Titel: Ueber den Verlust an bleichendem Chlor beim Lagern von Chlorkalk.
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, S. 439
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Ueber den Verlust an bleichendem Chlor beim Lagern von Chlorkalk. Pattinson, über Verlust an Chlor beim Lagern von Chlorkalk. Im J. 1874 hat J. Pattinson Versuche über den Verlust an bleichendem Chlor beim Aufbewahren von Chlorkalk in geschlossenen Flaschen angestellt und darüber in der Chemical News, 1874 Bd. 29 S. 143 berichtet. Jetzt hat Verfasser (vgl. Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 Bd. 5 S. 587) auch Untersuchungen mit 3 Fässern Chlorkalk von je 300k vorgenommen, welche bei einer von 3,5 bis 17° schwankenden Temperatur während 12 Monaten lagerten. Jeden Monat wurden aus verschiedenen Stellen der Fässer Proben mittels einer Röhre entnommen und analysirt. Aus jedem Fasse wurde auch je eine Probe in einer Flasche aufbewahrt und der Chlorverlust jeden Monat beobachtet. Der Chlorkalk in den zwei Fässern A und B war aus irischem Kalk von Larne, derjenige im Fasse C aus French-cliff-Kalk hergestellt. Tabelle I zeigt den jeden Monat gefundenen Gehalt an bleichendem Chlor. In Tabelle II sind die vollständigen Analysen der Chlorkalkproben, welche vor und nach dem Versuche aus den Fässern entnommen wurden, und in Tabelle III diejenigen aus den Flaschen zusammengestellt. Tabelle I Gehalt des in Fassern gelagertenChlorkalkes an bleichendemChlor Gehalt des Chlorkalkes in demFlaschen an bleichendem Chlor A B C A B C 1885 29. Januar 37,00 38,30 36,00 37,20 38,00 36,10 27. Februar 36,90 38,10 35,90 36,90 37,80 35,90 30. März 36,70 38,00 35,60 36,90 37,40 35,60 28. April 36,90 37,80 35,50 36,80 37,60 35,60 28. Mai 36,30 37,40 35,20 36,60 37,10 35,60 25. Juni 36,10 37,00 33,90 36,20 36,90 35,20 28. Juli 35,30 36,70 33,90 35,80 36,60 34,60 28. August 35,20 36,20 33,90 35,70 36,20 34,70 29. September 34,60 36,00 33,70 35,50 36,20 34,80 29. Oktober 34,80 35,80 33,50 35,70 36,00 34,60 30. November 34,50 35,40 32,80 35,10 36.00 33.80 1886   5. Januar 33,80 35,10 32,90 34,90 36,20 34,30 Tabelle II Analyse des Chlorkalkes inden Fassern vor dem Versuche Analyse nach dem Versuche A B C A B C Bleichendes ChlorChlor als Chlorid    „     „  ChloratKalkMagnesiaEisenoxydThonerdeManganoxydKohlensäureKieselsäureWasser und Verlust   37,00    0,35    0,25  44,49    0,40    0,05    0,43Spur    0,18    0,40  16,45   38,30    0,59    0,08  43,34    0,31    0,04    0,41Spur    0,30    0,30  16,33   36,00    0,32    0,26  44,66    0,43    0,02    0,33Spur    0,48    0,50  17,00   33,80    2,44kein  43,57    0,34    0,05    0,35Spur    0,80    0,50  18,15 m    2,42kein  42,64    0,36    0,04    0,36Spur    1,48    0,40  17,20   32,90    1,97kein  43,65    0,38    0,02    0,35Spur    1,34    0,50  18,89 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Gesammtchlor   37,60   38,97   36,58   36,24   37,52   34,87 Tabelle III Analyse des Chlorkalkes inden Flaschen vor dem Versuche Analyse nach dem Versuche A B C A B C Bleichendes Chlor 37,20 38,00 36,10 34,90 36,20 34,30 Chlor als Chlorat   0,18   0,17   0,26 kein kein kein     „     „  Chlorid   0,40   0,72   0,39   2,02   2,26   1,77 Gesammtchlor 37,78 38,89 36,75 36,92 38,46 36,07 Man bestimmte in den Proben zuerst das bleichende Chlor mit Arsenigsäure nach Penot's Methode. In der so erhaltenen Lösung wurde dann nach Ansäuern mit Salpetersäure und Neutralismen mit Kalk das dem vorhandenen Calciumchlorid und bleichendem Chlor entsprechende Gesammtchlor durch Titrirung mit Silberlösung bestimmt. Aus dem Unterschiede beider Werthzahlen berechnete man das als Chlorid vorhandene Chlor. Zur Bestimmung des als Chlorat vorhandenen Chlores kochte man eine Chlorkalk probe mit Schwefligsäure, trieb den Ueberschuſs durch Kochen und Zusatz von etwas Salpetersäure aus und titrirte nach Neutralisiren durch Kalk mit Silberlösung. Das als Chlorat vorhandene Chlor lieſs sich dann ebenfalls aus der Differenz berechnen. Wie aus den Tabellen ersichtlich ist, fand während den 12 Monaten eine allmähliche ziemlich regelmäſsige Abnahme des bleichenden Chlores statt. Der Verlust betrug bei dem in den drei Fässern aufbewahrten Chlorkalk: A = 3,20 Proc. B = 3,20 Proc. C = 3,10 Proc. Bei den in Flaschen aufbewahrten Proben war der Verlust: A = 2,30 Proc. B = 1,80 Proc. C = 1,80 Proc. Der Chlorkalk in den Fässern muſs jedenfalls Wasser und Kohlensäure angezogen haben, wie aus den Analysen ersichtlich ist. Wenn man die hierdurch entstehende Gewichtszunahme berücksichtigt, so berechnet sich der Verlust in Faſs A = 2,40, in B = 2,46, in C = 2,10 Proc., so daſs der Verlust an bleichendem Chlor bei dem Chlorkalke in Fässern und bei dem, welcher in Flaschen aufbewahrt wurde, fast gleich ist. Der durchschnittliche Verlust an Gesammtchlor beträgt bei dem Chlorkalke in Fässern 0,61, bei demjenigen in den Flaschen 0,66 Proc. Schon nach 4 Monaten war alles zuerst im Chlorkalk vorhandene Chlorat verschwunden und in Chlorid umgewandelt. Im Allgemeinen geht aus den Versuchen von Pattinson hervor, daſs Chlorkalk, welcher bei einer 16° nicht übersteigenden Temperatur gelagert wird, 2 bis 3 Proc. bleichendes Chlor und unter 1 Proc. Gesammtchlor in einem Jahre verliert. Da aber Chlorkalk selten bei so niederer Temperatur gelagert werden kann, gedenkt der Verfasser auch Versuche über den Verlust bei höheren Temperaturen auszuführen. (Vgl. Lunge und Schäppi 1880 237 63.)