchendrehung versetzt den Unterfadenspanner g und selbst die Spule f
in eine unregelmäſsig schwingende Bewegung und gleichmäſsig angezogene feine Stiche
sind somit nicht herstellbar. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, ist am
Fadenspanner g, ähnlich der Einrichtung von O. Schmidt (vgl. Fig. 8 Taf. 16), ein
Lappen h angebracht und in dessen Schlitz legt sich ein
Zahn i (Fig. 13) der Stichplatte,
läſst aber noch Raum genug für den Durchgang der Oberfadenschleife. Der Fadenspanner
g schwankt bei dieser Anordnung nicht mehr und der
Faden läuft nach Bedarf der Stichlänge mit gegebener Spannung ruhig von der Spule
ab.
C. Schmidt und Hengstenberg in Bielefeld (* D. R. P. Nr.
21805 vom 9. Februar 1882) befestigen den Greifer ihrer
Greifer-Nähmaschine an dem Ende eines zweiarmigen
Hebels, dessen Drehpunkt sich bei der Bewegung verschiebt; das andere Ende dieses
Hebels wird von zwei Excentern der im Maschinenarme gelagerten Triebwelle so
beeinfluſst, daſs der Greifer eine elliptische Curve, deren gröſste Achse
rechtwinkelig zur Nähmaschinen platte liegt, um das ruhende Spulengehäuse
beschreibt. Die Greiferspitze ist hierbei stets nach derselben Seite gewendet und
zieht sich daher leicht aus der Fadenschlinge, wenn dieselbe über die Hälfte des
Spulengehäuses geführt wurde; letzteres ruht mit drei Körnern auf einem an der
Maschinenplatte befestigten Träger und wird andererseits von oben durch eine Klappe
gehalten, welche von der Näh platte aus zugänglich ist, also einen entsprechenden
Ausschnitt derselben verschlieſst. Eine Einrichtung, durch welche das im Uebrigen
frei liegende Spulengehäuse an seinem Orte gehalten wird, ist in der Patentschrift
nicht angegeben. Dagegen besitzt ein nach allen Achtungen
hin wirkender Stoffrücker die Eigenthümlichkeit, daſs derselbe nicht, wie
gewöhnlich, um seine Achse gedreht wird, sondern nur nach beliebiger Seite eine Abbiegung erfährt und dorthin die Stoffverschiebung
bewirkt. Die Rückerzähne a (Fig. 11 Taf. 16) bilden
daher einen ¾ Kreis um das Stichloch und der Ausschnitt in der Stichplatte f ist groſs genug, um den Zähnen nach allen Seiten eine
dem längsten Stiche entsprechende Bewegung zu gestatten. Die Stoffrückerstange ist
mit ihrem unteren Ende d vierkantig in dem Träger e der Höhe nach verschiebbar eingepaſst. Ueber dem
Vierkant ist die Stange bei c korkzieherartig
eingefräst, um eine Biegung nach allen Seiten zu gestatten, dabei aber das Bestreben
zu wahren, in ihre ursprüngliche Stellung zurückzufedern. Der Theil b ist dagegen so gestaltet, daſs der schmale Greifer
ungehindert an der Nadel vorüber streichen kann. Gegen den cylindrischen Mitteltheil
g legt sich der Arm eines kleinen Hebels h, dessen Drehpunkt innerhalb einer vom Träger i geführten Zahnscheibe k
liegt. Letztere steht mit dem Rade l und dieses wieder
mit der Achse m, welche durch eine Kurbel nach Belieben gedreht
werden kann, in Verbindung. Der kleine Hebel h kann
also um die Stoffrückerstange gedreht werden, so daſs dieselbe sich nach der
gewünschten Seite bewegt. Die Bewegung dieses Hebels erfolgt durch die mittels
zweier Stifte n im Träger e geführte Scheibe p, welche ihrerseits von
dem die Scheibe gabelförmig umschlieſsenden Arme q
gehoben und gesenkt wird. Drückt man durch die Schraube s das federnde Plättchen r weiter gegen das
Excenter, so findet der Hub der Scheibe p in eine
höhere Lage statt und der Hebel h bringt eine gröſsere
seitliche Verschiebung der Rückerzähne a bezieh. eine
gröſsere Stichlänge hervor. Den Auf- und Niedergang des Stoffrückers besorgt der
Hebel t.
Einen erwähnenswerthen Schiffchenantrieb und Stoffrückereinrichtung verwenden R. Leavitt in Boston und E.
Flacher in Bridgeport (* D. R. P. Nr. 26491 vom 6. Januar 1883). Die
Triebwelle liegt im Maschinenarme und greift mit einem Kurbelzapfen, wie er bei der
Singer-Maschine verwendet ist, in ein Herz der Nadelstange, so daſs letztere während
der Schiebung des Schiffchens durch die Fadenschleife stillsteht. Das Schiffchen
wird bogenförmig in Richtung der Naht durch einen schwingenden Hebel hin und her und
letzterer von einem zweiten Hebel mittels eines auf der Triebwelle sitzenden
Kreisexcenters bewegt. Die Verbindung dieses Hebels mit dem Excenter ist nun so
gewählt, daſs ersterer und damit auch das Schiffchen in Ruhe bleibt, sobald die
Nadel aus dem Stoffe tritt, in ihre höchste Stellung gelangt und wieder einsticht.
In Fig. 18
Taf. 16 ist diese einfache Anordnung dargestellt: Der Hebel a sitzt fest auf einer Achse c, welche an
beiden Enden durch Spitzschrauben im Maschinenarme leicht drehbar gehalten wird;
unterhalb steht dieser Hebel a durch ein Kugelgelenk
b mit dem wagerecht liegenden Schiffchenhebel in
Verbindung; dagegen ist das obere Ende mit dem um d
drehbaren Excenterring e verbunden. Bewegt sich die
excentrische Scheibe f innerhalb des Bogens n, so schwingt der Ring e
um seinen Gelenkbolzen d, ohne den Hebel zu bewegen, so
daſs mittlerweile die Nadel die angedeutete Bewegung ausführt. Dreht sich aber das
Excenter f in der Pfeilrichtung weiter, so bewegen sich
Schiffchen und Nadel gleichzeitig mit einander und vollenden den Stich, ohne lockere
Fäden zu hinterlassen.
Zur Stoffverschiebung ist unterhalb der Nähplatte ein zweiter doppelarmiger Hebel
angebracht, welcher sich wagerecht und lothrecht um das Universalgelenk g (Fig. 19 Taf. 16) drehen
kann. Das vordere Ende dieses Hebels steht mit der Stoffrückerschiene im
Zusammenhange, während das hintere Ende eine Rolle h
trägt, gegen welche sich der gebogene Hebel i legt. Der
Stütz- oder Drehpunkt dieses Hebels i wird durch das
rechtwinkelig abgebogene Ende p1 des Armes p gebildet;
letzterer wird durch die Feder r abwärts gedrückt, kann
aber durch die Schraube q in eine bestimmte Höhenlage
gebracht werden. Der Hebel i erhält mittels des Hebels l, der sich um die Achse c
dreht, auf Welcher auch der Hebel a (Fig. 18) sitzt, durch das
Excenter m gleich groſse Schwingungen; da aber der
Stützpunkt p1 des
Hebels i veränderlich ist, so wird die Rolle h bezieh. der Stoffrücker eine längere oder kürzere
Seitenverschiebung erhalten, welche durch den Zeiger s
an einer am Maschinenarme angebrachten Skala bezeichnet wird. Zu diesem Zwecke sitzt
der Zeiger auf einem Winkelhebel t, welcher durch eine
Zugstange u mit dem Arme p
in Verbindung steht. Der Auf- und Niedergang wird in einfacher Weise durch ein
zweites Excenter, dessen Ring durch eine Zugstange bei v mit dem Hebel g drehbar verbunden ist,
hervorgebracht. Das in der Patentschrift noch angegebene Lüften des Stoffrückers bei
Zierstickereien zeigt keine Besonderheit.
(Schluſs folgt.)