Titel: | Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle, Abtritte u.a. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 402 |
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Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle,
Abtritte u.a.
(Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
257 S. 231.)
Mit Abbildungen auf Tafel
27.
Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle u.a.
Eine schnell und sicher wirkende Vorrichtung zum absatzweisen
Einführen einer bestimmten Spülwassermenge in Abfluſskanäle will J. Picker in München (* D. R. P. Nr. 36276 vom 31.
Januar 1886) mit seinem Glockenheber geschaffen haben.
Derselbe besteht, wie aus Fig. 5 und 6 Taf. 27 zu ersehen, aus
einer äuſseren Glocke a und einem inneren Rohre b. Die Glocke a trägt an
ihrem höchsten Punkte zwei selbstthätig wirkende Schwimmerventile c und d. Die Einrichtung
wirkt folgendermaſsen: Durch irgend welchen Zufluſs fülle sich der Raum auſserhalb
des Hebers; dabei steigt das Wasser im inneren Theile desselben bis ungefähr zur
Linie h, indem die in der Glocke befindliche Luft
zusammengedrückt wird. Auſserhalb des Hebers steigt das Wasser bis i, hebt den mit Schwimmer versehenen Hebel f (Fig. 6), welcher hierdurch
plötzlich das Schwimmerventil d freigibt. Nun strömt
die in der Glocke a befindliche verdichtete Luft
schnell durch das geöffnete Ventil d aus; das
auſserhalb des Hebers befindliche Wasser strömt rasch in den inneren Raum desselben
nach und kommt an dem inneren Heberrohre b zum
Ueberlaufen. Der Heber ist hierdurch angesaugt und entleert sich nun der ganze
Inhalt des Behälters durch die Wirkung des Hebers. Sinkt das Wasser im äuſseren
Räume, so daſs die Schwimmkugel von dem Hebel c1 und somit das Ventil c zurückfällt, so strömt Luft ein und die Wirkung des Hebers wird
unterbrochen. Zur schnellen Entfernung der verdichteten Luft aus der Glocke ist nur
wenig Zeit erforderlich und schlieſst sich das Ventil d
durch das Sinken des äuſseren Wasserspiegels rasch wieder, indem der Hebelarm d1 über die Nase des
Kniehebels f hinweggleitet und diese selbst wieder in
die alte Lage auf dem Hebelarme zu ruhen kommt. Dieser ganze Vorgang ist vollendet,
ehe der Heber noch zur vollen Wirkung gelangt.
Für Kanal-Spülapparate benutzt E. Kunath in Danzig (* D. R. P. Nr. 34935 vom 13. August 1885 und Nr.
35729 vom 29. Oktober 1885) eine entlastete Stauklappe,
welche mit einem Schwimmer verbunden ist. Bei geschlossener Stauklappe wird nun in
dem Schachte S (Fig. 8 Taf. 27) das Wasser
so hoch angestaut, daſs es den oberen Rand eines das Abfluſsrohr a innerhalb des Schachtes S einhüllenden Behälters b erreicht, in
denselben einflieſst und die Stauklappe c entlastet. Es
ist zu diesem Zwecke die zur Wirkung kommende, dem Behälter b entsprechende Fläche der Klappe c gröſser
bemessen als der Querschnitt des Rohres a. Tritt die
Entlastung ein, so steigt der Schwimmer d, öffnet das
Ablaufrohr und wird in der geöffneten Stellung durch eine einfache Sperrklinke so
lange festgehalten, bis der kleine Schwimmer f,
mit dem ablaufenden
Wasser sinkend, die Sperrklinke auslöst und die Stauklappe in ihre erste Stellung
zurückfallen läſst.
Die Stauklappe ist mit Gegengewicht versehen und derart lose mit dem Schwimmer
verbunden, daſs sie beim Niedergange sich aufrecht einstellen und mit ihrer
Unterkante etwaigen Schmutz von den Sitzrändern abstreifen kann.
Einen sehr einfachen und wirkungsvollen Spülheber für
Abtritte u. dgl. hat die Deutsche
Wasserwerks-Gesellschaft in Höchst a. M. (* D. R. P. Nr. 35016 vom 3.
Oktober 1885) angegeben. Dieser in Fig. 7 Taf. 27
dargestellte Apparat setzt sich aus einem Wassergefäſse a von beliebigem Inhalte, einem Saugheber b
mit Anschluſs an die Abfluſsleitung und einem Schwimmerventile c mit Einstellvorrichtung d zusammen. Das Schwimmerventil c hat
gegenüber den gewöhnlichen Einrichtungen die Eigenthümlichkeit, daſs es sich mit
steigendem Wasserspiegel öffnet, während die Einstellvorrichtung d dazu dient, den vollständigen Abschluſs des Ventiles
bei entleertem Kasten a zu verhindern und den Zufluſs
aus dem Ventile auf ein beliebig kleines Maſs zu beschränken, je nach der Zeit, die
man für eine Spülung in Aussicht nimmt. Wenn nun nach stattgehabter Spülung das
Wassergefäſs a vollständig entleert ist, hat sich die
Schwimmkugel des Ventiles c so weit gesenkt, als es die
Einstellvorrichtung d erlaubt, und es findet dann ein
Wasserzufluſs aus dem Ventile c in das Gefäſs a statt, der in einer beliebig anzunehmenden Zeit das
Gefäſs bis zur Höhe der Schwimmkugel anfüllt; ein so geringer Wasserzufluſs würde
aber niemals genügen, einen Saugheber von der für Spülzwecke nöthigen Rohrweite in
Thätigkeit zu setzen; es würde vielmehr bei solchem Zuflüsse das Wasser über den
Heberscheitel in gleichem Maſse ununterbrochen abflieſsen. Um den Heber in
Thätigkeit zu setzen, bedarf es eines stärkeren Wasserzuflusses und dieser wird eben
durch das sich mit steigendem Wasserspiegel öffnende Schwimmerventil erzielt. Sobald
die Schwimmkugel anfängt, sich zu heben, tritt mehr Wasser zu, der Saugheber tritt
in Thätigkeit und es findet durch die Abfluſsleitung eine rasche Entleerung des
Kastens statt; gleichzeitig geht die Schwimmkugel in ihre untere Stellung zurück,
das Schwimmerventil schlieſst sich bis auf die bestimmte Oeffnung und das Spiel
beginnt von Neuem.
Kanalspüler, welche durch Regenabfallrohre, Brunnenüberläufe u. dgl. gespeist und
durch den Ueberfall des Wassers in einem Heberrohre in Thätigkeit gesetzt werden,
bringen R. Böcking und Comp. in Hallbergerhütte bei
Saarbrücken in der durch Fig. 9 Taf. 27
veranschaulichten Weise zur Ausführung. Hiernach bestehen dieselben aus einem
Glockenheber a, dessen inneres Rohr b mit seinem unteren Ende und dem damit durch Flanschen
verbundenen Untertheile A des Apparates einen
Wasserverschluſs bildet. Am oberen Ende des Rohres b
ist ein trichterförmiger Ansatz vorgesehen, welcher bewirkt, daſs das Abfallen des
überlaufenden
Wassers frei und nicht an den Innenwänden des Rohres b
erfolgt.
Sobald nun die Cysterne C mit Wasser vollständig gefüllt
ist, läuft letzteres durch das Rohr b in den Untertheil
und bildet den Wasserverschluſs. Durch das weitere Ueberlaufen des Wassers, welches
in Tropfen frei im Inneren des Rohres b herunterfällt
und dabei stets Luft mit sich reiſst, welche im Untertheile A nach dem Kanale K zu entweichen kann, wird
die zwischen dem unteren und oberen Wasserspiegel befindliche Luftschicht verdünnt,
wodurch der Druck der äuſseren Luft auf den oberen Wasserspiegel immer mehr zunimmt
und nach einigen Secunden schon das Uebergewicht bekommt und den Heber in Thätigkeit
setzt. Es entleert sich alsdann der ganze Inhalt der Cysterne C mit voller Ausfüllung des Querschnittes des
Ablaufrohres K und dauert die Entleerung so lange, bis
Luft unter die Glocke in den Heber eintreten kann. Der Apparat bleibt dann in Ruhe,
bis C wieder ganz gefüllt ist.
Die genannte Firma hat auch die Ausführung von Kanalspülern nach Angaben von F. Cuntz (vgl.
1884 254 * 18) übernommen und fertigt dieselben in der
Anordnung Fig.
10 Taf. 27. Der Kanalspüler ist freistehend als sogen. Ueberflurapparat,
also nicht wie früher im Kanäle selbst untergebracht, wird durch eine vorhandene
städtische Leitung gespeist und erfolgt seine Inbetriebsetzung durch einen
Strahlapparat j. Wie vorhin ist auch ein Glockenheber
a angewendet, dessen inneres Rohr b mit seinem unteren Ende im Untertheile A einen Wasserverschluſs bildet. Der Strahlapparat j steht durch ein Rohr mit dem Scheitel der Glocke a in Verbindung und folglich saugt das denselben
durchströmende Wasser beständig die im Heberinneren befindliche Luft ab, welche
sich, so lange der Behälter B nicht gefüllt ist, durch
das Luftrohr e ersetzt, so daſs eine Luftverdünnung im
Inneren des Hebers nicht stattfinden kann. Ist jedoch der Wasserstand im Behälter
B so hoch gestiegen, daſs der umgebogene Schenkel
von e ins Wasser eintaucht, so findet die Verdünnung
der Luft im Heberinneren statt, welche das Steigen des Wassers in der Glocke und die
Ingangsetzung des Hebers zur Folge hat.
Die gebräuchlichen, über dem Erdboden angebrachten Regenrohr-Schlammfänge leiden an
dem Uebelstande eines häufig mangelhaften Verschlusses und des gänzlichen Fehlens
eines Abschlusses gegen die Kanalgase, wie auch das Einfrieren des Schlammes nicht
verhütet werden kann; die auch häufig angewendeten sogen. Schachtheber schlieſsen zwar die Kanalgase ab, sind jedoch schwer zu
reinigen. Der von R. Böcking und Comp. in
Hallbergerhütte ausgeführte, in Fig. 11 Taf. 27
dargestellte Regeneinlauf für Kanäle soll diese
Nachtheile nicht besitzen. In dem Abfallrohre A
befindet sich oben ein Korb T, welcher das
Hindurchfallen von Schmutz, Laub, Steinen u. dgl. verhindert, während der Schlamm in dem am Boden
sich befindenden Korbe zurückbleibt. Die Höhe des Abfallrohres kann beliebig gemacht
werden.
Zum Abfangen von Fett, Seife u. dgl. aus Abwässern von Küchen und Wäschereien, um den sonst
häufiger auftretenden Verstopfungen der Abfluſskanäle vorzubeugen, empfiehlt D. Grove in Berlin (vgl. * Erl. D. R. P. Nr. 1897 vom
5. Januar 1878) den in Fig. 12 Taf. 27
abgebildeten Apparat. Derselbe besteht aus einem viereckigen guſseisernen Kasten von
400mm Seitenlänge mit einem aus verzinktem
Eisenblech gefertigten Einsatze. Das Abwasser, welches das Fett u. dgl. mit sich
führt, ergieſst sich in diesen Einsatz und kommt hier zur Ruhe; das Fett scheidet
sich aus und bildet an der Oberfläche eine Schicht, während das geklärte Wasser, wie
der Pfeil zeigt, durch die seitlichen Oeffnungen abflieſst und dann zwischen beiden
Kasten nach dem Abfallrohre steigt; letzteres ist verhältniſsmäſsig hoch angebracht
und durch eine angegossene Zunge ein Wasserverschluſs gebildet. Von Zeit zu Zeit
wird der eingeführte Kasten herausgenommen und werden die Fette entfernt. Ist einmal
die Reinigung vernachlässigt worden, so sollen die Fetttheilchen eine so dichte
Schicht bilden, daſs ein weiteres Durchflieſsen von Wasser unmöglich ist.
Fig. 12 zeigt
diesen Fettfang mit einem Brunnenausgusse verbunden und dem entsprechend oben mit
einem Gitter versehen. Durch den hohen Aufsatz und die trichterartige Gestalt des
Brunneneinlaufes ist einmal erreicht, daſs die freie Oberfläche, an welcher das
Wasser verdunsten kann, eine kleine ist und darum auch in dem heiſsesten Sommer das
zum Geruch Verschlüsse nöthige Wasser vorhanden bleibt; auſserdem steht im Winter
immer eine Luftschicht über dem Wasser im Kasten, so daſs ein Einfrieren thunlichst
vermieden ist.