Titel: | R. H. Neville und J. Richardson's elektrisch gesteuertes Drosselventil für Dampfmaschinen zum Dynamomaschinenbetriebe. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 119 |
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R. H. Neville und J. Richardson's elektrisch gesteuertes
Drosselventil für Dampfmaschinen zum Dynamomaschinenbetriebe.
Mit Abbildung auf Tafel
9.
Elektrisch gesteuertes Drosselventil für
Dynamomaschinenbetrieb.
Zur Regelung der Umlaufzahl einer Dampfmaschine zum Dynamomaschinenbetriebe nach dem
jeweiligen Verbrauche an elektromotorischer Kraft benutzen R. H. Neville in Wellingore
und J. Richardson in Lincoln die in Fig. 5 Taf. 9
veranschaulichte Einrichtung. Bei derselben wird das Dampfdrosselventil D von dem Eisenkerne b
eines Solenoides a beeinfluſst, durch welch letzteres
der von der getriebenen Dynamomaschine erzeugte elektrische Strom kreist, wie dies
in ähnlicher Weise bei den Einrichtungen von Willans
(1884 253 * 444. 1886 259 *
74) und Maxim (1884 253 *
491) der Fall ist. Gegen diese zeichnet sich die vorliegende Anordnung durch
übersichtliche Einfachheit und eine Sicherheitsvorrichtung aus, welche bei
plötzlicher Stromunterbrechung den Dampfzutritt absperrt, also ein Durchgehen der
Dampfmaschine verhütet.
Der Eisenkern b des Solenoides a ist mit einer Führungsstange e und einer
stellbaren Feder f verbunden; die letztere sucht den
Eisenkern b immer nach unten zu ziehen und bildet somit
eine Gegenkraft für das beim Durchströmen des Solenoides erfolgende Anziehen des
Kernes. Die Spindel des Ventiles D setzt sich aus zwei
sich frei auf einander stützenden Theilen i und h zusammen, von welchen der untere in der Stopfbüchse,
der obere Theil h besonders geführt ist und letzterer
einen Ausschnitt besitzt, in den eine Nase des Hebels g
reicht. Der Hebel g ist mittels zweier Gelenkstücke d an den Eisenkern b
angeschlossen. Das Drosselventil D ist doppelsitzig und
der obere Ventilteller gröſser als der untere, so daſs der zwischen diesen beiden
zutretende frische Dampf das Ventil zu heben und zu öffnen sucht; diesem wirkt nun
die Bewegung des Solenoidkernes entgegen, welcher das Ventil niederdrücken und
schlieſsen will. Mit der wechselnden Zu- und Abnahme der Stromstärke im Solenoid a wird also D mehr oder
weniger geschlossen. Der Theil h stützt sich auf die
stellbare Mutterhülse j an der Stange i, so daſs diese Thätigkeit noch beliebig zu regeln
ist.
Wenn nun z.B. der elektrische Strom durch irgend eine Veranlassung plötzlich
unterbrochen wird, so schnellt das Ventil D, weil die
Feder f den Kern b frei
nach unten ziehen kann, plötzlich empor und die Maschine geht durch. Um dies zu
verhüten, ist noch ein Elektromagnet l angebracht,
dessen Kern das Gewicht m eines Hebels n anzieht, so lange durch seine Spule der Strom von der
Dynamomaschine flieſst. Hört dieser auf, so kann das Gewicht herabfallen, wobei das
Ventil D geschlossen wird und so lange geschlossen
erhalten bleibt, bis der Elektromagnet l wieder zur
Wirkung gelangt.
Auf der Erfindungsausstellung in London 1885 war eine
Halblocomobile mit Compounddampfmaschine von Robey und
Comp. in Lincoln mit diesem Drosselventile ausgerüstet in Thätigkeit. In
der Praxis hat sich die Einrichtung bei der elektrischen
Beleuchtung des Schlosses Muncaster bei Ravenglass, Grafschaft Cumberland,
bewährt (vgl. Textile Manufacturer, 1886 S. 142). Diese
Anlage umfaſst 2 Elwell-Parker'sche Dynamomaschinen
jede für 120 16-kerzige Glühlampen, welche von einer Robey'schen Halblocomobile von 14 Pferd gleichzeitig unmittelbar von der
Schwungradwelle durch zu beiden Seiten der Maschine vorstehende Scheiben getrieben
werden. Die Locomobile dient Tags über zum Betriebe von Holzsägen o. dgl. und das
Drosselventil wird dann durch einen einfachen Centrifugalregulator gesteuert. Erst
beim Betriebe der Dynamomaschinen tritt der beschriebene elektrische Regulator in
Thätigkeit. In den Räumen des Schlosses brennen 185 Glühlampen, davon 17 im
Billardzimmer, 23 in der Bibliothek, 16 im Speisesaale und 11 in der Hausflur; in
letzterer sind die früheren Gaslampenarme zur Anbringung der Glühlampen benutzt,
während in der Bibliothek ein mit blankem kupfernem Strahlschirm versehener
Kronleuchter und mehrere für das Lesen bestimmte Einzellampen angebracht sind. Um
des Sonntags und während der Nacht die Locomobile nicht feuern zu müssen, ist ein
50zelliger Accumulator vorhanden, dessen Ladefähigkeit einen Strom von 45 Ampère
abgeben und damit 60 Lampen bequem speisen kann. Diese Zahl soll jedoch, des raschen
Verbrauches des Accumulators halber, nicht überschritten werden. Die
elektromotorische Kraft der Dynamomaschinen beträgt 112 Volt und der beschriebene
Regulator hält dieselben fast genau inne. Die Dynamomaschinen sind auf festen
steinernen Unterbauen verankert und der Accumulator ist in einen Steintrog gestellt.
Die ganze Einrichtung ist von J. Edmundson und Comp. in
Westminster-London ausgeführt und seit 6 Monaten befriedigend im Betriebe.