Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. |
Autor: | Fr. Kick |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 97 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof.
Fr. Kick.
(Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 1
d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 1 und 7.
Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
10) Sichten und Sichtmaschinen. Die Bestrebungen der
neuesten Zeit weisen, von kleineren Neuerungen abgesehen, vorzüglich zwei
beachtenswerthe Gedanken auf: nach dem ersten soll durch entsprechende Einrichtung
des Sichtcylinders bei Centrifugalsichtmaschinen das sich im Cylinder sammelnde
Mahlgut durch diesen so hoch gehoben werden, daſs es von oben fallend neuerlich den
Schlägern und ihrer Einwirkung dargeboten wird; nach dem zweiten wird das Sieben
dadurch bewirkt, daſs die feinen Mahlguttheilchen durch rasch bewegte Luft durch die
Siebe geführt werden. Diese Luftbewegung soll durch geeignete Anbringung von
Ventilatoren erfolgen. Beide Gedanken sind gesund und bereits mehrfach zur
Verwirklichung gelangt.
Friedr. Wegmann in ZürichDas Patent scheint noch nicht ausgegeben; diese Maschine wurde in der Mühle, 1885 * S. 229 besprochen.
läſst bei seiner neuesten Sichtmaschine die Siebfläche
durch zurückspringende U-förmige Leisten unterbrechen, wie dies Fig. 7 Taf. 7 darstellt,
und es muſs sich bei der langsamen Drehung des Cylinders das Mahlgut vom Siebe
abrollend in den Vertiefungen dieser Leisten sammeln, nach oben gehoben werden und den Schlägern zufallen. Fig. 7 zeigt bloſs einen
Querschnitt durch den Sichtcylinder, weil hieran das Wesentliche zu erkennen ist;
denn die sonstige Anordnung weicht nicht auffällig von der üblichen ab. Die
Mahlgutzuführung erfolgt gleichfalls an der Achse durch eine Mehlschraube; die
Flügel f der Schläger sind nicht schraubenartig
gewunden, sondern es ist einer (f1) der vier Flügel mit prismatischen Holzklötzchen
versehen, deren schräge Seitenfläche, gegen den Auslauf gekehrt, die Fortschaffung
des Sichtgutes besorgt. Bei der Absichtung feuchten Mahlgutes kann zum Freihalten
der Gaze ein Schlagwerk benutzt werden, welches von excentrischen Ansätzen e aus bethätigt wird. Der Antrieb der Schlägerwelle
erfolgt mittels eines Riemens und wird die Bewegung auf den Sichtcylinder in
gleicher Richtung durch ein Vorgelege übertragen, bei welchem Wegmann's geräuschlose (mit Schrot gefüllte) Räder
(vgl. S. 6 d. Bd.) angewendet sind.
Die Sichtmaschine von Geo T.
Smith in Jackson (vertreten durch Eugen Kreiſs
in Hamburg, auf dessen Namen die deutschen Patente * Nr. 31307 vom 13. September
1884, Nr. 32191 vom 16. December 1884 und Nr. 34247 vom 16. December 1884 lauten)
wendet zum Heben des Sichtgutes bewegliche Leisten an
und trachtet sowohl durch diese, wie durch eine von auſsen auf den Gazebezug
wirkende Bürste, den Sichtcylinder möglichst wirksam zu machen. Zugleich soll die
durch die Schläger erzeugte Luftbewegung durch geeignete Abschlusse beim Ein- und Auslaufe thunlichst
herabgemindert und mit dazu verwendet werden, die Austragung des Mahlgutes zu
unterstützen. Die Smith'sche Maschine, welche durch die
Figuren 1
bis 6 Taf. 7
gekennzeichnet ist, weist jedenfalls einige beachtenswerthe Neuerungen auf, wenn
auch jene Lobeserhebungen, welche der Vertreter dieser Maschine in der Mühle, 1885 S. 23, 68 und 100 veröffentlichte, im
„Reclamestyle“ gehalten sind.
Die beweglichen Hebeleisten h an der Innenseite des
Cylinders C können wesentlich nicht anders wirken, als
die von Wegmann angewendeten U-förmigen Vertiefungen;
wie in diesen, so sammelt sich auch an ersteren das abrollende Mahlgut an. Von einem Schöpfen des Mahlgutes vom Siebcylinder
durch diese Leisten kann deshalb nicht gesprochen werden, weil sich die Unterlage
des Mahlgutes, der Cylinder, mit dem Mahlgute und den Leisten gleich schnell bewegt
(dreht) und zwar mit 20 Umgängen in der Minute. Indem sich daher das Mahlgut auf den
unteren Theilen der Innenseite des Cylinders anhäuft, wird dasselbe bei der Rotation
gehoben, kollert gegen die Heber h, sammelt sich an
denselben an und wird nun erst durch sie weiter gehoben, als dies der Sichtcylinder
ohne Nebenvorrichtung vermöchte. Durch dieses höhere Heben findet aber eine bessere
Zuführung gegen die Schlagleisten l statt. Die ganze
Siebfläche des Sichters kann auch bei dieser Maschine nicht wirksam werden, sondern es muſs der untere Theil, des darauf
lagernden Mahlgutes wegen, theilweise unwirksam bleiben, wie dies bei allen
Centrifugalsichtern gleichfalls der Fall ist.
Fig. 1 zeigt
bei E den Einlauf, bei F
ein Rad mit vier Flügeln, gegen welche sich das Maschinengehäuse so anschmiegt, daſs
nur wenig Luft mit dem Mahlgute eintreten kann. Das Mahlgut gelangt von G in den Vorsichter V,
dessen grobes Drahtgewebe von einem Blechmantel m so
umgeben ist, daſs das Sichtgut bei a in den Cylinder
tritt, daher bei seinem Eintritte gar nicht von den Schlagleisten l getroffen werden kann, sondern diesen erst mittelbar
durch die Wirkung der Heber h zugeführt wird. Grobe
Verunreinigungen können aus dem Vorsichter bei ruhender Maschine durch Oeffnung
einer Klappe bei G durch die Hand des Müllers entfernt
werden. Es ist zwar in Bezug auf die Ausnutzung der Siebfläche günstig, daſs das
Sichtgut am Anfange in den Cylinder tritt und nicht erst weiter einwärts; jedoch
scheint mir die centrische Zuführung, welche das Mahlgut sogleich den Schlägern
übergibt, wenn man des Vorsichters entbehren kann, richtiger zu sein.
Der Abstand der Schlagleisten vom Siebe beträgt angeblich etwa 80mm und ist hierdurch ein günstigerer Winkel für
das Auftreffen des Sichtgutes gegen das Sieb bedingt, als möglich ist, wenn der
Schlägerabstand nur etwa 20mm beträgt, wie dies
häufig der Fall ist. Der Auslauf des Sichtgutes erfolgt um die Scheiben s1, s2 herum, wie durch die
Pfeile angedeutet ist, und der Antrieb durch die Riemenscheibe
R auf die Schlägerwelle und durch die Räder 1 bis 4 auf den
Sichtcylinder. Durch die Scheibe s1 ist dem Eintritte der Luft in den Sichtcylinder
ein Hinderniſs insofern gesetzt, als dieser Eintritt an der Achse bis nahe zum
Umfange versperrt ist und eine Luftströmung von der Achse zum Umfange daher
ausgeschlossen oder doch vermindert wird. Durch die Wirkung der kreisenden
Schlägerleisten l auf die in der Maschine enthaltene
Luft wird eine Luftverdünnung an der Schlägerwelle, eine Luftverdichtung zwischen
Sieb und Schlägern und auch im todten Raume zwischen Sieb und Kasten erfolgen und
ein Austritt von Luft über s1, s2 im
Sinne der Pfeile nach Maſsgabe der mit dem Mahlgute beim Einlaufe eintretenden Luft
erfolgen. Durch diesen Luftaustritt links und durch den Eintritt von Luft aus dem
Vorsichter an der Einlaufseite ist eine schwache Luftbewegung zwischen den Flügeln
und dem Siebe in der Richtung zum Auslaufe bedingt, welche auch das Sichtgut vom
Einlaufe gegen den Auslauf befördert. Die Stärke dieser Luftbewegung kann dadurch
etwas abgeändert werden, daſs die Schlägerachse A sammt
den Flügeln l eine geringe Längsverschiebung erhält,
wodurch der Uebergriff der Flügelenden über die Scheibe s1 etwas vermehrt oder vermindert werden
kann. Zu diesem Zwecke ist die Achse A in den Lagern
verschiebbar und wird in einer bestimmten Stellung durch Anziehen der an der Nabe
des Zahnrades 1 befindlichen Schraube o durch diese Nabe, welche rechts und links gegen feste
Lager anläuft, gehalten. Diese Art der Stellung der Schlägerachse ist mangelhaft;
besser ist die diesbezügliche Anordnung, welche in der Mühle, 1885 * S. 292 gezeichnet ist, nach welcher die Schlägerwelle nach
auſsen verlängert erscheint und mit ihrem Ende von einem Lager gehalten wird,
welches in der Richtung der Achse verstellbar ist. Bei dieser Abänderung sind auch
die Räder 1 bis 4
entsprechend der gebräuchlichen Anordnung nach auſsen gelegt, wodurch sie besser vor
Staub geschützt sind.
Die beweglichen Hebeleisten h sind in Fig. 5 in der Stellung
unten und oben etwas gröſser gezeichnet. Die Lappen n
begrenzen die Beweglichkeit und bewirken auch beim Fallen der Leisten einen kleinen
Stoſs, wodurch das Abgleiten des Mahlgutes befördert wird. Diese Begrenzung der
Beweglichkeit ist unbedingt nöthig, weil sonst die Leisten h in den Bewegungskreis der Schläger l
gelangen würden. Es ist zu bemerken, daſs die Anwendung von Hebeleisten nicht neu
ist: Otto Türcke in Dresden sowie G. A. Schoepf und Comp. in Regensburg haben solche
Leisten schon früher angewendet; doch waren dieselben fest mit dem Cylinder
verbunden. Der Erfolg der Beweglichkeit kann nur gering
sein. Alle am Cylinder angebrachten, nach einwärts gerichteten Leisten bedingen
wegen der schiefen (nie
radialen) Wurfrichtung des Sichtgutes, daſs ein gröſserer Theil der
Siebfläche, nämlich der durch die Leisten gedeckte Theil, unwirksam wird. Man kann
diesen unwirksamen Theil sehr leicht ermitteln, wenn man eine Tangente an den
Schlägerkreis und die
Heber zieht; es ist der Theil xx1 in Fig. 2 und 5. Auf die Wirkung der
Schläger wird später noch einmal in Kürze zurückgekommen, weil diesbezüglich gar zu
verkehrte Ansichten vorliegen und in anderen Patenten ihren Ausdruck finden.
Die stündliche Leistung bei 0m,875 Durchmesser und 2m,520 Länge des Cylinders wird zu 1500k angegeben, wenn Dunst abgesichtet wird, und zu
1000k beim Nachsichten von Mehl.
Schlieſslich sei noch bemerkt, daſs das Sichtgut aus dem Beutelkasten nach Belieben
durch Benutzung der Wechselklappen w (Fig. 4 und 6) einer der beiden
Schnecken S1 oder S2 zugeführt werden
kann. Die Wechselklappen sind um die Zapfen o drehbar
und können entweder in die in Fig. 4 voll gezeichnete
Stellung, oder in die punktirte gebracht werden. Fig. 6 stellt die
Wechselklappen perspektivisch dar; dieselben bilden übrigens keinen Gegenstand des
Patentes.
Die bereits oben erwähnte Bürste zum Reinigen des Cylinders ist in Fig. 3 dargestellt und ist
dieselbe mit dem Arme a (Fig. 2) verbunden, welcher
durch den Stift i am Cylinder in die punktirte Lage
gebracht wird., aus welcher er durch sein Gewicht bezieh. durch die Feder f gegen den Anschlag b
zurückprallt; dieser Stoſs, welcher durch eine Kautschukauflage auf b geräuschlos gemacht werden kann, säubert die Bürste
und macht sie wieder leistungsfähig. Entsprechend der Abnutzung der Bürste, sind die
Lager ihrer Achse verstellbar, zu welchem Zwecke der bogenförmige Schlitz und in
demselben ein Klemmbolzen vorhanden sind.
Die zweite oben bezeichnete Idee, die Luftbewegung vorwaltend zum Durchtreiben des
fein vertheilten Sichtgutes durch das Sieb zu benutzen, findet ihren Ausdruck in den
Vorschlägen von Paul Janssen in Hamburg (* D. R. P. Nr.
27913 vom 24. Oktober 1883), Carl Aug. Halick in
Buschmühle Bellwitz (* D. R. P. Nr.
32635 vom 31. Januar 1885), Rud. und Jos.
Gawron in Anclam (* D. R. P. Nr. 29471 vom 5. Februar
1884) und endlich in einer Anordnung von C. W.
Haase in Braunschweig.Vgl. C. W. Haase: Die praktische Müllerei mit
Beiträgen zur Mühlenbaukunde, (Breslau 1885. Max Woywod) S. 4 bis 17. Bezüglich dieses
Buches sei bemerkt, daſs es aus einer Reihe nicht geordneter Abhandlungen
über Einzelheiten mehr der Mühlenbaukunde, als der praktischen Müllerei
besteht. Dasselbe rechtfertigt seinen Titel nicht, weil Niemand aus dem
Buche sich über den Mühlenbetrieb – und das ist doch praktische Müllerei –
unterrichten kann; aber es enthält mehrere gute Gedanken, welche man unter
den weitschweifigen Beschreibungen Haase'scher
Patente und Untersuchungen, wenn auch nicht ohne Mühe, finden kann. Das Buch
hat das Gute, originell zu sein; schriftstellerische Sünden, sowie arge
technische Verstöſse finden sich aber viele vor. Der Verfasser hat
mannigfache Erfahrungen gesammelt, die „Harmonie zwischen Wissenschaft
und Praxis“ steht wohl im Motto, im Buche selbst ist sie aber nicht
selten zu vermissen; doch fehlt es nicht am Wollen und, wer die oft
eigenartige Sprache der Werkstätte gewohnt ist, der wird Haase's Sprache hinnehmen.
Es dürfte vielleicht keine dieser Anordnungen allen billigen Anforderungen entsprechen; doch ist
der Grundgedanke ein gesunder, gegen welchen nur ein, allerdings wesentlicher,
Einwand gemacht werden kann und zwar folgender: Das in der Müllerei abzusichtende
Gut ist ein Gemenge von kleinen Bruchstücken des Stärkemehl haltigen Inneren des
Getreides und der Schalen; letztere brechen in dünnen, plättchenförmigen Stückchen
und diese werden von bewegter Luft leichter mitgenommen, als die specifisch
schwereren und zudem mehr kugelförmigen Endospermtheilchen. Wenn man daher das
Sichten durch kräftige Luftbewegung fördern will, so muſs man ein Mehl erhalten, in
welchem sich jene feinen Kleietheilchen gewiſs vorfinden werden, deren Gröſse den
Durchgang durch das Sieb gestattet; d.h. man wird minderwerthiges Mehl erhalten, als
dies bei Anwendung gewöhnlicher Mehlcylinder und der Centrifugal-Sichtmaschinen
gewonnen wird, bei welchen die specifisch schwereren Mehltheilchen leichter an und
durch das Sieb gelangen, als die Kleietheilchen. Das Sichten mit Benutzung eines
Luftstromes hätte sich demnach entweder auf sehr reine Mehle, oder auf solches
Mahlgut zu beschränken, in welchem kleine Splitterchen der Schale, die durch das
Sieb gerissen werden können, nicht vorkommen.
Noch sei erwähnt, daſs eine dauernde, kräftige Luftströmung von innen nach auſsen das
Verlegen des Siebes wesentlich befördert, und es
wäre demnach Vorsorge zu treffen, daſs diesem leicht eintretenden Uebelstande
abgeholfen werde. Jede Luftbewegung in den Sichtmaschinen bedingt das Vorhandensein
von mit Mehlstaub geschwängerter Luft und ist demnach für entsprechenden Abschluſs
der Maschine, auch beim Ein- und Auslaufe, Sorge zu tragen, damit nicht Staubluft in
die Rohre gelangt. Indem wir nun zur Beschreibung der hierher gehörigen Anordnungen
übergehen, vermag der Leser selbst zu beurtheilen, ob den erwähnten nothwendigen
Rücksichten Rechnung getragen wurde.
P. Janssen legt in den wagerechten Sichtcylinder an
beide Enden Saugventilatoren, welche die Luft aus dem Gehäuse des Sichters ansaugen
und in das Innere des Siebcylinders treiben; hierdurch muſs eine kräftige
Luftbewegung entstehen, welche das durch die Schläger vertheilte Sichtgut durch die
Maschen des Gewebes führt. Der Ventilator an der Einlaufseite befindet sich im
Sicherheitskorbe und es wirken hier die Ventilatorflügel gleichzeitig als
Sichtflügel. Der Ventilator auf der Auslaufseite ist in Fig. 11 Taf. 7 bei V dargestellt; das Ventilatorhaus ist aus Blech und der
Lufteintritt und Austritt durch Pfeile gekennzeichnet. Die ganze Anordnung ist
abgesehen vom Antriebe und der Zu- und Abführung des Sichtgutes symmetrisch; beide
Ventilatoren saugen die Luft aus dem Aufsätze A des
Sichtkastens. Die übrigen Theile sind aus der Figur ohne weiteres verständlich. Bei
A sollte ein Filter angebracht sein.
Carl Aug. Halick führt in das Innere des Sichtcylinders
die Luft durch Oeffnungen in der Hohlachse des Mehlsichtcylinders ein; ferner wird durch ein der Länge
nach geschlitztes, auſsen parallel zum Cylinder
liegendes Rohr Luft auf das Sieb geblasen- die erstere Luftbewegung soll das Mahlgut
durch das Sieb führen, die letztere hingegen das Sieb rein halten. Gegenstand des
Patentes bildet nur die Reinigung des Cylinders durch die von auſsen gegen das Sieb
geblasene Luft und ist im Uebrigen selbst die Frage offen gelassen, ob der Sichter
ein Centrifugalsichter ist, oder nicht.
Die Sichtmaschine von R.
und J. Gawron hat stehende Anordnung: der Ventilator
ist oben an der lothrechten Achse angebracht, welche an einem Blechcylinder sowohl
Flügel, als Blechringe (Teller) trägt. Erstere jagen das Sichtgut gegen das
cylindrische Sieb, letztere bilden gleichsam Abtheilungen in der Maschine, welche
ein rasches Fallen des Sichtgutes hindern sollen. Der Ventilator saugt die Luft aus
dem Raume zwischen Blechcylinder und Sieb (also merkwürdiger Weise aus dem Inneren
des Siebes) an und jagt sie in den Blechcylinder, von welchem sie durch die
senkrechten Flügel, welche aus einem schmäleren und einem breiteren Blechstreifen im
Abstande von etwa 3mm bestehen, hindurch gegen das
Sieb treten soll. Die Gesammtanlage ist gänzlich verfehlt und verwerflich. Um nur
Eines hervorzuheben, denken sich die Genannten die Luft in nahezu radialer Richtung
zwischen den Flügeln austretend und vergessen hierbei völlig, daſs die Flügel sich
bewegen und die relative Luftbewegung gänzlich verschieden von der absoluten
ist.Man kann sich durch einen einfachen Versuch von der Art und Richtung der
Luftbewegung überzeugen; man hat nämlich nur nöthig, mit einem entsprechend
gestalteten Flügel unter Bogenbewegung an einer Kerzenflamme vorüber zu
fahren, und wird aus der Ablenkung der Flamme die Richtung der Luftbewegung
deutlich wahrnehmen, natürlich noch besser durch eine einfache mechanische
Vorrichtung zur Flügelbewegung.
Wenn wir hier nochmals auf die bereits in D. p. J. 1879
231 310 erwähnte Mehlsichtmaschine von C. W. Haase
zurückgreifen, so geschieht es deshalb, weil Haase der
Erste war, welcher bewegte Luft zum Durchführen des Mahlgutes durch ein Sieb
verwendete und die Beschreibung dieser Maschine in dem oben angegebenen Buche Haase's doch ein wenig besser ist als in der
Patentbeschreibung. Haase setzt in den Sichtkasten
einen festliegenden Cylinder, welcher nur in dem
Bogenstücke ss1 (Fig. 10 Taf.
7) mit Gaze bezogen, während der übrige Theil desselben voll ist. In dem Cylinder
kreisen Flügel f, die das Mahlgut in die Höhlung h werfen sollen, aus welcher es vor dem Siebe
niederfällt. Die Geschwindigkeit der Flügel f muſs so
groſs sein, daſs das Mahlgut durch seine Centrifugalkraft bis gegen h mitgenommen und dann nach h geworfen wird (v\,>\,\sqrt{r\,g}). Ein
Flügelgebläse treibt Luft in regelbarer Menge in den Cylinder und diese strömt durch
das Sieb in den Sichtkasten, aus welchem sie durch ein Flanellfilter entweichen kann. Auf dem Wege durch
das Sieb nimmt die Luft das feinere Mahlgut mit und soll das gröbere Sichtgut sehr
frei von Mehl aus der Maschine entweichen. Durch welches Mittel das Sieb vor dem
Verschlagen mit Sichtgut bewahrt wird (vielleicht eine Bürste?), ist auch in dem
Buche Haasens nicht gesagt und demnach besteht auch
heute für den Berichterstatter noch dasselbe Bedenken, welchem er bereits früher
Ausdruck gegeben hat.
Wir wenden uns jetzt jener Gruppe von Neuheiten zu, welche an den
Centrifugalsichtmaschinen durch Aenderung in den
Flügelformen bessere Wirkung erzielen sollen. Es ist leicht nachweisbar,
daſs diesen Vorschlägen meistens fehlerhafte Auffassungen über die Wirkung der
Flügel oder Schläger zu Grunde liegen, und seien hier einige Bemerkungen
vorausgeschickt, zu welchen uns auch eine ganz neue Abhandlung von F. van den Wyngaert (vgl. Mühle, 1886 S. 21) veranlaſst.
Fig. 1., Bd. 260, S. 103Fig. 2., Bd. 260, S. 103 Zunächst sei hervorgehoben, daſs das Abschleudern des Sichtgutes von den
Schlägern nur in der Richtung der Tangente an den
Schlägerkreis erfolgen kann. Der Winkel φ, unter
welchem das Mahlgut gegen das Sieb fliegt, ist daher stets ein spitzer und bestimmt
durch die Gleichung sin (90° – φ) = cos φ = (r
: R). Aus dieser Gleichung, sowie aus Textfig. 1 läſst sich erkennen, daſs der Winkel φ um so günstiger (gröſser) ausfällt, je kleiner der
Schlägerkreis und je gröſser der Sichtcylinder wird. Man kann den Schlägerkreis im
Verhältnisse zum Sichtcylinder nicht sehr klein machen, weil sonst das Mahlgut eine
zu lange Luftschicht zu durcheilen hat und die Kraft des Wurfes zu sehr vermindert
wird, der Winkel φ bleibt ein spitzer.Noch ausführlicher und unter Berücksichtigung des Einflusses der Bewegung des
Sichtcylinders, welche im günstigen Sinne wirkt, wenn er sich nach der
Richtung der Schläger bewegt, sind diese Verhältnisse dargelegt in Kick's Supplement
(Leipzig 1883) S. 40 ff. Später hat hierauf Wyngaert im „Millstone“ (1884
S. 41) aufmerksam gemacht, wie von dieser Seite üblich, ohne Quellenangabe.
Für den Genannten recht bezeichnend ist sein Ausspruch (vgl. Mühle, 1886 S. 23): „Die guten Neuerungen
bei den Sichtmaschinen beruhen immer auf Beobachtung einer oder mehrerer
dieser von mir (!) entwickelten
Sichtmaschinen-Constructionen.“ Hier drängt sich mir der Ausruf auf:
Wahrlich der ganze Vater! (Vgl. Kick:
Mehlfabrikation, 2, Auflage S. 105.) Es fragt sich nun,
welchen Einfluſs kann auf die Wirkung die Schlägerform
nehmen. Kann etwa eine nach einwärts gekehrte Form des Schlägers ein Einziehen des Sichtgutes bewirken? Das Sichtgut,
zumeist Mehl, springt von dem Schläger nicht gleich
einem elastischen Körper unter dem Einfallwinkel ab, sondern wenn m in Textfig. 2 eine
Mehlmasse darstellt, so wird sie sich am Flügel zertheilen, zuvörderst mitgenommen
und bei genügender Anhäufung schlieſslich gleichfalls an der Schlägerkante
tangential abfliegen. Solche Flügel werden wohl etwas mehr Mahlgut anhängend mitführen; aber so
lange der Winkel, welchen der Flügel mit dem Halbmesser einschlieſst, nicht gröſser
als der Reibungswinkel des Mahlgutes am Flügelmateriale ist, hat die überhängende
Lage nur mittelbaren Einfluſs; es entsteht eine relativ
gegen einwärts gerichtete Luftbewegung und diese kann bei genügender Neigung Mahlgut
gegen einwärts ziehen. Darum gibt man den Flügeln die Stellung Textfig. 1.
Fig. 3., Bd. 260, S. 104 Gibt man einem Flügel die in Textfig. 3
gezeichnete Anordnung von Bergmann und Schlee in Halle a. S. (* D. R. P.
Nr. 30095 vom 29. Juli Fig. 3. 1884),
so wird durch die am Flügel angebrachten Schaufeln allerdings eine Luftströmung im
Sinne der Pfeile bedingt; aber diese Bewegung ist eine relative – der Flügel bewegt
sich ja auch – und diese Relativbewegung nach x,
verbunden mit der Flügelbewegung, setzt sich zu einer absoluten Luftbewegung in der
Richtung y zusammen; keinesfalls ist die Richtung der
relativen Bewegung zusammenfallend mit der absoluten.
Fig. 4., Bd. 260, S. 104 Etwas ganz Aehnliches wird bei der Flügelform von Jos.
Kuhnmünch in Rötungen a. T. (* D. R. P. Nr. 33165 vom 2. Mai 1885) der Fall sein. Die
Flügelform und die Drehungsrichtung ist durch Textfig.
4 dargestellt. Kuhnmünch sagt in seiner
Patentschrift: „Damit das Sichtgut durch die Centrifugalkraft nicht in den
Schaufeln festgehalten wird, ist die eine Schaufel gegen die andere geschränkt
und zwar so, daſs zwischen zwei auf einander folgenden Schaufeln ein Spalt
entsteht. Hierdurch wird erreicht, daſs das Sichtgut nicht wie bei den anderen
Sichtmaschinen vermöge der Centrifugalkraft in tangentialer Richtung abgeworfen
wird, sondern durch den radialen Druck auf die schräge Schaufel an letzterer
entlang gleiten und sie durch den Spalt verlassen muſs. Das Sichtgut wird
dadurch in ganz fein vertheiltem Zustande in einem dünnen Strahle langsam von
den Schaufeln gegen die Siebfläche geworfen.“ Wenn auch zugegeben werden
kann, daſs das Sichtgut an den geschränkten Schaufeln hingleitet und die Flügel
durch den Spalt verläſst, so erfolgt doch die Weiterbewegung in tangentialer Richtung und eine Ablenkung hiervon kann
nur durch die Luftbewegung und die Schwerkraft stattfinden. Die schrägen Flächen der
Flügellappen werden die Weiterbeförderung des Mahlgutes bewirken.
Von Kuhnmünch ist auch eine Stellvorrichtung für die Flügel von Schleudersichtmaschinen (* D. R. P.
Nr. 33351 vom 15. März 1885) vorgeschlagen worden, welche darin besteht, daſs die
Entfernung der Schläger vom Sichtcylinder durch ein Hebelwerk veränderlich gemacht
ist, was durch die Verschiebung von Kegeln längs der Schlägerachse erzielt werden
kann. Aehnliches ist bereits (vgl. 1884 250 487)
besprochen worden.
Die
Halle'sche Maschinenfabrik und Eisengieſserei in Halle a. d. S. (* D. R.
P. Nr. 33328 vom 24. April 1885) wendet zwei Arten von Flügeln an und
sollen die Flügel f (Textfig.
5 und 6) als Wurfflügel zugleich auch die
Weiterbeförderung zum Auslaufe besorgen, während die Flügel g, Vertheilungsschaufeln genannt, eine gegen einwärts gerichtete
Luftbewegung bewirken und die leichteren Kleietheilchen nach einwärts ziehen sollen.
Vermehrte Luftwirbel werden durch diese Anordnung allerdings entstehen; in welcher
Weise diese aber auf das Sichten fördernd oder störend einwirken, ist wohl sehr
schwer zu sagen.
Fig. 5., Bd. 260, S. 105Fig. 6., Bd. 260, S. 105Otto
Türcke in Dresden (* D. R. P. Nr. 29764 vom 20. December
1883) wendet gleichfalls zwei Arten von Flügeln an; die eine Art trägt
schräg zur Längsrichtung stehende Winkelleisten, welchen die Aufgabe der
Verschiebung des Sichtgutes gegen den Auslauf zufällt, während die zweite Gattung
aus Blechstreifen gebildet ist, welche mit ⌉-förmigen Durchbrechungen versehen sind,
von denen die verbleibende Ecke nach rückwärts ausgebogen ist; der Zweck ist
unklar.
Eine Sichtmaschine mit schneckenförmig (schraubenförmig)
um die Welle angeordneten Stiften lieſs sich Adolf
Brzesky in Preſsburg (* D. R. P. Nr. 27896 vom 18.
December 1883) schützen; diese Einrichtung ist genau seiner
Getreidereinigungsmaschine (vgl. 1886 259 200)
nachgebildet und muſs als verfehlt bezeichnet werden,
weil die Stifte das Sichtgut nicht ordentlich werfen und durch ihre Anordnung zudem
ein starker Luftzug gegen den Auslauf eintreten muſs.
Fig. 7., Bd. 260, S. 105Escher,
Wyſs und Comp. in Ravensburg (* D. R. P. Nr. 33179 vom 23. Januar
1885) wenden in ihrer Sichtmaschine
einerseits Schläger aus Wellblech bezieh. gefurchte Schläger, andererseits einen
sternförmigen Cylinderrahmen an (vgl. Textfig. 7),
welcher als eine Abänderung des bereits (1881 242 * 267)
beschriebenen Seck'schen Sichtcylinders anzusehen ist.
Durch die Gestalt des Sichtcylinders wird ein günstigerer Winkel für das Aufliegen
des Sichtgutes erzielt- als Zweck der Furchen in den Flügeln wird in der
Patentschrift radiales Auftreffen gegen die Bespannung wohl angegeben, aber in
Wirklichkeit nicht erreicht.
Die weiter von Escher, Wyſs und Comp. (* D. R. P. Nr.
33187 vom 3. April 1885) angegebene Anordnung zum Abklopfen
des Sichters besteht darin, daſs der Sichtcylinder auf Rollen läuft, deren
Umfang nach einer vom Kreise wenig abweichenden Schneckenlinie geformt ist, wodurch
eine kleine Stufe
entsteht, über welche der Cylinder plötzlich abfällt und in Folge des so
entstehenden Stoſses von dem anhängenden Sichtgute gesäubert wird. Natürlich muſs
diese Stufe an den Rollen niederer sein als der Abstand zwischen den Flügeln und der
Siebfläche des Cylinders.
Sichtmaschinen mit innerem
Vorcylinder sind in mehreren Formen Gegenstand von Patenten. J. E.
Zinnal in Stolp (* D. R. P. Nr. 27534 vom 25. Oktober
1883) bringt den Einlauf des Sichtgutes in der Mitte an und läſst
dasselbe zunächst in den Vorsichter treten, welcher die eine, z.B. rechte, Seite des
Sichtkastens einnimmt. Mehl und Dunst werden ausgebeutet und gelangen zufolge
Wirkung einer an der Auſsenseite des Vorsichters angebrachten Schraube gegen die
Mitte der Maschine, wo sie durch ein mit dem im linken Theile des Kastens
befindlichen Sichtcylinder vereinigtes Schöpfrad in diesen zweiten Sichter gebracht
werden. Die groben Theile gelangen aus dem Vorsichter am rechten Maschinenende zu
einem Auslaufe, Dunst und Mehl links zu getrennten Ausläufen. Für geringe
Mahlgutmengen können durch geeignete Abtheilung zwei Mehlsorten, Dunst, Gries und
Schalen getrennt werden.
O. M. Hofwolt in Rostock i.
M. (* D. R. P. Nr. 30504 vom 28. Juni
1884) ordnet einen Vorsichter so an, daſs er sich von einem etwas
gröſseren Sicherheitskorbe nur dadurch unterscheidet, daſs die im Vorsichter
zurückgehaltenen gröberen Theile aus einer am Ende des Vorsichters befindlichen
Kammer mittels spiralförmiger Röhren in einen Auslauf befördert werden, welcher sich
an der Einlaufseite befindet.
Rich. Zieger in Berlin (* D. R. P. Nr.
30775 vom 7. August 1884) verbindet mit der Schlägerwelle einen
Blechkegelstutz in der Weise, daſs in diesen Kegelstutz das gröbere Mahlgut aus dem
Vorsichter übertreten kann und durch denselben zu einem getrennten Auslaufe
befördert wird. Die Vorsichtertrommel ist von der einen Seitenwand des Hauptsichters
getragen; der Einlauf des Sichtgutes erfolgt in den Vorsichter, die feineren Theile
gelangen durch das Sieb desselben in den Hauptsichter, während die gröberen Theile
durch den erwähnten Kegelstutz, welcher mit der Schlägerwelle sich dreh, zu einem
Auslaufe gelangen, gegen welchen sich der Kegel erweitert. Das Mehl fällt durch den
Sichter einer Mehlschraube zu, der Dunst wird am Ende des Sichters, an der
Auslaufseite, von einem besonderen Auslaufe aufgenommen, daher die Maschine
dreierlei Producte liefert. Alle Theile, welche der Schmierung bedürfen, sind leicht
zugänglich. Die Anordnung ist empfehlenswerth.
J. Kuhnmünch in
Röttingen (* D. R. P. Nr. 33441 vom
25. März 1885) macht den Vorcylinder von etwas gröſserer Länge als den
Sichtcylinder. Ersterer ist aus gelochtem Bleche oder Drahtgewebe, trägt auſsen 4
Längsleisten, an die sich schraubenförmig gestellte Querrippen von gröſserer Höhe
anschlieſsen, über welche der Seidengazeschlauch gezogen ist. Die Schlägerwelle
befindet sich im Vorcylinder, in welchem Schalen und gröbere Griese zurückbleiben,
während Mehl und feine Griese in den schraubenförmigen Kanal gelangen, welcher
einerseits durch die Gaze, andererseits durch die schraubenförmigen Rippen und den
inneren Cylinder gebildet ist und am Ende seinen Auslauf hat. Das Absichten des
Mehles erfolgt daher eigentlich nur durch die langsame Drehung des Sichters. Diese
Anordnung liefert dreierlei Producte, dürfte zu einer ordentlichen Absichtung des
Mehles unter den bei Centrifugalsichtern gebräuchlichen Maſsen aber nicht ausreichen.
Auch J. G. Hüßner in Schönberg,
Groſsh. Hessen (* D. R. P. Nr. 33197 vom 28.
December 1884) wendet doppelte Bespannung an; doch ist nach der
Patentbeschreibung der Raum zwischen beiden Sieben abgeschlossen, daher das dort
sich sammelnde Gut keinen Ausweg hat und die Möglichkeit des Sichtens bald zu Ende
sein muſs.
Bezüglich der Art der Bespannung der
Centrifugalsichter mit Seidengaze ist zu erwähnen, daſs Emil
Streitz in Freienwalde (* D. R. P. Nr. 33796 vom 8. April 1885) einen lockeren Bezug über einem Gitterwerke (Drahtgitter oder
parallel zur Cylinderachse lautenden Schnüren) anbringt. Der lockere Bezug wird sich
aber nicht, wie Streitz glaubt, durch wellenförmige Bewegungen selbst
abbeuteln, da zu diesen Bewegungen kein Grund vorhanden ist, sondern es wird im
losen Bezüge sich Mahlgut sammeln, gleichsam einen Sack bildend, und die vielen
Wellen der Patentzeichnung werden sich in eine einzige Ausbiegung für jedes Feld
verwandeln. Die Idee ist ganz verfehlt.
Fig. 8., Bd. 260, S. 107
Die Société anonyme pour les procédés bréretés de farinerie
Saint-Requier in Paris (* D. R. P. Nr. 29058 vom 2. März
1884) versieht die Enden der Gaze mit Blechstreifen, in welche Nieten
eingezogen sind, die über diesen Streifen hervorragen. Die Streifen aus biegsamem
Blech, wahrscheinlich dünnes Zinkblech, sind mittels den Gazerändern durch Nähen
verbunden. Solches Aufnähen kann mit Maschinen erfolgen. Die Spannung wird durch
Schnüre erzielt, wie dies Textfig. 8 zeigt. In
welcher Weise den beiden widersprechenden Bedingungen – äuſserst kleine Blechdicke,
damit das Nähen möglich ist, und genügende Blechdicke, damit die Nieten festsitzen –
entsprochen ist, darüber schweigt die Patentschrift und läſst der Vermuthung Raum,
daſs bei Anwendung dickeren Bleches der Rand vor dem Nähen gelocht wird, oder daſs
Blechstreifen in Verwendung stehen, deren Dicke an den Nietenreihen gröſser ist als
dort, wo genäht wird.
Lagerconstructionen bei Sichtern.
Eigenartig und der Besprechung werth ist die Wellenlagerung von Gust.
Darerio in Zürich (* D. R. P. Nr. 32003 vom 7. September
1884), welche durch die Fig. 8 und 9 Taf. 7 veranschaulicht
ist. Der Zweck dieser Lagerung, durch welche sowohl die Achse des Sichters, als der
Schlägerwelle richtig eingestellt werden kann, ist Erleichterung der Aufstellung.
Die Hohlachse des Sichtcylinders ruht beiderseits auf zwei Rollen r auf, welche lose auf feststellbaren Bolzen sitzen.
Der Bolzenhals, welcher die Rollen r trägt, ist
excentrisch zum Bolzenschafte, welcher sich in der Bohrung der Wand drehen und durch
Schraube und Mutter feststellen läſst. Durch diese Anordnung läſst sich die Achse
des Sichters so weit verstellen, als dies die Benutzung der Verstellbarkeit der
Rollen zuläſst. Die Achse der Schlägerwelle ist in der langen, guſseisernen
Lagerschale l gehalten und diese ihrerseits ist durch
zwei Schrauben s und s1 von oben und unten getragen, welche Schrauben
durch einen Ring R hindurchgehen, der seinerseits um
die Schrauben i und i1 drehbar ist. Hierdurch ist das Lager um ss1 und ii1 drehbar. Zum Zwecke
der Einstellung in der Achsenrichtung sitzen die Schrauben i und i1 in
den Augen der Bolzen o und o1, welche in den Kopfplatten des Sichters
verschiebbar und feststellbar sind.
Will. H. Dickey in Jackson,
Nordamerika (* D. R. P. Nr. 31054 vom 15.
Oktober 1884) hat Kugellager für die
Schlägerwelle angegeben.
Sichtmaschinen mit stehender Anordnung und
solche besonderer Form des Sichtcylinders. Sichtmaschinen mit lothrechter
Schlägerachse sind von der Stettiner Mühlenbauanstalt, Will.
Herm. Bernhardt (* D. R. P. Nr. 26332 vom 30. Mai 1883) und von L. J.
Scharbau in Hamburg (* D. R. P. Nr. 27303 vom 27. November
1883) angegeben. Bei ersterem Patente sind zwei feststehende
Siebcylinder, ein innerer und ein äuſserer, angewendet und wird demnach dreierlei
Product erhalten; doch ist es nicht möglich, daſs
hierbei ein gutes Sichten stattfindet, weil das Sichtgut, welches durch den Wurf der
Flügel durch das erste, lothrechte, cylindrische Sieb geschleudert wird, in dem
senkrechten ringförmigen Raume zwischen beiden Sieben groſsentheils niederfallen
wird, auch wenn es vermöge seiner Korngröſse durch das zweite Sieb gehen könnte.
Alle jene Theilchen, welche nicht in eine der Oeffnungen des zweiten Siebes fliegen,
prallen ab und fallen nieder, falls sie nicht am Siebe haften bleiben und dasselbe
verstopfen helfen.
Scharbau wendet einen wellenförmigen
Cylindermantel und wellenförmige Schläger an. Die Achsen beider haben lothrechte
Anordnung und drehen sich einander entgegen. Neu ist die Sache, aber empfehlenswerth
gewiſs nicht, weil die Vortheile der gröſseren
Sichtfläche überwogen werden von den Nachtheilen der Schwierigkeit der Bespannung
sowie der durch die Wellenform beförderten Verstopfung des Siebes.
Fig. 9., Bd. 260, S. 108
Rich. Zieger in Grabow a.
O. (* D. R. P. Nr. 25153 vom 27. Juni
1883) wendet bei wagerechter Anordnung der Achsen einen doppelt
kegelförmigen Sichter an (vgl. Textfig. 9). Die
Schläger laufen von der Einlaufseite bis zur Mitte parallel der Bespannung, von der
Mitte bis zur Auslaufseite parallel zur wagerechten Schlägerachse. Zieger will durch diese Einrichtung erreichen, daſs das
Sichtgut sich bis zur Mitte langsamer weiterbewegt, daher kräftiger ausgesichtet
wird, wo es am mehlreichsten ist, und daſs raschere Weiterförderung im zweiten
Theile der Maschine eintritt. Der Nutzen ist nicht einzusehen, aber die Bespannung
wird schwieriger.
Rüttelsiebe, Sauberer, Abreiter. Um
die Maschen dieser Siebe offen zu halten, wendet Franz
Schmied, früher Mühlenbesitzer in Langendorf bei Wien, eine Bürstenvorrichtung an, bei welcher eine Bürste langsam
in der Richtung der Bewegung des Sichtgutes über das Sieb streift, am Ende gehoben
wird und über dem Siebe frei zurückkehrt. Zu diesem Zwecke hangt die Bürste an einer
Achse, welche eine doppelte Schnurrolle und zwei kleine Zahnräder trägt und deren
Enden sich in zwei Nuthen bewegen. Wird die Rolle durch einen Schnurtrieb langsam
gedreht, so wälzen sich die Räder auf einer sogen. Mangelstange; die Entfernung der
beiden Nuthen entspricht der Hebung der Bürste.
C. Hedrich in Glauchau (* D. R. P. Nr.
27555 vom 18. August 1883) hat gleichfalls eine Bürstenvorrichtung für
Sauberer entworfen; er ordnet über und unter dem Siebe
mehrere Bürstenstäbe quer zur Längsrichtung an, verbindet diese Stäbe mit einem
gemeinsamen Rahmen und gibt demselben, parallel zur Siebfläche, Rückkehrbewegung.
Hierbei sind die oberen Bürsten so eingerichtet, daſs sie schräg stehende
Zwischenräume zwischen den Borstenbündeln aufweisen, durch welche das auf dem Siebe
liegende Sichtgut durchzugehen hat.
(Schluſs folgt.)