Titel: | Ueber Herstellung schwerer Schraubenrahmen für Dampfschiffe; von T. Putnam. |
Autor: | T. Putnam |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 363 |
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Ueber Herstellung schwerer Schraubenrahmen für
Dampfschiffe; von T. Putnam.
Mit Abbildungen.
Putnam's Herstellung schwerer Schraubenrahmen für
Dampfschiffe.
Ueber ein Verfahren beim Schmieden schwerer Rahmen für Schiffsschrauben hat J. Putnam in Darlington vor der Cleveland Institution of Engineers einen Vortrag gehalten, welchem nach
Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 504 die folgenden
Mittheilungen entnommen sind.
Fig. 1., Bd. 263, S. 363Fig. 2., Bd. 263, S. 363Putnam hebt hervor, daſs gerade bei Herstellung solcher
Rahmen die peinlichste Sorgfalt geboten sei, weil bei einem Bruche desselben sofort
die Steuerfähigkeit des Schiffes aufhöre. Die Zusammensetzung des Rahmens erfolgt, wie aus Fig.
1 zu entnehmen ist, aus 3 einzelnen Schmiedestücken: dem Schraubensteven
A, dem Ruder- oder Hintersteven B und dem Kielstück C. Der
Schmied verfährt bei.
Bildung des vorderen Stückes, des Schraubenstevens, in
der Weise, daſs er zunächst an dem Rundschafte D (Fig. 3), welcher als Träger des Werkstückes dient,
einen quaderförmigen Körper E formt; auf die obere
Fläche des letzteren wird eine Anzahl von Schweiſsplatten gelegt, welche von
einander durch kleine Eisenbrocken getrennt werden, damit die für das Schweiſsen
nothwendige gleichmäſsige Durchhitzung eintreten und die Schlacke leicht ausflieſsen
kann.Vgl. McLean, über Herstellung geschmiedeter
Kurbelwellen, 1882 243 * 102.
Die Platten werden niedergehämmert und auch auf die andere Seite ein gleiches Stück
angeschweiſst. Dieses Aufschweiſsen wird abwechselnd wiederholt, bis genügende Masse
vorhanden ist, um die Nabe zu bilden, welche unter dem Dampfhammer gerundet wird.
Hierauf wird ein Stahldorn durch die Mitte der Masse getrieben (vgl. Fig. 4). Der zur Herstellung des oberen Bogens des
Vorderstückes dienende Theil wird alsdann ausgestreckt und ähnlich wie vorher
verstärkt, wie es Fig. 4 zeigt. Für sehr groſse
Rahmen, welche 2 Pfosten haben, wird der obere Theil geschmiedet, wie in Fig. 2 angedeutet ist, ferner der Bogen durch Aufhauen
abgetrennt und rückwärts von dem Schmiede in den gewünschten Halbmesser gebogen. Dies ermöglicht
auch die gröſsten Rahmen aus 3 Stücken herzustellen, anstatt der vielfach üblichen
4, ja sogar 5 Stücke. Nachdem das obere Ende fertig ist, wird der Fig. 3. Halter bei A
(Fig. 2) abgeschrotet, das Stück gewendet und der
untere Theil ausgestreckt.
Fig. 3., Bd. 263, S. 364Fig. 4., Bd. 263, S. 364Fig. 5., Bd. 263, S. 364 Beim Schmieden des hinteren Theiles, des Ruderstevens, wird in gleicher Weise an den Schaft Eisen aufgelegt,
genügend, um den Flügel für den Bogenansatz F (Fig. 5) herausschroten zu können. Der Pfosten selbst
wird wieder ausgestreckt und die Ruderschmiegen gleichzeitig mit geformt.
Das Kielstück C wird in ähnlicher Weise geschmiedet: die
Seitenansätze für den Schrauben- und Rudersteven werden aus der Masse durch
Abschroten gebildet. Nachdem auch noch das Anschluſsstück für den Kiel ausgestreckt
worden ist, wird der Tragschaft abgeschnitten und die unterste Ruderschmiege
geformt. An den Enden und den Ansätzen für die Seitentheile sind natürlich die für
das Zusammenschweiſsen nöthigen Stöſse ausgebildet worden.
Für gewöhnlich werden nun diese groben Schmiedestücke noch weiter in der Feinschmiede
auf das nöthige Mals herabgeschmiedet. In gut geleiteten Werkstätten ist man jedoch
von diesem Verfahren zurückgegangen und bearbeitet die Werkstücke gleich einzeln
vollständig auf den Maschinen. Man erzielt hierdurch eine Genauigkeit in den
Abmessungen, welche bei der Handarbeit nicht zu erreichen ist. Hierzu kommt noch,
daſs das beim Ausschmieden wiederholt nöthige Erwärmen jedenfalls nicht günstig für
das Gefüge des Eisens ist, da dasselbe hierdurch leicht körnig wird.
Zur Erzielung einer guten Schweiſsung sind als Bedingungen nöthig: auſser der
richtigen Schweiſstemperatur die Anordnung der beiden Theile in einer Weise, daſs
die Schlacke ausflieſsen kann, und ein Druck in der
Schweiſsfuge, welcher genügt, die Schlacke auszuquetschen, so daſs die Umformung und
metallische Berührung der beiden zu vereinigenden Theile eintritt. Das Zubringen der
Fluſsmittel ist nothwendig, um mit dem Glühspan, dem oxydirten Eisen, Glasflüsse zu
bilden, welche hierdurch die Oberfläche reinigen und dieselbe mit einem schützenden
Ueberzuge gegenüber dem Angriffe der Luft versehen. Die Schmelztemperatur der
Schlacke muſs natürlich der Schweiſshitze des betreffenden Eisens angepaſst sein.
Bei zu niedriger Temperatur ist die Schlacke zu dickflüssig und kann nicht genügend ausflieſsen, es
würden also beim Hämmern nur die äuſsersten Ränder des Stoſses geschweiſst, während
bei zu hoher Temperatur das Eisen leicht verbrennt, um diesen technischen Ausdruck
zu gebrauchen.
Fig. 6., Bd. 263, S. 365Fig. 7., Bd. 263, S. 365Fig. 8., Bd. 263, S. 365Fig. 9., Bd. 263, S. 365 Die ältere Methode des Schweiſsens ist die
des Handschweiſsens unter Anwendung von Schrauben. Der
Schmied beginnt mit der Herstellung von verhältniſsmäſsig stumpfen Stöſsen. Die zu
vereinigenden Stücke werden durch Zuganker und durch Ketten verbunden, welche stetig
durch Schrauben zusammengezogen werden, während die Schweiſsstelle im Feuer ist.
Fig. 6 zeigt die Anordnung der Ketten mit den
Schrauben und den Steifen, um die Schweiſsung im Bogen zu bewirken, während Fig. 8 und 9 die
Anordnung für das Anschweiſsen des Kielstückes verdeutlichen.
Gewöhnlich schraubt man um 2cm zusammen und nimmt
an, daſs, sobald dieses Maſs erreicht ist, die Schweiſsung vollendet ist. Der Rahmen
wird hierauf vom Feuer auf den Ambos gebracht und es werden einige Schläge auf die
Seite der Schärfen mit einem dreihelmigen sogen. „Johnny“-Hammer gegeben, Schläge, welche bei solchen Abmessungen,
wie sie hier in Betracht kommen, natürlich nicht ausreichen, um den Druck tief in
das Innere fortzupflanzen. Ferner ist noch Folgendes in Rücksicht zu ziehen. Wendet
man einen stumpfen Stoſs an, so läuft man leicht Gefahr, daſs durch Abbrand der
äuſseren Kanten das richtige Maſs unterschritten wird, bevor die Hitze bis in das
Innere eingetreten ist; es wird deshalb vielfach aus Furcht, nach Ausführung der
Arbeit zu geringe Abmessungen an der Schweiſsstelle zu erhalten, nicht gewartet, bis
die nöthige Schweiſshitze auch im Inneren erreicht ist. Die Schweiſsung findet dann
nur an den äuſseren Kanten statt und im Inneren ist die Schlacke gefangen; denn der
Druck, welchen die Schraube auszuüben im Stande ist, genügt bei den hier in Frage kommenden Flächen
allein nicht zum Ausquetschen. Für die Abnahme genügt aber meist diese Schweiſsung,
während zahlreiche Brüche der Rahmen während der Fahrt die Unzulänglichkeit dieser
Schweiſsung erkennen lassen.
Putnam wendet deshalb in richtiger Weise für die Stöſse
Schärfen an, wie sie in Fig. 7 dargestellt sind,
welche nach der ausgeführten Schweiſsung groſse Berührungsflächen ergeben und der
Schlacke einen leichten Austritt gestatten, da die Berührung zuerst nur in der Mitte
in einer Linie stattfindet; auſserdem benutzt Putnam
nicht mehr Handhämmer, sondern einen schweren
Dampfhammer, welcher vermöge seiner groſsen Masse im Stande ist, den Druck bis in
das Innere des Schmiedestückes fortzupflanzen. Das Hammergestell hat eine lichte
Weite von etwas über 9m zwischen den Ständern, das
Bärgewicht beträgt 2t und die Fallhöhe rund 1m,2; die dem Bär innewohnende Arbeit beim
Aufschlagen aus der gröſsten Höhe beträgt mit Oberdampf in der betreffenden
Ausführung 9000mk.
Die Schrauben und Zugstangen werden bei Seite gelassen und nur Riemen bezieh. Taue
zum Zusammenhalten angewendet, um ein Abschleifen und Verdrücken der schon
bearbeiteten Theile zu vermeiden. Mit den auf diese Weise geschweiſsten Rahmen sind
Biege- und Biegebruch-Proben angestellt worden, welche die durchaus befriedigende
Wirkung dieses Schweiſsungsverfahrens ergaben. Auch aus dem Inneren der
Schweiſsstellen sind einzelne Theile herausgearbeitet worden, welche bei den damit
angestellten Biegeversuchen gleichfalls die gelungene Schweiſsung erkennen
lieſsen.