Titel: | Neuerungen an Maschinen und Apparaten zum Biegen von Röhren, Flacheisen, Schienen u. dgl. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 251 |
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Neuerungen an Maschinen und Apparaten zum Biegen
von Röhren, Flacheisen, Schienen u. dgl.Vgl. auch Stauch 1882 243
* 372. Reuß 1882 244
166.
Patentklasse 49. Mit Abbildungen im Texte und auf
Tafel 17.
Neuerungen an Maschinen zum Biegen von Röhren u. dgl.
Die von E. M. Eckardt in Dresden angegebene Biegemaschine für Röhren und Formeisen (vgl. 1885 256 * 210) hat wesentliche Verbesserungen erfahren. Die
ursprünglichen starren Biegeklauen, welche besonders
beim Biegen von Röhren eine fehlerhafte Arbeit zur Folge hatten, hat Eckardt (* D. R. P. Nr. 34076 vom 15. März 1885) durch
nachgiebige Backen ersetzt, welche während des
Biegens ihre Lage zu einander beständig ändern können. Zu diesem Zwecke sind die
gezahnten verstellbaren Keile a (Fig. 2 und 4 Taf. 17) mit
halbkreisförmigen Ausschnitten versehen, in welchen entsprechende Nasen der Backen
b ruhen. Letztere sind dem Radius des
herzustellenden Bogens entsprechend ausgehöhlt und schlieſsen sich gleichzeitig der
Form des Arbeitstückes genau an. Die Backen a und Keile
b können auch, wie aus Fig. 5 Taf. 17 zu ersehen
ist, durch ein einziges Stück f ersetzt werden. Alsdann
muſs aber die Zahnstange c (Fig. 2) des Tisches der
Maschine mit runden Zähnen und gleichen Lücken ausgeführt werden, so daſs die Backen
f mittels ihrer halbrunden Zähne in jenen Lücken
innerhalb gewisser Grenzen beweglich bleiben. Ebenso wie die besprochenen
Gegenbacken ist auch der Biegebacken g, welcher in
genau derselben Weise wie früher gegen die ersteren vorbewegt wird, mit einem
beweglichen ausgehöhlten Einsatzstücke ausgerüstet. Durch letzteres werden auch die
besonders bei Kupferröhren entstehenden Falten im Inneren des. Bogens leicht
weggedrückt.
Eckardt (* D. R. P. Nr. 34719 vom 15. März 1885) hat
ferner, um das zum Betriebe der Maschine dienende Rad k
zu entlasten und dadurch die Reibung dieses Rades an der Tischplatte der Maschine zu
beseitigen, einen Bügel m angebracht, dessen
Stützzapfen o den ganzen achsialen Druck der
Schraubenspindel l aufzunehmen hat. Dieser Bügel m ist mit Haken (vgl. Fig. 3) versehen, welche
Ansätze q des Spindellagers n umfassen. Der Zapfen o ist in dem Bügel m durch Schraubenmuttern stellbar befestigt, um etwaige
Abnutzung des Zapfens ausgleichen zu können. Der durch einen Splint mit der Spindel
l fest verbundene Muff p hält die Spindel l in der Maschine.
Um beim Biegen dünner Rohre o. dgl. schnell arbeiten zu können, ist das
Rädervorgelege ausrückbar angeordnet. Das Rad k sitzt
fest auf der Spindel l und greift in das Rad s ein, welches mit dem Rade t zusammen auf den in einem Lager am Tische der Maschine drehbaren Bolzen
r festgekeilt ist. Das Rad t steht mit dem auf der Spindel l losen Rade
u im Eingriffe, welches vom Schwungrade w aus bewegt wird, wenn die Maschine mit Vorgelege
arbeiten soll. Wird dagegen das Rad u sich selbst überlassen
und mittels der Handkurbel am Schwungrade w unmittelbar
die Spindel l gedreht, dann ist die Maschine zum
schnellen Biegen dünner Arbeitstücke geeignet. Natürlich muſs, wenn die Maschine mit
Vorgelege arbeitet, das Schwungrad w frei auf l drehbar sein.
Die Vorrichtung zur beliebigen Kuppelung des
Schwungrades w mit der Schraubenspindel l bezieh. mit dem Rade u
ist in Fig. 1
Taf. 17 in gröſserem Maſsstabe dargestellt. Vor dem Rade u sitzt auf der Spindel l die festgekeilte
Hülse v, auf welcher das gleichzeitig sowohl als
Riemen- oder Schnurscheibe, oder als Handkurbelrad benutzbare Schwungrad w lose drehbar ist. In der Nabe von w ist in einem Schlitze der Keil e verschiebbar, welcher mittels der Klinke d in drei Stellungen festgehalten werden kann. Der
Drehpunkt der Klinke d, welche durch die Feder h beeinfluſst wird, ist mit e fest verbunden und es sind für den Zapfen d1 der Klinke d drei Löcher in der Nabe von w vorhanden,
von denen das mittlere zur Einstellung des Keiles e in
die in Fig. 1
gezeichnete Mittellage dient, bei welcher w lose auf
v drehbar ist, so daſs von w aus weder das Rad u, noch die Spindel l in Drehung versetzt werden kann. Der Rand der Hülse
v ist mit Ausschnitten i und die seitliche Scheibe des Rades u mit
gleichen Ausschnitten j versehen, in welche der Keil
e hineingeschoben und dann durch die Klinke d festgestellt werden kann. Auf diese Weise ist es
möglich, nicht nur w mit u, sondern auch w mit v bezieh. l zu kuppeln und auch den Antrieb
von dem Rade w zum Schütze gegen Spielereien ganz
unmöglich zu machen. Letztere Einrichtung gestattet auch das Schwungrad zum Antriebe
irgend einer anderen Maschine zu benutzen.
Beim Biegen von Röhren will G.
Round in Smethwick (* D. R. P. Nr. 37007 vom 12. März 1886) einen gegliederten Dorn benutzen, welcher wie der elastische
Kern von Orum (vgl. 1876 221
* 202) zur Ausfüllung des zu biegenden Rohres an Stelle des sonst benutzten
Kolophoniums gebraucht werden soll. Der gegliederte Dorn stellt sich als eine
Gelenkkette dar, deren Glieder auſsen rund und nach den Gelenkstellen zu etwas
eiförmig gestaltet sind, so daſs die äuſsere Fläche bei der Krümmung des Rohres in
steter Anlage mit der Rohrwandung bleiben kann.
Textabbildung Bd. 262, S. 252
Biegemaschinen mit Preſswasserbetrieb für gröſsere
Werkstücke, welche zugleich als Schmiedepressen (vgl.
Tweddell 1886 260 * 362)
zu benutzen sind, bringt H. Berry in Holbeck bei Leeds
in vorstehender nach Engineering, 1884 Bd. 37 * S. 428
veranschaulichter Gestalt zur Ausführung. Die beiden Gegenbacken sind mittels einer
rechts- und linksgängigen Schraubenspindel entsprechend der gewünschten Biegung
einzustellen. Der Preſscylinder für den Vorwärtsgang des Druckkolbens ist mit dem
Gestelle zusammengegossen. Der kleinere Cylinder für den Rückgang ist hinter dem
ersteren am Gestelle befestigt; beide Kolben bilden also ein Ganzes. Die Steuerung
des Vor- und Rückganges ist selbstthätig und einstellbar, indem zwei Stellringe
einer Führungsstange den Steuerhahn beim Anstoſsen desselben umstellen. Die
Biegebacken können leicht abgenommen und an deren Stelle Schmiedeformen gebracht
werden.
Einen tragbaren Apparat zum Biegen von Eisenbahnschienen
u. dgl., welcher selbst in dem Falle benutzt werden kann, wenn die zu biegende
Schiene schon am Oberbaue der Eisenbahn befestigt ist, oder wenn zwei schon durch
Laschen mit einander verbundene Schienen gebogen werden sollen, haben F. Ch. Dixon in London und J. Abbot in Blackheath, England (* D. R. P. Nr. 36185 vom 29. Oktober 1885)
angegeben. Dieser in Fig. 12 bis 14 Taf. 17
dargestellte Apparat besitzt drei in dem Rahmen A
drehbar gelagerte Rollen B, C und F, von denen die beiden ersteren um feste Zapfen
drehbar sind, während die Rolle F in einem prismatisch
geführten Stücke D beweglich gelagert ist. Das Stück
D kann gegen die Mitte des an den Rollen B und C zur Anlage
kommenden Schienenstückes vorgeschoben und zurück bewegt werden. Die Rolle F bewegt sich zwischen den Backen a (Fig. 13) des Stückes D, welche am Bolzen a1 befestigt sind. Dieser ist durch die hohle
Schraube E geführt, so daſs beim Vorwärts- und
Rückwärtsschrauben von E dieses Stück D mitgenommen wird. Der Kopf der Schraube E besitzt einen eingetheilten Rand e, welcher die Gröſse der Biegung anzeigt. Der Bolzen
f der Rolle F ist mit
einem vierkantigen Kopfe f1 versehen, welcher, mittels einer Kurbel oder eines Schlüssels gedreht,
den Apparat entlang der Schiene fortrollt. Beim Gebrauche wird der Apparat auf die
zu biegende Schiene gelegt und die Schraube E
angezogen, bis die Eintheilung die erlangte gewünschte Krümmung anzeigt.
Die von O. Coers in Firma W.
Momma in Wetzlar (* D. R. P. Nr. 33801 vom 12. Mai 1885) angegebene Reifenbiegmaschine soll sich nicht nur zum Biegen der
Radreifen, sondern auch zum Biegen der Speichenringe der Wagenkränze und anderer beim
Wagenbaue vorkommender Theile benutzen lassen. Die arbeitenden Walzen der Maschine
sind daher gegen einander innerhalb weiter Grenzen verstellbar.
Wie aus Fig. 6
und 7 Taf. 17
zu entnehmen, ist in dem Bettstücke b der Maschine eine
mit rechts- und linksgängigem Gewinde versehene Spindel s gelagert, die zur Ein- und Feststellung der die Auflager walzen w und w1 tragenden Schiebelager f und f1
dient. In der Mitte des Bettstückes b führt sich in
Ansätzen der aus drei Theilen, den beiden Seitenstücken g und g1 und
dem Verbindungsstücke m zusammengesetzte Schlitten S, welcher zur Aufnahme der Druckwalze d und des Antriebvorgeleges dient. Dieser Schlitten ist
mittels der Spindel s1
senkrecht beliebig einstellbar. Die Seitentheile g und
g1 sind durch
Schrauben, die sich in Schlitzen des Bettes b führen,
gegen seitliches Abdrücken gesichert. Die Druckwalze d
kann nach Ausheben des Führungsstiftes i mit dem
Vorgelegerade r zur Seite abgezogen und somit der
getragene Reifen oder Ring aus der Maschine entfernt werden. Der Antrieb kann nach
Belieben, je nachdem man starke oder schwache Stücke biegen will, mit einfachem oder
doppeltem Vorgelege stattfinden. In dem einen Falle ist die Handkurbel k auf der Achse v, im
anderen Falle auf der Achse v1 zu befestigen, was sich in bequemer und leichter Weise ausführen läſst.
Dadurch, daſs alle Vorgelegeräder an dem verstellbaren Schlitten S selbst sitzen, ist die Verstellung des Schlittens in
keiner Weise auf den Eingriff der einzelnen Zahnräder von Einfluſs und stets ein
richtiger Eingriff der Räder erzielt.
Biegemaschinen und Biegeapparate
für Metallstäbe, um solche an einer Stelle winkelig zu biegen bezieh. um die abgebogenen Stäbe an der angestrengten
Stelle behufs Herstellung scharfkantiger Ecken gleichzeitig zu stauchen, bringen Dosme und Comp. in St. Amand, Frankreich (* D. R. P. Nr. 31398 vom 29. August 1884) zur Ausführung. Ein
solcher nur zum Winkeligbiegen von Stangen bestimmter Apparat, welcher auf der
Weltausstellung in Antwerpen 1885 vorgeführt war, ist in Fig. 8 Taf. 17 in den
arbeitenden Theilen veranschaulicht. Der Theil B wird
an irgend einem passenden Gestelle festgeschraubt, während der Theil A mit B drehbar verbunden
ist. Auf diesen Haupttheilen sitzen die beiden keilförmigen Stücke b und b1 , welche gezahnte Seitenflächen besitzen. Der zu
biegende Metallstab P wird an einem dieser Keile so
angelegt, daſs die zu biegende Stelle an den Spitzen der beiden Keile sich befindet.
Durch die mit passenden Zapfen für die Löcher a
versehenen Klemmhebel C wird alsdann der Stab P an die Keile b und b1 geklemmt.
Schlieſslich wird mittels des Einsteckhebels D der
Theil A gedreht und dadurch der Stab P unter einem beliebigen Winkel an der gewünschten
Stelle gebogen.
Die gelenkige Verbindung der Theile A und B ist aus Figur 10 zu ersehen,
welche mit Fig.
9 und 11 Taf. 17 zusammen eine Biegemaschine
derselben Art, jedoch noch mit einer Vorrichtung zum gleichzeitigen Stauchen des Stabes P in dem Biegungsknie versehen,
darstellt. Der Theil A dieser Maschine dreht sich mit
seiner Achse in einer an dem Maschinengestelle E
angebrachten Pfanne m, ist aber mit dem Kegelrade H, welches vom Handkurbelrade F aus bewegt wird, nicht unmittelbar verbunden. Diese Verbindung wird
vielmehr mittels des an A festsitzenden Armes M (Fig. 11) erreicht. Das
Rad H und der Arm M sind
nämlich mit über einander liegenden Löchern o und p für Einsteckbolzen o1 versehen, durch welche H mit M nach Belieben gekuppelt werden kann.
Auſserdem besitzt der Arm M noch Löcher n, welche mit den Löchern n1 am Maschinengestelle (Fig. 9 und 11) für einen jede
Drehung des Theiles A der Maschine verhindernden
Einsteckbolzen bestimmt sind. Die Achse des Theiles A
dreht sich in den beiden Armen c des Gestelles E. Diese Arme c tragen den
zweiten Haupttheil B der Maschine derart, daſs sich
derselbe in wagerechter Richtung verschieben und hierdurch dem Theile A nähern oder von letzterem entfernen läſst. An der
Rückseite von B ist der Hebel K drehbar befestigt; dieser Hebel steht durch eine Schleife mit dem Hebel
L in Verbindung, welcher am unteren Theile des
Gestelles E einerseits und an B andererseits drehbar befestigt ist. Am unteren Ende von K sitzt drehbar der Arm J,
welcher durch den Zapfen t mit dem Arme I verbunden ist. Dieser Arm ist mit Löchern s und s1 (Fig. 9) versehen, welche
wie die Löcher n und o des
Armes M mit den Löchern n1 des Kranzes bezieh. den Löchern p des Rades H
zusammenfallen, so daſs man durch einen Einsteckbolzen die Verbindung des Armes I entweder mit dem Rade H,
oder mit dem Kranz des Gestelles herstellen kann. Steht der Arm I mit dem Rade H in
Verbindung, so zieht derselbe bei Drehung des Rades durch den Arm J den Hebel K an und
dieser bewegt oben unmittelbar und unten durch den Hebel L das Stück B nach dem Theile A hin, wodurch alsdann das Stauchen des zwischen beiden
Theilen befindlichen Metallstabes bewirkt wird. Eine Linse N ist dazu bestimmt, die Vorbewegung des Theiles B durch den oberen Theil des Hebels K zu
erleichtern. Durch Versetzen des Zapfens t in passend
angebrachte Löcher des Hebels J kann man den Hub von
B nach Belieben verkleinern.
Einen Apparat zur Vornahme von Biegeproben, welcher nach
den Mittheilungen des Technologischen Gewerbemuseums,
Section für Metall-Industrie und Elektrotechnik, 1885 * S. 156 seinem
Zwecke sehr gut entspricht, führt die Ottakringer
Eisengieſserei und Maschinenfabrik in Wien aus; derselbe ist in Fig. 15 und
16 Taf.
17 veranschaulicht. Das zu biegende Stück P wird mit
Hilfe zweier Stellschrauben s und einer Druckplatte p festgespannt und durch Verschieben des gerade
geführten, mit einer Rolle r versehenen Druckklotzes
K gebogen. Die Einstellung des letzteren bezieh.
das Zurückziehen desselben nach Vollendung der Biegung geschieht durch die von Hand
bewegte Schraubenspindel S, also leicht und
verhältniſsmäſsig rasch. Dabei wird der in Fig. 16 nur im
Durchschnitte angezeigte Sperrstift t gelöst und die
Mutter der Schraube S mit dem Schneckenrade R stillgestellt. Sobald ein frisches Probestück
eingespannt und der Druckklotz K zum Angriffe gebracht
worden ist, kommt der Stift t wieder in Eingriff und
hindert nun die Drehung der Schraube S. Dagegen wird
die mit dem Schneckenrade R verbundene Mutter in
Umdrehung versetzt, die Schraube sammt Druckklotz vorgeschoben und das Probestück um
die abgerundete Kante seiner Hinterlage gebogen. Die gestreckten Fasern des
Probestückes liegen dabei vollkommen frei, so daſs auch das Eintreten feiner Risse
leicht beobachtet werden
kann; der Schneckentrieb bewirkt einen sehr gleichmäſsigen Vorschub des
Druckklotzes, dessen Geschwindigkeit leicht auf ein gewisses Maſs zu bringen ist,
wobei jede bedeutende Steigerung vollkommen ausgeschlossen wird.
An der Führung des Druckklotzes K ist eine Skala
befestigt, auf der ein Zeiger z spielt, der an ersterem
verstellbar angebracht ist, indem sein mit Druckschräubchen versehener Fuſs in einer
schwalbenschwanzförmigen Nuth liegt. Bei Beginn des Versuches kann der Zeiger je
nach der Dicke des Probestabes gerichtet und auf Null eingestellt werden, worauf die
Skala es ermöglicht, gleich dicke Stücke um gleiche Winkel zu biegen, wie auch einen
Anhaltspunkt zur Beurtheilung der elastischen Rückwirkung bei Lösung des
Druckklotzes zu gewinnen.