Titel: | Zur Oeluntersuchung; von Th. Morawski. |
Autor: | Th. Morawski |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 512 |
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Zur Oeluntersuchung; von Th. Morawski.
Morawski, über Oeluntersuchung.
An der mit der k. k. Staatsgewerbeschule in Bielitz verbundenen Controlstation hatten wir vielfach Gelegenheit,
Oele zu untersuchen, wodurch die Veranlassung gegeben war, alle neueren
Mittheilungen über diesen Gegenstand zu verfolgen, um das Gute an den neuen Methoden
zur Verwerthung bringen zu können. In dem kürzlich bei Julius Springer in Berlin erschienenen Werke: Analyse der Fette und Wachsarten von R.
Benedict finden wir eine sehr übersichtliche, mit ausführlicher
Quellenangabe versehene Zusammenstellung der meisten in dieses Gebiet fallenden
Arbeiten, auf welches Werk hingewiesen sei, um hier die Anführung aller neueren
Veröffentlichungen dieser Richtung zu ersparen.
Besonders zahlreich erscheinen neuerdings Vorschläge über den Nachweis und die
quantitative Bestimmung von unverseifbaren Fetten in den
Oelen des Handels. Es scheint fast, daſs Jeder, welcher mit solcher
Untersuchung von Fetten betraut wird, mit den bekannt gemachten Methoden nicht recht
zum Ziele kommt und sich daher veranlaſst sieht, ein neues Verfahren
zusammenzustellen; vielleicht ist übrigens auch oberflächliche Umschau in der
Literatur Veranlassung zur Entstehung sogen. neuen
Methoden. Schlieſslich wird es auch dem aufmerksamen Leser schwer, unter der groſsen
Anzahl von Vorschriften zur Untersuchung von Oelen auf ihren Gehalt an
unverseifbaren Fetten die besseren herauszufinden.
Aus diesem Grunde erlauben wir uns, auf Grund vieler Erfahrungen in Bezug auf die
Untersuchung der Oele, einige Kritik an einer neuestens beschriebenen Methode zu
üben, welche, prinzipielle Fehler in sich schlieſsend, aus der Reihe der
diesbezüglichen Verfahren wieder verschwinden muſs, um eine baldige Klärung der
Verhältnisse auf diesem Gebiete zu beschleunigen.
In den Mittheilungen aus den kgl. technischen
Versuchsanstalten in Berlin, 1886 S. 13 beschreibt Finkener eine Bestimmung der Mineralöle in fetten
Oelen (vgl. S. 431 d. Bd.)., darauf beruhend, daſs die Menge des
unverseifbaren Fettes durch Ermittelung des zum Verseifen erforderlichen Alkalis
bestimmt werden soll. Finkener nimmt an, daſs die Fette
durchschnittlich 19 Proc. Kaliumhydrat zu ihrer Verseifung brauchen. Darin liegt nun
ein prinzipieller Irrthum, welcher die Methode gänzlich
unbrauchbar macht. Die von Köttstorfer (1879 232 286) aufgestellten und später von A. H. Allen (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 267) und Valenta (1883
249 270) bestätigten Verseifungswerthe, welche
zeigen, daſs gleiche Mengen verschiedener Oele sehr ungleiche Mengen Alkali zu ihrer
vollständigen Verseifung brauchen, kamen in Finkener's
Arbeit nicht zur Berücksichtigung und so erklärt es sich, wenn er bei der
Untersuchung des Rüböles so auffallend abweichende Zahlen erhält. Rechnet man aus
den von Finkener angegebenen Mengen Alkali die
Verseifungswerthe der einzelnen Oele aus, so gelangt man fast zu denselben Zahlen,
wie die oben genannten Verfasser. Bei Olivenöl wurden verbraucht 11cc,0 und 11cc,05
KOH; daraus berechnen sich 191,6 und 192,48 als Verseifungswerthe; für Rüböl 10cc,20, 10cc,16,
10cc,10 KOH, woraus die Verseifungswerthe
177,6, 177,4 und 175,9 hervorgehen, also Zahlen, welche den bekannten
Verseifungswerthen für diese Oele ganz nahe kommen, die im Mittel für Olivenöl
191,7, für Rüböl 177 betragen.
In Folge dessen ist es natürlich, daſs Finkener bei
reinem Rüböle statt nahezu 100 nur 91,8 bis 92,7 Proc. nach seinem Verfahren finden
konnte. Uebrigens kann auch der Schluſssatz der in Rede stehenden Finkener'schen Abhandlung nicht als richtig anerkannt
werden, worin gesagt wird: „Die Ursache dieser auffallenden Abweichung beim
Rüböle ist noch nicht ermittelt“; denn der Gehalt des Rüböles an Erucasäure
(Brassinsäure) bildet einen genügenden Erklärungsgrund für den geringeren Verbrauch
an Alkali bei Verseifung dieses Oeles. Die Erucasäure (C22H42O2)
bindet vermöge ihres hohen Molekulargewichtes erheblich weniger Alkali als z.B. die
Oelsäure (C18H34O2) und zwar in dem Verhältnisse, daſs 282 Th.
Oelsäure und 338 Th. Erucasäure gleichviel Alkali binden.
Nachdem wir Gelegenheit hatten, die meisten bekannten Verfahren zur Bestimmung des
Gehaltes an unverseifbaren Fetten in fetten Oelen zu versuchen, erlauben wir uns
nochmals auf das von Morawski und Demski (1885 258 39) bezieh.
auch auf das von Nitsche (Seifenfabrikant, 1883 S. 565) angegebene Verfahren hinzuweisen, welche
verhältniſsmäſsig einfach sind und gute Werthe geben, wie nachstehende Zahlen
erweisen mögen:
Nach Nitsche:
Gefunden
Baumöl, 18,6% Mineralöl enthaltend
19,3%
Nach Morawski und Demski:
Gefunden
Baumöl mit 19,05% Mineralöl
19,16%
Raffinirtes Rüböl mit 19,66% Mineralöl
19,81
Baumöl mit 19,69% Harzöl
18,76
Raffinirtes Rüböl mit 19,30% Harzöl
18,23
Die Bestimmungen bei den Mineralölen gaben immer, trotzdem
kleine Mengen der Mineralöle beim Abblasen des Petroleumäthers verdunsten, etwas
höhere Mengen, als dem Oele Mineralöl zugesetzt wurde, was sich aber ganz gut
dadurch erklärt, daſs die fetten Oele an und für sich, wie Allen und W. Thomsen (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 267) nachwiesen, bereits kleine Mengen von
unverseifbaren Fetten enthalten. Die niedrigeren Werthe bei den Harzölen rühren
daher, daſs die käuflichen Harzöle meistens noch Antheile von verseifbaren
Harzsäuren enthalten, welche beim Reinigen der Harzöle unverändert blieben.
Zu einer genauen Bestimmung der Harzöle ist daher unerläſslich, die verseiften
Fettsäuren wieder abzuscheiden und z.B. nach der Methode von Gladding (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 159)
deren Harzgehalt zu bestimmen. Dieser Harzgehalt, hinzuaddirt zu den mit
Petroleumäther ausgeschüttelten Harzölen, gibt nun erst die dem fetten Oele
zugesetzten Mengen von Harzöl. So wurde z.B. ein Gemisch von Baumöl, 30,1 Proc.
Harzöl enthaltend, nach Nitsche bezieh. nach Morawski und Demski
verseift, wobei durch Ausschütteln 23,1 bezieh. 22,85 Proc. Harzöl erhalten wurden.
Aus den Fettsäuren ergaben sich dann Harzgehalte von 6,13 und 6,07 Proc., auf die
ursprüngliche Substanz bezogen. Daher wurde gefunden: 29,24 bezieh. 28,92 statt 30,1
Proc. Harzöl. Aus diesen Zahlen geht hervor, daſs die beiden oben empfohlenen
Methoden eine für die Praxis ausreichende Genauigkeit besitzen, wobei wir
schlieſslich nicht unterlassen können, nochmals auf die Vortheile hinzuweisen,
welche in der Anwendung des von Demski und mir
empfohlenen Zwischenkolbens liegen.
Laboratorium der k. k. Staatsgewerbeschule in Bielitz, Mai
1886.