Titel: | Entfärbung und Reinigung von Zuckersäften durch hydromonothionige Säure oder deren Salze. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 187 |
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Entfärbung und Reinigung von Zuckersäften durch
hydromonothionige Säure oder deren Salze.
Englert und F. Becker's Reinigung von Zuckersäften.
R. Englert und F. Becker in
Prag (D. R. P. Kl. 89 Nr. 36851 vom 31. Januar 1886) empfehlen, den mit Kalk
geschiedenen und mit Kohlensäure saturirten Zuckersäften zum Zwecke ihrer Entfärbung
und Reinigung hydromonothionige Säure (SO2H2) oder, da die Säure in freiem Zustande zu leicht
zersetzlich ist, eines ihrer Salze zuzusetzen in solcher Menge, daſs auf 1000 G.-Th.
Saft 2 bis 3 G.-Th. des Salzes kommen. Nach gutem Durchmengen wird aufgekocht, wobei
die frei werdende Säure sowohl entkalkend, wie stark entfärbend wirkt, während das
sich ausscheidende Metalloxyd die im Safte aufgenommenen organischen Stoffe
mitreiſst und dadurch eine klärende Wirkung ausübt. Da 1 Th. hydromonothionigsaures
Salz die gleiche Wirkung hervorbringt wie 5 Th. schwefligsaures Salz, so ist die
Entfärbung eine so ausgiebige, daſs man ohne Anwendung von Spodium fast farblose
Säfte erhält. Die Salze, deren man sich mit Vortheil soll bedienen können, sind das
Baryt-, Kalk-, Strontian-, Magnesia-, Thonerde-, Zink-, Mangan- und Eisensalz.
Die Verarbeitung des Rohsaftes bei Anwendung von hydromonothionigsaurem Salz wird in
folgender Weise vorgenommen: Der Rohsaft wird mit 2 bis 3 Proc. Kalk erwärmt und mit
Kohlensäure bis auf 0,10 Proc. Alkalität aussaturirt, der Schlamm mittels
Filterpressen abgeschieden (1. Saturation). Alsdann wird der Saft mit ½ Proc. Kalk
versetzt, mit Kohlensäure auf 0,04 Proc. saturirt und der Schlamm wieder mit Hilfe
von Filterpressen entfernt (2. Saturation). Jetzt mischt man den Saft mit 1 Proc.
hydromonothionigsaurem Salz, leitet Kohlensäure bis auf 0,02 Proc. Alkalinität zu,
kocht auf und filtrirt den Schlamm mittels Filterpressen durch doppelte baumwollene
Tücher unter dem Drucke einer Saftsäule von 3 bis 5m (3. Saturation). Alsdann kocht man den Dünnsaft auf Dicksaft ein, setzt
diesem abermals 2 Proc. hydroschwefligsaures Salz und 1 bis 2 Proc. Kalkmilch zu,
saturirt mit Kohlensäure auf 0,03 Proc. Alkalinität, kocht auf und entfernt den
Schlamm wie bei der letzten Behandlung (4. Saturation). Endlich wird der Saft auf
Füllmasse verkocht. Auf dem besprochenen Wege dargestellte Füllmassen sollen sehr
rein, von bisher unerreichter Dichte und leicht durch Abschleudern von Syrup zu
befreien sein.
Zur Darstellung der hydromonothionigen Säure und deren Salzen wird empfohlen, in wässerige
Schwefligsäure unter guter Abkühlung Eisenfeilspäne oder Zinkpulver im Ueberschusse
einzutragen und, um eine möglichst concentrirte Lösung zu erzielen, nochmals
schweflige Säure aber nicht im Ueberschusse einzuleiten; dabei vollzieht sich
folgende Reaction: 2SO2 + 2Zn + H2O = SO3Zn + SO2Zn + 2H. Man hat also in der Lösung ein Gemisch von
hydromonothionigsaurem mit schwefligsaurem Zink. Zur Trennung fällt man die Lösung
der Zinksalze mit Kalkmilch, wobei sich löslicher hydromonothionigsaurer Kalk
bildet, während schwerlöslicher schwefligsaurer Kalk ausfällt. Die Lösung des
ersteren kann, wenn Darstellung freier hydromonothioniger Säure beabsichtigt wird,
mit Phosphorsäure, Oxalsäure oder Schwefelsäure gefällt werden. Will man Salze
gewinnen, so schüttelt man die Lösung der Zinksalze mit der betreffenden Basis, die
dann meistens an Stelle des Zinkes tritt, während dieses als Oxyd abgeschieden wird.
Bei Darstellung der hydromonothionigen Säure und ihrer Salze ist Berührung der
Lösungen mit Luft thunlichst auszuschlieſsen.