Titel: | Ueber orange Azofarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser. |
Autor: | Otto Mühlhäuser |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 239 |
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Ueber orange Azofarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser.
(Schluſs der Abhandlung S. 181 d. Bd.)
Mühlhäuser, über orange Azofarbstoffe.
Fabrikation von Orange II.
Zur Herstellung von Orange II benöthigt man 3
Apparatensysteme: System I bezweckt die Reinigung und Ueberführung der Sulfanilsäure
in Diazobenzolsulfosäure, System II die Herstellung einer Naphtollösung und Trennung
von etwa vorhandenen Unreinigkeiten und System III dient zur Paarung der in II und I
bereiteten Stoffe sowie zur Gewinnung des Farbstoffes in feuchter Form.
Das I. System besteht aus einem mit weitem Mannloche versehenen
Guſskessel von 800l Inhalt, welcher mit einer
hochgestellten 6 kammerigen Filterpresse verbunden ist, die den etwaigen Rückstand
der im Guſskessel bereiteten Sulfanilatlösung zurückhält und das Filtrat der auf
einer Wage stehenden Holzbütte von 800l Inhalt
zuführt, von wo man die Lösung nach vorausgegangener Bestimmung des Gewichtes
derselben in die Diazobütte überleitet, um die Diazotirung vorzunehmen. Die sogen.
Diazobütte hat ein Rührwerk und einen Inhalt von
2000l. Alle Theile der Bütte, mit welchen die
saure Diazotirflüssigkeit in Berührung kommen könnte, sind von Holz. Oberhalb der
Bütte ist ein kleines Nitritbüttchen von 250l
Inhalt zum Lösen des Nitrits aufgestellt.
Das II. System besteht aus einem mit weitem Arbeitsloche
versehenen Guſskessel, welcher mit einer hochgestellten 6 kammerigen Filterpresse in
Verbindung steht. Der 800l fassende Guſskessel
dient zur Herstellung der alkalischen Naphtollösung, welche man, nachdem sie beim
Durchgange durch die Presse von nicht in Lösung befindlichen Stoffen befreit worden
ist, in den Farbbottich leitet.
Das III. System dient zur Vermischung von Naphtollösung mit
Diazobenzolsulfosäure; die dazu in Verwendung kommende Bütte hat einen Inhalt von
4000l. Ein Schnellrührwerk ermöglicht die
innige Mischung der in die Bütte eingeführten Materialien. Der Farbbottich ist mit
einem im Boden versenkten Druckfasse verbunden, welches seinerseits wieder mit zwei
18 kammerigen Filterpressen in Verbindung gebracht ist. Das Druckfaſs hat einen
Inhalt von 2000l.
System I dient zur Ausführung der durch folgende Gleichungen 1 und
2, System II zur
Ausführung der durch Gleichung 3 und System III endlich zur Ausführung der durch
Gleichung 4 ausgedrückten Prozesse:
1) \mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<\mbox{NH}_2\ \
\atop
\mbox{SO}_3\mbox{H}\right.+\mbox{NaOH}=\mbox{H}_2\mbox{O}+\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<\mbox{NH}_2\
\ \ \atop \mbox{SO}_4\mbox{Na}
2)
3)
\mbox{C}_{10}\mbox{H}_7-\mbox{OH}+\mbox{NaOH}=\mbox{H}_2\mbox{O}+\mbox{C}_{10}\mbox{H}_7.\mbox{ONa}
4)
Die zur Farbstofferzeugung dienenden Lösungen bereitet man sich, so weit deren
Herstellung unter Wärmezufuhr geschehen muſs, den Tag vorher, um bei der
nachfolgenden Diazotirung und Paarung möglichst viel Eis zu sparen. Ebenso bewirkt
man die Abscheidung der Sulfanilsäure aus ihrer Lösung durch Schwefelsäure den Tag
vorher, da, wenn die Zersetzung in der Wärme geschieht, die Abscheidung in ganz fein
vertheiltem Zustande erfolgt, in welcher Form die Sulfanilsäure zur Diazotirung
allein passend ist.
In dem guſseisernen Lösekessel bereitet man sich zuerst eine Lösung von 26k festem Aetznatron in 400l heiſsem Wasser. Zur kochenden Natronlösung wirft
man dann 100k Sulfanilsäure innerhalb 20 Minuten
stückweise zu und überzeugt sich schlieſslich einerseits mittels Lackmuspapier von
der alkalischen Reaction, andererseits von der vollkommenen Auflösung der
Sulfanilsäure, was man am besten durch Befühlen des Bodens mit einem Stabe ausführt.
Sobald alle Sulfanilsäure gelöst ist und die Flüssigkeit schwach alkalische Reaction
zeigt, kocht man noch weitere 20 Minuten unter Einleiten von Dampf, um etwa
vorhandenes Anilin vollständig durch den Wasserdampf abzutreiben. Ist letzteres
geschehen – man überzeugt sich davon am besten durch Beriechen der dem Kochkessel
entströmenden Wasserdämpfe –, so stellt man den Dampf ab, schlieſst den Kessel,
öffnet den Lufthahn und filtrirt durch die dicht geschlossene Filterpresse, deren
Preſsflächen mit Baumwolltuch doppelt ausgeschlagen sind. Das der Presse entlaufende
Filtrat wird in einem auf der Wage stehenden Wagegefäſse vollkommen aufgesammelt,
nach Beendigung der Filtration das Gewicht des heiſsen Gesammtfiltrates bestimmt und
sogleich analysirt, was etwa 5 Minuten Zeit in Anspruch nimmt.
Das Gewicht des Filtrates betrage 560k, das
specifische Gewicht der Lösung sei 1,095, zur Absättigung von 10cc der Wägebütte entnommenen Lösung seien 11cc,15 Normalnitritlösung verbraucht worden.
Die Berechnung ergibt einen Gehalt von 98k,7 C6H4.NH2.SO3H; diese
brauchen zur Diazotirung 41k,3 Nitrit von 95 Proc.
NaNO2 Gehalt und 82k,1 β-Naphtol zur Paarung. Die
Schwefelsäuremenge, welche genau 100k reiner
Sulfanilsäure entspricht, läſst man bei allen Ansätzen gleich, ebenso die zur
Neutralisation nöthige Menge Natron. Man nimmt zu jeder Darstellung – ob der
Sulfanilsäuregehalt stark oder schwach – 64k Schwefelsäure zum
Ausfällen und 30k Natron zur Lösung der sich aus
der Rechnung ergebenden Naphtolmenge.
Hat man so den Gehalt der Lösung festgestellt und danach die nöthige Menge Nitrit und
Naphtol berechnet, so syphonirt man die heiſse Sulfanilatlösung in den
Diazotirbottich ab und fällt unmittelbar mit 64k
concentrirter SchwefelsäureMan kann auch die äquivalente Menge Salzsäure in Reaction
bringen., welche man unter Umrühren langsam zur Sulfanilatlösung
einlaufen läſst. Die zur Diazotirung nöthige Nitritlösung bereitet man sich durch
Auflösen von 41k,3 in 200l Wasser.
Denselben Tag wird auch die Naphtollösung durch Eintragen von 82k,1 β-Naphtol in eine
im Kochkessel bereitete heiſse Auflösung von 30k
Natron in 400l Wasser zugerichtet. Diese Lösung,
welche über Nacht vollkommen erkaltet, wird den folgenden Tag durch die Filterpresse
in den Farbbottich gedrückt.
Diazotirung: In die Tags zuvor erzeugte
Sulfanilsäure-Abscheidung gibt man so viel Eis, bis die Flüssigkeit eine Temperatur
von 4° angenommen hat. Man setzt dann das Rührwerk der Bütte in Gang und läſst die
bereitete Nitritlösung innerhalb 10 bis 15 Minuten einlaufen, so zwar, daſs ein
Steigen der Temperatur über 10°, bei Bedarf durch Einwerfen von Eis, vermieden wird.
Gegen das Ende der Nitrosirung probt man mit Jodkaliumstärkepapier und hört mit dem
Einlaufenlassen des Nitrits auf, sobald ein mit der Masse befeuchteter Streifen des
Reagenspapieres blau gefärbt wird, was gewöhnlich bei Zugabe des letzten Restes der
Nitritlösung eintritt. Die Reactionsmasse soll nach 5 Minuten langem Durchrühren die
Nitritreaction noch schwach zeigen und kann dann weiter verarbeitet werden.
Paarung: In die mit Eis auf 4° abgekühlte Naphtollösung
läſst man unter Umrühren die Diazobenzolsulfosäure innerhalb 40 Minuten einlaufen,
indem man Sorge trägt, daſs die Temperatur im Farbbottiche 12° nicht übersteigt. Ist
die Mischung beendet, so überzeugt man sich von der schwach alkalischen Reaction der
Masse und läſst ungefähr 1 Stunde weiter rühren, um eine vollkommene Abscheidung des
Orange zu erzielen.
Aufarbeitung: Die aus goldfarbigen, seideglänzenden
Nadeln bestehende Krystallmasse wird ins Druckfaſs abgelassen und mittels Luftdruck
durch die Filterpresse filtrirt; letzterer entläuft die Mutterlauge als eine nur
wenig gefärbte gelbe Flüssigkeit, aus welcher, den Farbstoff zu gewinnen, sich nicht
lohnt. Man füllt jede der beiden mit dem Druckfasse verbundenen Filterpressen für
sich und bläst den Inhalt der einen Presse mit Druckluft aus, während die andere
noch filtrirt. Die Pressen werden entleert, sobald den Hähnen trockene Luft
entströmt, d.h. dieselbe keine Tröpfchen der Mutterlauge mehr mit sich fortreiſst,
wovon man sich am besten durch Befühlen des Luftstromes mit der Hand überzeugt. In dieser Weise
wird die ganze Flüssigkeit zu Ende filtrirt Die der Presse entfallenen goldgelben,
dichten Farbkuchen, welche sich in dem unterhalb der Presse mit Blei ausgeschlagenen
Holzkasten ansammeln, werden auf Zinkbleche vertheilt, dort mit einem Holzspatel
zerkleinert und schlieſslich bei 60 bis 70° im Trockenraume während 4 bis 5 Tagen
getrocknet. Das trockene Orange wird in der Kugelmühle gemahlen. Die
Durchschnittsausbeute beträgt 200k. Folgende
Tabelle gibt Zahlen, wie sie beim Arbeiten in der Fabrik angewendet und erhalten
werden:
Sulfanil-säure
Natron
Gehalt %
SO4H2
Nitrit von95%
β-Naphtol
Natron
Ausbeute
100
26
98,7
64
41,3
82,1
30
201
100
26
97,0
64
40,6
80,7
30
194
100
26
96,5
64
40,4
80,3
36
195
Fabrikation von Orange I.
Die Apparate, welche zur Herstellung des Orange I
dienen, sind dieselben, wie man sie zur Herstellung von Orange II gebraucht.
Dasselbe gilt von den Materialien, nur bringt man statt β-Naphtol α-Naphtol in Reaction.
Herstellung der Diazoverbindung: Die
Natronsulfanilatlösung wird wie bei Orange II aus 100k Sulfanilsäure, 26k Aetznatron und
400l Wasser bereitet, 20 Minuten lang gekocht
und in ein auf einer Wage stehendes Wägegefäſs heiſs durch die Filterpresse
filtrirt. Man wägt die Flüssigkeit, bestimmt das specifische Gewicht und analysirt
dieselbe; nach Feststellung des Gehaltes an Farbstoff gebender Sulfosäure wird die
Lösung in den Diazobottich abgezogen.
Die auf Grund der Analyse angestellte Berechnung ergibt die zur Diazotirung und
Paarung nöthigen Mengen Nitrit und α-Naphtol.
Das Verhältniſs von Schwefelsäure und Natron bleibt für alle Ansätze gleich: man
wendet immer auf 64k Schwefelsäure von 66° B. 26k Natron zum
Lösen der Sulfanilsäure und 30k Natron zum Lösen
des α-Naphtols an. Das Schwefelsäure-Natron verhältniſs
wird also nicht vom Gehalte der Sulfanilsäure abhängig gemacht, da man auf diese
Weise einem Verwägen durch den Arbeiter weniger Gelegenheit gibt, was öfters
vorkommt, wenn täglich mit den Zahlen gewechselt wird. Der Verlust an Material wird
reichlich durch die Sicherheit im Arbeiten aufgewogen.
Beispiel: Das Gewicht des Filtrates
betrage 580k, das specifische Gewicht 1,090. 10cc Sulfanilatlösung verbrauchen 10cc,35 Normalnitritlösung. Daraus ergibt sich ein
Gehalt von 95k,3 C6H4.NH2.SO3H, welche 39k,9 Nitrit von 95 Proc. NaNO2 und 79k,3 α-Naphtol benöthigen.
Die mit 64k Schwefelsäure
versetzte Sulfanilatlösung wird am anderen Tage mit einer Lösung von 39k,9 Nitrit in 200l Wasser, genau wie bei Orange II beschrieben, diazotirt.
Die Herstellung der Naphtollösung geschieht durch Auflösen von
79k,3 α-Naphtol
in einer Lösung von 30k Aetznatron in 400l Wasser. Die Paarung von α-Naphtollösung mit Diazobenzol-p-Sulfosäure wird wie bei Herstellung von
Orange II durchgeführt, ebenso die schlieſsliche Aufarbeitung des braunrothen, aus Orange I bestehenden
Farbteiges, welcher nach der Fertigstellung ein rothbraunes Pulver darstellt.
Sulfanil-säure
Natron
Gehalt
SO4H266° B
Nitrit von95%
α-Naphtol
Natron
Orange I
100
26
95,3
64
39,9
79,3
30
170
100
26
96,5
64
40,4
80,3
30
172
100
26
97,0
64
40,6
80,7
30
172
Aufarbeitung der Mutterlaugen: Die den Farbpressen
entlaufende, noch stark gefärbte Mutterlauge leitet man in einen groſsen Bottich und
fällt sämmtlichen Farbstoff in der Hitze durch festes Kochsalz aus. Man gewinnt den
Farbstoff nach dem Erkalten durch Filtration und reinigt denselben, indem man die
Rückstände von 10 Darstellungen in 2000l Wasser
löst und aus dem heiſsen Filtrate den Farbstoff mit Kochsalzlösung ausfällt. Der so
zu erhaltende Farbstoff färbt nicht mehr rein orange, sondern braunroth; er kommt
als Säurebraun oder Brun acide
R in den Handel.
Fabrikation von Orange RR.
Die Herstellung des Orange RR aus Xylidin umfaſst
folgende Arbeiten: Die Herstellung des xylidinsulfosäuren Natriums aus Metaxylidin,
die Diazotirung der Xylidinsulfosäure, die Paarung der Diazoxylolsulfosäure mit
einer alkalischen β-Naphtollösung und schlieſslich die
Aufarbeitung und Gewinnung des Farbstoffes.
Zur Diazotirung der Xylidinsulfosäure, zum Lösen des β-Naphtols, zur Farberzeugung und Gewinnung dienen dieselben Gefäſse, wie sie
bei der Fabrikation von Orange II im Gebrauche sind. Die Darstellung der
Xylidinsulfosäure benöthigt:
Einen gußeisernen Doppelkessel,
dessen Auſsenkessel mit der Dampf- und Wasserleitung in Verbindung steht, um ein
jeweiliges Kühlen oder Erhitzen zu gestatten. Das Rührwerk des Kessels macht etwa 20
Umdrehungen in der Minute. Der Deckel besitzt ein Mannloch, eine Verbindung mit der
Preisluft und einen Stutzen zum Einsatze des Abdrückrohres, behufs Beförderung des
Kesselinhaltes nach der Kalkbütte.
1 Kalkbütte mit Rührwerk und 3000l Inhalt.
2 Druckkessel (Montejus) mit je
2000l Inhalt.
Eine 18 kammerige und eine 12 kammerige Filterpresse.
1 groſser eiserner Kasten mit
kupferner Dampfschlange und 4000l Inhalt.
1 kleiner eiserner Behälter von
1800l Inhalt.
1 Wage mit Wagegefaſs von 800l Inhalt.
Herstellung der Sulfosäure: In den mit Rührwerk
versehenen doppelwandigen Guſskessel kommen 175k
20 procentige rauchende Säure. Zur starken Schwefelsäure läſst man unter
fortwährendem Umrühren aus einer Hahnflasche 50k
Metaxylidin zulaufen, so jedoch, daſs die Temperatur des Kesselinhaltes nicht über
50° steigt, was durch Einströmenlassen von kaltem Wasser in den Auſsenkessel leicht
bewerkstelligt werden kann. Das so entstehende Xylidinsulfat wird nun 4 Stunden im
vorhandenen Schwefelsäureuberschuſs auf 105 bis 110° erhitzt. Man erkennt das Ende
der Sulfurirung daran, daſs eine dem Kessel entnommene, in Wasser gegossene und
alkalisch gemachte Probe sich vollkommen klar löst und nicht mehr nach Xylidin
riecht.
Zeigt die Probe das Ende der Sulfurirung an, so kühlt man die heiſse Masse etwas ab,
setzt das Abdrückrohr in den Kessel ein, entfernt das Thermometer, schlieſst den
Kessel und preſst den nur noch mäſsig warmen Inhalt in die Kalkbütte herüber, in
welcher man vorher eine Lösung von 64k Sulfat in
1000l Wasser bereitet hat. Zur Trennung von
Schwefelsäure versetzt man mit Kalkmilch, welche man durch Ablöschen von 120k Kalk hergestellt hat, bis zur schwach
alkalischen Reaction. Man erhitzt die Masse mit direktem Dampfe zum Kochen. Um den
Gyps krystallinisch zu erhalten, setzt man zur heiſsen Masse etwa 500l kaltes Wasser unter Inganghaltung des
Schnellrührwerkes zu, d.h. bringt die Temperatur auf ungefähr 60 bis 65°. Der weiſse
Schlamm wird in den Montejus abgelassen und durch eine Filterpresse filtrirt. Das
zum gröſsten Theile aus Natriumsulfxylidinat und nur wenig Kalksalz bestehende
Filtrat läuft in einen groſsen eisernen Kasten. Die Preſsrückstände werden in die
Kalkbütte zurückgebracht, mit 1000 Wasser aufgekocht und wieder filtrirt.
Die vereinigten Filtrate dampft man mittels indirektem Dampfe auf ein Volumen von
etwa 600l ein, läſst in einen kleinen Behälter ab
und versetzt dort mit so viel Soda, als zur Ausfällung des noch vorhandenen Kalkes
nöthig ist, wozu in der Regel ungefähr 5k genügen.
Man läſst in das Druckfaſs ab, filtrirt durch eine Filterpresse und leitet das
Filtrat in das auf der Wage stehende Wägegefäſs.
Nach Feststellung des Gewichtes bestimmt man das specifische Gewicht und analysirt
die Salzlösung. Der Inhalt wiege 590k, das
specifische Gewicht sei 1,084; 10cc Lösung
benöthigen 7cc,25 Normalnitritlösung. Daraus
berechnet sich eine Ausbeute von 79k,4
Xylidinsulfosäure. Dieselben brauchen zur Diazotirung 28k,6 Nitrit und zur Paarung 56k,8 β-Naphtol.
Herstellung des Farbstoffes: Zur Ausfällung der in den
Diazotirbottich abgelassenen Lösung braucht man 48k concentrirte Schwefelsäure, zum Lösen von 56k,8 Naphtol eine heiſse Lösung von 22k,5
Natron in 200l Wasser. Die
Xylidinsulfosäure-Abscheidung und die Naphtollösung werden an dem der Farberzeugung
vorhergehenden Tage gemacht. Das Nitrit löst man in 200l Wasser auf. Die Diazotirung und Farbstoffdarstellung erfolgt in
derselben Weise und unter den gleichen Bedingungen, wie bei Orange II ausführlich
beschrieben worden ist. Anders verhält es sich mit der Farbstoffgewinnung, da der
gallertige Niederschlag, so wie er unmittelbar bei der Paarung erhalten wird, nicht
filtrirt werden kann. Man kocht daher die ganze Masse auf, bringt also den Farbstoff
wieder in Lösung und fällt denselben mit concentrirter Kochsalzlösung unter Umrühren
aus. Der Farbstoff scheidet sich dann in sehr leicht filtrirbarer Form ab und kann
in kurzer Zeit filtrirt und gewonnen werden. Die der Filterpresse entnommenen Kuchen
werden auf Zinkblechen vertheilt und in der Trockenkammer getrocknet.
Folgende Tabelle gibt einen Einblick in die Ausbeuteverhältnisse:
Meta-xylidin
20 proc.rau-chendeSaure
SO4Na2
CaO
CO3Na2
Gehaltan Xyli-dinsulfo-säure
SO4H2
NaNO2von95%
β-Naph-tol
NaOH
OrangeRR
50
175
64
120
5
79,4
48
28,6
56,6
22,5
150
50
175
64
125
6
80,0
48
28,9
57,3
22,5
160
50
175
64
120
5
76,0
48
27,3
54,4
22,5
148
Orange R: Die Sulfurirung des Toluidins geschieht in
derselben Weise, wie bei Anilin angegeben wurde. Man mischt 53k,5 Toluidin mit 49k Schwefelsäure von 66° B. und erhitzt im
Muffelofen während 5 bis 6 Stunden auf 210 bis 220°. Die Herstellung des Farbstoffes
aus Toluidinsulfosäure und β-Naphtol geschieht genau,
wie bei Orange II und RR beschrieben wurde.
Weitere Farbstoffe, welche hierher gehören und eine Zeit lang fabricirt worden sind,
auch für besondere Zwecke heute noch dargestellt werden, sind das Metanilorange I und das Metanilorange II; ersteres stellt die Combination von
Diazobenzol-m-Sulfosäure mit α-Naphtol, letzteres die
Combination mit β-Naphtol dar. Da die Fabrikation
dieser Farbstoffe dieselbe ist wie diejenige der oben beschriebenen, so seien sie an
dieser Stelle der Vollständigkeit halber nur erwähnt.