Titel: | A. Gontard's Abdampfapparat für Abfalllaugen u. dgl. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 498 |
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A. Gontard's Abdampfapparat für Abfalllaugen u.
dgl.
Mit Abbildungen.
A. Gontard's Abdampfapparat für Abfalllaugen u. dgl.
Bei Abdampfapparaten mit Oberfeuer, wie solche zur Wiedergewinnung von Chemikalien
aus Abwässern und Abfalllaugen angewendet werden, bringt A.
Gontard in Mockau bei Leipzig in den Pfannen in die Flüssigkeit
eintauchende, langsam umgedrehte Scheiben (vgl. * D. R. P. Kl. 6 Nr. 17935 vom 20.
August 1881) an und bietet damit den Feuergasen eine groſse, die rasche Verdunstung
fördernde Flüssigkeitsfläche. Ebensolche Scheiben brachte auch später E. Theisen in Leipzig bei Abdampfapparaten mit
Unterfeuerung für dickflüssigere Massen in Vorschlag (vgl. 1885 257 * 405). Die Gontard'sche
Einrichtung bewährt sich bereits bei verschiedenen Anlagen, indem nach Einbauung
solcher Scheiben in ältere Abdampfapparate mit Oberfeuer (vgl. Lutteroth 1884 253 * 504.
F. Siemens 1878 229 *
158) eine nicht unwesentlich höhere Leistung erzielt wird.
Fig. 1., Bd. 258, S. 499Fig. 2., Bd. 258, S. 499Die Textabbildungen veranschaulichen die Einrichtung bei einem Potaschenofen. Ueber der Abdampfpfanne liegen zwei
Achsen, welche von einer an dem Ofen entlang gelagerten Welle mittels Kegelräder in
langsame Drehung versetzt werden. Auf den Achsen stecken Scheiben, welche bis nahe
zur Mitte in die Flüssigkeit in der Pfanne tauchen. Die Scheiben können dabei gerade
oder schräg auf den Achsen befestigt sein, so daſs sie im letzteren Falle bei ihrer
Drehung die Flüssigkeit hin und her rühren. Ueber den Scheiben schlieſst sich eng
die Decke des Feuerkanales an, in Folge dessen die Heizgase durch die Zwischenräume
der sich mit der Flüssigkeit benetzenden Scheiben ziehen müssen, wobei ebenso wohl
die Wärme der Heizgase vollkommen ausgenutzt, als auch durch
die groſse Verdunstungsfläche ein rascheres Eindampfen erzielt wird. Die Scheiben aus
2 bis 4mm dickem Blech halten sich bei der steten
Netzung sehr gut.
In der Leipziger Wollkämmerei in
Leipzig wurden an einem Siemens sehen Abdampfofen (vgl.
1878 229 * 158) zur Wiedergewinnung der Potasche aus den
Wollwaschabwässern zur weiteren Ausnutzung der Wärme der Feuergase in der letzten
von denselben bestrichenen Pfanne zwei Achsen mit Gontard'schen Scheiben eingebaut und über deren Leistung Versuche angestellt. Bei diesem
Abdampfofen streichen die Feuergase vom Roste aus über die Calcinirpfanne von etwa
10qm Bodenfläche, unter einer dahinter
liegenden Abdampfpfanne hindurch, über dieselbe nach vorn, wobei sie die darüber
liegende dritte Pfanne von unten erwärmen, und ziehen schlieſslich über die letztere
in den Schornstein. Die drei Pfannen bieten den Feuergasen zusammen 96qm Berührungsfläche. Zur Eindampfung von 1cbm Flüssigkeit wurden dabei 135k eines Kohlengemisches benöthigt, welches aus
etwa ⅔ Bitterfelder Braunkohle und ⅓ Steinkohle bestand. Die in der obersten Pfanne
eingebauten Achsen mit Scheiben von 900mm
Durchmesser, von denen jede Achse 60 je 30mm weit
von einander abstehend erhielt, bieten nun eine weitere Verdunstungsfläche von etwa
90qm; die Scheiben bewegen sich mit 25
Umgängen in der Minute. Die Heizgase, welche vorher mit einer Temperatur von 250 bis
300° abzogen, haben bei Benutzung der Gontard'schen
Scheiben nur noch 100 bis 120° beim Abzüge in den Schornstein. Während vorher der
Inhalt der obersten Pfanne kochte und schäumte, so daſs öfter Schaum in den
Schornstein mit übergerissen wurde und somit Potasche verloren ging, verhindern
jetzt die Scheiben das Schäumen und schreitet das Eindampfen in der obersten Pfanne
so weit vor, daſs oft schon in der darunter liegenden Pfanne die Flüssigkeit zu
brennen anfängt, während früher die dicke Masse in der Calcinirpfanne erst 2 Stunden
nach der Beschickung Feuer fing. Zu diesem Feuerfangen trägt allerdings das Wollfett
des Abwassers viel bei und der noch beigemengte brennbare Schmutz unterhält die
Flamme wesentlich. Ist die dicke Masse auf der Calcinirpfanne ordentlich in Brand
gerathen, so wird das Feuer auf dem Roste nicht weiter unterhalten.
Vor Anbringung der Scheiben konnte der Ofen 30cbm Abwasser täglich abdampfen; mit den Gontard'schen Scheiben stieg die Leistung auf 45cbm. Der Kohlenverbrauch für 1cbm Abwasser stellt sich dabei nur noch auf 75k.