Titel: | Neuerungen an selbstthätigen Wärmereglern für Heizungszwecke. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 452 |
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Neuerungen an selbstthätigen Wärmereglern für
Heizungszwecke.
(Patentklasse 36. Fortsetzung des Berichtes Bd.
256 S. 495.)
Mit Abbildungen auf Tafel
29.
Neuerungen an selbstthätigen Wärmereglern für
Heizungszwecke.
Eine selbstthätige Zugregelung an Zimmeröfen will Ch. de
Choubersky in Paris (* D. R. P. Nr. 31247 vom 7. September
1884) mit Benutzung des Druckunterschiedes der auſseren Luft und der
abziehenden Rauch- oder Feuergase erreichen; hierzu soll die in Fig. 1 Taf. 29
dargestellte Vorrichtung dienen. An das Rauchrohr C
schlieſst sich ein in das Zimmer mündender Stutzen cf
an, in welchen das Gehäuse E eingeschaltet ist. In C ist die Drosselklappe D
um die Achse o drehbar und steht dieselbe durch den
Hebel m und die Stange b
mit der pendelnden Klappe F in Verbindung. Ein
verstellbares Gewicht p hält die Klappe F in der angegebenen Stellung; wächst jedoch die
Geschwindigkeit der durch C ziehenden Rauchgase und
sinkt also deren Spannung, so wird der erwähnte Druckunterschied groſs genug, um
eine Bewegung der Klappe F und damit also auch der
Drosselklappe D hervorzurufen; letztere hemmt dann
entsprechend die Bewegung der Rauchgase. Es kann die Anordnung auch so gewählt
werden, daſs gleichzeitig mit dem Drosseln der Rauchgase auch eine Einleitung von
Luft in das Rauchrohr erfolgt, wodurch der Zug in diesem ebenfalls gehemmt wird.
Auch kann die Vorrichtung dazu Verwendung finden, den Zutritt von Verbrennungsluft
zur Feuerung entsprechend dem genannten Druckunterschiede zu regeln. Eine genügende
Wirkung wird von dem Apparate jedoch nicht zu erwarten sein, da der sich auf den
Klappen absetzende Ruſs die leichte Beweglichkeit derselben hindern wird.
O. André in Neuilly bei Paris geht bei seinem im Génie civil, 1885 Bd. 7 * 8. 258 beschriebenen Zugregler von der Anschauung aus, daſs die Temperatur
der abziehenden Rauchgase eines für Luft- oder
Wasserheizung aufgestellten Ofens stets dieselbe sein muſs, wenn die
Verbrennung, also damit der Bedarf an Brennmaterial möglichst günstig erhalten
werden soll. Steigt die Temperatur der Rauchgase, so muſs demnach eine Dämpfung des
Feuers durch verminderte Luftzuführung eintreten; sinkt die Temperatur, so muſs mehr
Verbrennungsluft zur Feuerung treten können. Hierzu soll folgende Einrichtung
dienen: Im Kamin ist ein Messingdraht fest aufgehängt, der an seinem Ende ein
Gewicht zur Anspannung trägt und darüber mit dem kurzen Arme eines Doppelhebels
verbunden ist. Der lange Arm desselben trägt ein Tellerventil, welches die Zuführung
der Verbrennungsluft zu dem Roste regelt. Mit der Temperatur der Rauchgase ändert
sich somit die Länge des Drahtes und damit der Ausschlag des Hebels, also die
Oeffnung des Ventiles. Diese Einrichtung kann jedoch nur bei stets gleich bleibendem
Wärmebedarfe der zu heizenden Räume brauchbar sein. Dieser Bedarf hängt aber von der
Auſsentemperatur und der Zahl der zu heizenden Räume ab, ist also sehr
wechselnd.
Für den Fall, daſs stets derselbe Rauminhalt zu heizen ist, der Wärmebedarf, wie es
z.B. bei einer Gewächshausheizung der Fall ist, also nur von der Auſsentemperatur
abhängt, hat Andre eine Einrichtung an dem Regler
angegeben, durch welche die mittlere Ventillage verstellt werden kann. Hierzu
braucht nur der Verbindungspunkt des Hebels mit dem Drahte an diesem verstellt zu
werden, was von Hand durch eine Schraube geschehen kann, oder selbstthätig dadurch,
daſs der Draht nicht an einem festen Punkte aufgehängt ist, sondern an dem einen
Arme eines fest gelagerten Doppelhebels, an dessen anderem Arme ein Draht angreift,
der auſsen am Kamine niederführt und unten befestigt ist. Sinkt die
Auſsentemperatur, so verkürzt sich dieser äuſsere Draht, dadurch wird der innere und
damit der kurze Hebelarm gehoben, es sinkt also der längere Arm und das Ventil
öffnet sich entsprechend mehr. Andre hat ferner die
Vorrichtung noch durch ein elektrisches Signal vervollkommnet, welches von dem
Ventilarme des Hebels in Thätigkeit gesetzt wird, sobald das Ventil in seine
Grenzlagen gekommen ist, wobei also entweder die Temperatur der Rauchgase eine
gegebene Grenze
überschreitet und das Ventil sich geschlossen hat, oder es an Brennmaterial auf dem
Roste fehlt.
Zweckmäſsiger wird es sein, die Temperatur der als Wärmeträger dienenden Flüssigkeit,
oder falls diese Dampf ist, auch den Druck desselben zur Regelung zu benutzen, da
dann auch eine solche eintritt, wenn die Zahl der zu heizenden Räume wechselt. Eine
einfache Vorrichtung dieser Art haben Poensgen und
Comp. und J. F. Hauser in Düsseldorf (* D. R. P.
Nr. 29607 vom 10. Mai 1884) angegeben. Der in die Leitung der
Heizflüssigkeit eingeschaltete, in Fig. 4 Taf. 29
veranschaulichte Apparat enthält einen Cylinder a, der
mit Quecksilber oder Wasser gefüllt wird und in welchem sich ein Napfkolben b bewegen kann. Entsprechend der Temperatur der durch
die Leitung flieſsenden Heizflüssigkeit, welche heiſses Wasser oder Dampf sein kann,
wird sich die Füllung in a ausdehnen, also den Kolben
b herausschieben. Diese Bewegung wird auf eine
Klappe oder ein Ventil übertragen, durch welche der Zufluſs der Heizflüssigkeit
geregelt wird.
A.
Walz in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 33406 vom 6.
März 1885) benutzt ebenfalls die entsprechend der Temperatur der als
Wärmeträger dienenden Flüssigkeit entstehende Ausdehnung eines in die Leitung
derselben eingeschalteten Körpers zur Einstellung von Regelungsventilen o. dgl. Um
dabei einen möglichst groſsen Weg der letzteren zu erhalten, bildet Walz den Apparat als ein ziekzackförmig gebogenes Rohr
R (Fig. 5 Taf. 29), welches
von der Heizflüssigkeit durchströmt wird. Dieses Rohr ist mit seinen Enden in dem
Träger T festgehalten und quer zur Richtung, in welcher
die regelnde Ausdehnung stattfinden soll, durch starre Stäbe S verspreizt, welche, da sie von den Aenderungen in der Rohrwärme nur sehr
wenig beeinfluſst werden, das Rohr R zwingen, nur nach
oben seine Ausdehnung zu äuſsern. Hierdurch wird der zweiarmige Hebel H bewegt, welcher z.B., wie in Fig. 5 angenommen ist, ein
die Zuführung von Luft zur Feuerung des Ofens der Heizungsanlage regelndes Ventil
hebt oder senkt und gleichzeitig als Zeiger für die Stellung desselben dient, Walz und Windscheid in
Düsseldorf bringen diesen Apparat insbesondere bei Wasserheizungsanlagen zur Ausführung. Es sei noch bemerkt, daſs auch ein
wechselnder Druck der Heizflüssigkeit eine Bewegung des Rohres R hervorruft, also die durch die Temperatur entstehende
Bewegung unterstützt. Walz hat ferner angegeben, daſs
der Apparat auch zur Angabe der Temperatur des Raumes, in welchem derselbe
aufgestellt ist, auf gröſsere Entfernung dienen kann, in welchem Falle das Rohr R aus anderem Metall hergestellt werden soll wie die
übrigen Theile, so daſs die verschiedene Ausdehnung dieser Metalle Bewegungen
hervorruft, welche auf einen Zeigerapparat einwirken.
In ähnlicher Weise wie Walz benutzt auch Wilh. Schmidt (vgl. 1885 258
* 148) die Formänderung eines gebogenen Rohres zur Regelung der Dampferzeugung in
einem Schraubenrohr-Dampfkessel.
Ludw. Lorenz in Berlin (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 33375 vom
11. März 1885, Zusatz zu * Nr. 31795, vgl. 1885 257 *
441) hat für einen Dampfkessel, bei welchem ein im Wasser liegendes, mit Dampf oder
heiſsen Flüssigkeiten gespeistes Schlangenrohr zur Dampfentwickelung benutzt wird,
einen selbstthätigen Zugregelungsapparat angegeben,
wobei der mit dem Dampfdrucke wechselnde Wasserstand im Kessel das den Zug der
Verbrennungsluft zur Feuerung oder den Abzug der Rauchgase regelnde Ventil
beeinfluſst. Hierzu kann unmittelbar das Gewicht des Wassers verwendet werden,
indem, wie aus Fig.
2 Taf. 29 zu entnehmen, mit dem Kessel A ein
geschlossenes Gefäſs B durch Gelenkröhren C verbunden ist, so daſs in diesem das Wasser sich so
hoch stellt wie im Kessel. Das Gefäſs B ist an einer
Feder aufgehängt und trägt unten das Zugregelungsventil; je höher der Wasserstand in
Folge abnehmenden Dampfverbrauches sich stellt, desto mehr sinkt das Gefäſs und
desto mehr wird das Ventil geöffnet, das Feuer also verstärkt. Es kann auch der
wechselnde Wasserstand in einem mit dem Kessel fest verbundenen Gefäſse zur Bewegung
eines Schwimmers benutzt werden, welcher dann das Zugregelungsventil bethätigt.
Für die in neuerer Zeit mit Vorliebe ausgeführte Niederdruck-Dampfheizung sind verschiedene Regelungsvorrichtungen in Vorschlag gebracht, bei welchen durchgängig der
Luftzug zur Feuerung entsprechend dem Wärmebedarfe der Heizungsanlage selbstthätig
geregelt wird.
Weniger zweckmäſsig scheint die der Firma C. Pieper in
Berlin (* D.
R. P. Kl. 13 Nr. 31138 vom 26. Oktober 1884) geschützte Vorrichtung zu
sein. Es wird an die Dampfleitung der in Fig. 3 Taf. 29
dargestellte Apparat angeschlossen, so daſs der Dampf unter das mit einem
Bleigewichte c oder durch eine Feder belastete
Sicherheitsventil d strömen kann; das letztere wird
dadurch gehoben und der Dampf gelangt hierauf unter einen Kolben f, wobei die Bewegung desselben auf das Regelungsventil
übertragen wird. Die ins Freie mündenden Ausströmungsöffnungen e sind enger als der Durchgangsquerschnitt des
Sicherheitsventiles d, so daſs ein Ueberdruck auf den
Kolben f stattfindet; statt des letzteren kann auch
eine elastische Platte verwendet werden. Mit einer solchen aber wird allein der
Apparat brauchbar sein; denn bei Verwendung eines Kolbens wird dieser stets in seine
höchste Stellung geschoben werden, sobald ein Ueberdruck auf die untere Kolbenfläche
vorhanden ist, gleichgültig, wie groſs dieser Ueberdruck ist. Es wird also nicht
eine Regelung des Luftzuges entsprechend dem Dampfdrucke eintreten, sondern die
regelnde Klappe stets völlig geschlossen werden, sobald überhaupt der Dampf im
Stande ist, den Kolben zu bewegen.
Eine Verbesserung seines Zugreglers will A. Bechem in Hagen (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 34348 vom 17.
Juli 1885, Zusatz zu * Nr. 17956, vgl. 1882 245 * 55)
dadurch erreichen, daſs das bewegliche Rohr an einer in der lothrechten Achse
desselben angeordneten, durch eine Mutter in ihrer Spannung regelbaren Spiralfeder
angehängt ist. Hierdurch fällt der Hebel, welcher früher die Stellung des
Regelungsrohres bewirkte, fort, ebenso die Geradführung des letzteren und die
Anordnung wird einfacher und nimmt weniger Raum ein.
Für den von Käuffer angegebenen Zugregler (vgl. 1885 258 * 6) hat C.
Kalkbrenner in Wiesbaden (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 32541 vom 5.
December 1884) folgende Aenderung vorgeschlagen: Mit dem Standrohre des
Kessels ist ein Windkessel verbunden, aus dessen Luftraume ein Röhrchen in einen aus
elastischem Material zu fertigenden Ballen führt, der in dem Rohre angeordnet ist,
durch welches allein die Luft nach der Feuerung ziehen kann. Mit wachsendem
Dampfdrucke steigt das Wasser im Standrohre, also auch im Windkessel, preſst die in
diesem befindliche Luft zusammen und diese bläht nun den Ballen auf, der den Luftzug
entsprechend hemmt. Eine wesentliche Verbesserung der Käuffer'schen Anordnung ist in dieser Neuerung nicht zu ersehen.
Herm.
Martini in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 33130 vom 3. Oktober
1883) will entsprechend der Temperatur der als Wärmeträger dienenden
Flüssigkeit den Zutritt der Verbrennungsluft zur Kesselfeuerung oder den Abzug der
Rauchgase oder beides zugleich regeln. Hierzu soll die in Fig. 6 Taf. 29
dargestellte Vorrichtung Verwendung finden: Das Heizrohr f ist durch das mit Luft oder Gas gefüllte Gefäſs a geführt, dessen Füllung sich also der Temperatur von f entsprechend ausdehnen wird. Das Gefäſs a steht durch das elastische Rohr z mit dem offenen, an einem Hebel b aufgehängten Gefäſse a1 in Verbindung; in das Rohr z ist das theilweise mit Flüssigkeit gefüllte Gefäſs
o eingeschaltet. Bei zunehmender Spannung im
Gefäſse a wird die Flüssigkeit aus o nach a1 gedrückt und letzteres wird mit gröſserem Gewichte
an dem Hebel b wirken, so daſs eine den Luftzug
regelnde Bewegung der Ventile k und l erfolgt; bei abnehmendem Drucke im Gefäſse a tritt Flüssigkeit von a1 nach o
zurück und die Ventile heben sich wieder. Das Ventil l
regelt den Zug der Luft nach der Feuerung, das Ventil k
den Zug der Rauchgase im Rauchrohre; beide Ventile sind in einem Behälter e angeordnet, der im Kanäle der Rauchgase aufgestellt
werden soll, um eine Vorwärmung der nach der Feuerung ziehenden Luft zu
erhalten.
Bei dieser Vorrichtung wird es schwierig sein, die überschüssige Wärme aus dem
Gefäſse a stets rasch zu entfernen, damit die
Temperaturschwankungen des Heizrohres f sich auch
schnell der Luft in a mittheilen. Martini gibt an, es sollen hierzu besondere Kühlflächen
am Gefäſse a angeordnet werden, etwa Röhren, durch
weicht Auſsenluft streichen kann; doch wird diese Vorrichtung kaum ausreichend
sein.